Atlantis 4: Der Raumschiffsfriedhof - Olaf Brill - E-Book

Atlantis 4: Der Raumschiffsfriedhof E-Book

Olaf Brill

0,0

Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – und werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen. Nach erfolgreicher Flucht von der Erde landen Rhodan und Dorksteiger auf der Venus. Dort gelingt Perry Rhodans Plan: Die beiden können ein schrottreifes Raumschiff stehlen und flüchten damit aus dem Solsystem. Die Möglichkeiten der BEST HOPE – so der Name des Schiffs – sind allerdings begrenzt, und so ist die nächste Station der drei Suchenden erst einmal DER RAUMSCHIFFSFRIEDHOF ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 153

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 4

Der Raumschiffsfriedhof

Notsprung ins System der blauen Sonne – die Schrottsammler erwarten sie

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Kommentar: Band 100 der PERRY RHODAN-Miniserien

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – und werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen.

Nach erfolgreicher Flucht von der Erde landen Rhodan und Dorksteiger auf der Venus. Dort gelingt Perry Rhodans Plan: Die beiden können ein schrottreifes Raumschiff stehlen und flüchten damit aus dem Solsystem.

Die Möglichkeiten der BEST HOPE – so der Name des Schiffs – sind allerdings begrenzt, und so ist die nächste Station der drei Suchenden erst einmal DER RAUMSCHIFFSFRIEDHOF ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner interessiert sich für uralte Raumschiffe und sammelt Informationen.

Sichu Dorksteiger – Die Chefwissenschaftlerin der Liga Freier Galaktiker kümmert sich intensiv um eine Positronik der Maahks.

Caysey – Die Atlanterin wird in besonderer Weise zur Hüterin eines kostbaren Schmuckstücks.

Gilthenk, Mekkhur und Glongg

1.

Ein Aggregatblock, groß wie ein Haus, schälte sich aus der Schwärze und trudelte direkt auf Gilthenk zu. Unwillkürlich zog der Unither den Kopf ein. Dämonische Schatten wanderten über die Oberfläche des Trümmerstücks. Bedrohlich knapp rollte es über den Raumtransporter hinweg. Dahinter verschwand es wieder in der Schwärze.

Gilthenk schalt sich einen Narren. Selbstverständlich hatte seine Schiffspositronik längst die Trajektorien aller Objekte im Raumschiffsfriedhof erfasst. Die Orter waren aktiv. Der Schiffsrechner korrigierte wenn nötig sanft den Kurs, ohne dass der Pilot es überhaupt merkte.

Vor Gilthenk tauchte ein noch größeres Gebilde auf. Es war eine sich langsam drehende Walze, die ihm das vordere Ende zuwandte, als ob er einen Turm oder einen hohen Schornstein hinabblickte. Je näher Gilthenk herankam, desto mehr erschien ihm der Flug seines Transporters wie ein Sturz aus großer Höhe.

Das obere Ende des Turms war auf bizarre Weise aufgerissen. Dort, wo das Buggeschütz gesessen hatte, klaffte ein schwarzes Loch mit ausgefransten Enden. Der Turm selbst sah aus wie ein Relikt aus der Anfangszeit der Methankriege, ein uraltes, zerfallenes Bauwerk.

Gilthenk überflog die Längsseite des Turms. Luken und Aufbauten, die zuerst winzig klein gewirkt hatten, kamen näher und wurden größer. Dieser Turm war so hoch, dass man an seiner Außenwand die ganze ETZTHONK verstecken konnte.

Vor Gilthenk lag ein wrackgeschossenes Schlachtschiff der Methans.

So nannten die Arkoniden ihre Feinde, die fremdartigen, Giftgas atmenden Maahks. Zwischen den beiden Völkern tobte seit Jahrzehnten ein erbitterter Krieg.

In der Nähe der Maahkwalze trieben arkonidische Kugelschiffe, die noch wesentlich stärker beschädigt waren. Daher interessierte sich Gilthenk vor allem für die Walze.

Diesmal gibt es für uns nicht viel zu holen, dachte der Unither frustriert. Seit Tagen stellen wir fest, dass die Wracks ungewöhnlich alt sind. Haben die Maahks und Arkoniden ausrangierte Schiffe in die Schlacht geschickt?

