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FOLGE 2: EIN UNGEBETENER GAST
Nachdem Sienna den Zorn von Lady Celia auf sich gezogen hat, wird sie in die Stallungen abkommandiert. Dort begegnet sie Thunder, dem widerspenstigen Hengst des Lord Kilcane. Keiner außer Sienna, scheint das Pferd zähmen zu können. Doch damit zieht sie weiteren Verdacht auf sich.
DIE SERIE:
England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.
Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Aubreys End – Die Serie
Über diese Folge
Über die Autorin
Titel
Impressum
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Vorschau
England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.
Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.
Folge 2
Nachdem Sienna den Zorn von Lady Celia auf sich gezogen hat, wird sie in die Stallungen abkommandiert. Dort begegnet sie Thunder, dem widerspenstigen Hengst des Lord Kilcane. Keiner außer Sienna, scheint das Pferd zähmen zu können. Doch damit zieht sie weiteren Verdacht auf sich.
Reena Browne wuchs Anfang der Siebziger Jahre im ländlichen Süden Deutschlands auf und begann während ihrer beruflichen Laufbahn als kaufmännische Angestellte mit dem Schreiben von Liebesgeschichten. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie im Südwesten Deutschlands.
REENA BROWNE
FOLGE 2Ein ungebetener Gast
beHEARTBEAT
Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln
Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © © Shutterstock: sumroeng chinnapan | naConCreate | MagicPics | svekloid | Jan Miko | Image.Art | Morozov Anatoly | James Andrews1
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-7517-0288-1
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1819, Derbyshire, Aubreys End
Es war weit nach Mitternacht, als Lady Fiona ihre Zimmertür öffnete und in den Flur hinauslugte. Ungeduldig hatte sie darauf gewartet, dass Grimwald endlich seinen letzten Rundgang beendete. Zu Fionas Leidwesen unternahm der Kammerdiener ihres Cousins solch einen Kontrollgang jeden Abend, seit er mit Edmond nach Aubreys End zurückgekehrt war.
Sorgsam horchte Fiona darauf, ob das schwerfällige Atmen des alten Mannes noch zu hören war. Aber alles blieb still. Daher zog sie die Tür hinter sich zu und lief eilig über den Flur. In der einen Hand hielt sie ein kleines Nachtlicht, das ihr gerade genug Licht spendete, um nicht fehlzugehen. Lautlos, da der wertvolle, dicke Teppich ihre Schritte dämpfte, näherte sie sich der Galerie, die ganz im Dunklen lag.
Den schweren silbernen Kerzenleuchter in der anderen Hand presste sie dicht an ihren Leib, während sie sich immer wieder vorsichtig umsah. Auch wenn sie nicht daran glaubte, dass Celia oder Edmond sie bei ihrem Tun ertappen würden, so gab es im Moment einfach zu viele Leute in diesem Haus. Madame Noel geisterte manchmal des Nachts durch die Flure des Westflügels, weil sie nicht schlafen konnte, oder Grimwald sah aus unerfindlichen Gründen nach dem Rechten.
Fiona blickte wachsam vom Treppenabsatz in die große Eingangshalle hinunter, doch dort war es still. Die beiden Hausjungen lagen schlafend neben den Kaminen, die Glut, auf die sie aufpassten, leuchtete in der Dunkelheit. Rasch ging Fiona weiter. Sie zog ihre Stola enger um ihre Schultern, denn es war empfindlich kalt. Sie huschte die Galerie entlang zu der Wendeltreppe, die in den jetzt gespenstisch anmutenden Ballsaal hinunterführte, den sie rasch durchquerte. Die übermannsgroße, verglaste Flügeltür knarrte leise, als Fiona sie öffnete, um vom Ballsaal in die Halle der Nymphen zu gelangen.
Das Mondlicht ließ die Marmorstatuen seltsam lebendig wirken, doch dafür hatte sie im Moment keinen Blick übrig. Stattdessen beschleunigte sie ihren Schritt, um zur Orangerie zu gelangen. Und während sie auf die kleine Tür am Ende des Gewächshauses zusteuerte, verwünschte sie Edmonds Anwesenheit auf Aubreys End. Dass er hier war, machte alles so viel komplizierter.
Kalte Nachtluft wehte Fiona entgegen, als sie die Hintertür öffnete und einen Schritt hinaustrat. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit und kam auf sie zu.
»Simmons?«, flüsterte sie leise.
»Hier!«, gab der Schatten mit fisteliger Stimme zur Antwort.
»Gut, du bist pünktlich«, flüsterte sie dem Mann zu.
