Afrika zwischen Fluch und Segen - Michael Ghanem - E-Book

Afrika zwischen Fluch und Segen E-Book

Michael Ghanem

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Beschreibung

Afrika ist der Kontinent, der gleichzeitig reich an Menschen und Ressourcen und auf der anderen Seite voller politischer und wirtschaftlicher Risiken ist. Die Entwicklung Afrikas ist eine Schicksalsfrage für die gesamte Weltbevölkerung. Dafür ist vor allem die Versorgung mit Wasser entscheidend. Wasser bedeutet Leben und die Versorgung ist vor allem in unterentwickelten Ländern und in Afrika kritisch. Die damit verbundenen wirtschaftlichen und politischen Probleme betreffen die gesamte Welt. In Afrika hat die Wüste ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Der Autor, der immerhin 5 Jahre lang intensiv in über 300 Projekten über Wasserbeschaffung, -verteilung und Bewässerung gearbeitet hat, ist erstaunt und empört über die Verschlechterung der Zustände innerhalb der letzten 35 Jahre. Es sind erhebliche Mittel in die Finanzierung von Wasserprojekten in Afrika geflossen und trotzdem nahm die Unterversorgung der Menschen mit Wasser und Trinkwasser sowie die Verschlechterung der Abwasseranlagen inflationär zu. Dies ist zwar teilweise durch die Bevölkerungsexplosion in Afrika bedingt, aber auch durch verfehlte Politik der reichen Länder und des Westens sowie eine verheerende politische Elite, die sich den größten Teil des Reichtums Afrikas aneignet und wieder zu ihrem persönlichen Vorteil in die entwickelten Länder transferiert. Die Verschärfung von Wassergewinnung, Verteilung und Abwasserentsorgung in Afrika ist für die Zukunft Europas ein existenzielles Problem, denn bis 2050 wird die Bevölkerung in Afrika auf ca. 2,5 Milliarden Menschen wachsen. Die Wüste der Sahelzone wird sich verdoppeln, es werden circa eine Milliarde Menschen unter Wassermangel leiden und wenn nur 5% fliehen würden, wären dies 50 Millionen Afrikaner, die nach Europa kommen wollen. Dies wird und kann das Mittelmeer nicht aufhalten. Es ist also dringend ein Wassermanagement nötig, orientiert an den Bedürfnissen und Entwicklungen des Kontinents, welches durch Europa finanziert wird.

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Seitenzahl: 349

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Dieses Buch ist allen Mahnern und einsamen Rufern gewidmet, denen das Wohlergehen unserer Gesellschaft am Herzen liegt. Jeder kritische Geist ist einsam und gehört zu einer Minderheit. Die Minderheit von heute kann jedoch die Mehrheit von morgen sein.

Dieses Buch ist besonders meiner Frau Marlene gewidmet für ihre kritischen und klugen Ratschläge, die mich mein Leben lang begleitet hat und die mir stets eine gute Ratgeberin war.

Bonn, im Februar 2019

Michael Ghanem

„Die Gedanken sind frei“

Afrika zwischen Fluch und Segen

Teil 1:

Wasser

© 2019 Michael Ghanem

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

978-3-7482-8036-1 (Paperback)

978-3-7482-8037-8 (Hardcover)

978-3-7482-8038-5 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Die verwendeten Abbildungen sind bei iStock und Statista lizensiert.

Titelbild: iStock-817045128.jpg

Dies ist Band 1 der Reihe zum Thema Afrika

Band 2: Frauen und Bevölkerungsentwicklung

Band 3: Kinder und Bildung

Band 4: Wirtschaft und Entwicklung

Band 5: Afrika als Chance

Über den Autor:

Michael Ghanem

https://michael-ghanem.de/

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik, arbeitete viele Jahre bei einer internationalen Organisation, davon fünf Jahre weltweit in Wasserprojekten, sowie einer europäischen Organisation und in mehreren internationalen Beratungsunternehmen.

Er ist Autor von mehreren Werken, u.a.

„Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz”

„Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 1: Angela Merkel – Eine Zwischenbilanz“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 2: Politisches System – Quo vadis?“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 3: Gesellschaft - Bilanz und Ausblick

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 4: Deutsche Wirtschaft- Quo vadis?“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 5: Innere Sicherheit- Quo vadis?“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 6: Justiz- Quo vadis?“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 7: Gesundheit- Quo vadis? Band A, B und C“

„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 8: Armut, Alter, Pflege - Quo vadis?“

„Eine Chance für die Demokratie“

„Deutsche Identität – Quo vadis?

„Sprüche und Weisheiten“

„Nichtwähler sind auch Wähler“

„AKK – Nein Danke!

