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EINE PHANTASTISCHE ROBINSONADE Gestern noch dachte Finn in seiner Kreuzberger Stammkneipe über sein Leben nach. Kaum ein Tag später jagt er durch Thailands Dschungel, verfolgt von einem erbarmungslosen Killer. Was als angenehmer Abend im Hotel mit der Bekanntschaft Freitags und einer geheimnisvollen Unbekannten beginnt, katapultiert ihn in ein Abenteuer jenseits seiner wildesten Vorstellungen. Auf einem mysteriösen Kreuzfahrtschiff begegnet er Anaïs – faszinierend, rätselhaft und gefangen durch einen magischen Bann. Um sie aus ihrer Lage zu befreien, muss sich Finn nicht nur mit skurrilen Passagieren herumschlagen, sondern auch die Geheimnisse einer abgelegenen Insel entschlüsseln und tödlichen Gefahren entkommen. In einer Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen, kämpft Finn um sein Überleben und seine neu entflammte Liebe. Kann er Anaïs retten? Oder wird er selbst zum Opfer dieses surrealen Trips durch exotische Landschaften und lauernde Albträume? SCHRILL, WITZIG, SURREAL
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Veröffentlichungsjahr: 2024
JORN STRATENROMAN
Jorn Straten, geboren 1972 in Goslar, ist ein deutscher Schriftsteller. Er lebte mehrere Jahre in München und arbeitete dort für eine Fluggesellschaft, einen privaten Fernsehsender und ein Verlagshaus. Neben diversen Gedichtbänden wie Feurio (2021) hat er mehrere Romane publiziert. Auf Saudade (2021) folgten Envie (2022) und Im Osten der Insel (2023).Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig.Es werden unter anderem Themen wie Drogenmissbrauch behandelt. Es ist wichtig zu wissen, dass Unterstützung verfügbar ist, und es keine Schande ist, um Hilfe zu bitten. Die bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline: 01806 313031 (kostenpflichtig, 0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunknetz), ist 24 Stunden da, online unter www.sucht-und-drogen-hotline.de. Die deutsche Telefonseelsorge bietet 24h kostenlose und anonyme Beratung rund um die Uhr und kann an geeignete Beratungsstellen weiter verweisen: 0800 111 111 oder per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de.
La fiction dépasse la réalité. Non. Mais la réalité est toujours vécue en autant que la fiction permette au réel de s'incarner dans l'esprit.Nicole Brossard
Kurz vor 4
»In den Weiten des Lebens segeln wir auf Wellen des Schicksals, durch Stürme und ruhige Gewässer. Wir sind auf der Flucht, Sklaven unserer Ziele. Doch nur wenige von uns rudern, viele treiben unmerklich dahin. Nahrung, Wasser, Schlaf – nicht alle erreichen das rettende Land. Inmitten dieser endlosen See erheben sich Inseln – Oasen der Ruhe und Refugien des Wahnsinns. Einige davon sind greifbar, andere existieren nur in Gedanken. In unseren Träumen verschwindet der Unterschied zwischen Realität und Fiktion. Wann existiert etwas? Ist die bloße Vorstellung ein Teil unserer Realität?«Diese Gedanken gingen Finn durch den Kopf, als er seinen Blick über den Tresen schweifen ließ. Gab es hier jemanden, der verstand, was er meinte?»Hey, was denkst du?«, fragte Finn zögernd einen Hipster am Ende der Theke, »Was bedeutet Realität?«Der Typ hob eine Augenbraue und lächelte: »Realität? Ist oft überbewertet. Wie wär’s, wenn wir unsere eigene schaffen?«Finn nickte und drehte sich wieder seinem Glas zu. Gedankenverloren starrte er durch die goldene Flüssigkeit seines Tequilas. Für einen Augenblick fühlte es sich an, als läge er am Strand und hätte versehentlich in die gleißende Sonne geschaut. Seit Tagen ging ihm die Melodie von Claude Vasoris »Peruvian« nicht mehr aus dem Kopf. Eine sanfte, lateinamerikanische Melodie mit Jazz-Elementen und einem Hauch von Exotik. Finn summte sie vor sich hin.
Er war jetzt Anfang dreißig, schlank und mit seinem Aussehen zufrieden. Aber das half ihm auch nicht weiter. In der letzten Zeit war nichts Spannendes in seinem Leben passiert. Wartete da noch etwas auf ihn, oder war der Zug schon abgefahren?Als er nach seinem Glas greifen wollte, spürte er an seiner Seite die Beine einer Frau und feste Brüste, die sie ungeniert an ihn drückte. Ihm gefiel der Duft, der von ihr ausging, obwohl er ihn leicht an die Sonnencreme seiner Ex erinnerte. Finn wollte sich zu ihr umdrehen, da schlängelte sich ein Arm mit warmem, goldbraunem Teint an ihm vorbei. Eine zierliche Hand griff entschlossen nach seinem Tequila. Ihre scharlachroten Nägel verströmten eine raue Aura, als hätten sie zahlreiche Schlachten in den Abgründen des Lebens geschlagen.Sein Tequila-Glas verschwand mit dieser Hand hinter ihm, um Sekunden später wieder krachend auf dem Tresen zu landen – leer. An ihm lehnte eine schwarzhaarige Schönheit. Sie wirkte benommen – mit geschlossenen Augen rieb sie ihre Wange an seiner Schulter. Ihr Mund bewegte sich dabei leicht, als würde sie etwas Angenehmes träumen. Ihre Haare waren glatt und lang, reflektierten das warme Licht der Bar. Sie trug ein hautenges, kurzes, schwarzes Kleid, das vollends damit beschäftigt war, ihre Brüste und einen knackigen Hintern zu bedecken. Finn konnte seinen Blick nur schwer abwenden, fixierte ihre langen Beine, die sich sanft zur Musik bewegten. Er durchwühlte seinen benebelten Kopf, woher er sie kennen könnte, kam aber zu keinem Resultat. An solch eine hübsche Asiatin war er noch nie geraten, das wüsste er. Doch die letzten Jahre waren schnell gelaufen und von so mancher Nacht nur Fragmente geblieben. So wie sie sich an ihn schmiegte, mussten sie sich bereits kennen. Vielleicht hatte sie sich aber auch nur was eingeworfen oder war schlichtweg betrunken? Finn betrachtete sie aufmerksam. Ihre Haut hatte warme, goldbraune Töne, die an poliertes Mahagoni erinnerten. Die sinnlichen Linien ihres Gesichts und die markanten Wangenknochen verlieren ihr eine faszinierende Ausstrahlung. Hatte sie thailändische Wurzeln? Auf jeden Fall sah sie gut aus und es gab bestimmt keinen, der sie zurückgewiesen hätte. Als sie ihre Augen aufschlug, fühlte sich Finn ertappt und zuckte zusammen. Sie waren dunkelbraun wie Ebenholz und schienen Geschichten von fernen Stränden und geheimnisvollen Nächten zu erzählen. Zumindest fühlte es sich für Finn an diesem durchzechten Abend so an. Ihre Wimpern, dunkel wie die Nacht, umrahmten eine Welt voller Charme und Mystik. Ihr Blick, intensiv und verführerisch, lud zu Abenteuern ein. Finn mochte die Fülle und Farbe ihrer Lippen, ein leuchtendes Korallenrosa. Sie lächelten ihn an, trugen ein Geheimnis in sich. Eine laszive Schönheit – eine Verbindung von Sonnenlicht, Leidenschaft und dem mysteriösen Zauber Südostasiens. Ein Gesicht, wie es Finn noch nie zuvor gesehen hatte.»Alles okay mit dir?«, fragte Finn einfühlsam. Es war ihm egal, dass sie seinen Tequila getrunken hatte.»Ich glaub’, mir ging’s nie besser«, antwortete sie lächelnd, doch in ihrer Stimme schwang etwas mit.»Wer, wer bist du?«»Und wer will das wissen?«»Finn, sorry, ich bin Finn.«»Dao.«»Was?«»Ich heiße Dao. Das bedeutet so viel wie Stern.«»Dao, hört sich schön an. Und das mit dem Stern passt auch irgendwie.«Sie zwinkerte, schien zu merken, dass sie ihm in kürzester Zeit den Kopf verdreht hatte.»Tequila?«, warf er schnell ein, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Sie nickte und Finn bestellte per Handzeichen zwei neue Gläser. Cora stand hinter der Bar, wie fast jeden Abend. Sie grinste ihn breit an und machte sich ans Werk.
