Asche im Licht (Das Geheimnis der Schwingen 2) - Aurelia L. Night - E-Book

Asche im Licht (Das Geheimnis der Schwingen 2) E-Book

Aurelia L. Night

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Beschreibung

**Entflammte Drachenseele** Niemals hätte Sascha gedacht, dass das wohl bestgehütete Geheimnis der Schattendrachen eines Tages ans Licht kommen würde. Doch Colin, der charismatische Prinz der Lichtdrachen, hat es geschafft, von Saschas wahrer Identität zu erfahren. Aber nicht nur er, sondern auch die Feinde Helions wissen inzwischen um das königliche Geheimnis. Ein Krieg zwischen den Königreichen der Drachen scheint unvermeidlich. Als Colin plötzlich spurlos verschwindet, muss Sascha sich entscheiden: den Thronanspruch und damit ihr Königreich sichern oder den Mann mit den himmelblauen Augen retten, der ungeahnte Gefühle in ihrem Herzen weckt …  //Dies ist der zweite Band der atemberaubenden Fantasy-Buchserie »Das Geheimnis der Schwingen«. Alle Romane der Drachen-Fantasy:  -- Feuer im Schatten. Das Geheimnis der Schwingen 1  -- Asche im Licht. Das Geheimnis der Schwingen 2// 

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Aurelia L. Night

Asche im Licht (Das Geheimnis der Schwingen 2)

**Entflammte Drachenseele**Niemals hätte Sascha gedacht, dass das wohl bestgehütete Geheimnis der Schattendrachen eines Tages ans Licht kommen würde. Doch Colin, der charismatische Prinz der Lichtdrachen, hat es geschafft, von Saschas wahrer Identität zu erfahren. Aber nicht nur er, sondern auch die Feinde Helions wissen inzwischen um das königliche Geheimnis. Ein Krieg zwischen den Königreichen der Drachen scheint unvermeidlich. Als Colin plötzlich spurlos verschwindet, muss Sascha sich entscheiden: den Thronanspruch und damit das Königreich sichern oder den Mann mit den himmelblauen Augen retten, der ungeahnte Gefühle in Saschas Herz weckt …

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Vita

Danksagung

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© privat

Aurelia L. Night wurde in Gelsenkirchen geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach einer Ausbildung als Schilder- und Lichtreklameherstellerin machte sie ihr Fachabitur in Gestaltung und arbeitet nun in einem kleinen Betrieb. Sie lebt mit ihrem Freund und zwei verrückten Katzen nahe der niederländischen Grenze. Wenn sie nicht selbst schreibt, durchlebt sie Abenteuer auf den Seiten anderer Bücher oder kämpft auf ihrer Xbox gegen Dämonen.

Für dich,

denn niemand ist zu schwach,

um für seine Überzeugung zu kämpfen.

Also kämpfe!

Kapitel 1

Mein aufgeregtes Herz schlug mir bis zum Hals, obwohl es irgendwo in meine Bauchgegend gesackt war. Ich wollte nicht hinnehmen, dass dieser Krieg so weit ausuferte und die Drachen im Glauben an eine Lüge ihr Leben ließen. Es zerriss mich, meine Familie und die Drachen, die vor den Türen des Schlosses standen – bereit alles zu geben, um Helion zu schützen –, gegeneinander aufzuwiegen. Aber wenn ich eine Königin sein wollte, der ich im Spiegel noch in die Augen sehen konnte, musste ich es tun. Selbst wenn mir bei dem Gedanken speiübel wurde.

Wie sollte ich mit dem Wissen weiterleben, dass Hunderte Schattendrachen gestorben waren, um eine Lüge zu schützen, wenn ich doch nur mein eigenes Leben hätte opfern müssen, um sie vor diesem Krieg zu bewahren? Meine Familie hatte die Möglichkeit zu fliehen. Keiner von den Soldaten erwartete meine Brüder oder meine Eltern bei diesem Krieg zu sehen. Ich war die Königin – in ihren Augen der König – Helions. Ob ich es nun sein wollte oder nicht, die Verantwortung für die Soldaten und dieses Reich ruhte auf meinen Schultern. Zum allerersten Mal spürte ich das Gewicht meiner Bürde mit einer Intensität, die ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.

Es gefiel mir nicht. Wie könnte es auch?

Diese Entscheidung zu treffen glich einer Folter. Etwas Schlimmeres hätte Geron mir nicht antun können. Aber meine Familie hatte die Chance, sich ein Leben aufzubauen, weit weg vom Hof, und diese Möglichkeit musste sie nutzen – dafür würde ich sorgen.

In meinem Kopf liefen verschiedene Schreckensszenarien ab, wie die Soldaten auf die Wahrheit reagieren würden. Und keines lief am Ende gut für mich. Mein Leben war verwirkt. Die Schlinge der Lügen hatte sich zu eng um meine Schultern gezogen, als dass ich daraus noch entkommen könnte.

Ich schloss die Augen und musste mich einen Augenblick an der eiskalten Steinwand des Flures abstützen, weil mich das Gewicht meiner Entscheidung von den Füßen zu reißen drohte. Es war mir nicht egal. Ich wollte leben. Nie hatte ich etwas mehr gewollt, als Erfahrungen zu sammeln und mit jedem Jahr mehr zu mir selbst zu finden. Aber um die Soldaten vor den Türen zu retten, musste ich mein eigenes Leben geben. Und dazu war ich bereit.

Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Meine Fingernägel kratzten über die Wand. Ich war bereit diejenigen zu retten, die unter meinem Schutz standen, selbst wenn es mich das Wertvollste kostete, das ich besaß. Mit diesem Entschluss war allen geholfen. Wenn es mich nicht mehr gab, konnte meine Familie in Sicherheit leben und die Schattendrachen würden es ebenfalls tun. Sogar Colin. Sein Bild erschien vor meinem inneren Auge und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich kniff die Augen zu, um die Tränen zu unterdrücken, die hinter meinen Lidern brannten. Ich wünschte mir, dass wir mehr Zeit gehabt hätten. Mehr Zeit, um uns kennenzulernen. Aber manchmal sollte es nicht sein … Mit diesem Opfer ermöglichte ich ihm und allen anderen weiterzuleben.

In einem Krieg gab es niemals Gewinner. Seine Aufgabe war das Rauben und Zerstören – und das auf eine erbarmungslose Art und Weise, die ich niemandem wünschte. Vor allem niemandem, den ich liebte. Deswegen musste ich diesen Schritt gehen. Zittrig holte ich Luft und stieß mich von der Wand ab.

Die Sonne war noch nicht am Horizont erschienen, als ich mein eigenes Reich betrat und direkt auf die Rüstung starrte. Sie schimmerte sanft und beinahe höhnisch im noch vorhandenen Mondlicht, das durch mein Fenster hineinleuchtete. Ich strich mit einem Finger die Konturen der Schuppen nach. Kalt und hart war das geschmiedete Gestein. Ob sich meine Schuppen auch so anfühlten? Ob sie ebenso im Mondlicht funkeln würden? Die Sehnsucht fuhr in meinen Magen wie ein Fausthieb. Wie sehr wünschte ich mir endlich mein wahres Ich zu zeigen, selbst wenn es mit so vielen Gefahren verbunden war … Ich presste die Lippen aufeinander und stieg zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal in diese Rüstung, die mich schützen sollte – aber selbst sie würde mich nicht retten können bei dem, was ich vorhatte.

Fertig angekleidet ging ich in den Flur hinaus und sah kurz über den Gang, der vollkommen verlassen dalag.

Meine Schritte führten mich zum Gemach meiner Eltern. Für wenige Atemzüge blieb ich vor der hölzernen Tür stehen. Noch konnte ich zurückgehen. Der Lüge weiterhin Raum geben. Die Soldaten opfern, um mein Geheimnis zu schützen … Ich schloss die Augen. Ich wünschte, ich könnte so egoistisch sein. Ich wünschte es mir in diesem Moment von ganzem Herzen. Aber das war ich nicht – und ich würde dafür büßen.

Mein Körper zitterte, als ich klopfte und ins Zimmer spähte. Ich hatte keine Ahnung, wie lang es her war, dass ich diesen Raum zuletzt betreten hatte – mit Sicherheit eine kleine Ewigkeit. Meine Eltern lagen zusammen in ihrem Ehebett. Mama hatte sich an meinen Vater gepresst und er seine Arme um sie geschlungen. Ein Stich fuhr in mein Herz. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah. Diese Schlacht konnte ich nicht überleben. Die Drachen würden mir die Lüge nicht verzeihen können, die ich ihnen all die Jahre aufgetischt hatte. Ich biss mir auf die Lippe und betrachtete meine Eltern eingehend. Die schwarzen Haare, die sich auf dem Gewühl der Kissen ineinander verschlangen und zu einem dunklen Teppich auf dem hellen Laken wurden. Die fein geschnittenen Gesichtszüge meiner Mutter, die einen Kontrast zu den kantigen Ecken im Antlitz meines Vaters bildeten. Ich spürte die Schwere auf der Brust. Es war niemals leicht zwischen uns gewesen – und das bereute ich. Ich wollte all die Jahre rückgängig machen, um ihnen zu zeigen, wie sehr ich sie liebte. Denn das tat ich. Mein Herz wog so schwer unter dem kommenden Verlust, dass ich es bis in die Kniekehlen spürte.

