Amerika! - Geert Mak - E-Book

Amerika! E-Book

Geert Mak

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  • Herausgeber: Siedler
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Eine Reise zu den Wurzeln des großen amerikanischen Traums

Geert Mak hat sich wieder auf den Weg gemacht. Der Bestsellerautor von »In Europa« ist quer durch die Landschaft, durch Geschichte und Gegenwart, ja durch die Köpfe und Herzen der USA gereist. Dabei trifft er unterschiedlichste Menschen, macht außergewöhnliche Beobachtungen und erzählt hinreißende Geschichten. Mit diesem Buch begibt sich Mak auf die Suche nach den Wurzeln des großen amerikanischen Traums und beschreibt die Mythen und das Selbstverständnis jenes Landes, das uns immer noch am meisten beschäftigt.

Was ist aus dem amerikanischen Traum geworden, seit John Steinbeck 1960 die USA gemeinsam mit seinem berühmten Pudel Charley durchquert hat? Dieser Frage folgt der international bekannte Publizist Geert Mak und macht sich dafür selbst auf den Weg durch die Vereinigten Staaten, fernab ausgetrampelter Pfade, quer durch ein Land, das er liebt und zugleich kritisch betrachtet. Meile um Meile dringt er tiefer in das Land und seine Mythen, sein Selbstverständnis, seine Großartigkeit und Zerrissenheit vor. Seine Reise führt ihn von den großen Ostküstenstädten über die Kartoffelacker des Hinterlandes und die Prärie des mittleren Westens bis zum Pazifik. Er trifft Menschen – setzt sich an einen Tisch mit dem Farmer, dem Fabrikarbeiter, dem Fischer, dem Lehrer. Er streift durch die riesigen Malls und die Vororte, und er sucht nach den Wurzeln des Landes, das sich radikal verändert und doch den Glauben an den amerikanischen Traum bewahrt hat.

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Seitenzahl: 968

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GEERT MAK

AMERIKA!

Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke und Gregor Seferens

Siedler

Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Reizen zonder John. Op zoek naar Amerikabei Uitgeverij Atlas Contact, Amsterdam.

Zweite Auflage

Copyright © 2012 by Geert Mak

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013 by Siedler Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright für John Steinbeck: Die Reise mit Charley. Auf der Suche nach Amerika.Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort von Burkhart Kroeber © Paul Zsolnay Verlag Wien 2002

Umschlaggestaltung: Rothfos + Gabler, Hamburg

Lektorat: Margret Trebbe-Plath, Berlin

Karte: Peter Palm, Berlin

Satz: Ditta Ahmadi, Berlin

ISBN 978-3-641-10276-0

www.siedler-verlag.de

Im Gedenken an Edith und Louis Laub

Inhalt

TEIL EINS

1

2

3

TEIL ZWEI

1

2

3

4

5

6

TEIL DREI

1

2

3

4

5

TEIL VIER

1

2

3

4

TEIL FÜNF

1

2

3

4

TEIL SECHS

1

2

3

4

5

TEIL SIEBEN

1

2

3

4

5

6

EPILOG

1

2

3

DANK

ANHANG

KOMMENTIERTE BIBLIOGRAPHIE

Teil eins und zwei

Teil drei

Teil vier

Teil fünf

Teil sechs

Teil sieben

Epilog

LITERATUR

REGISTER

TEIL EINS

When the lights go on again all over the world

And the ships will sail again all over the world

Then we’ll have time for things like wedding rings and free hearts will sing

When the lights go on again all over the world.

VERA LYNN

1

Niemand konnte sagen, wann das große Feiern genau losgegangen war. Es gab Leute, die behaupteten, dass es bereits gleich nach dem Krieg angefangen hatte, sofort nach dem VJ-Day am 14. August 1945, als alle auf der Straße tanzten und der aus Deutschland geflohene Jude Alfred Eisenstaedt auf dem Times Square für Life das Foto seines Lebens machte, von einem Matrosen, der, von Sinnen vor Freude, einer Krankenschwester einen Kuss auf die Lippen drückt.

