Aubreys End - Folge 6: Zeiten des Glücks - Reena Browne - E-Book

Aubreys End - Folge 6: Zeiten des Glücks E-Book

Reena Browne

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

FOLGE 6: ZEITEN DES GLÜCKS

Gerade als Sienna heimlich von Aubreys End fliehen will, beobachtet sie, wie Simon Bradford Lady Celia entführt. Sie eilt der Lady zu Hilfe, wird dabei schwer verletzt und zurück nach Aubreys End gebracht. Droht ihr Geheimnis nun endgültig aufzufliegen? Wird ihr Ziehvater sie doch noch finden? Und wie wird Edmond auf die Wahrheit reagieren?

DIE SERIE:

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 164

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Aubreys End – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

Epilog

Aubreys End – Die Serie

England, 1819. Als der jungen Diebin Sienna klar wird, dass ihr brutaler Ziehvater sie an ein Bordell verkaufen will, flieht sie mit der nächsten Kutsche aus London. Doch dann hat diese einen Unfall, und Sienna überlebt als eine der Wenigen. Durch ein Missverständnis gerät Sienna an die Habseligkeiten einer verunglückten Mitreisenden. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang, auf ein Leben ohne Furcht vor ihrem Ziehvater. Sie nimmt die Identität des toten Mädchens an. Und so wird aus der Diebin Sienna, die Magd Tess.

Siennas Weg führt sie zum Herrenhaus Aubreys End, wo sie von nun an als Dienstbotin arbeitet. Doch wie lange kann Sienna ihr Geheimnis wahren, ohne sich selbst zu verraten? Durch ihre Hitzköpfigkeit droht ihre Tarnung ein ums andere Mal aufzufliegen. Besonders als sie auf den attraktiven Lord Kilcane trifft, Hausherr von Aubreys End.

Über diese Folge

Folge 6

Gerade als Sienna heimlich von Aubreys End fliehen will, beobachtet sie, wie Simon Bradford Lady Celia entführt. Sie eilt der Lady zu Hilfe, wird dabei schwer verletzt und zurück nach Aubreys End gebracht. Droht ihr Geheimnis nun endgültig aufzufliegen? Wird ihr Ziehvater sie doch noch finden? Und wie wird Edmond auf die Wahrheit reagieren?

Über die Autorin

Reena Browne wuchs Anfang der Siebziger Jahre im ländlichen Süden Deutschlands auf und begann während ihrer beruflichen Laufbahn als kaufmännische Angestellte mit dem Schreiben von Liebesgeschichten. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie im Südwesten Deutschlands.

REENA BROWNE

FOLGE 6Zeiten des Glücks

beHEARTBEAT

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock: Evgeny Karandaev | Anna Grigorjeva | MagicPics | Svekloid | Image.Art | Anne Kitzman | Jan Miko | Zadiraka Evgenii

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-0292-8

be-ebooks.de

lesejury.de

1.

1819, Aubreys End, Derbyshire.

Edmond Kilcane, Earl of Ridgebrook, fühlte sich, als würde sein Herz zu Boden geworfen und in tausend Stücke zersplittern. Unfähig, sich von der Stelle zu rühren, sah er Tess dabei zu, wie sie davonstürmte und ihn allein zurückließ. Er versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Erneut hatte Tess ihn zurückgewiesen, obwohl er bereit gewesen war, alles für sie zu opfern. Sein Ansehen, seine Position in der Gesellschaft. Wie in Trance starrte Edmond den Gang entlang, bis er begriffen hatte, dass sie nicht zurückkommen würde. Erschüttert wandte er sich ab.

»Du Bastard!«, hallte es ihm in dem fensterlosen Gang entgegen. Edmond stockte.

»Was tust du denn hier?«, stieß er, überrascht von Arianas Anblick, aus, die sich ihm in den Weg gestellt hatte.

Das spärliche Licht der Öllampen gab ihr vor Wut verzerrtes Gesicht preis. »Du Bastard!«, wiederholte sie hysterisch. »Der feine Earl of Ridgebrook lässt es sich von einer dreckigen Magd besorgen und will sie auch noch heiraten«, schleuderte Ariana ihm entgegen. In ihren Augen glühte es so hasserfüllt, dass Edmond unwillkürlich einen Schritt zurück machte.

