Atlantis 2 / 2: Sperrzone Arkonspitze - Olaf Brill - E-Book

Atlantis 2 / 2: Sperrzone Arkonspitze E-Book

Olaf Brill

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Beschreibung

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: In Can Coronto leben Außerirdische und Menschen Seite an Seite. Die faszinierende Metropole sprudelt vor Leben, Energie und bunten Farben – sie ist die Hauptstadt von Atlantis. Die Erde dieser Zeit unterscheidet sich stark von der Welt, wie man sie im 21. Jahrhundert kennt. Auch Perry Rhodan, der vor langer Zeit »seiner« Menschheit dabei half, zu den Sternen zu reisen, muss feststellen, dass vieles nicht so ist, wie es sein sollte. Der Terraner und seine Begleiter – darunter die arkonidische Geheimagentin Rowena und die Atlanterin Caysey – wollen unbedingt in ihre ursprüngliche Zeitlinie zurückkehren. Gleichzeitig müssen sie sich mit den aktuellen Gegebenheiten arrangieren. Doch dann suchen der junge Tyler, Cayseys Sohn, und seine Freunde den Konflikt mit Koomal Dom, einer lebenden Legende aus dem Volk der Kol Mani – es kommt zur Auseinandersetzung in der SPERRZONE ARKONSPITZE ...

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Nr. 2

Sperrzone Arkonspitze

Ein Ritter auf Atlantis – er verfolgt seine eigenen Pläne

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Tyler

2. Perry Rhodan

V. Zwölf Jahre zuvor

3. Tyler

4. Perry Rhodan

VI. Zwölf Jahre zuvor

5. Tyler

VII. Zwölf Jahre zuvor

6. Perry Rhodan

7. Tyler

VIII. Zwölf Jahre zuvor

8. Perry Rhodan

IX. Zwölf Jahre zuvor

9. Perry Rhodan

X. Zwölf Jahre zuvor

10. Perry Rhodan

Impressum

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: In Can Coronto leben Außerirdische und Menschen Seite an Seite. Die faszinierende Metropole sprudelt vor Leben, Energie und bunten Farben – sie ist die Hauptstadt von Atlantis.

Die Erde dieser Zeit unterscheidet sich stark von der Welt, wie man sie im 21. Jahrhundert kennt. Auch Perry Rhodan, der vor langer Zeit »seiner« Menschheit dabei half, zu den Sternen zu reisen, muss feststellen, dass vieles nicht so ist, wie es sein sollte.

Der Terraner und seine Begleiter – darunter die arkonidische Geheimagentin Rowena und die Atlanterin Caysey – wollen unbedingt in ihre ursprüngliche Zeitlinie zurückkehren. Gleichzeitig müssen sie sich mit den aktuellen Gegebenheiten arrangieren.

Doch dann suchen der junge Tyler, Cayseys Sohn, und seine Freunde den Konflikt mit Koomal Dom, einer lebenden Legende aus dem Volk der Kol Mani – es kommt zur Auseinandersetzung in der SPERRZONE ARKONSPITZE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Verkünder der Superintelligenz kommt zurück nach Atlantis.

Rowena – Die arkonidische Agentin erreicht eine einflussreiche Position.

Koomal Dom – Ein entführter Ritter überwältigt seine Gegner.

Caysey – Die Atlanterin kämpft um ihren Sohn.

Tyler

1.

Tyler

Tag 101, Epoche 10.304

Alarm in Can Coronto!

Das Heulen der Polizeisirenen wehte aus CC Zentrum zu uns herüber.

Druufonsav-Gleiter umschwirrten wie kleine Insekten die in die Höhe gezwirbelten Türme, an denen die Holowerbung glitzerte und blinkte. Ich liebte die neonbunte Stadt, in der ich aufgewachsen war. Die Stadt aus Lichtern und Farben, von der die ganze Galaxis voller Bewunderung sprach. Aber in diesem Moment kam von dort die Bedrohung.

