Perry Rhodan Neo 256: Die Flüsterfürstin - Ben Calvin Hary - E-Book

Perry Rhodan Neo 256: Die Flüsterfürstin E-Book

Ben Calvin Hary

0,0

Beschreibung

Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan als erster Mensch auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit ihren Einflussbereich ausgedehnt und ferne Sonnensysteme besiedelt. Allerdings kommt es im Jahr 2102 zu einem Konflikt mit den Kolonien. Der Notfallplan Laurin wird eingeleitet – und geht schrecklich schief. Die Erde und der Mond stranden im Kugelsternhaufen M 3, rund 34.000 Lichtjahre von der Heimat entfernt. Mit dem Großraumschiff SOL macht sich Rhodan auf die Suche nach den Ursachen des Transportunfalls. Die SOL gelangt in eine Raumregion, die den Naturgesetzen zu widersprechen scheint. Dort fangen die Menschen einen mehr als hundert Jahre alten Notruf auf und wollen zu Hilfe eilen. Dabei gerät Rhodan in größte Bedrängnis – denn sein Gegner ist DIE FLÜSTERFÜRSTIN ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 226

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Band 256

Die Flüsterfürstin

Ben Calvin Hary

Cover

Vorspann

1. November 1989

2. Sam Breiskoll: 2102

3. Dezember 1989

4. Sam Breiskoll: 2102

5. Februar 1990

6. Sam Breiskoll: 2102

7. März 1990

8. Sam Breiskoll: 2102

9. März 1990

10. Sam Breiskoll: 2102

11. März 1990

12. Perry Rhodan: 2102 – Zwanzig Minuten zuvor

13. Perry Rhodan: Eine Stunde später

14. Perry Rhodan: 2102

15. März 1990

16. Perry Rhodan: 2102

17. Sam Breiskoll: Zwei Tage später

Impressum

Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan als erster Mensch auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit ihren Einflussbereich ausgedehnt und ferne Sonnensysteme besiedelt.

Allerdings kommt es im Jahr 2102 zu einem Konflikt mit den Kolonien. Der Notfallplan Laurin wird eingeleitet – und geht schrecklich schief. Die Erde und der Mond stranden im Kugelsternhaufen M 3, rund 34.000 Lichtjahre von der Heimat entfernt.

Mit dem Großraumschiff SOL macht sich Rhodan auf die Suche nach den Ursachen des Transportunfalls. Die SOL gelangt in eine Raumregion, die den Naturgesetzen zu widersprechen scheint.

Dort fangen die Menschen einen mehr als hundert Jahre alten Notruf auf und wollen zu Hilfe eilen. Dabei gerät Rhodan in größte Bedrängnis – denn sein Gegner ist DIE FLÜSTERFÜRSTIN ...

1.

November 1989

Valkias Aufzeichnungen, Index 7-4/38

Mein Raumschiff ist ein Spielzeugladen, und wir werden alle sterben.

Ich wate knietief durch ein Meer aus Sammelkarten, versetze einem Modellgleiter einen Tritt und umrunde einen Haufen Holzklötze. Keiner weiß, wo die Sachen herkommen. Die TRAVINOL hat Ausrüstung zur stellaren Kartografierung und für astrophysikalische Untersuchungen geladen, doch der Transformeffekt verwandelt sie in Tand. Die Veränderungen sind uns unerklärlich. Wir sind Glücksritter, keine Weltraumforscher.

Zuletzt hat es unser Antriebssystem getroffen. Mit rasendem Herzen denke ich an die Durchsage des Chefingenieurs: »Die Plasmainduktoren haben sich in positronische Spielautomaten verwandelt. Wir verlieren die Kontrolle über das Schiff.«

Eine letzte Transition hat uns in den Orbit eines Planeten gebracht – einer namenlosen Sauerstoffwelt mit nur spärlicher Vegetation. Nun stürzen wir ab. Ich habe Angst und will sie nicht zeigen, denn eine Kommandantin darf sich nicht fürchten. Ich bin Valkia von Kaanst, das Oberhaupt eines Haufens akonischer Vagabunden. Alle schauen zu mir auf. Was mir bleibt, sind Wut, Enttäuschung und Sorge.

Vor allem um meinen Sohn. Kerbred eilt hinter mir durch den Korridor.

»Sagtest du nicht, ich gehöre ans Steuer deines Schiffs?« Der Junge stützt mich, als ich über vier ineinander verkeilte Kinderräder klettere. Groll lässt seine Stimme beben. Das ungewaschene Haar hängt ihm in die Stirn. »Hast du mich nicht deswegen gezwungen, mitzukommen?«

Ich treibe ihn weiter. Kerbred. Geliebter, aknegesichtiger Stichler. Es war ein Fehler gewesen, ihn mitzuschleppen, doch die TRAVINOL brauchte einen Piloten – und wir beiden eine zweite Chance. Nun muss er dafür büßen. Ausgeschlossen, dass ich ihn weiterer Gefahr aussetze.

