Atlantis 2 / 12: Der gefallene Kosmos - Ben Calvin Hary - E-Book

Atlantis 2 / 12: Der gefallene Kosmos E-Book

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Seit 15 Jahren sind Perry Rhodan und seine Gefährten in der sogenannten Tangente gestrandet. Dabei handelt es sich um eine parallele Wirklichkeit, in der Atlantis nicht untergegangen ist, sondern das Zentrum einer galaktischen Kultur bildet. Doch wegen der Experimente, die Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe, angestellt hat, droht beiden Realitäten ein Kollaps. Beide Universen scheinen sich zu durchdringen. Kann man diesen Vorgang nicht aufhalten, wird nicht nur die Erde, sondern die gesamte Tangente vernichtet. Die einzige Hoffnung auf Rettung ist Rhodans Ziehsohn Tyler, dessen Gaben allerdings noch nicht entschlüsselt sind. Perry Rhodan muss nach Wanderer reisen – auf der Kunstwelt der längst toten Superintelligenz ES hofft er auf Informationen. Zugleich spitzt sich die militärische Lage im Solsystem zu. Raumschiffe der Tefroder sind ebenso im Einsatz wie die verschiedener Völker der Milchstraße – während Atlantis in einer Katastrophe unterzugehen droht. Geschieht kein Wunder, wird aus der Tangente DER GEFALLENE KOSMOS ...

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Nr. 12

Der gefallene Kosmos

Ein Ritter der Tiefe gibt auf – und ein Terraner muss ein Universum retten

Ben Calvin Hary

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: XLI.

1. Perry Rhodan

2. Tyler Rhodan

3. Atlan

4. Perry Rhodan

5. Tyler Rhodan

6. Atlan

7. Perry Rhodan

8. Atlan

9. Perry Rhodan

10. Atlan

11. Tyler Rhodan

12. Tyler Rhodan

Epilog

Risszeichnung CARFESCH

Impressum

Seit 15 Jahren sind Perry Rhodan und seine Gefährten in der sogenannten Tangente gestrandet. Dabei handelt es sich um eine parallele Wirklichkeit, in der Atlantis nicht untergegangen ist, sondern das Zentrum einer galaktischen Kultur bildet.

Doch wegen der Experimente, die Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe, angestellt hat, droht beiden Realitäten ein Kollaps. Beide Universen scheinen sich zu durchdringen. Kann man diesen Vorgang nicht aufhalten, wird nicht nur die Erde, sondern die gesamte Tangente vernichtet.

Die einzige Hoffnung auf Rettung ist Rhodans Ziehsohn Tyler, dessen Gaben allerdings noch nicht entschlüsselt sind. Perry Rhodan muss nach Wanderer reisen – auf der Kunstwelt der längst toten Superintelligenz ES hofft er auf Informationen.

Zugleich spitzt sich die militärische Lage im Solsystem zu. Raumschiffe der Tefroder sind ebenso im Einsatz wie die verschiedener Völker der Milchstraße – während Atlantis in einer Katastrophe unterzugehen droht. Geschieht kein Wunder, wird aus der Tangente DER GEFALLENE KOSMOS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner erfährt von einem kosmischen Patzer.

Atlan – Der Arkonide steht sich selbst im Weg.

Tyler Rhodan – Das Schicksal zweier Universen lastet auf den Schultern des Jugendlichen.

Koomal Dom – Der Ritter der Tiefe weigert sich, das ultimative Opfer zu bringen.

Mirona Thetin

Prolog: XLI.

Koomal Dom

Vor 2.532 Jahren

Das Gegenteil von »gut« ist »gut gemeint«.

Es gab Tage, an denen dieses sawpanische Sprichwort Koomal Dom nicht losließ.

Etwa beim Friedensschluss von Aralon ... der aus den Arkoniden eine Horde galaktischer Bettler und Gangster gemacht hatte.

Oder nachdem er ein Volk kybernetischer Organismen von einer sogenannten »Hassschaltung« befreit ... und gleichzeitig dafür gesorgt hatte, dass sie einander in einem epischen Bruderkrieg ausrotteten.

Das Gegenteil von »gut« war, auf einen Satz reduziert, die Geschichte seines Lebens. Doch dieser eine Abend auf Wanderer überstrahlte alle anderen. Besser als damals hatte er es nie wieder gemeint.

