Das Geheimnis der Schwingen. Sammelband der packenden Romantasy-Buchreihe (Das Geheimnis der Schwingen) - Aurelia L. Night - E-Book

Das Geheimnis der Schwingen. Sammelband der packenden Romantasy-Buchreihe (Das Geheimnis der Schwingen) E-Book

Aurelia L. Night

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Beschreibung

**Wenn in deiner Brust ein Drachenherz schlägt …**  Im Reich der Schattendrachen hütet die Königsfamilie ein großes Geheimnis. Dass Sascha, der einzige Sohn und Nachfolger des Königs, in Wahrheit eine Prinzessin ist, darf niemand erfahren. Als bei einem Wettbewerb die Wahrheit ans Licht zu kommen droht, steht Sascha vor einer schier unmöglichen Wahl. Entweder sie entscheidet sich für ihre Familie und erfüllt ihre Pflicht – oder sie folgt ihrem Herzen und öffnet sich dem Prinzen der Lichtdrachen mit den himmelblauen Augen …  Zwischen Pflicht und Liebe Ein gefährliches Geheimnis, ein Prinz, der eigentlich der Feind sein sollte, und ein Königreich, das es zu retten gilt. Ein absolutes Muss für alle Drachenfans! //Dieser Sammelband enthält alle Bände der atemberaubenden Fantasy-Buchserie »Das Geheimnis der Schwingen«: -- Feuer im Schatten. Das Geheimnis der Schwingen 1  -- Asche im Licht. Das Geheimnis der Schwingen 2// Diese Reihe ist abgeschlossen. 

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Impress Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2020 Text © Aurelia L. Night, 2020 Lektorat: Julia Feldbaum Coverbild: shutterstock.com / © d1sk / © Guschenkova / © Jojo Textures / © Iuzvykova Iaroslava / © BERNATSKAIA OKSANA / © AlexZaitsev Covergestaltung der Einzelbände: Dana Müller-Braun / Formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck / Derya Yildirim Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-30223-3www.carlsen.de

Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

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Aurelia L. Night

Feuer im Schatten (Das Geheimnis der Schwingen 1)

**Verborgenes Drachenherz**Als Mitglied der Königsfamilie bewahrt Sascha das wohl bestgehütete Geheimnis im Reich der Schattendrachen. Dass sie eine Prinzessin ist und nicht der Prinz, der sie zu sein vorgibt, darf niemand je erfahren. Denn damit wäre nicht nur der Thron in Gefahr, sondern auch ihre gesamte Familie. Doch bei einem königlichen Wettbewerb droht Saschas Tarnung aufzufliegen. Während sie schon drauf und dran ist, allem zu entfliehen, trifft sie auf den Prinzen der Lichtdrachen. Obwohl Colins himmelblaue Drachenaugen jeden in den Bann ziehen, darf er niemals von Saschas wahrer Identität erfahren …

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Vita

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© privat

Aurelia L. Night wurde in Gelsenkirchen geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach einer Ausbildung als Schilder- und Lichtreklameherstellerin machte sie ihr Fachabitur in Gestaltung und arbeitet nun in einem kleinen Betrieb. Sie lebt mit ihrem Freund und zwei verrückten Katzen nahe der niederländischen Grenze. Wenn sie nicht selbst schreibt, durchlebt sie Abenteuer auf den Seiten anderer Bücher oder kämpft auf ihrer Xbox gegen Dämonen.

Für dich,

denn du musst dich nicht verstecken.

Sei MUTIG. Sei LAUT!

Prolog

Donner krachte über dem Schloss. Regentropfen benetzten das Gesicht des bangenden Königs, während er am Fenster stand und hinausstarrte. Es war eine kriegerische Nacht, Blitze zuckten über den Himmel und der Donner ließ die festen Schlossmauern zittern – die perfekte Voraussetzung für die Geburt eines Prinzen, seines Thronfolgers.

Er knetete nervös seine Finger und versuchte sich mit dem Anblick des tosenden Sturmes vor dem Fenster abzulenken. Die Sorge saß zu tief, um sie komplett von sich zu schieben. Von seinem erstgeborenen Sohn hing eine Menge ab, allem voran das Ansehen seiner gesamten Blutlinie.

Die Schreie Lucretias übertönten den erneuten Donnerschlag. Ein Blitz erhellte den Gang, in dem der König stand, und ließ die Wände für einen Atemzug taghell erscheinen. Seit Stunden tigerte er im Schloss den Flur auf und ab, in der Hoffnung, dass die Hebamme ihn endlich von dieser Ungewissheit erlöste.

Wieder ein Schrei, der sich mit dem Donner verband, doch dieses Mal ein schriller, einer, der ihm durch Mark und Bein ging. Das war sein Sohn gewesen, dessen war er sich so sicher wie der Krone auf seinem Kopf. Das Herz pochte heftig in seiner Brust, sodass er meinte, es spränge jeden Moment aus dem Brustkorb.

Der König streckte den Rücken durch und trat auf die Tür zu, hinter der seine Frau die Schmerzen durchgestanden hatte. Das war sein Kind. Sein Sohn. Der Drache, der sein Reich weiterführen und die Ehre der Familie erhalten würde.

»Mein König?« Die Hebamme sah durch den Spalt der geöffneten Tür.

»Wie geht es ihnen?«

»Sie sind beide gesund und munter.«

Er konnte kein unbekümmertes Lächeln auf den Lippen der Hebamme sehen, ihre Mimik verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los?«

»Seht selbst.« Sie beugte demütig den Kopf, trat einen Schritt zurück und ließ Nils in den Schlafbereich seiner Gemahlin eintreten.

Seine Liebste sah erschöpft aus. Ihre Haare lagen schweißnass an ihrem Kopf. Die Feuchtigkeit durchtränkte ihr ganzes Hemd. Seine Frau hielt das kleine Bündel beschützend in den Armen. Sie sah zu ihm auf, als er näher kam.

»Es tut mir leid«, hauchte sie.

Ihre Stimme war kaum über das Tosen des Windes hinweg zu hören, das durch jede Ritze des Mauerwerkes drang. Tränen standen in ihren Augen.

Wieso freute sie sich nicht über ihr erstes gemeinsames Kind? Über ihren Sohn?

»Was ist los? Stimmt etwas mit dem Jungen nicht?«, erkundigte er sich. Das aufgeregte Flattern in seinem Inneren hatte sich in einen Felsbrocken verwandelt, der sich schwer auf seine Gedärme legte.

Sie hob das Laken, das sein Kind verdeckte. Schluchzer ließen ihre Schultern erzittern.

Der König erstarrte. Sein Blick raste durch den Raum.

Zwei Hebammen, eine Dienerin. Niemand würde die drei vermissen, sich nicht einmal an ihre Namen erinnern.

»Mach die Augen zu, mein Liebling«, flüsterte er.

»Nils …« Sie hob mahnend ihre Hand, um ihn aufzuhalten.

Er nahm ihre Finger zwischen seine und hauchte einen zarten Kuss auf ihre nasse Haut.

»Für uns, mein Schatz«, raunte er.

Der König tat es nicht gern, aber die Gefahr, die von den Bediensteten für seine Familie ausging, war zu groß. Er musste es tun.

Kapitel 1

»Morgen ist bereits der Ball«, durchbrach mein Vater das Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hatte, seit wir den Pferdestall verlassen hatten.

»Ich weiß.«

»Du wirst dich von niemandem provozieren lassen, egal was sie sagen werden«, erinnerte er mich.

Ich verkniff es mir, die Augen zu verdrehen, und senkte demütig den Kopf. »Natürlich, Vater.«

»Gut. Du wirst auch mit jeder Dame tanzen, die kommen wird.«

»Ich weiß. Ich darf keine unangenehme Aufmerksamkeit auf mich ziehen«, wiederholte ich die Worte, die er mir, seit ich denken konnte, soufflierte.

»Exakt. Es würde uns allen das Leben kosten, wenn du aus der Rolle fällst.«

Ich schluckte schwer. »Ich weiß.« Bei dem Gedanken, dass ein Fehltritt meinerseits schuld daran wäre, dass meinen Brüdern etwas passierte, wurde mir übel.

»Wann kann ich abdanken?« Die Frage brannte mir unter den Fingernägeln, seit ich im Unterricht mit dem Lehrer darüber gesprochen hatte. Er hatte sich aufgrund meiner Neugierde unwohl gewunden, aber sie dennoch beantwortet.

Jedem Prinzen war es gestattet, vom Thron zurückzutreten, wenn er sich selbst nicht in der Lage sah, das Erbe seiner Familie anzunehmen. Es gab sogar in der helionischen Thronfolge ein paar dieser Fälle. Sie waren selten, aber es gab sie! Und es war politisch nicht einmal problematisch. Die meisten Drachen akzeptierten ein derartiges Verhalten, ohne den neuen Drachenkönig zum Kampf herauszufordern.

Seit ich von dieser Möglichkeit erfahren hatte, war das alles, was ich mir wünschte. Damit es mir endlich möglich war, das Leben zu führen, das ich mir in meinen kühnsten Träumen ausmalte – ohne mich weiterhin in einer Lüge zu verzetteln, die jedes Jahr schwerer auf meinen Schultern lastete.