Wir hasten auf den Antigravschacht zu. Den Rest der Besatzung habe ich bereits auf das astrometrische Beobachtungsdeck geschickt, dort ist die Überlebenschance am größten. Die TRAVINOL schüttelt sich im Todeskampf. Das Brüllen überlasteter Antriebsaggregate dröhnt in meinen Ohren. Jede Erschütterung, jedes Knirschen in den Verstrebungen spüre ich wie Schmerzen am eigenen Leib. Dieser winzige Kugelraumer war mein Baby.

Vor der Mannschaftsmesse bückt sich Kerbred nach einem Gegenstand, der verloren im Gang liegt: ein Püppchen mit beweglichen Armen und Beinen, unterarmlang und mit einer dünnen Trennlinie in der Körpermitte. Bis vor Kurzem war es zweifelsohne ein Ausrüstungsgegenstand, vielleicht ein Molekülverdichter oder ein Analysegerät.

»Ein Kordra-Götze, dritte Serie, vierte Figur. Superselten. Gibt nur vierhundert. Jeder Sammler würde dafür töten.« Altes Spielzeug ist Kerbreds Leidenschaft – Kram, für den er zwanzig Jahre zu alt ist. Was auch immer den Transformeffekt verursacht, versteht sich auf Ironie.

»Weiter!« Ich stoße ihn an. Dies ist nicht der Zeitpunkt, innezuhalten. Versteht er den Ernst der Lage nicht? Schließlich sind wir nicht einfach nur in Raumnot.

Die TRAVINOL ... verändert sich, seit das Raumschiff in die Dunkelwolke Bacor-Kavi eingedrungen ist. Die Realität ist offenbar eine Variable in dieser kosmischen Region: Metalle und Kunststoffe weisen mit einem Mal organische Eigenschaften auf. Aggregate verwandeln sich scheinbar grundlos in Bausteine und Modellgleiter. Wir kommen an Springseilen vorbei, die einmal Plasmaleiter waren. Holospiel-Bediengeräte verstopfen die Maschinensäle.

Wütend ziehe ich Kerbred weiter – eine Mutter, die ihr verträumtes Kind vor sich selbst beschützt. Das Metall schmatzt unter unseren Füßen. Mit jedem Schritt fühlt sich der Untergrund weicher an, als würden wir über Morast gehen. An Bord muss ein Feuer ausgebrochen sein. Rauch füllt den Gang, ein Überschlagsblitz blendet mich. Ozongeruch beißt in der Nase.

Die Polung des Antigravschachts ist ausgefallen, das Schwerkraftfeld weist nur nach unten. An den Nothaltestreben hangeln wir uns empor. Kerbred klettert neben mir. Die Puppe hat er in seinen Hosenbund geklemmt.

Irritiert starre ich die Figur an. Warum schleppt er sie mit sich?

Er bemerkt meinen Blick. »Für meine Sammlung«, murmelt er. »Falls wir je nach Drorah zurückehren. Kordra-Götzen bestehen aus Nanokomposit, das macht sie so wertvoll. Das Zeug wurde für Gehäuse von Fusionsreaktoren entwickelt.«

»Jetzt nicht!« Als gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres! Es kostet mich Mühe, nicht barsch zu werden.

Explosionen erschüttern das Schiff, eine so heftig, dass ich den Halt verliere. Mein Sohn ergreift meine Hand und zwingt sie auf die Strebe zurück. Dankbar nicke ich ihm zu. Donner hallt dumpf in meinen Trommelfellen nach.

»Bald hast du es hinter dir«, flüstere ich dem Raumer zu. Dabei tätschele ich die Schachtwand. Es mag lächerlich sein, doch die TRAVINOL ist für mich ein zweites Kind, das ich beinahe so liebe wie Kerbred. Und nun liegt es im Sterben.

Wir verlassen den Antigravschacht auf dem Beobachtungsdeck unterhalb der Polplatte. Dort wartet der Rest der Besatzung auf uns. Wir begegnen leeren Blicken aus erschöpften Gesichtern. Der Biologe Longmar von Duuhl klammert sich an die Armatur des Quantenteleskops. Aina von Tribaka, meine Gefährtin seit Kindertagen, nimmt mich tröstend bei der Hand. Dankbar erwidere ich den Druck. Sie weiß, was das Schicksal der TRAVINOL in mir auslöst.

»Wo sind Lompos und Nandard? Wo ist Oingart?« Ich zähle die Versammelten und komme auf zwölf Personen, mich selbst und Kerbred eingeschlossen. Die Besatzung der TRAVINOL ist handverlesen. Jede Abwesenheit fällt sofort auf.