Begonnen aber hatte es wie stets: voller Hoffnung und gutem Willen. Mit einem Koomal Dom, der nervös vor dem Physiotron auf und ab schritt. Penibel hatte er jedes Protokoll überprüft, zehn-, zwanzigmal den Fluchttransmitter nachkalibriert und seine Körperbemalung kontrolliert. Unter dem Umhang war er selbstverständlich nackt, sein Körper von einer fingerdicken Schicht goldenen Glitters bedeckt. Der Eingang der großen Halle in Ambur-Karbush war mit Girlanden und Regenbogen-Holos geschmückt.

Dies war ein würdevoller Augenblick. Vermutlich der wichtigste, sowohl in der kol-manischen Geschichte als auch in der des Ritterordens. Alles musste perfekt sein!

»Es ist ein Husarenstück, Herr!« Kurrlosh, Doms Orbiter, drapierte ein Samttuch über dem Physiotron – jene zylindrisch aufragende Maschine im Zentrum des Riesenraums, die ihrem Benutzer zeitweise Unsterblichkeit verlieh. Eine seiner vier Hände spielte mit etwas – einem Kästchen mit abgerundeten Ecken. Es stammte aus Doms Arsenal auf GOR-VAUR, der Orbiter musste es vor ihrem Aufbruch dort eingesteckt haben. Was es tat, war Dom nicht bekannt.

Doms Atem ließ seine Nasenlamellen flattern. »Eins, das selbst die Verhandler der Gleißenden Periode neidisch gemacht hätte!«, brüstete er sich. Die Frühgeschichte seiner Heimatwelt war ein Fundus mythischer Heldenfiguren, die jeden Konflikt mit Leichtigkeit wegdiskutiert hatten. Er sah sich in ihrer Tradition. »Leg das Kästchen weg und hilf mir!«

Kurrloshs türkisgrüne Haut wurde einen Hauch dunkler – ein Zeichen von Verlegenheit, wie Dom wusste –, und er ließ den Gegenstand in seiner Robe verschwinden.

Der Ritter der Tiefe verband eine Datenleitung mit einem Speicher und aktivierte das Serviceholo. Kurrlosh assistierte.

Als der geistige Schlag kam, gingen beide stöhnend in die Knie.

*

Mentaler Druck.

Oft schon hatte Koomal Dom sich gefragt, was das überhaupt sein sollte. Ihm war klar, dass psionische Strahlung und hyperphysikalische Effekte im Spiel waren – aber solche Konzepte waren zu abstrakt für den Verstand.

Erst in diesem Moment, als er sich hilf- und wehrlos neben Kurrlosh am Boden wälzte, begriff er, worauf es letztlich hinauslief: dass sein Gegenüber so unfassbar klug war, dass er davon Kopfschmerzen bekam.

Wenn das nicht einschüchternd war, was dann?

Beide Verhandlungspartner waren gleichzeitig eingetroffen, exakt zum vereinbarten Zeitpunkt. Und mit ihnen kam die Pein. Zu sehen war nichts – Superintelligenzen »sahen« nicht »aus«, sie waren einfach.

Dafür konnte er sie spüren: Zwei mächtige Entitäten füllten den Raum.

Die Gegnerinnen begrüßten einander, indem sie sich orkanartig anbrüllten –zumindest schien es dem Kol Mani so, obwohl die Stimmen lautlos waren und direkt in seinem Kopf erklangen. Jede »Silbe« enthielt die Bedeutung ganzer Sagenschätze, jedes »Wort« detonierte mit der Wucht einer Fusionsbombe in seinem Verstand. Für Superintelligenzen mochte es die normale Gesprächslautstärke sein – zumindest ES hatte sich während der Vorgespräche bislang aber höflich zurückgehalten.

Koomal Dom schrie. Alles in ihm wollte weg, doch er musste dieser Qual standhalten. Die Befriedung dieser beiden kosmischen Feinde war seine Aufgabe – die eine Bedingung, die an den Fortbestand seines Privatuniversums geknüpft war!

Jahrhundertelang hatte Dom darauf hingewirkt, allein mit den Mitteln der Diplomatie – wie es einem großen Kol Mani gebührte! Nach gefühlten Äonen war es ihm gelungen, Seth-Apophis und ES zum Gespräch zu überreden. Als Verhandlungsort hatten sie sich auf das Zentrum der Kunstwelt Wanderer geeinigt. ES fungierte als Gastgeber.

