Am Ende gewinnen die Frauen - Günter Gieser - E-Book

Am Ende gewinnen die Frauen E-Book

Günter Gieser

4,6

Beschreibung

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der arbeitslos ist und ein amouröses Abenteuer nach dem anderen erlebt. Dabei wird er von den Frauen nur benutzt und muss im wahrsten Sinne des Wortes seinen Mann stehen. Er lernt dabei neue Freunde kennen. Bei einem Einbruch in die Villa einer feinen Dame wird er von ihr ertappt und muss zur Strafe einen Strip unter den Klängen von Bolero hinlegen. Sie wird anschließend seine Freundin. Er hilft ihren Freundinnen, wieder zu ihrem Besitz zu kommen, den ihnen ihre Ex-Lover abgenommen haben. Zu guter Letzt muss er auch noch die Tochter seiner Freundin Dolores aufklären.

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Die Handlung dieses Romans sowie die darin vorkommenden Personen sind frei erfunden; eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten und tatsächlich lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

Neue Freunde

Die Geschäftsidee

Lore nimmt sich Johnny zur Brust

Der erste Auftrag

Johnny tanzt den Bolero

Erotische Gymnastik

Ein Auswärtsspiel

Kriegsrat

Operation Nussknacker

Die Liebeskugel

Die Aufklärung

Neue Freunde

Johnny Langer ist ein kleiner Mann. Mit seinen 1,70 Meter kann man ihn nicht gerade als Riesen bezeichnen. Das heißt, wenn man von der spotthaften Bezeichnung »Belgischer Riese« absah, den ihm seine Freunde gaben. Ein Belgischer Riese war nichts anderes als ein großer Hase. Der- oder diejenigen, die ihn scherzhafterweise so bezeichneten, hatten immer die Lacher auf ihrer Seite. Ihm selbst blieb dabei nur die Rolle des »dummen August«.

Mach ein dummes Gesicht, dann kannst du dabei immer noch einen guten Eindruck machen, wurde ihm wohlwollend gesagt, und dabei wurde ihm jovial auf die Schulter geklopft.

Mit dieser Art von Späßen konnte er mit seinen 25 Jahren schon auf eine lange – für ihn negative – Entwicklung zurückblicken.

Es hatte schon im Kindergarten angefangen. Da er der Kleinste war, wurde er immer von den anderen verdrängt oder zur Seite gestoßen. Schon hier musste er in seinem noch kurzen Leben diese Erfahrung machen. Sogar die Mädchen machten vor ihm nicht halt.

Er konnte sich noch gut an ein Schlüsselerlebnis erinnern, das er mit Lena hatte. Damals, er war gerade vier Jahre alt geworden, war er als Erster nach draußen gesprungen und hatte sich auf die einzige Schaukel gesetzt, die im Kindergarten vorhanden war. Kurz nach ihm kam eben jene Lena, die ebenfalls auf die Schaukel wollte.

Steig ab und lass mich auf die Schaukel, hatte sie zu ihm gesagt. Nein, ich war zuerst da, hatte er ihr darauf erwidert.

Danach hatte sie zornig an den Seilen der Schaukel gerüttelt. Als er immer noch darauf saß, hatte sie ihm in das Gesicht geschlagen, worauf er herunterfiel und seinen Mund voll Sand hatte. Er hatte vor Schreck laut geheult und gespuckt, um den Sand aus dem Mund zu kriegen, was ihm aber nicht gelang. Kurz darauf war die Erzieherin Frau Held gekommen und hatte ihm geholfen den Mund wieder frei zu kriegen. Seit dieser Zeit wusste er, dass sein Leben etwas anders als das der anderen verlaufen würde.

Er hatte versucht sich gegen diese, für ihn negative Entwicklung zu stemmen, was ihm aber nicht gelungen war. Jedes Mal hatte er danach noch blöder als vorher dagestanden. Die anderen machten dabei weiter ihre dummen Bemerkungen und lachten ihn auch noch aus. Das hatte sich bei der Einschulung nahtlos fortgesetzt und bis zu seinem Hauptschulabschluss hartnäckig gehalten.