Aina ist die Sicherheitschefin an Bord. Sie versucht, die Vermissten über das Bordkommunikationssystem zu erreichen, doch niemand antwortet. Vermutlich sind sie tot, gestorben bei einer Explosion oder als Opfer des Transformeffekts.

Ich starre nach oben. Über mir befindet sich ein kreisrundes Fenster aus armdicken, molekülverstärkten Glassitplatten. Dahinter erstreckt sich sternloses Blau. Die Atmosphäre des Zielplaneten schlägt über der TRAVINOL zusammen, das Schiff ist aus dem Orbit gestürzt.

Immerhin müssen wir den Planetenboden nicht sehen, der auf uns zurast. Das Letzte, was die Taster gezeigt haben, war ein Talkessel inmitten eines Gebirges, übersät von bernsteinfarbenen Felsnadeln. Ich male mir aus, wie sie die TRAVINOL aufspießen. Ich traue dem Hochleistungsstahl der Hülle nicht länger, seit der Transformeffekt eingesetzt hat.

Aina verlangt, dass wir uns unter die Instrumentengalerie zwängen. »Wenn Trümmer umherfliegen, bieten uns die Konsolen Schutz.«

»Einverstanden.« Aina hat immer recht. Ich bin die Erste, die sich setzt, und winke die anderen zu mir.

Wir kauern uns nebeneinander. Der Bordmediker Yembert presst sich gegen meinen Schenkel, Ainas Finger tasten nach meinen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht das Atmen in der mit Angstschweiß gesättigten Luft schwer. Längst hat sich das Dunkelblau hinter dem Glassitrund in ein zartes Violett verwandelt. Federwölkchen überziehen den Himmel. Unter meinem Hintern vibrieren die Deckplatten. Zwar neutralisieren die Andruckabsorber die Trägheit und das Gefühl, zu fallen, doch die Vibrationen der Lufthülle übertragen sich auf die Schiffskonstruktion. Ich schließe die Augen, zähle meine Herzschläge.

Die Bremstriebwerke im Ringwulst zünden ein letztes Mal, dann erfolgt der Aufprall, hart und kurz. Ein grässlicher Knall bringt das Raumschiff zum Zittern. Das Deck gerät in Schräglage. Ein von Panik erfüllter Schrei hallt durch das Beobachtungsdeck, die Stimme ist bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ich brauche mehrere Augenblicke, um zu begreifen, dass es meine eigene ist. Scharfer Schmerz fährt mir in die Handfläche.

Es folgt ein ohrenbetäubender Rumms, dann ein schier endloses Knirschen, als der Rumpf sich in den Untergrund bohrt. Das Glassitrund über unseren Köpfen birst. Splitter fliegen mir um die Nase, kratzen nadelfein über meine Wangen. Ich halte die Luft an, um nichts einzuatmen.

Die Energieversorgung fällt aus. Triebwerke und Aggregate versagen den Dienst, ebenso die Andruckabsorber. Die Trägheit schlägt durch, trifft uns wie die Faust eines unsichtbaren Riesen. Ich fühle mich gepackt und durch den Raum geschleudert, lande auf dem Bauch, in einem Bett aus Splittern und Kunststoffelementen, die aus den Halterungen gerissen sind. Die Schwerkraft presst mir die Luft aus den Lungen.

Dann ist es vorbei. Das Schiff kommt so abrupt zum Stillstand, dass die Stille in den Ohren schmerzt.

Irgendwann traue ich mich, weiterzuatmen. Als ich meine schmerzende Handfläche betrachte, sehe ich rote Rinnsale, die mir übers Handgelenk laufen. Während des Absturzes habe ich die Hand zur Faust geballt, so fest, dass ich mir mit den Fingernägeln Wunden zugefügt habe. Da erst merke ich, wie meine Knie zittern und mein Herz trommelt. Farbige Punkte tanzen in meinen Augenwinkeln.

Ich besinne mich auf meine Pflicht. »Statusbericht!« Zwar leite ich das Raumschiff nur als Zivilperson, denn die TRAVINOL ist mein Privatbesitz. Doch meine Verantwortung gilt zuerst ihrer Besatzung. »Sind alle unversehrt?«

Ich kämpfe mich auf die Beine, trete auf Glassitsplitter und versuche, mich in dem Chaos ringsum zu orientieren. Dort, wo zuvor das Glassitrund war, spannt sich nun der nackte, violette Himmel. Wind heult durch das Loch und etwas, das wie das Tönen ferner Streichinstrumente klingt.

