Alhambras Garten der Freuden - Gwendolyn Gause - E-Book

Alhambras Garten der Freuden E-Book

Gwendolyn Gause

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Beschreibung

Granada im 14. Jahrhundert zur Zeit des Nasriden-Herrschers Yusuf II: Im paradiesischen Garten Eden der maurischen Königsburg Alhambra zu Füßen der Sierra Nevada wabert der Geruch von Dattelwein und Eselsmilch zwischen exotischen Pflanzen. Das alberne Gekicher der Haremsdamen und die strengen Anweisungen der Eunuchen vermischen sich mit dem Gezwitscher der Vögel zu einem betörenden Konzert. Hier landet die 22jährige Ayse als eine von über 500 potentiellen Gespielinnen des Sultans und freundet sich alsbald mit der älteren Fatima an. Aus der Freundschaft zwischen den beiden Haremsdamen wird schnell Liebe, Lust und Leidenschaft. Ayse wird eifersüchtig auf den Sultan. Kann das gut gehen? In Alhambras Garten der Freuden herrscht nicht nur eitel Sonnenschein!

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Seitenzahl: 95

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Der Garten Eden

Die Kadin

Fatimas Lippen

Der Jagdausflug

Im Bett des Sultans

Die Kerze

Frühlingsblume

In der achten Nacht

Oberzofe

Schockiert!