In der Mitte klaffte ein hässlicher Spalt mit schwarzen Rändern in der schweren doppelwandigen Rumpfpanzerung und entblößte die darunter liegenden Decks. Wie absurde Kunstwerke standen abgerissene Wandplatten und Maschinenteile im All, nur von einzelnen Kabeln und Verstrebungen gehalten.

Genau dorthin steuerte Gilthenk den Transporter, um die Roboter in Empfang zu nehmen. Er hatte sie in den ausgebrannten Raumflugkörper hineingeschickt, um alles auszubauen, was brauchbar war. Wenn es da überhaupt etwas gab.

Die Arkoniden waren in dieser Raumschlacht schwer geschlagen worden. Doch sie hatten einen Treffer gelandet. Dieses Walzenschiff und einige wenige andere hatten sie voll erwischt. Sie hatten einen hohen Preis dafür gezahlt.

Instinktiv reckte Gilthenk den Rüssel und drehte den Kopf zum Seitenfenster. In der Nähe schwebten, erratisch rotierend, mehrere arkonidische Kugelraumer. Sie waren kaum noch als solche zu erkennen. Es waren unförmige, zerschmolzene Klumpen.

In der Ferne leuchteten Hunderte weißer Punkte, die heller waren als die Sterne der Galaxis – weitere zerborstene Wracks von arkonidischen Kugelraumern und gelegentlich Maahkwalzen. Sie reflektierten das Licht der Sonne. Gilthenks Kamerad Glongg auf der ETZTHONK war gerade damit beschäftigt, sie auszubeuten.

Das ganze Geschäft war Glonggs Idee gewesen. Er hielt sich für den Schlauesten der drei Unither, und er hatte zweifellos etwas drauf. Glongg verstand sich darauf, ihre Arbeit effektiv zu organisieren. Nur manchmal war er sich für Gilthenks Geschmack zu sicher, dass seine Pläne immer aufgingen. Wie in diesem Moment, da jederzeit eine der Kriegsparteien zurückkehren konnte, um ihrerseits nach den Wracks zu sehen. Bevor das geschah, mussten die Schrottsammler verschwunden sein!

Dieser Ort war nicht das Schlachtfeld im Innern des Systems, auf dem die befeindeten Flotten übereinander hergefallen waren. Wo das Feuer der Impulskanonen die gegnerischen Schiffe in Stücke zerrissen, ihr Innenleben, Maschinen, Tanks, Aggregate und Tausende Raumsoldaten ins All geschleudert hatte.

Nein, dies war ein grob kugelförmiges Feld von der Größe eines Kleinplaneten. Hier hatten Gilthenk und seine Kompagnons die großen Brocken zusammengetrieben: die Wracks mit halbwegs intakten Hüllen, die nicht vollends zerrissen und in tausend Teilen in den Raum hinausgeblasen worden waren. Die Wracks, in denen es potenziell etwas zu holen gab.

Das Feld und die Raumschiffwracks darin umkreisten einen blauen Stern, an einem Gleichgewichtspunkt auf der Bahn seines einzigen Begleiters – eines großen Gasplaneten.

Dies war der letzte Ruheplatz der toten Raumschiffe.

Der Raumschiffsfriedhof.

*

In sanfter Abfolge leuchteten mehrere Kontrolllampen auf.

Die Positronik passte den Flug des Transporters der Drehbewegung der Walze an, bis das Raumfahrzeug genau in der Mitte über der Mantelfläche schwebte, dort, wo arkonidische Impulskanonen das Feindschiff aufgerissen hatten.

Unter dem Transporter klaffte die schwarze Öffnung, in die Gilthenk ohne Weiteres das ganze Fahrzeug hätte absenken können. Er sah hinab ins ausgebrannte und verschmolzene Innere des fremden Schiffs.

Dort unten waren die Roboter. Noch waren sie nicht zu sehen.

Gilthenk trommelte nervös mit dem Rüssel auf die Steuerungskontrollen. Aber vielleicht würde Glongg wieder einmal recht behalten, und alles lief wie am Schnürchen.