Das Schlawinchen, auch »Schlawi« genannt, galt als Ort, an dem man sich gepflegt abschießen konnte. Finns Kreuzberger Stammkneipe war rund um die Uhr geöffnet und wenn er da war, traf man ihn meist am Tresen an. Er genoss das vertraute Gefühl, das sich einstellte, sobald er die Bar betrat. Saß er erst mal auf einem der Barhocker, verabschiedete er sich von der Außenwelt. Einer Welt, die ihm schon lange nicht mehr gefiel. Hier, in der Umgebung, die von dunklem Holz und dem leichten Geruch nach kaltem Zigarettenrauch geprägt war, fand Finn nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch Ruhe und Freundschaft. Unter der rotbraunen Decke, von der Antiquitäten, ein Kontrabass, Schaukelpferde und Holzschiffe herabhingen, war die Nacht schon oft zum Tag geworden. Alte metallene Werbe- und Hinweisschilder zierten die Wände. Sie erinnerten an längst vergangene Zeiten. Zwischen ihnen hingen allerlei groteske Gemälde, viele mit Kneipenszenen. Finn gefiel die trinkfreudige Umgebung; die klaustrophobische Enge störte ihn nicht besonders. Für ihn war das Schlawi ein Rückzugsort, eine Insel, auf die ihm die Welt da draußen nicht folgen konnte. Hier war man frei von jeglichem Trend, hier war noch alles beim Alten. Künstler und Professoren gaben sich genauso die Klinke in die Hand, wie Touristen oder Sozialhilfeempfänger. In der Luft lag ein anarchischer Vibe. »Bist du alleine hier?«, fragte Dao.»Ja, wieso?«»So ’n Brad Pitt wie du hat keine Freundin?«»Und du, wo ist dein Freund?«»Kommst du immer gleich zur Sache?«»Du doch auch, oder?« Finn gefiel, dass er ihr gegenüber wieder sicherer wurde und reichte ihr den Tequila.»Bist du Autor?«»Schön wär’s«, antwortete Finn lächelnd und spürte, wie Dao den Moleskine aus der Gesäßtasche seiner schwarzen Jeans zog. Wie eine Trophäe hielt sie ihn hoch: »Und was ist das hier?«»Gib ihn her, das sind nur Gedanken«, bat Finn Dao und griff nach dem kleinen Notizbuch. Doch sie war schneller, zog ihren Arm weg und blätterte durch die Seiten.»›Ich liebe und ich hasse das Meer. Diese verdammten Erinnerungen an die Zeit mit dir. Warmer Sand, smaragdgrünes Wasser, Salz auf deiner Haut. Küsse, die mich an fremde Orte, in einsame Buchten trieben.‹ Das klingt romantisch. Es erinnert mich an meine Heimat, Finn.«»Woher kommst du denn?«»Koh Chang, das ist eine Insel im Osten Thailands. Ein wunderschönes Land voller Geheimnisse, rauer Natur. Das Meer, es ist dort so wunderschön.«Dao blätterte weiter im Moleskine: »›Erinnerungen an dich wurden zum Schmerz. Es wuchs der Wille zum Neuanfang.‹«Gedankenverloren reichte sie ihm vorsichtig das Notizbuch, als wenn es etwas Kostbares für sie wäre.»Ich war noch nie in Thailand«, antwortete Finn nachdenklich, während Claude Vasoris »Marie, Marie« aus den Boxen zu hören war; Cora hatte ein Händchen für gute Musik.»Na, dann lass uns hinfliegen!«»Was? Ähem, ja und wann?«»Heute, einfach heute.«»Es ist drei Uhr morgens, Dao.«»Dann haben wir noch Zeit. Gegen elf Uhr gehen Flüge.«»Ich kann doch nicht einfach weg hier. So, mir nichts, dir nichts. Außerdem …«»Was, außerdem?«»Na, wir kennen uns gar nicht.«»Magst du mich nicht?«, fragte Dao leise und schaute ihn von unten herauf, mit weit aufgeschlagenen Augen an.»Doch schon, aber …«»Was, aber?«»Wir können nicht einfach …«Noch bevor er ausreden konnte, fiel ihm Dao ins Wort: »›Es wuchs der Wille zum Neuanfang.‹ Das hast du doch geschrieben, also muss es dir etwas bedeuten!«»Ja, doch. Aber das sind nur Gedanken.«»Aber die hast du doch nicht zum Spaß notiert.«
Zum ersten Mal in seinem Leben schien die Regel gebrochen worden zu sein, dass ein Tag, der beschissen angefangen hatte, auch so enden musste. Finns Tag hatte beschissen begonnen. Alles hatte damit angefangen, dass er sich morgens beim Anzünden einer Kippe am Gasherd beinahe die komplette Frisur abgefackelt hätte. Zum Glück hatte es nur einen Teil seines blonden Scheitels erwischt. Er ärgerte sich über seine Tollpatschigkeit und erinnerte sich an die superschlauen Lebensweisheiten seiner ehemaligen Freunde. Die meinten bei jedem noch so beschissenen Vorfall, dass alles einen Sinn habe, der sich später erst erschließen würde. Die Kollegen bei der Lagerarbeit hätten sich einen abgelacht, wenn seine 90er-Jahre DiCaprio-Frisur abgebrannt wäre. Obwohl er die meiste Zeit gut mit ihnen auskam, ließen sie ihn spüren, dass er keiner von ihnen war.Nach dem Abi hatte er angefangen zu studieren, aber seine Eltern ließen sich scheiden. Um sein Leben zu finanzieren, musste er abbrechen, sich einen Job suchen und blieb dann im Lager einer Möbelfirma hängen. Nach der Arbeit war er häufig zu erledigt, um auszugehen. Er kam bei den Frauen gut an, doch sobald sie auf seinen Job zu sprechen kamen, war schnell die Luft raus.Auf dem Weg ins Schlawi schwor er sich, dass er sein Leben ändern würde. Doch wäre das in seinen zwei Wochen Urlaub überhaupt möglich? In den vergangenen Jahren waren sie immer gleich abgelaufen. Er hatte seinen Rucksack gepackt und war dann 14 Tage in Schweden wandern gewesen. Die Bergroute mit den Übernachtungen in den Schutzhütten kannte er schon in- und auswendig. Dort fand er zu sich, bekam einen klaren Kopf. In diesem Jahr hatte er seinen Rucksack, der fertig gepackt neben dem Bett gestanden hatte, skeptisch angeschaut. Schweden war schön, aber wie wollte er dort sein Leben ändern? Er hatte bis jetzt nicht einmal geschafft, die Sprache zu lernen.
