Aubreys End - Folge 1: Hoffnung auf ein neues Leben - Reena Browne - E-Book
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Aubreys End - Folge 1: Hoffnung auf ein neues Leben E-Book

Reena Browne

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Beschreibung

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.

FOLGE 1: HOFFNUNG AUF EIN NEUES LEBEN

An die harte, körperliche Arbeit und an den Gehorsam, den eine gute Magd an den Tag legt, muss Sienna sich erst noch gewöhnen. Letzteres fällt ihr zunehmend schwerer, als sie auf die jähzornige Lady Celia trifft, die ihre Wutausbrüche ungehindert an ihren Dienstboten auslässt.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Aubreys End – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

  1.

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  7.

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  9.

10.

11.

12.

13.

14.

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Vorschau

Aubreys End – Die Serie

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.

Über diese Folge

Folge 1

An die harte, körperliche Arbeit und an den Gehorsam, den eine gute Magd an den Tag legt, muss Sienna sich erst noch gewöhnen. Letzteres fällt ihr zunehmend schwerer, als sie auf die jähzornige Lady Celia trifft, die ihre Wutausbrüche ungehindert an ihren Dienstboten auslässt.

Über die Autorin

Reena Browne wuchs Anfang der Siebziger Jahre im ländlichen Süden Deutschlands auf und begann während ihrer beruflichen Laufbahn als kaufmännische Angestellte mit dem Schreiben von Liebesgeschichten. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie im Südwesten Deutschlands.

REENA BROWNE

FOLGE 1Hoffnung auf ein neues Leben

beHEARTBEAT

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Evgeny Karandaev | Ana Gram | | MagicPics | A_Ple | David Hughes | Kwiatek7 | Debu55y | krolya25 | Natalia Greeske | svekloid und © gettyimages: StephanHoerold

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-0287-4

be-ebooks.de

lesejury.de

1.

1819, St. Giles, London

Sienna schreckte aus dem Schlaf hoch. Verwirrt hob sie den Kopf und versuchte sich zu orientieren. Neben ihr regte sich schläfrig die junge Dirne, mit der sie das marode Bett teilte, das in einem Hinterzimmer der »Schatzkammer« stand, wie die Rote Moll stolz ihr Hurenhaus nannte.

Durch die dünnen Wände konnte Sienna das schrille Gelächter der Mädchen hören, die um die anwesenden Freier buhlten. Dazwischen mischte sich das Geklimper des altersschwachen Pianofortes, dessen schwergängige Tasten einem die Finger verkrampfen ließen, wenn man längere Zeit darauf spielte.

Sienna ließ ihre Blicke durch die Dunkelheit schweifen und fragte sich, was sie eigentlich geweckt hatte. Alles schien wie immer: dasselbe nach billigem Parfüm müffelnde Bett, in dem sie schlafen durfte, wenn sie das Pianoforte zur Unterhaltung der meist betrunkenen Gäste gespielt hatte, der strenge Geruch nach verdorbenem Fisch und abgestandenem Bier, der in der Luft hing. Von einer unbestimmten Ahnung geleitet, schälte Sienna sich aus dem Wust modrig riechender Decken und setzte sich auf die Bettkante. Müde rieb sie sich die Augen und versuchte dem Gefühl, das etwas Schlimmes geschehen war, Herr zu werden. Da sie fröstelte, zog sie den dicken Mantel, den sie auch im Schlaf trug, enger um ihre Schultern. Gerade als sie sich wieder hinlegen wollte, flog die Tür mit einem Knall auf, und Marlowe stand groß und breit im Türrahmen. Er war betrunken und musste sich an der Türklinke festhalten, um nicht zu stürzen. Hinter ihm war der Flur hell erleuchtet, und die Geräusche aus dem Schankraum waren nun deutlich zu hören. Sienna machte sich so klein wie nur möglich, denn betrunken und zornig war Marlowe eine Gefahr für jeden, der in seiner Nähe weilte.

»Wach auf!«, schrie der grobschlächtige Mann und schleuderte ihr mit einer wütenden Geste etwas entgegen. Erschrocken griff sie danach und stellte dann aber erstaunt fest, dass es ein Kleid war.

»Zieh es an, sofort!«, befahl er.

Warum war Marlowe nur so außer sich, fragte Sienna sich alarmiert.

»Du sollst es, verdammt noch mal anziehen, habe ich gesagt«, knurrte er und wankte einen Schritt nach vorne. Im schwachen Licht konnte sie das bösartige Funkeln in seinen Augen sehen. Sienna fuhr mit den Fingerspitzen über die aufwändige Stickerei auf der dunkelroten Seide.

»Was soll das?«, flüsterte sie schockiert, denn es war Taras Kleid.

