Atlantis 2 / 11: Der lange Weg des Ritters - Lucy Guth - E-Book

Atlantis 2 / 11: Der lange Weg des Ritters E-Book

Lucy Guth

0,0

Beschreibung

Seit 15 Jahren sind Perry Rhodan und seine Gefährten in der sogenannten Tangente gestrandet. Dabei handelt es sich um eine parallele Wirklichkeit, in der Atlantis nicht untergegangen ist, sondern das Zentrum einer galaktischen Kultur bildet. Doch wegen der Experimente, die Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe, angestellt hat, droht beiden Realitäten ein Kollaps. Beide Universen scheinen sich zu durchdringen. Kann man diesen Vorgang nicht aufhalten, wird nicht nur die Erde, sondern die gesamte Tangente vernichtet. Das Raumschiff CASE MOUNTAIN stößt aus Rhodans Ursprungskosmos in die Tangente vor und havariert auf der Erde. Mit an Bord ist unter anderem Atlan. Der Arkonide sucht nach Rhodan. Gemeinsam wollen sie den Weltuntergang verhindern. Ihr Gegenspieler ist niemand anderes als der Atlan der Tangente, der skrupellos nach persönlicher Macht strebt. Die einzige Aussicht auf Rettung liegt darin, dem Ritter der Tiefe sein Wissen zu entreißen. Es handelt sich um Wissen über die Vergangenheit – Hintergrund dafür ist DER LANGE WEG DES RITTERS ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 138

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 11

Der lange Weg des Ritters

Atlantis in Geiselhaft – es droht das Ende eines Kontinents

Lucy Guth

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Dante

2. Rowena

XXXIV. Khrat, vor etwa 13.000 Jahren

3. Dante

4. Perry Rhodan

5. Rowena

XXXV. Khrat, vor etwa 13.000 Jahren

6. Rowena

XXXVI. Khrat, vor etwa 13.000 Jahren

7. Rowena

XXXVII. Atlantis, vor etwa 11.000 Jahren

8. Perry Rhodan

9. Rowena

XXXVIII. Atlantis, vor etwa 11.000 Jahren

10. Rowena

XXXIX. Wanderer, vor 2532 Jahren

11. Rowena

12. Rhodan

XL. Wanderer, vor 2532 Jahren

13. Rowena

14. Rhodan

Impressum

Seit 15 Jahren sind Perry Rhodan und seine Gefährten in der sogenannten Tangente gestrandet. Dabei handelt es sich um eine parallele Wirklichkeit, in der Atlantis nicht untergegangen ist, sondern das Zentrum einer galaktischen Kultur bildet.

Doch wegen der Experimente, die Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe, angestellt hat, droht beiden Realitäten ein Kollaps. Beide Universen scheinen sich zu durchdringen. Kann man diesen Vorgang nicht aufhalten, wird nicht nur die Erde, sondern die gesamte Tangente vernichtet.

Das Raumschiff CASE MOUNTAIN stößt aus Rhodans Ursprungskosmos in die Tangente vor und havariert auf der Erde. Mit an Bord ist unter anderem Atlan. Der Arkonide sucht nach Rhodan. Gemeinsam wollen sie den Weltuntergang verhindern.

Ihr Gegenspieler ist niemand anderes als der Atlan der Tangente, der skrupellos nach persönlicher Macht strebt. Die einzige Aussicht auf Rettung liegt darin, dem Ritter der Tiefe sein Wissen zu entreißen.

Es handelt sich um Wissen über die Vergangenheit – Hintergrund dafür ist DER LANGE WEG DES RITTERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner verlangt nach Antworten.

Dante und Tyler – Zwei Freunde suchen einander inmitten der Katastrophe.

Rowena – Die Kralasenin hadert mit ihrem Cousin.

Koomal Dom

1.

Dante

Tag 147, Epoche 10.304

Die Brücke, die sich wie ein Regenbogen zwischen zwei Wohntürmen von Can Corontos Stadtteil Mandrogal spannte, kollabierte unter den Erschütterungen des Bebens. Mit ohrenbetäubendem Lärm stürzte sie in sich zusammen – genau, als Dante auf einer weiteren Verbindung darunter hindurchlief. Er brachte sich gerade noch mit einem Sprung vor den herabprasselnden Trümmern in Sicherheit.

Doch seine Rettung war trügerisch, denn die fallenden Brückenstücke brachten wiederum den Laufweg, auf dem er sich befand, zum Einsturz. Er musste einen weiteren Satz machen, um sich am Rand der Abbruchstelle festzuklammern und nicht mit in die Tiefe zu stürzen. Die unteren Ebenen von Mandrogal lagen gut und gerne hundert Schritte unter ihm – diesen Aufprall hätte er nicht überlebt.