Fatimas Finger

Wundervoller Höhepunkt

Impressum

Der Garten Eden 

Es war ein herrlicher Garten. Hunderte kleiner Teiche und Springbrunnen, unzählige verworrene, kleine Wege dazwischen. Dattelpalmen, wohin das Auge reichte. Von keiner Stelle aus war der Ausgang aus diesem paradiesischen Labyrinth zu erahnen. Und das war auch Absicht.  Es war Frühling in der Alhambra und die Pflanzenpracht des maurischen Arabiens zeigte hier in Granada in El Andaluz, dem heutigen spanischen Andalusien, ihre schönste Seite. Zu allen Seiten fand man blühenden Eukalyptus, Tamariske, Kastanie und Murciakiefer, dazwischen drängten sich Oliven-, Feigen-, Orangen-, Pistazien-, Mandel-, Aprikosen- und Granatapfelbäume. Unzählige kleine Pavillons, versteckte Bänkchen und kleine Lichtungen säumten jeden Weg, während die Luft erfüllt war, von sanften Klängen der Lauten und Tamburine, Bechertrommeln und Sackpfeifen, nur unterbrochen von Gezwitscher der zahllosen Vögel, worunter die Waldrappe nochmals melodisch herausstach.  Der Garten Eden, konnte man meinen, und in vielem mochte das stimmen. Das Wetter war traumhaft. Die Sonne lachte wie üblich auf Granada herab, kein Wölkchen war auszumachen. Eine sanfte Brise aus der Sierra Nevada kühlte die mittägliche Hitze, und kein Laut der Verstimmung zerriss das Idyll. Der Garten war riesig, unendlich wie es schien, und tatsächlich war es die größte Parkanlage der damals bekannten Welt. Wäre sie nicht gesäumt von Menschen, die Gefahr sich zu verlaufen umgäbe einen ständig. So aber konnte man kaum 50 Schritte gehen, ohne jemanden zu treffen. Vier Gruppen waren es im Wesentlichen, die den Garten der Alhambra bevölkern. Da waren die ausnahmslos hünenhaften, ebenholzfarbenen Männer, die nur in Pluderhosen und spitz zu laufenden Schuhen gewandet waren. Ihr Haupthaar war kurz geschoren, der Bart dagegen lang. Sie trugen als einzige Zierde goldene Halsketten. Ihre Muskeln waren exzessiv ausgebildet, die Gesichter ohne Regung. Viele trugen Narben auf den nackten Oberkörpern zur Schau. Nur die monströsen Krummschwerter an der Seite erinnerten daran, wo sie sich befanden. Auch zu finden waren die zahlreichen Musiker. Sie trugen Pluderhosen und Spitzstiefel, darüber aber offene Westen in leuchtenden Farben. Sie erinnerten an Künstler, nicht an Kämpfer, wirkten aber nichtsdestotrotz wohl proportioniert. Sie spielten die Instrumente und das geradezu meisterhaft. Mal als Gruppe harmonisch, mal als einzelner versteckt in den grünen Dünen des maurisch-arabischen Gartens. Die weitaus größte Gruppe aber bildeten die Frauen. Hunderte und Aberhunderte. Zumeist standen oder saßen sie in kleinen Gruppen, lauschten den Musikanten, oder unterhielten sich, während einige von ihnen umhergingen und süße Früchte oder Honigbrote und andere Köstlichkeiten verteilten. Ein paar wenige gaben sich Stickereien oder Webereien hin, die allermeisten aber genossen das Wetter, die Annehmlichkeiten und den Müßiggang, da die morgendlichen Pflichten, wozu auch das Erlernen von Gesang, Musizieren und Tanzen gehörte, bereits abgeschlossen waren. Die Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Haut-, Augen- und Haarfarben jeder Art, Große wie Kleine, Schlanke wie Füllige, junge Frauen von gerade 21,22 Jahren, ebenso wie erblühte Schönheiten jenseits der 35. Ihnen allen gemein aber war die zumeist spärliche Bekleidung. Während die einen nur ein leichtes Stoffteil, um den Busen zu verdecken, anhatten, und um die Scham und Po ein ebenso leichtes Lendentuch trugen, kleideten sich die anderen in einteilige, fast durchsichtige Gewänder, die zwar weniger die Figur, dafür umso mehr den Blick auf das Darunter betonten und preisgaben. Die allerwenigsten trugen richtige Kleider. Am Auffälligsten aber war, dass sie dennoch von den Musikern und Säbelschwingern keines lüsternen Blickes gewürdigt wurden. Warum auch? Die Männer, allesamt, waren ihrer Männlichkeit beraubt, und das zur Gänze, und außerdem waren die Frauen bereits vergeben. Sie waren das Eigentum von seiner Majestät, dem Schatten Gottes auf Erden und Nasriden-Herrscher, Sultan Yusuf II von Granada. Die letzte Gruppe bestand aus den Kindern der Frauen. Allerdings nur bis zum Alter von 7. Danach wurden die Kinder des Sultans, je nach Stand ihrer Mutter, in die jeweiligen Schulen außerhalb des Harems überstellt. Aber auch bereits im Harem wurden die Kinder ab dem 3. Lebensjahr in kleinen Gruppen, überwiegend von Sklavinnen, betreut und spielerisch unterwiesen.  