Aubreys End - Folge 4: Stürmische Herzen - Reena Browne - E-Book

Aubreys End - Folge 4: Stürmische Herzen E-Book

Reena Browne

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Beschreibung

FOLGE 4: STÜRMISCHE HERZEN

Als Mrs Perry Sienna auffordert, einen Brief an die Heimleiterin des Waisenhauses zu schreiben, ist Sienna kurz davor aufzufliegen. Ausgerechnet Lord Kilcane erscheint als Retter in der Not und kommt ihr dabei mehr als nahe ...

DIE SERIE:

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.



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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Aubreys End – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

  1.

  2.

  3.

  4.

  5.

  6.

  7.

  8.

  9.

10.

11.

12.

13.

Vorschau

Aubreys End – Die Serie

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.

Über diese Folge

Folge 4

Als Mrs Perry Sienna auffordert, einen Brief an die Heimleiterin des Waisenhauses zu schreiben, ist Sienna kurz davor aufzufliegen. Ausgerechnet Lord Kilcane erscheint als Retter in der Not und kommt ihr dabei mehr als nahe …

Über die Autorin

Reena Browne wuchs Anfang der Siebziger Jahre im ländlichen Süden Deutschlands auf und begann während ihrer beruflichen Laufbahn als kaufmännische Angestellte mit dem Schreiben von Liebesgeschichten. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie im Südwesten Deutschlands.

REENA BROWNE

FOLGE 4Stürmische Herzen

beHEARTBEAT

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Scott A . Burns | MagicPics | svekloid | Jan Miko | Shelli Jensen | Resul Muslu | Denis Novolodskiy | KathySG

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-0290-4

be-ebooks.de

lesejury.de

1.

1819, Aubreys End, Derbyshire.

Für einen Moment löste sich alles um Edmond herum auf, fühlte er einzig Tess’ Lippen auf seinem Mund. Ihre bloße Nähe vernebelte seinen Verstand. Keine Frau hatte je einen solchen Aufruhr in seinem Inneren ausgelöst. Aber der Augenblick währte nur kurz. Der Zauberbann brach, als Tess mit vor Entsetzen geweiteten Augen zurückwich, sich umdrehte und zur Kapelle hinausstürmte.

Wie gelähmt blieb Edmond Kilcane, sechster Earl von Ridgebrook, stehen, immer noch in diesem Moment gefangen, der sich wie der Himmel selbst angefühlt hatte. Erst als er hörte, wie sie mit Thunder davonritt, warf ihn das in die Realität zurück. Sein Herz trommelte wie verrückt gegen seinen Rippenbogen. Wie sie ihn angesehen hatte! Die Panik in ihrem Blick. Hatte sie vielleicht nicht gewollt, dass er sie küsste? Er raufte sich das Haar und versuchte, sich zu beruhigen.

»Oh Gott«, stieß er leise aus und wandte sich an das Holzkreuz, das mitten in dem winzigen Altarraum stand. So durfte es einfach nicht enden.

Edmond lief aus der Kapelle hinaus und stieg in Cleos Sattel. Mittlerweile hatte es zu regnen angefangen, aber seine innere Unruhe ließ ihn durch das aufkommende Unwetter und die Kälte jagen, die es mit sich brachte. Edmond trieb Cleo an, er musste Tess einholen und ihr sein Handeln erklären. Ihr sagen, dass er sich hatte hinreißen lassen. Der Regen schlug ihm ins Gesicht, sodass er kaum etwas sehen konnte. Tapfer kämpfte sich sein Pferd durch das Gewitter, dennoch reichte es nicht, um Tess vor den Stallungen noch einzuholen. Vor dem Stall war ein Stallbursche schon dabei, Thunder vom Sattel zu befreien.

Edmond schwang sich von Cleos Rücken und drückte dem verdutzten Jungen auch ihre Zügel in die Hände. Tess hatte deutlich Vorsprung gehabt und ihn auch genutzt. So lief Edmond in Richtung Eisentor in der Hoffnung, sie dort noch zu erreichen. Vielleicht war sie schon zurück zum Haus gelaufen? Vom Gedanken beseelt, mit Tess zu sprechen, spürte Edmond weder den Regen auf seiner Haut noch den kalten Wind, der über den Innenhof fegte. Er rannte den gepflasterten Weg entlang, bis er, völlig außer Atem, das Tor vom Küchengarten erreichte. Doch auch dort war sie nicht. Enttäuscht blieb er im strömenden Regen stehen. Erst als die Kälte unerträglich wurde, wandte er sich ab und ging zum Haus zurück.