Es waren die Monate, in denen die GIs aus allen Ecken der Welt wiederkamen, die Jahre, in denen plötzlich jeder die Taschen voller Geld hatte, denn auch in Amerika war aller Luxus jahrelang beschränkt und rationiert gewesen. Nun konnte man auf einmal wieder Waschmaschinen kaufen, und Radios, und den neuesten Chevrolet. General Electric überflutete das Land mit luxuriösen Erfindungen: Küchenmaschinen, Toastern, Bohnermaschinen, UKW-Radios, Heizdecken und was es sonst noch so gab. Angepriesen wurden sie von dem idealen TV-Werbemann: Ronald Reagan, dem beliebten Schauspieler, der auf diese Weise auch lernte, sich selbst zu verkaufen. Alte Ideale wurden zurückgestellt, selling out wurde zu einem Begriff – man machte eine Arbeit, die einem keinen Spaß bereitete, mit der man jedoch sehr gut verdiente. Es waren die Monate und Jahre, in denen die Engländerin Vera Lynn das Herz der Amerikaner rührte: A kiss won’t mean »Goodbye« but »Hello to love«. Ja, damals fing alles an, mit diesem Kuss auf dem Times Square.

Es war weitaus weniger romantisch, sagen andere. Es begann vielmehr, als der ganz normale Alltag wieder Einzug hielt. »Fang deine Geschichte einfach mit der genialen Erfindung der Levitts an«, bekam ich zu hören. »Die hat alles erst in Gang gesetzt.« Bill Levitt, sein Bruder Alfred und ihr Vater Abraham waren die Ersten, die Fertighäuser in Serie produzierten. Die Auswirkungen ihrer Erfindung sind vergleichbar mit denen des Fließbands von Henry Ford im Jahr 1913. Aufgrund einer durchdachten Konstruktion und einer äußerst ausgeklügelten Planung konnte Bill Levitt ein einfaches, solides Haus für kaum mehr als 8000 Dollar liefern. Das Basismodell war mit zwei Schlafzimmern und einem Dachboden wie geschaffen für eine junge Familie. Es war der Ford T unter denen Häusern. Und doch gab es bereits jeden Luxus in der Grundausstattung: Das Wohnzimmer verfügte über einen Ofen, und auch ein Fernseher war eingebaut, in der Küche standen ein Kühlschrank und eine Waschmaschine von Bendix. Für 250 Dollar Aufpreis bekam man ein Auto dazu. Wer jetzt zuschlug, war bereit für die Zukunft.

Auf einem riesigen Kartoffelfeld in Hempstead, zwanzig Meilen von Manhattan entfernt, errichteten die Levitts 1946 die ersten Häuser. Innerhalb von zwei Jahren entstand dort eine ganze Stadt. Im Juli 1948 wurden pro Woche 180 Häuser produziert, 1952 wohnten auf dem ehemaligen Kartoffelacker 82 000 Menschen in 17 000 Häusern. Vor allem frühere GIs, die oft eine ordentliche Abfindung in der Tasche hatten, wurden ins nagelneue Levittown gelockt. Die Reklameanzeigen sparten nicht mit Versprechungen, die Raten waren großzügig. »Uncle Sam und das größte Wohnungsbauunternehmen der Welt bieten Ihnen die Möglichkeit, in einem attraktiven Haus zu wohnen, in einer wunderbaren Umgebung, ohne dass es Sie ein Vermögen kostet …« – »All yours for $ 58. You are a lucky fellow, Mr. Veteran.« Sie fanden reißenden Absatz.

Es waren nicht nur die Häuser, überall in dem seltsamen Übergangsbereich zwischen Stadt und Land entstanden Gemeinschaften von Männern und Frauen, die gemeinsam einen neuen Weg wählten. »Vor fast jedem Haus in den hundert Meilen langen, sich windenden Straßen von Levittown steht ein Dreirad oder ein Kinderwagen«, notierte ein Reporter von Time im Sommer 1950. »In Levittown erstirbt am Mittag zwischen zwölf und zwei das Leben: Zeit für ein Mittagsschläfchen.«

