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In jeder Krise steckt auch eine Möglichkeit. Dieser Satz beschreibt mein neues Buch wohl am besten. Wie kein anderes behandelt dieses Buch den Gesundheitswahn, der die Menschen untereinander spaltet und Krisensituationen, aber auch neue Möglichkeiten schafft. Das Buch trägt den Titel Anti-Immun-Human und gehört zum Genre der Gegenwartsliteratur und Belletristik. Mit 93 Seiten ist es mein viertes Manuskript und zugleich der erste Teil der neuen Trilogie zum Thema Unabhängigkeit. Die Unabhängigkeit ist auch die größte Sehnsucht des Hauptprotagonisten als Bewohner einer Stadt, wo offiziell nur Ärzte leben. In dieser Sehnsucht spiegelt sich der menschliche Gesundheitswahn und die weltweite Angst vor Tod, Viren und Krankheiten, was allesamt als Warnsignal vor der ungesunden Vergangenheit im Krankheitsnamen der Darsteller auftaucht. Die Handlung spielt in der fernen Zukunft. Das Buch beginnt mit dem ersten Tagebucheintrag des Ich-Erzählers im Jahr 2100. Der herrschende Gesundheitswahn spaltet die Bewohner der Ärztestadt, und somit auch die diskriminierte Randgesellschaft der Ausgestoßenen, die sich gegen die Impfpflicht wehren und für die Sterblichkeit als natürlichen Lebenswerdegang plädieren. Anti-Immun-Human dient als Redeanführer dieser Randgesellschaft und als Titel dieses Buches. Zugleich ist er weltweit der einzige Mensch mit fünf Augen, die jeweils ihre eigene Bedeutung tragen. Anti-Immun-Human, die Ausgestoßenen und auch der Ich-Erzähler, das sind Menschen, wie du und ich, denn sie reflektieren unsere größten Sehnsüchte nach der Freiheit.
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Seitenzahl: 84
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Gleich, immer gleich. Und nichts verändert sich. Alles bleibt sich selbst treu, in derselben Form gefangen, wie ein Sklave an seinem Meister. Das Gleiche immerfort gleich erlebt, das Neue im Gleichen gesehen, es ist dieser Alltag, der mich in seinem Bann hält.
Nichts anderes kenne ich, nur das Gleiche. Hier wurde ich geboren, und hier werde ich sterben, hier in dieser Stadt, wo nur Ärzte leben. Ein Bewohner und Mitläufer dieser Stadt bin ich, und nichts anderes kenne ich als nur diese Stadt. Und auch hier fange ich mein Tagebuch an – ein Tagebuch als Produkt dieser Stadt und der Ärzte, die in dieser Stadt leben.
Vor 50 Jahren, da starb sie, meine Mutter, sie starb an der eigenen Krankheit, am eigenen Kummer. Und nun trage ich ihre Krankheit im Namen, es ist die Krankheit, wovor ich mich am meisten ängstige.
Seit 50 Jahren, seit dem Tod meiner Mutter hat sich in dieser Stadt nichts mehr verändert. Die Mentalität, gleichermaßen oberflächlich geblieben, die Stadtbewohner gleichermaßen vom Gesundheitswahn getrieben.
Offiziell leben nur Ärzte in dieser Stadt – Ärzte sind sie, angesehene Stadtbewohner, in verschiedene Unterkategorien aufgeteilt, wie ein Schäfchenvolk, das nur darauf bedacht ist, den Vorstellungen der Mehrheit zu entsprechen.
Neben den Ärzten als offizielle Mehrheit gibt es in dieser Stadt aber auch die Besonderheit, dass es keine Gewinner und keine Verlierer gibt.
Nicht einmal die Ärzte bilden die Gewinner ab, obwohl sie nach außen hin die offiziellen Bewohner sind, aber zugleich haben sie das Sagen in meiner Stadt.
Gewinner sind die Ärzte nicht, weil sie trotzdem Feinde haben.
Verlierer sind die Ärzte aber auch nicht, denn sie haben hier das offizielle Sagen, und sie bilden die Regierung in meiner Heimatstadt.
Auch die inoffiziellen Gegner, die am Rande der Gesellschaft leben, auch diese verkannten Gegner sind weder Gewinner noch Verlierer.