Bonn, im Februar 2019

Inhaltsverzeichnis

1.Vorwort

2. Afrika

3. Afrikas Bevölkerung

3.1 Weltbevölkerung

3.2 Kontinent

4. Die Wüsten

4.1 Vorbemerkung

4.2 Die Wüste

5. Wasser ist Leben

6. Wasservorkommen auf der Erde

6.1 Wasserverfügbarkeit

6.2 Wasserverteilung

7. Menschenrecht Wasser

7.1 Zur Begründung eines Menschenrechts auf Wasser

7.2 Wasser ist Menschenrecht – Die Sicht der Unicef

7.3 Wir müssen mehr tun!

8. Wasserverbrauch

8.1 Wasserverbrauch

8.2 Wasserverbrauch in der Welt

8.3 Wasserverbrauch im Ländervergleich

8.4 Wasserbilanz

8.5 Virtuelles Wasser

8.5.1 Wasser pro Lebensmittel

8.5.2 Virtuelles Wasser: Rundgang durch ein Zuhause

8.5.3 Der Wasser-Fußabdruck

8.5.4 Der Wasserfußabdruck von Deutschland..

8.5.5 Einfluss von Produktions- und Umweltfaktoren am Beispiel Rindfleisch

8.6 Wasser und Industrie

8.7 Wasserverbrauch im zeitlichen Vergleich

8.8 Wasserverbrauch in reichen Ländern

8.9 Wasserverbrauch in armen Ländern

8.10 Wasserverbrauch als Gradmesser des Reichtums

8.11 Bedürfnisse und Ressourcen

8.11.1 Vorbemerkung

8.11.2 Bedürfnisse und Ressourcen nach Ländern

9. Wasserknappheit

9.1 Wasserprobleme und Klimawandel in Afrika

9.2 Wasserknappheit auf der Welt

9.3 Wasserkrisen

9.4 Wasserversorgung

9.5 Wasseraufbereitung

9.5.1 Heute 7 Milliarden Menschen – bald 10 Milliarden

9.5.2 Was tun?

9.6 3,6 Milliarden Menschen sind von Wasserknappheit betroffen

10. Wasserverteilung

11. Klimawandel und Wasserprobleme in Afrika

11.1 Land und Bevölkerung

11.2 Wasserressourcen

11.3 Unsichere Niederschläge und Wassermangel

11.4 Wasserressourcen und Klimawandel

11.5 Beispiele aus Afrika

12. Welche Rolle spielt der Eingriff des Menschen in die Natur?

12.1 Vorbemerkung

12.2 Die Staudämme

12.2.1 Türkei

12.2.2 Äthiopien

12.2.3 Afrikas leistungsstärkste Staudämme

12.2.4 China

12.2.5 Indien

13. Kommerzialisierung des Wassers

13.1 Nestle-Machenschaften

13.2 Resumée

13.3 Der Wasserpreis

13.4 Wasserknappheit

14. Liste der Länder nach Wasserressourcen

15. Kriege um Wasser?

16. Wasserverschwendung

17. Wasserverschmutzung - Quo vadis?

18. Probleme des Wassers in Deutschland

19. Wasser für die Fischerei

20. Wasser als Energiequelle

21. Wasser für die Industrie

22. Bewässerung

23. Trinkwasser

24. Wasser im Haushalt

25. Wasser und Krankheiten

26. Krankheitsüberträger

27. Wasser für Lebensmittel

28. Enteignungen für Wasser

29. Transport und Freizeit

30. Wasserverschmutzung

31. Beschädigte Wasserwege

32. Wasser zu welchem Preis?

33. Wassermanagement

34. Bedrohte Umwelt

35. Entwicklungsziele

36. Internationale und nationale Verträge

37. Abwasserentsorgung

38. Unfähige Elite zerstört unsere Lebensgrundlage

39. Wasser - Weltmacht?

40. Warum scheitern die Projekte für Wassergewinnung, -verteilung, -versorgung und Bewässerung in Afrika so oft?

41. Wasser als Waffe in Kriegen und Bürgerkriegen

42. Fazit

43. Epilog

44. Literaturverzeichnis

1.Vorwort

Wasser bedeutet Leben. Diese Lebensgrundlage ist besonders in unterentwickelten Ländern und in Afrika bedroht. In Afrika hat die Wüste ein Ausmaß erreicht, das besorgniserregend ist. Der Autor, der immerhin 5 Jahre intensiv an über 300 Projekten über Wasserbeschaffung, -verteilung und -Bewässerung gearbeitet hat, ist erstaunt und verwundert über die Verschlechterung der Zustände innerhalb der letzten 35 Jahre. Es sind erhebliche Mittel in die Finanzierung von Wasserprojekten in Afrika geflossen und trotzdem nahmen die Unterversorgung der Menschen mit Wasser und Trinkwasser und die Verschlechterung der Abwasserlagen inflationär zu.

Dies ist zwar teilweise durch die Bevölkerungsexplosion in Afrika bedingt, aber auch durch die verfehlte Politik der reichen Länder des Westens sowie durch die Verfehlungen einer verheerenden politischen Elite, die sich den größten Teil der Ressourcen und des Eigentum Afrikas aneignet und wieder in die entwickelten Länder transferiert.

Der Autor hat sich sehr schwergetan, um diese Problematik befreit von Emotionen so gut wie möglich darzustellen. In seinen diesem Buch vorangegangenen Ausführungen ist Wasser als Weltmacht angesehen worden. Die beschriebenen Probleme und Prinzipien gelten für die gesamte Welt.

Afrika ist lediglich einer der Brennpunkte dieser Welt. Der Autor wird auch grob die Gründe skizzieren, warum alle Projekte, die er betreut hat spätestens nach 4-5 Jahren gescheitert sind. Der Autor versichert jedoch, dass er für seine Ausführung lediglich öffentlich zugängliche Informationen benutzt hat und nicht auf Informationen aus seinem beruflichen Werdegang zurückgegriffen hat.

2. Afrika

Fläche

30.221.532 km²

Bevölkerung

ca. 1,3 Milliarden

Bevölkerungsdichte

30,51 Einwohner/km²

Länder

551

Zeitzonen

UTC−1 (Kap Verde)bis UTC+4(Mauritius und Seychellen)

Afrika ist einer der Kontinente der Erde. Seine Fläche von 30,2 Millionen km² entspricht etwa 22 % der gesamten Landfläche des Planeten, er hat eine Bevölkerung von circa 1,3 Milliarden Menschen (2017).2 Damit ist er sowohl nach Ausdehnung wie nach Bevölkerung der zweitgrößte Erdteil nach Asien. Nahezu alle afrikanischen Staaten sind Mitglied der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union. Der Kontinent ist überwiegend ländlich und durch hohe Geburtsraten geprägt, welche durch die Modernisierung sinken. Durch die seit etwa 1950 stark steigende Urbanisierung wohnen immer mehr Afrikaner in städtischen Gebieten. Einige afrikanische Städte gehören zu den weltgrößten Ballungsräumen, darunter Kairo, Lagos, Kinshasa, Johannesburg, Luanda und Alexandria.

Entsprechend der „Out-of-Africa-Theorie“ gilt Afrika als die „Wiege der Menschheit“, wo im Zuge der Hominisation die Entwicklung zum anatomisch modernen Menschen Homo sapiens stattfand. Eine der frühesten Hochkulturen der Menschheit bildete sich im Alten Ägypten. Über die Jahrtausende entstanden auf dem Kontinent verschiedene „Großreiche“ wie das Kaiserreich Abessinien. Der Sklavenhandel mit den afrikanischen Reichen seit dem 16. Jahrhundert und die spätere Kolonisation durch europäische Staaten („Wettlauf um Afrika“) führten zu einer teils Reißbrett-artigen Gebietsaufteilung. Diese wurde im Zuge der Dekolonisation ab der Mitte des 20. Jahrhunderts von vielen neu gebildeten afrikanischen Staaten übernommen. Die heterogenen Völker Afrikas hatten traditionell andere Siedlungsgebiete, was zu verschiedenen Konflikten und Kriegen um Territorial-, Rohstoff- und Machtansprüche beiträgt.

Während die meisten Länder Afrikas lange autokratisch regiert wurden, setzten sich ab dem späten 20. Jahrhundert häufiger demokratische Bewegungen durch, wobei die Region Afrika seit Beginn der Demokratiemessungen am schlechtesten abschnitt. Armut, Hungersnöte, Kindersterblichkeit und Gesundheitsprobleme konnten durch Bildung, wirtschaftliche, medizinische und infrastrukturelle Fortschritte in den letzten Jahrzehnten erheblich verringert werden. Die Bedeutung der Staaten Afrikas in der Weltwirtschaft ist nach BIP bis auf einige Ausnahmen wie Südafrika, Nigeria,Ägypten, Algerien, Angola und Marokko noch gering. Mehrere afrikanische Länder zählen seit Beginn des 21. Jahrhunderts jedoch zu den weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften. Die Rohstoffe und die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Kontinents sind von zunehmender Bedeutung für die afrikanischen Länder wie auch mit ihnen handelnde Industrie- und Schwellenländer.

Die Geographie und Natur Afrikas sind vielfältig, es gibt eine große Anzahl von naturgeschützten Nationalparks. Das afrikanische UNESCO-Welterbe ist umfassend.

Etymologie

In der Antike bezeichnete der lateinische Name Africa nur das Gebiet der gleichnamigen römischen Provinz im heutigen Tunesien um Karthago. Der Kontinent (zunächst nur Nordafrika westlich des Nils) wurde in der Antike oft Libya genannt. Der Name Africa wurde vom römischen Senator und Feldherrn Scipio Africanus erstmals verwendet und ist vom lateinischen Wort Afer (Plural: Afri) abgeleitet, was so viel wie „Afrikaner, Punier“ bedeutet und seinerseits von einem einheimischen Stamm abgeleitet sein könnte. Andere Deutungsvarianten bezogen den Volksnamen Afer auf das hebräischen ʿafar („Staub“), das griechische aphrike („unkalt“) oder das lateinische aprica („sonnig“).