»Also gut, Dao. Ich mach’s, ich bin dabei.«»Du bist so cool, Finn! Habe ich dir das schon gesagt?«Als er antworten wollte, hielt ihn Dao mit ihrer Hand am Hinterkopf fest und küsste ihn. Finn mochte das Gefühl ihrer weichen Lippen. Als er spürte, wie sich ihre Zunge in seinem Mund bewegte, kam es ihm vor, als ob er aus seinem Dornröschenschlaf erweckt worden wäre. Dao fackelte nicht lange, nahm seine Hand und zog ihn wie ein kleines Kind durch die Kneipe hinter sich her. In der Toilette angekommen, ließ sie ihn kurz stehen und sah sich um. Binnen Sekunden war sie wieder bei ihm.»Wir sind alleine«, hauchte sie Finn ins Ohr und schob ihn rückwärts in eine der Kabinen. Dao schloss die Tür nicht, sondern küsste Finn unaufhörlich, bis er gegen die Toilette stolperte und sie ihn auf den Deckel drückte. Finn küsste ihren flachen Bauch, der sich hob und senkte. Dann setzte sich Dao auf seinen Schoß. Etwas genervt werkelte sie an seinem Gürtel herum. Finn schwor sich, ihn bei der nächsten Gelegenheit zu entsorgen. Es war nicht das erste Mal, dass ihm dieser Gürtel maßlos auf die Nerven ging. Als er spürte, wie sein Gürtel endlich nachgab und die Schnalle auf den Rand der Schüssel schlug, nahm er noch ein anderes Geräusch wahr. Hinter Dao stand plötzlich ein Mann. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten. Der Typ war ein Panzer, ein gottverdammter Schrank. Auf seinem rasierten Schädel trat eine dicke Ader an der Stirn hervor. Er trug eine schwarze Trainingshose mit weißen Streifen und eine viel zu kleine Bomberjacke, die aussah, als ob seine muskelbepackten Arme den Stoff zerfetzen würden.Als Dao bemerkte, dass Finn nicht mehr mitmachte, blickte sie ihm in die Augen und begriff, dass er an ihr vorbeisah. Erschrocken fuhr sie herum: »Zlatko? Was machst du denn …?«, doch sie brachte ihren Satz nicht mehr zu Ende.
Adrenalin
Mit einer Hand hatte der Hühne Dao an den Haaren gepackt, von Finn heruntergezogen und aus der Kabine geschleift. Sie schrie und weinte vor Schmerzen, versuchte, sich an seinem Handgelenk festzuhalten. Zlatko interessierte das keinen Deut, er blieb kalt. Wie einen Müllsack schleuderte er Dao gegen die Wand, ließ sie liegen und steuerte wie ein Golem auf die Kabine zu. Finn war von der Toilette gerutscht, lag am Boden und wurde nervös, als er das Tränen-Tattoo unter Zlatkos linkem Auge wahrnahm. Ein Symbol dafür, dass der Träger entweder mal im Knast gewesen war oder sogar einen Mord begangen hatte. Seine Brust verengte sich, Finn spürte, wie es ihm die Luft abschnürte. Panisch versuchte er, aufzustehen, rutschte aber mit seinen Schuhen immer wieder von den Fliesen ab.Der Gesichtsausdruck seines Angreifers war eindeutig. Er war hier noch nicht fertig. Ganz im Gegenteil, er hatte noch nicht einmal richtig angefangen. Zlatko beugte sich zu ihm herunter. Sein Mund verzerrte sich so sehr, dass Finn seine schlechten Zähne sehen konnte. Sekunden später spürte er eine riesige, kräftige Hand, die seinen Hals umschloss und zudrückte. Wie ein Kaninchen hob Zlatko ihn hoch und öffnete mit seinem Fuß den Klodeckel. Finn überkam ein Würgereiz, als er mit dem Kopf brutal in das dreckige Wasser der Toilette getaucht wurde. Er gurgelte panisch, dann zog ihn Zlatko wieder hoch und fing an, auf ihn einzureden. Finn konnte seine Sprache nicht verstehen, aber welchen Unterschied hätte das schon gemacht? Der Typ wollte ihn quälen, ihn im Wasser dieser dreckigen Toilette ertränken. Wieder tauchte er Finns Kopf ins Wasser. Dieses Mal drückte er zusätzlich die Spülung. Finn schluckte Wasser und würgte, seine Luft wurde knapp. Mit einer Hand hielt er sich am Rand der Kloschüssel fest, mit der anderen versuchte er, Zlatkos Griff von seinem Hals zu lösen. Der Typ lachte dreckig, als er seine sinnlosen Versuche bemerkte. Wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte Finn mit seinen Beinen, versuchte sich vom Boden abzustoßen, um zu entkommen, doch er glitt immer wieder auf den nassen Fliesen aus. Zlatko schienen seine Versuche zu amüsieren, er lachte lauthals. Hilflos tastete Finn mit seiner freien Hand über den Fliesenboden, bekam aber nichts in die Finger, mit dem er sich hätte wehren können. Seine Panik steigerte sich ins Unermessliche. Sollte er heute, sollte er hier sterben? In der Toilette seiner Stammkneipe? Das war doch ein schlechter Witz, oder? Endlich bekam er etwas zu fassen. Pures Adrenalin schoss durch seine Adern, gab ihm die notwendige Energie für einen letzten Zug. Er umklammerte den Gegenstand und stieß ihn mit aller Gewalt hinter sich, dorthin, wo er Zlatkos Kopf vermutete.Es war ihm unmöglich, zu sehen, womit er Zlatko erwischt hatte. Finn wusste nur, dass er ihn kräftig erwischt haben musste, denn Zlatkos Pranken, die eben noch seinen Hals umklammert hatten, ließen plötzlich von ihm ab. Als sich Finn die Haare aus dem Gesicht wischte, sah er Zlatko mit überraschten Augen über sich stehen. Er gab ein skurriles Bild ab. Eine Klobürste steckte tief in seinem Mund. Lediglich ein paar Plastikborsten schauten noch heraus. Benommen torkelte sein Peiniger rückwärts aus der Kabine. Von einem undefinierbaren Schrei begleitet, zog er die Bürste aus seinem Hals und schleuderte sie zu Boden. Mit den Händen auf seine Knie gestützt, kotzte er auf die Fliesen. Das Erbrochene mischte sich mit seinem Blut und verteilte sich bis in die Kabine, wo Finn auf dem Boden saß und mehrmals wegen des unerträglichen Gestanks würgte. Zlatkos Blicke fixierten ihn. Er raste vor Wut, versuchte zu sprechen, brachte krächzende Laute hervor, die sich anhörten wie, »Jetzt bist du tot!