Meine Familie würde um mich trauern. Es stimmte mich unglücklich zu wissen, dass ich niemals der große Bruder sein würde, der ich für meine Geschwister hatte sein wollen. Aber die Soldaten besaßen ebenfalls Familien. Kinder und Frauen, die sie liebten, die hofften und bangten, dass ihre Männer sicher nach Hause zurückkehrten.

Ich holte tief Luft und trat weiter hinein ins Zimmer, um die Tür hinter mir verschließen zu können.

»Mama? Papa?«, wisperte ich, um sie nicht zu erschrecken.

»Sascha?«, fragte meine Mutter noch im Halbschlaf.

»Ich muss mit euch reden.«

»Kann das nicht warten?«, murmelte mein Vater.

»Nein. Bitte!«

Mein Ton musste meine Mutter überzeugt haben, denn sie seufzte und schubste meinen Vater an, ehe sie aufstand.

»Ich muss mit euch reden«, wiederholte ich. Ich wollte stark wirken, wollte voller Überzeugung von meinem Entschluss erzählen, doch als ich meine Mutter ansah, wurde mir ganz anders bei dem Gedanken, ihnen meinen Vorschlag zu unterbreiten. Ich brachte alle, die ich liebte und die ich schützen musste, in Gefahr, nur weil ich mich den Soldaten offenbaren wollte. Nur weil ich dies tat, hieß es nicht, dass sie meine Familie in Ruhe ließen, aber es war die einzige Möglichkeit, noch Schlimmeres zu verhindern …

»Sascha, du kannst uns alles erzählen …« Meine Mutter stand auf und legte ihre Hand auf meine Schulter. Sie vermittelte mir damit ein Gefühl der Stärke und des Trostes. Es war bewundernswert, was Mütter mit einer einzigen Geste, einem einzigen Blick bewirken konnten.

Ich holte tief Luft. »Ihr müsst mit meinen Brüdern verschwinden.«

Sie hielt wie erstarrt inne, nachdem die Worte über meine Lippen gekommen waren.

»Bitte?«, fragte mein Vater und stand nun ebenfalls auf. »Was denkst du dir dabei?«

»Ihr müsst mit Bryan, Kilian und Mikael das Weite suchen«, wiederholte ich meine Bitte und versuchte dabei meine Stimme fester klingen zu lassen. »Das alles nimmt Ausmaße an, die wir nicht kontrollieren können.«

»Wieso?«, fragte nun meine Mutter.

»Dieser Krieg steht nur vor unserer Tür wegen der Lügen, die wir errichtet haben. Nur wegen mir werden heute auf diesem Schlachtfeld Tausende ihr Leben verlieren. Ich … ich kann das nicht verantworten.« Meine Stimme versagte bei den letzten Silben. »Ich zerbreche mit jedem Tag, die die Lüge auf meinen Schultern ruht, ein bisschen mehr«, führte ich fort, doch bevor ich weiter ausholen konnte, zog mich meine Mutter in die Arme.

Überrascht versteifte ich mich, ehe meine Muskeln sich entspannten und ich in ihrer Wärme versank. Mit jeder einzelnen Faser genoss ich die Geborgenheit, die sie mir mit der Umarmung vermittelte. Ich versuchte Kraft daraus zu schöpfen. Aber die kommenden Worte waren wie Scherben, die über meine Zunge tanzten. Sie schmerzten mich, auch wenn ich wusste, dass es das einzig Richtige war.

»Ich weiß, dass ich euch dadurch in Gefahr bringe, und deswegen will ich, dass ihr geht. Dass ihr so viel Zeit wie möglich habt, um Helion hinter euch zu lassen, damit ihr sicher vor diesem Sturm seid, der unweigerlich auf uns zukommen wird.«

Meine Mutter strich beruhigend über meinen Rücken, was ich durch die Schuppen der Rüstung kaum spürte. »Es ist in Ordnung«, raunte sie in mein Haar. »Ich … wir haben dir diese Last zu lang aufgebürdet.«

Ich wurde wie Wachs in ihren Armen. Ich hatte mit allem Möglichen gerechnet, dass die beiden mich anschreien, fluchen oder sonst etwas anstellen würden, aber niemals hätte ich mit dem Verständnis und der Liebe gerechnet, die sie mir entgegenbrachten. Ich schlang meine Arme ebenfalls um ihre Hüften und ließ mich von dem behütenden Gefühl einlullen, während ihr Geruch nach Seife in meine Nase drang und mich beruhigte.

»Werdet ihr mit den Kleinen verschwinden?«, fragte ich an ihrer Brust.

»Wenn ich könnte, würde ich bleiben«, erwiderte sie leise. »Wenn ich könnte, würde ich an deiner Seite stehen, während du der Welt mitteilst, wer du bist, wer du immer warst. Ich würde allen zeigen, wie unglaublich stolz ich auf dich bin.«

Ihre Worte zerrissen mich. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, das sich von seinen Eltern verabschiedete. Ich sehnte mich danach, ihre Hand in meiner zu spüren, während ich mich vor die Soldaten stellte. Aber ich schob meine Mutter ein Stück fort. »Du musst für die Jungen da sein.«

Und ich musste allein stark für mich sein. Jahrelang war ich darauf vorbereitet worden, König Helions zu werden. Ich hatte gelernt zu reden wie ein König, mich zu verhalten wie ein König. Wieso fühlte es sich dennoch so schwer an?

Tränen standen in den Augen meiner Mutter, die erneut Splitter in mein Herz jagten. Dieser Schmerz zerriss mich. Er raubte mir den Atem und ich wagte nicht zu hoffen, dass sich mein Herz jemals wieder von diesen Qualen erholte, die es in den letzten Stunden, seit meiner letzten Begegnung mit Colin, erlitten hatte.

»Ich weiß, aber ich wäre gern für dich da. Das war ich viel zu lang nicht, Sascha. Du bist eine so unglaublich starke Frau geworden. Ich weiß nicht, woher du diesen Mut hast, aber ich bin so stolz auf dich, dass es sich nicht in Worte fassen lässt.«

Die Schritte meines Vaters näherten sich und ich sah zu ihm hoch. In seinen Augen erkannte ich dieselbe Trauer, die in mir wütete. Meine Lippen zitterten bedrohlich und ich wusste, wenn ich noch etwas sagte, würde ich in den Armen meines Vaters wieder zu einem Kleinkind werden. Ich würde mich in seine Umarmung stürzen und weinen, weil die Welt so ungerecht war. Weil ich mir nicht erlauben durfte den Mann zu lieben, dem mein Herz gehörte. Weil ich nicht in der Lage war, die Last der Lügen weiterhin zu tragen, um meine Familie zu schützen.

»Aber ich fühle mich nicht mutig«, brachte ich hervor.

Meine Mutter strich mir über die Wangen und zwang mich ihren Blick zu erwidern. »Mutig zu sein fühlt sich niemals mutig an. Sascha, lass dir niemals – vor allem von dir selbst nicht – einreden, dass du nicht mutig wärst. Denn das bist du. Du bist die mutigste junge Frau, die ich je kennengelernt habe.«

»Aber ich bringe euch dadurch in Gefahr.«

»Wir haben uns selbst in Gefahr gebracht, als wir dich am Leben ließen.« Sie strich aufmunternd über meine Wange. »Und für mich gab es keine bessere Entscheidung. Ich bereue nur, dass wir diesen Kampf nicht für dich ausgetragen haben. Denn du solltest das nicht tun müssen, wir hätten stark für dich, nicht du für uns sein müssen.«

Ich konnte die Tränen, die brennend hinter meinen Lidern waren, nicht mehr aufhalten. »Ich würde so gern weiterhin diese Last tragen, wenn ich wüsste, dass ihr dadurch sicher seid.«

Mein Vater legte seine Hand auf meinen Rücken. »Geron wird niemals von Helion ablassen. Deine Entscheidung ist richtig, hast du mich verstanden? Ich stehe hinter dir und deine Mutter wird mit den Kleinen gehen.«

Überrascht sahen meine Mutter und ich zu Vater hoch.

»Ich habe dich all die Jahre gezwungen jemand zu sein, der du nicht bist. Was wäre ich für ein König – doch viel wichtiger, was wäre ich für ein Vater –, wenn ich jetzt nicht an deiner Seite stünde, wenn du endlich den Weg bestreitest, den wir von Anfang an gemeinsam hätten gehen sollen? Es ist Zeit, dass sich etwas ändert, und ich werde dabei neben dir stehen, egal was heute auch passieren sollte.«

Meine Knie zitterten unter dem Gewicht meines Körpers. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Worte berührten mich, sie ließen Mut in mir entstehen und gaben mir das Gefühl, tatsächlich das Richtige zu tun, trotz der Konsequenzen, die auf mich – auf uns – zukamen.

»Aber sie können nicht ohne dich aufwachsen!«, versuchte ich ihn zu überzeugen, wobei ich es nur halbherzig tat. Ich sehnte mich nach einer starken Hand, die mich führen würde.

