Affäre Mona - Gunter Woelky - E-Book

Affäre Mona E-Book

Gunter Woelky

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Beschreibung

Acht Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung, beginnt der um 25 Jahre ältere Hamburger PR-Profi Wollenberg eine Affäre mir der 20-jährigen Studentin Mona aus Dresden. Die Folgen: eine Kollision zweier Kulturen, das Scheitern einer Ehe und das Ende eines Lebens.

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Gunter Woelky

Affäre Mona

Ein spirituelles TV-Drehbuch

Gunter Woelky

Affäre Mona

Ein spirituelles TV-Drehbuch

25 Bilder; ca. 90 Minuten

Drehorte:

Hamburg-Pöseldorf

Alamo Road, Arizona

Yucca Valley, Kalifornien

Keitum, Sylt

Zeitfenster: ca. 1995

© 2020 Dr. Gunter Woelky

1. Auflage 2020

Umschlagbild vom Autor

Verlag und Druck: Tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb. dnb.de abrufbar.

978-3-347-02000-9 (Paperback)

978-3-347-02001-6 (Hardcover)

978-3-347-02002-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und Veröffentlichungen

AFFÄRE MONA

Ein spirituelles TV-Drehbuch

25 Bilder; ca. 90 Minuten

Drehorte:

Hamburg-Pöseldorf

Alamo Road, Arizona

Yucca Valley, Kalifornien

Zeit: ca. 1995

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1. Bild: Abend/innen: Ehepaar Wollenberg in dessen Wohnung. Küche, Essecke. Gutsituiertes Ambiente, aber nicht reich. Gäste: ein befreundetes Ehepaar, Cornelia und Frank Philips. Fröhliche Stimmung. Gespielt wird Monopoly.

FRANK PHILIPS (liest eine Spielkarte vor): Du kommst aus dem Gefängnis frei, o nein, nicht schon wieder!

CORNELIA PHILIPS: Dreimal aussetzen, mein Lieber! Da könntest du gleich mal eine Flasche Wein öffnen. Damit wir als Gäste auch mal was tun.

PHILIPS: Habe ich ja gesagt, dass das ein blödes Spiel ist. Kein Mensch spielt das noch.

WOLLENBERG: Muss ja auch niemand. Ist ja längst kein Spiel mehr, sondern Realität, die auch Arbeiter, kleine Angestellte und Sozialisten zu Immobilienbesitzern werden lässt. Wenn das Bismarck wüsste.

CORNELIA: Vorsicht. Jetzt kommt Bildung!

KRISTINA WOLLENBERG: Bismarck sitzt jetzt im Himmel und erkennt warum seine Sozialistengesetze falsch waren. So einfach ist das mit der himmlischen Gerechtigkeit.

PHILIPS: Falls er tatsächlich im Himmel sitzt und nicht in der Hölle.

CORNELIA: Bismarck in der Hölle? Das ist vollkommen ausgeschlossen!

PHILIPS: Richtig. Weil es die nicht gibt.

WOLLENBERG: Wer will das so genau wissen? Es wäre doch möglich…

KRISTINA (unterbricht): Rede nicht, Niklas. Hole du den Wein!

CORNELIA: Nein, er muss würfeln. Frank, geh’ du doch mal!

KRISTINA: Also gut, ich übernehme das jetzt.

Kristina geht hinaus, um den Wein zu holen.

WOLLENBERG: Frank, gib mir doch mal eine von deinen köstlichen Zigaretten.

PHILIPS: Ich dachte, du rauchst nicht mehr.

WOLLENBERG: Tue ich ja auch nicht. Nur manchmal. Jetzt zum Beispiel.

Philips reicht Wollenberg die Schachtel und bietet eine Zigarette an. Wollenberg steckt sich eine an.

WOLLENBERG: Ohne Filter! Wunderbar. Wer war dran? Ach ja, immer der, der fragt.

Wollenberg würfelt und beginnt zu setzen. Währenddessen kommt Kristina mit zwei Flaschen Wein zurück. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich plötzlich, die Entspannung weicht.

KRISTINA (entsetzt): Niklas, du rauchst?

WOLLENBERG: Ist doch nicht so schwer zu erkennen, oder?