Als er seine Lehrstelle als Bäckerlehrling antrat, hatte er gemerkt, dass ihn die anderen nicht richtig für voll nahmen und mitunter mitleidvoll ansahen. Nach seiner Lehre hatte er bis heute erfolglos versucht einen Arbeitsplatz zu bekommen. Bei seinen Vorstellungen wurde er danach immer höflich hinauskomplimentiert, nachdem man ihm eine Absage erteilt hatte.

Als er eines Tages wieder einmal solch einen deprimierenden Tag hatte, ging er in den nahegelegenen Park und setzte sich auf eine Bank.

Er fing an über seine Situation nachzudenken, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

Seine damaligen Bewerbungen hatte er alle, so wie es sich der Form nach gehörte, abgegeben.

Bei seinen Vorstellungsgesprächen hatte er mittlerweile die abschätzenden Blicke zu deuten gewusst und schon bevor das erste Wort gefallen war, wurde ihm klar, dass es nichts werden würde.

Einmal hatte er einem Angestellten, der ihn nicht respektierte und ihn als laufenden Meter bezeichnete, anschließend sehr scharf die Leviten gelesen. Darauf wurde er von dem Personalchef bestimmt, aber höflich aus der Firma geworfen.

Was soll ich nur tun? Missmutig starrte er vor sich hin. So kann es nicht weitergehen. Er merkte nicht, dass sich neben ihn eine etwas ältere Frau auf die Parkbank gesetzt hatte und ihn ganz offen musterte.

Als er dies bemerkte, schaute er sie an.

Ist was?

Na, junger Mann. Willst du heute nicht arbeiten? Machst wohl blau, was? So sind die jungen Leute von heute. Nichts arbeiten und das Geld, das wir Alten verdient haben, mit vollen Händen ausgeben.

Halt einfach deine Klappe, du alte Spinatwachtel, erwiderte er. Gleichzeitig erhob er sich und entfernte sich von ihr.

Frechheit, rief sie ihm nach. Solche wie dich müsste man in ein Arbeitscamp sperren. Da würdest du lernen, was gute Arbeit ist. Dann würdest du nicht auf dumme Gedanken kommen und eine Dame beleidigen. Er hörte sie noch weiter vor sich hin brabbeln, was er aber nicht mehr verstehen konnte, weil er sich schon zu weit von ihr entfernt hatte.

Als er weiterging, kam er an dem öffentlichen Spielplatz vorbei, der sich an den Park anschloss.

Auf dem Basketballfeld sah er zwei Männer, die sich den Ball zuwarfen und anschließend versuchten ihn in das Netz zu werfen.

Als sie ihn sahen, unterbrachen sie ihr Spiel.

Na, wen haben wir denn da? So ganz ohne Aufsicht. Weiß deine Mutti denn, wo du bist?

Ach, halte doch einfach deine Klappe, entgegnete er.

Im selben Moment, als er das gesagt hatte, wusste er, dass es Ärger geben würde. Sie nahmen ihn auch sofort in die Zange.

Was hast du da eben gesagt?, erwiderte ihm derjenige, der ihn angesprochen hatte.

Du hast es schon verstanden. Er wollte weitergehen. Wurde aber daran gehindert, weil ihn der andere festhielt.

Da müssen wir wohl jemandem Manieren beibringen, sagte er.

Im selben Moment bekam Johnny auch schon einen Faustschlag in die Magengegend. Er sackte zusammen und fiel auf den Boden. Stöhnend blieb er liegen.

He, lasst ihn in Ruhe, hörte er eine Frauenstimme sagen.

Halt die Klappe, sagte derjenige, der ihm den Schlag versetzt hatte.

Ihr fühlt euch wohl ziemlich stark jemand zusammenzuschlagen, der sich nicht wehren kann.

Er sah hoch und begann sich langsam aufzurichten.

Helft ihm auf die Beine.

Er merkte, wie er hochgehoben wurde.