»Aber meine einzige Tochter braucht mich ebenfalls«, hielt er dagegen.

Ich presste die Lippen aufeinander und löste mich von meiner Mutter, um ihn zu umarmen. »Danke«, raunte ich mit zittriger Stimme.

»Nicht dafür, mein Schatz.« Seine Stimme wirkte weich, doch ich hörte ebenfalls die Trauer aus ihr heraus und bemerkte, dass er Blicke mit meiner Mutter austauschte.

»Du musst nicht bleiben«, sagte ich leise. »Ich bin König … Königin Helions und …« Ich holte tief Luft.

Ein Lächeln ließ die Augen meines Vaters für einen Moment strahlen. »Dein Willen in Ehren, aber ich bin noch immer dein Vater. Ich werde nicht zulassen, dass du dich ihnen allein stellst. Geh deine Brüder wecken und bereite sie vor. Wir kommen gleich nach.«

Ich wechselte noch einmal einen Blick mit meiner Mutter und ließ die beiden dann allein. Dieses Gespräch hatte sich anders entwickelt, als ich es mir erhofft hatte. Ich war froh darüber, dass es so gekommen war. Auch wenn ich niemals im Leben damit gerechnet hätte, dass mein Vater bleiben würde. Ich sah auf den Boden. Es fühlte sich falsch an – als ob ich meinen Brüdern etwas wegnahm, das ihnen gebührte. Sie würden ihn brauchen und ich war mir sicher, dass ich den kommenden Tag nicht überleben würde. Ich stieß einen zitternden Seufzer aus. Mir musste etwas einfallen, wie mein Vater trotzdem zu ihnen gelangen konnte, selbst wenn die Soldaten sich auf mich stürzten. Er durfte mir nicht helfen. Ich biss mir auf die Lippe und überlegte fieberhaft, wie ich das bewerkstelligen sollte.

Die Räumlichkeiten meiner Brüder waren nicht weit von dem Zimmer meiner Eltern entfernt. Sie teilten sich einen Schlafraum, was meine Aufgabe einfacher gestaltete. Als ich ihn betrat, lagen die drei selig schlummernd in ihren Betten. Ich betrachtete sie für einen Moment. Eine Hand legte ich auf mein Herz, das vor Schmerz wie verrückt in der Brust pochte. Ich war zwischen der Pflicht, die ich auf den Schultern trug, und der Liebe, die ich für meine Familie empfand, wie zerrissen.

Ich wollte, dass meine Brüder behutsam und sicher aufwuchsen. Dass sie ein Leben leben konnten, das mit Liebe und nicht mit Angst gefüllt war, und doch war ich dabei, ihnen genau das zu rauben. Ich war keine Königin, die ihre eigenen Schlachten von anderen ausfechten ließ, und wollte niemals so eine werden.

Ich riss mich zusammen und ging als Erstes zu Bryan. »Hey, kleiner Bruder«, murmelte ich und schüttelte ihn sanft.

Er kniff die Augen zusammen. »Es ist nicht einmal hell!«, brummte er und drehte sich abrupt weg, um sich wieder ins Land der Träume zu verkrümeln.

Ich spürte, wie die Tränen, die vorhin erst getrocknet waren, erneut in meine Augen stiegen. »Ich weiß, aber wir wollen jetzt ein Spiel spielen. Bitte, steh auf.«

Er sah mit gerunzelter Stirn zu mir hoch. Der Schlaf klebte noch auf seinen Lidern. »Was für ein Spiel?«, fragte er mich mit matter Stimme.

»Ich erkläre es dir gleich, wecke deine Brüder, während ich alles zusammenpacke, in Ordnung?«

Ich bewunderte Bryan. Er hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes von ihm verlangen würde, und dennoch folgte er meinem Befehl und stellte keine weiteren Fragen, selbst wenn es ihm fragwürdig vorkommen musste.

Meine Aufmerksamkeit lag auf dem Schrank. Ich schnappte mir drei Beutel und packte die Sachen meiner Brüder hinein. Kilian stellte sich neben mich und legte seine Hand auf meine. »Was machst du da?«, fragte er mit seiner unschuldigen Stimme – die ich wahrscheinlich nie mehr zu hören bekommen würde.

»Ich bereite euch auf ein Spiel vor. Ihr müsst euch mit Mama zusammen verstecken.«

Bryan und Mikael gesellten sich zu Kilian und mir. »Liegt es an den Soldaten vor dem Tor?«, fragte mein jüngster Bruder.

Bryan legte seinen Arm um dessen Schulter. »Wir werden bald zurückkehren.« Er sah zu mir und ich merkte seinem Blick an, dass er wusste, dass etwas nicht stimmte. Aber er wollte stark sein für seine Geschwister.

Mein Herz war zerfetzt, die reine Willenskraft war das Einzige, was mich jetzt noch auf den Beinen hielt. Ich wollte meinen Geschwistern das nicht antun. Ich wollte ihnen nicht das Heim rauben, aber um sie und die Drachen zu schützen, blieb mir keine andere Wahl.

»Bryan hat recht. Spielt das Spiel mit Mama und hört auf sie, in Ordnung?« Ich zog die drei in eine Umarmung.

Ein letztes Mal sog ich ihren Duft nach Familie auf. Ich würde sie unglaublich vermissen, aber es war die einzige Möglichkeit, sie in Sicherheit zu bringen.

Die Tür ging auf und meine Mutter trat gefolgt von Vater in den Raum. Sie grinste und sah meine Brüder aufmerksam an. »Seid ihr bereit?«

Bryan blickte noch einmal kurz zu mir, als sei er sich nicht sicher. Ich nickte ihm aufmunternd zu und hoffte, dass mein Lächeln nicht so traurig aussah, wie ich mich fühlte. Er schnappte sich die drei Beutel und folgte den anderen, die bereits in Mamas Arme gelaufen waren.

Der Schmerz in meinem Herzen wurde immer größer. Er beschwerte meinen Atem und ließ mich schwindeln. Ich sah zu Vater, der mir ein Lächeln schenkte. In seinen Augen erkannte ich dieselbe Trauer, aber gleichzeitig schaffte er es, mir das Gefühl zu geben, dass es richtig war, was wir hier taten. Wenn es mir möglich wäre, würde ich mit ihnen gehen. Alles hinter mir lassen und zu vergessen versuchen. Aber ich konnte nicht flüchten. Helion verließ sich auf mich – wie auch jedes Lebewesen auf diesem Grund und Boden. Ich musste diesen Schritt wagen, selbst wenn es das Letzte war, was ich tat.

Ich holte tief Luft und richtete mich aus der Hocke auf. Meine Mutter sah mich an und legte ihre Hand aufs Herz. »Ich werde Euch niemals vergessen, Königin Sascha von Helion«, murmelte sie.

Meine Unterlippe begann zu zittern. »Und ich niemals Euch, Königin Lucretia von Helion«, sprach ich dieselben Worte und wiederholte ihre Geste.

Sie gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange und verschwand mit meinen Brüdern.

Ich dachte, mit ihrem Verschwinden würde ich mich sicherer fühlen. Aber das Gegenteil trat ein. Ich hatte noch immer Angst. Unbändige Furcht, dass nicht nur ich dem Tod entgegenschritt, sondern ich die Drachen mitzog, die ich liebte.

Kapitel 2

Wir standen schon auf dem Schlosshof, als die Sonne aufging. Die Soldaten hatten sich vor dem Tor positioniert, neben mir befanden sich Rogan, Caspar, König Quinn und mein Vater. Bastian hatte sich unter die restlichen Drachen gemischt. Die dunkle Krone der Schattendrachen, die mir mein Vater überlassen hatte, drückte schwer gegen meine Stirn. Ich schluckte fest und versuchte mich durch das Knibbeln an meinen Nägeln abzulenken. Abgesehen von Vater wusste niemand von dem Entschluss. Ich war mir sicher, dass Rogan es mir ausreden wollen würde, um mich zu schützen, während ich keine Ahnung hatte, wie meine Freunde, Caspar oder Bastian, reagieren würden.

Ich sah nach oben. Graue Wolken zogen über den tristen Himmel und verdeckten den Schein der aufgehenden Sonne; selbst ihm war scheinbar nicht nach Helligkeit zumute. Mein Blick wanderte auf das gegenüberliegende Lager, das ich zwischen dem Schlosstor hindurch sah. Die Soldaten standen genauso wie wir in Reih und Glied bereit. Irgendwo zwischen den Soldaten befand sich Colin, der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte.

Was würde er zu meinem Vorhaben sagen? Würde er versuchen es mir auszureden oder mich unterstützen? Ich trat einen Schritt vor. Für diese Gedanken war in der jetzigen Situation kein Platz. Ich konzentrierte mich auf mein Vorhaben. Die Angst hüllte mich in Watte, sodass ich kaum etwas anderes mitbekam außer dem hektischen Pulsieren des Blutes in meinen Adern.

»Seid Ihr … Bist du bereit?«, erkundigte sich Rogan.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Dafür werde ich wahrscheinlich niemals bereit sein.«

»Ich auch nicht«, gab er zu.

