Atlantis 3: Fluchtpunkt Venus - Sascha Vennemann - E-Book

Atlantis 3: Fluchtpunkt Venus E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung: Auf einer großen Insel im Atlantischen Ozean haben die menschenähnlichen Arkoniden eine Kolonie errichtet, die den Namen Atlantis trägt. Von dort aus starten Raumschiffe ins All, von den steinzeitlichen Menschen als göttliche Erscheinungen bestaunt. Dann strandet ein Mann aus der fernen Zukunft auf Atlantis. Sein Name: Perry Rhodan. Der Raumfahrer wurde von einer Zeitmaschine in die Vergangenheit versetzt. Er muss einen heiklen Auftrag erfüllen und darf dabei nicht erkannt werden – denn eine kosmische Macht bedroht die Erde der Vergangenheit … PERRY RHODAN-Atlantis: zwölf spannende Science-Fiction-Romane, verfasst von einem Team deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. Abenteuer auf einem Kontinent voller Mythen und Legenden.

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Nr. 3

Fluchtpunkt Venus

Letzte Chance auf dem zweiten Planeten – es ist ein Wettlauf gegen die Zeit

Sascha Vennemann

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Caysey

2. Rowena

3. Sichu Dorksteiger

4. Sichu Dorksteiger

5. Rowena

6. Sichu Dorksteiger

7. Caysey

8. Sichu Dorksteiger

9. Perry Rhodan

10. Caysey

11. Perry Rhodan

12. Sichu Dorksteiger

13. Rowena

Kommentar: Die Venus in der PERRY RHODAN-Serie

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. In direkter Nähe zu Steinzeitmenschen, die in Stämmen leben, errichten sie eine hochmoderne Stadt und einen Raumhafen.

In Arkonis erfahren sie vom Tod des Kristallprinzen Atlan. Rowena, die sie erbittert jagt,, verlangt ihre Hinrichtung. Doch dank des mutigen Einsatzes der Atlanterin Caysey können die beiden fliehen. Wollen sie Atlan finden, an dessen Tod sie nicht glauben, benötigen sie ein Raumschiff.

Ihre ganze Hoffnung richtet sich auf den FLUCHTPUNKT VENUS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner erreicht ein wichtiges Zwischenziel.

Caysey – Die schwangere Atlanterin darf ein wenig Hoffnung schöpfen.

Sichu Dorksteiger – Die Ator bemächtigt sich auf geschickte Weise einer Positronik.

Rowena – Die Arkonidin ist wütend auf sich selbst.

RCO

1.

Caysey

Caysey war gefangen im Bauch einer stählernen Bestie und wusste nicht, ob es ihr gelingen würde, sie je wieder lebend zu verlassen.

Nein, keine Bestie, dachte sie. Ich bin in einem Raumschiff. Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger sind bei mir. Wir fliegen zu den Sternen!

»Wie viele Schiffe sind es?«, rief Perry. Caysey spürte, dass er aufgeregt war. Er starrte auf bunte Lichter, die vor ihm in einer Art kleinem Fenster erschienen waren. Ab und zu presste er die Finger darauf, und sie veränderten sich.

»Die Orter zeigen, dass neben den fünfzehn Schiffen der Wachmannschaft von Arkonis nun auch die Arkonidenflotte im Orbit von Larsaf III zehn weitere Ultraleichtkreuzer ausgeschleust hat!« Sichus grüne Haut schien einen blasseren Farbton angenommen zu haben. Auch Perrys Gefährtin war offenbar sehr aufgeregt. Ihre hektischen Bewegungen und ihr fliehender Atem waren eindeutige Signale.

Unwillkürlich ging auch Cayseys Herzschlag schneller. Sie verstand zwar nur wenig von den Worten, die ihre beiden Begleiter miteinander austauschten. Doch eines spürte sie ganz deutlich: Sie alle waren in größter Gefahr.

»Achtung, Thermostrahl!«, rief Sichu.

Caysey schrak zusammen, als helle Blitze über die durchsichtige Kuppel zuckten, die das Dach der Hauptzentrale des Raumschiffs bildete. So hatte Perry diesen Raum genannt, in den sie gerannt waren, um mit der »Bestie« zu den Sternen zu fliegen.