Sienna stand am Küchenfenster und beobachtete, wie Edmond über den Innenhof lief. Sie wich zurück, damit er sie nicht dort stehen sah. Der Ritt durch den Regen hatte ihren Verstand geklärt und diese unliebsamen Gefühle erstickt, die der Kuss in ihr ausgelöst hatte. Regenwasser tropfte von ihrem Haar auf den Boden, und die durchnässte Kleidung ließ sie zittern. Doch Sienna konnte ihren Blick nicht von Edmond abwenden. Ihre Hand fuhr hoch zu ihrem Mund und berührte ihre Lippen. Noch immer konnte sie seinen Kuss darauf spüren.

In Panik war sie geraten, überfordert gewesen von diesem unbeschreiblichen Gefühl, das seine Nähe in ihr ausgelöst hatte. Und nur die Angst hatte ihr die Kraft gegeben, sich ihm zu entziehen. Die Angst davor, dass er herausfand, dass sie keine Magd war, die erst vor Kurzem ihren Dienst in Aubreys End angetreten hatte.

Sienna sah Edmond zu, wie er durch das Eisentor rannte, Haar und Hemd vom Regen durchnässt. Ihr Herz krampfte sich bei dem Anblick zusammen. Wäre sie in ihrem früheren Leben auf ihn getroffen, in den Straßen von St. Giles, dann hätte es kein Halten für sie gegeben. Sie hätte sich ohne nachzudenken, ohne Reue, ihren Gefühlen ergeben. Aber die Lüge stand zwischen ihnen, sie war wie eine unüberwindliche Wand, die Sienna von Edmond und den anderen Menschen hier trennte. Doch Reue über ihren Betrug konnte Sienna nicht empfinden. Zu Tess Barlow zu werden, hatte sie schließlich vor Marlowe gerettet und sie am Leben erhalten. Selbst Gott konnte ihr das nicht verübeln, sollte es ihn wirklich geben.

Aber nun wurde Sienna klar, dass sie hierbleiben wollte. Allerdings nicht als Tess, sondern als der Mensch, der sie wirklich war. Sie wollte nicht mehr lügen. Und Edmond, sie holte krampfhaft Luft, sollte ihren Namen flüstern, wenn er sie küsste und nicht den einer Toten. Nur, wie sollte das möglich werden?

Niedergeschlagen wandte Sienna sich ab und ging in die Vorratskammer, um sich dort der nassen Kleidung zu entledigen. Sie nahm das graue Kleid in ihre Hände und betrachtete es schmerzvoll. Von nun an würde sie eine Magd wie alle anderen sein und es auch bleiben.

Thunder nicht reiten zu können würde ihr das Herz brechen, aber wenn das der Preis für ihr Überleben war, dann musste sie ihn eben bezahlen. Alfie würde es auch allein schaffen, mit Thunder zurechtzukommen.

Und irgendwann würde der Lord nach London zurückkehren, sein Leben unter all den feinen Damen und Herren wieder aufnehmen. Spätestens dann würde er Sienna vergessen haben. Bis dahin musste sie darauf achten, dass sie ihm nicht mehr unter die Augen kam.

Sienna zog sich das Kleid über den Kopf, ordnete ihr nasses Haar, steckte es unter die Haube. Dann band sie sich die Schürze um. Als sie wieder aus der Vorratskammer trat, fand sie dort Mr Harris vor. Der Stallmeister hatte sich gegen die Kante des Küchentisches gelehnt und die Arme vor seiner Brust verschränkt. Es war offensichtlich, dass er auf sie gewartet hatte.

»Was ist passiert?«, fragte er sie direkt, ohne Umschweife. Sienna sah die Unruhe in seinem Blick flackern.

»Was meinen Sie damit?« Sie wich seinem Blick aus, zog ihre Schürze fest und schloss die Tür des Vorratsraums hinter sich.

»Tess, es regnet in Strömen, und trotzdem läuft er dir hinterher?«

»Wer sagt, dass er hinter mir herläuft?«, gab sie abweisend zurück.

»Ich habe Augen im Kopf, Mädchen. Raus mit der Sprache was ist passiert?«

»Ist das nicht offensichtlich? Nach dem Sie mich allein mit ihm haben ausreiten lassen?«, warf sie ihm kraftlos vor.

»Ist das dein Ernst?« Er schnaubte verächtlich. »Was hätte ich tun sollen? Dir Alfie als Wache über deine Tugend mitgeben? Oder mich selbst ihm in den Weg stellen sollen? Außerdem hatte ich den Eindruck, dass es dir gar nicht so unangenehm war, wie du jetzt tust. Außerdem bin ich sicher, dass du dich ganz gut wehren kannst, wenn es darauf ankäme.« Sein Blick war mitleidlos auf sie gerichtet. »Weißt du, es gibt Frauen hier, die sich liebend gerne freiwillig in Edmond Kilcanes Bett legen würden, wenn er sie denn haben wollte.«

Sienna umklammerte das Bündel Kleidung in ihren Händen.