Wir tauschten einen Blick. Auf Rogans Lippen legte sich ein leichtes Lächeln, das seine Augen nicht erhellte.

»Sie setzen sich in Bewegung«, teilte mein Vater uns mit.

Ich holte tief Luft. In der Ferne beobachtete ich, wie Geron mit seinem Berater und Colin auf uns zukam. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen die Rippen, als ich den Prinzen entdeckte.

In dieser Welt, die von Hass, Neid und Rachsucht zerfressen war, hatte unsere Liebe keinen Platz. Wir waren gezwungen die Gefühle für den anderen im Keim zu ersticken. Aber das Wissen, dass ich dies tun sollte, änderte nichts an meinen Gefühlen. Ich sehnte mich nach seiner Nähe, wollte erneut seine Hände auf meinen Wangen und seine Lippen auf meinen spüren. Die gestrige Nacht steckte mir in den Knochen und ich vermutete, dass es ihm genauso erging. Aber das tat nichts zur Sache, es durfte kein Wir geben.

Wir setzten uns ebenfalls in Bewegung und gingen auf die feindliche Königsfamilie zu. Das war die letzte Möglichkeit, um diesen Krieg zu verhindern. Um ein Sterben der Drachen aufzuhalten und in Frieden unserer Wege zu gehen. Die Meter zwischen den Lichtdrachen und mir fühlten sich wie eine kleine Ewigkeit an, ehe Geron und ich voreinander stehen blieben.

Sein schlangenähnliches Lächeln bereitete mir eine Gänsehaut. Er betrachtete mich und das Grinsen vertiefte sich. »König von Helion, hm?«, erkundigte er sich. »Da habt Ihr es sichtlich weit von meinem Kerker aus geschafft, Sascha«, begrüßte er mich.

Seine Stimme zu hören war wie eine Ohrfeige. Ich fühlte mich in den Kerker zurückversetzt. Die Kälte drang durch meine Knochen und ein Schauder fuhr über meine Haut. Seine gaffenden Blicke setzten sich erneut auf meinen Körper und ich musste die Übelkeit unterdrücken, die sich von meinem Bauch hinaufbahnte.

»Euch ist bewusst, dass der höhere Posten Euer Kind nicht vor meinem Zorn retten wird, oder, Nils?«

»Mein Kind muss nicht vor Euch gerettet werden, König Geron.«

Dieser brach in schallendes Gelächter aus. Nur mit Mühe verhinderte ich, dass ich zusammenzuckte. Ihn mir hier auf dem Schlachtfeld vorzustellen war so leicht gewesen. Aber jetzt, wo ich ihm wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, zog sich alles in mir zusammen. In diesem Augenblick war ich nicht mutig. In dieser Sekunde wollte ich rückwärts zurück ins Schloss gehen und die Zimmertür hinter mir verschließen, um niemals mehr sein Gesicht oder seine Stimme wahrnehmen zu müssen. Er hatte mir entsetzliche Dinge angetan. Mich gedemütigt … auf die schlimmstmögliche Art. Aber ich musste stark sein. Ich musste mich ihm entgegenstellen.

Wie von selbst glitt mein Blick zu Colin. Unsere Augen trafen sich und die Intensität, mit der er mich betrachtete, holte mich ins Hier und Jetzt zurück. In seinen Iriden erkannte ich dieselbe Zerrissenheit, die auch in mir wütete – die Pflicht der Krone, die uns in eine Richtung drängte und dabei mit unseren Gefühlen kollidierte, die nur aufeinander zurennen wollten. Wir waren Gefangene unseres Landes, obwohl jeder glaubte, wir würden alle Freiheiten genießen und hätten ein von Reichtum umwobenes Leben. Wie sehr der Schein doch trügen konnte.

Ich holte tief Luft und riss mich schweren Herzens von Colins Augen los, stattdessen fixierte ich den galjorischen König. »Das ist die letzte Möglichkeit, vom Schlachtfeld zu weichen. Wir sind bereit mit Euch und Euren Beratern zu sprechen. Wir müssen diesen Krieg nicht führen«, sagte ich und sah Geron dabei fest in die Augen.

Er lachte erneut. Für ihn schien das alles ein riesengroßer Spaß zu sein, was mich gleichermaßen mit Frust und Enttäuschung erfüllte. Wie konnte ein König nur so verbohrt sein? Wie konnte er das Wohl seiner Soldaten auf diese Art ignorieren? Wir waren in der Überzahl, selbst wenn sich meine Landsleute gegen mich stellten, würden sie ihn unter ihren Krallen zermalmen und mit ihm auch Colin … Ich versuchte mir meine Angst um den feindlichen Prinzen nicht anmerken zu lassen.

»Ich soll weichen? Sascha, das werde ich niemals tun. Ich werde Euch und Eure Familie dem Boden gleichmachen. Ich werde Eure Blutlinie zerstören, bis kein Drache sich jemals mehr an die helionische Königsfamilie erinnern kann. Ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet, um jetzt aufzugeben.«

Ich holte tief Luft. »Ist das Euer letztes Wort?«

»Ist nicht genug geredet?«, verlangte der eletarische König Quinn zu wissen.

Mein Blick fuhr auf ihn. In seinen Augen sah ich die Lust auf den Krieg, auf das Blutvergießen. Eine Gänsehaut krabbelte über meinen Nacken. Ich konzentrierte mich wieder auf Geron.

»Das ist mein letztes Wort, Königin Sascha.«

Sein Berater atmete hektisch, als Geron mich so nannte. Neben mir bemerkte ich, wie sich Rogan und mein Vater ebenfalls anspannten. Erneut sah ich zu König Quinn, der aber nur Augen für den feindlichen Herrscher und seine Armee hatte. Ich entspannte mich ein wenig. Er hatte es anscheinend nicht mitbekommen oder hielt es für einen Scherz.

»Dann bleibt mir keine andere Wahl«, meinte ich zu Geron und sah zu Caspar. »Magst du meine Stimme über das gesamte Schlachtfeld hallen lassen?«

Er runzelte die Stirn und warf einen fragenden Blick zu König Quinn. Dieser nickte, sein Blick lag dabei aber auf mir.

»Natürlich.«

Ich holte tief Luft und sah meinen Vater an, der mir aufmunternd zulächelte. »Hört mir zu!« Ich erschrak, wie laut meine Stimme war.

Geron stieß ein Knurren aus und die Schuppen brachen durch seine Haut. »Selbst das wird Euch nicht retten!«, zischte er.

»Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit, um ein Schloss aus Lügen zu erbauen«, fuhr ich fort, ohne Geron weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Ich schloss die Augen und zum allerersten Mal in meinem Leben wollte ich, dass meine Schuppen hervorbrachen. So lange hatte ich sie nicht hervorgeholt, hatte mich immer darauf konzentriert, sie verborgen zu halten und zu verstecken. Jetzt brauchte ich sie. Ein allerletztes Mal … Es fühlte sich an, als weigerten sie sich meinem Befehl nachzukommen, ehe endlich das Kribbeln einsetzte. Die Schuppen bohrten sich durch meine Haut. Schweiß benetzte meinen Körper, als ich spürte, wie sie sich einzeln über meine Gliedmaßen schoben, um den schützenden Panzer zu bilden, den ich jahrelang verleugnet hatte. Krallen fuhren aus meinen Fingern. Unter den Obsidianschuppen meiner Rüstung tauchten echte Schuppen auf. Meine Schuppen. Im Licht der dämmrigen Sonne wirkten sie wie dunkler Rauch mit einem sanften rötlichen Schimmer. Meine Flügel versuchten durch die Obsidianplatten zu brechen, doch die Rüstung hielt dem inneren Druck stand. Ich krümmte mich unter den Schmerzen. Tränen liefen über meine Wangen und ein Schrei entfuhr meiner Kehle, der sich zu einem tiefen Brüllen wandelte. In den normalen Rüstungen waren Schlitze angebracht, damit die Flügel jederzeit hervorbrechen konnten.

Ich hörte Schritte, die sich mir näherten. Mein verschwommener Blick fuhr zu der Stelle. Mit Mühe entdeckte ich Rogan, der seine Klauen hob, und plötzlich verschwand der Druck. Er hatte den Rücken der Rüstung zerrissen, sodass sich meine Flügel entfalten konnten.

Die ledrige Membran streckte sich und ich drückte den Rücken durch. Ich richtete mich auf und spürte das beruhigende Gewicht. In diesem Moment fühlte sich alles so unglaublich richtig und echt an.

»Zeig ihnen, wer du bist«, raunte Rogan und im Augenwinkel bemerkte ich das Lächeln, das auf seinen Lippen lag.

»Siebzehn Jahre lang haben wir nicht nur Euch, sondern auch uns selbst belogen. Denn ich bin eine Frau, die Tochter des ehemaligen Königs Nils und seiner Frau Lucretia von Helion. Ich bin Königin Sascha von Helion.«

»Und das beweist, wie schwach Eure Familie ist!«, zischte Geron.