Susi hat recht, sagte der Mann, der ihm den Schlag in die Magengegend versetzt hatte. Es macht keinen Spaß, eine halbe Portion noch kleiner zu machen.

Geht’s wieder?

Er sah die Frau an und sah in die tollsten rehbraunen Augen, die man sich vorstellen kann. Er musste schlucken, so hingerissen war er.

Es geht schon wieder, murmelte er.

Komm, setz dich.

Sie führte ihn zu der Bank und er setzte sich. Sie nahm neben ihm Platz.

Ich bin die Susi, sagte sie und streckte ihm ihre Hand hin.

Er zögerte.

Jetzt ist er auch noch schüchtern, sagte der andere.

Halte dein Maul, sagte die Frau, die daneben saß.

Es geht schon wieder.

Wie heißt du?

Johnny.

Hat der Johnny auch einen Nachnamen?

Johnny Langer.

Der Kleine ist ein Langer. Das habe ich gar nicht gewusst.

Er lachte und der andere Mann stimmte ebenfalls in sein Lachen ein.

Ich bin die Susi Feldmann, die andere Frau neben dir ist die Lore Busch. Der feine Herr mit der großen Klappe, der gerne auf Schwächere losgeht, heißt Rico Sandner und dieser da ist Karl Busch.

Er nickte ihnen der Reihe nach zu.

War nicht so gemeint, sagte Rico. Was treibst du gerade?

Ich habe mich um eine Arbeitsstelle bei der Bäckerei dort drüben beworben. Haben mich aber nicht genommen. Ich wäre zu klein, haben sie abschließend gesagt. Wenn die das früher gesagt hätten, wäre ich gleich gegangen. Der Typ hat mir ein paar blöde Fragen gestellt.

Lass mal hören. Was für Fragen?

Wie heißt der Bundeskanzler?

Wie heißt die Hauptstadt von Deutschland?

Wie viele Pfund hat ein Kilo?

Wie viele Teile sind ein Dutzend?

Und, hast du die Fragen beantworten können?

Meine Antworten scheinen ihm nicht gefallen zu haben. Keine ist richtig, hat er gesagt.

Was habt ihr denn in der Schule gelernt?

Und was hast du ihm geantwortet?

Ob er einen Doktor haben will. Und ob die Kunden merken, ob ein Volksschüler oder ein Doktor die Brötchen gebacken hat.

Das hast du klasse gemacht. Rico lachte laut und die anderen stimmten in sein Lachen mit ein. Als sie sich so weit beruhigt hatten, fragte Rico weiter.

Wie ging es weiter?

Bevor ich gegangen bin, habe ich ihm gesagt, was ich von ihm halte.

Rede weiter und spanne uns nicht so auf die Folter.

Ich sagte zu ihm: Wissen Sie, was der Unterschied zwischen Ihnen und mir ist?

Johnny sah sie an.

Ich hab eins und sie sind eins.

Er sah in ihre verblüfften Gesichter. Wie auf ein Kommando lachten sie alle vier.

Als sie ausgelacht hatten, haute ihm Karl auf die Schulter. Das hast du gut gemacht. Ich hätte es nicht besser machen können.

Ich hab ein Arschloch und Sie sind ein Arschloch, sagte er und lachte wieder. Die anderen stimmten in sein Lachen mit ein.

Du bist in Ordnung, sagte Karl. Wir wollen etwas trinken. Wenn du willst, dann kannst du dich uns anschließen.

Sehr gern, sagte Johnny. Ich habe im Augenblick eh nichts Besseres vor.

Er ging mit ihnen zu dem nahegelegenen Irish Pup. Dubliner’s stand auf dem beleuchteten Transparent, das an der Wand angebracht war. Gemeinsam betraten sie den Pup.

Hallo, Charlie, mach für mich schon mal ein Guinness fertig, rief Karl in den Raum hinein. Für mich auch, echote Rico hinterher. Und für die Mädels das Übliche.

Was willst du?, fragte ihn Rico.

Dasselbe wie ihr.

Noch ein Guinness, Charlie.

Charlie nickte ihm zu und sie nahmen an einem Tisch, der an einem Fenster stand, Platz.