Dom kämpfte den Fluchtimpuls nieder und aktivierte per Gedankenbefehl den Psi-Filter, der in die Fasern seines porleytischen Umhangs eingewebt war. Der Druck sank auf ein erträgliches Maß.

Die Worte wurden verständlich.

Danke, dass du gekommen bist, sagte die erste Entität. Für Dom hatten die Worte eine Färbung, einen Tonfall. Sie klangen höflich, freundlich gar. Die Stimme musste zu ES gehören.

Die Antwort hingegen war bar jeder Wärme. Die Umstände schienen vielversprechend. Wir werden diesen Ort gemeinsam verlassen oder gar nicht. Das ist vom Gelingen des Plans abhängig. Seth-Apophis klang nicht zornig, sondern berechnend, pragmatisch. Dennoch erahnte der Kol Mani unstillbare Gier hinter diesem Intellekt. Sie trieb ihm Eiseskälte ins Herz.

Dom hielt sich den Schädel, wälzte sich auf den Rücken. Die drei Finger seiner Linken suchten nach Halt, krallten sich in den Boden. Wo war sein Orbiter? Benötigte er Hilfe? Über Kurrloshs Spezies wusste Dom fast nichts, doch wenn es ihm schon derart elend ging – wie musste sein Diener sich erst fühlen? Als Ritter war es seine Pflicht, ihn zu beschützen.

Der Plan? Gelächter schallte durch den mentalen Äther. Die Antwort der Gegnerin schien ES zu amüsieren. Du machst ja selbst dem Terraner Konkurrenz. Ich mag eine gute Finte!

Bei diesem Ausspruch hätte Dom stutzen müssen. Er hätte ihm verraten sollen, dass die Superintelligenz wusste, was sie tat. Zwar hatte er keinen Schimmer, wer oder was »der Terraner« war – das würde er erst Jahrhunderte später herausfinden.

Aber die Erwähnung einer »Finte« ...?

Hinterher wusste man es immer besser. Im Augenblick jedoch begriff Dom fast nichts. Der Druck setzte sich gegen den Psi-Filter durch, die Schmerzen sprengten seinen Schädel und die Sorge um Kurrlosh trieb ihn um.

Das Gegenteil von »gut« ist »gut gemeint« ...

»Kurrlosh!« Dom gelang es, auf alle viere zu kommen. Er sah seinen Orbiter ein Stück vor dem Physiotron stehen.

Ja – er stand tatsächlich, als machte der Druck ihm überhaupt nichts aus, und reckte die Hand mit dem seltsamen Kästchen.

Die Stimmen wurden erneut zum Gebrüll. Koomal Dom robbte bis vor die unbeschuhten, platten Füße unter Kurrloshs Robe – ein Ritter, der vor seinem Knappen kroch. Tapfer schluckte er die Scham herunter und hob den Kopf. Warum litt Kurrlosh nicht? Etwas in Dom ahnte die Lösung, doch seine Gedanken steckten fest wie in Aas.

»Vergib mir, mein Ritter!« Kurrlosh blickte auf Dom herab, ohne die Hand mit dem Kästchen zu senken. In seiner Miene jagten die Emotionen einander: Wut, Trauer, Bedauern, Häme. »Sie zwingt mich dazu. Ich versuche, mich zu widersetzen. Doch sie ist stärker als ich!«

Dom begriff: Seth-Apophis wollte nicht verhandeln. Nur zum Schein hatte sie sich auf das Treffen eingelassen. Dies war ein Angriff – auf ihren erbittertsten Gegner, inmitten seines heiligsten Orts!

Dom spannte die Muskeln, versuchte, seinen Orbiter zu hindern – was immer er auch plante. Noch konnte er ihn aufhalten!

»Kämpfe gegen ihren Einfluss, Kurrlosh!«, presste er hervor. »Du bist stärker!« Er selbst war zu schwach, auch nur den Arm zu heben.

Die Gelegenheit verstrich. Kurrlosh drückte eine Taste auf der Unterseite des Kästchens. Seine Züge waren voll Bedauern.

Und die Katastrophe brach los.

Ein Gong ertönte.

Beim Physiotron entstand ein Glühen; es nahm seinen Anfang an der Basis, wanderte rasch über den Zylinder und ließ ihn aufleuchten. Hitze versengte Doms Wangen. Die Maschine verging im Plasmafeuer.