»Zieh es verdammt noch mal an!«, brüllte Marlowe los.

Siennas Finger krampften sich um das Kleid, und eine böse Ahnung schnürte ihre Kehle zu. Sie sprang entschlossen auf und schlüpfte unter Marlowes Armen hindurch aus dem Zimmer. Sie stürmte die Treppe hinab, in das unterste Stockwerk, wo die Mädchen ihre Freier bedienten. Als sie die Dirnen sah, die sich vor Taras Zimmer drängten, um einen Blick ins Innere zu werfen, bestätigte sich ihre Vorahnung. Von Angst erfüllt, bahnte sich Sienna ihren Weg durch die neugierige Menge.

Tara lag halbnackt auf dem Bett, der Gürtel, mit dem sie sich erhängt hatte, war noch um ihren Hals geschlungen. Der Tod hatte ihr hübsches Gesicht auf grausame Weise entstellt und ließ ihre wunderschönen grünen Augen gebrochen ins Leere stieren.

Mit zwei Schritten war Sienna am Bett und griff nach der leblosen, kalten Hand ihrer Ziehschwester.

»Dieses Miststück«, keifte Moll, die sich über den fast nackten Freier gebeugt hatte, der besinnungslos auf dem Boden lag. »Erhängt sich einfach und jagt dem Fürstensöhnchen einen Mordsschrecken ein.« Sie richtete sich wieder auf und packte Sienna am Arm. Ihr Atem roch nach Selbstgebranntem und Pfeifenrauch, rote Haarsträhnen hingen ihr in die fettige Stirn. Sienna wand sich mühelos aus dem Griff der betrunkenen Frau. Ihr Schmerz verdrängte die Angst vor Moll. Hinter sich hörte sie Marlowe ihren Namen schreien, fluchend trampelte er die Treppe hinab.

»Verdammt noch mal, Gregory! Sei leise, du weckst mir noch den edlen Fürstenspross auf«, wies Moll ihn harsch zurecht. »Sieh lieber zu, dass du das tote Miststück loswirst. Wirf sie aus dem Fenster und dann ab mit ihr in die Themse. Ein anderes Mädchen wird ihren Platz einnehmen, dann wird der feine Herr alles nur für einen bösen Traum halten.«

Während Moll sprach, drängte sie die neugierigen Mädchen von der Tür zurück und schlug sie ihnen vor der Nase zu. Marlowe stand wankend im Zimmer und zeigte mit dem Finger auf Sienna, die ihn erschrocken ansah.

»Sie soll das machen.« Er kniff seine blutunterlaufenen Augen zusammen und versuchte das Mädchen mit seinem Blick zu fixieren.

»Bist du nicht mehr ganz bei Sinnen? Die Kleine ist noch Jungfrau, willst du sie wirklich einem Betrunkenen unterschieben, der für eine einfache Hure bezahlt hat? Hatten wir nicht abgemacht, ihre Unschuld an den Meistbietenden zu versteigern?«, echauffierte sich Moll und funkelte Marlowe wütend an.

»Was?«, keuchte Sienna und starrte die beiden mit weit aufgerissenen Augen an. Nein, in dieses Schicksal würde sie sich nicht kampflos ergeben. Der Gedanke ließ sie für einen Moment den Kummer über Taras Tod vergessen.

»Du dämliche Kuh«, fuhr der bullige Mann seine Komplizin an. »Jetzt weiß sie es!« Noch während er sprach, machte er einen Schritt auf sie zu.

Sienna wich zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Marlowes Hände griffen nach ihr und erwischten die Ärmel ihres Mantels. In höchster Not tastete sie nach dem Eisenring an ihrer Rechten und klappte die kleine bewegliche Klinge in ihrer Handfläche nach oben.

Marlowes riesige Hände umklammerten ihre Schultern, triumphierend leuchteten seine Augen auf, da er sich seiner Beute sicher wähnte. Doch er freute sich zu früh, denn Sienna hob ihre Hand und fuhr ihm über das Gesicht. Die versteckte Klinge schlitzte seine linke Wange auf, mit einem Aufschrei ließ Marlowe Sienna los und hielt die Hände vor die blutende Wunde. Blut strömte zwischen seinen Fingern hindurch, tropfte über sein Hemd auf die fleckigen Holzdielen des Zimmers.

Sienna sah zum Fenster, es war der einzige Fluchtweg, der ihr noch blieb. Sie sprang auf das Fensterbrett und zerbrach mit beherztem Tritt die Scheibe. Klirrend zerbarst das Glas, und sie sah mit wild klopfendem Herzen hinab in die Dunkelheit. Obwohl sie nichts erkennen konnte, wusste sie, dass es gut zehn Fuß vom Fenster bis zum Boden waren. Ein Abgrund. Hinter sich hörte sie Moll aufheulen und zum Fenster laufen. Doch ehe die Frau sie zu fassen bekam, sprang Sienna. Während sie fiel, hoffte sie inständig, dass der Lumpensammler wie immer seinen Karren unter dem Fenster abgestellt hatte.

