Amerikaner schießen nicht auf Golfer (eBook) - Christine Grän - E-Book

Amerikaner schießen nicht auf Golfer (eBook) E-Book

Christine Grän

4,8

Beschreibung

Wenn Gott und der Teufel in Kabul um eine Seele spielen, so ist dies zweifellos ein aufregendes Duell zwischen Himmel und Hölle - und der furiose Auftakt zu einer literarischen Golfrunde um den ganzen Globus. Ob in Schottland oder Marokko, Grönland, Thailand oder Kuba, die Spielerinnen und Spieler aller Couleur treten nicht nur gegeneinander an, sie kämpfen auch mit ihren ganz persönlichen Handicaps. Denn Manager, Gesellschaftsdamen, Guerilla-Golfer, Zocker, Professionals, Liebespaare oder Auftragskiller verbindet jene Leidenschaft für ein Spiel, das vor allem darin besteht, sich immer wieder selbst zu besiegen. Der Glaube, eines Tages die perfekte Runde zu schaffen. Der Zweifel. Der Zorn. Die Demut. Die Sucht. Golf ist eben mehr als nur Sport ... 18 Storys auf den Fairways des Lebens: schräg und spannend, komisch und tragisch, zärtlich und mörderisch. Wer Golf liebt, wird dieses Buch lieben.

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Christine Grän

 

AMERIKANER

SCHIESSEN NICHT

AUF GOLFER

18 Storys

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag

erschienenen Originalausgabe (1. Auflage 2014)

© 2014 by ars vivendi verlag

GmbH & Co. KG, Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Lektorat: Dr. Felicitas Igel

Umschlaggestaltung: Caroline Orth

unter Verwendung eines Fotos von

Alberto (Díaz Gutiérrez) Korda »Che Golf« (1961),

provided by the ADAGP Image Bank

© VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-86913-456-7

 

Thank you, Alan Mitchell!

 

Seit vielen Jahren versucht er,

mir das Spiel beizubringen, und

wir haben schon viel gelacht.

So, wie es aussieht, wird er nie

richtig steirisch lernen, so wenig

wie ich das Golfspiel.

 

Inhalt

 

Hole 1

Amerikaner schießen nicht auf Golfer

 

Hole 2

Mit einem Hauch Entsetzen

 

Hole 3

Einputten um jeden Preis

 

Hole 4

Die irdische Komödie

 

Hole 5

Schlage nie den ­Buddhabaum!

 

Hole 6

Die Chicago Gang

 

Hole 7

Der coolste Golfer

 

Hole 8

Nofretete soll sterben

 

Hole 9

Zwölf Bälle

 

Hole 10

Handicap Sex

 

Hole 11

Guerilla trifft Eisbär

 

Hole 12

Und führe mich nicht in ­Versuchung

 

Hole 13

Die Hölle eines anderen ­Planeten

 

Hole 14

Spiel mit Krokodil

 

Hole 15

Brigitte Bardot in ­Marrakesch

 

Hole 16

Spielen Vampire Golf?

 

Hole 17

Der verrückteste Schlag ­aller Zeiten

 

Hole 18

Der plötzliche Tod des ­lachenden Golfers

 

Epilog

Im Paradies

 

Hole 1

 

Amerikaner schießen nicht auf Golfer

 

Kabul Golf Club, Afghanistan

 

»Hier bist du der Hölle näher als anderswo.«

»Oder dem Himmel«, sagt Gott, der aus Prinzip zum Widerspruch neigt. Flüsternd, um die Caddies nicht zu kränken: »Dieser Platz ist das Letzte! Wie bist du nur auf Kabul gekommen?«

»Mich langweilen die perfekten Golfplätze allmählich. Diese geleckten Fairways, feinsandigen Bunker und makellosen Grüns – immer das Gleiche.« Der Teufel deutet auf die staubige Wildnis, die vor ihnen liegt: »Das hier nenne ich eine Herausforderung!«

 

Der Teufel, Gott und vier afghanische Caddies sind auf dem Weg zum neunten Abschlag. Sand, Disteln, Steine, gelegentlich staubige Grasbüschel und armselige Bäume. Ein Highlight des Platzes ist die ausgebombte Armeestellung nach dem 1. Loch. Sie überqueren »Wasserhindernisse«, ausgetrocknete Bewässerungsrinnen, einst angelegt, um den Kabul Golf Course in eine grüne Oase zu verwandeln. Das ist lange her, und dazwischen gab es Kriege, die niemand gewonnen hat. Es gab nur Verlierer.