«, und zückte sein Springmesser. Finn sah, wie die Klinge aus dem Schaft des Messers schoss. Er schaute hektisch nach links, nach rechts und begriff sofort, dass er in der Falle saß. Es blieb ihm keine Chance, diesem Typen, dessen massiver Körper fast die ganze Kabine einnahm, Paroli zu bieten. Als Zlatko mit seinem Messer ausholte, schrie Finn und hielt abwehrend seine Hände hoch. Die lange Klinge blitzte im kalten Licht und Finn sah das Leben vor seinem inneren Auge vorbeilaufen.Doch dann passierte etwas, womit Finn nicht gerechnet hatte: Zlatko rutschte auf seiner eigenen Kotze aus und fiel ihm wie ein gefällter Baum entgegen. Im letzten Moment rollte sich Finn zur Seite, sonst wäre er unter ihm begraben worden. Ein lautes Knacken hallte durch den Raum, als Zlatko mit seinem Kopf auf dem Rand der Kloschüssel aufschlug. Es kam Finn fremd, auf unbekannte Weise absolut vor. Gleich darauf erfüllte eine bedrückende Stille den Raum. Außer Musik aus der Kneipe war nichts mehr zu hören.»Finn, Finn! Oh nein, was ist …?«Daos Worte brachen die Stille, während sie ihm besorgt aufhalf. »Alles gut, Dao«, brachte Finn mit rauer Stimme heraus und hustete mehrfach. Erleichtert wischte sie ihm seine nassen Haare aus dem Gesicht.»Oh Gott, Finn. Es tut mir leid, so leid.«Finn nickte, war noch immer benommen. Schließlich sahen sie zu Zlatko, der vor ihnen am Boden lag. Seine Augen waren weit aufgerissen, als hätten sie etwas Grausames gesehen. Reglos starrten sie zur Decke. »Was, was war das denn? Was wollte der Typ?«»Das ist Zlatko, ein Laufbursche von meinem Boss. Eine lange Geschichte.«»Bist du ’ne Hure oder was?«»Prostituierte heißt das. Aber nein, bin ich nicht. Ich bin Tänzerin in einem Nachtklub.«»Und was wollte der Typ von dir, von uns?«»Es scheint ihm was nicht gepasst zu haben. Ich weiß es nicht. Manchmal schickt mein Boss ihn hinter mir her. Er ist so was wie mein Babysitter.«»Babysitter? Scheiße, der wollte mich erledigen. Wir müssen die Bullen rufen, Dao.«»Nein, auf keinen Fall. Die Jungs sind gefährlich. Wer zu den Bullen geht, wird bestraft. Das ist ihr Gesetz.«»Aber der Typ ist tot. Wir können ihn nicht so liegen lassen.«»Doch, können wir. Er hat uns angegriffen und er ist ausgerutscht. Der wollte dich plattmachen, Mann! Wir haben nichts damit zu tun. Wir haben uns nur gewehrt.« Finn wollte ihr antworten, doch Dao kam ihm zuvor: »Komm, pack mit an.«»Was hast du vor?«»Wir schieben ihn mit dem Kopf über die Kloschüssel, dann sieht’s aus, als ob er am Kotzen wäre. So riechen tut’s hier ja schon.«Finn gefiel das alles nicht, dennoch half er ihr. »Scheiße, Dao. Das ist meine Stammkneipe. Ich kann hier so was nicht abziehen.«»Doch, das kannst du und jetzt reiß dich zusammen! Die Bullen könnten behaupten, dass du ihn angegriffen hast. Die Klobürste wird er sich ja nicht selbst in den Rachen gerammt haben. Und dann sperren sie dich weg. Das geht schneller, als du Piep sagen kannst. Wir müssen abhauen. Jetzt, sofort, hörst du?«Dao rüttelte Finn an der Schulter.»Fuck, na gut«, stöhnte er, ging zum Waschbecken und blickte in den Spiegel. So beschissen hatte er schon lange nicht mehr ausgesehen. Nasse Haarsträhnen klebten kreuz und quer auf seinem dreckverschmierten Gesicht. Zum Glück fiel der Dreck auf seinem schwarzen Shirt nicht auf. Finn beugte sich über das Waschbecken und wusch sich. Als er fertig war, trocknete er sich mit ein paar Tüchern aus dem Automaten. Prüfend schaute er sich im Spiegel an. Er fühlte sich ruhiger, vor allem klarer, als vor einer Minute. Im Spiegel beobachtete er Dao, die ungeduldig von einem Bein auf das andere stieg. Sie schien auf seine Ansage zu warten.Finn drehte sich zu ihr: »Gut, ich geh’ vor, zahle und verlassen den Laden. Du folgst mir etwas später. Wir treffen uns am besten …«»Schönleinstraße, auf dem Bahnsteig der U8. Wär’ das okay für dich, Finn?«»Klar, warum nicht. Ist ja gleich um die Ecke.«»Wir schaffen das, Finn.«»Was gibt es zu schaffen?«»Nicht mehr viel.«Finn sah sie misstrauisch an, bevor er sich von ihr abwandte und die Tür zum Gastraum öffnete. Ein schwermütiges Gefühl legte sich über ihn. Er mochte das Schlawi, seine Kneipe, aber sie würde nie mehr so sein wie früher. Nichts würde mehr sein wie früher.»Na, Finn, haste ’ne Neue am Start?«, fragte ihn Cora grinsend hinter dem Tresen. Finn reagierte nicht auf ihren Seitenhieb und griff nach seiner Bomberjacke: »Ich möcht’ zahlen!«»Bezahlste och des Wasser von deiner Alten?«Finn nahm ihr den Spruch nicht übel. So war Cora nun mal. Finn kam aus Braunschweig, da war man nicht so direkt. Hier durfte man sein, wie man war. Genau das schätzte jeder am Schlawi. Finn nickte Cora zu und reichte ihr 50 €: »Stimmt so!«»Firma dankt. Dann mach’s jut und bis bald, Finn!«, wieder lächelte Cora und machte keinen Hehl daraus, dass sie ahnte, was Finn und seine neue Freundin vorhatten.Er nickte, versuchte zu grinsen, dann drückte er sich durch die Menge zum Ausgang. Cora schien alles mitbekommen zu haben, was ihm wegen des Vorfalls auf der Toilette nicht gefiel.Dao, die schöne Wassertrinkerin. Sie musste kräftig einen gehoben haben, bevor sie im Schlawinchen aufgeschlagen war, dachte Finn und grinste.