Eine kurze Bestandsaufnahme bringt Ernüchterung. Drei weitere Besatzungsmitglieder haben den Absturz nicht überlebt. Ein Positronikknoten ist aus der Verankerung gerissen und hat Luna von Paal erschlagen. Die Brüder Omman und Tell von Kiil wurden beim Aufprall gegen einen Metallträger geschleudert und liegen mit gebrochenem Genick übereinander.

Thorim-Barl von Dux, der Chefingenieur, spielt niedergeschlagen an seinem Armbandgerät. Es ist eine Spezialanfertigung, die ihm direkten Zugriff auf die Steuerprogramme der Bordpositronik erlaubt. Er liebt dieses Ding, legt es nie ab. Nun aber sind die Bedienelemente erloschen. Die Positronik hat die Funktion eingestellt.

»Wir bekommen das schon wieder hin.« Ildechim, der kurz gewachsene Assistent des Chefingenieurs, berührt ihn sanft. Ich weiß kaum etwas über ihn, denn er gehört erst seit Kurzem zur Besatzung, doch er liebt er die TRAVINOL bereits wie eine Tochter.

Die anderen haben sich nur leichte Blessuren zugezogen. Kerbreds Arm ist verstaucht, Longmar von Duuhl hat eine Platzwunde an der Stirn. Yembert von Trim zieht ein Medokit aus einem Fach beim Eingang und macht sich daran, die Verletzten zu versorgen. Er ist kein Arzt, hat aber eine solide Sanitäterausbildung.

»Neun Überlebende. Von sechzehn.« Ich erschrecke vor meiner eigenen Stimme. Sie klingt spröde und belegt, hat nichts Weibliches mehr an sich.

Aina von Tribaka nimmt mich in die Arme.

»Ich darf keine Schwäche zeigen«, raune ich ihr ins Ohr, doch ich weiß, dass sie mich nicht loslassen wird. Wir kennen einander zu lange. Normalerweise hätte ich die Geste abgewehrt, aber weil sie es ist, lasse ich es zu.

Wir organisieren uns. Die TRAVINOL ist nach dem Ausfall der Energiespeicher und des Fusionsreaktors energetisch tot, und vom Beobachtungsdeck aus lassen sich die Anlagen nicht neu hochfahren – zumal nicht ohne Hilfe der Positronik. Zu neunt versuchen wir, das Schott zum Rest des Schiffs auseinanderzuschieben, doch es ist verkantet und lässt sich auch mit vereinten Kräften nicht öffnen. Vermutlich hat sich der gesamte Schiffsrumpf beim Aufprall verzogen. Der Antigravschacht ist zur Todesfalle geworden, einige der Haltestreben sind abgerissen. Uns bleibt also nur der Ausweg durch das geborstene Oberlicht.

Nachdem wir die Toten notdürftig aufgebahrt haben – sie zu bestatten, wird später genug Zeit sein –, helfen wir uns gegenseitig ins Freie. Auf der Polplatte versammeln wir uns und blicken uns um, ein trostloses Häuflein Überlebender in einer ebenso trostlosen Landschaft.

Die TRAVINOL ist in jenem Gebiet niedergegangen, das Kerbred in der Hektik als Ziel auserwählt hat: ein Talkessel mit Hängen, steil wie Häuserschluchten. Wälder in schreiendem Grün wuchern an den Flanken, erinnern mich an farbigen Kunststoffschaum. Der Boden ist frei von Vegetation.

Dort wuchern die Felsnadeln: ockergelbe Monolithen, Hunderte, nein, Tausende von ihnen. Es sind bizarr in sich verdrehte, gläsern erscheinende Gebilde, in denen sich das blauweiße Sonnenlicht myriadenfach bricht. Die Farben wirken unnatürlich auf das akonische Auge.

»Niemand wird uns retten«, sagt Kerbred, der als Letzter aus dem geborstenen Fenster klettert und sich neben mich stellt. Sein Haar steht wirr in alle Richtungen und verdeckt seine Stirn. »Sie werden uns im Blauen System vermissen, vielleicht sogar Suchraumschiffe aussenden. Aber kein Suchkommando wird so wahnsinnig sein, in die Dunkelwolke einzudringen.«

Er hat recht. Nur Glücksritter wie wir sind so verrückt. Die akonische Raumflotte ist winzig und die TRAVINOL kein Teil von ihr. Ihre Besatzung besteht aus Abenteurern und Einzelgängern. Wir sind ausgezogen, um Ruhm und Reichtum zu erringen. Die Dunkelwolke lockt mit beidem, doch die meisten belohnt sie mit dem Tod.

Ich beginne zu begreifen, wieso.

Wir schweigen. Ich sehe in den Talkessel hinaus, lasse zu, dass die Bernsteinnadeln meinen Blick gefangen nehmen. Die unheimlichen Singtöne, die ich durch das geborstene Fenster gehört hatte, füllen die Luft. Sicher stammen sie vom Wind, der sich in nahen Höhlen verfängt. Wer sollte in dieser Gegend auch musizieren? Der Planet ist unbewohnt.