KRISTINA (laut): Was ist das für eine blöde Antwort?! Wir haben die Vereinbarung getroffen, dass du nicht mehr rauchst. Hast du das vergessen?

WOLLENBERG (ruhig): Entschuldige mal, ich habe gar nichts vergessen!

KRISTINA: Es ist eine Vereinbarung, hörst du! Du hast es versprochen.

KRISTINA (knallt den Wein auf den Tisch und brüllt Wollenberg an): Ich erwarte von dir, dass du Verabredungen einhältst. Jedenfalls die, die du mit mir hast. Damit das klar ist. Ich hasse gebrochene Übereinkünfte, und du weißt das.

WOLLENBERG (betreten): Entschuldige, ich habe eine Zigarette angezündet, nicht das Haus.

KRISTINA (noch lauter): Darum geht es nicht. Du hast eine Übereinkunft zwischen uns zunichtegemacht. Kapierst du das nicht?

Cornelia und Frank Philips sehen der Auseinandersetzung schweigend zu. Philips beschäftigt sich nebenher mit den Weinflaschen, Cornelia mit dem Monopolyspiel, indem sie peinlich berührt die Spielfiguren hin und her schiebt. Wollenberg steht nach einigen Sekunden auf vom Stuhl und verlässt den Raum.

PHILIPS: Und nun?

KRISTINA (immer noch verärgert): Keine Sorge, der kommt gleich wieder. Schenke du bitte ein. Ich möchte Weißwein.

CORNELIA: Glaubst du nicht, Kristina, dass du etwas zu heftig reagierst? Ich meine, er hat eine geraucht, nicht etwa jemanden umgebracht oder so.

KRISTINA: Das spielt keine Rolle, versprochen ist versprochen.

CORNELIA: Hör mal, es ist doch nun wirklich ein Unterschied, warum man …

PHILIPS (unterbricht): Ich weiß, was Kristina meint. Es geht ums Prinzip. Und das heißt: Verabredungen sind verpflichtend und bindend und daher einzuhalten.

KRISTINA: So ist es, und zwar bis Blut kommt, das sage ich euch!

Wollenberg kommt wieder herein, setzt sich.

WOLLENBERG: Wer war dran? Ach richtig, ich, und wie!

Er würfelt heftig. Während er die Würfel in den Händen schüttelt, zoomt die Kamera close-up auf seine Augen.

2. Bild: Tag/innen, Uni-Hörsaal.

WOLLENBERG (am Pult des Hörsaals. Volles Auditorium. Wollenberg hält einen Vortrag): Wir kommen zum Schluss, meine Damen und Herren. Nietzsche hat dem Intuitiven, Emotionalen und Rauschhaften innerhalb seiner Darstellung des Dionysischen nicht nur aus dramaturgischen oder gar methodologischen Gründen mehr Raum gegeben, sondern vielmehr, um der aufkommenden Rationalität seiner Zeit etwas entgegenzusetzen. Sie sehen also, wie aktuell Nietzsche noch heute ist. Oder wieder. Die andere, die apollinische Seite des Tragischen hat einen versöhnenden Charakter. Sie bewahrt den Menschen vor Resignation und Verzweiflung, vor dem Rückfall in eine barbarische Kultur. Wäre die … Musik…

Wollenberg erblickt inmitten der Hörerschaft die Studentin Mona. Er kommt ins Stocken und verspricht sich.

WOLLENBERG (sieht ein bisschen verstört aus): Also wäre die Musik, die apollinische Musik … äh … wäre die Musik…

Wollenberg blickt zu Mona, die ihn lächelnd anschaut.

WOLLENBERG (stottert): Meine Damen und Herren, ich denke, das genügt für heute. Wir … machen nächste Woche weiter mit Nietzsches … Auffassung zur Musik … und kommen dann … zum Fall Richard Wagner … ich danke Ihnen.

Die Studenten klopfen auf die Pulte des Hörsaals. Wollenberg sammelt sein Manuskript zusammen. Er blickt dabei auf Mona, die, während die anderen Studenten aufstehen, sitzen bleibt. Sie lächelt, er bleibt ernst und sieht Mona an.