Das Sagen haben die Gegner des Gesundheitswahns in dieser Stadt nicht, und auch eine Stimme haben sie hier nicht, denn offiziell leben nur Ärzte in dieser Stadt.
Deshalb können auch die Gegner des Gesundheitswahns keine Gewinner sein.
Verlierer sind die inoffiziellen Gegner des Gesundheitswahns aber auch nicht, weil es sie trotzdem als Minderheit gibt.
Keine Gewinner und auch keine Verlierer. Eine Besonderheit, die hierzulande Wirklichkeit wird.
Als Bewohner der Stadt, wo nur Ärzte leben, besteht das Hauptanliegen dieser geistigen Reflektionen darin, dass ich mich nicht auf eine politische Seite stelle – weder auf die Seite der Gewinner noch auf die Seite der Verlierer. Denn es gibt sie nicht, die Gewinner oder Verlierer. Vielmehr dienen diese Schriften als eine empfundene Chronik dieser Ärztestadt.
Virologen, Fachärzte, Allgemeinärzte, Chirurgen leben hier, und die Liste ist lang. Und alle sind sie diskriminierend, vom Sportwahn, vom Gesundheitswahn und vom Hygienewahn getrieben, und in allen Begebenheiten wittern sie ein Virus, eine Krankheit oder eine Ansteckung.
An den Tod glauben die Ärzte dieser Stadt längst nicht mehr, denn der Tod passt nicht zu ihren Vorstellungen vom Gesundheitswahn, und auf diese Weise verleugnen sie den tiefsten Ursprung der Menschlichkeit.
Indem sie die Weltbevölkerung mit dem Impfvorrat aus ihrer Stadt gegen alle möglichen Krankheiten immun impfen und immer mehr Antikörper in die Menschheit durch Massenimpfungen verbreiten, versuchen die Ärzte dieser Stadt so der Sterblichkeit, dem Tod als natürlichen Lebensverlauf entgegenzuwirken.
Mehrere Gesichter und mehrere Berufe haben sie, die überheblich-oberflächlichen Bewohner dieser sportgetriebenen Stadt im Gesundheitswahn. Hauptberuflich sind sie als Ärzte tätig, nebenberuflich sind sie die Selbstversorger dieser Stadt.
Da meine Stadt sich vorwiegend nur aus Ärzten zusammensetzt, so müssen die Stadtbewohner verschiedene Berufe ausüben, um die Stadt, und sich selbst zu versorgen. Deshalb üben die Ärzte mehrere Nebenberufe aus.
Hauptberuflich sind sie die angesehenen Ärzte, Forscher, Virologen, Chirurgen, Medizinwissenschaftler und Epidemiologen.
Nebenberuflich sind diese Stadtbewohner die einfachen Supermarktkassierer, Putzkräfte, Kellner, Bäcker, Gärtner, Handwerker oder Lieferboten, die ihre Stadt versorgen.
Demensprechend haben sie auch verschiedene Arten von Lebensläufen, ihren nebenberuflichen Tätigkeiten entsprechend.
Auch ich bin einer von ihnen, ein Arzt und Selbstversorger, wie sie.
Auch ich gebe nach außen vor, den Gesundheitswahn, den Sportwahn und die reine, wohlstandsgemäße Oberflächlichkeit zu lieben.
Auch ich gebe nach außen vor, möglichst lange, und möglichst gesund leben zu wollen.
Auch ich gebe nach außen vor, den Tod, und die Sterblichkeit zu hassen. Und auch ich lebe mit ihnen am Leben vorbei, nehme an ihrem stressig-perfektionistischen Arbeitseifer teil und übe mehrere Nebenberufe aus, um die Stadt zu versorgen – von Erholung und Entspannung, nicht die geringste Spur.
Auch ich, auch ich bin einer von ihnen, rein oberflächlich betrachtet, so wie sie, die gesundheitsfanatischen Bewohner dieser Ärztestadt.
Doch im Stillen… Im tiefsten Inneren verachte ich sie alle und ihren ausgearteten Gesundheitswahn, in der Spirale von Massenimpfungen verstrickt.