Das heißt: Er war unbewohnt. Er ist nun auf unbestimmte Zeit unsere neue Heimat. Wir sind eine von vielen verschollenen Expeditionen, die von Drorah aufgebrochen sind, um in der Dunkelwolke Bacor-Kavi ihr Glück zu suchen.

2.

Sam Breiskoll

2102

Im Innern einer vier Kilometer langen Hantel streifte ein Mann durch spärlich beleuchtete Korridore.

Er bewegte sich leise. Teils ging er auf Zehenspitzen, huschte an Türen vorbei, drückte sich gegen Korridorwandungen und lauschte auf Klänge, die aus den Gängen vor ihm drangen: fernes Ächzen und Krachen, als wäre er in einer gigantischen Industrieanlage unterwegs.

Auf gewisse Weise stimmte das auch. Das Raumschiff, auf dem er diente, war größer als manche Stadt. Es war dafür geschaffen, jahrzehntelang autark im Weltraum operieren zu können, und das ging nicht ohne Infrastruktur. Dem Mann kam das zugute. Auf einem kleineren, überschaubareren Raumer wären sie ihm längst auf die Spur gekommen. An Bord des Hantelschiffs aber konnte man kilometerweit gehen, ohne einem der rund viereinhalbtausend Besatzungsmitglieder zu begegnen.

»Verflucht seist du, NATHAN«, flüsterte er. »Wieso zwingst du mich zu dieser Heimlichtuerei? Obwohl Perry Rhodan persönlich an Bord ist.« Den Expeditionsleiter zu hintergehen, machte ihn nervös, doch Rhodan wusste nicht alles, was NATHAN hinter dem Rücken der Menschheit trieb.

Und er, der Mann im weißen Kittel, war Teil dieses Treibens.

An jeder Einmündung eines Quergangs hielt er inne, wartete und ärgerte sich darüber, dass er keine unauffälligere Kleidung gewählt hatte. Die Ärztekluft machte ihn weithin sichtbar. Es kam ihm vor, als betone sie seine dunkelbraune Haut wie ein Hinweisschild: »Seht her, hier ist ein Mensch unterwegs!« Obwohl der Korridor menschenleer war, zögerte er nach jedem Schritt. Der Aufenthalt in diesem Bereich war ihm nicht verboten, aber zu suchen hatte er da auch nichts. Falls ihn jemand bemerkte, würde er sich erklären müssen – und ihm fiel einfach keine Geschichte ein, die ihn unverdächtig gemacht hätte. Er war ein miserabler Lügner.

Der Mann drang tiefer in das Mittelsegment des Hantelraumschiffs vor. In einem Antigravschacht, der eigentlich dem Lastentransport diente, überwand er mehrere Decks, bis er in einen Bereich gelangte, der mit Ortungsgeräten und Sensoren vollgestopft war. Diese Anlagen hatten nichts Einladendes. Die Gangdecken waren hoch genug, dass sogar Haluter sich bequem bewegen konnten, Terrageborene hingegen fühlten sich oft winzig und erschlagen. Manche gewöhnten sich nie daran.

Der Mann folgte armdicken Leitungssträngen, vorbei an Räumen voller Technik; Rechnerknoten füllten ganze Hallen. Antennenartige Gerippe wuchsen aus dunkelblauen Kristallelementen – Posbigeräte, auf seltsame Weise gekoppelt mit arkonidisch-terranischer Technologie. Dazwischen Lagerhallen, Messstationen, Laboratorien und immer wieder Rechenzentralen, jede für einen eigenen Einsatzzweck. Die Wartung dieser Anlagen erfolgte durch Roboter. Menschen verirrten sich fast nie in diese Umgebung.

Er vergaß seine Vorsicht, denn das Ziel war nun ganz nah. Nach der nächsten Kreuzung würde er die unmarkierte Automatiktür erreichen, hinter der sich sein Geheimnis verbarg: eine Positroniknebenzentrale, für den Notfall eingerichtet. Ihm schmerzten die Beine.

Beherzt trat er um die Biegung.

»Sam Breiskoll?«

Der Mann zuckte zusammen. Erwischt! Schuldbewusst sah er sich um.

Der Rufer stand im gegenüberliegenden Gang: ein unscheinbarer Kerl von mittlerer Größe, schlank, höchstens Anfang vierzig. Die Haut war mokkabraun und glatt, das dunkle Haar trug er aufgetürmt. An seiner Brust hing ein Namensschild mit dem Symbol der Technischen Abteilung. Es wies ihn als Positroniker aus.