Ich ignorierte ihn. »Ich weiß, dass dies ein herber Schlag für Euch ist. Generationen Eures Blutes haben meiner Familie gedient und kein Einzelner von Euch hat es verdient, belogen zu werden, deswegen setze ich dem heute ein Ende. Ich will euch nicht belügen. Ich will nicht, dass Ihr Euch in eine Schlacht stürzt, um eine Lüge zu verteidigen, deren Last ich nicht mehr gewillt bin zu tragen.«

Erschreckende Stille lag auf dem Schlachtfeld. Mein Puls rauschte in den Ohren und ich ließ meinen Blick über die Ebene wandern. Die Lichtdrachen hatten sich keinen Millimeter bewegt, wahrscheinlich wussten sie alle bereits davon. Ich drehte mich zu den helionischen Drachen und blieb stocksteif stehen. Sie hatten sich zueinandergebeugt und tuschelten miteinander.

»Sie werden sich gegen Euch wenden, Sascha. Ihr habt nichts mehr zu verlieren. Seht ein, dass heute der Tag ist, an dem die helionische Königsfamilie ausgelöscht wird.«

Ich presste die Zähne zusammen. Seine Worte waren wie eine bittere Giftspritze. Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Schattendrachen die jahrelangen Lügen hinnehmen würden, aber ich hatte zumindest gehofft, dass sie in dieser Situation vielleicht darüber hinwegsehen konnten, um den Lichtdrachen die Stirn zu bieten.

»Verstärke meine Stimme, Caspar«, verlangte König Quinn.

Überrascht sah ich zu dem eletarischen König. Er trug als Einziger ebenfalls eine Rüstung, deren Ärmel er nun abtrennte. Seine nackte Haut kam darunter zum Vorschein.

»Seid Ihr Euch sicher?«

»Tu es!«

»In Ordnung.«

»Wisst Ihr, nicht nur Königin Sascha trug ein Geheimnis unter ihrer Haut«, teilte König Quinn mit.

Meine Augen wurden riesig, als ich beobachtete, wie sich rote Schuppen über seine Haut zogen, die genauso wie meine spitz zuliefen und das Kennzeichen der weiblichen Drachen waren.

»Vor zwei Jahren habe ich am Wettbewerb teilgenommen, um aus dem Elendsviertel Eletarias’ zu entkommen. Niemand hat mir Chancen zugerechnet, weil ich weder die Ausbildung der Elite besaß noch das Ansehen. Jeden Einzelnen von Euch habe ich überrascht, als ich den Wettbewerb gewonnen habe und somit zum nächsten König des Landes ernannt wurde. Dabei war ich niemals ein König.«

Die Hörner bogen sich nach hinten, wie es bei Drachenweibchen üblich war, und die roten Schuppen bedeckten nun Quinns kompletten Körper. »Ich war schon immer eine Königin und werde immer eine bleiben. Die letzten zwei Jahre waren die besten, die Eletarias jemals erlebt hatte – obwohl ich kein Mann bin. Ich habe gegen Drachenmännchen gekämpft, die stärker als ich sein sollten, weil ich meine Schuppen verborgen habe, und nun stehe ich hier. Ich bin nicht schwach, genauso wenig wie es Sascha, Königin von Helion, ist. Erst vor wenigen Tagen hat sie einen Wettbewerb gewonnen, bei dem sie sich gegen vierzehn männliche Drachenprinzen behaupten musste. Nachdem wir Euch diese Siege geliefert haben, könnt Ihr da noch glauben, dass Frauen zu schwach sind, um ein Reich zu führen?« Die letzten Worte zischte die Königin wie eine Bedrohung und selbst mir fuhr ein Schauer über den Rücken.

Die Drachen auf unserer Seite des Schlachtfeldes waren nervös, das sah ich ihnen von Weitem an. Sie waren verwirrt, ihr Weltbild wurde von Königin Quinn und mir gerade über den Haufen geworfen.

Wir hatten unseren Ländern bewiesen, dass wir, obwohl wir dem weiblichen Geschlecht angehörten – oder gerade deswegen –, besser waren als die Männer, die uns herausgefordert hatten.

»Galjor ist hierhergekommen, um das helionische Schattendrachengeschlecht dem Erdboden gleichzumachen. Aber wir sind nicht schwach!«, rief ich und drehte mich zu Geron. »Ich bin keine Königin, die vor ihren Gegnern flüchtet oder sich versteckt, um zu warten, bis alles vorbei ist. Ich werde jedem Einzelnen von ihnen entgegentreten und mit meiner gesamten Macht für Helion einstehen! Denn ich habe den Mut gefunden, um für meine Heimat, mein Volk und mich selbst zu kämpfen!« Meine Stimme überschlug sich bei den letzten Worten. Das Blut floss heiß durch meine Adern.

Geron würde mich nicht kleinkriegen. Meine Zeit als Königin war gekommen – und damit die Zeit, die Dinge zu ändern. Niemand konnte mich davon abhalten.

Geron kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. »Glaubt Ihr wirklich, dass Euch das vor der Wut Eurer Leute schützt? Ihr lasst sie schwach aussehen.«

»Weder Helion noch Eletarias sind schwach!«, zischte ich zurück. »Wir werden nicht zulassen, dass Galjor uns unser Land und unseren Stolz nimmt, denn das ist unsere Heimat!«

»Für Helion!«, erklang es mit einem Mal von Tausenden Stimmen hinter mir.

Überrascht wandte ich mich den Soldaten zu, die mit erhobenen Klauen in den Himmel flogen, um sich direkt auf Galjors Soldaten zu stürzen.

»Wollt Ihr noch immer nicht aufgeben?«, erkundigte sich Königin Quinn mit einem überheblichen Grinsen und ließ ihre Knöchel freudig knacken.

»Niemals«, knurrte Geron.

»Vater …«, versuchte Colin zu ihm durchzudringen, aber er erntete bloß einen finsteren Blick, der ihn direkt schweigen ließ.

Ein gefährliches Grinsen breitete sich auf Quinns mit Schuppen besetzten Lippen aus. »Wundervoll. Ich freue mich auf diesen Kampf. Für Helion!«, schrie sie in den Wind und die Armee der Elementardrachen erwiderte ihren Ruf. Gemeinsam mit ihren Soldaten und Caspar schwang sich Quinn in den Himmel und griff die gegnerischen Drachen an.

Ich hatte damit gerechnet, dass die Soldaten sich gegen mich stellen würden. Hatte mir vorgestellt, wie sie mich in der Luft zerfetzten, um sich danach zusammen mit dem eletarischen König – der dasselbe Geheimnis wie ich getragen hatte – gegen Galjor aufzulehnen. Was jetzt geschah, hatte ich mir nicht in meinen kühnsten Träumen ausgemalt.

Mein Blick zuckte zu Colin. Sein Gesicht war verzerrt, als würden die Geschehnisse ihm nicht gefallen und als wüsste er nicht, wie er nun handeln sollte. Ich verstand ihn. Er war gezwungen seinem Volk gegenüber eine Einheit mit seinem Vater vorzuspielen, eine Einheit, die er nicht empfand. Er hatte keinerlei Möglichkeit, daraus zu entkommen, wenn er sein Land nicht schwach und angreifbar aussehen lassen wollte.

»Für Galjor!«, brüllte Geron.

Um uns herum bildete sich ein Knäuel aus Drachen. Sie schlugen sich gegenseitig aus dem Himmel, um auf dem Boden weiter miteinander zu ringen. Der Geruch von Blut erfüllte augenblicklich die Luft. Im Augenwinkel beobachtete ich, wie ein Schattendrache brüllend auf den Boden fiel, nicht in der Lage, seine Flügel zu benutzen. Mir wurde schlecht.

»Ihr werdet mir nicht entkommen, Königin Sascha«, tat der galjorische König kund. »Ich werde Euch ausweiden und Eure gesamte Familie auslöschen.«

»Weg von ihr!«, knurrte Rogan.

Seine Klauen umfassten meinen Arm und er zog mich schützend hinter sich.

»Ein dreckiger kleiner Leibwächter will mich aufhalten?« Geron fing an zu lachen. »Dieser Krieg wird immer lustiger.«

»Geron, sucht Euch jemanden in Eurer Größe«, grollte mein Vater und verwandelte sich. Seine schwarzen Schuppen krochen über sein Gesicht und verschluckten das matte Licht des bedeckten Himmels.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Schweiß legte sich auf meine Handflächen. Für einen Atemzug schloss ich die Augen. Ich war die Königin Helions. Meine Soldaten, die treu zu mir standen, um unsere Heimat zu schützen, stürzten sich in diesem Moment gegen die galjorischen Lichtdrachen und verloren dabei ihre Leben. Ich hatte diesen Krieg verhindern wollen. Hatte mir gewünscht, dass meine Familie in Sicherheit war, genauso wie die Soldaten. Und der Einzige, der den Frieden verhinderte, war König Geron.

»Das tue ich, Nils, Ihr seid kein König mehr.« Ein gehässiges Grinsen bildete sich auf Gerons Lippen.