Mit Levittown begannen die suburbs zu explodieren – ein Wort, das mehr beinhaltet als nur »Außenbezirk« oder »Vorstadt«, ein Begriff, der für eine ganze Kultur, für eine eigenständige Form des Wohnens und Zusammenlebens steht. Die Suburb war für zahllose GIs der Start ins moderne Leben, »time for things like wedding rings«, ein risikoloses Abenteuer, das alle Neuankömmlinge einband. Es waren junge Familien, die nicht davor zurückschreckten, Schulden zu machen; großzügige Konsumenten, weil sie praktisch noch nichts besaßen; Kinder armer irischer, italienischer, jüdischer und anderer Einwanderer, die davon überzeugt waren, dass all die Zukunftsträume für sie jetzt Wirklichkeit würden. In Levittown und in vergleichbaren Siedlungen lag der Keim für eine soziale Bewegung, die das traditionelle Amerika auf den Kopf stellen sollte; der Beginn des Auszugs in die Suburbs bedeutete das Ende der alten Stadt und der alten Provinz.

Ein weiterer Beginn: die Autos. Ein älterer Amerikaner berichtete mir einmal davon, dass für ihn alles mit den Autos angefangen hatte. Genauer gesagt, mit den Farben der Autos. Seiner Meinung nach war es im Herbst 1954. Damals sah er plötzlich Menschentrauben vor den Ausstellungsräumen der örtlichen Autohändler. Es gab dort etwas Ungewöhnliches zu bestaunen. Die Modelle hatten sich zwar von Jahr zu Jahr verändert, aber sie waren immer solide und rechteckig gewesen, meistens schwarz und dunkelgrün. Und nun glänzte dort eine vollkommen neue Generation, breiter und eleganter als je zuvor.

Ich habe mir die Anzeigen von damals noch einmal angesehen. Die erdigen Farben waren Pastelltönen gewichen, Rosa und Hellblau: Der Chevrolet Bel Air und der Pontiac Star Chief mit ihrem Strato-Streak V8-Motor waren sowohl in »Avalongelb« als auch in »Rabenschwarz« erhältlich. Die neuen Modelle hatten außerdem gerundete Panoramafrontscheiben und, wie der neue Cadillac, ein merkwürdiges Heck, mit Heckflossen wie das Leitwerk eines Jagdflugzeugs. Die Verkaufszahlen schossen in die Höhe, allein in der Zeit von 1954 bis 1955 um 37 Prozent. Nicht mehr Technik und Langlebigkeit standen im Vordergrund, sondern Design und Form.

Jetzt brachen wirklich andere Zeiten an, dieses Gefühl vermittelten die Autos. Irgendwann in diesem Jahrzehnt veränderten sich plötzlich der Ton und die Mentalität der amerikanischen Gesellschaft, aus einer Überlebensgesellschaft wurde eine Konsumgesellschaft, aus einer Welt der Malocher wurde eine Welt der Genießer.

Die Einrichtung in den Häusern stammte noch zu einem großen Teil aus den dreißiger und vierziger Jahren, doch inmitten der bräunlichen Möbel und der gehäkelten Deckchen entwickelte sich ein anderer Lebensstil, mit allen Elementen der alten Bescheidenheit und zugleich erfüllt von einer Art fröhlichem Erstaunen. »In welchem Märchenland sind wir denn jetzt gelandet?« Das war die allgemeine Stimmung.

Es waren die Jahre des sogenannten Babybooms. Die Geburtenraten stiegen um fast 50 Prozent – und sie blieben hoch bis zum Ende der fünfziger Jahre. 1957, auf dem Höhepunkt des Babybooms, bekamen 123 von 1000 Frauen ein Kind, ein in der amerikanischen Geschichte beispielloser Prozentsatz. Und all diese kleinen Kinder wuchsen in bislang nicht gekanntem Wohlstand auf. »Nie zuvor gab es ein wunderbareres Land als Amerika«, schrieb der britische Historiker Robert Payne nach einem Besuch im Jahr 1949. »Es sitzt rittlings auf der Welt, wie ein Koloss; nie zuvor in der Weltgeschichte hat es eine Macht mit so großem und allumfassenden Einfluss auf andere Länder gegeben. Die Hälfte des weltweiten Vermögens, mehr als die Hälfte der globalen Produktivität und fast zwei Drittel aller überhaupt existierenden Maschinen sind in amerikanischer Hand. Die übrige Welt liegt im Schatten der amerikanischen Industrie …« Dies war , und so sollte es bleiben.

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