Geographie

Afrika ist im Norden vom Mittelmeer, im Westen vom Atlantik, im Osten vom Indischen Ozean und dem Roten Meer umgeben. Die Küstenlänge beträgt 30.490 km, was gemessen an der großen Fläche relativ wenig ist. Die einzige Landverbindung zu anderen Festlandmassen besteht zu Eurasien an der Stelle der Sinai-Halbinsel, die zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel liegt. Europa liegt Afrika an der Straße von Gibraltar und der Straße von Sizilien am nächsten. Der südlichste Punkt Afrikas ist Kap Agulhas auf 34°50' Süd. Der afrikanische Erdteil ist nur wenig gegliedert; er hat weniger Inseln und Halbinseln als alle anderen Kontinente.

Durch seine Lage beiderseits des Äquators und seine kompakte Form besitzt Afrika die größte zusammenhängende Landmasse der Tropen. 75 % der Fläche Afrikas liegen innerhalb der Wendekreise, die die mathematische Tropengrenze bilden. Der größte Teil Zentral- und Westafrikas ist von tropischem Regenwald bedeckt; das Kongobecken ist nach Amazonien das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Erde. Um die Wendekreise sind große Wüsten entstanden, die sich durch Desertifikationausbreiten; die Sahara im Norden wird nur durch die Flussoase des Nil unterbrochen, im Süden befinden sich die Namib als Nebelwüste und die Kalahari als Trockensavanne. Südlich der Sahara (Sahelzone) und in Ostafrika bis Südafrika hinunter befinden sich riesige Savannengebiete. Im Bereich zweier jährlicher Niederschlagsmaxima breiten sich die Trockenwälder und Feuerökosysteme aus, beispielsweise Mopane, Miombo oderChipya-Vegetation. Südostafrika ist durch den Einfluss des Monsuns und die großen Täler von Sambesi und Limpopo fruchtbarer.

Der kleinste Staat auf dem Festland, Gambia, ist etwa so groß wie Zypern und der größte, Algerien, ungefähr siebenmal so groß wie Deutschland. Die größte Insel ist Madagaskar, die vor der Südostküste Afrikas im Indischen Ozean (Indik) liegt.

Gliederung

Die folgende Unterteilung Afrikas in Regionen3 wird neben anderen von der UN-Statistikbehörde UNSD verwendet:

• Nordafrika

• Westafrika

• Zentralafrika

• Ostafrika

• Südliches Afrika (zur Unterscheidung vom Staat Südafrika abweichend von den anderen Regionen benannt)

• Gewässer

Stillgewässer

Es gibt zwei grundlegende Typen von Seen. Zum einen die Beckenseen, die sich flach und weit ausstrecken und ihre Größe durch Verdunstung sehr stark verändern. Ein Beispiel dafür ist der Tschadsee. Zum anderen die Grabenseen, die im Ost- und Zentralafrikanischen Graben liegen und sehr tief sind, dafür aber lang und schmal. Beispiele dafür sind der Malawisee oder der Tanganjikasee.

Fließgewässer

Es gibt auch zwei Arten von Flüssen in Afrika, die einen speisen Beckenseen, sie haben kein großes Gefälle und eine geringe Fließgeschwindigkeit, z. B. der Schari, der den Tschadsee speist, oder der Okavango, der im Okavangodelta versickert und verdunstet. Auf der anderen Seite gibt es die Flüsse, die in das Meer münden, sie weisen ein hohes Gefälle auf und haben dadurch eine hohe Fließgeschwindigkeit, Beispiele sind der Nil, der in das Mittelmeer mündet, Niger, Kongo und Oranje, die in den Südatlantischen Ozean münden, oder der in den Indischen Ozean mündende Sambesi.

Der längste Strom Afrikas und zugleich der längste oder zweitlängste Fluss der Erde, da die Länge des Amazonas – je nach Definition – zwischen 6.500 Kilometer und 6.800 Kilometer angegeben wird, ist der Nil mit 6.671 km. Er mündet in das Mittelmeer.

Am Oberlauf des Nils liegt der Victoriasee (68.870 km²), der größte See Afrikas und nach dem Kaspischen Meer und dem Oberen See der flächenmäßig drittgrößte See der Erde.

Der zweitlängste Fluss Afrikas und der wasserreichste des Kontinents ist der Kongo mit 4.374 km. Er mündet in den Südatlantik.

Ein rechter Nebenfluss des Kongos ist die rund 350 km lange Lukuga, der einzige Abfluss des ostafrikanischen Tanganjikasees. Dieser ist mit 1.470 m nach dem Baikalsee der zweittiefste See der Erde.

Der Niger ist nach dem Nil und dem Kongo mit 4.184 km Länge der drittlängste Fluss bzw. Strom in Afrika. Nach Verlassen des Kainji-Stausees mündet der Niger in den Südatlantik. Sein Einzugsgebiet beträgt 2.261.763 km².

Der Sambesi ist mit 2.736 km der viertlängste Fluss in Afrika und der größte afrikanische Fluss, der in den Indischen Ozean fließt. Das Einzugsgebiet umfasst 1.332.574 km², was etwa der Hälfte des Nil-Einzugsgebietes entspricht.

Der Malawisee mit 29.600 km² zählt mit 706 m zu den tiefsten Seen in Afrika. Sein Abfluss ist der Shire-Fluss, der nach 402 km in den Sambesi mündet.

Grundwasser

Die Grundwasserkarte von Afrika, die das British Geological Survey (BGS) veröffentlichte, zeigt, dass in den meisten bewohnten Gebieten das Wasser sogar mit Handpumpen an die Oberfläche gefördert werden könnte.45

Gebirge und Berge

Im Nordwesten Afrikas zieht sich das geologisch junge Atlas- bzw. Maghreb-Gebirge durch die Staaten Marokko, Algerien und Tunesien, das zusammen mit den Alpenim Zuge der Annäherung der afrikanischen an die eurasische Platte entstanden ist.

Durch den Osten Afrikas zieht sich der Große Afrikanische Grabenbruch, welcher die Fortsetzung des Grabenbruchs unter dem Roten Meer ist und auf eine Abspaltung des Horns von Afrika und Arabiens vom Rest Afrikas hindeutet. Der dabei entstehende Vulkanismus hat unter anderem das Kilimandscharo-Massiv, das höchste Bergmassiv Afrikas, das Ruwenzori-Gebirge und das Mount-Kenya-Massiv geschaffen. Im weiteren Verlauf des Grabenbruchs liegen Turkana-See, Kiwusee, Tanganjikasee und Malawisee sowie der Unterlauf des Sambesis.

Die fünf höchsten Gebirge bzw. Bergmassive mit ihrem jeweils höchsten Berg

Gebirge

Berg

Höhe

Staat

Kilimandscharo-Massiv

Kibo (Uhuru Peak)

5895 m

Tansania

Mount-Kenya-Massiv

Batian

5199 m

Kenia

Ruwenzori-Gebirge

Margherita Peak

5109 m

DR Kongo und Uganda

Hochland von Abessinien

Ras Daschän

4533 m

Äthiopien

Virunga-Vulkane

Karisimbi

4507 m

Ruanda, DR Kongo und Uganda

Außerdem zählen der Atlas mit dem Toubkal (4165 m) in Marokko, der Mount Meru (4562,13 m), ein Inselberg in Tansania und der Kamerunberg (4095 m), ein Inselberg in Kamerun, zu den höchsten Gebirgen, Bergmassiven bzw. Bergen des Kontinents.

Geologie

Der größte Teil Afrikas besteht aus sehr alten (präkambrischen) Plattformen, die zumeist von jüngeren Sedimenten der Karoo-Supergruppe überdeckt sind.