»Eine einfache und gefühllose Sichtweise, die nur ein

Mann haben kann. Genauso wie Jane zu erzählen, man sei schon verheiratet, um sie nicht heiraten zu müssen«, warf sie Harris an den Kopf. Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, denn der Mann lief rot an, und in seinen Augen zeigte sich der gefährliche Glanz seines Jähzorns. Seine Reaktion zeigte Sienna, dass sie ihre Ahnung nicht getrogen hatte. Harris hatte Jane belogen.

»Und wenn schon!«, knurrte der Mann. »Ja, ich schätze eben meine Freiheit, aber ich habe Jane zu nichts gezwungen oder ihr etwas versprochen. Selbst wenn es dich etwas angehen würde, hast du kein Recht, mich der Lüge zu bezichtigen. Du am allerwenigsten, oder glaubst du, ich nehme dir tatsächlich ab, dass du auf dem Pony einer Gönnerin so Reiten gelernt hast?« Um seinen Mund hatte sich ein harter Zug gebildet.

Sienna erstarrte.

»Wenn du wirklich in einem Waisenhaus groß geworden wärst, wo sie einem die Demut mit dem Stock einbläuen, dann wärst du gewiss nicht so aufsässig. Man sieht es in deinen Augen, dass du keinem Herrn außer dir selbst dienst, auch wenn du das Grau der Mägde trägst und ihre Arbeit tust.« Sienna war, als würde sich der Boden unter ihr auftun. Harris hatte seine bequeme Haltung aufgegeben und baute sich vor ihr auf. »Es ist mir egal, was du vor deiner Zeit hier getan hast. Aber mische du dich nicht in meine Angelegenheiten ein, dann werde ich das auch nicht bei dir tun.«

Es klang wie eine Drohung, eine, die er auch wahrmachen würde. Trotzig erwiderte Sienna Harris’ Blick. »Und was ist mit Jane? Sie leidet Höllenqualen. Seien Sie ein Mann und sagen Sie ihr doch ins Gesicht, dass es vorbei ist.«

In Harris’ Augen begann es bedrohlich zu funkeln.

Sienna legte das Kleiderbündel auf den Tisch. »Das werde ich nicht mehr brauchen. Alfie kommt mit Thunder gut klar. Er kann jetzt alleine weitermachen.«

Harris sah auf das Bündel auf dem Esstisch. »Wenn du es so willst. Aber glaube nicht, dass es damit vorbei wäre, Tess. Wenn der Earl dich in seinem Bett haben will, dann wird das auch geschehen. Und wenn du wirklich tugendhaft bleiben willst, dann packe besser deine Sachen und geh. Oder folge meinem Rat und schlage deinen Nutzen aus seiner Vernarrtheit.« Mit diesen Worten nahm der Stallmeister das Kleiderbündel auf und schickte sich an, die Küche zu verlassen.

»Mr Harris«, hielt Sienna ihn auf. »Bitte brechen Sie Jane nicht das Herz. Mehr will ich nicht.«

Der Stallmeister rührte sich für einen Moment nicht, dann stürmte er durch die Tür und ließ Sienna allein zurück.

2.

Der Himmel hing voll grauer Regenwolken, und Ariana, die gerade mit dem Ankleiden fertig geworden war, fragte sich mit Blick auf die dunklen Wolken, was sie nur den ganzen Tag im Haus tun sollte. Wieder nach dem Frühstück mit Edmonds unerträglicher Tante im großen Salon zusammensitzen? Oder Celias Wehklagen über die Abwesenheit Mr Palmers mitanzuhören und ihr und Sophie zuzusehen, wie die beiden um die Aufmerksamkeit dieses abscheulichen Köters buhlten? Die letzten Tage waren zermürbend gewesen, da Ariana nun wusste, wie Edmond sich die Nachmittage vertrieb. Und mit jeder Stunde grollte sie ihm mehr dafür.

Eine Dienstmagd? Wie konnte er nur so tief sinken? Ariana verstand es einfach nicht. Auch wenn sie es geschafft hatte, sich gegenüber den anderen Damen nichts anmerken zu lassen, so zerfraß sie der Gedanke innerlich, dass Edmond sich lieber mit einer schmutzigen Magd vergnügte als mit ihr. Ariana dachte an die Flacons in ihrem Versteck. Wenn sie dem Mädchen nur nahe genug kommen würde. Doch ungesehen in die Unterkünfte der Hausmädchen zu gelangen war ein unmögliches Unterfangen. Gedankenverloren fuhr sie sich mit ihren Fingern über das Dekolleté, als es plötzlich an der Tür klopfte.