Und hier, im augenscheinlichen Paradies auf Erden, lebte Ayse. Sie war erst vor 2 Tagen angekommen. Ein 22jähriges Geschenk des Emirs von Murcia an den Sultan. Allerdings eine von 22 Geschenken. Der Emir war schließlich nicht knausrig. Ayse aber war eine Tochter des ehemaligen Wesirs von Tanger, der dem Emir in einer blutigen Schlacht um die Vorherrschaft Nordsyriens unterlegen war. Eine Kriegsbeute von Stand. Dem Sultan als Konkubine würdig. Ayse also lebte nun in Damaskus, dem Sitz von Sultan Yusuf II. Genauer gesagt, lebte sie in dessen Harem. Gemeinsam mit ihren neuen Schwestern. Unzähligen Schwestern. Die Chroniken werden einmal sagen, Yusuf hielt sich 99 Frauen. In Wahrheit waren es mehr als 500, und noch dreimal so viele Dienerinnen und Sklavinnen seiner Damen. Viele von Ihnen hatte er nicht ein einziges Mal in sein Bett geholt. Anderen dagegen widerfuhr dieses zweifelhafte Privileg gleich mehrfach. Eine davon war Yusufs Kadin, die Erste unter den Frauen. Sie hatte ihm seinen ersten Sohn geboren, Muhammad, und war seitdem seine Favoritin. Die anderen Frauen beneideten sie gar sehr. Denn jedes Mal, wenn Yusuf sie in sein Bett rief, beschenke er sich fürstlich. Mit Edelsteinen und Goldreifen, Kleider und vielem mehr. Großzügige eigene Gemächer und unzählige Untergebene standen ihr zur Verfügung. Zur Geburt von Muhammad schenke er ihr gar einen eigenen Pavillon im Harem, mit eigenen Dienerinnen, Wächtern und Musikern. Ihr eigenes kleines Reich im Garten, könnte man sagen. All das, über die Hierarchien zwischen den Frauen, Intrigen um die Gunst des Sultans, und den Streitigkeiten um Privilegien, musste Ayse erst noch lernen. So wanderte sie also an diesem schönen Frühlingstag durch den Garten, achtete nicht auf den Weg oder Abzweigungen und fand sich dann auch verloren an einem kleinen Bach wieder, der etwas weiter unten einen Teich speiste. Seltsamerweise fand sie dort keine Menschenseele vor. Keinen Wächter mit Säbel, keinen Musiker mit Zimbel, nicht mal eine Dienerin. Dienerinnen waren Frauen, die zwar keine Sklavinnen waren und daher dem Sultan einen legitimen Sohn schenken konnten, die anderen Damen dienen mussten, und selbst bereits eigene Dienerinnen haben konnten. So entstand eine ausgereifte Rangfolge, an deren Spitze die Valide Sultan, die Mutter des Sultans, die Herrin des Harems, stand. Ayse blickte sich etwas verloren um. Weit und breit war niemand zu sehen. Kurzentschlossen ging sie die wenigen Schritte zum Teich hinunter und setzte sich an den Rand. Die Sonne blickte freundlich zu ihr herab, eine kühle Brise wehte. Aber hier, in einer kleinen Versenkung, war es sehr warm. Ayse lauschte. Sie musste weit weg sein von allem anderen Treiben, denn keine Musik, kein leises Kichern oder Getuschel oder die Schritte eines beleibten Wächters waren zu hören. Sie legte sich hin und fasste kurz mit der Fingern in den Teich, um ihre Stirn zu beträufeln  „Ich sollte nicht unglücklich sein. Hier geht es mir gut. Viele andere junge Frauen wurden als Sklavinnen verkauft. An Bauern und andere Gemeine. Ich aber bin von Stand und durfte hierher. So muss ich etwas daraus machen. Als Frau, die dem Sultan einen Sohn schenkt, würde ich über den meisten anderen stehen. Natürlich werde ich nicht Kadin oder später Valide Sultan, denn dazu müsste ich den Thronfolger gebären. Ach was denk ich mir. Noch bin ich eine von Hunderten, die das Gemach des Sultans noch nie gesehen haben. Ich weiß nicht mal, was ich darin zu tun habe. Aber meine ältere Schwester Buse, die dieser eklige Emir selbst behalten hat, sagte mir, dass Männer makellose Haut mögen. Ohne die Abdrücke der Stoffteile oder Lendentücher. Wie aber soll ich das machen? Darf man das hier überhaupt? Ich könnte mich jetzt ausziehen. Hier ist niemand. Aber wer sagt mir, dass mich der Sultan in naher Zukunft will? Andererseits sollte ich vorbereitet sein, wenn er nach mir verlangt. Und so sind meine Chancen besser. Ich mach es.“ Ermunterte sie sich selbst. Noch kurz zögerte Ayse, lauschte auf Schritte oder andere Geräusche, dann öffnete sie den Knoten ihres Oberteils und legte es neben sich. Ihre kleinen Brüste hießen die Sonne Willkommen, bisher hatte sie noch nie die warmen Strahlen auf dem nackten Busen genießen können. Kurz fasste sie sich mit der linken Hand an einen Busen, umschloss ihn und drückte sanft zu. „Groß sind sie ja nicht. Aber der Sultan wird es mögen. Sonst würde er sich keine solchen Mädchen holen.“ Überlegte sie. Dann zog sie das Lendentuch aus und legte sich hin. Sie fühlte sich unwohl und wohl zugleich. Sie genoss die Wärme auf ihren Brüsten und den sonst verhüllten Schenkeln. Abrupt drehte sich ihre Position, sodass sie jetzt mit den Füßen Richtung Teich und damit der Sonne entgegen lag. Kurz atmete Ayse tief ein, dass zog sie die Beine an und öffnete die Schenkel. Ayse genoss es. Genoss die Sonne auf ihren intimsten Körperstellen, die Ruhe und das Wissen, dass sie richtig handelte. „Wenn ich eine der Hauptfrauen werden will, ist das der Weg.“ Dann döste Ayse ein. 