Geologisch gehört die Arabische Platte zu Afrika, womit Afrika im Nordosten vom Taurusgebirge im Süden der Türkei und vom Zāgros-Gebirge im Westen des Iransbegrenzt wird.

Vegetation und Tierwelt

Die wichtigsten Vegetationsgebiete des afrikanischen Kontinents stellen einerseits die Regenwälder West- und Zentralafrikas, andererseits die drei großen Wüstengebiete und drittens die dazwischen liegenden Savannen- und Trockenwaldgebiete dar. Dabei ist der zentralafrikanische Regenwaldblock im Bereich des Kongobecken von den Regenwäldern an der Südküste Westafrikas isoliert. Die drei wichtigsten Wüsten beziehungsweise Halbwüsten sind die Namib im Süden, die Sahara im Norden und die Halbwüstengebiete am Horn von Afrika, die jedoch mit der Sahara in Verbindung stehen. Innerhalb der Savannen wird meist zwischen Feuchtsavannen-Waldmosaiken und Trockensavannen unterschieden, die wiederum durch ausgedehnte Waldsavannen voneinander getrennt sind. Diese Waldsavannen werden im Südosten als Miombo, im Nordwesten als Doka bezeichnet. Nördlich der Sahara treten darüber hinaus auch mediterrane Vegetationsformen auf. Typische Hochgebirgsvegetation findet man in Nordafrika im Atlasgebirge, im äthiopischen Bergland sowie vor allem in zahlreichen, teilweise isolierten Bergmassiven Ostafrikas, wie Kilimandscharo, Mount-Kenya-Massiv und Ruwenzori-Gebirge. Eine Besonderheit stellt das Kapgebiet dar, das durch besonderen Artenreichtum auffällt und ein eigenes Florenreich darstellt. Eine weitere besondere Vegetationsform sind die südafrikanischen Karoo-Steppen.6

Afrika beherbergt zwei Zoogeographische Regionen. Den Großteil bedeckt dabei die Afrotropische Region, die den ganzen Kontinent südwärts der Sahara umfasst, während die Teile nördlich der Sahara der Paläarktischen Region zugeschlagen werden. Dies liegt an zahlreichen Arten Nordafrikas, die auch in Europa und Nordasienvorkommen oder dort nahe Verwandte besitzen. Dazu zählen etwa der Berberhirsch (eine Unterart des Rothirsches) und der mittlerweile ausgestorbene Atlasbär. Die Tierwelt Afrikas, insbesondere südlich der Sahara zeichnet sich vor allem durch einen großen Artenreichtum an Großsäugern aus. Die größten Landsäugerarten des Kontinents sind Afrikanischer Elefant und Waldelefant, Flusspferde und Nashörner. Weitere typische Großtiere stellen Kaffernbüffel,Giraffen, Zebras, zahlreiche Antilopen- und Duckerarten sowie verschiedene Schweine dar. Im Gebiet der Danakilwüste kommen außerdem noch Restbestände des afrikanischen Wildesels, in den Gebirgen Nordafrikas Steinböcke und Mähnenschafe vor. Auch Großraubtiere sind durch Löwen, Leoparden, Geparden, Hyänen und Wildhunde reichhaltig vertreten. Kleinere Räuber sind durch den Erdwolf, verschiedene Schleichkatzen, Mangusten, Katzen, Füchse, Schakale und einige Marder, wie den Honigdachs vertreten. Insbesondere die zentralafrikanischen Waldgebiete sind Heimat einer großen Vielfalt verschiedener Primatenarten. Dazu zählen Gorillas, Schimpansen, Meerkatzenartige, Galagos und Pottos. Typisch Afrikanische Säugetierordnungen stellen Erdferkel, Schliefer, Rüsselspringer, Otterspitzmäuse und Goldmulle dar, die alle der Gruppe der Afrotheria entstammen. Diese Tiergruppe umfasst auch die Elefanten und Seekühe wie den afrikanischen Manati und den Dugong, und hat ihren Ursprung in Afrika. Weit verbreitete Säugerordnungen, die man auch in Afrika findet, sind Fledertiere, Insektenfresser, Nager und Hasen. Die Schuppentiere kommen außer in Afrika auch in Südasien vor.6 Das größte Reptil des Kontinents ist das Nilkrokodil, der größte Vogel der Afrikanische Strauß.

Die Großtierfauna der afrikanischen Savannen ist zusehends auf einzelne Schutzgebiete beschränkt. Die bekanntesten darunter, wie die Serengeti, der Chobe-Nationalpark oder der Krüger-Nationalpark liegen dabei im östlichen und südlichen Teil des Kontinents. Auch die Lebensräume der Regenwaldbewohner sind im Schwinden begriffen.6

Bevölkerung

Entwicklung der Bevölkerung Afrikas (in Millionen)7

Afrika hat etwa 1,257 Milliarden Einwohner (Stand 2017),8 wovon die meisten südlich der weitgehend unbesiedelten Wüste Sahara in Schwarzafrika (subsaharisches Afrika) leben. In Nordafrika, wo hauptsächlich Berber und Araber leben, gibt es rund210 Millionen Einwohner. Für 2050 erwartet die UN 2,5 Milliarden und für 2100 ca. 4,4 Milliarden Einwohner.9

Der bevölkerungsreichste Staat ist Nigeria mit knapp 180 Millionen Einwohnern. Der bevölkerungsärmste Staat sind die Seychellen mit 80.000 Einwohnern.

Die größte Stadt Afrikas ist Kairo (Ägypten) mit ca. 15,7 Millionen Einwohnern, danach folgt Lagos (Nigeria) mit 11,2 Millionen Einwohnern; die drittgrößte Stadt des Kontinents ist Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) mit 8,1 Millionen Einwohnern.

Völker

Im Norden Afrikas lebten schon Jahrtausende vor der Ankunft der Araber um das 7. Jahrhundert herum berberische Völker. Diese leben seitdem vor allem in den gebirgigen Regionen des Maghreb, wo sie vor den arabischen Invasoren Zuflucht fanden, um sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte aber deutlich mit jenen zu durchmischen und eine eigene maghrebinische Kultur zu schaffen, die einige Unterschiede zur übrigen arabischen Welt aufweist, beispielsweise in der Sprache. Auch die Völker Nordostafrikas, wie z. B. die Amharen sind semitische Völker. Die Sahara wird von nomadisierenden Tuareg bewohnt.

In Westafrika sind die Mande- und Gur-Völker zu nennen. Hausa und Yoruba leben im östlichen Westafrika, Wolof und Fulbe im westlichen Teil.

In Zentral- und Ostafrika sind die Bantu beheimatet, eine aus zahlreichen Völkern bestehende Gruppe. Die Khoisan-Völker im Süden Afrikas zählen zu den indigenen Völkern, wie auch die bereits genannten Berber und Tuareg in der Sahara und die Massai in Ostafrika. Größte Gruppe von im Zuge der Kolonisation eingewanderten Menschen sind die Buren in Südafrika. Moderne Migrationsbewegungen haben Libanesen nach West- sowie Inder und Chinesen nach Ostafrika gebracht.

Insgesamt gibt es über 2000 eigenständige afrikanische Sprachen, von denen rund 50 als größere Sprachen gelten, die jeweils von über einer Million Menschen gesprochen werden. Einige der wichtigsten afrikanischen Sprachen sind Swahili, Igbo, Hausa und Fulfulde. Englisch, Französisch und Portugiesisch sind verbreitete Amts- und Verkehrssprachen in vielen afrikanischen Ländern, da diese die Kommunikation mit den vielen kleinen Sprachen erheblich vereinfachen. In Namibia wird auch noch Deutsch gesprochen, in Südafrika10 genießt es Sonderstatus.