Zum ersten Mal hatte ich dem König Helions eine überraschte Miene entlockt. »Wieso, Sascha, solltest du abdanken wollen?«

»Du willst, dass ich mein Leben lang mit diesem Geheimnis lebe?«, fragte ich verwirrt. »Wie soll ich eine Frau zur Gattin nehmen? Oder Kinder in die Welt setzen?«

»Wir werden einen Weg finden, wie du die Ehre unserer Familie aufrechterhalten kannst. Wir hatten bereits darüber gesprochen.«

»Da war ich ein Kind, Vater, ich hatte nie eine Wahl. Du kannst nicht von mir verlangen ewig …«, wetterte ich dagegen, doch mein Vater ließ mich nicht aussprechen.

»Solange ich lebe, kann und werde ich das verlangen und das weißt du. Keins meiner Kinder wird jemals abdanken.«

Ein schwerer Brocken legte sich in meinen Bauch und verdüsterte meine Gedanken. Er verlangte allen Ernstes, dass ich dieses Leben lebte? Wie, glaubte er, das rechtfertigen zu können?

Ich richtete den Blick auf den Weg vor mir. »Du weißt, dass das nicht für immer gut gehen kann«, brachte ich mit erstickter Stimme hervor, in dem Versuch, ihn davon zu überzeugen, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. »Wenn ich jetzt abdanke, kann Bryan richtig auf seine Aufgabe vorbereitet werden. Die wenigsten Drachen werden daran Anstoß nehmen.«

»Schweig! Solange ich lebe, werde ich alles dafür tun, dass dieses Geheimnis unseres bleibt und von niemandem entdeckt wird. Ich gebe dir den Rat, dasselbe zu versuchen. Bryan wird nicht König. Genauso wenig wie Mikael oder Kilian. Sie sind nicht dafür bestimmt, die Krone zu tragen.«

Mit großen Augen sah ich zu meinem Vater. Sein Blick war stoisch nach vorn gerichtet. Mir war es nicht möglich, auch nur den Ansatz seiner Gedanken aus der Mimik zu lesen. Glaubte er ernsthaft, dass er ewig über mein Leben bestimmen, mir für den Rest seines Daseins Befehle erteilen konnte? »Wenn sie die Zeit haben, um all das zu lernen, dann kön…«

»Du bist aber der Erstgeborene!«, fuhr mir der König erneut über den Mund.

»Ich bin nicht …«

Sein dunkler Blick durchbohrte mich und brachte mich zum Schweigen. »Du bist mein erstgeborenes Kind. Du wirst der König dieses Landes werden und solange ich lebe, wird niemand sonst unser Geheimnis erfahren. Und keins meiner Kinder wird abdanken. Haben wir uns verstanden, Sascha?«

Mir lagen eine Menge Worte auf der Zunge, aber alles, was mir in den Sinn kam, würde einen Streit hervorrufen, den ich nicht gewinnen konnte. Er war in seiner Meinung festgefahren. Das Netz aus Lügen zog sich enger um uns und riss uns unerbittlich in die Tiefe, aber es war ihm egal.

»Ja«, hauchte ich und spürte dabei, wie der Zentnersack schwerer wurde und mich zu Boden drückte.

»Wie kommst du mit deinem Training und dem Lernstoff voran?«, wechselte Vater schlagartig das Thema.

»Gut«, erwiderte ich knapp, mir war nicht danach, ein weiteres Gespräch mit ihm zu führen. Am liebsten wollte ich meine Stute antreiben und fortreiten – durch den Wald galoppieren und die Pflichten und Erwartungen hinter mir lassen, die in Anbetracht meiner Situation absolut unangebracht waren.

»Muss ich bei deinen Lehrern nachfragen?«, erkundigte er sich säuerlich.

»Beim Bogenschießen bin ich nicht so erfolgreich wie mit dem Schwert. Aber ich treffe bewegliche Ziele. Beim Messerwerfen hingegen bin ich wieder gut. Scheinbar habe ich eine gewisse Vorliebe für Klingen. Ich vernehme keinerlei Beschwerden von meinen Lehrern«, ratterte ich die Fakten hinunter.

»Gut.«

Die nächste Zeit verging schweigend. Erst als das Schloss wieder in Sicht kam, fing mein Vater an zu sprechen. »Sascha, ich will dir nichts Böses. Du bist mein eigen Fleisch und Blut. Ich liebe dich, auch wenn es dir nicht immer bewusst ist. Aber ich muss die Macht und die Stärke unserer Familie wahren. Du könntest all diese Macht mit einer einzigen Dummheit zunichtemachen.«

»Ich werde dich nicht enttäuschen«, hauchte ich.

Die Eisenkette, die sich mit den Jahren um meinen Hals geschlungen hatte, zog sich straffer und ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Wie lange sollte das noch so weitergehen?

***

In der Nacht war ich von Albträumen heimgesucht worden, in denen unser Geheimnis auf dem Ball ans Licht gekommen war. Feinde hatten meine Familie gejagt, gefoltert und ermordet, weil ich zu schwach gewesen war meine Lieben zu beschützen.

Mit rasendem Herzen starrte ich an die Holzdecke über meinem Kopf. Bisher wurde sie nicht von der Sonne angestrahlt, das bedeutete, dass ich noch ein wenig Zeit hatte, ehe der Unterricht anfing.

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Schon seit Wochen wurde auf das Fest hingearbeitet, Speisen wurden vorgekocht, Getränke geliefert. Doch in den Stunden, bevor die Sonne aufging, war es so friedvoll wie sonst nie im Schloss. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, der vollkommenen Stille zu lauschen.

Ich öffnete die Augen und drehte meinen Kopf zu dem Spiegel, der an der Wand stand, wendete jedoch den Blick direkt wieder ab. Obwohl es mein Spiegelbild war, war nicht ich in diesem Ebenbild. Dort schaute mir ein anderer entgegen. Ein Fremder. Ein junger Mann, auf dessen Rücken eine ungeheure Last lag, von der niemand etwas ahnte.

Stöhnend stand ich auf, rieb mir über den Kopf und fuhr durch die dunklen, welligen Haare, die auf meinen Schultern zum Liegen kamen.

Im Gegensatz zu meinen Brüdern hatte ich niemanden, der mir beim Ankleiden half, mich weckte oder nur in die Nähe der Räumlichkeiten kommen durfte, wenn ich nicht ausdrücklich danach verlangte. Ich war allein – und das auf so vielen Ebenen, dass ich sie kaum zählen konnte.

Ich schüttelte den Kopf und ging zu dem Balkon, der an mein eigenes einsames Reich grenzte. Hier war ich für einen Moment ich selbst. Es war nur ein kleines Zeitfenster, aber in diesem Augenblick schwand der Druck auf meinen Schultern und ich fühlte, wie ich mich aufrichtete, ehe ich die Maske des glücklichen Prinzen Sascha wieder aufsetzte und die Last mit einem Schlag zurückkehrte. Ich verstand die Angst meiner Eltern, war sie doch dieselbe, die mich dazu trieb, dieses Spiel aufrechtzuerhalten und sich den Regeln zu beugen, die diese Scharade – und mit ihr meine Geschwister – am Leben hielt.

***

In der Mittagssonne stand ich mitten auf dem Hof. Eine kleine Schweißperle rann meine Schläfe hinab. Obwohl es mittlerweile eisig kalt war, schaffte Rogan es dennoch, mir den Schweiß aus den Poren zu treiben. Unsere Schwerter verkeilten sich, als sie schreiend aufeinandertrafen. Ich lehnte mich gegen sein Gewicht, doch meine Bemühungen, ihn aus der Balance zu bringen, ließen nur ein spöttisches Lächeln auf seinen Lippen erscheinen.

»Strengt Euch an, Prinz. Ihr kämpft wie ein Mädchen!«, brachte er lachend hervor.

Ich knurrte. Es war sinnlos, ihn aus dem Gleichgewicht bringen zu wollen. Mit einer schnellen Bewegung löste ich mich aus der Pattsituation und wich der Attacke aus, die daraus resultierte. Ich rollte über den Boden und sprang wieder auf.

»Gut gemacht«, lobte Rogan und nickte anerkennend.

Der Schweiß auf meiner Stirn störte mich, aber wenn ich nur einen Moment unaufmerksam wurde, ließ mein Lehrer mich das spüren. Dieses Theater hatten wir schon oft genug durchgekaut, sodass ich es mittlerweile verinnerlicht hatte.

Mein Atem kam hastig über die Lippen, dabei trainierten wir noch gar nicht lang. Ich presste die Zähne aufeinander und versuchte meine Atmung zu regulieren. Rogan durfte die Schwäche nicht sehen – er war der Feind. Wenn er erkannte, dass ich müde wurde, bedeutete das meinen Tod.

»Mein Prinz?« Eine Dienerin kam zum Platz hochgeeilt. Sie hielt ihr Kleid gerade eben über ihre Füße, damit sie die Treppen hochlaufen konnte, ohne zu fallen.

»Was gibt es?«, fragte ich, wobei mein Blick auf Rogan ruhte, um keine seiner Bewegungen zu verpassen. Ich erinnerte mich zu gut an die ersten Male, in denen ich ihm nicht die volle Aufmerksamkeit geschenkt hatte und er es mich schmerzhaft hatte bereuen lassen.