Ich spürte, wie die Panik in mir hochkroch. Denn die Alarmsirenen da drüben galten mir. Ich war der, den sie suchten. Tyler, der Nichtsnutz. Tyler, der Verbrecher. Tyler, der Terrorist.

Ich war an allem schuld.

Hauptsache, Dante merkt, dass du cool bleibst!, redete ich mir ein.

Dante und ich kauerten in einem Gebüsch im Park vor unserer Schule, verborgen vor den Blicken der Sicherheitskräfte. Früher oder später würden sie kommen und uns greifen.

»Warum hat Kicko uns hierher teleportiert und nicht in die Basis?« Dantes Stimme klang einen Hauch heller als sonst. »Da wären wir in Sicherheit!«

Die Basis, das war das Geheimversteck der Bande, ein verlassener Kellerraum, den Dante in Mandrogals größtem Wohnturm Entoyo aufgetan hatte. Dahin hatten wir uns immer verkrochen und Pläne geschmiedet. Aber damit war es jetzt vorbei. Kompletto vorbei. Kicko und die anderen hatten Dante die Freundschaft gekündigt, als sie kapiert hatten, was er diesmal angestellt hatte.

Was er diesmal angestellt hatte schwebte waagerecht zwischen uns, in der Luft gehalten durch einen Massenaufheber, den Dante unter den Kragen unseres Opfers geklipst hatte. Der Kol Mani hatte die Augen geschlossen. Sein wächsernes Gesicht war mit goldfarbenem Glitter verziert, ein prachtvoller Umhang umhüllte den Körper. Er sah aus wie ein Toter, zurechtgemacht zur Beerdigung.

»Wir müssen hier weg!«, beschwor ich meinen Freund. »Die durchsuchen die ganze Stadt. Vielleicht hatte der Inhibitor einen Aussetzer, und das Kol-Mani-Implant hat sich mit einem Datenknoten in Can Coronto verbunden. Dann wissen sie vielleicht schon, wo wir sind!«

Mit einer fahrigen Geste prüfte Dante das kleine Gerät, das er dem Betäubten an die Schläfe geheftet hatte. »Dann verkriechen wir uns eben in der Kollman-Dell!«

Vor uns ragten die spitzen Türme unserer Schule in den Himmel von Atlantis, Kollman-Dell, integrierte Gemeinschaftsschule Gonhar für Angehörige aller Spezies, wie sie offiziell hieß.

»Da ist in den Ferien nichts los. Wir suchen uns ein leeres Labor oder ein Lehrerzimmer oder eine Abstellkammer und verkriechen uns dort. Da finden sie uns nie.«

Das war kein Plan, das war die reine Panik. Natürlich würden sie uns dort sofort finden, erst recht, wenn der Inhibitor defekt war. Und leer war die Schule auch in den Ferien nicht. Dante hatte einfach keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Genauso wenig wie ich.

»Da willst du hin?« Meine Stimme überschlug sich. »Mit dem da?«

Ich zeigte mit dem Daumen auf unseren Gefangenen. Wie alle Kol Mani verströmte er einen leichten Verwesungsgeruch, obwohl er versucht hatte, diesen mit einem Zitrusduft zu übertünchen.

»Willst du ihn etwa hierlassen?«, fauchte mein Kumpel mich an. »Der Stinker ist unsere Beute! Er muss mit. Ich brauche ihn, wenn ich meine Kontaktleute treffe.«

»Ach ja, deine berühmten Kontaktleute!«, blaffte ich zurück. »Die haben dir auch den Paralysator verschafft, oder?« Die stabförmige Waffe steckte lässig in Dantes Gürtel. »Wo sind sie jetzt, wenn wir sie brauchen?«

»Dann verlass du mich doch auch!« Dante schubste mich von sich weg. »Ich komm schon allein klar.«

»Tu ich nicht, und kommst du nicht. Ich bin doch hier, also was willst du? Ich bin der Einzige, der noch hier ist. Ich beschütze dich.«

»Pah!« Dante machte eine abwehrende Geste. Wenigstens lachte er nicht über die Behauptung, ich wäre sein Beschützer. Dante war breitschultrig, größer als ich und zwei Jahre älter.