»Was habt Ihr heute für mich?« Ein Schwall fauligen Atems traf Fiona, die sich jedoch nichts anmerken ließ.
»Einen silbernen Leuchter«, flüsterte sie und übergab ihm ihre Beute.
»Das ist ein ordentlicher Batzen Silber.« Der Mann wog den Leuchter in seinen Händen. »Dann wie üblich?«, fragte er sie.
Fiona nickte. »Ja, wie immer, und betrüge mich ja nicht!«, zischte sie ihm zu.
»Das würde ich nie tun.« Ein ehrlich gekränkter Unterton schwang in seinen Worten mit.
»Melde dich, wenn du das Silber verkauft hast, ich komme dann ins Dorf.« Fionas Blick schweifte unruhig über die nähere Umgebung.
»Ja, ist gut, Mylady.« Damit wandte sich Simmons ab und verschwand lautlos wieder in der Dunkelheit.
Fiona schloss die Tür und war froh, nicht länger dem Gestank seiner Ausdünstungen ausgesetzt zu sein. Ebenso war sie erleichtert die verräterische Beute nicht mehr in den Armen zu halten, denn nun war der Weg zurück in ihr Gemach lange nicht so nervenaufreibend.
Wieder verfluchte Fiona Edmonds Anwesenheit, die ihre Pläne bedrohte. Dabei hätte alles so einfach sein können, jetzt da sie endlich eine Möglichkeit gefunden hatte, ungesehen ins Erdgeschoss zu gelangen. Drei silberne Leuchter hatte sie schon aus der Silberkammer entwenden können, ohne dass die Haushälterin Verdacht geschöpft hatte. Diese zu stehlen war weitaus lukrativer, als den Lohn der Dienstmädchen zu kürzen und sich die Differenz in die eigene Tasche zu stecken. Mit den Diebstählen könnte sie innerhalb kürzester Zeit ein Vermögen verdienen.
Doch mit dem ganzen Gesinde, das mit Edmond auf den Herrensitz zurückgekehrt war, würde ihr Vorhaben nun schwieriger werden. Atemlos stieg Fiona die Wendeltreppe zur Galerie hoch. Wäre Edmond in London geblieben, dann bräuchte sie nicht in finsterer Nacht durch das Haus zu geistern. Völlig außer Atem lief sie in den Westflügel zurück. Erst als sie die Tür ihres Gemachs hinter sich geschlossen hatte, atmete sie erleichtert auf. Wenn alles gut ging, dann würde sie im nächsten Jahr genug Geld haben, um diesen verfluchten Ort für immer zu verlassen.
Das Krähen des Hahns vor ihrem Fenster ließ Sienna erwachen. Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, dass sie in ihrem Bett lag: auf Aubreys End. Schläfrig richtete sie sich auf, während ihre Erinnerung an den gestrigen Tag zurückkehrte.
»Verfluchtes Vieh«, grummelte Jane schlaftrunken.
Siennas Finger fuhren über ihre pochende Lippe und befühlten vorsichtig die Wunde über ihrer Augenbraue. Auch die anderen Stellen, die Bekanntschaft mit der Reitgerte dieser gefühllosen Frau gemacht hatten, schmerzten.
Tief in ihrem Inneren war Sienna froh, dass man sie nicht entlassen hatte. Allein aus Mangel an anderen Möglichkeiten war es gut, bleiben zu können. Auf dem Land war es einfacher, sich vor Marlowe zu verstecken, als in einer Stadt, wo überall seine Spione lauerten. Sie sah zu Jane rüber, die sich in ihrem Bett streckte. Ihre Zimmergenossin gähnte geräuschvoll und warf mit Schwung ihre Bettdecke zurück. Die Kerze, die sie entzündete, spendete gerade so viel Licht, dass Sienna die Umrisse des Stuhls sehen konnte, auf dem ihre Kleider lagen.
»Immerhin ist es heute nicht mehr so kalt«, bemerkte Jane mit rauer Stimme. »Gut, dass du schon wach bist.« Sie stand auf, ging zum Waschtisch und goss das kalte Wasser in die Porzellanschüssel, um sich zu waschen. Als sie nach dem Handtuch griff, um ihr Gesicht zu trocknen, wandte sie sich zu Sienna um. »Wer ist eigentlich Marlowe?«, fragte sie unvermittelt.
Sienna zuckte zusammen. Die Erwähnung des Namens fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an.
»Du redest im Schlaf«, meinte Jane und ging zu ihrem Bett zurück. »Ist er dein Freund?«
Heftig schüttelte Sienna den Kopf. »Nein, sicher nicht. Ganz im Gegenteil, er ist ein böser Mensch, der mich nicht in Ruhe lassen wollte«, sagte sie knapp, als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte. Mit versteinerter Miene zog sie ihr Unterkleid über den Kopf.