Caysey bemerkte Perry Rhodans kurzen, freundlichen Blick in ihre Richtung. »Keine Angst, der Schutzschirm hält.« Sofort wandte er sich wieder den bunten Dingen zu.

Aber Caysey hatte Angst. Nicht, weil sie nicht verstand, wovor eigentlich, sondern weil Sichu und Perry offenbar selbst welche hatten. Und das bedeutete, es drohte eine Gefahr, die sie nicht verstand – ihre beiden Begleiter aber schon.

Seit sie auf Perry und Sichu gestoßen war, eröffneten sich ihr in schneller Folge immer neue Welten. Sie hoffte nur, dass sie die zahlreichen Eindrücke, die auf sie einprasselten, auch irgendwie verarbeiten konnte.

Weitere Blitze überzogen die Kuppel. Offenbar hatten die anderen Raumschiffe wieder ihre Thermostrahlen abgefeuert.

Perry standen kleine Schweißperlen auf der Stirn, seine Bewegungen wirkten fahriger als noch vor wenigen Augenblicken. Jenseits der Kuppel, die wie fest gewordenes, klares Wasser wirkte, verwischte sich das Licht der Sterne.

»Ich versuche, dem Beschuss auszuweichen!«, rief Perry. »Aber je öfter sie uns treffen, desto schwächer wird unser Schutzschirm. Wir sollten uns schnell überlegen, wie wir unsere Verfolger loswerden. Gegen sie kämpfen können wir mit diesem Schiff nicht. Vielleicht können wir uns irgendwo verstecken und abwarten, bis sie die Suche aufgeben.«

Caysey runzelte die Stirn. Verstecken? So wie sie das sah, gab es jenseits der Kuppel nichts, wo man das hätte tun können.

Auch Sichu schien dieser Plan nicht ganz zu überzeugen. »Mit voll aktivierten Impulstriebwerken können sie uns trotzdem jederzeit orten.«

Perry berührte eines der leuchtenden Symbole vor sich. »Ich denke noch über eine Lösung nach.«

Caysey wusste, dass sie in dieser Situation keine große Hilfe war. »Wüsste ich schon mehr über Raumschiffe und all diese Dinge, von denen ihr sprecht, würde ich gerne helfen.«

»Ich glaube, dass du schon jede Menge Ideen dazu hast, wie das alles funktioniert«, sagte Sichu. »Aber in diesem Fall hast du wahrscheinlich recht. Du wirst noch viel Neues lernen.«

Davon ging Caysey ebenfalls aus. Sie presste sich ins Polster ihres Sessels und wartete, was Sichu und Perry einfallen würde. Um zu lernen.

*

Perry Rhodan

Mit wachsender Sorge betrachtete Perry Rhodan die Statusanzeige des Schutzschirms. Dessen Leistungskraft sank mit jedem Schuss, den die arkonidischen Verfolger auf die Leka-Disk abgaben. Noch waren es nur Warnschüsse.

Trotz seiner Erfahrung mit unzähligen Raumschiffstypen war es für Rhodan anfangs eine Herausforderung gewesen, sich mit der Steuerung der Leka-Disk älterer arkonidischer Bauart zurechtzufinden. Dieser Schiffstyp, der für die späteren terranischen Beiboote Gazelle und Space-Jet Pate gestanden hatte, war ihm zwar bestens bekannt. Aber in diesem Fall musste er mit einem Basismodell vorliebnehmen – allem voran mit einem, das nicht zur Transition fähig war, sondern nur über einen Impulsantrieb verfügte.

Rhodan unterdrückte einen Fluch, als ein weiterer Thermostrahl dem Schirm gefährlich nahe kam. Rhodan machte sich keine Illusionen: Die Arkoniden feuerten lediglich mit schwacher Intensität auf sie, weil sie ihr Schiff unversehrt zurückhaben wollten. Was mit Sichu, Caysey und ihm selbst passierte, dürfte ihnen herzlich egal sein. Schließlich waren sie gerade erst dem Todesurteil des Tato von Atlantis entkommen.