Mir schoss durch den Kopf, dass ich noch einen anderen Grund hatte, bei Dante zu bleiben und den Kol Mani nicht einfach sich selbst zu überlassen. Der Diplomat hatte mir in der Arkonspitze eine geheimnisvolle Textnachricht geschickt: Die Wirklichkeit bricht auseinander. Niemand sonst kann es sehen. Ich musste herausfinden, was er damit gemeint hatte. Was hatte der Kol Mani gesehen, und was wusste er von der Vision, die mich heimgesucht hatte? Die Vision, in der ich eine andere Welt besucht hatte ...

Du musst nachdenken, Tyler. Nachdenken!

Ich fand die Worte während des Sprechens. »Hier können wir nicht bleiben. In die Kollman-Dell geht auch nicht. Wenn die wissen, wer wir sind, suchen sie dort als Erstes.«

Dante wollte etwas sagen, schloss den Mund aber gleich wieder. Er wollte sich wohl anhören, was ich sagen würde. Wenn ich das mal selbst wüsste!

Ein irrer Gedanke flackerte mir durchs Hirn.

»Wir klauen zwei Flitzer!«, rief ich, während ich fieberhaft überlegte, was ich als Nächstes sagen würde.

Unsere Schwebeflitzer hatten wir im Zentrum stehen lassen. Da kamen wir nicht mehr ran. Aber hier im Kollmann-Dell-Park standen überall welche von Schülern, die sich im Gebüsch oder am See vergnügten – auch in den Ferien. Wenn man schon ein paar Wochen lang keine hyperphysikalischen Differenzialgleichungen siebter Ordnung löste, wollte man doch wenigstens mit den wichtigen Dingen in Übung bleiben.

Diebstahl, dachte ich. Damit füge ich unseren Verbrechen ein weiteres hinzu. Ist jetzt auch egal.

»Damit bringen wir den ...« Ich übernahm Dantes Schimpfwort. »... den Stinker hier weg. Ich kenne einen von Rowenas Druufonsav-Schlupfwinkeln, nicht weit entfernt, hier in Gonhar. Da komm ich rein. Mutter weiß das nicht. Tante Sichu hat mir ein paar Tricks beigebracht.«

Verbrechen Nummer vier, fünf, sechs ...

»Du willst uns direkt in einen Sav-Stützpunkt bringen?«, schrie Dante mich an. »Da können wir ja gleich einen Schnappschuss von uns und dem Stinker ins Stadtnetz hochladen. Lächle mal!« Dante spielte mir einen Schwall ironischer Daumen-hoch-Emoticons aufs Implant und schickte mir ein Holo von mir selbst. Ich sah nicht glücklich aus.

»Hörst du mir zu?«, rief ich. »Das ist ein sicherer Unterschlupf. Rowena weiß nicht, dass ich ihn kenne. Da ist alles vollkommen abgeschirmt. So gestaltet, dass keiner erfährt, wenn jemand drin ist. Da würde Rowena jemanden verstecken, wenn sie niemandem mehr vertrauen würde. Siehst du denn keine Trivid-Thriller?«

Von einem Moment auf den anderen drang ein greller Heulton durch die Luft. Zwei pinkfarbene Druufonsav-Wannen sausten heran, bauchige Gleiter, die problemlos Platz für einen ganzen Trupp boten. Mir war, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen.

Die Massenaufheber seufzten, als die Piloten die Gleiter zu einem abrupten Halt zwangen. Kaum zwanzig oder dreißig Meter von uns entfernt, gingen sie auf dem Schulhof nieder, direkt vor den hoch aufragenden Türmen.

Die Sicherheitsleute der Allianz waren normalerweise freundliche Helfer. Nur Dante konnte sie nicht leiden. Deswegen nannte er sie herablassend Savs. Sieben oder acht Savs sprangen aus den Wannen, darunter Druuf, Maahks und sogar ein Jülziish.