Ich öffnete die Augen und zog mein Schwert, das leichte Gewicht schenkte mir Sicherheit. »Helion gehört den Schattendrachen und niemandem sonst! Vor allem nicht jemandem, der sich am Leid anderer ergötzt«, knurrte ich und schob Rogan beiseite. Dass mir das nur gelang, weil er es zuließ, war mir durchaus bewusst und ich war froh, dass er es ertrug, dass ich meine eigenen Kämpfe ausfocht. Ich warf einen Blick zu meinem Vater. »Hilf den Soldaten«, sagte ich zu ihm und wandte mich Geron zu. »Mit ihm komme ich allein zurecht.«

Geron lachte schallend auf. »Ich kann mich an einen Schattendrachen erinnern, der bis vor ein paar Tagen in meinem Kerker saß. Nackt, hungernd und mit seinem eigenen Dreck beschmutzt. Wer war das noch mal? Helft meinem alten Gehirn auf die Sprünge, Sascha.«

»Beschütze sie«, sagte mein Vater zu Rogan und schwang sich danach in die Luft, um unserem Volk zu helfen.

Für einen Moment lockerte ich den Griff, um danach nur fester zuzupacken. »Ich habe keine Zeit für Eure Spielchen, Geron.«

»Dann seid eine brave Gefangene und folgt mir.«

»Sie ist keine Gefangene und wird es nie wieder sein«, knurrte Rogan und stellte sich neben mich.

»Ihr mögt mich gedemütigt haben, aber ich stehe hier. Aufrecht. Ihr könnt mir nichts mehr antun, Geron.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, teilte er mir mit. »Wachen!«, schrie er und aus dem Wust, der sich um uns herum gebildet hatte, schälten sich zwei Lichtdrachen. »Greift die Leibwache an. Die Königin gehört mir«, raunte Geron.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu Rogan. Er griff die Wachen ohne jegliche Rücksicht an und ich wusste, dass ich ihm jetzt vertrauen musste. Rogan war der fähigste Krieger Helions, er musste mit den beiden Lichtdrachen zurechtkommen. Ich sah zurück zu Geron, gerade im richtigen Moment. Der Drachenkönig stürzte sich auf mich – seine Krallen erhoben und bereit mich zu zerfetzen. Ich rollte mich über den schneebedeckten Boden, um seiner Attacke auszuweichen, und kam danach zitternd wieder auf die Beine.

Ich hatte tagelang mit Rogan geübt. Ich hatte so lange trainiert, bis mein gesamter Körper nur noch aus Schmerz bestand.

Mein Blick wanderte über die Umgebung. Die Sonne war von Wolken und fliegenden Drachen verdeckt. Ich ließ mich in die Schatten fallen. Geron stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus, ehe er sich auf die Stelle warf, an der ich stand. Ich trat zwei Schritte zur Seite und hob mein Schwert, um ihn anzugreifen. Doch bevor meine Schneide auch nur in seine Nähe kam, verschwand er. Das Licht hatte ihn verschluckt.

Ich versuchte einen Anhaltspunkt zu finden.

»Ich weiß nicht, wo Ihr seid, Sascha, aber ich werde Euch finden. Die Königsfamilie Helions wird nach diesem Tag nicht mehr sein als ein Schandfleck in den Geschichtsbüchern Zenidas!«, knurrte er.

Seine Stimme ertönte neben mir. Langsam näherte ich mich ihrem Klang. Das Schwert lag locker in meiner Krallenhand. Ich holte aus und schlug nach der Luft, in der Hoffnung, Geron zu treffen. Ein Zischen erklang und für ein Zwinkern war es mir möglich, den König zu sehen, als mein Schwert über seine Schuppen am Arm glitt. Ich blinzelte und konzentrierte mich auf die Stelle, um erneut zuzuschlagen. Wieder tauchte er auf. Seine Klaue umfasste die Schwertschneide und ein Grinsen zierte seine Lippen, das meine Knie weich werden ließ. »Netter Trick. Den kannte ich noch gar nicht.«

Ich zog an meinem Schwert, um es aus seinen Klauen zu befreien, aber sein Griff war zu fest, um ihn abzuschütteln. Blut floss über seine Handfläche in den bereits rot getränkten Schnee.

Er hob seinen anderen Arm und schlug mit seiner Pranke nach mir. Ein Schrei kam über meine Lippen, als eine Explosion an Schmerz in meiner Seite nachhallte. Mein Griff um das Schwert lockerte sich und ich wurde durch die Luft geschleudert. Der Schatten ließ von mir ab und ich wurde wieder sichtbar. Ich presste meine Hände auf meine Seite. Sofort spürte ich die klebrige Nässe meines Blutes. Keuchend holte ich Luft. Mir wurde schwarz vor Augen.

»Verdammt«, murmelte ich. Heftig blinzelte ich gegen die Schwärze an. Donnernde Schritte näherten sich mir. Ich sah auf und entdeckte Geron, der ebenfalls wieder sichtbar war. In seiner Hand lag noch immer mein Schwert, von seinen Krallen tropfte mein Blut.

»Du bist schwach«, spie er mir entgegen.

Ein trockenes Lachen kam über meine Lippen. »Ach ja? Wer war denn zu schwach, um seine eigene Frau zu töten? Wer hat zugelassen, dass sie sich das Leben nahm?«, forderte ich ihn heraus. Vorsichtig rappelte ich mich auf, hielt mir dabei weiter meine blutende Seite.

»Sascha!«, hörte ich Rogans Stimme, aber ich ignorierte sie.

Geron war das Zentrum meiner Gedanken geworden. Ich hielt ihn in meinem Blick und blendete alles Weitere aus.

»Ja, in Bezug auf Irina war ich schwach. Ich habe zugelassen, dass sie mich schwächte. Aber ich habe mich gefangen. Denn es gibt nichts in dieser Welt, was mich noch schwach macht, also was willst du kleines Mädchen von mir?«

»Was ich von Euch will? Dass Ihr ablasst von diesem Irrsinn! Wir müssen einander nicht bekriegen! Wir müssen …«

»Doch! Das müssen wir!«, fuhr er mir über den Mund. »Schon zu lange haben meine Schwester und ich darauf gewartet, Nils von Helion fallen zu sehen. Seine Familie zu zerreißen und sich in seinem Leid zu suhlen.«

»Ihr werdet uns nicht brechen können, Geron. Ihr könnt uns verletzen. Ihr könnt uns leiden lassen, aber keiner von uns wird sich Euch beugen. Niemals«, erwiderte ich.

»Aber Euch? Einer schwächlichen Frau?«, zischte er und stürzte erneut auf mich zu.

»Ich bin eine Frau, da habt Ihr recht. Aber ich bin nicht schwach«, erwiderte ich und trat in die Schatten zurück.

Ich hastete auf mein Schwert zu und umfasste den Griff. Mit einer Hand war es schwerer, die Klinge zu führen, aber ich traute mich nicht die andere von meiner Wunde zu nehmen. Stetig fühlte ich, wie weiteres warmes Blut über meine Krallen floss. Ich musste mich beeilen. Nicht nur für mich. Die Schreie der Drachen hallten in meinen Ohren und bei jedem einzelnen spürte ich ein Reißen in meinem Inneren, das mich zu zerfetzen drohte. Es war meine Aufgabe, das zu beenden.

»Und erneut versteckt Ihr Euch. Ich bin es leid.« Er stieß ein Brüllen aus, das mein Trommelfell zum Vibrieren brachte. »Ich werde Euch finden und ausweiden! Ihr werdet den Tag verfluchen, als Eure Eltern zu schwach waren, um Euch zu ertränken!«

Ich trat auf Geron zu und schlug mit meinem Schwert auf ihn ein. Die Klinge schnitt über seine weißen Schuppen und ein Kreischen kam über seine Lippen. Mit vor Hass glühenden Augen drehte er sich dorthin, wo er mich vermutete. Ich folgte seinen Bewegungen, blieb dabei hinter ihm. Mir wurde schwummerig. Irgendwas stimmte mit der Wunde nicht. Ein brennend heißer Schmerz zog von dort durch meine Blutbahnen und der schwarze Rahmen um mein Sichtfeld wurde mit jedem Herzschlag größer.

»Ich kriege Euch, Sascha, es ist nur eine Frage der Zeit«, grollte der Lichtdrache und verschwand erneut.

Ich presste die Lippen zusammen. Plötzlich wurde ich durch die Luft geschleudert. Ein Schrei entrang sich meiner Kehle und ich landete unsanft im eiskalten Schnee. Geron wurde wieder sichtbar. Ein hämisches Grinsen auf den Lippen betrachtete er mich.

Stöhnend rappelte ich mich auf. Er hatte mich am Schenkel getroffen und der heiße Schmerz breitete sich von dort nun ebenfalls aus. Ich umfasste den Griff meines Schwertes fester, während sich die ganze Welt drehte. Die Wunden waren tief, das fühlte ich, aber sie dürften mich nicht so beeinträchtigen. Ich machte einen torkelnden Schritt nach vorn. »Was … was habt Ihr getan?«, keuchte ich.

Das Grinsen Gerons vertiefte sich. »Ihr merkt es also?«

Ich schluckte schwer. Meine Lider wollten einfach zufallen. Jede Regung meines Körpers war mit heißen Schmerzen verbunden, die durch meine Muskeln und Venen jagten. »Ja.«

»Das ist Gift.«

Mein Herzschlag setzte aus. »Was?«, fragte ich mit schwacher Stimme.