»Wenn du sie so sehr willst, warum läufst du ihr dann nicht hinterher?«, ätzte Ariana hämisch. »Machst dich für ein solches Miststück zum Narren, dabei will sie dich noch nicht einmal.«

»Du vergisst dich, Ariana«, sagte Edmond eisig, als er sich wieder gefasst hatte. »Außerdem geht es dich nichts an, wem ich einen Antrag mache.« Er wollte sich an ihr vorbeidrängen, aber sie stellte sich erneut in seinen Weg und griff nach den Aufschlägen seiner Jacke.

»Was sagst du, Edmond? Es geht mich nichts an, nach all dem, was ich für dich getan habe?« Sie hob Edmond ihr Gesicht entgegen, das von dem hasserfüllten Ausdruck regelrecht entstellt war.

Mit einer angewiderten Geste riss sich Edmond von ihr los. »Auch, wenn du meinen Namen vor einem Skandal bewahrt hast, hast du kein Recht, so mit mir zu reden. Und ich werde es dir auch nicht weiter gestatten.« Er hatte kaum ausgesprochen, als er Arianas Ohrfeige auf seiner Wange spürte. Rasch wich er zurück und entging so einer weiteren Ohrfeige. Edmond griff nach ihrem Handgelenk. »Du bist ja von Sinnen, Ariana. Du solltest besser sofort mein Haus verlassen. Ich werde nach einer Kutsche schicken. Den Rest deiner Sachen werde ich dir nachschicken lassen.«

»Du wirfst mich aus dem Haus, nach all dem, was ich für dich geopfert habe?« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden.

»Welche Opfer sollen das gewesen sein?« Edmond konnte seine Wut kaum mehr zügeln, aber schließlich entließ er Ariana aus seinem Griff.

Die Frau, die er zu kennen geglaubt hatte, riss sich los und verwandelte sich vor seinen Augen in eine Furie. »Ich habe dir alles geopfert«, kreischte sie. »Meine Jugend, meine Liebe, meine Hingabe, und wie hast du es mir gedankt? In dem du dieses nichtsnutzige Weib geheiratet hast! Sie war deiner nicht würdig, so schwach und so dumm, wie sie war. Und dennoch hast du sie mir vorgezogen.« In ihren Augen irrlichterte es.

»Was redest du da?«, fuhr Edmond sie an. »Wie hätte ich dir Sarah vorziehen können, wenn ich nie die Absicht hatte, dich zu heiraten!« Seine Worte bewirkten, dass Ariana die Schultern sinken ließ.

»Aber du liebst mich, ich weiß es, Edmond. Du musst dich doch erinnern, damals im Garten von Chantley. Du hast mir gesagt, dass du mich für immer lieben wirst«, flüsterte sie tonlos. In ihren Augen standen plötzlich Tränen.

»So etwas habe ich nie zu dir gesagt, Ariana. Da musst du dich irren«, presste Edmond hervor.

»Aber ich irre mich nicht, Edmond. Weißt du es wirklich nicht mehr? Unsere Küsse im Garten. Das kannst du doch nicht vergessen haben.« Ihre Züge bekamen plötzlich einen flehenden Ausdruck, und ehe Edmond sich versah, schlang Ariana ihre Arme um seine Mitte und umklammerte ihn regelrecht. »Dort hast du mir gesagt, wie viel ich dir bedeute.« Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, Sturzbächen gleich rannen ihre Tränen über ihre gepuderten Wangen und zerstörten so die sorgfältig kreierte Illusion von jugendlicher Schönheit.

Angewidert stieß Edmond sie von sich weg. »Es gab genau einen Kuss zwischen uns, und es entspricht der Wahrheit, dass ich einen Sommer lang sehr in dich verliebt war, Ariana. Aber auch wenn ich damals noch ein halber Junge war, habe ich schließlich begriffen, dass du mehr Gefallen daran fandst, mit meinen Gefühlen zu spielen, als sie zu erwidern«, entgegnete er heiser vor Zorn.