Er griff ins sekundäre Steuerholo und gab den Impuls zum Öffnen der Bodenklappen. Mit einem Ächzen fuhren die Schotten im Bauch des Transporters auf. Wie auf Kommando lösten sich aus dem schwarzen Loch im Rumpf der Maahkwalze Dutzende helle Punkte.

Es waren die kastenförmigen Transportroboter, die er ins Innere des Schiffs geschickt hatte. Sie kamen mit der Beute zurück. Auf ihre Rücken hatten sie schwere Maschinenteile und Geräte geladen, die sie nun in Gilthenks Schiff beförderten: Kanonen, Triebwerke, Funkanlagen, Fusionsreaktoren, Andruckneutralisatoren. Manche der Teile waren verbogen, verbrannt oder überhaupt nur noch halb vorhanden. Bündel abgerissener Kabel quollen aus ihnen heraus.

Die Roboter hatten ganze Arbeit geleistet. Unaufhörlich strömten sie zwischen Raumschiffswrack und Transporter hin und her und luden ihre Fundstücke im Hangar ab. Was davon zu gebrauchen war, würden die Unither später entscheiden, sobald Gilthenk mit dem Transporter zur ETZTHONK zurückgekehrt war.

Tatsächlich herrschte in der Galaxis Bedarf an jeder Art von Ersatzteilen. Man hielt es nicht für möglich, was Schrottsammler auf den galaktischen Basaren und in den Freihandelszonen alles verschacherten. Auch dafür hatte Glongg ein Talent.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie ihrer Arbeit immer ungestört nachgegangen. Es verlief tatsächlich alles so, wie Glongg es geplant hatte. Dennoch spürte Gilthenk ein ungewohntes Kribbeln in seinem Rüssel, dem Allzweckorgan der Unither.

Zwar würde es nur kurze Zeit dauern, dann waren sie endlich fertig mit der schweren Arbeit, der sie und die Roboter seit Tagen nachgingen. Dann hatten sie jedes einzelne von Hunderten Raumschiffwracks aufgesucht und herausgeholt, was von Wert erschien. Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass die Beute diesmal minderwertig und geringfügig war.

Es war höchste Zeit zu verschwinden. Bevor die Arkoniden oder die Maahks kamen und die Wracks als ihren rechtmäßigen Besitz beanspruchten.

Gilthenk war nervös, mehr als sonst. Er verstand nicht ganz, warum. Wurde er etwa alt und ungeduldig? Er bemühte sich, bewusst ruhig durch den Rüssel zu atmen.

Die Arkoniden würden sie im Schnellverfahren aburteilen, in einen finsteren Kerker werfen und nach Zahlung einer höheren Summe wieder auf freien Fuß setzen. Aber die Maahks würden sie in Stücke reißen. Diese fremdartigen Wesen, die sich in einer brennend heißen Giftatmosphäre wohlfühlten, hatten das Arkonidenimperium an den Rand der Vernichtung gebracht. Und das nicht, weil sie als besonders gnädig galten.

Zu allem Überfluss brachte die Drehbewegung von Walze und Transporter die verdammte blaue Sonne ins Sichtfeld, und Gilthenks Laune verschlechterte sich.

Hier draußen war der Stern nur ein weiterer leuchtender Punkt in der Ferne. In Wahrheit war dieser bestimmte Leuchtpunkt ein alles verzehrendes Monster, ein Feuer und Strahlung speiendes Ungeheuer, das näher war, als Gilthenk lieb sein konnte. Alle paar Stunden spuckte dieses Ungeheuer Strahlungsschauer aus, die den Lebewesen auf dem Raumschiffsfriedhof gefährlich werden konnten, sofern diese nicht durch Energieschirme oder doppelwandige Panzerungen geschützt waren.

Die kleinen Haare in Gilthenks Nacken stellten sich auf.

Bisher war immer alles gut gegangen, wenn Gilthenk, Glongg und Mekkhur ihre Arbeit im Weltraum verrichteten. Sie taten dies mit Planung, Geschick und Kaltblütigkeit.