Der nächste Strahl traf den Schirm direkt. Das Schiff erzitterte, ein lauter Alarmton schrillte durch die Zentrale.

Caysey, die links neben Rhodan saß, gab ein erschrockenes Geräusch von sich. »Vrouhtou-Tam!«

Ihre Hände krallten sich in ihre Oberschenkel. Von der fast übernatürlichen Gelassenheit, die Rhodan sonst in angespannten Situationen bei ihr festgestellt hatte, war im Moment nicht mehr viel übrig.

Das kann nicht ewig so weitergehen. Bei gleichbleibendem Beschuss würde der Schirm in spätestens 15 Minuten den Geist aufgeben.

»Irgendwelche Ideen, wohin es gehen soll? Zurück zur Erde können wir auf keinen Fall.« Sichu las die Ortungsdaten. »Da sind fast eintausend arkonidische Einheiten im Orbit. Der Weg ist uns versperrt.«

»Unsere Verfolger würden uns sowieso nicht mehr zurücklassen, es sei denn, wir ergeben uns.« Was für Rhodan absolut nicht infrage kam.

Am Todesurteil, das da Masgadan ausgesprochen hatte, würde sich in der Zwischenzeit kaum etwas geändert haben. Schlimmer noch: Weil Caysey ihnen zur Flucht verholfen hatte, würde der Tato sicher auch sie nicht mehr verschonen. Und das trotz ihrer Schwangerschaft.

Der Vorteil ihres Fluchtschiffs lag darin, dass es klein und wendig war. Ihren Verfolgern dürfte eine rein optische Erfassung deswegen sehr schwer fallen. Die Arkoniden mussten sich auf ihre Hyper- und Passivortung verlassen. Im derzeitigen Betrieb der Disk waren die Flüchtenden damit aufgrund ihrer Emissionswerte problemlos zu entdecken.

Aber das können wir ändern, überlegte Rhodan.

Zunächst mussten sie sich irgendwo verstecken und alle nicht relevanten Systeme herunterfahren. Wenn ihre Verfolger das Interesse an der Suche verloren und abzogen, konnten sie sich mit geringer Geschwindigkeit weiterbewegen. Wegen der auf diese Weise nur minimal auftretenden Emissionen mochten sie vielleicht eine Chance haben, unbemerkt durchs Solsystem zu kommen.

Rhodan wandte sich an Sichu. »Gibt es in der Nähe etwas, das wir als natürlichen Ortungsschutz nutzen könnten? Irgendwelche größeren Asteroiden oder dergleichen?« Die Ator bestimmte die aktuelle Position der Disk und befahl der Bordpositronik, alle infrage kommenden Himmelskörper anzuzeigen.

Weitere Thermostrahlen zuckten am Schiff vorbei. Zwei weitere Treffer schlugen in den Schirm ein. Der Alarm erklang erneut. »Überlastungsgrenze der Schirmgeneratoren wird erreicht!«, meldete die Kunststimme der Bordpositronik.

»Hier!« Sichu rief eine Datei auf die Holoanzeige ihres Mehrzweckarmbandes. Zu sehen war ein Abbild eines Asteroiden. »Die terranischen Kataloge nennen ihn Apollo. Laut den Sensoren ist er nicht weit entfernt.«

Rhodan kannte Apollo. Der erdnahe Asteroid zog auf einer stark exzentrischen Bahn um die Sonne, kreuzte dabei auch die Umlaufbahn von Terra. Zurzeit befand er sich in der Nähe zur Erde. Wenn sie wollten, erreichten sie den anderthalb Kilometer durchmessenden Brocken mit ihren Impulstriebwerken innerhalb weniger Minuten.

»Einen Versuch ist es wert.« Rhodan brachte das Schiff auf Kurs zum Asteroiden. Es würde zwar für ihre Verfolger offensichtlich sein, dass der das Ziel ihrer Flucht war. Aber sein Plan war damit noch nicht zu Ende.

»Wenn wir uns dort verstecken, wäre das so, als würden wir uns hinter den einzigen Busch auf einem ansonsten freien Feld ducken«, meinte seine Frau mit leichtem Spott in der Stimme, der Rhodan nicht entging.