Zu den afroasiatischen Sprachen gehören Arabisch, Hausa, Amharisch und Oromisch zu den Niger-Kongo-Sprachen zählen Bambara, Swahili, Wolof, Yoruba und Zulu. Die Khoisansprachen werden von den gleichnamigen Völkern im Südlichen Afrika gesprochen; charakteristisch für sie sind Klicklaute. Auf Madagaskarwerden Austronesische Sprachen wie Malagasy, Howa (Dialekt des Merina) und andere Merina-Dialekte gesprochen.

In Nordafrika, Ostafrika und Westafrika ist der Islam weit verbreitet. Laut Auswärtigem Amt gehören 44,2 % aller Afrikaner (darunter in Nordafrika Araber und Berber) dem Islam an, laut CIA World Factbook 43,4 %. Daneben gibt es vor allem in West- und Südostafrika eine große Anzahl Menschen, die traditionelle Religionen praktizieren. Man schätzt, dass dies 13 bis 20 % der Afrikaner sind. Die restlichen rund 38 bis 43 % gehören christlichen Konfessionen an. Die Mehrheit der afrikanischen Christen lebt im Süden Afrikas. Eine Sonderrolle spielt die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche, da in Äthiopien das Königreich Aksum das Christentum zur Staatsreligion machte. Außerdem sind unter den nichtafrikanischen Minderheiten auch Bahai, Judentum und Hinduismus verbreitet.

Gesundheit und Gesundheitsversorgung

Die durchschnittliche Lebenserwartung einer afrikanischen Frau liegt bei 61,9 Jahren, die durchschnittliche Lebenserwartung eines afrikanischen Mannes bei 58,6 Jahren. Damit ist sie weit niedriger als auf anderen Kontinenten (Zeitraum 2010–2015).11 Afrika ist auch der von HIV/AIDS am stärksten betroffene Kontinent. Etwa 4 % der Bevölkerung sind HIV-positiv (siehe auch: HIV/AIDS in Afrika).12 Seit etwa 2005 konnten jedoch Fortschritte im Kampf gegen die Epidemie erzielt werden, weshalb die durchschnittliche Lebenserwartung in fast allen Ländern Afrikas wieder steigt.

Entwicklung der Lebenserwartung in Afrika (Quelle: UN11)

Zeitraum

Lebenserwartung (Jahre)

Zeitraum

Lebenserwartung (Jahre)

1950–1955

37,5

1985–1990

51,7

1955–1960

40,0

1990–1995

51,7

1960–1965

42,3

1995–2000

52,3

1965–1970

44,4

2000–2005

53,7

1970–1975

46,6

2005–2010

57,0

1975–1980

48,7

2010–2015

60,2

1980–1985

50,5

2015–2020

62,4

Geschichte

Die ältesten bisher bekannten menschlichen Lebensspuren fanden sich in Afrika. Es gilt als sicher, dass sich von hier aus zunächst Homo erectus und später – der aus den in Afrika verbliebenen Populationen von Homo erectus entstandene – anatomischmoderne Mensch (Homo sapiens) nach Asien und Europa ausgebreitet haben. Dementsprechend entdeckte man auch die ältesten Steingeräte in Afrika:13 die einfachen Oldowan-Geräte des „Early Stone Age“, das in Europa als Altpaläolithikumbezeichnet wird.

Im Niltal in Nordafrika befand sich mit Ägypten eine der ersten Hochkulturen. Es gab zwar auch weitere Königreiche in Westafrika wie zum Beispiel die Ashanti und die Haussa, diese entstanden jedoch viel später. Auch in Ost- und Südafrika gab es einige bedeutende Kulturen, wie auch im Gebiet des heutigen Sudan, damals Nubien oder Kusch genannt. Nubische Pharaonen haben auch für eine Dynastie ganz Ägypten beherrscht. Bedeutende Kulturen im Süden Afrikas waren zum Beispiel die Bewohner Groß-Simbabwes. Diese Steinburg war architektonisch für die damalige Zeit ein Meisterwerk und bedeutend für Handel zwischen den Völkern des Südens und des Ostens. Im Osten Afrikas waren die Swahili bekannt.

Nordafrika war durch das Mittelmeer mit Europa und Vorderasien eher verbunden als getrennt. Karthago, eine Gründung der Phönizier im heutigen Tunesien, war um die Mitte des 1. Jahrtausend v. Chr. die herrschende Großmacht im westlichen Mittelmeer, bis sie in den Punischen Kriegen von Rom abgelöst wurde. Dieses herrschte ab 30 v. Chr.(Eroberung Ägyptens) über ganz Nordafrika.

Schon die alten Ägypter (Königin Hatschepsut) unternahmen Fahrten nach Punt, wahrscheinlich im heutigen Somalia. Auch das Reich der Königin von Saba, welches wohl in Südarabien sein Zentrum hatte, soll sich über Teile des Horns von Afrika bis in den Norden Äthiopiens erstreckt haben. Die Herrscher Äthiopiens führten ihre Abstammung auf die Königin von Saba zurück. Herodot berichtet, dass um 600 v. Chr. phönizische Seeleute im Auftrag des Pharao Necho in drei Jahren Afrika vom Roten Meer bis zur Nilmündung umfahren hätten. Da er davon berichtet, sie hätten behauptet, die Sonne „zu ihrer Rechten“, also im Norden, gesehen zu haben, gilt dieser Bericht als glaubwürdig. Sicher ist die Fahrt des karthagischen Admirals Hanno um 500 v. Chr., der von Südspanien aus mindestens bis Sierra Leone kam.

Während der Völkerwanderung eroberten die Vandalen das römische Nordafrika von Marokko bis Libyen. Schon vor der Hidschra wanderten arabische Stämme nach Nordafrika ein. Mit dem Siegeszug des Islam wurde Ägypten 641, Marokko 670 erobert. In den folgenden Jahrhunderten wurde Nordafrika praktisch vollständig islamisiert, der Sahel, West- und Ostafrika zumindest teilweise.

1250 richtete sich der Sechste Kreuzzug gegen Ägypten (die anderen Kreuzzüge richteten sich gegen Palästina). Zwischen dem 9. und 16. Jahrhundert entwickelten sich im Gebiet des heutigen Mali mehrere mächtige, unabhängige Königreiche. Im 15. Jahrhundert wurde die Westküste Afrikas von Portugal aus erforscht. Portugal und Spanien errichteten im 15. und 16. Jahrhundert erste Stützpunkte an der Nordküste.

Nach der Entdeckung Amerikas war Afrika für die Europäer hauptsächlich als Quelle für Sklaven interessant. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung von Brasilien, Haitiund anderen Inseln der Karibik, aber auch der USA sind afrikanischer Abstammung. Zum Zweck des Sklavenhandels wurden Forts an den Küsten errichtet, den Transport aus dem Binnenland übernahmen meist einheimische Königreiche. Im ostafrikanischen Sklavenhandel waren bis ins 17. Jahrhundert arabische Händler vorherrschend. Das Innere des Kontinents war den Europäern weitestgehend unbekannt. Erste Forschungsreisen unternahmen Ende des 18. Jahrhunderts von der Association for Promotion the Discovery of the Interieur of Africa (Africa Association, London) ausgesandte Männer verschiedener Nationalitäten.

