Maddrax 622 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 622 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Der anschwellende Schrei klang, als würde Geröll über einen steilen Abhang rollen und dabei alles zermalmen, was ihm in den Weg kam. Aus den Wipfeln der Dschungelbäume drang er zum Lager der Karawane herab.
Erst war es nur eine einzelne Stimme, laut wie ein nahes Donnergrollen. Dann erzitterten das Laub und die Zweige, als mehr als ein Dutzend weitere Kehlen mit einsetzen. Der bedrohliche Lärm kam von überall - über ihnen!
Auch der letzte Taapir-Treiber war jetzt auf den Beinen, griff nach Pfeil und Bogen, Machete oder Armbrust, bereit, das Taglager bis zum letzten Mann zu verteidigen. "Sie greifen an!", schrie jemand, als ein Speer in das Dach eines Unterstands fuhr.
Zu früh!, dachte D'Elexa, während sie den ersten Pfeil auflegte. Sie dürften gar nicht hier sein!

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Die Verwandlung

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper, von dem eine unbekannte Strahlung ausgeht. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein wissenschaftlicher Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe gelingt der Ausstieg per Schleudersitz. Matt kann die Maschine abfangen und notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht Matt sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Was er nicht ahnt: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Milliarden Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn am Ende unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine Freundin Haaley, ebenso verrückt wie er, entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao'sil'aana und Gal'hal'ira – können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, die aus dem Weltrat in Waashton (Washington) hervorging, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht.

Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, sie zu versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr mit der PLASMA, einem gekaperten außerirdischen Raumschiff, bis nach Südamerika (Amraka). Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Matt schleicht sich auf die USS Nimitz und trifft dort auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird seine Truppe von mysteriösen Gegnern dezimiert, und Matt ist sich nicht sicher, ob nicht Haaley dahintersteckt. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Sie versuchen zu fliehen, doch nur die Soldatin entkommt. Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, in Med'liin eine Ladung Fungizid zu stehlen und das Gift in Mabutas Dorf zu schaffen, wo es mit dem Regen verteilt wird, was das Pilzgeflecht in dieser Region abtötet. Zum Dank bringt der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Aants vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff der Soldaten auf Mabuta erfahren.

Mabuta versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper, die sich inzwischen in der Gewalt Dak'kars befinden, dessen Soldaten viele Aants töten konnten, letztlich aber zurückgeschlagen wurden: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit Dak'kars Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent und telepathisch begabt hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Dafür will er Dak'kar die Formel vom »Spiegel von Pachacámac« verschaffen, mit der weitere rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Strahlung der Diamanten kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars ehemaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit startete eine Rettungsmission der Dark Force, die aber aufgrund des riesigen Gebiets eingestellt werden musste. Nur die Daa'muren Grao und Ira sind an der brasilianischen Küste verblieben und versuchen weiter, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community in Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der künstlichen Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte gewonnen haben.

Um Mabuta zu täuschen, der durch Haaleys Geist alles beobachtet, ersinnen Matt und Dak'kar einen Plan, um Dak'kars Tod vorzutäuschen. Er gelingt auch – bis der Anführer der Nimitz-Leute, von den anderen getrennt, in eine Fallgrube stürzt und verletzt in die Fänge einer geistig Verwirrten fällt, die ihn »für sich behalten will«. Die Gefährten können ihn befreien und retten sich in die Todeszone. Dort aber brechen sie in das unterirdische Reich der Nocturno ein und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, die das Verderben aufhalten könnte.

Die Verwandlung

von Sascha Vennemann

Der anschwellende Schrei klang, als würde Geröll über einen steilen Abhang rollen und dabei alles zermalmen, was ihm in den Weg kam. Aus den Wipfeln der Dschungelbäume drang er zum Lager der Karawane herab.

Erst war es nur eine einzelne Stimme, laut wie ein nahes Donnergrollen. Dann erzitterten das Laub und die Zweige, als mehr als ein Dutzend weitere Kehlen mit einsetzen. Der bedrohliche Lärm kam von überall – über ihnen!

Auch der letzte Taapir-Treiber war jetzt auf den Beinen, griff nach Pfeil und Bogen, Machete oder Armbrust, bereit, das Taglager bis zum letzten Mann zu verteidigen. »Sie greifen an!«, schrie jemand, als ein Speer in das Dach eines Unterstands fuhr.

Zu früh!, dachte D'Elexa, während sie den ersten Pfeil auflegte. Sie dürften gar nicht hier sein!