Nur zu gut weiß ich jedoch, dass ich ihr Sklave bin, ein moderner Sklave dieser Stadt, einer wie sie, aus dieser Stadt stammend und nichts anderes als Stadt kennend. Ein Produkt dieser Stadt bin ich, ein Arzt, einer von vielen, von unzähligen Ärzten aus dieser Stadt, wo nur Ärzte das Sagen haben.
Mit diesem Tagebuch wage ich einen verbotenen Schritt, ein Risiko, außerhalb der Grenzen des Annehmbaren. Meine lebenslangen Erfahrungen in der Ärztestadt kann ich nicht mehr verdrängen, verblenden und vergessen – zu sehr belasten sie mich. Nur noch verarbeiten kann ich diese Erfahrungen in meiner Stadt.
Meine Stadt, als Nation und weltweite Impfquelle fungiert sie, es ist die Stadt, die ich von Geburt an kenne, liebe und hasse.
Seitdem ich mich als Individuum begreifen kann, wird in dieser Stadt geimpft. Viel wird in dieser Stadt geimpft, unbeschreiblich viel. Für mich ist dieser Alltag, unser Impfalltag mittlerweile ein Normalzustand.
Vor 100 Jahren wäre so etwas nicht der Fall gewesen. Während damals noch vor gängigen Krankheiten, wie Hepatitis, Tetanus oder Masern geimpft wurde, so wird heutzutage gegen alle erdenkbaren Krankheiten geimpft.
Es begann mit einem Virus. Vor 50 Jahren, als meine Mutter starb. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich erwachsen, im wörtlichen Sinne erwachsen, dass ich mich als Individuum, als ein unabhängiges Individuum begreifen konnte. Mit einem Virus begann der Impfalltag, der zu unserem allseitigen Gesundheitswahn wurde.
Der Tod meiner Mutter kennzeichnete den Wendepunkt in der Mentalitätsgeschichte meiner Stadt. Seit dem Tod meiner Mutter, zeitgleich mit dem Ausbruch der unsäglichen Virus-Pandemie, seit 50 Jahren wird täglich geimpft, gegen alle möglichen Krankheiten wird geimpft.
Seitdem sind die Menschen noch boshafter, beleidigender, diskriminierender, oberflächlicher, sportsüchtiger und gesundheitsliebender als je zuvor.
Seitdem hat sich nichts mehr verändert, seitdem hasse ich insgeheim die Bewohner dieser Stadt und ihren Gesundheitswahn, denn der Alptraum wohnt vor unserer eigenen Haustür, wir betreten ihn täglich mit Mund-Nasen-Schutz-Bedeckung, wenn wir rausgehen.
Der Alptraum ist gleichermaßen oberflächlich geblieben, wie die gesundheitsliebenden Menschen, die in diesem Alptraum leben und nicht akzeptieren können, dass es den Tod gibt, denn sie sehen nur die Gesundheit, aber die eigene Sterblichkeit sehen sie nie.
Täglich wird in dieser Stadt geimpft. Es ist die Stadt, wo nur Ärzte und angehende Ärzte leben.
In Schulen und öffentlichen Einrichtungen gibt es hierfür extra noch Impfpausen. Was für eine Person aus früheren Zeiten unvorstellbar gewesen wäre, ist für uns reiner Alltag, Impfalltag.
Angst haben wir alle davor, krank zu werden.
Krank werden, das ist die größte Aversion, die in unserer Welt herrscht. Die Menschen wollen nicht mehr krank werden. Und das ist zugleich der Grund für die unzähligen Massenimpfungen.
Der Gesundheitswahn begann mit diesem Wunsch, nicht mehr krank zu werden. Dieser fromme Wunsch nach der Unsterblichkeit und ewigen Gesundheit verbirgt jedoch eine tiefe Angst in sich.
Als Warnsignal führen wir uns diese Angst ständig vor Augen, indem wir uns nach Krankheiten gegenseitig benennen und mit Massenimpfungen vorsorgen.
Gegen alle möglichen Krankheiten und Viren wird mittlerweile geimpft, gegen Diabetes, über alle möglichen Krebsarten und Tumoren hinweg bis hin zu Virenarten, Infektionskrankheiten und gar psychische Krankheiten. Vor 100 Jahren wäre so etwas unvorstellbar gewesen – heutzutage ist es reine Wirklichkeit.