Am Gleisende der U8 trat Finn nervös von einem Bein auf das andere. Ob Dao überhaupt kommen würde? Eigentlich wusste er nichts von ihr. Tänzerin war sie, aber darüber wollte er sich nicht beschweren. Als Lagerarbeiter hatte auch er kein großes Ansehen in der Gesellschaft.Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er Dao endlich von Weitem am Bahnsteig entdecken konnte. Sie drehte sich in alle Richtungen, erblickte ihn, zog ihre Schuhe aus und rannte barfuß auf ihn zu. Einige der Nachtfalter drehten sich nach ihr um, was man ihnen nicht übel nehmen konnte. Das kurze schwarze Kleid, die Netzstrumpfhosen, ihr Lächeln. So was wie sie im Schlawi kennenzulernen, hätte er sich nie erträumt. Und dafür hatte er sich nicht mal anstrengen müssen. Er hatte nur an der Theke gesessen. Sie war es, die Kontakt gesucht, ihn aufgerissen hatte. War das alles zu schön, um wahr zu sein? Finn hatte schon einiges erlebt, aber ging das nicht eine Spur zu schnell, zu glatt? Zweifel stiegen in ihm auf. Verfolgte sie einen Plan? Bei ihm gab es nichts zu holen. Ein Gold Digger war bei ihm an der falschen Adresse. Finn dachte an das schmerzverzerrte, überraschte Gesicht Zlatkos, der mit einer Klobürste im Rachen rückwärts getaumelt war. Wenn es einen Plan gab, welchen Part hatte Zlatko darin gespielt? Er hatte Finn umlegen wollen, einfach so? Dao meinte, er wäre ihr Beschützer. Was hatte sie getan, bevor sie ins Schlawi gekommen war?Finn hatte keine Antworten auf seine Fragen. Er wusste nur, dass sie sein Leben verändert hatte. Wollte er den nächsten Schritt gehen? Wie weit war zu weit? Noch war es nicht zu spät. Er konnte sich noch anders entscheiden, sie einfach stehen lassen und zur Polizei gehen. Aber würden sie ihm seine abstruse Geschichte glauben? Es sprach mehr gegen, als für ihn. Vielleicht war es sicherer, mit ihr zu gehen. Vielleicht war die Zeit gekommen, etwas Neues mit seinem Leben anzufangen. Hatte er sich nicht schon im Schlawi entschieden und war auf der Flucht vor der Polizei? Er hatte das Leben nicht gefunden, aber das Leben ihn. Es hatte ihn fest im Griff. Finn war schon immer zu nachlässig gewesen. In entscheidenden Momenten hatten ihm die Kraft und der Mut, Entscheidungen zu treffen, Dinge durchzuziehen, gefehlt.Dao stöhnte, als sie vor ihm stoppte. Ein feuchter Schimmer lag auf ihrer Stirn:»Na, Finn, alles glattgelaufen?«»Ähem, ja klar. Aber die Bedienung, die hat mich seltsam angesehen. Ich sah bestimmt etwas fertig aus. Vielleicht dachte sie, das läge daran, dass ich mit dir auf der Toilette … «»Ach so. Sie kennt den lieben Finn also recht gut.«»Ja, sie kennt mich sogar sehr gut. Aber nicht so, wie du denkst. Und jetzt?«, antwortete Finn.»Wie und jetzt? Jetzt geht’s erst mal nach Thailand, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«»Dao, das ist kein beschissener Film. Das ist Berlin und ein paar hundert Meter von hier liegt ein Toter über eine Kloschüssel gebeugt. Bestimmt haben mich auch ein paar Gäste gesehen.«»Na und? Ist doch nicht ungewöhnlich, dass jemand das Klo benutzt.«»Wenn nach meinem Toilettenbesuch ein Toter halb in der Schüssel liegt, schon. Die werden eins und eins …«»Jetzt reiß dich zusammen, Finn! Keiner hat etwas mitbekommen. Der Typ ist ausgerutscht und unglücklich gefallen. Das war’s«, Dao wirkte plötzlich genervt.»Ach ja, da liegt aber noch ’ne blutige Klobürste in einer Kotzlache!«, erwiderte Finn, »Ich würde behaupten, wir sind auf der Flucht, Dao.«»Ja, Mist, okay, vielleicht hast du recht.«»Scheiße, scheiße, verdammte Scheiße!«Finn trat gegen einen Mülleimer, der sich verformte.Dao machte einen Schritt auf ihn zu, hielt ihn fest und küsste ihn. Schon lange war er nicht mehr so geküsst worden. Für einen kurzen Moment kam es Finn vor, als ob er wieder an der Theke im Schlawi stehen würde. Er fühlte sich daran erinnert, als ihre Lippen zum ersten Mal auf seinen gelegen hatten.»Und wie geht’s jetzt weiter?«»Wie geplant, wir wollten doch nach Thailand.«»Und mein Job? Mein Chef, dieser Arsch, wird mich kündigen. Der hat mich eh schon aufm Kieker.«»Na und? Was macht das schon?«»Klar, macht nichts, überhaupt nichts! Mein Nummernkonto ist randvoll mit Kohle und unter meinem Palettenbett liegen zur Not zwei Alukoffer mit ’ner Mille Cash«, antwortete Finn zynisch. In diesem Moment fuhr die U-Bahn ein.»Komm schon! Die fährt in unsere Richtung.«»In unsere Richtung?«»Zum Alex, dann mit der U2 zum Senefelderplatz«, antwortete sie, als sich die Türen vor ihnen öffneten, sie einstiegen und einen Sitzplatz suchten. In der U-Bahn krakeelten einige der üblichen Nachtschwärmer, andere schliefen schon. Finn setzte sich auf einen Platz am Fenster. Dao setzte sich neben ihn und zog ihre Schuhe wieder an. Als die Bahn anfuhr, lehnte er seinen Kopf an die Scheibe und beobachtete gedankenverloren die vorbeirauschenden Schachtwände.
Es kam ihm vor, als er hätte er Stunden lang aus dem Fenster der Bahn geschaut, als jemand an seinem Arm rüttelte. Wie durch eine dumpfe Haube hörte er, »Alexanderplatz«, gefolgt von, »Finn, wir müssen hier raus, umsteigen!« Geistesabwesend raffte er sich auf, sie verließen die Bahn und folgten der Ausschilderung zur U2. Mit einem kleinen Sprint erreichten sie die U-Bahn, die dabei war, einzufahren.»Nur zwei Stationen, dann haben wir’s«, Dao mochte die U-Bahn scheinbar genauso wenig wie er.