 

»Worum geht es in dieser Runde, haben wir das schon geklärt?«

Der Teufel, den Gott Luzi nennt, weil sie schon sehr, sehr lange miteinander spielen, flüstert: »Wir spielen um eine Seele, Jevi, so wie immer. Du wirst vergesslich, mein Alter.«

Der Teufel hat Gott den Spitznamen Jevi gegeben, eine läppische Kurzform von Jehova. Luzi und Jevi spielen mit Handicap Null, aber in Kabul können sie dieses Niveau nicht halten, hier liegen sie beide elf über Par. Bis jetzt. Es gibt nur einen, der an diesem Ort perfekt spielen kann: Abdul. Er hat ein sanftes Lächeln und ein fehlerhaftes Gebiss, jedoch einen Golfschwung, der selbst den Teufel das Fürchten lehrt.

Muhammad Afzal Abdul, den alle Abdul nennen, ist Chef-Caddie, Pro, Manager, Green- und Barkeeper in einer Person. Er spielt Handicap Null, vor allem aber kennt er jeden Winkel seines Platzes. Er spielt ihn seit über 40 Jahren – mit Unterbrechungen. Als die Russen Afghanistan okkupierten, kam er ein paar Monate ins Gefängnis, weil sie ihn für einen Spion hielten. Der Golfplatz wurde vorübergehend zum Schlachtfeld. Mit freundlicher Unterstützung der Amerikaner siegten schließlich die Taliban gegen die Russen. Abdul vergrub seine Schläger, weil die neuen Herrscher Golf für westliches Teufelswerk hielten. Es half nichts, er kam trotzdem wieder hinter Gitter. Als sie ihn freiließen, floh er nach Pakistan und schlug sich dort als Taxifahrer durch.

Die Amerikaner vertrieben die Taliban, und das war gut für Golf und Abdul. Er kehrte mit seiner Familie nach Kabul zurück und bekam die Erlaubnis, den Golfplatz wieder zu eröffnen. Eine seiner ersten Taten war, eine Schafherde über den Golfplatz zu treiben. Wegen der Landminen, die die Taliban hinterlassen hatten. Eine Hilfsorganisation, die auf dem Gelände Minensucher ausbildete, übernahm dann die restliche Arbeit. Schrottreife Panzer und anderes Kriegsspielzeug wurden weitgehend beseitigt, doch Abduls Träume von saftigen Fairways und Grüns wollte niemand finanzieren.

 

Der Kabul Golf Course mag wildes Terrain sein, aber er ist sicher. Abdul wird nicht müde, dies zu beteuern. Doch auf Wunsch begleitet ein Bodyguard die Golfrunde. Gott und der Teufel haben darauf verzichtet. Auch wenn sie inkognito unterwegs sind, wollen sie sich nicht wie die üblichen Golftouristen benehmen. Kein Erinnerungsfoto mit einem schwer bewaffneten Afghanen, der grimmig in die Kamera starrt. Obwohl Touristen auf dem Golfplatz die Ausnahme sind. Überwiegend spielen Ausländer, die hier arbeiten, und Soldaten, meist Amerikaner. Das Greenfee liegt zwischen 10 und 20 Dollar, und jeder Spieler benötigt zwei Caddies, weil einer vorauslaufen muss, um den Weg des Golfballs zu verfolgen. Fast unmöglich, ihn im Gestrüpp wiederzufinden, doch die 50 Caddies, die Abdul ausgebildet hat, verfügen über Adleraugen. »Ich mag ihren Blick«, hat Luzi beim 5. Loch gemeint, dem schwierigsten der Runde. »Da liegt bescheuerter Stolz darin, etwas Wildes und Unbezähmbares.« Gott widerspricht ihm nicht, obwohl der stolze Mensch nicht zu seinen Favoriten zählt. Er mag seine Erdlinge lieber eine Spur demütig, und dafür ist das Golfspiel wie geschaffen. Doch er hat mit Luzi von Anfang an vereinbart, nicht über die Politik des Glaubens zu diskutieren. Worum geht es? Um Golf! Darum, dass sie sich die Zeit vertreiben in der doch recht langen Unendlichkeit. Golf ist ein göttliches Spiel. Obwohl Luzi darauf pocht, dass er es erfunden habe.

