Allein unter Müttern - Tillmann Bendikowski - E-Book

Allein unter Müttern E-Book

Tillmann Bendikowski

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Beschreibung

Erlebnisse eines Vollzeit-Vaters

Hinter den viel gerühmten neuen Vätern verbergen sich meist nur zwei Vätermonate – ein Abenteuer-Kurzurlaub. Für Tillmann Bendikowski dagegen ist die Zeit als Vollzeitvater von drei Söhnen (nicht aus Not, sondern freiwillig) eine langjährige Forschungsreise in das unbekannte Land der Mütter. Dabei stellte er verwundert fest, dass Mann unter Müttern selbst mütterliche Züge entwickelt. Sei es in Abwehr übergriffiger Säuglingskursleiterinnen oder von Kinderschuhverkäuferinnen, sei es im Umgang mit einer spezifischen Raum-Legasthenie.

Die Ironie, mit der Bendikowski von seinen Abenteuern im Land der Mütter erzählt, ist zu großen Teilen Selbstironie. Wenn Männer das Mutter-Land erobern, scheint ihm selbstkritische Zurückhaltung angeraten. Nur dann werden sich neue Formen des Zusammenlebens von Müttern und Vätern entwickeln. Auf der schwierigen Gratwanderung als männliche Mutter gelingt ihm ein amüsant-nachdenklicher Abenteuerbericht.

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Seitenzahl: 198

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TILLMANN BENDIKOWSKI

Alleinunter Müttern

Erfahrungen einesfurchtlosen Vaters

C. Bertelsmann

1. Auflage

© 2012 by C. Bertelsmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: RME . Roland Eschlbeck und Rosemarie Kreuzer

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-08352-6

www.cbertelsmann.de

INHALT

Vorwort: Eine Forschungsreise

»Das Kind braucht eine Mutter«

Das dümmere Geschlecht

Das Schweigen der Söhne

Arme Ritter

Gattenfütterung

Loreley und ihre Schwestern

Was tun bei einer Reinhard-Mey-Allergie?

Soziales Netzwerk Kindergarten

Guter Mond

Schwimmbadmütter

Dicker Hund mit Gorgonzola-Sauce

Das Kind spricht …

»Heute noch?«

Was haben wir gelacht! Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Mama Macchiato

Sollte man Hundehaltern, die auf offener Straße mit ihrem Tier reden, das Wahlrecht entziehen?

Die kluge Hausfrau

Zen und die Kunst, einen Kinderwagen zu schieben

Das Leben ist kein Kindergeburtstag

Früher war mehr Lametta

Operation Spielplatz

Körperwelten

Mütter schimpfen Mütter

Herr H. erklärt die Welt. Oder: Weshalb ich mich nach einer Riesenwindel sehne

Mütter, Hamster, Singvögel

Spätgebärende Akademikerinnen

Männer haben es leichter

Schalke 05. Oder: Gib mich das Kügelchen

Sonntags in der kleinen Stadt

Jedem Kind sein Instrument

Mütter der Nation

Machen Kinder glücklich?

Machen Kinder wirklich glücklich?

Wofür Erwachsene später einmal in der Hölle schmoren werden

Der Nikolaus ist auch nur eine Mutter

Namens- und Sachregister

VorwortEINE FORSCHUNGSREISE

Vor acht Jahren bin ich erstmals unter die Mütter geraten. Vorher war ich einfach nur ein Mann, der mit allen Stärken und Schwächen tat, was Männer halt so tun (was das im Detail ist, gehört hier im Moment nicht hin). Als unser erster Sohn geboren wurde, hielt ich es erstens für eine gute Idee und zweitens für die Erfüllung eines lang gehegten Traumes, mein Berufsleben erst einmal hintanzustellen, so dass ich mich ganz um unseren Filius kümmern konnte, währefnd meine Frau arbeiten ging. Damit begann nicht nur ein großartiges Abenteuer, sondern – das sollte ich allerdings erst mit den Jahren begreifen – meine eigentümliche Transformation: Ich wurde selbst zu einer Mutter, in einem sozialen Sinne selbstverständlich.