Er nickte. »Deswegen geben wir dem Tato einfach, was er will. Wir werden dort sterben.«

*

Sichu Dorksteiger

»Wie weit bist du denn da unten?« Perrys Stimme hallte durch den Schacht mit der gewundenen Treppe zum Materiallager herunter. Der Alarm wegen des überlasteten Schutzschirms schrillte im Hintergrund weiter. »Wir nähern uns Apollo.« Perry war zusammen mit Caysey in der Zentrale zurückgeblieben und informierte Sichu Dorksteiger über das Geschehen außerhalb der Disk. Der Plan erforderte eine Bastelei im Lager, und das war ihr Job. »Auch seine kleineren Begleitasteroiden erscheinen schon auf den Holos.«

Nachdem ihr Mann ihr seinen Plan erläutert hatte, war sie gleich hinabgeeilt und an die Arbeit gegangen. Noch immer machte ihr das Bein Probleme, das bei ihrer Flucht in Arkonis einen Streifschuss aus einem Paralysator abbekommen hatte. Das Taubheitsgefühl klang nur langsam wieder ab. Sie wusste, dass sie nur wenige Minuten zur Verfügung hatte, um umzusetzen, was Perry sich vorstellte. Was sich allerdings als nicht so einfach erwies, wie es ursprünglich geklungen hatte.

»Nur noch einen Augenblick«, rief Dorksteiger zurück. Ihr Blick ruhte auf der kleinen Diagnostikeinheit im Innern des Roboters, der mit geöffneter Wartungsklappe vor ihr stand. Er hatte desaktiviert im Lager herumgestanden. Nun kam er ihnen gerade recht.

Vor Anspannung verzog sie ihr Gesicht zu einer Grimasse. Nein, antike Robotik war wirklich nicht ihr Spezialgebiet und der altarkonidische Positronikdialekt, den die Programmierung verwendete, schon gar nicht. Wäre die Situation eine andere und sie hätte genug Muße gehabt, die Maschine zu studieren, hätte es ihr vielleicht sogar Spaß gemacht. Aber die Zeit drängte.

Dorksteiger schaute auf ihr Multifunktionsarmband, das sie mit den Schiffssystemen gekoppelt hatte. Die Werte waren katastrophal. Die Schirmgeneratoren standen kurz vor dem Kollaps. Es würde verdammt knapp werden.

Falls der Plan überhaupt funktionierte. Das Timing war dabei von entscheidender Bedeutung.

»Fusionsreaktor auf Volllast. Achtung: Ladestatus des Energiespeichers über dem vorgesehenen Maximum!«, meldete die Diagnostikeinheit des Roboters. »Abschaltung wird dringend empfohlen.«

»Nein, genau das werden wir nicht tun!« Dorksteiger versuchte zum wiederholten Mal, die mit dem Fusionsreaktor gekoppelte Energiezelle noch weiter zu überladen. Dazu musste sie einige automatische Sicherheitssperren überwinden, die sich als erstaunlich gut programmiert erwiesen.

Etwa eine halbe Minute verging, bis sie endlich eine Möglichkeit entdeckte, sie zu umgehen. Während dieser Zeit hatte die Disk zwei weitere Treffer einstecken müssen. Die Frequenz des Alarms steigerte sich um das Doppelte.

»Sichu?« Perrys Stimme changierte zwischen Sorge und Drängen. »Es wird Zeit!«

»Ich gebe mein Bestes!« Dorksteiger unterzog den präparierten Roboter einem letzten Check, dann schlug sie die Wartungsklappe zu. Hoffentlich reicht das auch.

Über ihr Armband startete sie die Motorik des Roboters neu, ließ allerdings seine interne Positronik im Bereitschaftsmodus. Sie hatte keine Zeit, sich darüber zu streiten, ob sie überhaupt befugt war, dem Roboter Befehle zu erteilen. Dorksteiger bugsierte ihn in die Nähe der Bodenschleuse und schaltete sämtliche Systeme wieder ab.

»Roboter ist in Position!« Die Ator brüllte fast, um den nervtötenden Alarm zu übertönen. Sie rannte zur gewundenen Treppe hinüber und eilte hinauf in die Zentrale.