Besonders die Druuf machten mir Angst: drei Meter groß und fast genauso breit wie hoch. Ihre Körper erinnerten an dralle Raupen, mit zwei kräftigen Armen und säulenförmigen Beinen. Gegen die kamen arme Menschlein wie wir nicht an, schon gar nicht so ein halbes Hemd wie ich. Nicht einmal Dante konnte es mit ihnen aufnehmen. Dazu waren diese Druuf auch noch ausgebildete Terroristenjäger. Wahrscheinlich von Rowena ausgebildete Terroristenjäger! Wenn die uns entdeckten, hatten wir keine Chance.

Selbst Dante war bleich geworden. »Los!«, hauchte er und schob mich tiefer ins Gebüsch, weg von den Savs. »Klauen wir die Flitzer!«

*

Wenn ich meine Hände ins Holobedienfeld eines Schwebeflitzers tauchte, mich in den Kurven schräg über die Straße beugte und mir der Fahrtwind ums nackte Gesicht blies, fühlte ich mich wie ein Mausbiber in einem Keller voller Karotten. Ich liebte die pure Geschwindigkeit, die sich echter anfühlte als das Herumsitzen in einem Tourischiff, das mal eben mit halber Lichtgeschwindigkeit zu einem der äußeren Planeten fuhr. Ich liebte es, das Fahrzeug nur mit einem Daumenzucken auf die Seite zu legen und mit dem Körper mitzugehen. Auch wenn es bloß ein ausgedientes, für Jülziishkörper optimiertes Klapperding war, das wir da im Park gefunden hatten.

Diesmal wollte ich einfach so schnell wie möglich weg. Ich spürte, wie uns die Savs im Nacken saßen. Wir hinterließen eine Spur. Die Flitzer und das Massenaufhebungsfeld, auf das wir den Kol Mani zwischen uns gebettet hatten, strahlten Energie ab. Die war bestimmt anmessbar. Außerdem waren wir zwei zittrige Kids, die auf geklauten Flitzern einen paralysierten prominenten Kol Mani spazieren fuhren. Nicht gerade unverdächtig.

Dazu kam die winzig kleine Tatsache, dass wir nicht die geringste Ahnung hatten, wie wir aus der Nummer denn rauskommen sollten. Dass Dante, unser Anführer, keinen Plan hatte, erschütterte mich zutiefst. Und ich? Ich hatte nur so eine verrückte Idee im Hinterkopf. Und wenn Dante sie rauskriegte, würde er schier durchdrehen.

»Hier runter!«, schickte ich ihm als Textnachricht aufs Implant.

Seite an Seite sausten wir über die Nordroute und bogen in die Gruelfin ab. Die Villen und Bungalows hier waren mir sehr vertraut. Es waren keine zum Himmel strebenden Wohntürme und Kuppelbauten wie in CC Zentrum, sondern meist flache, individuell geprägte Häuser, umgeben von kleinen Seen und Gärten voller Bienen, bunter Vögel und Gartenroboter. Größere Familien, besonders die zeugungfreudigen Jülziish, aber auch andere Gruppen, die aus irgendeinem Grund zusammenwohnen wollten, hatten ihre Villen zu Konglomeraten verbunden, die wie kleine Städte ein paar Meter über dem Boden schwebten.

Wir lenkten die Jülziishflitzer unter dem protestierenden Piepen einiger Roboter auf eine hügelige Rasenfläche. Dann versteckten wir die Fahrzeuge und den Kol Mani im Gebüsch.

In Sichtweite schwebte das Haus, zu dem ich wollte. Die Fassade war mit der Holografik einer Flusslandschaft aus rotem Schilf verziert.

Das Haus hatte keine Türen. Die großen Panoramafenster waren von doppelten Schutzschirmen geschützt. Nach einem Vorfall in der alten Wohnung der Bewohnerin hatte sie das neue Apartment wie eine Festung aufgerüstet. Einer der Vorzüge, wenn man die Administratorin von ganz Druufonsav war. Nicht mal Kicko wäre da reingekommen.