Jetzt hatte Johnny etwas mehr Zeit, sich seine neuen Bekannten etwas genauer zu betrachten.

Er fing bei Susi an. Es war ihm schon vorher im Park aufgefallen, dass sie eine tolle Figur hatte. Sie war schlank, hatte blonde, lange Haare und eine tolle Figur, wie er fand. Sie war seiner Schätzung nach etwa fünf Zentimeter größer als er und musste so um die 1,75 Meter sein. Sie könnte in meinem Alter sein, dachte er. Und sie schien nett zu sein. Wenn man sie ansah, wurde man sofort von ihren braunen Augen gefangengenommen. Ihm fiel das Lied ein: Rehbraune Augen hat mein Schatz …

Lore war älter als Susi. Er schätzte sie auf 35 Jahre. Sie war mehr der mütterliche Typ. Gegen ihn war sie eine Riesin. Ihre Größe beträgt wahrscheinlich 1,80 bis 1,85 Meter. Sie hatte schwarze Haare, die schulterlang waren, aber heute hatte sie sich für einen Pferdeschwanz entschieden. Ihre Figur bezeichnete er als vollschlank. Als er verstohlen ihre Brust musterte, merkte er, dass sie besser bebust war als Susi. Er musste schlucken. Ich muss mich zusammenreißen, damit meine Fantasie nicht mit mir durchgeht, dachte er.

Er fuhr mit seinen heimlichen Betrachtungen fort und landete bei Rico, der neben ihm saß.

Rico war so groß wie Lore. Also auch um die 1,80 bis 1,85 Meter. Man konnte ihn schon als Frauentyp bezeichnen. Er war schlank und hatte einen durchtrainierten Körper. Er war mehr der dunkle Typ. Schwarze Haare, die bis in seinen Nacken reichten. Ein schwarzer Oberlippenbart, den er sorgsam zu pflegen schien, rundete sein Erscheinungsbild ab. Das i-Tüpfelchen seiner Erscheinung aber war die satte Bräunung, die er sich anscheinend bei vielen Sonnenbädern geholt hatte.

Seine Betrachtungen endeten mit der vierten Person des Quartetts. Karl war mit Lore verheiratet. Seiner Figur merkte man schon an, dass er dem Essen und Trinken nicht abgeneigt war. Ein mittlerer Bauchansatz schob sich über seinen Hosengürtel, der ihm eine stattliche Erscheinung verpasste. Seine Haare waren schon nicht mehr so zahlreich auf dem Kopf und fingen auch schon leicht zu ergrauen an. Er hatte sich einen Vollbart wachsen lassen, der mehr oder weniger gepflegt war. Er musste vom Alter her ein paar Jahre älter als Lore sein. Das müssten 45 bis 48 Jahre sein. Beeindruckend waren seine großen Hände, die Johnny wie Schaufeln vorkamen. Wenn ich von dem eine gewischt bekommen würde, dann sähe ich in den zwölf Aposteln wohl eine Räuberbande. Seine Größe schätzte er auf 1,90 Meter.

Als er mit seinen Betrachtungen fertig war, brachte Charlie ihre Getränke. Lasst uns auf unseren neuen Freund anstoßen.

Auf Johnny. Auf Johnny, stimmten die anderen mit ein.

Also stieß er mit ihnen an und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas. Als er es abstellte, sah er, dass er es zu einem Drittel geleert hatte, was er zufrieden registrierte.

Was treibst du sonst noch, wenn du dich nicht auf dem Arbeitsamt rumdrückst oder dir die eine oder andere Abfuhr einholst? Karl sah ihn erwartungsvoll an, nachdem er die Frage gestellt hatte.

Ich spiele an meinem Computer, gehe spazieren oder fahre mit dem Rad, sagte er. Das drängt sich einem geradezu auf, wenn man keine Knete hat.

Und was treibt ihr so den ganzen Tag, wenn ihr nicht den kleinen Leuten den Ranzen fegt?