»Die ersten Gäste treffen ein.«

Das war das Ende des Trainings. Ich seufzte und ließ das Schwert sinken. »Sag meinen Eltern, dass ich auf dem Weg bin.«

Die Dienerin nickte und beeilte sich zum Königspaar zu gelangen. Ich wandte Rogan den Rücken zu, um mir mit einem Leinentuch den Schweiß vom Gesicht zu wischen.

Hinter mir hörte ich, wie surrend der Wind zerschnitten wurde. Bevor ich überhaupt realisierte, was geschah, hob ich das Schwert erneut und drehte mich um. Rogans und meine Klingen trafen klirrend aufeinander.

»Der Kampf ist noch nicht vorbei«, erklärte er. »Erst wenn ich den Unterricht für beendet erkläre.«

Mein Griff versteifte sich. Die Arme zitterten vor Anstrengung, um gegen seine schiere Muskelkraft anzukommen. »Das Königspaar hat gerufen«, knurrte ich. »Ist das nicht wichtiger?«

Rogan lachte spottend. »Glaubt Ihr wirklich, Euer Gegner würde Euch gehen lassen, nur weil Mami und Papi rufen?«

Ein Brüllen rang sich durch meine Kehle nach oben. Ich bündelte die restliche Kraft und versuchte sie gegen Rogan einzusetzen. Überraschenderweise funktionierte es, aber vermutlich nur, weil er damit nicht gerechnet hatte.

Er stolperte nach hinten. Ich nutzte seine Unaufmerksamkeit und stellte meinen Fuß hinter seinen, um ihm danach mit dem Schwertknauf gegen den Brustkorb zu schlagen. Röchelnd ging er zu Boden. Ich legte die Schneide an seinen Hals.

»Nein, aber ich denke, dass ich jetzt den Unterricht für beendet erkläre, um zu meinen Eltern zu gehen.« Überheblich grinste ich ihn an.

»Gut gemacht. Wir … sehen uns morgen«, keuchte Rogan.

»Ich freue mich schon darauf!«

Ich legte das Übungsschwert zu den anderen und wandte mich dann wieder dem Schloss zu. Hastig lief ich durch die Gänge in mein Zimmer, um mich kurz zu erfrischen. Mutter würde mich mit großer Wahrscheinlichkeit an den Ohren aufhängen, wenn ich, verschwitzt, wie ich war, die Gäste begrüßte.

***

»Was hat so lange gedauert, Sohn?«, forderte mein Vater zu wissen, als ich mich neben ihn stellte.

»Ich war beim Schwertkampf und wollte nicht verschwitzt und stinkend die Gäste willkommen heißen.«

Meine Mutter lächelte mich an. »Du hast alles richtig gemacht, mein Schatz.«

Ich erwiderte ihr Lächeln, doch obwohl es auf unseren Lippen lag, erreichte es nicht einmal annähernd unsere Augen. Manchmal wusste ich nicht, wer mehr an diesem Geheimnis, das bedrohlich wie eine düstere Gewitterwolke über uns hing, litt. Meine Mutter oder ich.

Niemand außer meinen Eltern wusste es. Absolut niemand. Meine Brüder nicht. Keiner der Bediensteten. Nicht einmal die engsten Vertrauten des Königs. Sie alle waren von diesem Geheimnis ausgeschlossen worden, weil jeder Mitwisser eine Gefahrenquelle darstellte. Wenn ich den Thron bestieg, durfte ich ebenfalls niemandem von ihnen trauen. Sie alle würden das Wissen voraussichtlich nutzen, um meiner Familie zu schaden.

Ich schluckte schwer und richtete den Blick nach vorn, wo die ersten Kutschen zu sehen waren.

Die meisten Drachen gaben sich die Mühe, vor den Augen der Menschen normal zu wirken – so gut es eben mit unseren Pupillen, die wie Schlitze geformt waren, und den spitzen Ohren ging.

Die Verwandlung hoben wir uns für Anlässe wie den Ball auf, bei denen wir unter uns und vor menschlichen Augen verborgen waren.

Die Schattendrachen, wie ich einer war, hatten dunkle Schuppen. Ich hatte mit der Zeit vergessen, welche genaue Färbung meine eigenen besaßen. So lang und so oft hatten Vater und ich bis in die Tiefen der Nacht hinein geübt, dass ich mich nicht mehr unüberlegt verwandelte und keinerlei Erinnerung an den schützenden Panzer besaß, der sich über meine Haut ziehen konnte, wenn ich es wünschte.

Ich hatte Disziplin vor allem anderen gelernt, es durfte nicht passieren, dass ich aus Versehen meine Form veränderte. Nur um das Geheimnis zu bewahren und damit das Leben meiner Familie.

Den Lichtdrachen wurde nachgesagt, dass sie sich im Schein der Sonne Kraft holten und ihre Schuppen deswegen in der Nacht sanft leuchteten. Allerdings hatte ich das noch nie beobachten können. Zudem war es diesen Drachen möglich, sich im Licht zu bewegen. Solange die Sonne schien oder nur der Schein einer Fackel vorhanden war, brachen sie das Licht, um in ihm zu wandeln – unsichtbar für alle anderen. Wir Schattendrachen nutzten dafür die Dunkelheit, die sich wie ein Mantel um uns legte und uns verschluckte.

Die Kutsche kam näher und ich erkannte das Wappen von Galjor. Ich kniff die Lippen zusammen. Dieser König setzte meinem Vater am meisten zu. Unsere Landesgrenzen lagen direkt beieinander, was Geron von Galjor zu der Überzeugung brachte, dass er die Schattendrachen genauso gut führen konnte wie die Lichtdrachen, weil wir seiner Meinung nach »alle eins« waren. Vater hasste ihn – ebenso wie ich. Immer wenn er im Schloss war, streute er Gerüchte und versuchte die Mauer des Vertrauens zu durchbrechen, die mein Vater zu seiner Dienerschaft aufgebaut hatte.

»König Geron von Galjor. Es ist uns eine Ehre, Euch in Empfang nehmen zu dürfen«, sagte Vater, als der Gast aus der Kutsche stieg.

»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Nils von Helion«, erwiderte Geron und schenkte Vater ein schnippisches Lächeln. »Darf ich Euch meinen Sohn vorstellen? Colin begleitet mich das erste Mal auf das Fest.«

Hinter Geron trat sein Erbe aus der Kutsche und der Anblick verschlug mir die Sprache. Die hellblonden Haare hingen ihm in die Stirn und verbargen die himmelblauen Augen mit den länglichen Drachenpupillen fast gänzlich. Sein Blick hatte etwas Faszinierendes und zog mich in seinen Bann. Er war groß, hatte breite Schultern, obwohl er dem Jungenalter noch nicht ganz entwachsen sein konnte. Mit neunzehn Jahren durften die Drachenprinzen ihre Väter auf die Feste außerhalb des eigenen Schlosses begleiten.

Colin fing meinen Blick auf und seine Iriden wirkten steinhart und eisig kalt, sodass eine Gänsehaut über meinen Rücken kroch. Ein leichtes Lächeln, das von Arroganz und Hochmut zeugte, breitete sich auf seinen Lippen aus, als er meinen Blick bemerkte. Er war das perfekte Ebenbild seines Vaters, eines Mannes, der mich an eine Schlange erinnerte, die einzig darauf wartete, dass ihr Opfer nur einen Moment unbedacht war.

Unauffällig ballte ich die Hände zu Fäusten und löste sie wieder. Ich richtete den Blick nach vorn und blendete die beiden aus. Wie es mir beigebracht worden war, verbeugte ich mich vor der Königsfamilie und erwiderte ihren Gruß.

»Karl, zeige unseren Gästen bitte, wo sich ihre Zimmer befinden«, befahl mein Vater dem Kammermeister.

Dieser verbeugte sich. Zwei Diener eilten zur Kutsche, um das Gepäck hinter der Königsfamilie herzutragen.

Als die Neuankömmlinge hinter den Eingangstüren verschwanden, entspannten sich meine Schultern.

»Überheblich wie eh und je«, murmelte Mutter abschätzig. »Und sein Sohn das exakte Spiegelbild von ihm.«

»Stell dir vor, wie es dich gewundert hätte, wären sie nett und höflich gewesen«, merkte Vater an und entlockte ihr damit ein Grinsen.

»Du bist unmöglich«, erwiderte sie mit einem Lachen.

Er nahm ihre Hand und küsste sie sanft.

Neid breitete sich in mir aus. Ihre Liebe zu sehen und zu wissen, dass ich so etwas niemals besitzen würde, zerriss mich förmlich. Seit ich von meinem Lehrer erfahren hatte, dass die Möglichkeit abzudanken bestand, hatte ich mir vorgestellt fortzugehen, ein neues Leben anzufangen und das zu finden, was es lebenswert machte. Meine Familie wäre sicher gewesen und ich hätte einen anderen Namen getragen, mein Aussehen verändert, sodass mich niemand mit dem Königshaus Helions in Verbindung gebracht hätte … Doch diese Hoffnung hatte mein Vater zerschmettert.

Ich fragte mich warum? War ihm der Thron so wichtig, dass er die Sicherheit aufs Spiel setzte, die mit meinem Fortgang einherging? Warum ließ er nicht zu, dass wir einen Weg fanden, bei dem die Familie und der Thron sicher waren – und ich glücklich? Widerstrebte es ihm so sehr, mir ein Leben außerhalb des Schlosses zu ermöglichen?