Ächzend zog er sich über die Kante auf den Überrest der Brückenverbindung, riss sich dabei Handflächen und Knie auf. Noch während er kletterte, erschütterte ein weiteres Beben Can Coronto. Fast hätte er den Halt verloren. Doch er biss die Zähne zusammen und schaffte es schließlich, sich auf die Oberseite zu retten. Wie lange er dort in Sicherheit war, wusste er nicht. Es mochten Minuten oder auch nur Sekunden sein, bis die nächste Katastrophe über die Stadt hereinbrach.

Atlantis ging unter. Und Dante war mittendrin.

Es war wahrscheinlich nicht die beste aller Ideen, während der Auswirkungen dessen, was Perry Rhodan und seine Leute als »Transtemporalen Kollaps« bezeichneten, zu Fuß durch die Hauptstadt zu rennen.

Seit Wochen hatte sich Dante in den unteren Bezirken von Can Coronto versteckt gehalten, sein Implant die meiste Zeit desaktiviert, aus Angst vor Entdeckung. Er wusste, dass man ihn suchte. Klar, denn er war ein Terrorist. Und die von ihm verhasste Arkonidin Rowena musste noch dazu annehmen, dass er ihren Stiefsohn Tyler schwer verletzt hatte.

Dabei war Tyler der letzte Mensch auf Atlantis, dem Dante etwas getan hätte. Im Gegenteil, er hätte alles getan, um Tyler zu schützen.

Er verdrängte den Gedanken. Die Sorge um Tyler hatte ihn lange genug umgetrieben. Nur wegen Tyler hatte er es hin und wieder riskiert, sein Implant einzuschalten – in der Hoffnung auf eine Nachricht von ihm. Dass er keine erhalten hatte, enttäuschte ihn. Gleichzeitig sagte er sich, dass Tyler sehr gut wusste, dass eine Kontaktaufnahme Dante verraten und gefährden konnte.

Immerhin hatte er etwas aus den öffentlichen Trivids, die nach wie vor an den Hochhäuserfronten flackerten, erfahren: Das Vorhaben des Mausbibers hatte funktioniert. Der fremde Kugelraumer war vollends in dieser Wirklichkeit materialisiert, auch wenn die Öffentlichkeit keine Ahnung hatte, was das bedeutete. Ob das der Auslöser für die Beben, Flutwellen und Stürme gewesen war, die Atlantis seitdem in den Untergang trieben?

Wie zur Bestätigung knirschte die Stahlkonstruktion unter Dante. Er sprang auf die Füße und rannte auf das noch intakte Ende der Brücke zu, das zu einer Einkaufsplattform führte. Früher hatte dort regelmäßig ein Markt stattgefunden – jetzt war der Platz verwaist und von Trümmern und verlassenen Ständen übersät. Kein vernünftiger Mensch würde in Can Coronto derzeit einen Markt veranstalten – oder jemals wieder.

Die Hauptstadt der Druuf-Allianz, einst stolz das »Kaleidoskop der Galaxis« genannt, war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die knalligen Neonlichter, die Can Coronto seit jeher beleuchtet hatten, waren verloschen, das bunte Leben in den Straßen, auf den Verbindungswegen und Plätzen erstorben.

Dante hatte diesem Sterben aus seinen wechselnden Verstecken heraus wie paralysiert zugesehen. Sein Herz zog ihn in zwei Richtungen, doch er hatte sich weder in die eine noch in die andere gewagt. Bis vor einer Stunde.

Eilig rannte Dante über den verlassenen Platz auf eine breite Passage zu, in der sich Bars und Restaurants befanden. Er kannte diesen Ort gut, denn in dem kleinen Restaurant an der Ecke waren die Turnhams und er häufig essen gewesen – einmal im Monat hatte bei seiner Adoptivfamilie ein gemeinsames Essen auf dem Programm gestanden, um das er sich selten hatte drücken können. Er hatte es sich nicht eingestanden, aber er hatte dieses kleine Ritual gemocht, das ihm so etwas wie Normalität vorgegaukelt hatte.

Nun waren die Formenergie-Scheiben erloschen, die Fließbänder mit dem Essen geplündert, die Getränkespender zerschlagen.

