Archie, Shirley, Sofie & Co. - Michael Moos - E-Book

Archie, Shirley, Sofie & Co. E-Book

Michael Moos

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Beschreibung

Michael Moos, Jahrgang 1956, hat 1975 den Beruf des Bankkaufmanns in Wiesbaden gelernt. Infolge einer Umstrukturierung ist er 1991 bei der Wiesbadener Bank ausgeschieden. Michael Moos wuchs in seiner Kindheit ohne Hunde auf. 1974 schaffte sich seine Großmutter einen Dalmatinerwelpen mit dem klangvollen Namen Cäsar an. Dieser Hund entwickelte sich durch unglückliche Umstände zu einem schwierigen und für andere Menschen gefährlichen Hund. Nach dem Tod seiner Großmutter 1978 nahm Michael Moos den Hund zu sich. Cäsar starb 1989 und Michael Moos wollte aus beruflichen Gründen keinen Hund mehr halten. Nachdem sich Anfang 1993 abzeichnete, dass die Chancen auf einen dauerhaften Arbeitsplatz für ihn sehr gering waren, begann er im Sommer 1993 Hunde in Pflege zu nehmen. In diesem Buch berichtet Michael Moos von seiner Hundebetreuung, dem Alltag mit dem Hund und stellt einige seiner Hundegäste vor.

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Seitenzahl: 175

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Abbildung 1: Michael Moos 1997

Abbildung 2: Chouchou, Aenni & Pitu

Abbildung 3: Caju, Bahadur, Sandy

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Mein erster Pflegehund, die Samojedenhündin Shirley

Archie – Ein Bernhardiner als Bettvorleger

Cocker Spaniel Sofie

Ivan

Malteser Chivar

Willy und Gina

Shirley wird mein Hund

Boxer Bruno

Eurasier Argus

Flat Coated Retriever Tenno

Golden Retriever Artos

Cocker Spaniel Shirley und der Berner Sennenhund Rocky

Dalmatinermischling Feline

Nero

Irish Terrier Vico

Berner Sennenhund Bernie

Golden Retriever Sina

Golden Retriever Mix Richie und der Siberian Husky Bosko

Bearded Collie Boy

Bernersennenmix Paul und der Boxer Gustav

Wolfspitz Sindbad

White West Highland Terrier Kim

Airdale Terrier Pino

Golden Retriever Feivel

Cairn Terrier Kurt

Saluki Leica

Sindbad und sein „Freund“ Harry

Sheila

Koyotenmischlinge Chino und Lobo

Sofie und Jessica

Falco und Leica

Rhodesian Ridgeback Aischa

Wasserspiele mit Feivel, Sofie und Jessi

Scharik

Briard Bella und Westi Rocky

Flat Coated Retriever Jordi

Aischa und Nelly

Lola

Solo

Kleiner Münsterländer Nancy

Alf und Bobby

Deutscher Schäferhund Leika

Mein Alltagsleben mit den Hunden

Mein Sommer mit Shirley, Trixi, Max, Chessna, Jade und Rudi

Aischa, Futsch, Tiki und Josie

Eingewöhnung von Kim in meine Hundegruppe

Sommerferien mit Sheila, Shira, Ronja, Leika, Jordi, Lola und Solo

Meine Samojedenhündin Shirley

Deutsch Kurzhaar Arco

Bordeauxdogge Channuk

Samson

Kuvacs Elsa

Die Susi von der Post

Godzilla

Zwei „Ungeheuer“ in der Luft

Henny, ein Hund als Geschenk

Ayla – Im Tierheim geboren

Luis, ein Hund aus dem Versuchslabor

Lucky, Felix und Strolch

Krümel

Asta

Jackie

Entlebucher Sennenhund Freya

Afghane Dino

Tango und Jay Jay

Moritz und Henry

Sommerferien mit Sheila, Leica, Solo, Sammy, Artos, Samson und Nicky

Deutsche Dogge Emelie

Dugo und Charly

Maximus und Boris

Frühlingswanderung auf den Feldberg im Taunus

Ein „Gespenst“ im Nebel

Mit Shirley zu Besuch im Römerkastell Saalburg

Bosko „streikt“ im Wald

Eine Winterwanderung auf den Butznickel

Die vergessene Uhr

Nachwort

Vorwort

Liebe Hundefreunde,

1974 schaffte sich meine Großmutter Elli Moos einen Dalmatinerwelpen namens Cäsar an.