Ich straffte meine Schultern und drängte die trüben Gedanken beiseite.

Die nächste Kutsche kam aus dem Norden. Die Familie Olvia von den Elementardrachen. Meistens hielten sich diese Wesen aus den Streitigkeiten der Licht- und Schattendrachen heraus. Sie interessierten sich bloß für ihr eigenes Gezänk. In ihrem Land regierten Fürstentümer unter einem einzigen König, der alle fünfzig Jahre bei einem großen Turnier gekürt wurde. Der letzte Kampf war erst zwei Jahre her.

Bei uns in Helion gab es ebenfalls Fürstentümer, doch hielten hier die Erbfolge und das Blut den Thron in ihren Fängen. Solange der König einen erstgeborenen Sohn bekam, um seine Stärke zu demonstrieren, und seinen Untertanen wohlwollend gegenüberstand, gab es keinerlei Grund, einen Krieg anzuzetteln, um eine Änderung zu erzwingen.

Die grünen Drachen stiegen aus ihrer Kutsche aus und wir vollführten dasselbe Prozedere wie beim Königshaus Galjor, so wie wir es auch bei allen folgenden Familien taten, bis alle Adeligen, die zugesagt gehabt hatten, angekommen waren.

Vor Jahrhunderten hatte es die einzelnen Länder noch nicht gegeben, sondern alles war unter dem Wappen Zenidas zusammengefasst gewesen. Zenida war jedoch von Kriegen gebeutelt worden, weil jede Drachenfamilie mehr Ansehen, mehr Macht und mehr Reichtümer zum Ziel gehabt und gedroht hatte sich gegenseitig auszulöschen. Erst als der Hohe Drache das Land in drei Teile geteilt und damit die Herrschaft der einzelnen Rassen akzeptiert hatte, hatten sich unsere Bestände wieder erholt und seitdem lebten und herrschten wir ihm zu Ehren. Obwohl er seit Ewigkeiten tot war.

Die Adelsfamilien brachten ihre Söhne mit, die das passende Alter erreicht hatten, und ihre heiratsfähigen Töchter. Diese Feste waren beliebt, um Allianzen zu schließen, die auf den Rücken der Kinder lasteten.

Als die Begrüßung beendet war, wandte ich mich dem Schloss zu, um den anderen zu folgen, doch mein Vater hielt mich zurück.

»Denk daran!«, zischte er.

»Ich denke an nichts anderes!«, knurrte ich und riss mich los.

Das Verhältnis zu meinen Eltern war nicht einfach. Mutter badete in ihrer Schuld, wegen der Last, die sie mir aufbürdete, und Vater behandelte mich, als sei ich geistig nicht auf der Höhe. Als verstünde ich nicht, wie dieses Geheimnis unsere Familie vernichten konnte, wenn ich mir nur einen einzigen Fehler erlaubte.

»Reiß dich am Riemen!«, raunzte er.

Ich biss die Zähne zusammen und ohne darüber nachzudenken, zog es mich zum Stall. Bis der Ball am Abend stattfand, hatte ich noch etwas Zeit, die ich mir frei einteilen konnte.

Lina wieherte leise zur Begrüßung, als sie mich erkannte, und streckte ihren Kopf über das Gatter hinaus.

»Hallo, mein Mädchen«, murmelte ich und streichelte ihre Blesse.

»Und wie war das Begrüßungstreffen?«, fragte Rogan, während er den Stall betrat.

»Musst du da wirklich nachfragen?«, erkundigte ich mich mit einem Seufzer und sank ermattet gegen die Stalltür.

Rogan war außerhalb des Trainings wohl das, was ich einen Freund genannt hätte. Wir trainierten mittlerweile schon so lang miteinander, dass er meistens wusste, ob ich einen guten oder schlechten Tag hatte. Oder ob ich Streit mit meinen Eltern hatte beziehungsweise mich andere Sorgen quälten. Genauso wie ich das von ihm wusste. Gesichter sagten eine Menge aus und darauf trainierte er mich zu achten.

»Nein. Das sieht man«, meinte er, begleitet von einem Lachen. »Der gute König von Galjor … abgehoben wie eh und je?«

»Natürlich«, erwiderte ich. Dabei ließ ich Lina mit ihrer Schnauze über meine Handfläche auf der Suche nach einem Leckerchen tasten, das sie nicht finden würde.

»Und sein Sohn?«

»Das Abbild seines Vaters.«

»Ein paar schöne Frauen dabei gewesen?« Rogan zwinkerte mir verschwörerisch zu.

»Jeder der Adeligen hat eine wunderschöne Frau dabei. Und keine einzige wird an dich auch nur einen Blick verschwenden.«

»Jetzt gehst du aber zu hart mit mir ins Gericht«, sagte Rogan schmollend. »Ich bin ein gut aussehender Junggeselle, der hoch in der Gunst des Schattendrachenkönigs steht. Also ein recht guter Fang.«

Ich hob die Augenbrauen. »Hm … Ich erinnere mich, dass der König von Eletarias ebenfalls noch ungebunden ist, und dieser wird wahrscheinlich die meiste Aufmerksamkeit der Frauen bekommen«, erinnerte ich ihn schmunzelnd.

»Habt Ihr schon einmal daran gedacht, dass sie eventuell auch hinter Euch her sein könnten?«

Verächtlich verzog ich die Lippen. »Ich möchte keine von ihnen heiraten.«

»Irgendwann werdet Ihr es aber tun müssen«, belehrte mich Rogan.

Ich wandte den Blick ab und legte meine Konzentration auf Lina. »Mal schauen«, antwortete ich abweisend. Solange Vater nicht anfing davon zu reden, würde ich mir eher meine Zunge abschneiden, anstatt ihm diesem Floh ins Ohr zu setzen.

Rogan kam näher und legte mir einen Arm freundschaftlich um die Schultern. »Euch kann doch mit Sicherheit niemand widerstehen.«

Ich legte ein gespieltes Grinsen auf meine Lippen. »Aber soll ich wirklich dir, der du ein Auge auf die Elementardrachen geworfen hast, das Licht stehlen?«

Rogan lachte laut. »Sie sind so wunderbar exotisch«, rechtfertigte er sich.

Er war gerade mal einundzwanzig Jahre alt und hatte es bereits geschafft, der beste Schwertkämpfer Helions zu werden. Der einzige Gegner, gegen den er je verloren hatte, war mein Vater. Ich hatte der Begegnung beigewohnt und zugesehen, wie sie beide in ihre Drachengestalt geschlüpft waren, um zu kämpfen. Mit Krallen, Zähnen und Schwertern. Es war ein epischer Anblick gewesen und hatte zwei Tage angedauert, ehe mein Vater den entscheidenden Schlag gesetzt hatte. Seitdem verlief über Rogans linkem Auge eine Narbe, die von einem Krallenhieb stammte. Ich wusste, dass er im Training nicht einmal ansatzweise seine eigentlichen Fertigkeiten demonstrierte, was mich an manchen Tagen frustrierte, vor allem wenn ich mit meinem Hintern ein ums andere Mal im Sand saß.

»Schon gut, ich werde sie dir nicht streitig machen«, sagte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.

»Glaubt mir, kleiner Prinz, gegen mich kommt Ihr nicht einmal an, wenn wir beiden die letzten männlichen Drachen sein sollten.«

Belustigt schnaubte ich. »Wie kam ich bloß auf diesen Gedanken?«, fragte ich.

»Ich habe keine Ahnung, Prinz. Ihr solltet Euch für den Ball fertig machen. Ich habe gehört, Lisbeth hat wieder gezaubert.«

»Seit wann willst du, dass ich irgendwo pünktlich erscheine?«, fragte ich skeptisch.

»Viel Spaß, mein Prinz!«

»Du weißt, dass ich den nicht haben werde!«, rief ich über die Schulter, als ich den Stall verließ und grüßend die Hand hob.

Rogans Lachen begleitete mich noch einige Meter, ehe es verhallte.

Kapitel 2

Ich lehnte mich gegen die steinerne Balustrade meines Balkons und wartete darauf, dass die Diener mit dem Bad fertig waren. Die Sonne stand tief am Himmel und ihr orangerotes Licht schien auf mich herab. Ich hielt mein Gesicht in den Wind, genoss den sanften Hauch, der sich anfühlte, als würde er die Haut liebkosen.

Es dauerte nicht lange, dann würde das Fest eröffnet, mit dem wir den Winter willkommen hießen. Noch war das Laub in bunte Farben gehüllt, aber bald würde das kalte Weiß dominieren. Ich liebte den Winter und den Schnee, der mit ihm einherging.

In der Ferne hörte ich, wie eine Tür zugeschlagen wurde. Ich sah in diese Richtung und erkannte Colin. Er fuhr sich durchs Gesicht. Verwirrt runzelte ich die Stirn. In diesem Augenblick hätte ich den Sohn des galjorischen Königs fast nicht wiedererkannt. Seine Schritte waren voller Zorn, als er sich vom Schloss entfernte und auf den Waldrand zuging. Er trat gegen einen Baum und ich erlaubte mir meinen Blick auf ihm ruhen zu lassen. Er sah anziehend aus – so widerstrebend ich das auch zugab. Sein weißblondes Haar verdeckte seine Ohren, verjüngte sich aber im Nacken. Ich stellte mir vor, wie es wäre, mit den Fingern durch die feinen Strähnen zu streichen.