In diesem Moment nagte in Gilthenk das untrügliche Gefühl, dass es irgendwann nicht mehr klappen würde. Eines Tages würde sie eine Sonneneruption treffen oder die anrückenden Maahks ihnen den Garaus machen, oder ein noch brutaleres Volk aus den Tiefen der Galaxis. Irgendetwas sagte ihm, dass die Schrottsammler ihr Glück bald ausgereizt haben würden.

*

»Warum muss eigentlich immer ich es sein, der die Weichhäuter aus ihren Raumjägern kratzt?«

Mekkhurs Klage klang vom anderen Ende des Raumschiffsfriedhofs durch die Funkanlage. Der Junge hatte an diesem Tag wirklich den undankbarsten Job erwischt. Das Los hatte ihn verdonnert, arkonidische Raumsoldaten zu bergen, die sie später im neutralen Raum den Familien zur Bestattung übergeben sollten – selbstverständlich gegen eine stattliche Bezahlung.

Ausgerechnet Mekkhur, der die Arkoniden nach den Vorfällen von Togwanah hasste wie kein anderer! Aber das lag lange zurück.

Gilthenk kräuselte den Rüssel. Seltsamerweise war seine düstere Stimmung im selben Moment verflogen, da Mekkhurs Stimme aus dem Empfänger kam. Er beschloss, den Kameraden ein wenig zu necken.

Mit allen vier Fingern fasste er ins Holo der Funksteuerung und schaltete auf Sendung. »Du kannst das eben viel besser als die Roboter. Du bist ein Naturtalent, Mekkhur. Außerdem hast du ins rote Holo getippt. Also, was beschwerst du dich?«

Ein empörtes Tröten kam über die Anlage. »Ich glaube, ich tippe immer ins rote Holo. Das ist Betrug! Hat Glongg die Positronik manipuliert?«

Gilthenk lachte entspannt auf.

Er, Mekkhur und Glongg waren freie Unternehmer im Weltall. Sie trafen alle Entscheidungen gemeinsam und notfalls per Losentscheid. Eines Tages würde ihrem Jüngsten wieder eine Aufgabe zugeteilt werden, die ihm genehm war.

»Verdammte Weichhäuter!«, schimpfte Mekkhur.

Kein Unither mochte die Weichhäuter, wie Mekkhur die Arkoniden nannte. Sie hielten sich für die Herren der Galaxis und Völker wie die Unither hatten gefälligst vor ihnen im Staub zu kriechen.

Gilthenk und Glongg, den beiden Älteren, machte die Arroganz der Arkoniden nichts aus. Es war ihnen Vergnügen genug, den Herren der Galaxis außerhalb ihres Hoheitsgebiets Schrott aus ihren eigenen Raumschiffen zu verkaufen. Sie hofften nichts weiter, als eines Tages als reiche Kaufleute zu ihren Familien in die Savannen von Ra-As und die Wälder von Yrahneb zurückzukehren.

Aber niemand hasste die Arkoniden mit solcher Inbrunst wie Mekkhur. Er sah sein höchstes Lebensziel, sein Hradith, darin, die Heimat vom Arkonidenjoch zu befreien und sich an den Weichhäutern dafür zu rächen, was damals in Togwanah geschehen war.

Vielleicht würden die Maahks ihm die Aufgabe bald abnehmen. Seitdem die Giftgasatmer mit ihren Walzenschiffen in der Galaxis aufgetaucht waren, hatten sie eine Arkonflotte nach der anderen zerschmettert. Wenn sich das Kriegsglück nicht wendete, waren die Arkoniden bald keine Herren mehr, sondern nur noch die Bettler von Thantur-Lok. Ob es den Unithern dann besser erging, war eine andere Frage.

»Wo bist du?«, fragte Gilthenk in versöhnlichem Tonfall. »Ich helfe dir!«

Die Roboter hatten ihre Arbeit verrichtet. Die Beute aus der Maahkwalze war im Frachtraum des Transporters verstaut. Soeben schlossen sich die Klappen an der Unterseite des Schiffs.

»Bei den kleinen Jägern im Nord-West-Sektor«, maulte Mekkhur. »Wo sonst? Ich glaube, es sind Hunderte. Jedenfalls ganz schön viel!«

»Verzage nicht, Rettung naht!«

Gilthenk löste den Transporter aus der Relativposition über der Maahkwalze und zog ihn in Richtung des Sektors im Raumschiffsfriedhof, in dem Mekkhur sich an den Arkonidenjägern zu schaffen machte.