»Ihr werdet heute sterben, Sascha, und ich warte auf den Moment …« Ein Pfeil bohrte sich direkt in Gerons Auge.

Ich erstarrte, genauso wie der König, mitten in der Bewegung. Mein Blick folgte dem Lichtdrachenkönig, wie er noch für einen Schritt stolperte, ehe er zusammensackte und an Ort und Stelle reglos liegen blieb. Er war auf den Rücken gefallen, sodass der schwarze Schaft mit den ebenso dunklen Federn in die Höhe ragte. Ich kannte diese Pfeile. Ich drehte mich in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und mein Blick traf den von Colin. Er hielt einen Bogen in der Hand und sah mit kummervollen Augen zu mir.

Mir wurde schwarz vor Augen, aber ich klammerte mich an mein Bewusstsein, sodass flackernde Punkte in mein Blickfeld gerieten.

»Sascha, was ist …?«, fragte Rogan.

»Gift …«, war das Einzige, was ich hervorbrachte, ehe mich gnädige Bewusstlosigkeit einhüllte.

Kapitel 3

Stechende Schmerzen begleiteten mich, als ich wach wurde. Ich kniff die Lider fester zusammen, in der Hoffnung, das Leiden dadurch zu vertreiben. Aber es hielt sich hartnäckig hinter meinen Schläfen.

»Sascha?« Rogans Stimme klang besorgt und ich fühlte eine warme Hand, die nach meiner griff.

Ich blinzelte gegen die Helligkeit an und sah direkt zu ihm auf.

»Dem Hohen Drachen sei Dank!«, seufzte er und ließ den Kopf hängen. »Du lebst!«

»Wieso sollte ich nicht leben?«, murmelte ich mit rauer Stimme.

»Woran erinnerst du dich?«, fragte Rogan und runzelte dabei die Stirn.

Ich grub in meinen Erinnerungen nach den Geschehnissen. »Das Gift …«, fiel mir ein und mit großen Augen sah ich Rogan an. »Du hattest das Gegengift?«

»Nein, das hatte Prinz … König Colin.«

Bei seinem Namen zog sich mein Innerstes zusammen. Er hatte seinen Vater umgebracht … Auch wenn die beiden nicht einer Meinung gewesen waren, war er doch das letzte Familienmitglied gewesen, das Colin gehabt hatte. »Wo ist er jetzt?«, fragte ich.

»Er ist erst vor ein paar Minuten gegangen.« Rogan holte tief Luft. »Sascha, die letzten zwei Tage, in denen du ohnmächtig warst, hat er an deiner Seite gewacht. Keiner konnte ihn von dir wegzerren.«

Mein Herz hüpfte. »Ich muss zu ihm«, sagte ich und rappelte mich auf. Meine Füße berührten den Boden und Schwindel erfasste mich.

»Du musst erst wieder vollkommen gesund werden.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nachdem ich ihn gesehen habe.«

»Du kannst so nicht raus!«, meinte Rogan und deutete auf meine Kleidung.

Doch die war mir in diesem Augenblick egal. Als der Schwindel verschwunden war, stand ich auf, stülpte mir Schuhe über und ging zu dem kleinen Balkon, der an mein Zimmer grenzte. Draußen herrschte noch tiefste Nacht und ich ließ meinen Blick über die Gegend schweifen. Das Lager der Lichtdrachen wurde bereits abgebaut.

Ich ließ die Schuppen über meine Haut gleiten und fühlte, wie sich meine Flügel durch die leichte Baumwolle schnitten, um sich zu entfalten.

»Sascha …«

»Ich komme wieder«, versprach ich Rogan. »Dann erkläre ich dir alles.«

»Das will ich hoffen«, grummelte mein Leibwächter.

Über die Schulter hinweg warf ich ihm ein Lächeln zu und sprang in die Luft. Ich war noch nie geflogen. Zuerst befiel mich Angst, dass ich dessen gar nicht mächtig war. Aber als die Luft gegen meine ledrigen Flügel schlug, geschah es einfach – wie Atmen. Ich bewegte die Flügel, als hätte ich niemals etwas anderes getan. Das Gefühl, wie sich der Wind unter meinen Flügeln brach, berauschte mich. Meine Muskeln am Rücken protestierten schmerzend gegen die ungewohnte Belastung, aber es war ein herrlicher Schmerz, den ich gern in Kauf nahm.

Mit wenigen Flügelschlägen brachte ich mich zum Lager der Lichtdrachen und landete vor Colins Zelt. Licht glimmte in ihm und für ein paar Atemzüge beobachtete ich, wie sein Schatten sich hinter dem Leinen bewegte.

»Colin?«, fragte ich und schob die Zeltplane zur Seite.

Mir fuhr ein Stich durchs Herz, als ich mich daran erinnerte, unter welchen Bedingungen ich das letzte Mal sein Zelt betreten hatte. Er drehte sich nicht zu mir herum, sondern blickte steif auf die gegenüberliegende Wand. »Du solltest nicht hier sein, Sascha«, sagte Colin.

»Ich wollte dich sehen – dir danken«, erwiderte ich und trat auf ihn zu. Mein Körper verlangte danach, ihn zu berühren, noch ein einziges Mal über seine Haut zu streichen und ihn zu fühlen.

»Das war das Mindeste, was ich tun konnte.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das war es nicht. Dich trifft an alldem keine Schuld«, erinnerte ich ihn.

Er fuhr sich durch sein helles Haar, blieb aber mit dem Rücken zu mir stehen. »Trifft es nicht? Ich habe es nicht geschafft, meinen Vater von diesem Wahnsinn abzuhalten! Ich habe es nicht geschafft, dich und mein Volk zu beschützen!«

»Es ist nicht an dir, mich zu beschützen«, erklärte ich.

»Sascha …«

Ich näherte mich ihm vorsichtig … wie einem verwundeten Raubtier. »Nein«, unterbrach ich ihn, ehe er etwas anderes sagen konnte. »Du konntest deinen Vater nicht überzeugen. Er war so verrannt in seinem Wunsch nach Rache, niemand hätte es geschafft – wahrscheinlich nicht einmal der Hohe Drache selbst.«

»Du verstehst das nicht.«

»Tue ich das nicht? Auf deinen Schultern ruht dieselbe Last, die auch auf meinen Schultern liegt. Wieso verstehe ich das dann nicht?«

»Weil ich schuld daran bin, dass du vergiftet wurdest!«, fuhr er mich an. Zum ersten Mal, seit ich das Zelt betreten hatte, sah er mich an. Seine blauen Augen waren gefüllt mit Tränen und Hass, der sich komplett gegen ihn selbst richtete.

Überrascht blinzelte ich. »Was …? Warum?«

Colin drehte sich abrupt weg und lehnte sich an einen Stützpfahl des Zeltes. »Das Gift, das mein Vater verwendet hat, war vom Wald des Drachen. Dasselbe Gift, das auch die Rebellen im Wettbewerb genutzt haben.«

Mir wurde eiskalt.

»Er hat es bei mir entdeckt, als sie es mir gegeben haben.«

Mein Blut raste durch die Adern. »Wieso sollten sie es dir gegeben haben?«

»Damit ich meinen Vater töte.«

Ich musste schwer schlucken. Die Last, die auf Colins Schultern ruhte, war schwerer als meine eigene, das wurde mir in dem Moment klar. Er hatte einen Pakt mit den Rebellen unterzeichnet, die alles daransetzten, ihren Willen zu bekommen – und er war deren Marionette.

»Colin …«

»Nein. Es ist besser, wenn du gehst.«

»Tu das nicht …«, bat ich leise.

»Was?« Er sah über die Schulter zu mir. Seine Augen strahlten einen Schmerz aus, der in meinem Herzen klirrend widerhallte.

»Stoß mich nicht fort.«

»Ich kann das nicht, Sascha. Ich kann dich nicht sehen, ohne dich zu berühren. Ich kann nicht in deiner Nähe sein, in dem Wissen, dass …« Er fuhr sich durch die Haare.

Ich biss mir auf die Lippe, obwohl wir beide nun Könige unserer Länder waren, hielten die Pflichten uns voneinander fern. Selbst wenn wir es schafften, in den Hass Frieden zu bringen, besaßen wir Verpflichtungen, die wir nicht von uns weisen konnten. Es hatte sich nichts geändert. Wir waren Gefangene des Thrones.

»Danke, dass du mich gerettet hast«, raunte ich mit erstickter Stimme.

»Sascha …« Er drehte sich zu mir. Verzweiflung stand in seinen Zügen und ich wusste, wie es in ihm aussah. Der Sturm an Gefühlen drohte mich mitzureißen. Ich sehnte mich nach ihm. Das Verlangen, ihn zu berühren, brannte lichterloh in meinem Inneren. Es war wie ein Inferno, vor dem ich nicht fliehen konnte. Ich würde verbrennen, wenn ich mich ihm hingab. Tränen standen in meinen Augen. Ich hatte es geschafft, die Schattendrachen und meine Familie zu schützen. Aber ich scheiterte dabei, mein Herz vor dem Schmerz zu bewahren, den der König der Lichtdrachen ihm unweigerlich zufügen würde. »Ich verstehe dich, Colin. In deiner Nähe zu sein, in dem Wissen, dass wir einander niemals haben können … In dieser Welt … in diesem Leben … hat unsere Liebe keinen Platz, so sehr wir es auch leugnen wollen, es funktioniert nicht.«

Während meiner Worte war Colin näher gekommen. Wir standen uns so nah gegenüber, dass nur ein einziges Vorbeugen reichen würde, um dem sehnsuchtsvollen Ziehen in meinem Inneren nachzugeben. Jede Faser, jedes Nervenende verzehrte sich nach ihm und doch war es mir nicht möglich, dem nachzugeben, obwohl es mich zerriss.