 

Das 9. Loch ist ein langes Par 3. Theoretisch müsste man mit drei Schlägen einlochen. »Very tricky hole«, sagt Abdul, der eine Stelle sucht, die das Tee durchdringen kann. Der Boden ist hart bis steinig, und kein Tee überlebt mehr als einen Schlag. Gott nimmt sein Fünfer-Eisen und lässt sich die Richtung zeigen, in der das Grün zu vermuten ist. Ali, sein Ballfinder, läuft schon mal los, und der Teufel steht mit verschränkten Armen neben Gott, immer eine Spur zu nahe, um ihn nervös zu machen.

»Was ist, Jevi, peilst du das Hole-in-one an? Macht eine Seele extra.«

»Ist mir doch egal«, sagt Gott. Gegen die teuflischen Psychotricks ist er inzwischen beinahe gefeit. Nach dem Probeschwung und der Ausrichtung konzentriert er sich auf den Ball. Keine Gedanken mehr. Der Körper eines 30-jährigen Athleten vereint sich mit göttlichem Willen. Er zieht hoch, peitscht das Eisen in Richtung Ball und vollendet den Schwung – ein bisschen zu früh, weil er den Kopf zu schnell gehoben hat, um die Fluglinie zu verfolgen. Die Folge ist ein leichter Slice nach rechts in das Gestrüpp. Gott ist fehlerlos, doch als Golfspieler stößt er an Grenzen. Luzi grinst in sich hinein, schweigt aber, um den Alten nicht zu verärgern. Seine Heiligkeit ist kein besonders guter Verlierer. Einmal, vor einer Ewigkeit, hat Jevi nach einem verlorenen Spiel den Golfplatz mit Blitz und Donner heimgesucht und mit Regengüssen geflutet, bis ein See daraus wurde.

»Nice shot«, sagen die Caddies. Der Ball fliegt rund 150 Meter weit, und Ballfinder Ali läuft in Richtung des Gestrüpps.

 

Zabi, der 16-Jährige mit dem einstelligen Handicap, rammt Luzis Tee in den Boden. Er hält dem Boss, wie er ihn nennt, ein Fünfer-Eisen entgegen, doch der Teufel entscheidet sich für das Vierer. Sie liegen gleichauf, er und Gott, und er hat keinen Zweifel daran, dass er am Ende gewinnen wird. Auf diesem Platz in jedem Fall, denn hier kann er die Hölle gleichsam riechen. Sein Terrain. Aus der Ferne sind Schüsse zu hören, der Sound von Schnellfeuergewehren, während er den Ball anspricht. Niemand scheint sich daran zu stören, und Luzi zieht seinen Schwung durch. Der Ball fliegt weit und kerzengerade.

»Very nice shot«, sagen die Caddies, und Luzi lächelt glücklich. Gott wischt sich Schweiß von der Stirn, die menschliche Konfiguration ist eben anfällig. Es dürften so um die 35 Grad sein an diesem Vormittag, die Sonne steht hoch, und Schatten gibt es kaum. Ein Klima, das dem Teufel entgegenkommt, kein Wunder, dass er diesen Ort gewählt hat. Das nächste Spiel wird im Norden Schottlands stattfinden, denkt Gott, mit Wind und Kälte und Regen. Diese Bedingungen mag Luzi gar nicht, und sein Spiel ist durchaus witterungsanfällig.

 

»The second shot is most important«, meint Abdul, während sie in Richtung ihrer Bälle marschieren.

»Jeder Schlag ist wichtig«, korrigiert Gott. Luzi verdreht die Augen, sagt aber nichts. Er nimmt sich eine warme Bierdose von seinem Caddie und trinkt sie durstig leer. Grillen zirpen und Vögel zwitschern. Granaten detonieren irgendwo in den Bergen. Hubschrauber kreisen im strahlend blauen Himmel. Gott sieht nach oben und fragt sich, ob er alles richtig gemacht hat.

Abdul sagt: »Das sind Amerikaner. Die schießen nicht auf Golfer.«

 

Abdul trägt ausgefranste Turnschuhe, und die Caddies Flip-Flops. Es gibt keine Kleiderordnung auf diesem Golfplatz, jeder spielt, wie er kann oder möchte, Soldaten in Uniformen, Frauen mit oder ohne Kopftuch. Gott und Teufel tragen Buschkleidung, Stiefeletten, blaue Golfkappen und randlose Sonnenbrillen. Von Weitem sehen sie sich ziemlich ähnlich.