Nur wenig später lag vor ihm ein Feld aus Dutzenden pfeilförmiger Kleinraumschiffe. Ihre silbrig-blaue Haut ließ sie majestätisch glänzen. Erst beim Näherkommen erkannte Gilthenk, dass die meisten von Beulen und Schrammen übersät waren – Streifschüsse aus den Impulskanonen der Maahks. Viele der Pilotenkanzeln und Triebwerke waren nur noch schwarze Höhlen – Volltreffer hatten die Jäger außer Gefecht gesetzt.

Während die kleinen, flinken Arkonidenjäger versucht hatten, die Maahkraumer von der Seite anzugreifen und aufzuschlitzen, vertrauten die Maahks vor allem auf die brutale Frontalfeuerkraft ihrer starr im Bug eingebauten überschweren Impulskanone. Sobald ihnen ein Arkonidenschiff vor die Zieloptik kam, wurde es aus dem Weltraum geblasen und zu kosmischer Schlacke zerschmolzen.

Mekkhurs Raumtransporter hing in der Nähe eines halb auseinandergerissenen Jägers, dessen Panzerhülle absurd nach oben verbogen war.

In einer makabren Prozession schwebten Roboter von überall aus dem Raumfeld zu Mekkhurs Transporter. Sie schoben etwa mannsgroße, quaderförmige Kisten aus Metallplastik vor sich her – Särge, in die sie die gefallenen arkonidischen Piloten verfrachtet hatten.

Der Junge kniete im Raumanzug auf der Schnauze des Jägers und entfernte mit einem Desintegrator die letzten Scherben der Pilotenkanzel, die fast vollständig zersplittert war. Eine Raumschiffslänge entfernt wartete gleichmütig ein Transportroboter auf seinen Einsatz.

Gilthenk fixierte den eigenen Transporter oberhalb des Arkonidenjägers, schloss den Raumhelm und setzte zu Mekkhur über, der ihn mit einem zaghaften Tröten begrüßte.

Nur wenige Augenblicke später sah Gilthenk in die zerstörte, verbrannte Pilotenkanzel hinunter. Sie war so klein, dass sie gerade Platz für einen Piloten und einen Bordschützen bot.

Der Pilot hing mit vornüber gesacktem Kopf in seinem Sitz. Der Helm war zersplittert, die Arme des Raumfahrers ausgestreckt, sein Mund geöffnet. Lederne Haut spannte sich um den Schädel. Blinde, tote Augen starrten die Unither an.

Gilthenk rüttelte an den Gurten des Piloten, während sich Mekkhur an der verkohlten Leiche des Schützen zu schaffen machte. Ein Arm riss ab und wirbelte hinaus ins All.

»Götter von Unatha!«, fluchte Mekkhur, während Gilthenk geduldig mit einer Vibroklinge die zerschmolzenen Gurte des Piloten zerschnitt und ihn aus dem Sitz ruckte. Tote Augen blickten ihn wie anklagend an.

Mekkhur gelang es, den übel zugerichteten Bordschützen in die Höhe zu wuchten. Dabei schimpfte er wie eine ra-asische Sumpfkröte: »Leichenfledderer nennen sie uns. Die Weichhäuter können froh sein, dass wir ihnen die Drecksarbeit abnehmen. Wir bringen den Müttern ihre toten Kinder zurück. So hatte ich mir diesen Job nicht vorgestellt!«

Über Funk sandte Mekkhur einen einfachen Pfeifton aus. Der Transportrobot löste sich aus seiner Warteposition und schwebte zu ihnen heran.