Der Kopfschmerz obsiegte über das Schutzfeld des Umhangs, die Enttäuschung brach sich in einem verzweifelten Schrei Bahn. Dom wälzte sich am Boden, verfluchte Seth-Apophis, Kurrlosh und am meisten sich selbst – vielmehr, sein künftiges Ich.

Einst hatte er sich Wissen aus der Zukunft zukommen lassen. Lange hatten diese Daten ihm wertvolle Dienste geleistet, ihn durch die Jahrtausende geleitet und letztlich an diesen Ort, zu diesem Moment geführt. Nichts davon aber hatte ihn vor dieser Wendung gewarnt. Warum hatte er sich selbst derart verraten?

Dabei hatte er es doch so gut gemeint!

1.

Perry Rhodan

Tag 154, Epoche 10.304

Derselbe Ort, Jahrtausende später. Wanderer schien seine Besucher abzuschütteln.

Perry Rhodan erschrak, als der Boden zitterte. Metall rumorte so laut, dass er sich die Hände auf die Ohren presste. Die Halle des Physiotrons stöhnte.

»Deckung!« Rhodan federte den Ruck mit den Knien ab, bevor es ihn von den Beinen warf. Teile aus Metallplast lösten sich aus der Deckenverkleidung. Er packte Gucky am Ärmchen und riss ihn beiseite.

Der Ilt quietschte, dann stürzten die Trümmer dorthin, wo er eben noch gestanden hatte. Mannsgroße Brocken verteilten sich über den Hallenboden. Wallender Staub drang in Rhodans Lungen. Er hustete.

»Junge!« Gucky starrte aus großen Augen erst zu ihm, dann auf die Trümmer. Seine Schnurrhaare zitterten. »Eine Sekunde später, und ich wäre jetzt platt! Ich schulde dir was, Chef!«

»Geht aufs Haus.« Rhodan tastete sich durch den Staub. Das Physiotron bot ihm Orientierung, obwohl es keinerlei Ähnlichkeit mit dem Gerät aufwies, das Rhodan im Jahr 1976 alter Zeit erstmals die Unsterblichkeit verliehen hatte. An seiner Stelle prangte eine Skulptur aus Metallschrott; es musste vor langer Zeit unter großer Hitze zerschmolzen sein. Seit Koomal Doms Bericht wusste Rhodan sogar, wie sich das zugetragen hatte.

»Dom?«

Der Kol Mani verhielt sich auffallend still. Hatte einer der Brocken ihn erwischt?

Immerhin: Die Lebensgeschichte des Kol Mani hatte eine jahrelange Last von Perry Rhodans Schultern genommen. Nicht Rhodan und seine Gefährten hatten die Tangente erschaffen. Koomal Dom hatte mittels Paratron-Technologie den Untergang von Atlantis verhindert, Druuf und Maahks gegen die Konverterkanone gewappnet und so sein eigenes, privates Paralleluniversum geschaffen. Wozu? Um hier als Held verehrt und nicht als Versager gescholten zu werden. Die Kosmokraten hatten es ihm angeblich durchgehen lassen.

»Sind alle in Ordnung?«

»Mir geht's gut!« Das war Sichus Stimme. »Das solltest du dir ansehen, Perry!«

Gemeinsam suchten sich Rhodan und Gucky ihren Weg durch den Staub, der sich allmählich lichtete.

Unter einem Stück Plastbeton ragten die vier Arme eines mumifizierten Leichnams hervor – die Überreste des Orbiters Kurrlosh. Warum war er über die Jahrtausende nicht gänzlich verwest? Die Vernichtung des Physiotrons schien die organische Materie auf ungeahnte Weise konserviert zu haben – ein seltsamer Nebeneffekt des Unglücks, das sich hier vor langer Zeit ereignet hatte.

Daneben am Boden saß Koomal Dom und erweckte den Anschein, als wäre ihm alles egal. Der Terraner stieß ihn sachte an, entlockte ihm aber keine Reaktion. War der Kol Mani in Katatonie versunken?

Das Beben hatte den Ritter unterbrochen, sein Bericht blieb unvollendet. Etliche Fragen waren offen: Wie hatte das Unglück zum Tod von Seth-Apophis geführt? Wenn das stimmte, war alles aus. Ohne die stabilisierende Eiris einer Superintelligenz bestand keine Chance, den Transtemporalen Kollaps aufzuhalten.