»Mister Reeves, wenn ich mich nicht irre?« Breiskoll verzog die Lippen zu einem, wie er hoffte, unverbindlichen Lächeln. Der Name stieg aus seinem Gedächtnis auf – der Mann war zu weit entfernt, um das Schild zu lesen. Konnte Breiskoll seinen Entdecker so abwimmeln, dass sich Reeves später nicht an die Begegnung erinnern würde? Er konnte keine Augenzeugen brauchen.

»So förmlich, Doktor Breiskoll?« Reeves lachte nervös. Er rieb die Handflächen gegeneinander. »Sam, wir kennen einander! Auf der Geburtstagsfeier des High Sideryt haben wir einander die vertrauliche Anrede angeboten.«

»Feier?« Breiskoll trat von einem Fuß auf den anderen.

»Die im Convention-Center, weißt du nicht mehr?« Reeves kam näher.

»Natürlich, äh ...« Der Chefarzt erinnerte sich dunkel. Das lag über ein Jahr zurück, und an Bord der SOL hielten sich mehrere Tausend Personen auf. Man musste nicht jeden beim Namen kennen, geschweige denn, sich jeden davon merken. Kein Wunder, dass ihm Reeves' Vorname nicht mehr einfiel.

»Cole«, half der andere aus. Er querte die Kreuzung.

»Natürlich, Cole. An diesem Tag war ich wohl nicht mehr ganz nüchtern.« Breiskolls Lächeln verkrampfte.

»Wer war das schon?« Reeves umfasste sein Handgelenk, als wollte er den Puls messen. Er machte keine Anstalten, anzuhalten oder umzukehren.

Breiskoll nickte zum Abschied. »Sicher hast du zu tun.« Unauffällig betastete er den medizinischen Paralysator in seiner Jackentasche, den er aus der Medostation hatte mitgehen lassen – für alle Fälle, wie er sich einredete. Ob er ihn einsetzen musste?

Die Tür, hinter der sich Breiskolls Geheimnis verbarg, war zum Greifen nah. Wenn er über die Schulter blicken würde, sähe er sie vor sich. Hindurchzugehen war jedoch ausgeschlossen, solange dieser Kerl herumlungerte.

Reeves reagierte nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich hastig.

»Geht es dir gut ... Cole?« Der Arzt in Breiskoll erwachte. Er betrachtete den Techniker: Beschleunigter Atem. Blasse Haut. Zeichen großer Aufregung. Und er versteckt sie nur schlecht.

Inzwischen standen sie einander gegenüber. Breiskoll blickte in Reeves' verlebt wirkende Augen und hatte plötzlich das Gefühl, in einen Spiegel zu starren. Bis auf die Frisur und die Hautfarbe sahen sie einander verflucht ähnlich, fand er. Der Teint des Technikers war etwas heller als sein eigener, und das Haar trug Breiskoll im Gegensatz zu Reeves raspelkurz.

Irgendwie hatte es zudem den Anschein, dass Reeves ebenso wenig in diesem Korridor sein sollte wie Breiskoll selbst.

Verstehen flackerte in den Zügen des Technikers auf – und eine stumme Übereinkunft. Breiskoll wusste, dass sie beide soeben das Gleiche dachten.

»Verrate mich nicht!« Die Müdigkeit wich aus Reeves' Gesicht. »Dann verrate ich dich auch nicht.«

»Oh?« Breiskoll tat überrascht. »Was lässt dich glauben, dass ich etwas Verbotenes tue?« Er fühlte sich ertappt und schuldig. Seine Hand ruhte auf der Jackentasche. Rau presste sich der Stoff gegen seine Finger.

»Die Medostation ist weit entfernt.« Reeves zuckte mit den Schultern. »Anscheinend suchen wir beide etwas hinter dieser Tür, wovon die Schiffsführung nichts wissen soll. Das siehst du mir sicher an, und das schließe ich aus der Art, wie du den Gegenstand in deiner Tasche betastest. Ein Paralysator nicht wahr?«

Hastig zog Breiskoll die Hand zurück. Reeves war nicht dumm. Sein Respekt vor dem Techniker wuchs.

Sie belauerten einander. Erneut ertappte sich Breiskoll dabei, wie er nach dem Paralysator tastete, diesmal, ohne es zu verbergen.

»Wir könnten uns gegenseitig helfen«, sagte Reeves vorsichtig. Er tippte gegen das Technikersignet an seinem Polohemd. »Ich verfüge über gewisse ... technische Mittel, mit denen ich die Überwachungsprotokolle bearbeiten kann. Niemand muss nachvollziehen, dass wir hier waren.«

Der Mediziner überlegte. Dieses Angebot hatte etwas für sich. Jemanden auf seiner Seite zu wissen, der die Bordüberwachung austricksen konnte, war sicher nützlich. Aber konnte er dem Mann trauen?