Nach der industriellen Revolution und dem Verbot des Sklavenhandels 1807 wurde Afrika eher uninteressant. Erst mit dem Aufkommen des Imperialismus wuchs das Interesse der europäischen Großmächte am dunklen Kontinent und der Wettlauf um Afrika führte innerhalb von weniger als 20 Jahren zur Besetzung fast des gesamten Kontinents. Auf der Kongokonferenz in Berlin wurde 1884/85 der größte Teil Innerafrikas zwischen den europäischen Mächten aufgeteilt, bis 1912 verloren die meisten afrikanischen Völker ihre Freiheit. Unabhängig blieben nur Liberia, eine Siedlungskolonie freigelassener nordamerikanischer Sklaven, sowie das alte Kaiserreich Abessinien (heute Äthiopien), welches allerdings 1935 vom faschistischen Italien angegriffen und von 1936 bis 1941 von diesem annektiert wurde. Im Ersten Weltkriegwaren die deutschen Kolonien Kriegsschauplatz, viele Afrikaner kämpften auch in Europa. Im Zweiten Weltkrieg fanden Kämpfe vor allem in Nordafrika und am Horn von Afrika statt.

Kolonisation Afrikas um 1914

Im Zuge der Dekolonisation Afrikas wurden mehrere Staaten in den 1950er Jahren unabhängig. 1960 gilt als das Jahr der afrikanischen Unabhängigkeit, da der Großteil der französischen Kolonien in diesem Jahr in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Als letzter Staat löste sich Dschibuti 1977 von europäischer Fremdherrschaft. In Südafrika ist die schwarze Bevölkerungsmehrheit erst seit 1994 an der Regierung. Vier Jahre zuvor endete die südafrikanische Besetzung Namibias. Einige Inseln und die Gebiete um die Städte Ceuta und Melilla gehören bis heute verschiedenen europäischen Staaten.

Durch die willkürlichen und die historischen und ethnisch-kulturellen Gegebenheiten außer Acht lassenden Grenzziehungen der Kolonialzeit wurde die Entwicklung eines Nationalgefühls in den meisten afrikanischen Staaten erschwert. Dies und die einseitige Ausrichtung der Wirtschaften auf Exportartikel führten u. a. dazu, dass die politische Lage in den meisten Staaten instabil ist und autoritäre Regime vorherrschen. Dadurch fällt ein großer Teil der natürlichen Reichtümer des Kontinents der Korruption zum Opfer beziehungsweise wird von internationalen Konzernenabgeschöpft. Verbunden mit unterentwickelter Infrastruktur, klimatischen Problemen, hohem Bevölkerungszuwachs und in neuerer Zeit sehr hohen AIDS-Raten führt dies dazu, dass fast ganz Afrika der Dritten Welt angehört.

Staaten Afrikas und abhängige Gebiete

Die politische Organisation „Afrikanische Union“ umfasste ursprünglich 52 Staaten des Kontinents; 2011 trat der Südsudan bei und 2017 Marokko. Während jedoch die Demokratische Arabische Republik Sahara faktisch nicht existiert (das Westsahara-Gebiet ist von Marokko besetzt), aber von der AU als Vollmitglied anerkannt wurde, existiert bereits seit 1991 eine kontinuierliche und von Somalia faktisch unabhängige Republik Somaliland, die jedoch nicht formal anerkannt ist.

Anerkannten Status haben damit derzeit 55 afrikanische Staaten (alle afrikanischen UNO-Mitgliedstaaten, plus Westsahara), einer ist umstritten (Somaliland) und acht kleinere Küstenabschnitte und Inselgruppen stehen unter europäischer Regierungshoheit, werden jedoch teilweise auch von afrikanischen Regierungen beansprucht.

Staaten Afrikas

Algerien, die Demokratische Republik Kongo und der Sudan sind in dieser Reihenfolge die flächengrößten Länder; Nigeria mit 177 Millionen, Äthiopienmit 85 Millionen und Ägypten mit 83 Millionen Einwohnern sind die bevölkerungsreichsten Staaten (Stand 2010).14

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Weite Teile der Wirtschaft im mittleren und südlichen Afrika sind auf den Export ausgerichtet (zum Beispiel Bananenplantagen, Tropenhölzer, Gold- und Diamantenminen, Kakaoplantagen). Daneben gibt es in den Städten größere Industrie- und kleinere Handwerksbetriebe, die unter anderem für den Eigenbedarf produzieren. Auf dem Lande herrscht oft Subsistenzwirtschaft vor, beispielsweise Anbau von Maniok und Batate, Fischerei, Tierzucht. Außerdem ist in manchen Gegenden der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle (zum Beispiel Safari).

In den Staaten Nordafrikas bringt vor allem die Förderung von Erdöl und Erdgas Einnahmen. Daneben gibt es am Nil und in einigen fruchtbaren Gebieten Landwirtschaft. Die Nil-Staudämme werden zur Stromerzeugung genutzt. Seit einigen Jahren laufen mehrere Initiativen („Africa Renewable Energy Initiative“15 (AREI), „Énergies pour l’Afrique“16, „Power Africa“17 u. a.) zur Elektrifizierung Afrikas.18

Exportartikel

• Kakao: etwa 70 % Weltmarktanteil

• Diamanten: etwa 50 % Weltmarktanteil

• Gold: etwa 25 % Weltmarktanteil

• Erdöl: etwa 10 % Weltmarktanteil

Infrastruktur

Straßenverkehr

Die Dichte des Straßennetzes beträgt 6,84 km je 100 km².

Schienenverkehr

Die Eisenbahnlinien in Afrika sind besonders in West- und Zentralafrika nur wenig vernetzt. Die Länder Burundi, Kap Verde, Komoren, Gambia, Guinea-Bissau, Äquatorialguinea, Libyen, Mauritius, Niger, Zentralafrikanische Republik, Ruanda, São Tomé und Príncipe, Seychellen, Sierra Leone, Somalia und Tschad verfügen über gar kein Schienennetz.

Luftverkehr

Lediglich drei der Flughäfen in Afrika werden nach Passagieraufkommen zu den 150 weltweit wichtigsten gezählt.

Schifffahrt

Afrikanische Schiffe sind zu etwa 80 % älter als 15 Jahre.19

Landwirtschaft

Der Großteil der Nahrungsmittelproduktion für die Bevölkerung erfolgt über Subsistenzlandwirtschaft. Die Biodiversität wird dadurch in der Regel geschont oder sogar gefördert, da sie sehr kleinflächig erfolgt und Geld für chemische Düngemittel und Pflanzenschutz nicht vorhanden ist. Demgegenüber wird in den letzten Jahren industrielle Landwirtschaft durch ausländische Kapitalgesellschaften vorangetrieben. Diese kaufen oder pachten große Flächen Land, um mit hohem Einsatz von Bewässerung, Mineraldünger und Pestiziden entweder Lebensmittel für den Bedarf im eigenen Land anzubauen (insbesondere die Golfstaaten) – oder es werden Pflanzen wie Zuckerrohr oder Ölpalmen angebaut, um damit Biosprit für Europa zu produzieren. Diese Entwicklung wird auch als land grabbing bezeichnet.20 Die Staatschefs vieler afrikanischer Länder sind an diesen ausländischen Investitionen durchaus interessiert, da ein Teil davon auch in die Staatskasse fließt. Dass die großen fruchtbaren Landflächen nicht mehr der Eigenversorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen, wird dabei nicht berücksichtigt. Im Folgenden eine Auflistung der Anfang 2010 bekannten Landkäufe bzw. -anpachtungen:21