Er hob die Hand und hielt sie an meine Wange. Ein Blitzstoß fuhr durch meinen Körper, als seine Haut die meine berührte. Ich lehnte mich an seine Finger und schloss die Augen. Genoss die Wärme seiner Hände, die in der Kälte der Umgebung wie ein heimeliges Kaminfeuer wirkte.

»Sascha …« Seine Stimme versagte.

Ich sah zu ihm auf – direkt in die blauen Talbecken. So viele Gefühle wirbelten in ihnen, dass mir schwindelte. Liebe, Sehnsucht, aber auch Schmerz. Vor allem Schmerz. »Ich weiß«, wisperte ich und beugte mich vor.

Es würde mich und ihn mit großer Sicherheit umbringen, wenn ich ging. Aber zu gehen, ohne ihn ein letztes Mal auf meinen Lippen zu spüren, würde mich unweigerlich zerstören. Die Gefühle in meinem Inneren wüteten wie ein Hurrikan. Sie zerrten an mir und zerrissen mich, als ich meinen Mund auf seinen presste, als sei ich eine Verhungernde.

Er erwiderte die Intensität des Kusses. Wir verloren uns ineinander, während wir beide gegen unsere Gefühle ankämpften. Es war ein verzweifelter, hungriger Kuss. Sein Daumen strich hauchzart über meine Wange und die Schläfe, als wollte er sich jedes Detail einprägen, um es jederzeit abrufen zu können. Ich hob meine Hände und krallte mich an seinen Kragen, lehnte mich an seinen Körper, um alles von ihm zu spüren.

Ich wollte mich nicht von ihm lösen. Wollte nicht, dass dieser Moment verflog und zu einer schmerzenden Erinnerung wurde. Doch das stand uns unweigerlich bevor. Wir mussten jeder unseren eigenen Weg gehen. Es gab kein Wir. Es würde niemals eines geben.

Er löste sich als Erstes von mir, lehnte seine Stirn gegen meine, als wäre er ebenfalls noch nicht bereit mich gehen zu lassen. »Ich liebe dich, Sascha.«

Ich presste die Zähne aufeinander. Noch niemals in meinem Leben hatte ich so viel Schmerz gespürt wie in diesem Augenblick. »Ich liebe dich auch, Colin«, erwiderte ich und sah ihm dabei in die Augen.

Die Zeltplane wurde geteilt und Colin trat einen Schritt von mir zurück. »König Colin, wir …« Die Stimme verstummte.

Ich schluckte den Schmerz hinunter und sah zu dem Sprecher. Hephaion musterte mich mit großen Augen. »Königin Sascha.« Er verbeugte sich vor mir.

»Es freut mich, Euch wohlauf zu sehen, Hephaion«, sagte ich steif in dem Versuch, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen.

»Das habe ich nur Euch zu verdanken, Königin Sascha. Es freut mich, dass ich noch einmal die Gelegenheit habe, mit Euch zu sprechen, um Euch persönlich zu danken.«

»Ihr braucht mir nicht zu danken. Das war eine Selbstverständlichkeit. Es tut mir leid, dass Lonée es nicht geschafft hat«, bekundete ich mein Beileid.

Hephaion nickte. »König Colin …?«

Er nickte. »Ich komme.« Sein Blick richtete sich auf mich und eine Gänsehaut jagte meinen Rücken hinab.

Ich wollte es nicht. Hephaion sollte verschwinden, genauso wie der Rest der Welt, und uns in Ruhe lassen. Mir war bewusst, dass es nicht funktionierte, dass meine Wünsche in diesem Weltgefüge nicht von Bedeutung waren. Aber das änderte nichts daran, dass es mein dringlichstes Sehnen war, nur noch ein paar Sekunden der Zeit zu stehlen, ehe wir uns voneinander verabschieden mussten.

»Lebt wohl, Königin Sascha«, murmelte Colin und verbeugte sich höflich vor mir.

Ich biss mir auf die Lippe. Mein Herz zerbarst in tausend Teile und in dem Moment war ich mir absolut sicher, dass keine Zeit der Welt Heilung bringen konnte. »Lebt wohl, König Colin«, raunte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme bebte.

Ich nickte Hepahion zu und bewegte mich zum Zeltausgang. Verließ den Mann, dem ich meine Liebe geschenkt hatte, in einer Welt, in der dieses Gefühl keinen Platz einnehmen durfte.

»Eure Schuppen sind wunderschön«, hörte ich das Raunen seiner Stimme.

Überrascht drehte ich mich noch ein letztes Mal zu Colin um. Ein trauriges Lächeln umschmeichelte seine Lippen. »Ich danke Euch«, erwiderte ich reserviert und verließ das Zelt.

Ich wollte das nicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich mir erhofft hatte, als ich sein Zelt betreten hatte, aber das war es nicht gewesen. Diese Schlucht zwischen uns riss jegliches Gefühl aus mir heraus. Trauer erfüllte mich und legte sich auf meine Lunge, erschwerte mir das Atmen. Die zersplitterten Teile meines Herzens stachen in meinem Inneren. Auf meinen Schultern lag eine Schwere, die ich nicht abschütteln konnte, und mit jedem Schritt, den ich mich von Colin entfernte, bekam ich das Gefühl, dass die Last schwerer wurde.

Es war wohl richtig, sich voneinander abzuwenden. Ich verstand es, aber deswegen fühlte es sich noch lange nicht stimmig an. Im Gegenteil, ich empfand es als den größten Fehler, den ich jemals in meinem Leben begangen hatte. In mir versuchte jede Faser mich zur Rückkehr zu bringen und auf die Pflichten der Krone zu pfeifen, die auf mich warteten.

Aber es war falsch. Ich musste mit meinem Vater und den Adeligen sprechen, musste die Allianzen mit ihnen erneuern und sie sehr wahrscheinlich davon überzeugen, dass ich wusste, was ich tat. Die Soldaten hatten in der Schlacht ihr Vertrauen in mich gesetzt, das ich jetzt nicht enttäuschen durfte. Colin hatte zwischen alldem keinen Platz, so schmerzhaft es auch war, dies zuzugeben.

Ich hasste die Wahrheit. Ich hasste, dass wir dazu gezwungen waren, der Pflicht mehr Raum zu geben als unseren eigenen Gefühlen. Doch wir kamen nicht darum herum. Es war die Pflicht gegenüber dem Thron, gegenüber unseren Familien und unserem Volk. Ich ließ meine Schuppen über die Haut gleiten und genoss das Gefühl, wie sich mein Körper veränderte, und erhob mich mit einem Sprung in die Lüfte. Der Wind fuhr unter meine Flügel, es fühlte sich gut – sogar perfekt – an, wäre die bleierne Trauer nicht, die mich schwerfällig machte.

Ich sah noch einmal zurück und fand direkt Colins Blick, der mir folgte. Ich biss mir auf die Lippe und wandte mich von den hellblauen Augen ab, die mich wie kein zweites Paar faszinierten.

Ich landete in meinem Zimmer und sah zu Rogan, der auf dem Bett sitzend auf mich wartete. In diesem Moment zerbrach ich endgültig. Meine Knie gaben unter mir nach, sobald die Füße den Boden berührten, und ich sackte auf dem kalten Stein zusammen. Rogans Arme schlossen sich um meinen Körper und zogen mich in eine wärmende Umarmung.

Ich wusste nicht, wie lange wir zusammengekauert auf dem Steinboden saßen, ehe ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Das Licht der Sonne schien in das Zimmer und erwärmte die ansonsten kalten Steine. Mit verquollenen Augen sah ich zu Rogan, der mich besorgt musterte.

»Was ist passiert?«, fragte er.

Ich sah auf meine Hände, die leicht zitterten, und ballte sie zu Fäusten, um die Schwäche zu verbergen. »Was soll passiert sein? Ich habe mich während des Wettbewerbs in meinen ärgsten Feind verliebt und er sich in mich. Doch die Pflicht gegenüber unseren Ländern erlaubt es nicht.«

»Sascha …«

Ich unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. »Ich weiß, es war dumm. Gib mir nur ein paar Tage, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, ja?«

»Du bekommst jegliche Zeit, die du brauchst.«

»Danke.«

***

Rogan hatte vor meinem Zimmer auf mich gewartet, während ich mich frisch gemacht hatte. Gemeinsam gingen wir in Richtung Schlosshof. Es war Zeit, den Schatten- und Elementardrachen zu zeigen, dass Königin Sascha noch lebte und bereit war für die Herausforderungen, die auf sie zukamen.

Bevor wir auf den Schlosshof traten, hielt ich Rogan zurück und holte tief Luft.