Andre Zeiten, andre Drachen - Wolfgang Schwerdt - E-Book

Andre Zeiten, andre Drachen E-Book

Wolfgang Schwerdt

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Beschreibung

Ein Drache ist, so wissen wir aus Mythen, Legenden und Märchen, ein feuerspeiendes Ungeheuer, das einen besonderen Bezug zu Jungfrauen hat, Schätze bewacht und Landschaften verwüstet. Daraus folgt dann, dass Drachen von ritterlichen Helden abgeschlachtet werden müssen, um die Menschheit von diesen Ungeheuern zu befreien. Gewaltig groß sind Drachen. Und sie sehen aus wie Echsen - so glauben wir zu wissen - mit mächtigem Gebiss, fürchterlichen Klauen und giftigem Atem. Und nicht zu vergessen, die riesigen Fledermausflügel, die die reptilartigen Wesen durch die Lüfte tragen. Drachen begleiten unsere Geschichte seit Jahrtausenden und sind untrennbar mit unserer Kultur verbunden.

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Andre Zeiten, andre Drachen

Eine Kulturgeschichte der Drachen

Wolfgang Schwerdt

Andre Zeiten, andre Drachen

Eine Kulturgeschichte der Drachen

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN (eBook, epub) 978-3-940621-50-4

Lektorat: Martina Lehnigk

Grafisches Gesamtkonzept, Titelgestaltung, Satz und Layout:

Stefan Berndt – www.fototypo.de

© Copyright 2010: Vergangenheitsverlag, Berlin

www.vergangenheitsverlag.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Inhalt

Vorbemerkung

Was zum Teufel ist ein Drache?

Marduk der Muttermörder oder der Ursprung des Drachen

Das Geheimnis der alten Schlange

Uranos missratene Kinder

Leviathan, Fafnir und die mittelalterlichen Helden

Die Entdeckung der Welt und die Drachen der Neuzeit

Der Drache im Spannungsfeld von Romantik und Wissenschaft – das lange 19. Jahrhundert

Der Alte Drache in der modernen Welt

Was zum Teufel ist also ein Drache?

Anhang

Vorbemerkung

Seit wenigstens 5.000 Jahren gehören die Drachen zur Vorstellungswelt der menschlichen Kulturen nahezu überall auf der Erde. Heute erscheint uns vor allem die Fantasywelt in all ihren verschiedenen Ausprägungen als Lebensraum des mythologischen Ungeheuers. Spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg von Harry Potter findet auch wieder in der Breite eine Auseinandersetzung mit dem faszinierenden Fabeltier statt. Drachologie ist der Begriff, unter dem sich die phantastische Drachenforschung versammelt und über Gestalt, Eigenschaften, Züchtung, biologisch-physikalische Grundlagen, Charakter und Herkunft diskutiert und spekuliert. In Harry Potters Welt gibt es für diese Art der Drachenforschung sogar eine Institution: das ›Amt für Drachenforschung und Drachenzähmung im Zaubereiministerium‹.

Ganz so gut organisiert ist die wissenschaftliche Drachenforschung1 , die Dracologie, nicht. Und der Unterschied liegt nicht nur in der Begrifflichkeit: Die wissenschaftliche Drachenforschung befasst sich mit der Geschichte der menschlichen Kultur, die nicht nur die Kunst, sondern alle Lebensäußerungen menschlicher Gemeinschaften, von der Technologie über Politik und Wirtschaft bis hin zur Philosophie und der gesellschaftlichen Organisation umfasst.

Die Fantasyliteratur mit ihren Drachen ist ein Teil dieser kulturellen Lebensäußerungen, ebenso wie Volks- und Kunstmärchen, Mythologien, Epen, Sagen oder Legenden, Chroniken, politische Pamphlete oder Gesetzestexte. Es sind vor allem die literarischen Ausdrucksformen von Kultur, die uns über die kulturgeschichtliche Existenz des Drachen in allen gesellschaftlichen Bereichen informieren. Je mehr sich aber die Tradierungen von Sagen und Märchen der Gegenwart nähern, desto weniger Informationen liefern sie über konkrete Drachenvorstellungen und -funktionen in einer bestimmten Kultur zu einer bestimmten Zeit. Allein die Notwendigkeit eine alte Geschichte sprachlich immer wieder so zu überarbeiten, dass sie von den nachfolgenden Generationen überhaupt verstanden werden kann, bedeutet schon den Verlust eines Teils des kulturgeschichtlichen Hintergrunds des Originals. Und dass bei der Überarbeitung auch gleich die zeitgenössischen Drachenvorstellungen des ›Übersetzers‹ mit einfließen, versteht sich von selbst.

Die Ursprünge der Drachenvorstellungen lassen sich wissenschaftlich in die Frühgeschichte zurückverfolgen. Sie haben sich offensichtlich weltweit in mehreren Zivilisationszentren zunächst unabhängig voneinander entwickelt, von dort aus verbreitet und in unterschiedlichem Maße gegenseitig beeinflusst. Ebenso unterschiedlich wie die Zivilisationen in denen die Drachenvorstellungen entstanden sind, sind auch das Erscheinungsbild und die Charaktereigenschaften des Drachen. Der in seinem Aussehen recht einheitliche ost- und südostasiatische Drache gilt allgemein als freundlicher, glücksbringender Hüter des Universums. Tatsächlich ist sein Wesen jedoch sehr viel komplexer. Nicht zufällig hat Quiguang Zhao, Professor für chinesische Sprache und Literatur, nahezu ein Jahrzehnt recherchieren müssen, um 1992 sein Standardwerk ›A Study of Dragons, East and West‹ zu publizieren, in dem die unterschiedlichen Ideen, die dem asiatischen Drachen zugrunde liegen, analysiert werden.2