• 600.000 Hektar angepachtet in Äthiopien, die äthiopische Regierung sucht Pächter für weitere 3 Mio. Hektar

• 100.000 Hektar angepachtet durch Libyen in Mali

• 400.000 Hektar angepachtet durch einen New Yorker Investmentfonds im Sudan

• 2.800.000 Hektar angepachtet durch China in der Demokratischen Republik Kongo

• 10.000.000 Hektar wurde in der Republik Kongo südafrikanischen Großfarmern angeboten

Für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft in Afrika wird zum einen eine Afrikanische Grüne Revolution vorgeschlagen: mit Hochertragssorten und hohem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, ausländischem Know-how und moderner Informations- und Finanztechnologie zur Risikominimierung.22 Demgegenüber argumentiert Hans-Heinrich Bass für eine Grüne Renaissance, „die das Know-how der afrikanischen Bauern ernst nimmt – und es mit heutigen Erkenntnissen zusammenführt.“23

Kultur

Kino

Filme wurden in Afrika seit der Erfindung des Kinos gedreht, darunter ethnographische Filme und kolonialistische Propagandafilme. Eine eigene Filmindustrie entwickelte sich insbesondere in Ägypten.

In den Ländern südlich der Sahara konnte sich eine eigenständige Produktion erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickeln. Als „Vater“ des Kinos auf dem Kontinent gilt Ousmane Sembène. Das Autorenkino hat es schwer, die afrikanischen Zuschauer zu erreichen, da die kommerziellen Kinos nach dem Blocksystem Filme einkaufen und überwiegend Hollywoodfilme und indische Produktionen zeigen. Wo das Publikum jedoch Gelegenheit hat, afrikanische Filme zu sehen, wie beim Panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou (Burkina Faso), zeigt es lebhaftes Interesse. Zur Finanzierung und Produktion sind die Filmemacher Afrikas vielfach immer noch auf europäische Institutionen angewiesen. Eine kommerziell rentable Videoproduktion und auch die weltweit drittgrößte hat sich in Nigeriaentwickelt. Weitere bekannte Regisseure sind unter anderen Souleymane Cissé, Safi Faye, Anne-Laure Folly, Med Hondo, Djibril Diop Mambéty.

Literatur

Zu den wichtigsten afrikanischen Autoren gehören der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka und der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Chinua Achebe, der „Vater“ der afrikanischen Literatur.

Weitere bedeutende Autoren sind: Mobolaji Adenubi (Nigeria), Ama Ata Aidoo (Ghana), Amadou Hampâté Bâ, Francis Bebey (Kamerun), Mongo Beti (Kamerun), Steve Chimombo (Malawi), Mia Couto(Mosambik), Amma Darko(Ghana), E. B. Dongala (Volksrepublik Kongo), Nuruddin Farah (Somalia), Nadine Gordimer (Südafrika, Nobelpreis für Literatur 1991), Bessie Head (Südafrika/Botswana), Lília Momplé (Mosambik), Grace Ogot (Kenia), Ben Okri (Nigeria), Ousmane Sembène (Senegal), Ngũgĩ wa Thiong’o (Kenia), Yvonne Vera (Simbabwe), Nagib Mahfuz (Ägypten, Nobelpreis für Literatur 1988), At-Tayyib Salih (Sudan), J. M. Coetzee (Südafrika, Nobelpreis für Literatur 2003), Waris Dirie (Somalia) und Damon Galgut (Südafrika).

Musik

Die Musik spielt für viele Afrikaner eine wichtige Rolle. Viele afrikanische Kulturen haben Tonsprachen, das heißt Sprachen, in denen die Tonhöhe zur Unterscheidung von Bedeutung benutzt wird; dies hat zum Teil erheblich Konsequenzen. Zum Beispiel dadurch, dass mit auf Instrumenten gespielten Tonfolgen ein bedeutungsvoller und für die Zuhörer verständlicher Text gespielt werden kann. Aber auch, dass Tonfolgen in Vokalmusik dem Sprachton unterworfen sein können. Über afrikanische Musik kann man nicht sprechen, ohne den Tanz einzuschließen. Viele afrikanische Sprachen haben ein gemeinsames Wort für die beiden in „westlicher“ Kultur zumeist unterschiedenen Konzepte. Historische Forschungen haben gezeigt, dass afrikanische Musikkulturen niemals statisch, sondern im Gegenteil überaus dynamisch waren und sind.

Verschiedene Tonsysteme, Musiken in Verknüpfung mit Kult, Repräsentation, dörflichen Festen, städtischer Unterhaltung, seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine kommerzielle Musik-Industrie (Schellack-Platten) existieren jeweils unter lokal verschiedenen Bedingungen und sorgen so für eine große Diversität afrikanischer Musik; unter dem Einfluss der nord- und lateinamerikanischen Popularmusik bildete sich die Afrikanische Popularmusik in vielen Spielarten aus.

Eine grobe Einteilung in Stilgebiete unterscheidet den von den Khoisan geprägten Süden vom Bantusprachigen Zentralafrika und den mehr oder weniger islamisch beeinflussten Regionen Ost- wie Westafrikas.

Philosophie

Philosophische Inhalte werden zum Großteil noch immer über nicht-schriftliche Medien, wie beispielsweise mündliche Überlieferung, vermittelt, da die meisten afrikanischen Völker keine Schriftform entwickelten. Dementsprechend schwierig gestaltet sich der Umgang mit dem philosophischen Erbe Afrikas. Amadou Hampâté Bâ drückte es einmal so aus: Es verbrenne immer eine ganze Bibliothek, wenn ein Alter stirbt. Dichter wie Ngũgĩ wa Thiong’o schreiben zudem aus Protest gegen den ihrer Meinung nach eurozentristischen Blick hiesiger Wissenschaften und aufgrund ihres Zielpublikums in ihrer eigenen Sprache, für die oft noch keine Schriftform existierte. Schriftformen wurden erst in den letzten Jahrzehnten, häufig unter Mithilfe europäischer Missionsgesellschaften, entwickelt. Philosophen und Theoretiker sindeinem europäischen Publikum meist aus dem Zusammenhang kultureller Befreiungsversuche bekannt.

Organisationen

Politische Organisationen

• Afrikanische Union (AU, früher OAU)

• Wirtschaftliche Organisationen

• Zentralafrikanische Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft

• Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion

• Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft

• Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft

• Gemeinsamer Markt für das Östliche und Südliche Afrika

• Ostafrikanische Gemeinschaft

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3. Afrikas Bevölkerung

3.1 Weltbevölkerung

Entwicklung der Weltbevölkerung. Oben: absolut in Millionen Menschen; unten: relativer Zuwachs pro Jahr in %

Der Begriff Weltbevölkerung bezeichnet die Anzahl der Menschen, die auf der Erde leben bzw. zu einem bestimmten Zeitpunkt gelebt haben (oder laut Hochrechnungen leben werden). Die Disziplinen Demografie und Bevölkerungsgeografie untersuchen den Stand, die historische Entwicklung, die räumliche Verteilung sowie die Dynamik der Weltbevölkerung und erstellen Prognosen.