Wollenberg verlässt etwas überhastet den Hörsaal. Draußen angekommen lehnt er sich mit dem Rücken gegen eine Wand und blickt zum Himmel.

WOLLENBERG (zu sich selbst): Was wird hier gespielt? Bin ich noch bei Sinnen? Jetzt fehlt nur noch, dass sie Mona heißt. Nein, ich werde sie nicht fragen. Ich werde stattdessen…

Mona kommt aus dem Hörsaal und geht auf Wollenberg zu.

MONA: Herr Wollenberg – Sie sind doch Dr. Wollenberg?

Wollenberg blickt sie nicht an. Stattdessen schaut er auf seine Schuhe.

WOLLENBERG (mehr zu sich selbst): Wenigstens das dürfte noch stimmen. (Zu Mona): Unter der Voraussetzung, dass ich noch derselbe bin wie der, der ich eben in der Vorlesung zu sein gedachte, und dass sich inzwischen nichts Wesentliches verändert hat, was mir möglicherweise hätte entgangen sein können, ja, unter dieser Voraussetzung darf ich mit einiger Gewissheit annehmen, Niklas Wollenberg zu sein, richtig. Und in wessen Vorlesung waren Sie gerade?

MONA (leicht irritiert): Äh … entschuldigen Sie, ich wollte nicht stören! Ich wollte nur wissen, ob Sie vielleicht nächstes Mal die Literaturlisten verteilen könnten. Sekundärliteratur. Ich konnte Ihre erste Vorlesung nicht besuchen und bin heute auch erst kurz vor Schluss dazugekommen.

WOLLENBERG (erst leise zu sich): Die Stimme! (Dann lauter zu Mona): Sie sind Mona, oder? Ihren Nachnamen weiß ich leider nicht.

MONA: Mona genügt. Woher wissen Sie, wie ich heiße?

WOLLENBERG: Da haben Sie recht, Mona genügt. Mehr als Sie denken.

MONA (irritiert): Ich verstehe Sie nicht?

WOLLENBERG: Macht nichts. Mona, dem Verstehen des Menschen sind Grenzen gesetzt, und es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.

MONA: Der Shakespeare. Alter Hut. Aber hieß es nicht wörtlich …?

WOLLENBERG (unterbricht): Danke Ihnen, ich werde an die Literaturliste denken. Wiedersehen.

Wollenberg wendet sich ab, um zu gehen, Mona geht, einen kleinen Abstand haltend, ihm hinterher. Wollenberg dreht sich einen Moment später um, geht langsam wieder auf sie zu, bleibt stehen, schaut sie an. WOLLENBERG: Sie tragen heute blaue Jeans, sonst tragen Sie doch immer gern schwarz/rot, oder?

MONA: Ja, aber woher wissen Sie das?

WOLLENBERG: Ach, nur so eine Idee. Ich glaube, schwarz/rot stünde Ihnen gut. Gehen Sie mit mir einen Kaffee trinken? In der Mensa? Ich lade Sie ein.

MONA (lacht): Sie können es sich ja sicher leisten, Herr Wollenberg. Aber können Sie den Kaffee auch zügig zapfen, ohne den Automaten zu verwirren?

Wollenberg und Mona verlassen das Hörsaalgebäude und gehen Richtung Mensa.

3. Bild: Tag/außen, Arizona, USA. Wollenberg und Kristina sind mit einem Cabrio unterwegs. Schönes Wetter, blauer Himmel. Die Straße zieht sich schnurgerade durch die Landschaft, links und rechts sind Kakteen zu sehen. Lange, langsame Einstellung der vorbeigleitenden Landschaft. Wollenberg liest die Karte. Kristina fährt. Wollenberg sieht ein Schild mit dem Straßennahmen New Alamo Road.

WOLLENBERG (blättert plötzlich wild in der Karte, dann sagt er ganz ruhig): Wir haben uns verfahren. Wir sind falsch. Völlig falsch. Fast hundert Meilen daneben. Wie kann das angehen?

KRISTINA (presst erst die Lippen zusammen. Kleine Pause, brüllt dann los): Was ist das für eine Scheiße, zweihundert Kilometer umsonst, zweihundert Kilometer!