Caysey reckte auf ihrem Platz interessiert den Hals und betrachtete die Anzeigen von Dorksteigers Konsole. Gedankenverloren streichelte die Atlanterin dabei über ihren gewölbten Bauch.

Dorksteiger warf sich in ihren Sitz. »Kann losgehen!«

Während Perry das Schiff per manueller Steuerung auf Kurs zu dem Asteroiden hielt, studierte sie die eingehenden Orterdaten. Die 25 Verfolgerschiffe stellten der Leka-Disk nun in einer Halbkugelformation nach.

Perry richtete sich in seinem Sessel auf. »Bereithalten!« Er beschleunigte das Schiff noch einmal und hielt es auf einem Kurs, der knapp am Asteroiden vorbeiführte. Im letzten Augenblick korrigierte er die Bahn, sodass die Disk direkt auf die Oberfläche des Gesteinsbrockens zuraste.

Caysey sog scharf die Luft ein. »Perry, das ist zu nah!«, rief sie.

»Ganz ruhig«, sagte Sichu Dorksteiger mit leiser Stimme. »Ist gleich vorbei.«

Die arkonidischen Verfolger drosselten ihr Tempo. Für sie musste es so aussehen, als hätte der Pilot der Disk die Kontrolle verloren.

»Die Schleuse auf und raus mit dem Roboter!«, rief Perry. »Jetzt!«

Die Disk raste in rund einhundert Meter Höhe über die Oberfläche des Asteroiden hinweg. Der Felsbrocken hatte nur eine geringe Eigenrotation. Seine unebene Oberfläche war durchzogen von tiefen Klüften. Zackenartige Erhebungen ragten an anderen Stellen hervor. Kristalline Strukturen glitzerten zwischen dem Gestein.

Dorksteiger öffnete die Bodenschleuse. Während von ihr genau festgelegte Kraftfelder den Rest des unteren Decks vor dem Vakuum des Alls schützten, wurde der bereitstehende Roboter aus dem Schiff geschleudert – auf die Oberfläche des Asteroiden zu.

Sobald die Ator die Orterbestätigung bekam, dass der Roboter das Deck verlassen hatte, schloss sie das Schott wieder.

Nur einen Augenblick später zerschellte er auf der Oberfläche des Asteroiden und verging in einem gleißend hellen Inferno, das spektakulärer wirkte, als Sichu erwartet hatte. Das grelle Licht drang durch die Glassitkuppel. Für einen Moment verblassten sämtliche Farben in der Zentrale.

Wieder war es Caysey, die einen überraschten Laut von sich gab. »Was ist ...?«

»Später!« Perry drosselte die Geschwindigkeit der Disk und zwang sie in einen engen Orbit um den Asteroiden. Er deutete durch die Glassitkuppel auf die zerklüftete Oberfläche. »Wäre das ein gutes Versteck? Was meint ihr?«

Inzwischen war die Disk vollständig in den Ortungsschatten eingetreten. Apollos hoher Erzgehalt würde das Kleinstraumschiff vor den gegnerischen Ortern maskieren. Sie waren, wie Perry zuvor verkündet hatte, offiziell »gestorben«.

Nur wenige Hundert Meter voraus entdeckte Dorksteiger einen flachen, felsigen Überhang, der ihr Schiff vollständig überdecken würde. »Sollte passen.« Der Landeplatz war einigermaßen eben und sie würden mit ihren nicht einmal 20 Metern Höhe locker in die Spalte einfliegen können.

Das Manöver gelang. Perry desaktivierte den Antrieb und reduzierte die Energieemissionen auf ein Minimum.

In einer beinahe simultanen Geste sackten Perry und Dorksteiger in ihren Sesseln zusammen.

»Jetzt heißt es: abwarten«, sagte die Ator. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie sich Cayseys Brustkorb schnell hob und senkte.

»Was, bei den Göttern, ist da gerade passiert?« Cayseys Halsschlagader pochte sichtbar.