Alleiniger Zugang war der Haustransmitter mit einer einzigen Eingangsstation am Boden, die Perry Rhodan aus irgendeinem Grund Telefonzelle nannte. Ich hatte nie gefragt, was der Mann, der vor vielen Jahren die Rolle meines Vaters hätte einnehmen sollen, damit meinte. Wahrscheinlich etwas aus der Zeitlinie, aus der er ursprünglich gekommen war.

Er war halt ein Relikt aus einer anderen Welt. Und er war auch nicht mein Vater. Irgendwann war er einfach verschwunden und hatte uns alleingelassen. Weil er Wichtigeres zu tun hatte, draußen in der Galaxis.

»Nicht dein Ernst?« Dantes Stimme riss mich aus den Gedanken, die mich wenigstens einen Moment lang von der allgegenwärtigen Panik abgelenkt hatten. Es war so weit – mein Freund hatte durchschaut, was ich vorhatte, und würde durchdrehen in drei, zwei, eins ...

»Du willst zu dir nach Hause? Zu ihr?« Mein bester Freund schrie mich an. »Du treibst uns direkt den Savs in die Arme!«

Ich wedelte mit den Händen, um anzuzeigen, dass er gefälligst ruhig sein sollte. Sonst konnten wir uns ja gleich Energiefesseln anlegen.

»Und warum nicht?«, zischte ich, so leise es mir möglich war. »Du hast uns kompletto in den Schreckwurm-Dung geritten. Nur Rowena kann uns da noch raushauen!«

»Sie ist eine Sav, schon vergessen? Die Herrin der Savs!« Dante hasste Rowena. Schon deswegen, weil sie eine Sav war. Vielleicht mochte er auch keine Frauen mit eng stehenden Augen. Oder er war scharf auf ältere Damen und enttäuscht, dass sie nichts von Jungs wie ihm wollte. Was wusste ich schon, was mein bester Freund dachte!

»Sie ist auch meine Stiefmutter!«, warf ich ihm entgegen. »Klar, sie wird uns fertigmachen. Aber sie wird uns eben nicht den Savs ausliefern. Weil sie mich genauso beschützt wie Mom.«

Ich dachte daran, dass meine andere Mutter ebenso wenig entzückt sein würde wie Rowena. Das Schlimmste war, dass sie wahrscheinlich das Reden Rowena überlassen würde. Mom würde nur dastehen mit verschränkten Armen und flimmernden Lidern, und sie würde enttäuscht sein.

Ich versuchte, das alles zu verdrängen, und machte mir Mut: »Rowena wird uns irgendwie in Sicherheit bringen. Sie muss uns einfach helfen, sie wird alles vertuschen und uns retten.«

Das war zumindest meine Hoffnung – der beste Plan, der mir eingefallen war. Im Geiste zählte ich erneut meine Verbrechen auf: Erstens hatte ich Rowenas Daten gestohlen. Das würde ihr rein gar nicht gefallen. Zweitens waren wir damit ins gesperrte Heiligtum eingedrungen. Nicht gut. Drittens hatten wir dort dem Kol Mani aufgelauert, um ihm unseren kleinen Streich zu spielen. Dann hatten wir ihn betäubt und entführt, unterwegs ein paar Flitzer geklaut, und nun waren wir auf der Flucht vor den Savs, die uns in der ganzen Stadt als gemeingefährliche Terroristen jagten. Langsam verflog mein Glaube daran, dass ich Mutter wirklich dazu bringen konnte, uns zu retten.

Ich schluckte hart.

Dann ballte ich störrisch die Hände zu Fäusten. Sie fühlten sich taub an. »Los, komm jetzt!« Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um. Würde ich eben allein zum Eingangstransmitter gehen. Dante würde mir folgen. Er würde schon merken, dass er keine andere Chance hatte.