Ihre Bitte wurde erhört, denn sie landete auf einem Haufen stinkender Lumpen. Dem alten Lou sei Dank.

Moll hing keifend aus dem Fenster, hinter ihr brüllte Marlowe seinen Schmerz hinaus. Hastig wühlte sich Sienna aus dem Berg alter Stofffetzen, rappelte sich auf und rannte in die Nacht hinein.

Als sie eine dunkle Seitengasse erreicht hatte, blieb sie mit klopfenden Herzen stehen und lehnte sich an eine Hauswand. Tränen rannen ihr über die Wangen, aber der Wille zu überleben war stärker als die Trauer über Taras Tod. Was sollte sie tun? Angst machte sich in ihr breit, denn etwas anderes als das Leben in Marlowes Bande hatte sie nie kennengelernt. Immer wieder hatte Tara sie beschworen zu fliehen, damit sie nicht das gleiche Schicksal wie sie selbst erleiden würde. Aber sie wäre niemals ohne Tara gegangen, die sie wie eine Mutter aufgezogen hatte. Sienna wischte ihre Tränen mit dem Ärmel ihres Mantels ab.

Stimmen wurden in der Nähe laut. Marlowe würde bald die Anderen ausschicken, um die Gassen von St. Giles nach ihr abzusuchen. Doch der Gedanke an eine Flucht ins Ungewisse erfüllte Sienna mit kaltem Zorn. Sollte Marlowe einfach so davonkommen? All die Jahre, die sie für ihn gestohlen und ihr Leben dabei riskiert hatte. Er hatte viel Mühe darauf verwendet, sie zur Diebin auszubilden. Wurde es nicht Zeit, dass er ihr Können am eigenen Leib zu spüren bekam?

Die Stimmen kamen näher und zwangen Sienna zu einer Entscheidung. Es gab einen Ort, an dem sie niemand suchen würde, nämlich in Marlowes eigener Kammer. Dort versteckte er stets einen Anteil seines Geldes, falls er oder Moll welches brauchten. Sie atmete tief durch, um ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Tara würde es sicher gefallen, wenn sie Marlowe seine geliebten Goldguineen unter dem Hintern wegstahl. Die Stimmen waren nun ganz nah.

Sienna lächelte bitter, dann lief sie zum Hurenhaus zurück, um Marlowe sein Liebstes zu stehlen, so wie er ihr Liebstes genommen hatte.

2.

1819, Herrensitz der Kilcanes, Derbyshire

Der Sturm hatte an Stärke zugenommen und bog die Bäume der Allee bedenklich zur Seite, dennoch zogen die Pferde den Vierspänner tapfer die Straße entlang, die auf geradem Weg nach Aubreys End führte. Miles, der Kutscher, fluchte laut, als könne er so den einsetzenden Regen abhalten. Heftige Windböen rissen den Bäumen am Rand der gepflasterten Straße unbarmherzig das Laub von den Ästen und erschwerten die Sicht. In der Ferne zuckten Blitze über den Horizont, begleitet von Donnergrollen. Aber all dies war nichts im Vergleich zu dem Unwetter, das in der Kutsche tobte.

»Celia, benimm dich endlich!«, forderte Edmond Kilcane, der sechste Earl von Ridgebrook, seine Schwester leise auf. Doch das Mädchen, kaum achtzehn Jahre alt, schluchzte trotzig weiter. Mit einem kurzen Seitenblick streifte Edmond die Gesichter von Celias Kammerzofe und seines Leibdieners Grimwald. Beide hatten ihren Blick stoisch auf die stürmische Landschaft draußen gerichtet.

»Ich will sofort nach London zurück«, entgegnete Celia erregt.

Edmond holte tief Luft, ehe er zu einer Antwort ansetzte. »Ich habe erst vor wenigen Tagen meine Frau zu Grabe getragen. Hast du das vergessen, oder ist dir das gleichgültig?« Er war mit seiner Geduld am Ende. »Alles, was ich mir im Augenblick wünsche, ist etwas Ruhe und

Frieden.«

»Als ob dir Sarah je etwas bedeutet hätte«, gab Celia eingeschnappt zurück.