Die Kadin

Ihr Erwachen war genauso unangenehm, wie das Einschlafen angenehm. Sie hörte etwas. Stimmen. Gelächter. Sie blinzelte in die tief stehende Sonne hinein. Erst erkannte sie nur Schemen. Noch immer helles Kichern. Dann klärt sich ihr Blick. Sie lag nackt am Teich. Schräg neben ihr war eine kleine Gruppe von 4 Frauen. Alle in dem Einteiler gekleidet. Sie lachten, deuteten verschmitzt auf Ayses unbedeckte Scham, auf ihren kleinen Busen und kicherten wieder. Ayse wurde knallrot, griff hektisch nach links, zu ihren Sachen und musste bestürzt bestellen, dass sie weg waren. Schnell drückte sie die Schenkel zusammen und drehte sich von den Frauen weg und bedeckte ihren kleinen Busen mit einem Arm. „Wo ist mein Tuch? Wo? Gebt es mir zurück!“ Doch sie herrschte die Frauen nicht an, wie sie es wollte. Es war vielmehr ein ersticktes Flehen und die Frauen brachen in umso lauteres Gelächter aus. Die Vorderste, eine wohlproportionierte Mittzwanzigerin trat ein Schritt auf Ayse zu und sagte von oben herab: „Die kleine Ayse. Was hattest du denn vor? Dein kleines Dreieck bräunen? Deine Mückenstiche mit etwas Farbe versehen? Du bist zu putzig. Aber wir sind keine Unmenschen. Deine Sachen sind dort, keine 100 Meter am Wegesrand. Mach‘s gut.“ Ihr Tonfall troff vor Spott. Die anderen Frauen lachten weiter, folgten aber der Wortführerin und verließen den Teich. Ayse sprang auf, und lief den gewiesenen Weg. Die ersten Meter hatte sie Glück, niemand kam ihr entgegen, dann aber bog sie um eine Kurve und sah eine kleine Prozession auf sich zu kommen.  „Oh nein. Oh nein. Das darf nicht sein.“ Dachte sie panisch. Abrupt blieb Ayse stehen. Ihr entgegen kamen etwa 10 Frauen, leicht bekleidet aber reich behängt. Goldene Bänder und Ringe, Edelsteine und Kleinode wohin Ayse guckte. Die Kadin und ihre engsten Freundinnen samt Dienerinnen. Wie angewurzelt blieb Ayse stehen. Unfähig eines klaren Gedankens. Die Frauen kamen näher, begannen zu tuscheln. Dann kam wieder Gelächter auf. Die Frauen zogen an Ayse vorbei, die, noch immer erstarrt, nicht mal daran dachte, ihre Blöße zu bedecken. Selbst die Kadin lacht aus vollem Halse. Die letzte Frau war nun auf Ayses Höhe und sprach sie an. Ayse hörte nichts. Verstand nichts. Achtete nicht auf die junge Dame. Dann wurde sie gestoßen, fiel rücklings in einen Strauch und erwachte aus ihrer Trance. Sie rappelte sich auf und sah die Dienerin einige Schritt entfernt hämisch zu ihr zurückblicken. Nackt und nach wie vor verloren stand Ayse auf dem jetzt leeren Pfad und konnte nicht anders und begann zu weinen.  So hörte sie auch nicht, wie sich jemand von hinten näherte. Erst die Stimme riss sie aus ihrem Kummer. „Was gibt es im Garten der Freuden zu weinen, kleines Täubchen?“ Erschrocken drehte sich Ayse um und sah sich einem Wächter von enorm großem Wuchs gegenüber. Eine Hand hatte er am Säbel, mit der anderen zwirbelt er seinen gewaltigen Bart. „Und wo sind deine Kleider?“ Ayse guckte verdutzt. Dann aber verdeckte sie reflexhaft ihre Scham mit der Linken und den Busen mit der Rechten. Der Wächter guckte sie mit einer Mischung aus sanftem Spott und ehrlicher Überraschung an. „Vor mir brauchst du dich nicht zu schämen. Du weißt doch. Die Wächter im Harem kennen keine Wollust.“ Langsam, noch immer verstört und beschämt, ließ Ayse ihre Arme sinken. „Sie haben mir die Kleider gestohlen, als ich mich, ähhhm, gesonnt habe. Und nun muss ich nackt umherlaufen. Sogar die Kadin hat mich gesehen und mich ausgelacht.“ Sprudelt es aus Ayse hervor. Der Wächter, ein ältlicher Mann mit tiefschwarzer Hautfarbe guckte verständnisvoll.