»Mylady?« Der Lakai verbeugte sich, als er eintrat. »Ja, was ist?«, sie setzte wieder eine unverbindliche Miene auf.

»Ein Besucher ist für Mylady eingetroffen«, verkündete der Diener.

»Ein Besucher?« Ariana hob ihre Augenbraue. Wer sollte sie hier besuchen wollen?

»Ja, Mylady, der Gentleman sagte, er wäre Euer Bruder, daher hat Mr Ford ihn in den großen Salon geleitet.« Der Lakai sah sie erwartungsvoll an.

Simon? Beklemmung ergriff sie. »Gut, ich komme gleich«, gab sie nervös zurück.

Der Dienstbote verneigte sich und verließ das Zimmer.

Ariana fühlte, wie ihr die Beine schwach wurden. Was wollte Simon hier? So früh am Morgen? Fahrig zog sie die Bahnen ihres Kleides zurecht und strich sich über die Frisur, dann verließ sie ihr Zimmer, um in den großen Salon zu gehen. Als sie eintrat, stand Simon vor einer ausladenden Kommode und betrachtete interessiert, die kleinen Figurinen, die dort zu Zierde aufgestellt waren. Er blickte erst von seiner Betrachtung auf, als die Tür sich hinter dem Diener wieder schloss.

»Hallo, Ariana? Es ist schön dich zu sehen.« Er hob seinen Blick und lächelte sie scheinheilig an. Simon sah deutlich besser aus als bei ihrer letzten Begegnung. Das rötlichbraune Haar war ordentlich gebändigt, und er trug neue Kleidung, wie sie sehen konnte.

»Was willst du hier?«, fragte sie statt einer Begrüßung.

Ihr Bruder ließ demonstrativ seinen Blick durch den Raum gleiten. »Was ich hier will?« Er grinste sie kalt an. »Darf ein Bruder nicht seine kleine Schwester besuchen, die sich es hier gutgehen lässt?« Der Vorwurf war nicht zu überhören.

»Ich folge lediglich einer Einladung«, erwiderte Ariana und versuchte, ruhig zu bleiben.

»Ja, ich würde auch gerne einer solchen Einladung folgen, aber ich fürchte, ich bin nicht so beliebt bei meinen Nachbarn wie du«, meinte er.

»Wundert dich das?«, fragte Ariana leise. »Du stößt sie mit deinen öffentlichen Affären und Trinkgelagen vor den Kopf. Was bleibt ihnen denn anderes übrig? Ehrlich gesagt wundert es mich, dass du nüchtern bist.«

In Simons Augen blitzte es kurz auf. »Ja, in der Tat, ich bin nüchtern und, wie du vielleicht schon bemerkt hast, neu eingekleidet, dank der zweihundert Pfund, die ich unter einer lockeren Diele in deinem Gemach gefunden habe.« In seine honigfarbenen Augen trat ein bösartiger Ausdruck.

Ariana wurde blass, und ihr Herz hörte für einen Moment zu schlagen auf. »Du hast mein Geld gestohlen?«, keuchte sie schockiert.

»Aber Ariana, gestohlen? Wir sind Bruder und Schwester, ich denke, teilen trifft es eher«, gab er zynisch zurück.

»Du gewissenloser Bastard! Mein Erbe gehört mir, und du hast kein Recht, es zu beanspruchen.« Ariana war außer sich vor Wut.

Doch Simon lachte nur. »Wer sollte mich daran hindern? Wenn ich es finde, gehört es mir«, entgegnete er emotionslos. »Und solange ich auf Chantley weile, werde ich nach weiteren Verstecken suchen.« Er sah sie mit einem auffordernden Blick an.

»Was willst du, Simon?«, gab Ariana mit leiser Stimme zurück.

»Was ich will, meine Liebe? Ich möchte in der Nähe meiner Schwester sein, mich mit ihr versöhnen. Vor allem da ich beabsichtigte, mich bald zu vermählen.«

»Was?«, stieß Ariana aus. »Heiraten willst du?«

Simon kam etwas näher.

»Ja, heiraten will ich, liebe Schwester und sesshaft werden. Die Verantwortung für mein Erbe übernehmen. Ist das so unglaubhaft?«

In Ariana regte sich Misstrauen. »Und wen willst du heiraten? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Frau eine Heirat mit dir in Erwägung ziehen würde.«

Sie sah, wie Simon seine Mundwinkel zu einem kalten Lächeln verzog.