Dieser Hund wurde gewissermaßen mein erster Betreuungshund, da meine Großmutter, als der Hund größer und auch recht stürmisch an der Leine wurde, nicht mehr mit diesem spazieren gehen konnte.

Nachdem ich im August 1975 eine Banklehre begonnen hatte, konnte ich den Hund in der Woche nur abends ausführen, was für einen jungen Dalmatiner, der damals bei meiner Großmutter in einem Zwinger im Hof untergebracht war, nicht so optimal ist. An den Wochenenden habe ich dafür mit Cäsar ausführliche Wanderungen in unserer schönen Taunuslandschaft gemacht.

Durch unglückliche Umstände entwickelte sich Cäsar zu einem für andere Menschen gefährlichen Hund und einmal hat er auch ein Mädchen aus der Verwandtschaft in den Arm gebissen.

Nach dem für uns unerwarteten Tod meiner Großmutter 1978 habe ich den Hund zu mir genommen. Wir haben im Garten einen Zwinger gebaut und dann begann eine langwierige Gewöhnung an meine Eltern und Geschwister, wobei mein Vater zweimal leicht von Cäsar gebissen wurde, als er diesen ohne meine Gegenwart aus dem Zwinger holen wollte.

Nach etwa einem halben Jahr war es dann soweit, das er die anderen Familienmitglieder akzeptierte und alle außer meiner Schwester mit dem Hund alleine spazieren gehen konnten.

Auch an seiner Erziehung hatte ich gearbeitet und der Hund gehorchte mir jetzt recht gut.

Fremde Menschen mussten allerdings einen Abstand von etwa einem Meter zu mir bzw. dem Hund halten und er hat sich niemals von einem fremden Menschen anfassen lassen, auch nicht vom Tierarzt.

Die Besuche beim Tierarzt waren recht anstrengend, ich bin immer die rund 6km nach Idstein mit dem Hund gelaufen, da er das Autofahren nicht gewohnt war und ich damals auch den Hund nicht sicher im Auto (ich selbst hatte noch kein eigenes und meine Eltern eine Limousine) unterbringen konnte.

Beim Tierarzt angekommen, legte ich dem Hund einen Maulkorb an und dann bekam er von der Frau des Tierarztes noch eine Decke über den Kopf gelegt.

Während der Untersuchung bzw. einer Impfung musste wir beide den wild tobenden Hund festhalten, damit der Tierarzt seiner Arbeit nachgehen konnte.

Anschließend sind wir wieder nach Hause gelaufen, insgesamt also eine kleine Wanderung von etwa 12km.

Im Februar 1989 musste ich mich von Cäsar schweren Herzens trennen, er wurde immerhin fast 15 Jahre alt.

Da ich den ganzen Tag über in Wiesbaden arbeitete, wollte ich mir keinen neuen Hund anschaffen.

1991 wurde ich im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen in der Bank arbeitslos und nach einer vorübergehenden Tätigkeit bei einer Bank in Frankfurt/Main 1992 beschloss ich, nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen, mich selbstständig zu machen.

Zunächst wollte ich es mit dem Verkauf von Versicherungen versuchen, eine Versicherung hatte mir die Übernahme der ortsansässigen Agentur zugesagt, da der damalige Betreiber aus Altersgründen diese Tätigkeit beenden wollte. Doch dann beschloss dieser, noch ein paar Jahre weiter zu machen, da er auf die Provisionen aus den Versicherungsgeschäften noch nicht verzichten wollte.

Nach einer Weile sah ich in unserer Tageszeitung eine Anzeige über den Vertrieb von Hundenahrung im Heimlieferservice. Ich fuhr auf eine Präsentation dieser Hundefutterfirma und beschloss, es zu versuchen, allerdings erst einmal versuchsweise, ohne mich gleich vertraglich an diese Firma zu binden.

Was sich im Nachhinein auch als richtig erwies, denn es handelte sich um einen sogenannten Strukturvertrieb und man musste jeden Monat eine gewisse Menge an Futterdosen abnehmen, welche man den Kunden als Monatsvorrat verkaufen sollte.

Das Risiko, ob ich diese Mengen auch verkaufen konnte, blieb alleine bei mir hängen.

Gleichzeitig hatte ich mir gedacht, könnte ich auch ein paar Hunde in Pflege nehmen, das würde mir guttun, wieder mit einem Hund spazieren zu gehen, denn ich hatte in den vergangen Jahren ohne Hund gewaltig an Gewicht zugelegt.