Kaum an der Oberfläche kramte Finn nervös seine Zigaretten hervor und zündete zwei davon an. Eine gab er Dao. Als er den Rauch in den dunklen Himmel blies, ging ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. Am nicht mehr ganz so tiefschwarzen Himmel funkelte ein Stern, fast wie man es aus schlechten Filmen kannte. Finn kam sich verarscht vor.»Du heißt Dao?«»Ja, Dao«, wiederholte sie.»Glücklicher Stern?«»Dein glücklicher Stern.«Finn sah sie an, nahm einen weiteren Zug und sprach: »Also gut, Dao. Wir machen einen auf Bonnie und Clyde.«»Sind das Freunde von dir?«»Nein, nicht ganz. Na ja, is’ auch egal. Ich meine, wir machen alles so, wie wir es vorhatten. Noch bevor Zlatko dazwischenkam. Wir fliegen nach Thailand.«Binnen Sekunden veränderte sich Daos Gesicht. Finn sah ihr begeistertes Lächeln, das so nicht einfach zu finden war.»Du wirst es nicht bereuen, Finn. Aber dafür müssen wir noch kurz was erledigen.«»Kurz was erledigen?«»Ja. Wir müssen zu Dragan, meinen Pass holen.«»Wer bitte ist Dragan?«»Das ist mein Boss. Ihm gehört das Ruby Dolls, der Klub, wo ich tanze.«Das gefiel Finn überhaupt nicht. Wenn Zlatko sein Laufbursche gewesen war, was hatten sie von Dragan zu erwarten? Das alles roch förmlich nach Problemen, und so sehr ihm Dao gefiel, musste er doch zugeben, dass die Probleme von ihr ausgingen. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hing sie schon an seinem Hals und küsste ihn: »Du bist so süß, Finn.«»Ich glaub’s auch bald. Ist dir nicht kalt?«»Doch, etwas.«Finn drückte seine Kippe im Aschenbecher eines Mülleimers aus und legte ihr seine Bomberjacke um.»Besser?«»Viel besser, mein kleiner Gentleman. Also dann auf zu Dragan.«»Warte, warte mal. Habe ich das richtig verstanden? Wir gehen in den Klub, fragen nach deinem Pass und verschwinden wieder? Und Dragan, nett und freundlich wie er ist, lädt uns zu einem Drink ein und freut sich, uns in seinen heiligen Hallen begrüßen zu dürfen. Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«»Wir gehen nicht in den Klub. Dragan werden wir auch nicht begegnen. Wir gehen in sein Penthouse, das schaffen wir zu Fuß.«»Wie jetzt, wir sind die ganze Zeit auf dem Weg zu Dragan?«, fragte Finn irritiert. Er fühlte sich überrumpelt.»Oh, ich dachte, das wäre klar«, säuselte Dao.»Äh, nee. Und wie willst du da reinkommen?«»Hiermit!«, antwortete Dao freudestrahlend und hielt eine Kette mit mehreren Schlüsseln hoch. »Was sind das für Schlüssel?«»Die habe ich Zlatko abgenommen. Er ist der Einzige, der Zweitschlüssel zu seinem Penthouse hat. Die trägt er immer, ich meine, er trug sie um seinen Hals.«»Wir brechen bei Dragan ein? Das ist dein Plan?«»Ich würde eher sagen, wir laden uns ein und holen, was mir gehört.«»Scheiße, Dao. Das gefällt mir nicht.«
Es war Dao, die ihn anstieß, um ihm anzudeuten, dass sie am Ziel waren. Mittlerweile war es fast 05:00 Uhr morgens und Finn rätselte, warum er zu dieser nachtschlafenden Zeit vor einem gotischen Backsteinbau mit Kirchturm und Kupferhaube stand. Die straßenseitige Giebelfassade mit ihrer breiten Durchfahrt besaß zwei symmetrisch angeordnete Erker und Balkons mit Galerien. Zugegeben, das Gebäude hatte etwas, aber um diese Uhrzeit?»Okay, dein Chef betreibt einen Nachtklub und tagsüber schläft er in diesem Kloster.«Dao lachte und drehte Finn so herum, dass er zur anderen Straßenseite schauen konnte. Mit ihrem Finger zeigte sie zu einem Penthouse mit Glasfront, das sich auf dem Dach eines fünfstöckigen Gebäudes befand. Zur Straßenseite waren beleuchtetes Federborstengras und rosafarbenes Pampasgras zu sehen. Im Penthouse selbst brannte kein Licht.
Als sie schließlich vor dem Eingang zum Treppenhaus standen, hielt Finn Dao zurück.»Woher willst du wissen, dass er nicht doch da ist?«»Ganz einfach«, entgegnete ihm Dao und drückte auf die oberste Klingel, auf der »D.« stand. »Was? Bist du verrückt?«, aber sein Einwand kam zu spät.Unbekümmert machte Dao ein paar Schritte zurück auf die Straße und schaute nach oben.»Sag’ ich doch, kein Licht«, rief Dao, für Finns Geschmack viel zu laut.»Psst, leise! Du weckst noch alle auf.«»Schon gut. Aber jetzt komm! Wir gehen da rein und in ein paar Minuten sind wir wieder raus.«Finn antwortete ihr nicht, beobachtete Dao, wie sie einen der Schlüssel ausprobierte. Er passte und als sie die Tür aufzog, folgte ihr Finn schweigend. Seine innere Stimme wiederholte Daos Satz wie ein Mantra: »… und in ein paar Minuten sind wir wieder raus.«Dao drückte auf den Lichtschalter im Foyer. Das Innere des Hauses wirkte totenstill. Es war komplett mit weißem Marmor verkleidet und sah sehr sauber aus. Finn mochte die alte, gusseiserne Treppe, die sich an den Wänden in die Etagen hinauf schlängelte. In ihrer Mitte wartete ein gläserner Fahrstuhl. Dao drückte auf den Rufknopf und die Tür öffnete sich vor ihnen.»Immer hereinspaziert, der junge Herr.«Finn gefiel ihr Gehabe nicht besonders. Sie wirkte vollkommen locker, als ob es für sie kein großes Ding wäre, mal eben bei ihrem Boss einzubrechen. Als Dao den Knopf mit der Anschrift Penthouse drückte, tat sich nichts.»Der Schlüssel, Dao. Du hast da so einen kleinen Schlüssel an dem Bund.«Dao entwirrte die Kette mit den Schlüsseln, die sie um ihr Handgelenk gebunden hatte, und probierte den kleinsten Schlüssel aus. Er ließ sich mühelos in ein Schloss schieben, das unter allen Etagenknöpfen angebracht war. Als sie anschließend auf den Knopf des Penthouse drückte, schloss sich die Tür, der Fahrstuhl hob sich sanft an und sie fuhren nach oben.Dao grinste Finn freudig an. Sie sah in ihrem hautengen Minikleid umwerfend aus. Ihre Kurven und ihre Beine in der Netzstrumpfhose ließen Finn an andere Dinge denken. Ihm war es peinlich, als er aufschaute und mitbekam, dass sie ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Dao lehnte an der Fahrstuhlwand und bewegte sich zu einer Melodie, die Finn gerne gehört hätte. Tänzerin war sie auf jeden Fall. Die Vorstellung, dass sie im Klub viel spärlicher bekleidet tanzte, erregte ihn. Dao schien das nicht zu entgehen. Sie lächelte verführerisch und fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen. »Gefalle ich dir?«, fragte sie mit einer Stimme, die wie ein Hauch durch den engen Raum schwebte. »Gefallen? Du bist umwerfend!«, antwortete er paralysiert. Die Zeit schien stillzustehen, als ihre Augen aufeinander ruhten. In diesem Moment stoppte der Fahrstuhl kaum spürbar.»Schade«, flüsterte Dao und fuhr mit der Hand über die Innenseite seines Oberschenkels. Finn zuckte zusammen, brauchte kurz, um zu begreifen, wo er sich befand. Nachdem die Fahrstuhltür aufgeglitten war, blickten sie auf eine breite, weiße Tür mit rundem Goldknauf. Dao zögerte nicht, schob einen der Schlüssel ins Schloss. Die Tür war massiv und schien dementsprechend schwer zu sein. Beim Öffnen gab sie ein schmatzendes Geräusch von sich. Dao musste etwas Kraft aufbringen, bis sie langsam aufschwang.Etwas Unheilvolles durchzog das düstere Penthouse, als Finn und Dao zögernd an der Schwelle standen. Weiter entfernt sahen sie die langen Fensterfronten mit den angestrahlten Ziergräsern und einigen Palmen. Vorsichtig wagten sie einen ersten Schritt. Die Stille, die sie umgab, wurde nur durch das leise Knarzen ihrer sandigen Schuhsohlen unterbrochen. Ein Hauch der Angst lag in der Luft, während sich die Fahrstuhltür hinter ihnen schloss.