Ein faustgroßer Stein schlug neben dem Unterstand ein, in dessen Schatten die Taapir-Treiberin seit dem Morgengrauen mit ihren beiden Söhnen geruht hatte. D'Elexa verfolgte den Ursprung des Wurfgeschosses zurück und erkannte einen der Angreifer, der sich etwa fünf Körperlängen entfernt von ihr in einer Astgabel postiert hatte.

Das annähernd menschengroße Wesen war mit dichtem schmutzigbraunen Fell besetzt. Als es sah, dass es von D'Elexa entdeckt worden war, brüllte es und deutete mit seiner Hand auf sie. Sein Kehlsack flatterte mit jedem neuen Atemstoß, der grollend seine Kehle verließ. Sein Schwanz, der fast so lang war wie seine Beine, ringelte sich um den Baumstamm.

Was trägt der da? D'Elexas Arme schmerzten schon vom Halten der zurückgezogenen Sehne ihres Bogens. Die Dreißigjährige wartete nicht länger und ließ den Pfeil los. Keine Sekunde später grub sich dessen Spitze in die Schulter der Kreatur, deren dunkles Brüllen nun in ein helles Kreischen überging.

Mit einem gewaltigen Satz schnellte das Wesen aus der Astgabel hoch, hangelte sich – nur den unverletzten Arm und den Schwanz nutzend – in eine höhere Position und verharrte dort.

»Mamá?« Lius Stimme, irgendwo hinter D'Elexa. Sechs Sommer hatte der Junge schon gesehen, sein Bruder Ezeq nur zwei. Der Große würde auf den Kleinen achtgeben, das wusste sie.

»Bleibt unter Paablos Bauch! Ist das klar?«

Der Taapir, um den sie sich mit den Jungs kümmerte, behielt auch in dieser Situation die Ruhe. Das große graue Lastentier bewegte sich nur bedächtig. Es wusste genau, dass die Kinder sich unter ihm versteckten. Die geworfenen Steine quittierte es mit einem genervten Schnaufen.

Die Taapire wurden nur aus Versehen getroffen; ihre Gegner hatten es nicht auf die Tiere abgesehen. Die Treiber und Wächter waren die Ziele der Attacke.

»Was sind das für Biester?« Lius Stimme war nicht näher gekommen. Gut. Das hieß, dass er sich nicht für mutiger hielt, als er sein musste.

D'Elexa hörte Ezeqs unterdrücktes Schluchzen, und es brach ihr beinahe das Herz. Ihr kleiner Liebling hatte noch nicht viele Angriffe erlebt. Und so ein beängstigender Feind war auch noch nicht darunter gewesen.

»Los monos aulladores – Brüllaffen!« Die junge Frau beobachtete das Wesen, das sie nach wie vor fixierte und sich mit einer wütenden Bewegung den Pfeil aus der Schulterwunde riss. »Aber die dürften eigentlich gar nicht hier sein. Ihr Gebiet beginnt erst in zwei Nachtmärschen.« Und normalerweise lassen sie uns in Ruhe, fügte D'Elexa in Gedanken hinzu. Von dem nervigen Gebrülle, das alle Dschungelbewohner in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf riss, einmal abgesehen.

Aber irgendetwas war bei diesen Tieren hier anders.

Der Brüllaffe schleuderte den herausgerissenen Pfeil ungezielt von sich und griff stattdessen in eine Art Umhängetasche, die er quer über der Brust trug und aus der er jetzt einen weiteren Stein hervorholte. Einen Moment lang wog er ihn in der Hand, wie um sein Gewicht zu bestimmen. Dann holte er aus und warf den Brocken – direkt auf D'Elexa!

Zu ihrem Glück hatte der Affe zu hoch gezielt. Sie ließ sich fallen und rollte, den Bogen fest an sich gepresst, auf dem von Taapirfüßen festgestampften Boden zur Seite. Der Stein kollerte ins dicht bewachsene Unterholz.

»Mamá!«, kreischte Ezeq. Für ihn musste es so ausgesehen haben, als wäre sie getroffen worden.

»Mir geht es gut!«, rief D'Elexa, während sie sich wieder aufrichtete. Für einen kurzen Augenblick lang drehte sie sich um und suchte den Blick ihres Sohnes.

Dort stand er, die kleinen Arme um das dicke linke Hinterbein Paablos gelegt. Seine tränennassen Augen leuchteten im Licht der aufgehenden Sonne.

Sein Lächeln gab D'Elexa Kraft. Sie wandte sich wieder dem Kampf zu. Den nächsten Pfeil auflegen und den Affen fixieren war eins.