Hinter mir ertönte ein Ächzen. War Dante in Ohnmacht gefallen? Der starke Dante, unser Anführer? Er würde es niemals zugeben, aber er war mit der Situation genauso heillos überfordert wie ich.

Ich zuckte zusammen, als in meinem Rücken eine volle, melodische Stimme ertönte: »Du gehst nirgendwohin. Genauso wenig wie dein Freund. Ich bitte um Verzeihung für die würdelose Behandlung. Aber wir haben was miteinander zu besprechen. Dreh dich langsam um!«

Ich spürte, dass ich mich kaum bewegen konnte. Irgendwie schaffte ich es, mich zitternd umzudrehen. Als Erstes sah ich die gelben, schräg stehenden Reptilienaugen. Dann das Haargeweih und das wächserne Gesicht, mit Goldsprenkeln überzogen.

Der Kol Mani hatte sich zu seiner ganzen Größe hinter Dante aufgerichtet. Wann war er erwacht, und wieso hatte er uns nicht früher überwältigt? Hatte er sich in den vergangenen Minuten nur schlafend gestellt? Er war noch anderthalb Kopf größer als mein Freund und hielt ihn fest im Griff. Seine linke Krallenhand hatte Dante an der Kehle gepackt. Mein Freund ächzte und schwitzte. Es schien, als wollte der Kol Mani ihm im nächsten Moment die Gurgel zudrücken.

Die rechte Feinhand des Kol Mani zerrte an Dantes Gürtel, in dem die Paralysatorwaffe steckte, die mein Freund sich besorgt hatte. Dante wehrte sich heftig und rang mit dem Kol Mani.

Ich riss die Augen auf, als der Paralysator sich aus dem Gürtel löste und zu Boden fiel.

Der Paralysator! Konnte ich ihn in die Hand bekommen? Ich hatte noch nie auf ein lebendes Wesen geschossen, auch nicht mit einer Betäubungswaffe.

Unter Tränen kroch ich auf den Paralysator zu.

Ich musste an die Waffe ran, bevor der Kol Mani meinem Freund das Genick brach.

2.

Perry Rhodan

Tag 101, Epoche 10.304

Die Erde!

Aus dem Leuchtpunkt in der Ferne wurde schnell ein blauer Ball, betupft von einem weißen Wolkenmuster auf diese besonderen Weise, die Perry Rhodan aus Millionen wiedererkennen würde.

»Deine Heimat!« Nernan Deg trat neben den Verkünder der Superintelligenz und tat so, als würde er die Landmassen und Meere des Planeten mit äußerstem Interesse studieren.

Rhodans Orbitant duftete nach Rosenlorbeer, um Menschennasen zu gefallen. Er trug eine einteilige Kombination, die in allen Regenbogenfarben schillerte. Für einen Kol Mani sah das todschick aus. Rhodan hatte sich in den vergangenen 15 Jahren daran gewöhnt.

Das wächserne Gesicht des Orbitanten ließ wie immer keine Emotion erkennen. Aber er trommelte lustig mit der Feinhand auf seinen Oberschenkel. Nernan Deg war gut gelaunt. Und das, obwohl sie sich in einem Notfalleinsatz befanden. »Wie erstaunlich, dass uns der Notruf des Ritters ausgerechnet an diesen Ort zurückführt.«

Rhodan verzog die Lippen zu einem dünnen Lächeln und lehnte sich entspannt zurück.

Das unter ihnen war tatsächlich der Planet, auf dem er einst geboren worden war. Schon konnte er unter den Wolken die Umrisse der amerikanischen Kontinente ausmachen, denen sie sich von der Pazifikseite näherten. Irgendwo dort auf dem Nordkontinent, am Fuße der Case Mountain genannten Anhöhe, lag das kleine Städtchen Manchester, in dem er aufgewachsen war.

Aber diese Erde war eine andere als die, auf der er geboren worden war. In dieser Zeitlinie trugen der Ozean, die Kontinente, das Städtchen und Case Mountain