Das Penthouse
»Verdammt, ist das dunkel.«»Ja, aber da hinten. Siehst du das rote Licht?«, flüsterte Finn und wagte einen weiteren Schritt. Im Bruchteil einer Sekunde schreckte er zusammen – warmes Licht erhellte plötzlich den ganzen Raum. Es ging von einem protzigen, goldenen Kronleuchter aus, der in der Mitte des Raumes von der Decke hing.Finn hatte instinktiv einen Satz rückwärts gemacht, während Dao unbeirrt weitergegangen war. Warum hatte sie sich nicht erschreckt? Wie angewurzelt hielt Finn inne und hörte in die Wohnung hinein. Aber da war nichts, rein gar nichts zu hören.»Bewegungsmelder«, grinste Dao. Finn nickte zustimmend und folgte ihr.
Der Eingangsbereich war pompös. Die Seitenwände von respektabler Zimmerhöhe waren komplett verspiegelt und ließen alles enorm groß erscheinen. Der glänzende, im Licht brillierende, schwarze Marmorboden, sowie die weißer als weiß wirkende Decke verliehen dem Raum eine zeit- und endlose Atmosphäre. Die Tatsache, dass sich im Entree nichts befand, außer ein riesiges, etwa 3 × 3 Meter großes, in einen goldenen Barockrahmen gefasstes Ölgemälde, das an der Stirnseite eine weinrote Wand dominierte, unterstützte diesen Gesamteindruck.Auf dem Bild war ein muskelbepackter Boxer mit nacktem Oberkörper zu sehen. Der Hühne trug schwarze, glänzende Shorts und posierte mit bandagierten Händen in typischer Kampfpose, wie es in Fernsehübertragungen üblich war. Sein Oberkörper war straff, durchtrainiert und glänzte genauso vor Schweiß wie sein rasierter Schädel. Auf der Brust des Boxers konnte Finn keine einzige Stelle ausmachen, die nicht tätowiert war. Eines der Tattoos fiel ihm besonders ins Auge. Es zeigte einen rot-schwarzen Drachen, der sich vom Hals bis zu den Wangenknochen hoch schlängelte. Finn wusste, dass der Drache in Asien neben Männlichkeit auch Kraft, Macht, Stärke und Übersinnliches symbolisierte. Der Gesichtsausdruck dieses Narzissten wirkte jedoch, als ob Spiritualität für ihn ein Fremdwort wäre. Vielmehr prägten Aggressivität und Dummheit seine Züge. Die eingeschlagene Boxernase unterstrich das alles. Das Porträt, groß und erhaben, dominierte den Raum.»Ist das Dragan?«»Ja, das ist er.«Finn schluckte und hoffte, dass er ihm nie im Leben begegnen würde. Gleichzeitig fragte er sich, wie es sein konnte, dass sich Dao überhaupt mit so einem Typen abgab. Neben dem riesigen Gemälde führte ein breiter Durchgang in den Wohnbereich. Finn beobachtete Dao durch den Spiegel hindurch. Als sie es bemerkte, fixierte sie Finn, schnitt Grimassen und machte eindeutige Handzeichen. Im Gegensatz zu ihm war sie vollkommen entspannt. Fast so, als ob sie so was nicht zum ersten Mal tun würde.
Wieder schaltete sich automatisch das Licht im Raum vor ihnen an. Sie befanden sich in einem weitläufigen, offenen Wohnbereich mit allem, was dazu gehörte. Wahrscheinlich konnte man hier locker eine Party mit 100 Leuten feiern, dachte sich Finn. Die weinroten Wände und goldfarbenen Decken waren an Protzigkeit nicht mehr zu überbieten. Das Licht war gedimmt und ging von mehreren großen, goldenen Stehlampen mit schwarzen Satin-Schirmen aus. An den Wänden entdeckte Finn erotische Kunst, die zwar kitschig aussah, aber garantiert eine Stange Geld gekostet hatte. An einer Seite der Wand hing ein rechteckiger Spiegel mit goldenem Barockrahmen. Er war einige Meter breit und gab dem Raum einen Effekt, als ob man durch ein Fenster sehen könnte, hinter dem sich ein weiterer Raum befand. Der Wohnbereich führte zu einem großzügigen Bad, einer Küche und einem Gäste-Bad. An der Stirnseite des Raumes befanden sich sehr breite Schiebetüren, die verschlossen waren. Durch die Längsseite, die aus einer durchgehenden Glasfront bestand, konnte man auf das Dach des Penthouse gelangen. Der Boden dort war mit massiven Teakholz-Bohlen ausgelegt. Finn sah eine dunkelbraune Rattan-Sitzgruppe mit roten Kissen, Liegen und einen beleuchteten Pool. Die Ziergräser, Palmen und Kakteen verliehen der Umgebung einen mediterranen Flair. Dragan musste ein Vermögen für diesen protzigen Tempel ausgegeben haben. Er hatte sich eine Oase, einen Zufluchtsort mitten in Berlin, geschaffen. Nervös blickte sich Finn im Wohnbereich um. Hatte dieser Typ Sicherheitskameras installiert? Wo würde er sie anbringen? Da fiel ihm ein, dass man das Penthouse ausschließlich durch den Fahrstuhl betreten konnte. Hieß das etwa, dass man sie bereits aufgezeichnet hatte? Finn schwitzte, er war so abgelenkt, dass er eine Pfütze neben einem Jacuzzi übersah und darin ausrutschte.»Scheiße, verdammte!«, schrie Finn, »Ich wär beinahe in das Ding gefallen!«Dao kicherte: »Ich wusste gar nicht, dass du vorhattest, zu baden.«»Haha, echt witzig«, entgegnete er Dao, die an einer von zwei großen, weinroten, sich gegenüberstehenden Chesterfield-Couchgarnituren stand. In deren Mitte befand sich ein außergewöhnlicher Glastisch: Eine nackte, barbusige Schönheit auf allen Vieren, in weißem Schellack, auf deren Rücken eine gläserne Tischplatte lag.Plötzlich bemerkte Finn einen süßlichen, aufdringlichen Geruch: »Boah, der Typ benutzt vielleicht ein billiges Raumdeo. Da könnte man denken, man wäre im Puff.«»Hört, hört, der liebe Finn kennt sich aus. In welchem Etablissement trifft man dich denn so an?«»Komm schon Dao, du weißt, was ich meine. Wo soll denn jetzt dein Pass sein?« Finn wartete Daos Antwort nicht ab, sondern rief ihr aufgeregt zu: »Ich glaub’s ja nicht!« Vor einem frei hängenden Kamin, wie ihn Finn nur aus Magazinen seiner Zahnärztin kannte, lag ein riesiges Tigerfell mit Kopf auf dem Boden. Der Präparator hatte dem Raubtier tatsächlich ein für immer bleibendes, zähnefletschendes Äußeres verpasst.»What the fuck?