Noch einmal rief er mit seinem Implant die Nachricht auf, die ihn vor Kurzem erreicht hatte. Über Wochen hatte er die Anrufe seiner Adoptivmutter nicht beachtet. Ylode Turnham hatte anfangs besorgt, später wütend geklungen. Den größten Teil des Sermons kannte er von früher. Wo bist du? Warum meldest du dich nicht? Was haben wir nur falsch gemacht?

Nach einigen Tagen waren die Nachrichten panisch geworden. Was ist los? Bitte melde dich! Wir können über alles reden! Wir sind nicht sauer, wir machen uns Sorgen!

Dante hätte tatsächlich gerne reagiert. Nach allem, was er an der Arkonspitze von Rowena über seine leiblichen Eltern erfahren hatte, war ihm aufgegangen, dass Ylode und Clodan Turnham ihm viel mehr Eltern gewesen waren, als es seine Erzeuger auch nur versucht hatten. Den Turnhams war er immer wichtig gewesen, ganz gleich, was er angestellt hatte. Seine leiblichen Eltern hatten ihn ihm Stich gelassen. Sie hatten sich einen Dreck darum geschert, was aus ihm wurde. Alles, was für sie gezählt hatte, war der Kampf gegen das Korrelat gewesen. Ob ihr Kind dabei auf der Strecke blieb, war ihnen egal gewesen. Im Gegensatz zu den Turnhams.

In den ersten Tagen, die sich Dante im Untergrund von Can Coronto versteckt hatte, hatte er nichts sehnlicher gewollt, als zu seiner Familie zu gehen. Aus Furcht vor Entdeckung war das jedoch nicht möglich. Jeder Anruf von Ylode hatte ihn geschmerzt, und er hatte gehofft, dass sie irgendwann einfach aufgeben würde. Das tat sie jedoch nicht. Jedes Mal, wenn er sein Implant einschaltete, zeigte es neue Mitteilungen von den Turnhams – keine von Tyler. Die meisten hatte er einfach gelöscht.

Doch diese letzte Nachricht von Ylode konnte er nicht ignorieren. Sie bestand nur aus drei Worten, die ihm direkt im Anzeigemodus präsentiert wurden: »Wir verlassen Atlantis.«

Dante war klar geworden, dass dies vielleicht seine letzte Chance war. Da waren Menschen, die ihn suchten, denen er nicht gleichgültig war. Er hoffte immer noch, dass dies auch bei Tyler der Fall war, doch er konnte nicht sicher sein. Bei den Turnhams war er es.

Dante rannte, sprang über Hindernisse und taumelte während der immer wieder auftretenden Beben voran. Der Wohnkomplex im Viertel Gonhar, in dem die Turnhams lebten, kam in Sicht. Wie bei den meisten Wohntürmen waren an fast allen Eingangsschleusen Gleiter angekoppelt, die von den Bewohnern mit ihren persönlichen Habseligkeiten beladen wurden. Die Wohnung, in der Dante die vergangenen Jahre gelebt hatte, lag im zehnten Stock. Er erkannte an der Parkbucht der Turnhams den in die Jahre gekommenen Familiengleiter.

Er hastete in den Eingangsbereich des Wohnturms und sprang in die MAF-Röhre, um in die Wohnung seiner Familie zu gelangen. Auf dem Weg hatte er bereits mehrere Male versucht, mit öffentlichen Transmittern nach Hause zu gelangen, doch das Netz war aufgrund der wachsenden Interferenz instabil. Einige Leute waren bereits im Hyperraum verschollen. Die öffentlichen Transmitterstationen zu nutzen, grenzte an Selbstmord.

Mit der MAF-Röhre gelangte er in den Flur, von dem insgesamt zehn Wohnungen abgingen. Es herrschte ein heilloses Chaos: Nicht nur die Turnhams waren dabei, die todgeweihte Stadt zu verlassen. Auch sämtliche Nachbarn schleppten ihre Habseligkeiten zu den Gleitern. Wer in diesem Komplex lebte, konnte sich zumeist ein eigenes Transportmittel leisten; die armen Schlucker blockierten derweil das Transmitternetz oder die öffentlichen Gleiter.

Dante stieg über Taschen und Tornister hinweg, quetschte sich an einem streitenden Jülziish-Ehepaar und deren blauer Kinderschar vorbei – und stand auf einmal seiner Adoptivschwester Cussa gegenüber. Sie trug eine Kiste, aus der Kleidungsstücke quollen, und starrte Dante mit einer Mischung aus Staunen, Erleichterung und aufkeimender Wut an.