Dieser zuweilen höchst unterhaltsame Transformationsprozess war eigentlich zeitlich befristet. Aber da meiner Frau und mir das Schicksal nach wenigen Jahren noch zwei weitere Söhne bescherte und ich die Mutter-Werdung eines Vaters noch einmal durchlaufen durfte, konnte ich meine seinerzeit gesammelten Erfahrungen jetzt überprüfen und ihnen zugleich neue hinzufügen. Zunehmend wusste ich, dass ich unschätzbares Wissen über eine legendäre Figur zusammengetragen hatte: über die Mutter. Sie ist bekanntlich ein deutscher Mythos – und noch heute, in den aufgeregten Feuilleton-Schlachten um die Frage nach der Zukunft der deutschen Familie, ist sie eine feste Größe. Aber trotz aller Präsenz: Wissen wir (und nicht nur wir Männer) eigentlich genug über die Mütter?

Seit Jahren habe ich also die Chance, als »Mutter ehrenhalber« unter Müttern zu leben. So mache ich – fast – alles, was eine Mutter heute so tut: Ich war Teil des Kosmos Kinderspielplatz, zwischenzeitlich auch Ansprechpartner in der Krippe und im Kindergarten, ich nahm an einem Baby-Massage-Kursus teil, ich war beim nachmittäglichen Kräutertee-Trinken bei anderen Müttern mit von der Partie und fand mich selbstverständlich mitten in den wirklich wichtigen Debatten darüber wieder, mit welchem Kind aus dem Kindergarten welches Kind am Nachmittag spielen darf und was wir Mütter der Erzieherin denn diesmal zum Geburtstag schenken sollten (sie bekam übrigens regelmäßig etwas für ihr Pferd, deshalb waren die Debatten eigentlich reine Zeitverschwendung; ach ja, nur einmal bekam sie ein Bowle-Set für acht Personen – allein dessen Existenz war für mich verwirrend neu, weil ich Bowle-Sets bis dahin für ein historisches Phänomen gehalten hatte).

Was ich sah und lernte, was mich erstaunte und verwirrte, in was ich mich verliebte und über was ich herzhaft lachen konnte – das meiste davon findet sich in diesem Buch. Es ist in erster Linie für alle Mütter geschrieben. Dachte ich zunächst. Aber wenn ich ehrlich bin, so soll es doch wohl mehr ein Buch für die Männer sein. Es ist so etwas wie der Bericht über eine Forschungsreise in ein uns bislang unbekanntes Land – und nicht zuletzt ist es, liebe Männer, ein Buch über eure Frauen. Besser, ihr lest es. Bevor es andere tun …

»DAS KIND BRAUCHT EINE MUTTER«

Am Anfang eines glücklichen Kinderlebens steht heute fraglos ein Säuglingsmassage-Kurs. Selbstverständlich kommt zwar erst die Geburt, dann die Entlassung aus dem Krankenhaus und das Eintreffen in den eigenen vier Wänden (einige machen noch einen Umweg über IKEA, um ihrem Neugeborenen erst einmal ein wirklich schönes Erlebnis zu verschaffen). Wenn das alles geschafft ist und wenn dann die eigene Familie und der engste Freundeskreis das kleine Bündel ausgiebig bestaunt haben, stellt sich rasch die Frage, was man demselbigen denn jetzt Gutes tun könne. Einfach so zuhause rumhängen, rumknuddeln, albern sein und nur dann und wann mit dem Kinderwagen durch den nahen Park schieben erscheint heutzutage doch zu dürftig. In die Lücke der längst grassierenden frühelterlichen Ratlosigkeit hat sich in den vergangenen Jahren ein breites Angebot an Säuglings-Kursen geschoben. Mit ihnen, so haben die rastlosen Eltern längst erkannt, fängt das Leben erst richtig an.