Überrascht über meine Gedanken stolperte ich zurück.

Ich hasste Galjor! Durch die Haare des Prinzen würde ich mit Sicherheit nur fahren, um die geeignete Stelle zu finden, an der ich sein Genick durchbrechen konnte.

Wie von selbst fand mein Blick wieder Colin. Er stand vor dem Baum und hatte einen Arm gegen die Rinde gelehnt. Seine Schultern bebten, als würde er sich nur mit Mühe zurückhalten können. Ich runzelte die Stirn und beugte mich weiter vor, als würde mir das ermöglichen mehr zu sehen.

Auf dem Rücken entfalteten sich die weißen Flügel, die sich durch die Schlitze am Rücken der Kleidung schoben, während der Schwanz den Weg zwischen Oberteil und Hose wählte. Die Schuppen ersetzen die Haut und schmiegten sich an seinen Körper und reflektierten den sanften Schein des Abendlichts. Mein Mund wurde trocken, als ich Colin in seiner wahren Form sah. Er war bildhübsch und es stimmte, dass die Lichtdrachen einen sanften Schein abgaben. Das Herz in meiner Brust schlug schneller, als Colin in die Knie ging und sich mit einem Satz in die Lüfte erhob. Ich schluckte schwer und versuchte mich von seinem Antlitz zu lösen, doch mir war es nicht möglich, meinen Blick abzuwenden. Er schraubte sich in den Himmel, streckte die Arme aus, als wollte er versuchen der Sonne nachzujagen.

Ich biss mir auf die Lippe. Neid kochte hoch und vermischte sich mit der stillen Bewunderung, die Colin in mir weckte. Er wandte sich vom Schloss ab und flog über den Wald zur menschlichen Stadt Helions.

Ich beobachtete, wie der helle Punkt am Himmel immer weiter verschwand, bis er nicht einmal mehr sichtbar war. Was hatte Colin nur so in Rage versetzt, dass er jetzt – so kurz vor dem Ball – das Schloss verließ?

»Prinz, passt bitte auf, das Wasser ist sehr heiß!«, riss mich ein Diener aus meinen Gedanken. Ich sah zu dem Drachen und nickte.

Er schloss die Tür hinter sich. Ein paar Atemzüge wartete ich, ehe ich begann die Kleidung Schicht für Schicht von meinem Körper zu lösen. Bis nur die Verbände übrig blieben, die im Lauf der Jahre nötig gewesen waren, um das Geheimnis zu kaschieren, das meine Familie und mich umbringen könnte, wenn der Falsche davon erfuhr. Ich löste die Bandagen und stand nackt in meinem eigenen kleinen Reich. Der Spiegel zeigte mir allzu deutlich, wieso ich die Schuppen niemals zeigen durfte. Wieso ich mit einer Lüge leben und vorspielen musste jemand zu sein, der ich nicht war. Wieso mir ein normales Leben keinesfalls vergönnt war, wenn ich Helions Thron nicht den Rücken kehren und mich von meiner Familie verabschieden würde – für immer.

Den erstgeborenen Prinzen Sascha von Helion gab es nicht – hatte es niemals gegeben. An seiner Stelle war Prinzessin Sascha von Helion zur Welt gekommen. Ich war von einem Mädchen zu einer Frau gereift und wurde gezwungen meine Blüte zu verstecken, um die Sicherheit meiner Familie zu wahren. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, unter dieser Last zu zerbrechen. Jeder Tag war eine Zerreißprobe, mit jeder neuen Stunde lechzte ich mehr und mehr nach meiner Freiheit – die ich niemals erlangen würde.

Tagsüber war es mir möglich zu verstecken, wie ich mich fühlte. Es war leicht, so zu tun, als führte ich ein glückliches Leben, obwohl ich kein Mann war. Aber die Nacht und die frühen Morgenstunden hielten mir vor Augen, dass ich es nicht konnte. Mit dieser Lüge zu leben war ein Fluch, mir war es unmöglich, daraus zu entkommen, aber dennoch wurde es von mir verlangt. Ich wusste nicht, wie ich diesem Druck weiterhin standhalten sollte, der sich mit jedem Tag, mit jeder Stunde schwerer auf meine Schultern legte.

Ich wendete mich vom Spiegel ab, der mir nur die schmerzhafte Wahrheit zeigte, und setzte mich in das heiße Wasser des Zubers. Mir war es egal, dass die Hitze meine Haut rot färbte. Es würde wieder heilen. Zumal niemand die Spuren sehen würde in den Sachen, die ich trug.

Mein Blick richtete sich auf den Stuhl, auf dem die Diener die Anziehsachen für den Ball abgelegt hatten. Es war ein schwarzes Hemd, eine graue Jacke und passend dazu eine dunkle Hose und Stiefel. Die Bandagen, die ich dazugelegt hatte, lagen über den feinen Stoffen wie eine mahnende Erinnerung.

Wenn ich an diesen Abend dachte, rumorte bloß Unwillen in meinem Bauch. Keinerlei freudige Erwartung. Keine festliche Stimmung. Ich seufzte und stützte meinen Ellenbogen auf den Zuber und das Kinn auf die Hände.

Ich sah wieder nach draußen. Sehnsucht wuchs in mir heran wie der Setzling einer Blume. Wie sehr wünschte ich mir zu fliegen. Die Welt zu entdecken. Mein wahres Ich kennenzulernen, doch das war alles Wunschdenken. Wenn mein Vater mir nicht erlaubte abzudanken, war ich an dieses Leben hier gebunden. Ich wusste nicht, wie er sich das vorstellte. Wie sollte ich einer Frau und dem Königshaus das geben, was sie von mir erwarteten? Ich musste Kinder in die Welt setzen, um einen Erben zu haben, aber das ging rein biologisch gesehen schon nicht – zumindest nicht so, wie es sich mein Vater wünschte –, dazu müsste ich jemanden ins Vertrauen ziehen. Und das konnte und wollte ich nicht. Denn in dem Punkt waren Vater und ich uns einig: Jeder weitere Mitwisser war eine Gefahrenquelle für das Leben meiner Geschwister. Sobald ein anderer Drache herausbekommen sollte, was ich war, würde er alle möglichen Streitmächte mobilisieren und gegen das Königshaus Helions ziehen. Nur weil ich mit dem falschen Geschlecht zur Welt gekommen war und unsere Familie dadurch als zu schwach galt, um an der Macht bleiben zu können.

Müde rieb ich mir über die Stirn. Dieses Thema legte sich wie eine düstere Wolke um meine Gedanken. Ich verstand, wieso ich an diese Last gebunden war. Es ergab sogar Sinn, aber ich war nicht gewillt mein gesamtes Leben über den Kopf einzuziehen.

»Sascha!« Heftig wurde gegen die Tür getrommelt.

»Bleib draußen!«, rief ich meinem kleinen Bruder zu.

Ich stolperte aus der Wanne, trocknete mich im Eiltempo ab und griff nach der Kleidung.

»Saaaaschaaaa«, rief Bryan.

»Wenn du reinkommst, erschlage ich dich!«, warnte ich ihn grollend vor und hoffte, dass er meine Warnung beherzigte.

»Das würdest du nicht einmal schaffen, wenn du dich in deine Drachengestalt verwandelst!«, höhnte er von der anderen Seite der Tür.

Eilig band ich die Bandagen fest um den Oberkörper und schlüpfte in die Kleidung, die mir herausgelegt worden war. »Und ob!«, erwiderte ich. Kurz überprüfte ich meinen Anblick im Spiegel. Die Haare band ich mir mit einem Lederband zurück, sodass die spitzen Ohren freilagen. Ich strich das Hemd glatt. »Probiere es doch aus!«, forderte ich Bryan heraus. Zähne zeigend grinste ich ihn an, als ich die Tür öffnete.

»Vater verlangt nach dir auf dem Ball.«

Sofort erlosch das Grinsen von meinen Lippen. »Oh«, sagte ich. »Ich ziehe mir eben meine Schuhe an.«

Nachdem ich die Stiefel übergestreift hatte, folgte ich Bryan durchs Schloss. Die Mauern waren mit dicken Wandteppichen verhangen, um die zugige Luft, die durch die Ritzen im Mörtel zogen, abzuhalten.

»Er sah nicht glücklich aus«, murmelte Bryan leise, sodass selbst ich mich anstrengen musste, um ihn zu verstehen.

»Es ist alles gut, Kleiner«, versuchte ich ihn aufzumuntern. Ich rubbelte ihm durch sein kurzes schwarzes Haar. Er sah zu mir hoch. Seine blauen Augen wirkten unschuldig. »Vater mag dich nicht, oder?«

Ich biss mir auf die Lippe. Mein Verdacht war, dass Vater mich sogar hasste, selbst wenn er das niemals zugeben würde. In seinen Augen war ich eine einzige Enttäuschung, eine Gefahrenquelle.

»Das wirkt nur so. Er ist strenger zu mir, weil ich den Thron erben werde«, versuchte ich das Verhältnis logisch zu erklären.