Er musterte das traurige Gesicht. Tiefe Sorgenfalten gruben sich in Reeves' Stirn.

Zum Teufel mit NATHAN und seiner elenden Geheimniskrämerei! Sam Breiskoll gab sich einen Ruck.

»Kein Wort zu niemandem!«, verlangte er. »Keiner darf erfahren, was sich in diesem Raum befindet!«

Reeves nickte und machte die Reißverschluss-Geste vor seinen Lippen. Er lächelte. »Wir verstehen einander. Und keiner von uns fragt den anderen, was er hier treibt.«

»Je weniger wir übereinander wissen, desto besser«, gab Breiskoll ihm recht.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schlug er auf den Öffnungssensor, der hinter ihm in die Wand eingelassen war. Leise zischend glitten die Schotthälften auseinander und gaben den Blick auf Breiskolls Geheimnis frei.

Reeves' Augen weiteten sich.

Die Positroniknebenstelle strahlte einen historischen Charme aus, den Breiskoll an Bord einer hochmodernen terranischen Raumschiffs nie erwartet hätte. Wann immer er sie betrat, kam er sich vor, als stünde er in einem Atomschutzbunker aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Der Raum war beengt und niedrig, die Decke bestand aus einem Gerippe unverkleideter Stahlträger, an denen Kabelbündel entlangliefen. Sie quollen aus klobigen Verteilerkästen, die mit einer Vielzahl blinkender Dioden versehen waren – eine archaische Methode der Datenübertragung. Diese Nebenstelle war für den Notfall konzipiert und setzte auf maximale Robustheit. Vor den Kästen reihten sich Positronikkonsolen.

Doch das war es nicht, was Breiskolls frischgebackenen Komplizen so beeindruckte.

Reeves blinzelte. »Dieser Tank ... Wurde er nachträglich installiert?« Er hob den Arm mit seinem Multifunktionsarmband, dessen winziges Hologramm einen Lageplan des hiesigen Decks zeigte. Das Bild war auf den Raum zentriert, in dem sie sich aufhielten. Das Objekt, von dem er sprach, war darin nicht zu sehen. »Der sollte nicht hier sein«, stellte Reeves überflüssigerweise fest.

»Ich weiß.« Breiskoll postierte sich vor das Bedienelement am Fußteil des Tiefschlaftanks. Seine Finger huschten über rasch wechselnde Anzeigefelder, manövrierten durch die Einstellmenüs. Aus der Konsole drangen Piepgeräusche. »Es ist eine lange Geschichte«, wich er aus.

Eigentlich war es ein Wunder, dass ihm vor Reeves noch niemand auf die Schliche gekommen war. Diesen Tank verheimlichte er seit dem Start der SOL: ein zylindrischer Tubus, der auf filigranen Stützen inmitten des Raums stand, umrahmt von Schläuchen und Kabeln. Feuchtigkeit kondensierte an der Innenseite des transparenten Deckels, bildete einen Schleier aus feinen Tröpfchen. Dahinter war eine humanoide Gestalt zu erahnen. Die Szene hatte etwas Feierliches, fand Breiskoll.

Er überprüfte Biowerte und die Zusammensetzung der Nährlösung, die durch Schläuche in den Blutkreislauf des Schlafenden sickerte. Ein Medosystem überwachte seine Lebenszeichen.

Reeves stand reglos daneben und schien vergessen zu haben, was ihn hergetrieben hatte. Sein Blick lag misstrauisch auf der Person im Tank.

»Das ist ein Kind!«, platzte es schließlich aus ihm heraus. »Keine zwanzig Jahre alt. Und ... etwas ist falsch an ihm. Ist es ein Gendefekt?«

Reeves stellte sich vor die sogenannte Sensorbrücke, die als U-förmiger Bogen die Scham des Schlafenden verbarg, strich außen über das Glas, zeichnete die Konturen des Gesichts nach: eine flache, nicht menschliche Nase. Geschlossene Lider bedeckten ein Paar schräg stehender Augen, die ihm etwas Katzenhaftes verliehen. Breiskoll kannte das Gesicht gut, beinahe so gut wie sein eigenes.

»Er ist genau richtig so, wie er ist.« Der Mediziner rief eine Vitalwerteanalyse auf und las die Daten ab. Der Blutzucker des Jungen war niedrig, die Eisenwerte bedrohlich hoch, doch für einen Augenblick war alles, woran er dachte, Reeves' Urteil.

Falsch. Gendefekt. Zwei Begriffe, die ihn wütend machten.