Kleidung ist kein Thema, doch auf die Einhaltung der Golfregeln legt Abdul großen Wert. Neben den üblichen sind die Sonderplatzregeln zu beachten: Auf dem Fairway darf ein Ball zwei Schlägerlängen rechts oder links gedroppt werden. Man darf ihn aufteen oder auf eine kleine Kunstmatte legen, die die Caddies mit sich tragen. Sandbunker müssen wie überall gespielt werden. Gottes Ball liegt in einem Sandbunker.

»Schwierig, den mit dem zweiten Schlag auf das Grün zu befördern«, meint Luzi.

»Ich weiß«, erwidert Gott, »aber wo ein Glaube ist, da ist auch ein Weg.« Er nimmt sein Achter-Eisen und steigt in den Bunker. Es ist ein tiefer Graben mit grobkörnigem bis steinigem Sand. Das Grün liegt etwa 90 Meter entfernt auf einem Hügel. Was heißt hier Grün? Geölter Sand, dunkelbraun, der vor dem Putten mit einer Matte abgezogen wird. Gott seufzt, doch der Golfer wächst mit der Herausforderung eines schwierigen Schlages. Den Schlägerkopf weit aufmachen, voll durchschwingen! Abdul deutet ihm mit einer Handbewegung an, kraftvoll auszuholen ...

 

Der Sand fliegt auf und versperrt ihm die Sicht. Doch der Schlag schien ihm perfekt.

»Very nice shot«, sagen die Caddies. Abdul reicht ihm ein feuchtes Handtuch und lächelt anerkennend. »On the green and off the green.«

Der Ball ist auf dem Grün gelandet und wieder weggehüpft. Das ist ärgerlich, und den Teufel freut es. Gott wünscht sich, dass Luzi seinen nächsten Schlag komplett versaut. Doch der tut ihm diesen Gefallen nicht. Mit dem Neuner-Eisen befördert er den Ball knapp hinter das sogenannte Grün.

»Very nice shot.« Beide Bälle haben ihr Ziel verfehlt, doch Abdul ist lange genug im Geschäft, um zu sehen, dass er es mit erstklassigen Golfern zu tun hat. In Kabul fragt man nicht unbedingt nach dem Heimatclub oder Handicap, und seine Versuche, etwas über die beiden herauszufinden, sind bisher fehlgeschlagen. Sie benehmen sich schon ein wenig seltsam, weshalb er sich vorstellen könnte, dass sie vom Geheimdienst sind. CIA wahrscheinlich. Touristen sind sie auf keinen Fall. In Afghanistan ist niemand zum Vergnügen, nicht einmal die Einheimischen.

 

Auf dem Weg erzählt Abdul, dass er einmal an den asiatischen Meisterschaften teilgenommen hat. Er durfte Tiger Woods die Hand schütteln! Er habe ihn nach Kabul eingeladen und warte immer noch auf das Wunder seines Erscheinens.

Luzi flüstert in Gottes Ohr: »Abdul braucht ein wenig Magie, warum hilfst du ihm nicht?«

Gott, leise zischend: »Weil Tiger Woods dein Typ ist. Glaubst du, ich mache deine Arbeit?«

Luzifer verzieht das Gesicht. »Ich habe dem Kerl alles gegeben: sagenhaftes Golfspiel und sagenhaften Sex. Und was macht er? Heiratet und produziert Kinder. Das war nicht der Deal, das musste ja in die Hose gehen, ha ha. Die Leute sind zu gierig, das ist das Problem. Deines natürlich!«

 

Abdul meint, dass Wasser das Problem sei. Oder Geld. Der Qargha-See sei ganz nah, und die Bewässerungsanlagen seien bereits vorhanden. Aber es würde ein kleines Vermögen kosten, hier alles wieder zu begrünen. So wie damals. Als Jugendlicher habe er schon auf dem Platz gespielt, den Mohammed Sahir Schah einst anlegen ließ. Ein mäßiger Golfer, aber ein großer Herrscher, der das Land dem Westen öffnete und Frauen das Wahlrecht gab. Sie durften selbstverständlich auch Golf spielen. 1973 wurde der Herrscher gestürzt, und wenig später marschierten die Russen ein. Von da ab sei es stetig bergab gegangen – auch mit dem Golfplatz.