Er hatte die Frage schnell gestellt, um auf keine weitere Frage antworten zu müssen. Außerdem fand er es mal an der Zeit, etwas über die anderen zu erfahren.

Wir sind alle arbeitslos und kriegen Stütze. Diese Woche hat mich das Arbeitsamt bei der Post vermittelt, wo ich einen Vertrag für vier Wochen habe. Bei der Post im Briefzentrum im Schichtbetrieb. Ab morgen muss ich die ganze Woche in den Nachtdienst. Mal sehen, wie mein Revuekörper das verkraftet. Wie du an Rico sehen kannst, lässt der sich lieber die Sonne auf den Pelz scheinen oder geht in das Sonnenstudio. Und die Mädels haben auch keine Lust, sich ein Bein rauszureißen. Stimmt’s?

Fragend schaute er Lore und Susi an, die sofort nickten.

Dann habt ihr genauso wenig Kohle wie ich, sagte Johnny. Ich habe mir schon überlegt, wie ich meine Kasse ein wenig aufbessern könnte. Habt ihr da vielleicht eine Idee? In zu viel Arbeit dürfte es natürlich auch nicht ausarten. Versteht ihr?

Aber natürlich, Süßer, sagte Susi und sah ihn an.

Ihm wurde auf einmal ganz heiß. Hoffentlich werde ich nicht rot im Gesicht, dachte er. Da war es auch schon geschehen.

Die anderen fingen an zu lachen, als sie das bemerkten.

Ja, meine Susi bringt jeden zum Schwitzen, wenn sie will.

Und welche Vorteile habt ihr anderen?, fragte er und sah sie erwartungsvoll an.

Nun, Rico bringt wie Susi das andere Geschlecht ebenfalls durcheinander, entgegnete Karl. Meine Lore macht so einen bürgerlichen Eindruck, dass ihr die anderen einfach vertrauen, als wäre sie der Papst selbst. Sie hat eben das gewisse Etwas.

Lore hatte bisher geschwiegen und sah Johnny mit ihren dunklen Augen vielsagend an. Wieder hatte er eine heiße Hitzewallung. Das kann ja heiter werden bei den scharfen Weibern. Eine so scharf wie die andere und ich vielleicht mittendrin.

Wo liegen deine Vorzüge, Karl?, fragte er ihn und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

Charlie, noch mal dasselbe, brüllte dieser in Richtung Tresen.

Meine Talente sind in der Organisation und Planung zu finden, sagte er großspurig und wischte sich mit der Hand über den Mund.

Sag mal, wo wohnst du überhaupt, unterbrach Lore ihren Mann.

Auf dem Blumenhof.

Susi und ich in der Kanalstraße 14 neben dem Kiosk, sagte Rico.

Karl und ich in der Dammstraße 86 unmittelbar am Stadion von Grün Weiß.

Johnny blieb noch eine Stunde mit den anderen zusammen, redete über dies und das.

So Leute, jetzt gehe ich aber. Sehen wir uns wieder?, fragend schaute er sie an.

Natürlich sehen wir uns wieder, sagten die anderen einstimmig. Wir tauschen noch schnell unsere Telefonnummern aus.

Charlie, wir wollen zahlen, rief Rico. Lass mal stecken, sagte Rico, als er sah, dass Johnny seine Geldbörse aus der Gesäßtasche holen wollte. Wenn du so einen schweren Tag gehabt hast, dann bist du heute von uns eingeladen.

Er bedankte sich und verließ das Dubliner’s.

Die Geschäftsidee

Als er auf der Straße stand, verharrte er einen Moment und holte tief Luft. Man, was waren das für scharfe Weiber. Bei ihm im Gefechtskeller war der Teufel los.

Ich schau mal bei Hannah vorbei. Vielleicht ist sie da und kann bei mir erste Hilfe leisten. Ich bin heiß wie ein Apache auf dem Kriegspfad.

Schnell ging er zu der Straßenbahnhaltestelle und stieg gleich in die Vierer ein, die ihm Hannah näherbrachte.