Ein Stück weiter kauerte Sichu über etwas, bei dem es sich um das von Dom erwähnte Kästchen handeln musste. Soeben tippte sie an ihre Schläfe. Sorgfältig vermied sie jede Berührung, als sei es ein Beweisstück in einem Kriminalfall. Grauer Staub bedeckte ihre Smaragdhaut.

»Was hast du herausgefunden?« Rhodan bückte sich neben sie. Gucky kauerte sich auf die andere Seite.

Sichu wies auf das Kästchen. »Mein Implant entdeckt schwache energetische Restspuren. Sie lassen keine Rückschlüsse auf die Funktionsweise zu, aber das hier ist interessant.«

Sie projizierte eine Energiesignatur als Externholo. Daneben standen Vergleichsdaten von der ZIBORAL, dem Heiligtum an der Arkonspitze.

»Mir ist sofort aufgefallen, dass ich dieses Muster schon einmal gesehen habe.« Sie wies auf Abschnitte in den Grafiken, die einander verblüffend glichen.

»Was bedeutet das?«, piepste Gucky. »Dass das Gerät ebenfalls von Garbeschianern konstruiert wurde? Eine Hinterlassenschaft von Seth-Apophis?«

»Nein. Das ist Porleyter-Technik. Es ist kosmokratischen Ursprungs.« Sichu deutete auf eine Markierung in der Signatur. »Und hiernach zu schließen, kann es nur durch einen Ritter der Tiefe oder seinen Orbiter bedient werden. Aber Kurrlosh war von Seth-Apophis beeinflusst. Das hat das Gerät irgendwie geprägt.«

Da lachte Koomal Dom.

Es war nur ein müdes Glucksen, aber dadurch wirkte es nicht weniger unangemessen. Die Bassstimme hallte geisterhaft von den Wänden der riesigen Halle wider.

»Was ist so komisch?« Rhodan gelang es nicht, seinen Ärger zu unterdrücken.

Eine neue Erschütterung ließ die Halle erbeben. Diesmal warf sie Rhodan und Dorksteiger um. Gucky stürzte mit empörtem Quieken auf das dicke Hinterteil. Die Wände knirschten Furcht einflößend.

Koomal Dom lachte erneut. »Ihr begreift es noch immer nicht. Die Zeit ist um! Dieses Universum war kein Geschenk der Kosmokraten, sondern eine Leihgabe. Und nun wollen sie es zurück.«

Trümmer schlugen direkt neben ihm Löcher in den Boden. Doch der Zusammenbruch, das Chaos ringsum schien Dom nicht zu berühren.

Rhodan beschloss, ihn zu ignorieren. Er rappelte sich auf und stellte eine Implant-Verbindung zur CARFESCH her. Das Fingerschiff wartete auf einem Landefeld am Rand der Maschinenstadt.

CAR, rief er per Gedankenbefehl. Was geht hier vor?

Die Syntronik stellte ihn zu Kannal Thornton durch.

»Erlesener!«, erklang sein tiefer Bariton direkt auf Rhodans Hörnerv. Das bärtige Gesicht schwebte vor ihm, als empfinge er eine Holoübertragung. »Du und deine Begleiter sollten an Bord zurückkommen.«

Der tefrodische Offizier sandte ein Datenpaket: seismische Diagramme, dazu ein Querschnitt der Scheibenwelt. Rote Punkte markierten die Epizentren der Beben. Im Nordosten war ein keilförmiges Bruchstück abgesplittert und trieb ins All davon. Irgendwo in Wanderers Tiefen kam es zu etwas, das CAR als tektonische Aktivität interpretierte. Das war natürlich vollkommen widersinnig.

Sichu schüttelte ratlos den Kopf.

Koomal Dom senkte das Kinn. Die Enden seines Geweihs kratzten über den Brocken, unter dem sein toter Orbiter lag.

»Lass mich dir die Mühe sparen, Verkünder.« Er sprach mit derart aufreizender Gelassenheit, dass Rhodan ihn am liebsten geschüttelt hätte. »Wenn dein Schiff die Strangeness-Werte der näheren Umgebung analysiert, wird es eine neue Interferenz entdecken. Der Kollaps reißt immer neue Schwachstellen ins Kontinuum.« Vielsagend zupfte er am Saum seines Umhangs. Die eingewebten Porleyter-Geräte mussten ihm das verraten haben.