Unvermittelt ließ sie die Kiste fallen, kam mit schnellen Schritten auf ihn zu und verpasste ihm eine Kopfnuss. »Wo warst du denn, du Forak-Gesicht? Mutter ist beinahe durchgedreht wegen dir!«

Dann fiel sie Dante um den Hals. »Zum Glück ist dir nichts passiert, dann kann ich dich später in Ruhe umbringen!«

Dante wollte sich befreien, etwas sagen, doch Cussa ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie packte ihn schmerzhaft am Unterarm, zerrte ihn mit zur Wohnung und schrie: »Mutter! Sieh, wen ich gefunden habe!«

Ylode war gerade dabei, vom Wohnzimmer aus die Räumung der Wohnung zu koordinieren, zu entscheiden, was man mitnahm und was man zurücklassen musste, und ihren Mann Clodan und die ältere Tochter Ilda mit Kisten und Koffern zum Gleiter zu schicken. Als sie Dante sah, eilte sie zu ihm und schloss ihn in die Arme. »Ich hatte so gehofft, dass du noch kommst ... Schnell, alles Weitere später!«

Sie drückte Dante einen Korb mit Nahrungsmitteln in die Arme und schob ihn vor sich her Richtung Gleiter. Clodan und Ilda konnten ihm nur verblüfft zuwinken, während sie das restliche Gepäck sichteten.

»Was ist denn los, Ylode?« In all den Jahren hatte sich Dante nicht dazu überwinden können, seine Adoptivmutter anders als bei ihrem Vornamen zu nennen. »Warum die plötzliche Eile?«

»Hast du die Trivids nicht gesehen?« Sie schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht, ich habe ja keine Ahnung, wo du die vergangenen Wochen warst ... Sie sagen, die Stadt ist nicht mehr zu retten. Die Fluten haben den Stadtrand von Can Coronto erreicht. Die Beben werden immer stärker. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Gebäude einstürzen. Man hat die Bevölkerung aufgerufen, Can Coronto und wenn möglich ganz Atlantis zu verlassen. Wir gehen zu Tante Ezzie.«

»Nach Neu-Rom? Auf den Mond?« Dante konnte es kaum glauben.

»Ja, ich weiß. Es wird schwer, aber wir werden es schon schaffen – als Familie.« Ylode strahlte ihn an. »Jetzt, wo du wieder da bist, wird alles gut.« Sie schob ihn auf die Feldschleuse zu und hielt die Hand vor das Signalfeld, das den Schirm zum Gleiter öffnete. »Steig schon ein! Ich hoffe, Clodan hat so gepackt, dass noch genug Platz für die Familie ist.«

Dante wich einen Schritt zurück. »Moment, das geht nicht. Ich kann nicht mit euch auf den Mond kommen. Ich muss ...«

»Dante, wir müssen alle hier weg.« Sie legte ihm eine Hand an die Wange; eine Geste, die er von ihr kannte.

Früher hatte er sich immer von ihr weggedreht, weil es ihm wie ein Verrat an seiner leiblichen Mutter vorkam, dass er diese Berührung genoss. Jetzt ließ er es geschehen.

Das entging Ylode nicht. Sie lächelte traurig. »Unsere Welt stirbt. Zusammen werden wir uns auf dem Mond ein neues Leben aufbauen.«

War es so? Musste sich Dante entscheiden? Zwischen seiner Adoptivfamilie – den einzigen Menschen, die ihn je gewollt hatten – und Tyler – dem einzigen Menschen, den er je gewollt hatte?

Ehe Dante antworten konnte, bebte der Boden, stärker als bisher. Ein Ruck ging durch den Wohnturm, Metall und Beton kreischten auf. Alles begann zu schwanken.

Ylode wurde blass. »Zu spät ...«, flüsterte sie. Sie versetzte Dante einen Stoß vor die Brust, sodass dieser rückwärts in den Gleiter taumelte. »Schnell, bring dich in Sicherheit!«

Mit einer Handbewegung schloss sie das Sicherheitsfeld und wich einen Schritt zurück. Die Kraftfeld-Arretierung des Gleiters löste sich von der Gebäudewand, obwohl die Tür zur Fahrgastzelle, gesichert durch ein Energiefeld, noch offen stand und sich erst dann langsam schloss.

Das Letzte, was Dante von Ylode sah, waren ihr bleiches Gesicht und die in Todesangst aufgerissenen Augen. Dann waren da nur noch wirbelnde Trümmer, Staub, Schutt.