Das vertreiben der Hundenahrung hat mich mehr Geld gekostet als was es mir gebracht hatte und ich musste viele Hundebesitzer besuchen und kostenlose Probedosen (auf meine Kosten) verteilen, konnte aber nur wenige überzeugen, mir einen monatlichen Vorrat regelmäßig abzukaufen.

Daher hatte ich es nach etwa einem halben Jahr wieder beendet.

Von den Anfängen meiner Hundebetreuung und dem Tagesablauf mit den Hunden will ich Ihnen in diesem Buch erzählen.

Seitdem sind jetzt 25 Jahre vergangen und ich habe viel mit den Hunden erlebt. Viele von Ihnen habe ich durch Umzug oder Tod verloren, andere waren nur für ein paar Tage bei mir und ich habe sie seitdem nicht mehr wiedergesehen. Einige Hunde wurden zu Stammgästen und kamen zum Teil ihr ganzes Leben lang zu mir.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen meiner Erlebnisse mit den Hunden.

Michael Moos

Abbildung 4: Cäsar

Mein erster Pflegehund, die Samojedenhündin Shirley

Am 6. August 1993 war es dann soweit, mein erster Pflegehund, ein Schlittenhund der Rasse Samojede, wurde mir an diesem Tag von seinen Besitzern für ein paar Tage zur Betreuung gebracht. Es handelte sich um eine Hündin und ihr Name war Shirley. Sie schien ein sehr freundlicher Hund zu sein, zum kennen lernen gingen wir zuerst in den Garten, wo sie alles gleich interessiert beschnüffelte. Von mir wollte sie anschließend ausgiebig gestreichelt werden. Dann begutachteten wir ihre Unterkunft.

Die Samojedenhündin sollte auf Wunsch ihrer Besitzer bei mir nicht mit in meine Wohnung kommen, da sie zu Hause in einer Hütte im Garten gehalten würde.

Ich hatte mir ein paar Tage vorher überlegt, wo ich den Hund unterbringen konnte. Der Zwinger von Cäsar war mittlerweile von meinem Vater als Holzschuppen umfunktioniert und das Gitter abgerissen. So war dort kein Platz, um einen Hund unterzubringen.

Ich räumte daher meine eigene Gartenhütte auf, welche voller Holz und Gerümpel gewesen war, um den Hund dort unterzubringen.

Ich legte ihr eine Decke in die Hütte und nachdem Shirley’s Besitzer uns verlassen hatte, machte ich einen Spaziergang mir ihr. Shirley war sehr ausgelassen und stürmte gleich an der Leine voran, wie es ein richtiger Schlittenhund eben so macht.

Nun hatte ich meinen ersten Pflegehund; und was ich damals noch nicht ahnen konnte:

Shirley wird ein Jahr später mein Hund sein!

Besonders war ich darüber verwundert, von Shirley gleich an den Händen abgeschleckt zu werden. Sie war in dieser Hinsicht überhaupt das totale Gegenteil zu Cäsar, überaus freundlich zu jedermann. Es gab für sie nichts schöneres, wenn ich mich im Garten bei schönem Wetter zu ihr ins Gras setzte und sie streichelte und Shirley diese Streicheleinheiten mit besagtem Hände abschlecken erwidern konnte.

Shirley kam nach dem Spaziergang in die Hütte, und sie war von Anfang an ruhig, bellte nicht und auch in der Nacht war kein Laut zu hören. Sie wartete geduldig, bis ich morgens kam, dann begrüßte sie mich freudig und es konnte los gehen auf unseren morgendlichen Rundgang.

Ich führte Shirley an der langen Leine spazieren, frei laufen lassen wollte ich sie damals noch nicht, da in meinen Hundebüchern zu lesen war, das Samojeden und andere Schlittenhunde eine große Jagdleidenschaft besitzen.

Bald zeigte Shirley mir, dass sie eine leidenschaftliche Mäusejägerin ist und auch des öfteren Erfolg hatte. Sie schüttelte dann die Maus hin und her, danach ließ sie die tote Maus fallen und suchte nach weiteren Mäusen. Auch auf größeres Wild hatte Shirley ein Auge und wenn sie ein Reh sah, flippte sie richtig aus und wollte diesem nachjagen, was die Leine allerdings verhinderte.

Archie - Ein Bernhardiner als Bettvorleger

Am 11.August bekam ich einen weiteren Anruf zwecks Hundebetreuung:

Ob ich einen Bernhardiner für ein paar Tage aufnehmen könne, es sei sehr dringend und die Besitzerin wollte ihn noch am gleichen Abend bringen.