»Celia.« Edmonds Stimme war zu einem heiseren Flüstern geworden, das seinen Zorn jedoch nur noch eindringlicher machte. »Ich will kein Wort mehr aus deinem Mund hören, oder du siehst London nie wieder«, drohte er ihr dann. Celias dramatisches Schluchzen erstarb augenblicklich, und ihr tränennasser Blick wurde weit. »Aber das kannst du nicht tun!«

»Ich kann und ich werde, wenn du nicht Ruhe gibst.« Gereizt wandte sich Edmond von seiner Schwester ab. Sein Blick schweifte über die aufgewühlte Landschaft, die ihm wie ein Abbild seiner Seele vorkam, mit dem Unterschied, dass er seine wahren Gefühle nicht zeigen durfte. Erleichtert bemerkte er, wie sich die Umrisse von Aubreys End am Ende der Allee abzeichneten. Die Kutsche wurde spürbar langsamer, und wenige Augenblicke später bog sie auch schon in die Einfahrt, die zu dem imposanten Portal des Herrenhauses führte.

Grimwald stieg als Erster aus. Ein heftiger Windstoß riss ihm dabei fast die gepuderte Perücke vom Kopf. Edmond folgte und wartete darauf, dass Celia ihm ihre Hand reichte. Doch sie wandte sich stattdessen Grimwald zu, damit er ihr aus der Kutsche half. Diese kleine trotzige Geste reizte Edmond zu einer Ermahnung, doch er beherrschte sich, um der Dienerschaft keinen Grund zum Tuscheln zu geben.

Edmond sah sich nach den herbeigeeilten Lakaien um, die das Reisegepäck von der Kutsche abluden. Celias Zofe, Madame Noel quälte sich mit sauertöpfischer Miene als Letzte aus dem Gefährt. Ein Blitz erhellte den Himmel und sorgte dafür, dass Celia erschrocken zusammenfuhr.

Edmond stieg die breite Steintreppe empor, den hohen Hut festhaltend, damit dieser kein Raub des Windes wurde. Wie auf ein geheimes Zeichen hin schwangen die massiven Flügeltüren des Portals auf, um ihn, den Herrn von Aubreys End, in die weitläufige Eingangshalle einzulassen, wo die gesamte Schar seiner Dienstboten ihn bereits erwartete. Doch während Edmond stehen blieb, um das Personal zu begrüßen, stürmte Celia, gekränkt, die Stufen der breiten Marmortreppe nach oben. Dicht gefolgt von ihrer Zofe, die sich mit den beiden großen Reisetaschen in die erste Etage hochkämpfte. Entnervt blickte Edmond ihnen nach und nahm sich vor, Celia später dafür zu ermahnen. Seitdem er dauerhaft in London lebte, war nur ein kleiner Teil der Bediensteten auf dem Stammsitz seiner Familie verblieben. So zählte die Dienerschaft hier kaum sechzig Köpfe, wenn man die Leute in den Stallungen und die Gärtner mitrechnete. Zielgerichtet ging Edmond auf Mr Ford zu, der sich sofort so tief, wie er es vermochte, vor seinem Herrn verbeugte. Hinter ihm standen die livrierten Lakaien, Hausjungen und die Haushandwerker ihrem Rang entsprechend in Reih und Glied. Ford bekleidete den Rang eines Unterbutlers, in Stellvertretung Mr Hartgroves, der das Londoner Stadthaus besorgte.

»Mylord, willkommen zu Hause, trotz der bedauerlichen Umstände. Wir alle hier sind zutiefst über Lady Sarahs Tod betrübt«, verkündete Mr Ford mit getragener Stimme. Edmond drängte seine Ungeduld zurück.

»Danke für Ihre freundlichen Worte, Mr Ford«, erwiderte er knapp und wandte sich Mrs Perry zu, die das Amt der Haushälterin auf Aubreys End versah. Hinter ihr reihten sich die sechs Hausmädchen in ihren grauen Kleidern und akkurat sitzenden weißen Hauben auf, dann kamen die Näherinnen und zuletzt die Wäscherinnen. Anders als Mr Ford gegenüber, den Edmond mitunter als zu aufdringlich empfand, hegte er Sympathie für die große hagere Frau, die hier seinem Haushalt vorstand.

Mrs Perry beugte in vorbildlicher Weise das Knie vor ihm.

»Mylord, darf ich Euch mein Bedauern über diesen unerträglichen Verlust ausdrücken.« In ihrem Gesicht spiegelte sich aufrichtiges Mitgefühl wider. Sie trug ein dunkles Kleid, das ihr zusammen mit der weißen Haube einen strengen Ausdruck verlieh, der durch den gewaltigen Schlüsselbund an ihrer Hüfte noch verstärkt wurde.

»Ich danke Ihnen, Mrs Perry. Es ist eine wirklich schwere Zeit für mich«, erwiderte Edmond.