Die Weltbevölkerung umfasste im Oktober 2018 rund 7,63 Milliarden Menschen.1 Die UNO rechnet für den Zeitraum 2015 bis 2020 mit einem Bevölkerungswachstum von rund 78 Millionen Menschen pro Jahr.2 Die Vereinten Nationen erwarten 2050 etwa 9,7 Milliarden Menschen auf dem Globus. Für das Jahr 2100 werden 11,2 Milliarden Menschen prognostiziert.34 Nach dem Weltbevölkerungsbericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen wurde die Sieben-Milliarden-Menschen-Marke am 31. Oktober 2011 überschritten.5 Die Festlegung auf einen Tag ist dabei als symbolischer Akt zu verstehen, weil diese Schätzung der Weltbevölkerung mit einer Unsicherheit von bis zu ±5 % behaftet ist.6

Historische Entwicklung der Weltbevölkerung

Theorie der Ausbreitung des Menschen in der zweiten Siedlungswelle ab etwa 40.000 Jahren vor heute

Der moderne Mensch (Homo sapiens) ist nach dem Aussterben der Neandertaler vor 30.000 Jahren und des Homo floresiensis vor 60.000 Jahren die einzige überlebende Art der Gattung Homo. Nach der Theorie des genetischen Flaschenhalses erlitt der moderne Mensch den für seine Existenz bedrohlichsten Rückgang seiner Bevölkerung vor 75.000 Jahren, als sich nach dem Ausbruch des Supervulkans Toba (heute der Tobaseeauf Sumatra) weltweit nur 1.000 bis 10.000 Menschen retten konnten (siehe auch Toba-Katastrophentheorie). Danach verbreitete sich der moderne Mensch von Afrika aus über alle anderen Kontinente. Bis zum Ende der letzten Kaltzeit vor 10.000 Jahren lebten dann etwa 5 bis 10 Millionen Menschen weltweit.

Die Größe der Weltbevölkerung vor 2000 Jahren wird auf 170 bis 400 Millionen geschätzt, die UNO geht von 300 Mio. aus. Das Römische Reichsoll zu Beginn unserer Zeitrechnung 57 Mio. Menschen gezählt haben, das Chinesische Reich 75 Mio. Einwohner. Vor 1000 Jahren lebten 250 bis 350 Mio. Menschen, die UNO nimmt 310 Mio. an. Nach diesem Stillstand der Bevölkerungsentwicklung im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung begann das Wachstum im Hochmittelalter erneut, erlitt im Spätmittelalter jedoch Einbrüche durch Pest, Pocken und andere Seuchen.

Vor 500 Jahren betrug die Weltbevölkerung 425 bis 540 Mio., die UNO geht von 500 Mio. aus. Im Laufe des 16. Jahrhunderts soll die amerikanische Bevölkerung (Indianer) durch eingeschleppte Seuchen von etwa 50 Mio. auf nur noch 5 Mio. zurückgegangen sein, während in Europa und Asien die Bevölkerung weiter zunahm. Das weltweite Wachstum stieg im 18. Jahrhundert dauerhaft über 0,5 % im Jahr und Mitte des 20. Jahrhunderts für einige Jahrzehnte sogar über 2 %, so dass man von einer Bevölkerungsexplosion sprechen kann.

Neuzeit

Nach dem Jahr 1700 setzte ein rapides Bevölkerungswachstum ein und erstmals in der Menschheitsgeschichte lag die Verdopplungzeit im Bereich von Jahrhunderten und schließlich Jahrzehnten. Um das Jahr 1800 überschritt die Weltbevölkerungeine Milliarde Menschen. Innerhalb des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltbevölkerung fast vervierfacht. 1927: 2 Milliarden, 1960 (nach 33 Jahren): 3 Milliarden, 1974 (nach 14 Jahren): 4 Milliarden, 1987 (nach 13 Jahren): 5 Milliarden, 1999 (nach 12 Jahren): 6 Milliarden und 2011 (nach 12 Jahren): 7 Milliarden Menschen. Bei einem Bevölkerungswachstum von jährlich rund 80 Millionen Menschen steigt die Zahl der Erdenbürger jeden Tag um fast 220.000 und in jeder Minute um über 150 Menschen.

Seit Ende der 1960er-Jahre nimmt das jährliche Wachstum prozentual wieder ab: von damals 2,1 % auf 1,15 % im Jahr 2009. Seit Ende der 1980er-Jahre nimmt das jährliche Weltbevölkerungswachstum auch in absoluten Zahlen ab: von damals 87 Millionen auf 79 Millionen im Jahr 2009.

Die Gesamtzahl der Kinder unter 15 Jahren liegt seit dem Jahr 2000 ungefähr gleichbleibend bei knapp unter 2 Milliarden (Stand: 2015).7

Der überwiegende Anteil des Bevölkerungswachstums findet derzeit in den Entwicklungsländern bzw. in den wenig entwickelten und ärmeren Staaten der Welt statt. In einigen höher entwickelten Ländern – insbesondere den meisten ehemaligen Ostblock-Staaten – nimmt die Bevölkerung dagegen ab.

Prognosen und Szenarien

UNO-Bevölkerungsanalyse und -prognose nach Kontinenten8

Entwicklung der Weltbevölkerung (und der Wiederkäuer-Nutztierpopulationen) nach „World Scientists’ Warning to Humanity: A Second Notice“ 20179

Die UNO erwartet mit Stand 2010 bei mittlerer Projektion bis 2025 8,17 Milliarden und bis 2100 10,9 Milliarden Menschen.10 1975 betrugen die Prognosen für 2010 7,6 Milliarden Menschen, für 2100 12,3 Milliarden.11 Bei der Prognose aus dem Jahr2015 gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (Fertilitätsrate) von heute 2,5 Kindern pro Frau weltweit bis zum Jahr 2100 unter das sogenannte Ersatzniveau (2,1) auf zwei Kinder pro Frau sinken wird.12

Wenn die durchschnittliche Kinderzahl um ein halbes Kind pro Frau höher läge, würde die Weltbevölkerung bis 2100 auf 16,6 Milliarden Menschen anwachsen (hohe Variante). Bei einem halben Kind weniger würden im Jahr 2100 nur noch 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben (niedrige Variante).12

Neben der Fertilitätsrate hängt die Bevölkerungsentwicklung wesentlich von der – als allgemein weiter steigend angenommenen – Lebenserwartung und insbesondere der Kindersterblichkeit ab. Bei der regionalen Verteilung spielen auch Wanderungsbewegungen eine wichtige Rolle.

In der Vergangenheit haben die Prognosen die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung fast immer deutlich überschätzt. Hierfür ist allerdings vor allem die Fehleinschätzung der Entwicklung in der Volksrepublik China verantwortlich, wo das Bevölkerungswachstum sehr viel deutlicher sank als allgemein erwartet. In den 1960er Jahren erlangte die pessimistische Berechnung eines amerikanischen Bevölkerungsstatistikers Aufmerksamkeit, wonach bis zum 21. Juni 2116 die Weltbevölkerung so angestiegen sein würde, dass für jeden Menschen nur noch ein Stehplatz auf der Erdoberfläche zur Verfügung stehen werde.13

Das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung im Jahr 2004 betrug gemäß WHO 27,6 Jahre und wird nach UNO-Angaben bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 38,1 Jahre steigen. Die UNO erwartet bis zum Jahr 2050 einen weltweiten Zuwachs bei den Über-60-Jährigen von jetzt gut 10 % auf dann knapp 22 % bei gleichzeitigem Rückgang des Bevölkerungsanteils der Kinder bis 15 Jahre von jetzt knapp 30 % auf knapp 20 %.

Die Weltbevölkerung nach Kontinenten

Weltbevölkerung nach Kontinenten (in Mio.)14

2016

2030

2050

Asien

4437

4946

5327

Afrika

1203

1681

2527

Amerika

997

1117

1220

Europa