Er kannte sie erst seit einem halben Jahr. Sie war beim Theater als Maskenbildnerin angestellt. Seine große Liebe war sie nicht, aber so ganz in Ordnung. Er hatte sie erst nach zwei Monaten ins Bett gekriegt. Mittlerweile hatte sich das Ganze eingespielt und sie waren eine richtige Zweckgemeinschaft geworden. Gibst du mir, dann gebe ich dir. Nach diesem Motto. Als die Haltestelle kam, wo er aussteigen musste, erhob er sich und begab sich zum Ausgang. Als die Straßenbahn hielt, stieg er aus und ging zur anderen Straßenseite und stand auch sofort vor dem Haus, in dem seine Freundin wohnte.

Er klingelte und wartete. Nach 20 Sekunden klingelte er wieder. Wieder keine Antwort.

So ein Mist. Er hasste den Satz, der sich in sol chen Momenten in sein Gehirn schlich, wenn er heiß war und nicht zum Zuge kam.

Und ist das Mädchen mal nicht da, dann legst du selber Hand mit an.

Missmutig ging er zur Haltestelle zurück und stieg in die nächste Straßenbahn ein und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Dort angekommen stellte er sich unter die Dusche und ging anschließend auf den Balkon, um eine Zigarette zu rauchen. Er machte eine Flasche Bier auf und nahm einen kräftigen Zug daraus.

Die vier scheinen ja ganz nett zu sein, dachte er. Vielleicht habe ich da ein paar Freunde gefunden. Außer Hannah habe ich ja sonst niemand.

Hannah hatte ihm während der Zeit, in der er mit ihr zusammen war, angefangen ihn im Schminken zu unterrichten. Sie war Maskenbildnerin im hiesigen Theater. Mittlerweile konnte sie ihm nichts Neues mehr beibringen. Du kapierst schnell und bist bald besser als ich, hatte sie ihm erst vor zwei Tagen gesagt. Mit ein bisschen mehr Übung hast du keine Schwierigkeiten mehr.

Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als das Handy klingelte. Er sah im Display, dass es Hannah war.

Hi, sagte er.

Du, Johnny, ich muss dir was ganz Tolles erzählen. Ich habe die Möglichkeit, mit dem Opernensemble auf Europa-Tournee zu gehen. Ist das nicht fabelhaft?

Das freut mich aber für dich, sagte er wenig begeistert.

Wann geht’s los?

Schon morgen früh um acht Uhr fahren wir vom Theater ab. Wenn du willst, dann kannst du meine Schminkausrüstung haben. Ich werde komplett neu ausgestattet.

Das ist aber toll. Da freue ich mich riesig für dich. Dann bin ich in der nächsten Stunde bei dir und hole die Schminkausrüstung ab. Dann können wir uns auch noch verabschieden.

Er merkte, wie sie zögerte.

Stimmt was nicht?

Nein, das nicht. Bitte sei mir nicht böse, aber ich habe keine Zeit mehr. Ich muss noch so viel erledigen. Ich werde die Schminkausrüstung im Blumenladen bei Frau Schwarz abgeben. Tschüss mach’s gut und Bussi. Nicht böse sein.

Ehe er noch was sagen konnte, war die Verbindung unterbrochen.

Na prima, dachte er, da kommt Freude auf. Die hat mich doch ganz elegant entsorgt. Typisch Weib.

Ihren verdammten Schminkkoffer kann sie behalten und ihn sich sonst wohin stecken.

Er nahm wieder einen Schluck aus seiner Flasche und zündete sich danach wieder eine Zigarette an.

Er nahm einen tiefen Zug und hielt plötzlich wie erstarrt inne. Aus seinem offenen Mund kam Zigarettenrauch.

Ihm war soeben ein Gedanke gekommen, der ihn nicht mehr losließ.

Das muss alles gut durchdacht sein. Ich werde Karl, Rico, Lore und Susi für mich arbeiten lassen. Werde als Auftraggeber aber im Hintergrund bleiben. Als Johnny bin ich vor Ort und kann alles kontrollieren. Wir werden die Reichen und die Dummen ein wenig erleichtern.