Bryan sah skeptisch zu mir hoch. »Und wieso liebt Mama dich nicht? Sie sieht immer traurig aus, wenn sie dich ansieht.«

Ein Kloß saß hartnäckig in meinem Hals. Ich hockte mich vor meinen Bruder hin, zwang ihn so stehen zu bleiben. »Es ist in Ordnung, wenn Mama und Papa mir gegenüber nicht so viel Liebe zeigen, wie sie sie euch geben. Dafür schenken du, Mikael und Kilian mir ganz viel von eurer. Das ist mehr, als ich brauche.«

Noch immer wirkte Bryans Blick skeptisch. »Sicher?«

Ich nahm ihn in die Arme, drückte seinen kleinen Körper an meinen und atmete seinen beruhigenden Duft ein. Für einen Atemzug schloss ich die Augen. Seine Hände legten sich um meine Hüften und er zog mich so kräftig, wie es ihm möglich war, an sich.

»Mehr als sicher«, raunte ich in sein Haar und gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. In diesem Moment wurde mir erneut bewusst, wieso ich dieses Spiel mitspielte. Wieso ich durchhalten musste. Wieso es mir nicht möglich war, meinem Sehnen nachzugeben. Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn meinen Brüdern aufgrund meiner Dummheit etwas zustieße. Es würde mich umbringen zu wissen, dass sie wegen mir litten.

Nach unserer kleinen Kuscheleinheit führte mich Bryan vor den Ballsaal.

»Dank dir«, sagte ich und streichelte über die Haare meines Bruders. Wenn er irgendwann zu alt dafür war, würde er mich vermutlich mit Blicken strafen. Aber jetzt, mit neun Jahren, war das vollkommen legitim. »Geh zurück zu deinen Brüdern und ärgere sie nicht zu arg, versprochen?«

»Sie beginnen meistens!«, verteidigte er sich und starrte mich griesgrämig an.

Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf meine Lippen. »Natürlich. Geh schon!«

Er nickte und hob grüßend die Hand, ehe er zurückrannte. Ich schätzte, dass Mikael wieder seine Nase in einem Buch versteckt hatte und Bryan nun Kilian überredete seinem Zwilling oder einem Gast einen Streich zu spielen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und hoffte, dass der galjorische König sein Fett wegbekommen würde, ehe ich mich innerlich wappnete.

Die Hitze, die durch die vielen Gäste und die Kerzen kam, ließ mich gepresst Luft holen. Die Bediensteten hatten wohlweislich die Balkontüren geöffnet und ich sah einige Drachen, die sich im Garten aufhielten, den man über die Balkone erreichen konnte.

Ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen. Rogan tanzte mit einer Dame. Seine Wangen waren bereits ganz rot, ob nun von der Wärme oder vom Alkohol konnte ich nicht sagen.

Der König von Galjor hielt sich am Rand auf und ließ seinen Blick prüfend über die Tanzfläche gleiten, als suche er sich sein nächstes Opfer aus. Eine Gänsehaut krabbelte meinen Nacken hinab bis zum Steißbein. Es wurde gesagt, dass Geron von Galjor seine Frau ermordet hätte, als er Colin in seinen Armen gehalten hatte. Auch ohne die Gerüchte war Geron Furcht einflößend. Seine hellblauen Augen wirkten bedrohlich. Noch nie hatte ich ein echtes Lächeln auf seinen Lippen gesehen, immer nur dieses verschlagene, als wollte er einen vernichten.

Ich holte tief Luft und tauchte ein in das Fest des Winters. Es war einfach, in der Menge der tanzenden Drachen zu versinken. Ich schlängelte mich durch die Paare und begrüßte meine Eltern, die an der Stirnseite des Saals auf mich warteten.

»Du bist spät«, tadelte meine Mutter mich.

»Bryan hat mich geholt«, erklärte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Sie seufzte. »Du bist wie dein Vater, Sascha, dass ihr zwei nicht einmal einen Ball genießen könnt. Es gibt viele Damen, die gern mit dir tanzen würden, mein Kind.«

»Wundervoll«, sagte ich und konnte nicht verhindern, dass ein ironischer Ton in meiner Stimme zum Vorschein kam.

»Tu mir den Gefallen und versuche etwas Spaß zu haben, in Ordnung?«

»Natürlich, Mutter.« Ich verbeugte mich vor meinen Eltern und zog mich von den Thronplätzen zurück, um mich der Masse der Drachen anzuschließen.

Im Augenwinkel erkannte ich Rogan, der sich von der Tanzfläche losgeeist hatte, um sich nun am Buffet zu bedienen. Die junge Drachendame, die vorhin in seinen Armen gelegen hatte, begleitete ihn, wobei sie sich etwas nervös umsah.

»Mein Prinz!«, rief er, als er mich näher kommen sah. »Ihr seid zu spät.« Er legte seinen Arm um die Hüfte des weiblichen Drachens, die auf seine Berührung hin rot wurde.

»Wofür zu spät?«, erkundigte ich mich und schüttete mir etwas von dem Wein in ein Glas.

»Das Leckerste ist schon weg. Lisbeth ist eine Göttin in der Küche«, schwärmte er. »Ihr solltet Euch unbedingt durch das ganze Buffet futtern, ehe die tanzenden Paare mitbekommen, dass das Essen besser als die Musik ist.«

Die Drachin in Rogans Arm räusperte sich. »Entschuldigt, Prinz Sascha. Ich bin Erica. Die Zofe von Prinzessin Damara.«

»Hallo, Erica, es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen.«

Ihre Wangen wurden tiefrot und sie schenkte mir ein schüchternes Lächeln. »Meine … meine Herrin hat bereits viel von Euch erzählt.«

Ich hob die Augenbrauen. »Ach ja?«

Sie nickte hastig. »Prinzessin Damara ist die Tochter von Fürst Theryon. Ihm gehören die Länder zu den Bergen Helions.«

Ich erinnerte mich an den Fürsten – ein dicker, selbstgefälliger Drache, bei dem es mich wunderte, dass seine Flügel ihn in die Höhe brachten. Doch zu Damara erschien mir kein Bild im Kopf. »Das freut mich, vielleicht findet sich ja heute Abend die Möglichkeit, noch einmal miteinander zu reden«, sagte ich.

Erica nickte erneut und verbeugte sich vor Rogan. »Entschuldigt mich bitte, ich muss nach meiner Herrin sehen.«

Er sah dem kleinen weiblichen Drachen hinterher, ehe er mich böse musterte. »Musste das sein?«

Ich riss die Augen auf. »Was? Ich war freundlich!«, verteidigte ich mich.

»Genau. Ihr habt sie in Angst und Schrecken versetzt, weil Ihr heute noch mit ihrer Herrin reden wollt.«

»Du übertreibst. Vielleicht hatte sie es einfach nur eilig, von dir wegzukommen«, wandte ich ein.

»Pah, das redet Euch ruhig ein. Aber vor mir will keine Frau flüchten!«, widersprach Rogan mit geschwollener Brust.

»Also, wenn mir solch ein Tölpel seine Aufwartungen machen würde, würde ich definitiv das Weite suchen.« Eine bezaubernde Frau mit dunkelroten Haaren kam zu uns und grinste meinen Lehrer und Freund belustigt an.

Ich hatte das Glas erhoben und einen Schluck genommen, den ich jetzt krampfhaft versuchte hinter meinen Lippen zu behalten.

»Tölpel? Meine Liebe, aber ich bin der beste Schwertkämpfer Helions, natürlich nach König Nils.«

Sie hatte nur ein spöttisches Lächeln für ihn übrig, ehe sie sich mir wieder zuwandte und ihre Hand hinhielt. Ich nahm sie an und küsste hauchfein ihren Handrücken.

»Es freut mich, Euch endlich wiederzusehen, Prinz Sascha.«

Ich erwiderte ihr Lächeln und überlegte fieberhaft, wo ich die Schönheit mit den dunklen Augen schon einmal gesehen haben könnte. »Ja, wann war noch das letzte Mal?«, fragte ich und kaschierte damit hoffentlich meine Unwissenheit.

»Tatsächlich beim letzten Geburtstag Eurer Mutter. Ihr habt meinem Bruder bei einem Wettrennen mit Leichtigkeit geschlagen.«

Das war Damara. Mir fielen der Geburtstag und besagtes Rennen wieder ein. Ihr Bruder hatte sich aufgebauscht wie ein Pfau. »Ja, ich erinnere mich daran – vor allem an den Gesichtsausdruck Eures Bruders, als er haushoch verlor.«

Damara lachte hinter vorgehaltener Hand. »Ja, er war sehr erzürnt.«

Rogan legte seinen Arm um meine Schulter. »Und wisst Ihr, wer ihm jedes Mal gesagt hat, dass er schneller und klüger als seine Gegner sein muss?«

Damaras Gesichtsausdruck wandelte sich von amüsiert in angeekelt. »Ich schätze, wenn Ihr Euch so dabei in Szene setzt, wart das Ihr?«, erkundigte sie sich herablassend.

Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Sie war eine Giftspritze. Ich unterdrückte ein Seufzen. Diese Profilierung … Dieses Treiben, stets das Beste für sich selbst zu beanspruchen, war es, was ich an diesen Bällen so sehr hasste – und noch vieles mehr …

»Rogan ist ein sehr guter Lehrer und ich bin wahrhaft froh ihn als engen Freund ansehen zu dürfen«, teilte ich Damara mit und schlang meinen Arm um Rogan.