Das folgende Beispiel mag die komplizierten kulturellen und interkulturellen Beziehungen allein des asiatischen Drachen veranschaulichen. Der japanische Drache ist auf den ersten Blick vom Chinesischen kaum zu unterscheiden: Tatsächlich aber verfügt der japanische Drache über maximal vier Klauen pro Bein. Der chinesische Drache besitzt als einziger ostasiatischer Drache fünf Klauen, vorausgesetzt, es handelt sich um einen kaiserlichen Drachen. Nur der kaiserliche chinesische Drache darf mit fünf Klauen dargestellt werden, einem Zeichen des universellen Herrschaftsanspruchs der göttlichen chinesischen Drachenkaiser, das ganz offensichtlich bei den anderen ostasiatischen Kulturen anerkannt wurde.

Der ›westliche‹ Drache, dessen zivilisatorische Ursprünge sich in Mesopotamien und der Kaukasusregion finden, kann von Ort zu Ort recht unterschiedlich aussehen, scheint sich in seinem Wesen jedoch sehr zu ähneln. Aber auch hier sind zahlreiche kulturelle Besonderheiten, Eigenschaften und Charaktere zu finden, wie die griechischen, nordischen oder keltischen Drachenvorstellungen belegen. Und auch innerhalb der einzelnen Regionen gibt es zahlreiche inhaltliche und formale Drachenvariationen, abhängig beispielsweise von Migrationshintergründen oder politischen Beziehungen zwischen den einzelnen Gemeinschaften in einer von uns heute als zusammengehörend wahrgenommenen Kultur. Der Vollständigkeit halber seien hier noch die süd-, mittel- und nordamerikanischen Zivilisationszentren genannt: Zu den bekanntesten Vertretern der vielfältigen und in ihrer Bedeutung noch weitgehend unerkannten Drachenwelt des amerikanischen Doppelkontinents gehört sicherlich die ›gefiederte Schlange‹ der Olmeken.

Allen Drachen gemeinsam ist aber ihre göttliche Abstammung und die zentrale Rolle, die sie in den mythologischen Entstehungsgeschichten der jeweiligen Kulturen spielen.

Eine halbwegs vollständige kulturgeschichtliche Darstellung der Drachen dieser Welt würde mehrere umfangreiche Bücher füllen. Im Rahmen dieser Publikation habe ich mich daher auf den ›westlichen‹ Drachen beschränkt und nur die Hauptstränge dieser Drachenwelten entwickelt. Das bedeutet aber immer noch eine Reise durch 10.000 Jahre Kulturgeschichte Europas und Vorderasiens.

Was zum Teufel ist ein Drache?

Auf den ersten Blick mag diese Frage ein wenig irritieren, denn die Antwort scheint klar: Ein Drache ist, so wissen wir aus Mythen, Legenden und Märchen, ein feuerspeiendes Ungeheuer, das eine besondere Vorliebe für Jungfrauen hat, Schätze bewacht und Landschaften verwüstet. Daraus folgt dann, dass Drachen von Rittern abgeschlachtet werden müssen, um die Menschheit von diesen Ungeheuern zu befreien.

Gewaltig groß sind Drachen. Und sie sehen aus wie Echsen – so glauben wir zu wissen – mit mächtigem Gebiss, fürchterlichen Klauen und giftigem Atem; und nicht zu vergessen, die riesigen Fledermausflügel, die die reptilartigen Wesen durch die Lüfte tragen.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Teufel: In der Offenbarung des Johannes3 erscheint der vom Himmel gestürzte Satan als mächtiges Tier, das mit der verführerischen ›Alten Schlange‹ beziehungsweise dem ›Alten Drachen‹ des Paradieses gleichgesetzt wird. Und dieses Tier hat nur wenig Ähnlichkeit mit Erscheinung und Konzept der bekannten Märchen- und Sagendrachen. Da geht es um ganz andere Kaliber von machtvollen Mischwesen. In der Johannesoffenbarung 13, 1-2 heißt es: »Ein Tier stieg aus dem Meer, mit zehn Hörnern und sieben Köpfen. Auf seinen Hörnern trug es zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen, die eine Gotteslästerung waren. Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die Tatzen eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache hatte ihm seine Gewalt übergeben, seinen Thron und seine große Macht.«

Schauen wir uns die naturkundlichen Werke aus der Zeit der Aufklärung an, die Tierlexika des 17. und 18. Jahrhunderts beispielsweise, so finden sich dort ausführliche, scheinbar wissenschaftliche Beschreibungen von Drachen als biologische Wesen. Heute stellt unter anderem die Kryptozoologie einen direkten Zusammenhang zwischen den legendären Ungeheuern und den Komodowaranen oder den Sauriern her.

Die auf den ersten Blick so einfache Definition des Drachen, wirft nun bereits die ersten Fragen und auch Zweifel auf. Ist der Drache ein Märchen- und Sagenwesen oder ist er ein Produkt religiöser Vorstellungen? Gab es Drachen jemals wirklich und wie sahen sie tatsächlich aus?

Andre Zeiten, andre Drachen: Der Titel dieses Buches spricht bereits für eine große Wandlungsfähigkeit der Drachenwesen, die die Menschheit seit Jahrtausenden begleiten. Und je nach den Zeiten und Kulturen, aus denen wir etwas über Drachen erfahren, verkörpert der Drache andere Konzepte und andere Erscheinungsformen. Nur eines ist allen Drachenwesen gemeinsam: der direkte Bezug zur menschlichen Kultur.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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