»Ich verstehe«, erwiderte Jane mitfühlend.
»Nein, das glaube ich nicht. Niemand, der im Schutz eines solchen Hauses lebt, kann das verstehen. Wo ich herkomme, ist man auf sich allein gestellt.« Sienna hörte selbst, wie bitter es klang. Sie senkte den Kopf, damit ihre aufkommenden Tränen verborgen blieben.
»Ach ja, glaubst du?« Jane setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Strümpfe in die Hand. »Es mag sein, dass wir auf Aubreys End einen gewissen Schutz genießen, Tess. Aber das ist nicht auf jedem Herrensitz so. Meine ältere Schwester trat mit fünfzehn ihren ersten Dienst in einem respektablen Haus an. Drüben, jenseits des Levern. Der Lohn war gut, die Arbeit auch, bis eines Tages der Sohn ihres Herrn ihr aufgelauert hat, um ihr Gewalt anzutun. Sie hat sich gewehrt und konnte den Wüstling abwehren. Sie hat es auch gleich ihrer Haushälterin erzählt, aber was denkst du, was passiert ist? Dass der Vater seinen Sohn für diese Tat bestraft hat? Weit gefehlt. Meine Schwester hat ihre Stellung verloren und ihren guten Ruf gleich mit dazu. Dabei hat sie nichts getan, um so etwas zu verdienen.« In Janes Stimme schwang Wut mit. »Sie hat weit in den Norden gehen müssen, um wieder eine Anstellung zu finden. Sie ist jetzt auch mit einem Mann von dort verheiratet, denn hier hätte sie keinen mehr gefunden, der sie zur Frau hätte haben wollen.« Sie zog ihr Kleid vom Stuhl. »Aber wie es so ist, der Ruf des Wüstlings blieb natürlich unbeschädigt«, der unterdrückte Zorn, der aus ihren Worten sprach, war nicht zu überhören.
»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht …«, Sienna brach hilflos ab.
Aber Jane schüttelte den Kopf. »Mach dir darüber keine Gedanken, Tess. Als Frauen teilen wir das gleiche Schicksal. Das Einzige, was uns bleibt, ist zusammenzuhalten und uns gegenseitig zu schützen.« Sie zupfte eine unsichtbare Fussel von ihrem Strumpf, den sie noch immer in ihren Fingern hielt. Schließlich streifte sie ihn über ihren Fuß und zog das Strumpfband über ihrem Knie fest. »Aber jetzt beeil dich, ich habe gehört, dass es heute kalten Braten zum Frühstück geben soll, und ich gedenke nicht, diesen Louisa zu überlassen.«
Lord Edmond Kilcane starrte auf die Kassettendecke mit den feinen Schnitzereien in seinem Gemach. Auch in dieser Nacht hatte er keinen Schlaf finden können. Nur war es diesmal nicht die Erinnerung an seine verstorbene Frau gewesen, die den Schlaf von ihm fernhielt, sondern der Gedanke an die Magd, in deren Blick so viel Abscheu und Verachtung gelegen hatte. So hatte ihn, da war er sich sicher, noch nie ein Mensch, geschweige denn eine Frau angesehen.
Aber warum berührte ihn das überhaupt? Sie war doch nur eine Magd! Konnte es ihm nicht gleichgültig sein, was sie von ihm dachte? Auch wenn er zugeben musste, dass Celias Verhalten ihn zutiefst beschämt hatte. So durfte es mit seiner Schwester wirklich nicht weitergehen.
Edmonds Gedanken kehrten wieder zu dem Mädchen zurück, die Verachtung in seinem Blick hatte ihn aufgewühlt, ohne, dass er verstand, warum das so war. Vor seinem inneren Auge tauchte das Gesicht der Magd auf, samt der Striemen, die Celias Reitgerte verursacht hatte. Ob das Mädchen Schmerzen litt?
Er sah in Richtung des großen Sprossenfensters, durch das die ersten Sonnenstrahlen fielen, dann unterbrach das Klopfen an der Tür seine Grübelei.
»Komm herein!«, rief er und setzte sich im Bett auf. Grimwald öffnete die Tür und verbeugte sich vor seinem Herrn.
»Ich hoffe, Mylord haben gut geruht?«, fragte er eilfertig, während er das Gemach durchquerte, um zu den Kleiderschränken zu gelangen.
»Nein, im Gegenteil, Grimwald. Ich habe kaum ein Auge zugetan«, erwiderte Edmond und sah seinem Kammerdiener dabei zu, wie er Strümpfe und ein frisches Hemd zurechtlegte.