»Oh«, kam es von der Prinzessin. »Vielleicht hättet Ihr Lust auf einen Tanz, mein Prinz?«, erkundigte sie sich.

»Natürlich hat er Lust auf einen Tanz«, meldete sich Rogan zu Wort, der scheinbar nicht mitbekommen hatte, wie sie ihn runterzureden versuchte, und schubste mich zu der Frau.

Ich warf ihm über die Schulter einen zornigen Blick zu, nahm aber Damaras Hand, um sie auf die Tanzfläche zu führen. Gerade wurde ein friedliches Lied gespielt. Ich legte eine Hand auf ihre Hüfte und die andere hob ich in die Luft.

»Also, Prinz Sascha, Ihr seid bereits siebzehn Jahre alt und bisher gab es noch keinerlei Gerüchte um eine Hochzeit – oder gar eine Verlobung«, kam Damara direkt auf den Punkt.

»Das ist wahr, weil keins davon zurzeit nötig ist.«

»Wollt Ihr etwa keine Familie gründen?«, fragte sie weiter.

»Mein Vater war über zwanzig Jahre alt, als er den Bund der Ehe mit meiner Mutter einging. Ich denke, dass ich noch etwas Zeit habe, um mich festzulegen.«

Unauffällig drückte sie ihren Körper an meinen. »Aber es macht doch nichts, wenn wir dennoch unseren Spaß haben, nicht wahr?«, hauchte sie in mein Ohr.

Ich musste mich anstrengen sie nicht von mir zu stoßen, brachte aber wieder Abstand zwischen uns. »Ihr schmeichelt mir, Damara, aber ich muss leider ablehnen.«

Sie legte den Kopf schief und musterte mich. »Seid Ihr etwa an Eurem … Lehrer interessiert?«

Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. »Wie bitte?«

»Jeder in Helion weiß, dass Ihr und dieser … Rogan viel Zeit miteinander verbringt, und er stolziert dermaßen um jedes weibliche Wesen herum, dass man leicht der Vermutung erliegen könnte, dass er eigentlich am anderen Geschlecht Interesse hat und sein Gehabe nur der Ablenkung dient. Und Euch … Von Euch hört niemand je etwas Negatives. Ihr seid so unscheinbar … so brav«, hauchte sie. »Da möchte man glatt glauben, dass Ihr nicht an weiblichen Drachen interessiert seid.«

Ich schluckte schwer und versuchte die aufkommende Wut zu unterdrücken, bevor ich ihr noch ins Gesicht spucken würde. »Rogan und mich verbindet eine rein freundschaftliche Beziehung. Er ist in den letzten Jahren ein enger Verbündeter geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Egal was man mir deswegen anhängen will. Und was seine Vorlieben angeht … da halte ich mich raus, weil es nicht meine Sache ist.«

Ich unterbrach den Tanz und brachte sie zurück. »Vielleicht ein kleiner Tipp, wenn Ihr Euch bei jemandem lieb Kind machen wollt, hinterfragt nicht seine Vorlieben«, raunte ich ihr mit einem unterdrückten Grollen ins Ohr, was hoffentlich eine Warnung für sie war, die Bedenken bei sich zu behalten.

Mit zwei Fingern rieb ich mir die Stirn und flüchtete über den Balkon nach draußen.

Nach der Hitze im Saal und der Wut, die in mir köchelte, war die frische Luft zuerst wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich ignorierte die anderen Drachen, die in Grüppchen herumstanden, und widmete mich direkt dem Irrgarten, den meine Mutter angelegt hatte. Rosenbüsche säumten die Gänge zwischen den Hecken. Ich kannte den Weg auswendig, um zum kleinen Pavillon zu kommen, der in der Mitte des Gartens auf einen wartete und mit Ruhe und einer einmaligen Aussicht den mühsamen Weg belohnte.

Wie oft war ich gedankenverloren durch das Labyrinth gegangen? Ich wusste es nicht. Oft genug, um den Pfad blind zu finden. Obwohl ich mich nicht darauf konzentrierte, wohin meine Füße mich trugen, landete ich im Zentrum des Gartens und blieb erschrocken stehen.

Vor mir auf der Lichtung saß Colin auf der Erde. Er rupfte einzelne Grashalme ab und warf sie vor seine Füße. Als hätte er meine Ankunft bemerkt, drehte er sich zu mir. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, die überraschend voll waren, wenn er sie nicht angestrengt zusammenpresste.

»Auch bereits genug von den Damen, die alle nur im Sinn haben, eine vorteilhafte Partie für ihre Familien zu ergattern?«

Ihm zu sagen, dass ich erst für ein paar Minuten auf dem Fest gewesen war, kam mir nicht in den Sinn. »So ist es«, meinte ich.

»Setzt Euch«, bot er mir an.

Ich runzelte die Stirn und traute dem Frieden nicht, den Colin vorgab. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich dem Königssohn Galjors und ließ mich neben ihm nieder. Der Pavillon befand sich in unserem Rücken und die vor uns liegenden Mondrosen waren noch verschlossen, einzig ein kaum wahrnehmbarer Glimmer stieg von der Knospe auf, der verriet, dass die Zeit zum Blühen bald gekommen war.

»Ich hasse Bälle«, brach der Prinz die Stille.

Überrascht sah ich zu ihm. »Ihr hasst sie? Warum?«

»Wollt Ihr mir erzählen, dass Ihr Euch über diese Aufmerksamkeit Eurer Person freut? Über die Pflichten, die Euch erwarten? Und die Vorsicht, die Ihr jedem Wesen mit königlichem Blut entgegenbringen müsst? Wenn ja, dann erzählt das Eurem Gesicht, es sieht nämlich so aus, als zwänge man Euch rohen Kohl zu essen.«

Ich hob meine Augenbrauen. »Rohen Kohl?«

Colin sah zu mir und erwiderte den erstaunten Blick. »Das ist alles, was bei Euch hängen geblieben ist?«

»Nein, aber ich bin überrascht, dass der Königssohn von Galjor keinen Kohl mag.«

Er stieß ein Lachen hervor. »Wohl wahr. Ich verabscheue ihn.«

Ich musste grinsen, was sich gut anfühlte, obwohl Gerons Sohn mir dieses Lächeln entlockte. »Aber Ihr habt recht. Ich mag ebenfalls keine Bälle. Mein Vater entwickelt sich zu einem Tyrannen, wenn die Gäste kommen, und erinnert mich minütlich daran, nichts Dummes zu tun.«

»Nur minütlich? Ich höre ständig Vaters Stimme in meinem Kopf … bei jedem Wort, das ich sagen will: ›Sohn, überleg dir gut, was du tust!‹«

Ich brach in Lachen aus. »Gerons Stimme in meinem Kopf würde mich in den Wahnsinn treiben«, sagte ich ehrlich.

»Ihr versteht also mein Problem«, tat Colin kund. Ein erneutes Lächeln spielte um seine Lippen und betonte ihre Fülle.

Ich bekam einen trockenen Mund und wandte mich schnell von dem Sohn unseres Erzfeindes ab.

Was geschah hier? Colin und ich begegneten uns zum ersten Mal und … er wirkte verblüffend anders als sein Vater. Das Lächeln war echt, denn es brachte seine hellblauen Augen zum Leuchten, was mir gefiel.

Stille legte sich über uns. Aber sie war nicht drückend, nicht zwingend. Sie umschloss uns wie eine schützende Decke und besaß etwas Tröstliches. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich solch eine Ruhe würde genießen können – vor allem nicht mit Colin von Galjor.

Verstohlen betrachtete ich ihn aus dem Augenwinkel. Seine hellen Haare lagen verwuschelt in seinem Gesicht und ein paar Strähnen verbargen seine markanten Augenbrauen, unter denen seine Augen wach und aufmerksam die Gegend beobachteten.

Er sah zur Seite und traf meinen studierenden Blick. Erschrocken wandte ich mich ab und spürte, wie mir Hitze in die Wangen stieg. Schweiß brach aus meinen Poren. Was war los mit mir?

»Sie blühen gleich«, verkündete Colin.

Ich beachtete die Mondrosen und er hatte recht. Die Knospen waren aufgebrochen und die Blüten bahnten sich langsam den Weg hinaus.

Mein Blick glitt in den Himmel. Die Sonne war untergegangen und der Mond stahl sich zwischen den Bäumen in die Höhe.

»Ihr kennt Euch mit Blumen aus?«, fragte ich.

»Nur mit Mondrosen.«

»Wieso?«

»Sie waren die Lieblingsblumen meiner Mutter.«

Ich wandte den Blick ihm zu und für eine einzige Sekunde sah ich den Schmerz, der über sein Gesicht huschte.

»Es tut mir leid.«

Er sah zu mir. »Euch? Weshalb? Ihr habt sie nicht umgebracht.«

Ich biss die Zähne aufeinander und wandte mich von Colins hellblauen Iriden ab, die in meinem Bauch etwas in Bewegung setzten, das mir unheimlich war. »Nein, aber es tut mir leid, dass Ihr ohne sie aufwachsen musstet. Ich will mir nicht vorstellen, wie es im Schloss wäre ohne meine Mutter.«

Ich spürte seinen Blick, als läge seine Hand auf meinem Körper. Was, zum Hohen Drachen, war nur los mit mir? Wieso bemerkte ich seine Anwesenheit so intensiv?