Doch der hatte damit gerechnet, erneut beschossen zu werden, und die Zeit genutzt, um irgendwo in den Baumwipfeln zu verschwinden.

D'Elexa sah sich um. Das Brüllen der Affen, die von allen Seiten angriffen, vermischte sich mit den Rufen der Taapir-Treiber, die sich gegenseitig Anweisungen gaben.

An einer bestimmten Stelle schien sich die Attacke der monos aulladores zu konzentrieren. D'Elexa sah zwei aus mehreren Wunden blutende Wächter, die dort am Boden lagen. Das Rot des verschmierten Blutes schien die Affen auf eine primitive Weise anzustacheln.

Oder es ist eine List, damit wir die Verteidigung an anderen Stellen vernachlässigen?

D'Elexa hielt das zwar nicht für unmöglich, aber auch nicht für wahrscheinlich. Dumm waren die Brüllaffen nicht; sie nutzten Werkzeuge und bauten primitive Speere. Außerdem konnten sie Pflanzenfasern flechten, um daraus Taschen oder primitive Kleidungsstücke herzustellen.

Aber sie verließen nur selten die Baumwipfel, um aufrecht am Boden zu gehen. Das schien ihnen auf Dauer zu anstrengend zu sein – und vielleicht auch zu gefährlich angesichts der Fressfeinde und giftigen Reptilien in den bodennahen Schichten des Urwaldes.

»Geh da nicht rüber!« Liu hatte sich nun doch ein paar Schritte vorgewagt und die verletzten Wächter gesehen. »Was, wenn sich die Affen im Wald verstecken und nur darauf warten, dass du weggehst?«

Stolz erfasste D'Elexa. Was für einen klugen Jungen sie doch hatte. »Keine Sorge, ich bleibe bei euch!«, antwortete sie und scheuchte Liu mit einer Handbewegung unter Paablos Bauch zurück. Der graue Riese brummte beruhigend und schniefte mit dem kurzen Rüssel.

Lauernd beobachtete D'Elexa die Bäume. Im Licht der aufgehenden Sonne kehrte die Farbe in den Dschungel zurück. Aus nachtschwarzen Wedeln wurden dunkelgrüne Farne. Gelbe und orangefarbene Blüten von Bromelien schälten sich aus dem Dickicht. In den wie Tentakel aussehenden Luftwurzeln von Aufsitzerpflanzen hatte sich das Wasser der nächtlichen Regenfälle gesammelt.

Immer mehr Vogelstimmen und Insektenzirpen verdrängten die Geräusche der Dunkelheit, die nicht weniger intensiv, aber völlig anders klangen als die des Tages.

D'Elexa mochte diese Kakophonie sich vermischender Tonhöhen und Rhythmen, die Musik der Natur, in der Misstöne schnell auffielen.

Selbst das Brüllen der Affen passte sich irgendwie ein. Irrte sie sich, oder war es leiser geworden und einzelne Stimmen sogar verstummt?

Ein Rascheln, direkt vor ihr!

D'Elexa hielt den Atem an. Im Schatten zwischen den Blättern eines Busches blitzten zwei Augen auf. Sie wurden schmal, als der Affe sich nach vorn beugte, die haarige Hand auf die Schulterwunde gelegt, die D'Elexas Pfeil verschuldet hatte.

Die Kreatur öffnete den Mund und stieß noch einmal ein infernalisches Brüllen aus – eine Mischung aus Schmerz, Wut, Enttäuschung und... Verzweiflung?

Die Taapir-Treiberin ließ den Bogen sinken. Der Affe folgte der Bewegung mit Blicken, blinzelte und verharrte kurz. Dann, ohne einen weiteren Laut, drehte er sich um und verschwand im Dickicht des Dschungels.

Da wusste D'Elexa, dass der Kampf vorüber war. Auch wenn sie keinen Grund erkennen konnte, warum die Affen ihn überhaupt begonnen hatten.

Etwas wie eine Warnung hatte im Blick des Tieres gelegen.

Aber wovor?

Stöhnend rollte Matthew Drax den Kopf in den Nacken und wieder zurück. Es knackte vernehmlich in seiner Halswirbelsäule. Das Geräusch klang im Inneren seines Schädels wie das Brechen eines morschen Astes.

Diese verdammten Kopfschmerzen! Sie wurden immer schlimmer. Und nicht nur die: Auch andere Stellen seines Körpers fühlen sich an, als würden sie von Entzündungen geplagt.