Sie müsse auf eine Hochzeit ins Ausland und dass ihre Freunde, bei denen der Hund in einem solchen Fall sonst unter komme, ebenfalls verreist wären. Ich stimmte zu und gegen 20 Uhr abends kam die Frau mit dem Hund namens Archie vorbei.

Ich zeigte ihr meine Hütte, aber dabei kamen mir Bedenken. Der Eingang ist nur durch eine alte Brettertür verschlossen, für Shirley fest genug; aber ein Bernhardiner rennt einmal dagegen und futsch ist die Tür und der Hund eventuell weg.

Zudem erzählte mir die Frau, dass der Hund bei ihr im Schlafzimmer vor dem Bett schlafe. Das musste ich erst mal verdauen. Ich hatte bisher noch nie einen Hund in der Wohnung und schon gar nicht im Schlafzimmer.

Damals war ich gerade aus meiner Wohnung im Obergeschoss ausgezogen und in eine kleine Einzimmerwohnung im Keller meines Hauses umgezogen. Dieser Raum war eigentlich mein Hobbyraum , knapp 30 m2 groß, dazu kam noch ein Kellerraum von etwa 20 m2. Da ich kein Geld mehr vom Arbeitsamt bekam, musste ich meine Wohnung im Dachgeschoss verlassen und vermieten. Noch stand diese Wohnung leer und so dachte ich mir, dass ich den Hund dort unterbringen könnte und legte seine Decke in den Flur, nachdem ich die Türen zu den anderen Zimmern geschlossen hatte.

Die Besitzerin des Hundes verabschiedete sich, es war schon gegen 22.00 Uhr geworden, und ich bin dann zum schlafen in meine Kellerwohnung gegangen.

Kaum lag ich im Bett, hörte ich durch das Treppenhaus ein Jaulen und Kratzen an der Wohnungstür im Obergeschoss. Das war nicht in meinem Sinn, dass der Hund mir die Tür zerkratzt und so habe ich mich schnell wieder angezogen und bin nach oben gelaufen.

Archie sprang mir nach dem öffnen der Tür freudig entgegen und hätte mich fast umgeworfen.

Er hatte schon damit begonnen, die Tapeten neben der Tür abzureissen und so packte ich schnell seine Decke und seinen Wassertopf und nahm den Hund mit in den Keller.

In meiner Hobbieraumwohnung ist das Bett mit Schränken vom übrigen Raum abgeteilt, allerdings ist der Zugang zum Bett offen.

Wohin also mit dem Hund - in meinem Zimmer wollte ich den riesigen, mir noch völlig fremden Hund nicht übernachten lassen. Daher dachte ich, das Beste wird sein, wenn ich Archie in den Heizungskeller bringe, der neben meiner Wohnung liegt und durch eine Stahltür gesichert ist. Also richtete ich ihm dort sein Lager und legte mich hoffnungsvoll in mein Bett zum schlafen.

Aber viel schlafen konnte ich in dieser Nacht nicht. Aus dem Heizungskeller drangen die ganze Nacht hindurch die schrecklichsten Geräusche und Laute, als ob eine Horde Unholde dort hauste.

Ich fürchtete um meine Heizung und habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugemacht.

Am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr schaute ich vorsichtig in den Heizungskeller hinein, welch ein Wunder; der Hund lebte noch, er war nur etwas schlapp und müde auf den Beinen. Auch die Heizung war seltsamer Weise noch in Ordnung.

Einzig seine Schlafdecke hatte dran glauben müssen und war ziemlich zerfetzt - nach den Geräuschen, die Archie gemacht hatte, dachte ich, dass der ganze Raum ein Trümmerfeld gewesen wäre. Nun wollte ich die nächste Nacht besser schlafen und so blieb mir nichts anderes übrig, als Archie mit in mein Zimmer zu nehmen.

Archie war zufrieden und schnarchte selig vor sich hin, ich hatte allerdings wieder kaum geschlafen. Vor allem wegen dem Schnarchen von Archie, aber ich gebe zu, es war mir auch ein wenig mulmig im Bauch mit einem großen fremden Hund im Zimmer zu schlafen.

Doch bald hatte ich mich daran gewöhnt , einen Bernhardiner als Bettvorleger zu haben.

Cocker Spaniel Sofie

Am 15.08.93 kam die schwarzweiße Cockerhündin Sofie zu mir. Archie freute sich über den Zuwachs, aber Sofie versteckte sich schnell vor Archie unter meinem Esstisch. Sie ließ sich jedoch anstandslos an die Leine nehmen und so machten wir erst einmal einen Spaziergang. Es war das erste Mal, dass ich mit zwei Hunden unterwegs war, aber es klappte ganz gut, allerdings zog Sofie stark an der Leine.