»Dank Euch.«

Für einen Augenblick wandte ich mich ihm zu und erkannte seine leicht nach oben gebogenen Mundwinkel, die mein Herz hüpfen ließen.

Wir schwiegen, bis die Mondrosen gänzlich erblühten. Im sanften Schein des Mondes leuchteten die Blumen wie ein Leuchtfeuer, brachten die Helligkeit in die Finsternis der Nacht und ich hatte das Gefühl, dass zwischen Colin und mir etwas passiert war, das ich nicht begreifen konnte. Möglicherweise war er tatsächlich nicht so wie sein Vater. Der Gedanke erschreckte und erleichterte mich gleichermaßen, es war ein merkwürdiges Gefühl und ich wusste nichts damit anzufangen.

Colin erhob sich und reichte mir seine Hand. »Wollen wir zurück zum Ball?«

»Ich bleibe noch eine Weile hier«, sagte ich.

»Noch nicht verarbeitet, was die Damen Euch aufgeschwatzt haben?«, erkundigte er sich.

»Nicht ganz.«

Er lächelte und hob grüßend die Hand. »Ich gebe Euch einen Rat, Sascha von Helion. Passt auf Euch auf. Vor allem in der Nähe meines Vaters.«

Überrascht blinzelte ich Colin hinterher, als er sich schon abgewandt hatte und mich in dem Labyrinth allein zurückließ.

Kapitel 3

»Herzlich willkommen in Helion!«, dröhnte die Stimme meines Vaters durch den Saal, als ich mich unbemerkt wieder hineinschlich. »Es ist an der Zeit, den Schnee zu rufen und den Winter zu begrüßen!« Seine dunklen Schuppen krochen über die Haut und seine Augen mit den schlitzförmigen Pupillen wanderten die Masse an Drachen entlang, die vor seinen Füßen stand, bis sie an mir haften blieben.

Um mich herum hörte ich, wie die Schuppen am Stoff rieben, die Flügel durch die Schlitze von Hemden und Kleider stießen und Schwänze sich durch die Kleidung zwängten. Ich war der einzige Drache, dessen Schuppen sich nicht über der Haut zeigen würden, der einzige Drache, dessen Flügel nicht den Nachtwind liebkosten … Ich blieb, wie und vor allem wo ich war. Mein Vater nickte mir unauffällig zu und breitete die Arme aus. »Lasst uns fliegen!«

Ich drückte mich während seiner Ansprache unbemerkt durch die Menge, um zum anderen Ende des Saals zu kommen. Für mich war nach diesem Spektakel Schluss und ich sehnte mich danach, mich in die Stille meines eigenen Reiches zurückzuziehen. Die Drachen trommelten mit ihren Füßen auf den Boden, während mein Vater die Flügel von sich streckte und in Startposition ging.

»Was ist mit Eurem Sohn?«

Die Stimme war wie Gift, das sich säureartig durch die Adern ätzte.

Mit zornigem Blick sah Vater zu Geron. »Was sollte mit meinem Sohn sein, König von Galjor?«

»Es kann sein, dass das Alter mir etwas vorspielt, aber ich kann mich nicht an ein einziges Jahr erinnern, an dem Euer Sohn an Eurer Seite stand. Gerade bei solch einem wichtigen Fest würde es doch von Stärke sprechen, wenn er Euch begleitete, oder irre ich mich?«

»Geron, es ist Tradition, dass der König dies allein vollzieht«, hielt König Nils von Helion dagegen.

Geron hob abwehrend die Hände. »Ich meine ja nur, weil zu jedem anderen Fest die Söhne zusammen mit ihren Vätern fliegen, um die Stärke des Hauses zu demonstrieren«, säuselte diese Schlange weiter.

Ich presste meine Hände zu Fäusten, spürte, wie sich die Nägel in die Ballen bohrten. Ein Kribbeln erfasste meinen Körper. Ich versuchte flach zu atmen, um dem Zorn nicht mehr Freiraum zu geben. Seine Worte machten mich rasend, sie schürten die Angst, die sich in meinem Inneren auftürmte und mich bedrohlich wanken ließ. Sie schlängelten sich durch die Reihen der anwesenden Drachen und zogen durch ihr Gehör, um Zweifel zu säen.

»Vertraut mir, Geron, wenn ich Euch sage, dass mein Sohn der helionischen Familie Ehre machen wird.«

Ich konnte das Gesicht des galjorischen Königs nicht sehen. Doch seine Stimme, die vor Spott triefte, reichte mir, um zu wissen, dass er sich sicher wähnte. »Aber wie wollt Ihr es beweisen, Nils?«

Vater biss die Zähne zusammen, das erkannte ich aus meinem Platz in der Menge. »Er ist mehr Mann als die gesamten Söhne der Adeligen, die sich hier befinden. Das brauchen wir nicht zu beweisen«, verkündete er tollkühn.

Ich riss die Augen auf. War er wahnsinnig? Mein Blick wanderte zu meiner Mutter, die sprachlos neben Nils stand und ihre Mimik eingefroren hatte. Nichts, nicht einmal die kleinste Regung verriet, was sie dachte.

»Ach wirklich?«, fragte Geron. »Ich würde mich aber über einen Beweis des Prinzen freuen oder steh ich damit allein da?«, wandte sich die Schlange an die Masse an Drachen, die ungeduldig mit den Krallen über den Marmor schabte.

»Wie wäre es mit einem Wettbewerb?«, mischte sich der König Eletarias ein. »Seit Jahrhunderten demonstrieren wir in Eletarias mithilfe eines Wettbewerbs, wer der Stärkste in unserem Land ist, dem wir mit Ehre folgen können.«

Mein Herz raste in der Brust. Waren sie allesamt verrückt geworden?

»Ein Wettbewerb … zwischen all den Prinzen des Kontinents Zenida?«, wiederholte Vater nachdenklich und sah über die Menge zu mir.

Ich betete in diesem Moment zum Hohen Drachen, dass mein Vater von der Idee abließ, lächelnd seinen Kopf schüttelte und sagte, dass wir als Herrscher der Schattendrachen in Helion es nicht nötig hatten, uns mit den Elementardrachen Eletarias’ oder den Lichtdrachen Galjors zu messen. Für einen Augenblick bildete ich mir ein so etwas wie eine Entschuldigung in seinem Blick zu sehen, ehe er sich voller Kälte wieder dem König Galjors zuwandte. »Das klingt nach einem wunderbaren Spiel.«

»Habt ihr alle das gehört?«, hallte Gerons Stimme über die Menge.

Die anderen Drachen grölten und feierten die Entscheidung, dass die Drachenprinzen sich duellieren würden, in einem Wettbewerb, dessen Regeln bisher niemand kannte.

Ich erstarrte schlagartig zu einer Statue. Wenn dieses Spiel, wie mein Vater es umschrieben hatte, so aussehen würde wie der Wettbewerb in Eletarias, bei dem die Duellanten sich verwandelten und zerfleischten, bis nur ein einziger übrig war, würde es ein Massaker bedeuten.

Ich schluckte schwer. Das konnte mein Vater nicht ernst meinen! Schweiß brach mir aus allen Poren und legte sich eiskalt auf meinen Körper. Die Starre ließ von mir ab und ich drückte mich unauffällig weiter in den Hintergrund, in der Hoffnung, dass ich aus diesem Saal unbemerkt fliehen konnte.

»Wir werden am morgigen Tag über die Details sprechen, Nils, König von Helion«, sagte Geron, sodass ihn jeder hören konnte.

»Natürlich.« Mein Vater nickte. »Ihr seid alle eingeladen dieser Besprechung beizuwohnen.«

Ich presste mich an die Wand, die mittlerweile in meinem Rücken zu spüren war, und schob mich an ihr in Richtung Ausgang.

Hasste mein Vater mich wirklich so sehr? Wollte er, dass ich starb? Denn diesen Wettbewerb würde ich nicht gewinnen können, wenn die anderen Drachenprinzen sich verwandelten. Mit diesem Vorhaben präsentierte mich mein Vater auf dem verdammten Silbertablett. Niemals könnte ich in dieser schwächlichen Form gegen einen Drachen mit Schuppen, Krallen und Hörnern bestehen. Mein Herz raste in der Brust und ein Gedanke wurde in mir wach, den ich einige Male bereits erfolgreich unterdrückt hatte.

Ich würde keine einzige verdammte Sekunde weiter in diesem Schloss verbringen. Er konnte jemand anderen in den Ring schicken, aber ich würde nicht zulassen, dass ich in eine Arena mit diesen Geiern geworfen wurde. Sie würden mich zerfetzen, ehe ich mich auch nur irgendwie zur Wehr setzen konnte.

Mein Vater breitete die Flügel aus und sprang in die Höhe, damit die Luft ihn auffangen konnte. Er flog durch die Balkontüren und der Rest der Drachen tat es ihm nach.

Am Ende blieb nur ich im Saal zurück. Eisige Kälte breitete sich in meinem Inneren aus, die von Verzweiflung genährt wurde.