Der Sog des einstürzenden Wohnturms packte den Gleiter und wirbelte ihn durch die Luft wie eine sterbende Mücke. Dantes Glück war, dass die Sicherheitsprotokolle des Gefährts sofort griffen und ihn in schützende Prallfelder hüllten. So wurde er im Innenraum des wild bockenden Gleiters zwar herumgeschleudert, trug jedoch keinen Schaden davon – und das, obwohl das Fluggerät während des Absturzes mit mehreren anderen Gleitern zusammenstieß, die das gleiche Schicksal ereilte.

Dann endete Dantes Glück: Der Familiengleiter der Turnhams schlug nur wenige Hundert Meter entfernt auf dem Parkdeck eines Einkaufszentrums auf, rutschte weiter und blieb schließlich liegen. Die Prallfelder versagten erst in den letzten Sekunden des Unglücks, Dante verletzte sich nur leicht. Während er sich keuchend aus dem Haufen Schrott kämpfte, der die Familie in vergangenen Jahren so oft zu Ausflügen oder in den Urlaub gebracht hatte, stürzten um ihn herum weitere Gleiter Richtung Boden, deren Besitzer von dem zusammenbrechenden Wohnturm in den Tod gerissen worden waren.

Ungläubig starrte Dante auf das, was von seinem Zuhause übrig geblieben war: ein gewaltiges Trümmerfeld, aus dem Staub- und Aschewolken aufstiegen, während immer wieder etwas explodierte und kleine Stichflammen aufloderten.

Dante erwartete, Schreie von Verletzten oder Sterbenden zu hören. Doch es herrschte gespenstische Stille.

Das hat niemand überlebt!, wurde ihm klar.

Erst nach einigen Augenblicken ertönten Rufe und Wehklagen; doch es kam von den umliegenden Häusern und Straßen, von wo sich nur wenige Schaulustige näherten. Die meisten machten, dass sie davonkamen.

Noch immer bebte der Boden unter Dantes Füßen. Die Stöße ließen die Ruine weiter kollabieren, Trümmer abrutschen und neue Explosionen aufblühen. Mühsam hielt sich Dante auf den Beinen und lief schwankend davon – ohne Ziel, ohne Familie ...

2.

Rowena

Tag 150, Epoche 10.304

Konzentriert musterte Rowena ein kopfgroßes Holomodell der Erde, das vor ihr in der Luft schwebte. Sie tippte es mit dem Finger an, um es zu drehen, und ignorierte den Lärm eines Nachrichten-Trivids, das am anderen Ende der Zentrale flackerte. Dort verfolgten Gucky, Icho Tolot und Perry Rhodan besorgt, was sich auf Atlantis ereignete. Eine dunkelhaarige Nachrichtensprecherin in einem adretten blauen Hosenanzug berichtete schockiert über die Zustände.

Willst du nicht hören, was sie zu sagen hat?, stichelte Rowenas Extrasinn. Und sehen, was sich so tut in deinem wundervollen Atlantis?

Nein, danke. Ich werde deinen Voyeurismus heute nicht befriedigen.

Die Nachrichtenbilder waren erschütternd. Das wusste Rowena, auch ohne hinzuschauen. Die anhaltenden Erdbeben und Katastrophen waren der Grund gewesen, dass sie ihr provisorisches Druufonsav-Hauptquartier in die Zentrale der CASE MOUNTAIN verlegt hatte. Auf der Erde war ein Arbeiten unmöglich geworden. Die immer schlimmeren Nachrichtenbilder bestätigten dies.

Sie versuchte, sich auf das zu fokussieren, was vor ihr lag: die Evakuierung des Planeten. Diese war unausweichlich geworden. Dennoch schien sie derzeit unmöglich, denn die NURO-KOROM verhinderte seit drei vollen Tagen, dass Flüchtlingsschiffe die Erde verließen.

»Wie wäre es hier?«, fragte Atlan, der ihr gegenüber auf der anderen Seite des Hologlobus stand und auf eine Stelle der Südhalbkugel wies.

Rowena seufzte und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. »Ich weiß nicht. Langsam erscheint mir eine Stelle so gut wie die andere. Wir müssen es einfach besser koordinieren, vielleicht haben wir dann Erfolg.«

»Aber jeder fehlgeschlagene Versuch kostet Leben – ich weiß, wie schwer die Entscheidung da fällt.«

Dankbar sah Rowena zu ihm auf. Dieser »andere« Atlan, wie sie ihn insgeheim nannte, verstand ihr Dilemma viel besser als der, mit dem sie die vergangenen 15 Jahre verbracht hatte – jener Atlan, der nun in der NURO-KOROM saß und unschuldige Menschen umbrachte.