Bei ihren Besitzern läuft sie fast nur ohne Leine, aber ich habe mich damals noch nicht getraut, fremde Hunde frei laufen zu lassen.

Archie war noch ziemlich fit für sein Alter und so konnten wir ausgiebig spazieren gehen. Er war auch nicht so schwerfällig wie so mancher Bernhardiner heutzutage, die bis zu 100 kg auf die Waage bringen; ich glaube, er wog so etwa 70 kg.

Archie lief sehr gut an der Leine, ohne zu ziehen.

Lediglich bei einer Begegnung mit einem anderen Rüden musste ich etwas aufpassen, dann fing er an zu knurren.

Wieder zu Hause, verschwand Sofie erneut unter dem Küchentisch und verbrachte dort auch die Nacht, während Archie wieder direkt vor meinem Bett schnarchte.

Am nächsten Tag wurde Archie dann abgeholt.

Am 19.08.93 kam bereits Shirley wieder zu mir und freundete sich gleich mit Sofie an.

Sofie wollte ebenso wie Shirley viele Streicheleinheiten von mir bekommen und so hatte ich nun rechts und links je einen Hund zu streicheln.

Genauso gut gefiel es den beiden Hündinnen, wenn wir zusammen spazieren gingen.

Beide Hunde führte ich damals an langen Ausziehleinen spazieren, da gab es manchmal einige Verwicklungen, wenn Shirley hierhin und Sofie dorthin sprang.

Shirley hatte sich damals auf einem Spaziergang beim Mäusejagen eine Kralle verletzt und ich musste mit ihr zum Tierarzt fahren. Dort versuchte man die Kralle (Wolfskralle) zunächst zu ziehen, diese wollte aber nicht heraus und Shirley protestierte energisch.

Daher wurde die Kralle etwas abgeschnitten und dann gab es einen Verband um die Pfote.

Jetzt konnte Shirley während dieses Aufenthaltes nicht mehr so viel laufen, der Verband störte sie gewaltig.

Shirley arbeitete tüchtig daran, das unangenehme Zeug von ihrer Pfote zu entfernen und ich musste dann mit Hilfe einiger alter Socken von mir und mehreren Streifen Heftpflaster den Verband mehrmals reparieren.

Da in diesen Tagen die Sonne schien, war Shirley die meiste Zeit im Garten an der langen Leine angebunden und ich konnte sie von meinem Fenster aus streicheln, da dieses ebenerdig zum Garten ist. Sofie und Shirley habe ich auch manchmal ohne Leine im Garten herum toben lassen und sie haben dann mit großer Freude ausgiebig miteinander gespielt.

Nachdem Shirley und Sofie wieder weg waren, hatte ich für einige Zeit keinen Hund bei mir.

Ivan

Es schien sich langsam herum zu sprechen, das ich Hunde in Pflege nehme und bald sprach mich eine ältere Dame aus Heftrich an, ob ich den Hund einer Freundin für ein paar Tage aufnehmen könne. Sein Name wäre Ivan und es sei ein recht großer Hund und sie selbst könne ihn wegen seiner Kraft nicht ausführen. Ivan, der etwa zehnjährige Rottweiler-Hovawartmischlingsrüde, kam dann am 10. Oktober zu mir. Seine Besitzerin hatte Ivan aus dem Tierheim geholt, über seine Vorgeschichte war leider nichts bekannt.

Er näherte sich mir sehr vorsichtig, ich hielt ihn an der Leine fest, bis seine Besitzerin gegangen war. Dann bin ich gleich mit dem Hund hinaus gegangen, um ihm zu zeigen, dass sein Frauchen nicht mehr da war. Bei diesem ersten Spaziergang wollte Ivan nicht mit mir laufen und versuchte ständig umzudrehen. Als wir dann wieder zu Hause ankamen und er sah, dass seine Besitzerin wirklich nicht mehr da war, ging es dann auf dem nächsten Spaziergang besser.

Ivan wurde wahrscheinlich früher hart ran genommen und eventuell auch misshandelt, er war sehr vorsichtig und ängstlich; darüber hinaus hatte man ihm seinen Schwanz abgeschnitten. Besonders hatte er Angst vor Schüssen, so waren Spaziergänge zu den Zeiten des Schießbetriebes im am Ortsrand gelegenen Schützenhaus äußerst schwierig, da die Schüsse im ganzen Ort und der Umgebung zu hören sind.