»Das ergibt sogar Sinn.« Dorksteiger nahm das Kästchen vom Boden, wog es unschlüssig in der Hand und steckte es in eine Tasche ihrer Einsatzkombination. »Von hier aus hat ES seine Mächtigkeitsballung einst mit Eiris gespeist. Logischerweise ist dies also einer der ersten Orte, an dem die Raum-Zeit sich auflöst.«

»Was bedeutet das?«, fragte Gucky. »Geht Wanderer unter?«

Rhodan nickte bitter. Dann wandte er sich an Dom. »Ich verstehe dich nicht. Die verbleibende Zeit zur Rettung der Tangente wird knapp. Deine Welt steht buchstäblich vor dem Untergang, und dir entlockt all das nicht mehr als ein Schmunzeln.«

Wieder brachte ein Beben den Boden zum Erzittern, erneut krachte es im Fundament. Am entfernten Ende der Halle wuchs ein gezackter Riss, der gleich darauf bis zur Decke reichte und breiter wurde. Ringsum rieselte Staub.

Dom kommentierte es mit einer ausladenden Geste. Was soll man schon machen?, hieß das wohl.

Gucky deutete auf den Riss. »Was immer ihr Hübschen zu besprechen habt, ihr müsst es unterwegs tun. Wenn wir nicht sofort von hier verschwinden, bricht uns Wanderer unter den Füßen auseinander und unsere Hintern stürzen ins Vakuum.«

Rhodan nahm Gucky bei der Pfote und bedeutete Sichu, es ebenso zu tun. Der Ilt würde sie mit seiner Mutantengabe auf die CARFESCH zurückversetzen.

Zu dritt traten sie vor den Kol Mani.

»Du hast dich aufgegeben?« Rhodan ließ jede Höflichkeit fallen. »Meinetwegen. Dann lass uns wenigstens helfen. Was ist mit Seth-Apophis geschehen? Was mit ES? Wie sind beide gestorben?« Jedes Detail mochte den rettenden Hinweis liefern. Der Terraner lehnte es ab, die Hoffnung aufzugeben.

Dom zuckte müde mit den Schultern – eine typisch menschliche Geste, die er sich vor Jahren von Rhodan abgeschaut haben musste. »Wo wir sterben, spielt letztlich keine Rolle. Und es wird nichts schaden, sich die verbleibenden Stunden mit Geschichten zu vertreiben.« Es klang fast amüsiert.

Würdevoll erhob er sich, streifte Kurrloshs Überreste und das, was einst ein Physiotron gewesen war, mit einem letzten Blick, und legte Gucky die Dreifingerhand auf die Stirn. »Ich bin so weit, Ilt. Teleportiere uns auf euer Raumschiff!«

Gönnerhaft bis zuletzt. Der Terraner wusste nicht, was ihn mehr frustrierte – Doms Lethargie oder seine Überheblichkeit.

Gucky schloss konzentriert die Augen. Rhodan wappnete sich für das charakteristische Ziehen im Nacken, das eine Teleportation üblicherweise begleitete.

Nichts geschah.

Der Riss am Ende der Halle gab den Blick auf die Stadt frei. Am Himmel türmten sich Gewitterwolken.

Schließlich öffnete der Ilt die Lider, sah ungläubig zu Rhodan auf. Er klappte den Mund auf.

»Funktioniert nicht, oder?«, kam Dom ihm zuvor. Der Kol Mani hob die Schultern. »Das psionische Chaos dürfte wie ein Psi-Blocker wirken. Dann eben zu Fuß. Folgt mir!«

Er ließ Gucky los und eilte mit festen Schritten zum Ausgang, als sei er der Anführer und hätte die Mission seit Anbeginn geleitet.

Kopfschüttelnd folgten Rhodan und seine beiden Begleiter ihm ins Freie.

2.

Tyler Rhodan

Tag 155, Epoche 10.304

Die Stadt aus Farben war grau geworden.

Um mich herum herrschte Entsetzen. Grollen klang durch die Nacht, Explosionen erschütterten die Innenstadt. Wohntürme kollabierten, verwandelten die Straßen in ein Katastrophengebiet. Sirenen heulten.