Matt fiel es schwer, sich auf die Fahrt mit PROTO zu konzentrieren. Was nicht daran lag, dass er den Amphibienpanzer durch einen von Pilzfäden überzogenen Urwald steuerte, sondern auch an den schrillen Pfeif- und Schnalzlauten, die aus dem Fond zu ihm und Dak'kar ins Cockpit drangen.

»Jetzt hör doch mal auf damit!«, erklang Haaleys Stimme, ebenfalls aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs. Matthew hatte sie gebeten, die junge Frau – wenn man das bleiche Wesen, das sie seit ihrer Flucht aus den Höhlen der Nocturno begleitete, denn so bezeichnen konnte – im Auge zu behalten.

Die wir entführt haben, trifft es besser, durchzuckte es Matt. Aber sie ist unsere einzige Hoffnung, dass wir nicht so enden wie...

Er wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.

Dabei war nichts, was geschehen war, Absicht gewesen.

Dass PROTO in die unterirdischen Tunnel des subterran lebenden Volkes eingebrochen war und dabei eine Bewohnerin schwer verletzt hatte, war das erste Unglück gewesen – das sie nicht einmal bemerkt hatten. Dass Haaley, der Sprengstoffexperte All'ec und er später ein Bad in einem See genommen hatten, um sich zu erfrischen, das zweite.

Wer hätte auch ahnen können, dass der See ein Heiligtum der Nocturno war und dazu führte, dass man langsam zu einem pflanzlichen Organismus wurde – zu einem der Baumwesen, gegen die sie schon auf der Oberfläche gekämpft hatten?

Das einzige Mitglied ihrer Expedition in die Todeszone, das nicht betroffen war, war Dak'kar. Zwar war seine lädierte Schulter noch nicht ganz ausgeheilt, und auch beim Fluchtversuch aus dem Gefängnis der Nocturno hatte er sich leicht mit Dornen an der Hand verletzt, doch ansonsten ging es ihm gut – besser als dem Rest jedenfalls.

Matt spürte, wie der Anführer der Nimitz-Leute ihn vom Beifahrersitz aus fixierte.

»Was?« Matt starrte kurz zurück, dann musste er sich wieder dem unwegsamen Gelände widmen, das vor ihnen lag. Sie kamen lange nicht so schnell voran wie erhofft.

»Deine Konzentration lässt nach, das sehe ich dir an.« Dak'kar wandte sich ab und starrte durch die Frontscheibe nach draußen. »Noch kommt ihr drei zurecht, aber das wird nicht ewig so weitergehen, wenn wir kein Gegenmittel gegen die Verwandlung finden.«

Matt stieß ein freudloses Lachen aus. »Was du nicht sagst.« Er hob den rechten Arm und zeigte mit dem Daumen nach hinten, wobei sich sein Schultergelenk anfühlte, als befände sich dort nur noch ein Büschel trockenes und ins Fleisch piksendes Reisig. »Hoffentlich bekommt Haaley mehr aus unserem Gast heraus als ein paar zusammenhanglose, telepathisch übertragende Bilder.«

Dak'kar seufzte. »Immerhin wissen wir jetzt, dass sie Tautropfen heißt«, sagte er. »Das ist schon mal ein Anfang.«

»Wenn sie nicht weiß, was man gegen unseren Zustand tun kann, ist diese Reise schneller vorbei, als sie begonnen hat.« Matt spürte Wut in sich aufsteigen. Er hasste alles an dem Gedanken, immer mehr zu verholzen, während sein Verstand wahrscheinlich ins Nichts abdriftete. So ein Ende wünschte er niemandem.

Das Ziel, in dem Gebiet noch unbekannter Größe, das Todeszone genannt wurde, nach einem intelligenten und wahrscheinlich telepathisch begabten Pilzorganismus zu suchen, war jedenfalls erst einmal in den Hintergrund gerückt.

Matt schloss für einen Moment die Augen. Es war alles so anstrengend. Am liebsten hätte er sich hingelegt und...

»Achtung!«

Er schreckte hoch. Was war passiert?

Plötzlich stand Dak'kar neben ihm und griff ins Steuer des Amphibienpanzers.

Ein gewaltiger Ruck schüttelte die Insassen durch. Im Fond fiel All'ec mit einem stöhnenden Aufschrei zu Boden. »Hey da vorn!«, schrie er. »Achtet gefälligst auf Schlaglöcher!«

Ein schrilles Wimmern folgte, dann wieder die befremdlichen Pfeif- und Klicklaute, die die Nocturno als nonverbale Sprache nutzten. Was immer es auch war, das Tautropfen mitzuteilen hatte, es blieb unverständlich.

»Bei dir piept's gewaltig, Prinzessin der Nacht«, war Haaley zu hören.