 

Die Caddies stehen vor den Bällen unterhalb des Brauns. Es ragt hoch empor, und die zerzauste Fahne in dem versenkten Becher ist von unten nicht zu sehen. Ein schwieriger Schlag mit dem Sandwedge, doch beide, Gott und der Teufel, meistern ihn souverän. Die Bälle liegen oben, die Bahn wird noch einmal geglättet, dann nimmt Gott seinen Putter, um einzulochen. Das Sand-Öl-Gemisch ist langsam, und er holt für den langen Putt weit aus. Gibt dem Ball eine Chance, doch der rollt knapp vorbei.

»Nice shot«, rufen die Caddies.

»Pech gehabt«, sagt Luzi, dessen Ball näher am Loch liegt. Er kniet auf dem Boden, um die Putt-Linie zu studieren. Zabi steht auf der anderen Seite und zeigt die Richtung an. Luzi folgt seinem Caddie, erwischt die richtige Geschwindigkeit – und locht ein.

»Very nice shot.«

»Verdammt will ich sein, wenn das nicht ein teuflisch guter Putt war!« Luzi lächelt triumphierend, und Gott versucht ein gleichmütiges Lächeln. Der Teufel ist mit seinem Bogey nun einen Schlag besser als er, aber das ist gar nichts in einem Spiel, das noch in die zweite Runde geht. 18 Loch sind vereinbart, dazwischen ein kühles Getränk im Clubhaus. Abdul verscheucht die Ziegen vor der Tür und bedient an der Bar. Die beiden geben eine Runde Cola für die Caddies aus und stellen sich in den Schatten der Mauer. Sie ist voller Einschusslöcher. Jevi trinkt Limonade und Luzi Bier. Im flirrenden Sonnenlicht verschwimmen die Berge am Horizont, Vögel zwitschern. Dann wieder Gewehrsalven.

 

»We need a little peace«, sagt Abdul und meint, dass Afghanistan die größte Golfnation der Welt sein könnte, wenn ...

»Was wird mit dem Golfplatz, wenn die Amis abziehen?« Luzifer weiß, dass die Frage grausam ist. Er könnte sich vorstellen, dass Gott in seiner Allwissenheit das Szenario vorhersieht. Die Taliban kehren zurück, schließen die Schulen und natürlich auch den Golfplatz. Abdul kommt ins Gefängnis oder flieht nach Pakistan.

 

Der Teufel sieht Gott an, der einen Vogel beobachtet. Er liebt all seine Kreaturen, denkt Luzi, aber nichts liebt er so sehr wie Golf. Abdul sieht Luzifer an mit diesem speziellen afghanischen Blick. Stolz und Würde liegen darin, aber auch ein Hauch Wahnsinn. »Inschallah«, sagt Abdul. »Aber jetzt sollten wir weiterspielen.«

 

Als sie nach draußen gehen zum 1. Loch, passieren sie die anderen Caddies, die auf Spieler warten. Kleine und größere Jungs mit abgerissener Kleidung und nummerierten Westen, die sie als Caddies des Golfclubs Kabul ausweisen. Einige üben mit alten Schlägern, andere starren Löcher in den Himmel. Die könnten alle große Golfer werden, denkt Luzifer. Aber wen zum Teufel interessiert das schon.

Hole 2

Mit einem Hauch Entsetzen

St. Andrews Old Course, Schottland

Ein arabischer Waffenhändler, der in St. Andrews Golf spielt, muss verrückt sein. Karim ist sich dessen bewusst, aber es war ja auch nicht seine Idee, hier anzutreten. Schwiegersohn Dschamal schlug die gemeinsame Runde vor, nachdem sie sich in London getroffen hatten. Etwas Besonderes sei es, auf dem legendärsten Golfplatz der Welt zu spielen, hatte Dschamal gesagt. Tatsächlich ist das Wetter besonders kühl und windig, und Karim ist überrascht, dass es nicht regnet. Er hasst schlechtes Wetter, weshalb er nur so viel Zeit wie unbedingt nötig in London verbringt. Die Stadt ist gut für Geschäfte, doch das Klima drückt ihm aufs Gemüt. Für die schottische Golfrunde hat er sich angezogen wie für eine Nordpolexpedition. Von der Daunenjacke fühlt er sich eingeengt, auch wenn sie ihn gegen den scharfen Wind schützt, der vom Meer kommt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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