Arianas Gesicht versteinerte, Strähnen hatten sich aus ihrer sorgfältig aufgesteckten Frisur gelöst und fielen ihr wirr ins Gesicht.

»Das ist nicht wahr, ich habe dich aufrichtig geliebt, aber du hast mich fallen lassen!«, schrie sie ihn an.

»Wenn das stimmen würde, Ariana, wenn du mich wirklich geliebt hättest, warum hat es denn deine ganzen anderen Verehrer gebraucht, in deren Gunst du dich gesonnt hast? Deine Freigiebigkeit in puncto Zärtlichkeiten war kein Geheimnis, sondern in aller Munde. Und ich habe dich nicht fallen lassen, sondern nur Abstand von dir genommen. Daher tu nicht so, als hätte ich dich hintergangen. Denn hätte ich dir mein Wort gegeben, dann hätte ich es auch gehalten.« Edmond hatte nun endgültig genug und wollte an Ariana vorbeigehen.

»Pah«, stieß sie plötzlich hasserfüllt aus. »Dein Wort, was ist das schon wert!« Ariana begann hysterisch zu kichern. »Der so ehrenhafte Earl of Ridgebrook, der noch nicht einmal gemerkt hat, wie ich seiner Frau das Opium schmackhaft gemacht habe. Ich musste sie nicht einmal dazu zwingen, sie hat es aus freien Stücken probiert.« Ariana lachte auf, als hätte sie einen Scherz gemacht. »So sehr hast du sie gelangweilt. Ich habe ihr eine neue Welt gezeigt, Sarah für andere Männer interessiert. Und weißt du was? Nicht genug konnte sie davon bekommen, von der Beachtung, von den Komplimenten. Und wenn du ihr einmal deine so kostbare Aufmerksamkeit geschenkt hast, dann hast du sie nur gelangweilt mit deinen ewigen Belehrungen und dem Geschwätz von neuen Landwirtschaftsmethoden.« Sie lachte irre auf. »Und du hast es noch nicht einmal gemerkt!«

Schockiert starrte Edmond die Frau vor sich an. »Du Ungeheuer, was hast du Sarah angetan?« Edmond griff nach ihrem Arm, aber Ariana wich vor ihm zurück.

»Was ich ihr angetan habe? Nichts, ich habe nur etwas Farbe und Abwechslung in ihr Leben gebracht.«

In Edmonds Innerem tat sich plötzlich ein Abgrund auf. Mit einem Schritt war er bei ihr und packte sie hart an den Handgelenken. »Wiederhole was du eben gesagt hast.« Unbändiger Zorn ergriff ihn, den er kaum noch zügeln konnte.

»Du hast es gehört, Edmond. Ja, ich habe ihr das Opium gegeben und dich durch Lady Noir von Sarahs Liebschaft wissen lassen, damit du mit eigenen Augen siehst, wie sehr dich deine Frau verabscheut«, warf Ariana Edmond an den Kopf. In ihren Augen tanzte der Wahnsinn.

»Hast du etwas mit ihrem Tod zu tun?« Edmond umklammerte Arianas Handgelenke noch fester. »Sprich!«, schrie er sie an.

Plötzlich klärte sich Arianas Geist wieder, das irre Glitzern in ihren Augen schwand, und er konnte aufkeimende Furcht darin erkennen.

»Es war ein Unfall, Edmond. Sie wollte einen Selbstmordversuch vortäuschen, damit du ihr verzeihst. Ich habe ihr doch gesagt, sie soll nur einen Tropfen von dem Gift nehmen, aber Sarah hat alles genommen. Ich schwöre, es war nicht meine Absicht, das musst du mir glauben. Das musst du mir einfach glauben«, flehte sie.

Edmond ließ Ariana abrupt los.

»Ich wollte nicht, dass sie stirbt, ich wollte doch nur …«, sprach sie tränenüberströmt weiter.

Eiseskälte ergriff Edmond, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte.