»Diese schnöseligen Adeligen haben ihre Söhne in den Krieg geschickt«, kommentierte Mekkhur bitter, während der Roboter die schwerelose Leiche des Arkoniden in seine Arme nahm. »Die haben sich wahrscheinlich gedacht, die sollen sich die Hörner abstoßen und dann reich dekoriert zu ihren Familien zurückkehren. Jetzt kommen sie dank uns zurück – in Särgen. Wahrscheinlich zieht man ihnen immer noch eine hübsche Uniform voller Orden an. Und wir bekommen dafür ein paar lausige Chronners. Keinen Hyperkristall des Universums ist das wert!«

Gilthenk ließ den Jungen reden. Mekkhur war frustriert, weil sie diesmal weniger als gewohnt aus den Wracks geholt hatten. Die Raumschiffe waren nicht nur stark beschädigt, sondern auch alt. Und der Junge hatte ja recht: Die Bergung der Toten einer Raumschlacht war für die Schrottsammler sonst nur ein Zuverdienst. Diesmal aber waren sie darauf angewiesen. Die Wracks selbst gaben zu wenig her.

»Die Strukturtaster haben angeschlagen«, kam plötzlich Glonggs krächzende Stimme aus den Empfängern.

Mit einem Schlag juckte Gilthenks Rüssel wie wild.

Die Strukturtaster der ETZTHONK hatten also irgendwo in der Nähe eine Raumerschütterung angemessen. Das konnte nur eins bedeuten: Eine Flotte rematerialisierte aus dem Hyperraum. Die Maahks kamen in dieses System zurück, um ihre eigene Bergungsaktion zu starten. Wenn sie die Schrottsammler erwischten, war das ihr Ende. Sie mussten sofort weg von hier!

Gilthenk kämpfte die aufkommende Panik nieder. Er musste kühl und überlegt handeln.

»Ganz ruhig!«, beschwor Glongg aus der Ferne seine Kameraden. »Es ist nur ein einzelnes Schiff ...«

»Ein Maahkschiff?«, unterbrach Gilthenk schrill. Wenn die Maahks kamen, genügte locker ein einzelner Raumer, um die Schrottsammler mit der ganzen Feuerkraft seiner Bugkanone aus dem Universum zu pusten.

»Dafür ist die Strukturerschütterung zu gering!«, antwortete Glongg. »Es ist ein einzelnes, winziges Schiff in sieben Lichtjahren Entfernung. Beruhigt euch, Kollegen! Das sind nicht die Maahks. Das ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Konkurrent, der uns den Profit abjagen will!«

Glonggs Worte beruhigten Gilthenk keineswegs. Das Jucken wurde nahezu unerträglich.

Glongg redete geradezu hypnotisch auf seine beiden Kameraden ein: »Ich brauch euch nicht zu sagen, dass wir uns keine Konkurrenz leisten können. Die Ausbeute war diesmal weniger als gering. Trotzdem können wir es uns nicht erlauben, sie im Raumschiffsfriedhof zurückzulassen oder diesen Claim zu teilen. Aber mit etwas Glück können wir der Beute ein fast intaktes Schiff hinzufügen.« Damit war ganz klar der Neuankömmling gemeint. »Kommt sofort zurück zur ETZTHONK. Ich habe einen Plan.«

Gilthenks Rüssel fühlte sich an, als krabbelten tausend yendalische Sandkäfer hindurch.

Glongg und seine Pläne!

2.

Nottransition!

Mit scheppernden Decksplatten und brennenden Triebwerken stürzte die BEST HOPE aus dem Hyperraum.

Das Raumschiff ächzte und stöhnte, als es wie ein Flammenball irgendwo im Leerraum rematerialisierte, weit weg vom Solsystem, der Venus und den arkonidischen Verfolgern. Der Schiffskörper bebte. Der Boden vibrierte. Eine Alarmsirene heulte. Das Licht flackerte.

Dann knallten die Sicherungen der Hochspannungs-Supraleitungen durch. Auf einmal wurde es vollkommen dunkel. Irgendetwas roch verschmort. Erst Sekunden später sprang eine rötlich glimmende Notbeleuchtung an.

Perry Rhodans Füße lösten sich vom Boden. Dann schwebte er mitten in der Zentrale. Es herrschte eine unheimliche Stille, bis auf das gefährliche Knacken der Vollmetallböden.

Auch die anderen beiden verloren die Bodenhaftung und stiegen neben ihm in die Höhe.

Die Antigravs waren ausgefallen und damit die künstliche Schwerkraft an Bord der BEST HOPE. Das sollte in diesem Moment ihr geringstes Problem sein.