«, kam es aus Finn raus.»Ach ja? Ich dachte, ihr Männer hättet alle solche Fantasien. Mit einer drallen, nackten Blondine auf dem Tigerfell vor dem Kamin. Wär das nicht auch was für den süßen, kleinen Finn?«»Haha!«, antwortete Finn und zeigte ihr den Mittelfinger.Dao war mit allen Wassern gewaschen. War sie vielleicht eine Nummer zu groß für ihn? Gleichzeitig überraschten ihn seine Gedanken. Bei seinen One-Night-Stands war ihm doch immer alles egal gewesen. Klar, dieser Abend verlief anders als die anderen, aber er hätte auch jederzeit abhauen können.»Nett hier, nur zu dick aufgetragen. Aber dieser billige Duft. Oder ist das Parfum?«, entgegnete Finn und ging zu einer kitschigen, goldenen Skulptur in der Nähe der Couchgarnitur: Atlas, ein griechischer Titan, der kniend einen geöffneten Globus mit einer verschwenderisch ausgestatteten Minibar auf seinen Schultern trug. Zwischen funkelnden Kristallgläsern und Flaschen teuerster Spirituosen thronte eine geöffnete Champagnerflasche. Finn ergriff sie und trank direkt daraus. Er war zu gierig, die Kohlensäure des Champagners sorgte dafür, dass es ihm in Strömen aus dem Mund herausschoss. Der halbe Flascheninhalt ergoss sich über den Boden. Normalerweise hätte er sich für sein Benehmen geschämt, aber dieser Angeber mit seinem ganzen Reichtum nervte ihn durch und durch. Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab und winkte Dao zu sich. Sie ließ nicht lange auf sich warten. Als sie aus der Flasche trinken wollte, hielt sie Finn lachend in die Höhe und deutete auf den Boden. Zu seiner Verwunderung kniete sie sich vor ihn und legte ihren Kopf in den Nacken. Anfangs noch behutsam ließ Finn den edlen Saft aus einiger Entfernung in ihren Mund fließen. Dabei verteilten sich Spritzer auf ihrem Dekolleté, das sofort nass glänzte. Schließlich hielt er mit einem Daumen die Flasche zu, schüttelte kräftig und spritzte Dao mit dem restlichen Inhalt voll. Ihr anfängliches Kreischen ging in ein Lachen über. Als die Flasche leer war, steckte er sie, mit den Worten »Aber nichts Herrchen sagen!« dem Tiger ins Maul. Anschließend bediente sich Finn an den Nüssen, die in einer goldenen Schale auf dem Couchtisch standen. Einige fielen auf den Boden, auch das juckte ihn nicht. Was war los mit ihm? Normalerweise benahm er sich nicht so daneben. War es Daos Anwesenheit, die ihn veränderte?»Was für ein Penner«, rief er Dao zu, die sich derweil an einer Whiskeyflasche bediente, »’Ne fette Hütte und dann serviert mir dieser Wichser billige Aldi-Nüsse in ’ner goldenen Schale? Pistazien wären das Mindeste gewesen. Findest du nicht? Aber das hätte Stil, nicht wahr, mein kleiner Dragi? Ich sag’s ja immer, Dao. Stil hat man, den kann man sich nicht kaufen.«Dao lachte, trank den Whiskey und warf das leere Glas an die Wand, wo es in einem glitzernden Scherbenregen zerplatzte. Sie musste, genau wie er, ziemlich drauf sein, dachte sich Finn grinsend. Dao trat ihre Schuhe quer durch den Raum und näherte sich schwankend der Stereoanlage. Nachdem sie ein paar Knöpfe gedrückt hatte, leuchteten farbige Dioden auf und sanfte Jazzmusik erklang aus Boxen, die in der Zimmerdecke eingelassenen waren.»Wenigstens bei der Musik hat er ein gutes Händchen, der kleine Dragi. Und du hast echt mit so einem Wichser zu tun?«Dao antwortete nicht, sondern näherte sich ihm tänzelnd. Finn spürte ihre Hand an seiner Hose. Den obersten Knopf hatte sie blitzschnell aufbekommen. Das Geräusch seines Reißverschlusses folgte. Einen Augenblick später stand er in Dragans Penthouse, mit heruntergelassener Hose. Finn fragte sich, wieso das mit dem Gürtel diesmal so gut geklappt hatte, da ließ ihn eine imposante, tiefe Stimme, die durch den Raum dröhnte, zusammenschrecken: »Ich hoffe, ich stör’ nicht?«Daos Fingernägel gruben sich tief in Finns Oberschenkel. Erschrocken fuhr sie herum, während Finn beim Versuch, die Hose hochzuziehen, rückwärts stolperte. Er benötigte mehrere Versuche, dann gelang es ihm, den verhassten Gürtel zu schließen.
Die Schiebetüren an der Stirnseite des Raumes standen nun offen und gaben den Blick frei auf ein hell erleuchtetes Schlafzimmer. Finn sah schwarze, mit goldenen Burbonenlilien verzierte Wände und ein riesiges, goldfarbenes, barockes Bett mit schwarzen Seidenbezügen, die bis auf den Boden fielen.Sein Blick schwenkte zum hünenhaften Mann, der zwischen den Schiebetüren stand. Der fehlenden Haarpracht zufolge war es Dragan, der Besitzer des Penthouse, in das Finn eingebrochen war und in dem er fast Sex gehabt hätte. Eine silberfarbene Piloten-Sonnenbrille, wie sie in den 80er-Jahren gerne von Zuhältern und zwielichtigem Gesindel getragen wurde, verbarg seine Augen. Er trug einen roten Bademantel von Versace mit barocken schwarz-goldenen Motiven auf Ärmeln und Bindegürtel. Aus ihm heraus ragten seine stark behaarten Beine und nackten Füße. Seine Hände waren mit massiven Fingerringen beladen.Finn war mit einem Schlag nüchtern. Verwundert beobachtete er, wie Dao sich langsam vom Boden erhob und zu Dragan ging. Dieser beugte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, wodurch ein furchtbares Knacken seiner Knochen zu hören war.»Wichser, ja? Der kleine Dragi hat keinen Stil mit seinen billigen Aldi-Nüssen? Korrigier mich, sollte ich etwas missverstanden haben«, sprach er vollkommen ruhig.Finn brach der kalte Schweiß aus.»Nein, sorry, Scheiße, ich kann das alles erklären«, stammelte er, »Das mit den Nüssen war nicht so gemeint, die waren gut, ausgezeichnet sogar.