Wenn Ivan einen anderen Hund sah oder bellen hörte, flippte er regelrecht aus und hüpfte wie ein Tanzbär herum, obwohl er eigentlich gar nicht so gefährlich war.

Kam es zu einer unverhofften Begegnung mit anderen Hunden, z.B. wenn diese frei liefen und ihn gewissermaßen überraschten, so war er eher vorsichtig und zurückhaltend; und bei einer Hündin war Ivan ganz der Kavalier.

Ich konnte Ivan gut frei laufen lassen, sofern die Gefahr von Schüssen ausgeschlossen war. Er stürmte erst einmal los, etwa 30 - 40 m weit, um dann umzudrehen und wie eine Dampfwalze auf mich los zu rasen. Kurz vor mir bremste er dann ab, um das gleiche Spiel noch einmal zu wiederholen. Nachdem er dieses noch einige Male gemacht hatte, lief er ruhig neben oder vor mir her.

Ivan folgte mir überall hin, selbst zum Friseur hatte ich ihn einmal mitgenommen. Auch mit dem Auto ist er gerne gefahren, nachdem ich ihn beim ersten Mal unter gutem Zureden und etwas Nachhilfe (ich musste ihn mehr oder weniger hinein heben) in den Kofferraum meines Kombis bekommen hatte.

Mit dem alleine schlafen in der Nacht war das am Anfang mit ihm auch nicht ganz einfach und so schlief - und schnarchte - auch Ivan bei mir im Zimmer. Das heißt, in der ersten Nacht hatte ich ihn in meinem Nebenraum untergebracht, er war auch ruhig und ich bin eingeschlafen.

Als ich am nächsten Morgen jedoch aufgestanden war, lag Ivan ganz verängstigt vor meiner Zimmertür im Flur. Er hatte die Tür vom Nebenraum geöffnet, aber meine Zimmertür hatte er nicht aufbekommen.

Wahrscheinlich hatte er es hier nicht versucht, sondern an der Wohnungstür, welche allerdings abgeschlossen war. So ließ ich ihn die nächsten Tage in meinem Zimmer übernachten.

Auch mit dem Fressen war es nicht ganz einfach, manchmal musste ich ihn richtig dazu überreden, etwas zu fressen. Ivan fraß kein Fleisch oder Dosennahrung und auch kein normales Trockenfutter mit Ausnahme von einer speziellen Sorte Pressbrocken. Dazu bekam er viele verschiedene Kekse in seinen Futternapf. Ivan legte sich dann über den Napf und fischte zuerst die größten Brocken heraus.

Ende November teilte mir Shirley’s Besitzer mit, dass er mit seiner Familie im Dezember in den Allgäu umziehen wolle und fragte mich, ob ich Shirley für etwa 2 - 3 Monate zu mir nehmen könne, da er an seinem neuen Wohnort erst einen Zwinger für sie errichten müsse. So kam Shirley Anfang Dezember zur Überwinterung zu mir und blieb bis Ende Februar 1994. Shirley war in dieser Zeit recht ausgelassen, besonders, wenn Schnee lag, da war sie ganz in ihrem Element.

Malteser Chivar

Für einige Tage kam auch der zweite Hund der Familie von Shirley, ein damals neunjähriger Malteserrüde namens Chivar zu mir.

Chivar wohnte und schlief bei mir im Zimmer, während Shirley wieder in der Hütte untergebracht war. Er hatte ein kleines Körbchen und lag meist darin und schlief.

Chivar hatte es damals in der Nacht meistens nicht durchgehalten und bekam auch seltsame Hustenanfälle.

Ich bin dadurch natürlich aufgewacht und mit ihm vor die Tür gegangen. Nachdem er sein Geschäft gemacht hatte, war er wieder ruhiger und auch der Husten hörte auf. Nach ein paar Tagen habe ich dann einfach mein Fenster aufgemacht, welches ebenerdig zum Garten liegt, und Chivar hinaus gelassen. Chivar hatte sich in den wenigen Tagen schon gut an mich gewöhnt und kam nach Erledigung seines Geschäftes gleich wieder zum Fenster gelaufen.

Chivar konnte ich auf den Spaziergängen ohne Probleme frei laufen lassen, selbst im Wald. Er blieb immer in meiner Nähe, ab und zu lief er mal ein Stück voraus, um aber dann gleich wieder umzukehren.