Es ist die Zukunft, in der ich lebe. Daher will ich diese anfänglichen Tagebucheinträge nicht mit Datum vermerken, sie sollen so anonym gehalten werden, wie möglich.
Das liegt daran, dass diese Schriftwerke, meine Tagebucheinträge von verbotenen Handlungen zeugen, die mich im wachsamen Auge der übertriebenen Hygieneregelungen meiner Ärztestadt strafbar machen.
Verbotene Schriften, nichts anderes als verbotene Schriften sind sie, meine anonymisierten Tagebucheinträge.
Inmitten all dieser verbotenen Handlungen, die in meiner Schrift wurzeln, so kann ich, als anonymisierter Arzt, Mitversorger, Nutzer und Konsument dieser Stadt eines zu Recht behaupten und in Wahrheit verkleiden: Neben den allgegenwärtigen Impfmaßnahmen wird derzeit auch an einer großen Sensation geforscht.
Diese Sensation besteht darin, dass es sie noch nie in der Menschheitsgeschichte gab.
Doch vielleicht, in naher Zukunft wird es sie geben, die große Sensation, woran derzeit fieberhaft geforscht wird.
Diese große Sensation, die auch mir im Forschungslabor den Schlaf und die Nächte raubt.
Was aber ist die nahe Zukunft, die Zukunft überhaupt?
Woran misst sie sich, die Zukunft als bevorstehende Zeit?
Sobald ich mir diese Fragen stelle, kann ich sie mir auch gleich wieder beantworten.
Für uns hier, in dieser Ärztestadt, die auch als Nation und weltweite Impfquelle dient – für uns gibt es keine Zukunft, denn wir leben vielmehr in ihr, in der Zukunft, wir sind die Zukunft.
Noch nie zuvor waren die Menschen größenwahnsinniger, gesundheitsgetriebener, allwissender und allmächtiger, wie in dieser Zukunft, in der ich lebe. Das erklärt auch die große Sensation, woran gerade geforscht wird.
Eine Impfung ist sie, die große Sensation, die demnächst auf den Markt kommen soll, aber eine besondere, eine einzigartige Impfung, die es noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab, denn damit sollen die Weltbewohner gegen die eigene Sterblichkeit immun geimpft werden – es ist die Unsterblichkeitsimpfung.
Und große Nachfrage besteht nach ihr, nach der Unsterblichkeitsimpfung, denn es ist längst keine Lüge mehr, sondern eine alteingesessene Wahrheit und Konvention.
Immer länger und gesünder wollen die Weltbewohner leben, am liebsten wären sie unsterblich, am liebsten gäbe es den Tod gar nicht mehr für sie, die gesundheitsliebenden Weltbewohner. Deshalb wird auch so viel an der Unsterblichkeitsimpfung geforscht.
Der übermäßige Sport, gepaart mit dem Verzicht auf Fleisch und sonstige ungesunde Güter, das ist mittlerweile zu unserem gemeinsamen Alltag geworden, ein Teil unserer kollektiv erlebten Wirklichkeit.
Zigaretten und Alkohol sind längst Tabu, seit langer Zeit nicht mehr auf dem Markt vorhanden. Gleichwohl werden die Menschen in den Gesundheitswahn getrieben, wie in fremde Vorstellungen, die nicht mehr ihrem eigenen, freien Willen entsprechen, sondern nur noch dem gesellschaftlichen Willen.
Vor allem in meiner Stadt, in der Ärztestadt zählt die Anpassungsfähigkeit an den Willen der Mehrheit mehr als der individuelle, freie Wille. Deshalb wird auch so unbeschreiblich viel geimpft.
Und auch gegen Krankheiten und potentielle Ansteckungen, die es gar nicht gibt, gegen das Unsichtbare, das ständig die Angst vor neuen Krankheiten in uns hochkriechen lässt, auch dagegen wird geimpft, rein präventiv, versteht sich, als Schutz für sich selbst und andere.
Überall wird eine mögliche Krankheit, eine mögliche Ansteckung, ein mögliches Virus gewittert.
Die Angst vor der Angst, sie dominiert unseren übertriebenen Gesundheitswahn und Schutzmechanismus.