Perry drehte sich mit dem Sessel in ihre Richtung, während Dorksteiger die Anzeigen im Blick behielt. Die Verfolger hatten zum Teil abgedreht, aber einige waren auf einen Rundkurs um den Asteroiden gegangen und schienen die Gegend nach Trümmerstücken oder anderen Hinweisen darauf zu untersuchen, was mit den Flüchtigen und ihrem Schiff passiert war.

»Ich weiß, das ist alles etwas viel auf einmal.« Perry sprach mit bedächtiger Stimme. »Du bist zum ersten Mal weg von der Erde und das alles muss sehr verwirrend sein.«

»Ihr wisst, was ihr tut. Aber es auch zu wissen, würde mir helfen, wisst ihr?« Caysey lachte, weil sie selbst bemerkte, wie oft sie das Wort wissen verwendet hatte.

»Natürlich«, antwortete die Ator anstelle ihres Mannes. »Wir versuchen, die Arkoniden, die uns verfolgen, davon zu überzeugen, dass wir gegen den Felsbrocken geflogen sind, auf dem wir uns gerade verstecken.«

»Damit unsere Verfolger das auch glauben, haben wir einen Roboter explodieren lassen«, fügte Perry hinzu. »Wenn wir Glück haben, suchen die Arkoniden bald nicht mehr nach uns, sondern sind davon überzeugt, dass wir an diesem Ort abgestürzt und bei der Explosion gestorben sind.«

Das heißt: Falls dein Plan aufgeht, ergänzte Dorksteiger in Gedanken. Alles hing davon ab, wie ernst den Arkoniden die Wiederbeschaffung ihrer Leka-Disk war. Verglichen mit den Sensoren, die sie kannte, waren jene der Verfolger primitiv. Aber sie waren immer noch leistungsfähig genug, um mit ihrer Hilfe aus der Zusammensetzung und Menge der Trümmer sowie aus der Größe der Explosion die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Die Ator blieb angespannt.

»Aber wir müssen bald wieder weg«, erkannte Caysey. »Wir haben keinen Proviant dabei. Und außerdem ...« Sie strich sich über den gewölbten Bauch.

»Das sind nur zwei der Gründe, ja.« Perry betrachtete die Orterbilder.

Ein Verband von drei Ultraleichtkreuzern zog in dichter Folge über die verborgene Disk hinweg, machte aber keine Anstalten, umzudrehen oder sein Tempo zu drosseln. Weitere Raumer zogen ab.

»Du hast bei unserem Aufbruch davon gesprochen, dass du weißt, wo wir ein überlichtschnelles Schiff herbekommen«, erinnerte sich Dorksteiger. »Wie hast du das gemeint?«

»Unsere erste Priorität ist, Atlan ausfindig zu machen.« Perry presste die Lippen zusammen. »Dass er tot ist, ist offensichtlich eine Lüge, die Kors da Masgadan – aus welchen Gründen auch immer – unter seinen Leuten streut. Und die glauben es ihm, wie wir von dem Raumsoldaten in Arkonis erfahren haben, der uns die Geschichte erzählt hat.«

»Auf das Gerücht, dass er bei einer Raumschlacht gegen die Methanatmer gefallen ist, können wir nichts geben«, entgegnete Dorksteiger. »Aber offenbar ist er nicht im Solsystem. Oder zumindest nicht auf den vom Imperium kolonisierten Welten.«

»So sehe ich das auch.« Perry setzte sich in seinem Sessel ein Stück auf. »Zudem fehlt uns das Talagon, das wir ihm geben sollen. Aber darüber mache ich mir weniger Gedanken. Rowena hat es, und ich glaube kaum, dass sie sich so leicht abschütteln lässt. Sie wird verhindern wollen, dass wir Atlan treffen. Und es würde mich sehr überraschen, wenn sie das Talagon nicht bei sich hat.«

Das klingt alles ein bisschen vage, aber es ist zumindest ein Plan, dachte Dorksteiger.

Zunächst jedoch gab es erfreuliche Nachrichten. »Die Arkoniden haben ihre Suche abgebrochen und kehren zum Flottenverband zurück«, berichtete sie. »Solange wir uns nicht wegbewegen, befinden wir uns in Sicherheit.« Fragt sich nur, wie lange.