Ich hatte schon während der Schwangerschaft in den vielen Elternzeitschriften von den Kursangeboten in der Stadt gelesen (diese Zeitschriften lagen bei der Frauenärztin und im Krankenhaus immer griffbereit, kein moderner Vater würde in diesen Wartezimmern ernsthaft nach der einzigen, aber erstaunlicherweise schon ziemlich zerfledderten »Auto, Motor, Sport« greifen). Von den vielen Möglichkeiten war ich zugegebenermaßen zunächst etwas überfordert: Frühkindliche musikalische Erziehung schien mir für einen gerade sechswöchigen Säugling dann doch etwas übereilt, Babydance und Yoga für Kinder entsprachen nicht ganz meinem persönlichen Bewegungsraster, und von der Teilnahme an einem der legendären PEKiP-Kurse nahm ich Abstand, als ich erfuhr, dass dabei nur die Kinder nackt sind (diesen blöden Kalauer musste ich an dieser Stelle einfach loswerden). Ich entschied mich also für etwas Handfestes, einen Massage-Kursus für Säuglinge. Da passten mein Sohn und ich perfekt rein: über sechs Wochen (also das Kind) und Aufgeschlossenheit für die körperlichen Bedürfnisse eines Säuglings (bei mir). Ich meldete uns an.

Der Kursus fand in einer der vielen Elternschulen statt, die den Charme einer evangelischen Familienbildungsstätte ausstrahlen: nüchtern und funktional, bemüht, nicht besonders gut organisiert, die Stimmung vielleicht etwas zu streng, dafür aber tendenziell ein wenig zu humorlos. Als die Teilnehmer eintrafen, wurde mir schnell klar, dass ich unter den zehn Angemeldeten selbstverständlich der einzige Mann war. Mein Sohn und ich hatten es also ausschließlich mit Müttern zu tun – und mit der Kursleiterin. Sie führte uns in den Seminarraum, der entsprechend vorbereitet warm war, was bedeutete, dass er völlig überhitzt war. Säuglingsheiß. Umgehend war ich gestresst und vollständig durchgeschwitzt – mein Sohn war noch immer voller Erwartung.

Zunächst setzten sich alle Mütter in einen Kreis, die Kinder lagen zwischen den ausgebreiteten Beinen der Teilnehmer, dann stellte sich jeder vor. Warum man sich bei einem einmaligen Treffen mit Namen bekannt macht und erzählt, welch schwere Schwangerschaft oder was auch immer man/frau hinter sich hat, blieb mir zwar schleierhaft, doch ich machte brav mit. Aber mir war heiß. Die Kinder wurden ausgezogen, dann machten wir alle Beckenbodengymnastik. Alle. Auch ich. Ich hatte zwar kein Kind zur Welt gebracht – was Wunder wussten das im überhitzten Seminarraum alle –, aber ich war nun einmal gleichberechtigter Kursteilnehmer und machte also mit. Ich fühlte die Blicke. »Auch der junge Mann macht das ausgezeichnet«, witzelte die Kursleiterin. Mir war heiß.

»Und jetzt, wo wir alle so schön entspannt sind, schließen wir die Augen, denken an eine weite Berglandschaft und lassen uns von dieser einzigartigen nepalesischen Meditationsmusik treiben.« Daraufhin drückte die Kursleiterin den Start-Knopf ihres mitgebrachten Ghettoblasters, wobei sie leider vergessen hatte (und ich werde mich an dieser Stelle in keinster Weise der billigen Polemik über das technische Verständnis von Frauen bedienen), dass der Lautstärke-Regler noch auf die höchste Stufe eingestellt war. Ein infernalischer Lärm hob an, und die irritierte Kursleiterin nestelte unglaublich lange und hilflos an dem plärrenden Gerät herum, bis es ihr schließlich doch gelang, die Meditationsmusik aus dem fernen Nepal zumindest auf Zimmerlautstärke herunter zu regulieren. Für meinen Sohn war aber auch das noch zu viel. Meine Frau und ich hatten daheim bislang massiv auf Reizreduktion gesetzt, nicht einmal den Deutschlandfunk hörten wir in Gegenwart des Jungen (sogar »Aus Religion und Gesellschaft« enthielten wir ihm noch vor). Diese Form von Meditationsmusik sprengte notwendigerweise seinen noch jungen Vorstellungsrahmen, weshalb er das Gejaule als direkten Anschlag auf sein junges Leben werten musste. Er tat, was in seiner Kraft stand: Er schrie wie am Spieß. Angesichts der Situation wundert es mich rückblickend nicht, dass er sich nicht beruhigen ließ. Verzweifelt sprach ich ihm gut zu, nahm ihn auf den Arm und gab ihm sogar den Schnuller, was ich sonst sorgsam vermied.