Dabei konnte er dem Techniker die Reaktion nicht einmal verübeln. Der Junge hinter der Sichtscheibe sah seltsam aus – exotisch, animalisch und doch schön. Streifen dunkelblonder Gesichtsbehaarung verwuchsen mit dem Flaum auf der Oberlippe zu einen dünnen Bart. Er war nackt, sein schlanker Körper entblößt. Schläuche steckten in seinen Armen und in seinem Nacken. Der Mediziner veranlasste die Automatik zu einer Dextroseinjektion.

»Ich sollte mich an meine eigene Arbeit machen«, murmelte Reeves. Er wandte sich von Breiskoll ab und setzte sich an eine der Positronikkonsolen. Der Bildschirm blitzte auf – ein bewusst simpel gehaltenes OLED-Display. Kolonnen eng formatierten Texts huschten darüber.

Breiskoll beobachtete seinen neuen Mitstreiter aus dem Augenwinkel. Reeves tippte. Der Bildschirm zeichnete Farbschleier, deren Widerschein auf seinen Wangen spiegelte.

Eine Weile arbeiteten sie stumm nebeneinanderher. Der Mediziner kontrollierte Hirnströme und optimierte die Zusammensetzung der Nährlösung. Routinekram, den auch die Positronik hätte übernehmen können, aber der Schlafende war Breiskoll zu wichtig. Ausgeschlossen, dass er ihn allein den Maschinen überlassen würde.

Die altmodische Tastatur klapperte unter Reeves' Fingerkuppen. Der Techniker stöhnte.

Was treibt er nur? Wieder ließ sich Breiskoll ablenken. Er sah über die Schulter, beobachtete, wie Reeves vornübergebeugt an der Arbeitsstation saß, im Sekundentakt durch verschiedene Dokumente blätterte und jedes überflog, bevor er die nächste Datei öffnete. Der Mediziner las ein Datum – 30. Mai 2090 – erkannte das Siegel des Geheimdienstes GHOST.

»Diese Daten sind zwölf Jahre alt. Und streng geheim.« Breiskoll konnte sich den Kommentar nicht verkneifen. Kein Wunder, dass Reeves seine Recherchen vor der Schiffsführung verheimlichte. Techniker seines Dienstrangs hatten keinen Zugriff auf Unterlagen dieser Vertraulichkeitsstufe.

Wut regte sich in Breiskoll, zum zweiten Mal binnen weniger Minuten. Der Positroniker zwang ihm ein Dilemma auf, aus dem er nur als Verlierer hervorgehen konnte. Wurde er gerade Zeuge eines Datendiebstahls? Sollte er etwas unternehmen? Aber dann lief er Gefahr, NATHANS Geheimnis ebenfalls preiszugeben.

Reeves schwieg. Die Tasten klackerten geschäftig.

Misch dich nicht ein, Sam!, ermahnte sich Breiskoll. Er berührte die Tasche mit dem Paralysator, bevor er sich erneut dem Biomonitor zuwandte. Eigentlich wollte er gar nicht wissen, was sein »Komplize« da trieb. Es war besser, nicht allzu viele Details zu kennen.

Die Blutwerte des Schlafenden stabilisierten sich. Ein Heer medizinischer Nanoroboter strömte durch seine Adern, schloss das überschüssige Eisen ein und setzte eine Mischung synthetischer Vitamine frei. Gedankenverloren sah Breiskoll in das jugendliche Gesicht, streichelte das Glassit, wie um den Patienten zu liebkosen. Du machst das großartig, Kleiner.

Er hatte sich schon wieder in diese Tätigkeit vertieft, als das Klickern der altertümlichen Analogtastatur plötzlich abriss. Breiskoll lauschte, diesmal, ohne den Blick von den Medokontrollen zu nehmen.

Reeves atmete scharf ein. »Ich war ... bin verheiratet.«

»Und?« Breiskoll tat, als würde er weiter auf die Bedieneinheit des Medotanks sehen.

Stille.

Dann, als er schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete: »Meine bessere Hälfte war Mitglied der Terranischen Flotte. Flaggschiffpersonal, Heimatraumhafen Terrania. Da wohnten wir auch. Das hieß, dass wir jede Nacht im selben Bett einschlafen durften. Es kommt mir wie gestern vor. Wir waren so stolz über die Versetzung!« Die Stimme schien aus seiner Brust zu kommen, klang gepresst, zittrig und voll schmerzhafter Erinnerung. Ein Echo vergangenen Glücks.

»Und?«, fragte Breiskoll wieder, sanfter diesmal. Er hatte nicht nach der Lebensgeschichte dieses Fremden gefragt. Warum erzählte Reeves ihm das?

Die Medonaniten meldeten eine Unregelmäßigkeit in der Zusammensetzung des Sedativs, das den Schlafenden im Dauerkoma hielt. Breiskoll ignorierte den Warnhinweis und drehte sich zu dem Positroniker um. Er war nun im Seelsorger-Modus. Das war sein Beruf. Seine Leidenschaft.