»Darf ich fragen, was den Schlaf Eurer Lordschaft gestört hat? Ist es etwas in diesem Zimmer? Vielleicht kann ich diesen Missstand beheben?« Sein Leibdiener sah kurz auf und machte dann mit seiner Arbeit weiter.
Für einen Moment war Edmond versucht, Grimwald zu erzählen, wie er sich fühlte, aber dann entschied er, dies lieber nicht zu tun. »Nein, ist schon gut«, entgegnete er müde.
»Haben Mylord Präferenzen bezüglich der Kleidung? Heute ist die Teegesellschaft im Hause von Lady Rodham.« Während Grimwald sprach, zog er frische Unterkleider aus einer Kommode und ging damit zum nächsten Schrank, um Weste und die passende Jacke daraus hervorzuholen.
Edmond erhob sich aus dem Bett und zog seine Hausschuhe über. »Nein, leg mir einfach das Übliche zurecht, ich habe nicht die Absicht, mich für Lady Rodham herauszuputzen.«
Grimwald nickte wortlos und legte die Kleidungsstücke auf einem kleinen Sofa ab. Dann deutete er mit seiner behandschuhten Hand auf die Tür im hinteren Teil des Schlafzimmers, hinter der sich die private Badestube des Lords befand. »Euer Bad, Mylord, ist gerichtet«.
Edmond zog sich das Nachthemd über den Kopf und tauschte es gegen den seidenen Morgenrock, den sein Diener ihm reichte.
In der Badestube waren zwei Lakaien dabei, die Kupferwanne mit warmem Wasser zu füllen. Ein dritter Diener legte ein Leintuch in der Wanne aus, um die Haut vor dem heißen Metall zu schützen. Ein weiterer Diener stand halb in der Gesindetür und gab den anderen die gefüllten Kupferkannen weiter, die ihm aus dem Treppenhaus gereicht wurden. Dampf wallte aus der Badewanne empor, und der angenehme Geruch nach Sandelholz breitete sich im Raum aus.
Edmond blieb geduldig vor der Wanne stehen und sah Grimwald zu, wie er die Temperatur des Wassers mit seinem Finger überprüfte. Erst als diese die Zustimmung des Leibdieners fand, nickte er Edmond zu. Mit einer kaum sichtbaren Handbewegung schickte er die anderen Lakaien fort. So lautlos wie sie gekommen waren, verschwanden die drei durch die verborgene Tür in der Wand.
Jetzt erst legte Edmond seinen Morgenmantel ab und stieg in das vorbereitete Badewasser. Die Wärme fühlte sich gut an. Er spürte, wie sich seine Muskeln im Wasser entspannten. In einer kleinen Kristallschale wurde ihm ein Stück Seife gereicht, die er zwischen seinen Handflächen aufschäumte.
»Grimwald, wie geht es eigentlich dem Jungen heute?«, fragte Edmond plötzlich, während er sich das Haar wusch.
»Wie meinen, Mylord?« Sein Leibdiener blickte ihn erstaunt an.
»Du weißt schon, der Junge von gestern. Den meine Schwester so …«, er vollendete den Satz nicht.
»Ah, Mylord meinen Jacob. Dem Jungen geht es gut, macht Euch keine Sorgen um ihn, es wird sich gut um ihn gekümmert.«
»Und das Mädchen? Geht es ihm auch gut?«
»Dem Mädchen, Mylord?«, hörte er Grimwald ungläubig nachfragen.
»Ja, dem Mädchen. Die Magd, die sich vor den Jungen gestellt hat«, wiederholte Edmond ungeduldig.
»Ich denke auch gut. Zumindest habe ich nichts Gegenteiliges vernommen.«
Grimwald nahm die Seife wieder in Empfang und legte sie in die Kristallschale zurück.
»Wie ist der Name des Mädchens?«, wollte Edmond daraufhin wissen, während er mit seiner Wäsche fortfuhr.
»Das weiß ich leider nicht, Mylord. Ich kann nur sagen, dass sie neu auf Aubreys End ist«, antwortete der Kammerdiener zögernd. Edmond sah aus den Augenwinkeln, wie Grimwald eine der Kupferkannen hochhob, um ihm die Seife aus dem Haar zu spülen.
»Dann finde ihn bitte für mich heraus«, verlangte er prustend zwischen zwei Güssen und wischte sich das Wasser aus den Augen.
»Mylord, darf ich fragen, warum? Dem Mädchen geht es gut, seine Wunden wurden versorgt, und es wird Stillschweigen über den Vorfall bewahren.«