Ich wähnte mich mit meinen Beruhigungsstrategien schon auf gutem Weg, da nahte die Kursleiterin. Sie streckte ihre evangelischen Familienbildungshände nach meinem Erstgeborenen aus, um ihn zu ergreifen. Instinktiv zog ich das nunmehr noch lauter schreiende Bündel an mich. »Das Kind«, schrie die Kursleiterin durch die noch immer in sportlicher Lautstärke dudelnde nepalesische Meditationsmusik und das im Stress der Situation inzwischen vielstimmige Babygebrüll und kam, mit den Händen voran, immer näher. »Das Kind braucht jetzt eine Mutter!« Die offenbare Abwesenheit meiner Frau bestärkte mich in meinem Eindruck: Sie meinte zweifelsohne sich selbst. »Ich b i n die Mutter«, brüllte ich durch den Lärm zurück.

Meine Mutter-Werdung erfolgte so spontan, dass ich über diese Zuspitzung ebenso erstaunt war wie die Kursleiterin. Ihr offensichtliches Stutzen nutzte ich zur Flucht, raffte die Klamotten meines Sohnes zusammen (der ja immer noch nackt war) und rettete mich mit dem Knaben hinaus auf den Flur. In einer geschützten Ecke zog ich ihn mit zitternden Händen an, ich war durchnässt, mir war kalt. Mein Sohn war still. Und als wir fertig waren und ich ihn auf dem Arm aus der Elternschule trug, glaubte ich auf seinem Gesicht ein dankbares Lächeln zu sehen. Den Rest des Tages haben wir kuschelnd auf dem Wohnzimmersofa verbracht, und Baby-Kurse haben wir auch keine mehr besucht.

DAS DÜMMERE GESCHLECHT

Wenn es um Kindererziehung geht, ist die ewige Frage nach der Verteilung von Klugheit und Dummheit auf die Geschlechter deutlich entschieden – zu Ungunsten der Männer selbstverständlich. Dieser Status ist allerdings auch redlich verdient, zu lange haben sich Väter nicht nur in den Augen der Mütter zu dämlich angestellt (es wird noch zu diskutieren sein, ob sie wirklich dämlich sind oder sich in einem gewieften Akt der Kommunikationsguerilla nur absichtlich dumm anstellen). Ein Besuch im nahen Drogerie-Markt macht mir in drolliger Permanenz deutlich, wie hilfsbedürftig das dumme Geschlecht aus weiblicher Perspektive schon bei einfachsten Fragen der Kinderversorgung ist: Allein wenn ich wenige Sekunden zu lang – also mehr als zwei – vor dem Regal mit der Babynahrung verweile, eilt eine freundliche Verkäuferin herbei (von wegen Service-Wüste Deutschland, Herrschaften!). »Kann ich helfen?«, lächelt sie mich gutmütig-verzeihend an. Selbstverständlich ist das lieb gemeint, denn Hilflosigkeit in Sachen Nahrungsbeschaffung (und -zubereitung) ist ja das Stammland der Männer. »Ach bitte, ja«, lautet die richtige Antwort, auch wenn man längst weiß, welchen Babybrei man kaufen will – wir wollen die Hilfsbereite doch mit einem guten Gefühl zurücklassen. »Vielen Dank. Und: einfach nur aufkochen, oder?«

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