Da brauchen wir einen Hehler, der uns das Zeug abnimmt. Bei der Bank werde ich ein Konto auf einen falschen Namen eröffnen. Da soll Karl, den ich zum Anführer mache, immer die Geldkassette mit dem Erlös aus der jeweiligen Aktion einwerfen. Zuerst aber werde ich mich schminken und ein Passbild von mir machen lassen. Auch die passenden Kleider werde ich dazu brauchen. Ich werde nämlich als 60-Jähriger auftreten und äußerst seriös sein. Die notwendigen Kleider würde er sich von seinem kürzlich verstorbenen Opa nehmen. Die zwei Koffer mit dessen Kleidern hatte er von dem Altersheim bekommen, in dem sein Opa zuletzt war. Da er nicht wusste, was er mit dem ganzen Kram machen sollte, hatte er die zwei Koffer fürs Erste auf dem Dachboden deponiert.

Die Passbilder mit den Personenangaben für Reisepass, Führerschein ect. werde ich zu Linus bringen.

Linus war der Vater von einem ehemaligen Schulkameraden. Er war wegen Urkundenfälschung ins Gefängnis gekommen. Diese Strafe hatte er aber abgebüßt, wie er erst kürzlich von ihm erfahren hatte.

Johnny besorgte sich die Telefonnummer des Blumenladens und fragte nach, ob Hannah schon den Koffer für ihn abgegeben hätte.

Ja, das junge Fräulein war vor zehn Minuten hier, sagte die Verkäuferin. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen, wenn es Ihnen recht ist.

Sie können vorbeikommen, wann immer Sie Zeit haben, bekam er zur Antwort. Wir haben montags bis samstags von 7.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Er zog sich schnell an und verließ das Haus. Nach einer Stunde war er mit dem Koffer von Hannah wieder zurück und ging an die Arbeit.

Es war schon lange dunkel, als er mit seinen Vorbereitungen fertig war. Er ließ noch einmal das Ganze Revue passieren, ob er auch nichts vergessen hatte. Den Reisepass würde er in drei Tagen bekommen. Danach würde er umgehend ein Konto eröffnen. Er musste gähnen und merkte, dass er müde war. Er schaute auf die Uhr und merkte, dass es schon kurz vor Mitternacht war.

Ich werde jetzt schlafen gehen.

Er wachte so gegen elf Uhr auf. Verdammt, ich habe verschlafen. Ich wollte doch Hannah verabschieden. Na ja, jetzt war es zu spät. Er ging auf den Balkon und zündete sich eine Zigarette an. Er hatte sich das mittlerweile angewöhnt, nach dem Aufstehen immer eine zu rauchen. Plötzlich hatte er keine Lust mehr und drückte sie im Aschenbecher aus. Ich muss damit aufhören. Das bringt mich noch um. Am besten fange ich gleich damit an. Er nahm die Schachtel Zigaretten und das Feuerzeug und warf sie in den Abfalleimer.

Ich werde mich ein wenig frisch machen und etwas essen gehen. Eine Currywurst bei Harry-Curry wäre nicht schlecht.

Nach einer halben Stunde war er auf dem Weg zu Harrys Currybude, die etwa zehn Minuten von seiner Wohnung entfernt war.

Er brauchte keine Bestellung aufzugeben. Harry hatte ihn kommen sehen und ihm gleich eine Currywurst mit Fritten hingestellt. Daneben die obligatorische Cola. Schweigend legte er das Geld hin und stellte sich an einen Stehtisch, wo er alles mit Genuss verzehrte.

Er ging danach wieder in seine Wohnung zurück und legte sich noch einmal hin.

Lore nimmt sich Johnny zur Brust

Johnny wurde unsanft aus seinen Träumen gerissen. Das Telefon war unbarmherzig und trieb ihn aus dem Bett. Er nahm den Hörer ab und meldete sich.

Kurz und knapp meldete er sich.

Ja.

Hallo, Johnny, weißt du, wer dran ist?

Es war eine Frauenstimme. Er brauchte einen Moment, bis er sie eingeordnet hatte.

Ich bin’s, die Lore.