Ariana sah ihn an und wich plötzlich vor dem Ausdruck in seinen Augen zurück. Panik zeichnete sich auf ihren Zügen ab, denn sie begriff erst jetzt, was sie preisgegeben hatte. Und ehe Edmond etwas tun konnte, drehte Ariana sich jäh um und rannte davon.

Die Wahrheit über Sarahs Tod hatte Edmond bis tief ins Mark getroffen. Nun ergab alles einen Sinn. Er hörte das Klappern von Arianas Absätzen im Gang. So durfte sie nicht davonkommen!

Der Gedanke brachte wieder Leben in Edmond, und er lief ihr hinterher. Als er jedoch die Eingangshalle erreichte, hatte Ariana die Treppen zum ersten Stock schon erklommen.

»Edmond? Wo bleibst du denn nur, alle warten schon auf dich.« Celia tauchte an seiner Seite auf.

Irritiert blickte er seine Schwester an. Edmond sah hoch zur Treppe, doch Ariana war bereits aus seinem Sichtfeld verschwunden.

»Was ist mit dir? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.« Celia griff nach seiner Hand.

Edmond schüttelte rasch den Kopf. »Es ist nichts«, gab er dann zur Antwort. Er wollte Celia nicht mit dieser unglaublichen Enthüllung belasten. Noch nicht, zuerst würde ihm Ariana noch einige Fragen beantworten müssen. Und sobald er seiner Verpflichtung nachgekommen war, würde er sich die Antworten von ihr holen.

»Ohne dich kann das Fest doch nicht beginnen, komm mit«, sagte Celia lachend und zog ihn an seinem Ärmel in Richtung Ballsaal.

2.

Wie ein gejagtes Tier rannte Ariana die Treppen hoch, um in ihr Zimmer zu flüchten. Was war nur in sie gefahren?

Brennende Eifersucht hatte sie veranlasst, Edmond zu folgen, als sie ihn ins Untergeschoss hatte gehen sehen. Ihren eigenen Ohren hatte sie nicht getraut, als Edmond diesem Ding einen Antrag gemacht hatte. Da hatte etwas bei ihr ausgesetzt, und nun hatte sie ihr Geheimnis verraten, das sie die ganze Zeit so sorgfältig gehütet hatte.

Getrieben von der Angst, dass Edmond gleich in ihrem Zimmer auftauchen würde, rannte sie in ihr Ankleidezimmer und nahm ihre lederne Reisetasche aus dem Schrank. Wahllos stopfte sie Kleider und Toilettenartikel hinein. Edmond wird mich vor den Prinzregenten bringen als die wahre Verursacherin von Sarahs Tod, dachte sie angsterfüllt. Und dann ist mein Leben vorbei.

Suchend sah sich Ariana um, als die Tasche bis zum Rand gefüllt war. Den Rest würde sie hierlassen müssen. Mit zitternden Händen griff sie nach ihrem Mantel. Egal wie, sie musste nach Chantley zurück, um den kärglichen Rest ihres Erbes zu holen, den Simon noch nicht geplündert hatte und dann sofort untertauchen, damit Edmond sie nicht fand. Aber wohin sollte sie gehen? Ariana drängte den Gedanken beiseite. Irgendwo würde sie schon Unterschlupf finden, doch zuerst galt es von hier fortzukommen.

Ariana war schon bei der Tür, als ihr Simon einfiel. Sie musste ihn warnen. Ariana öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte auf den Flur hinaus. Aber dort war niemand zu sehen. Vorsichtig trat sie auf den Flur und lief dann hastig über den Treppenabsatz in den Ostflügel. Als Ariana Simons Zimmer betrat, lag er angezogen auf seinem Bett und starrte missgelaunt dem Betthimmel entgegen.

»Was willst du denn hier?« Es klang ungnädig und leicht überrascht.

Ariana lehnte sich schweratmend gegen die Tür, da Schwindel sie erfasste. »Wir müssen von hier weg! Sofort!«, stammelte sie vor sich hin.

Simons Blick fiel auf die Reisetasche in ihrer Hand. »Was hast du vor?« Seine Augen verengten sich.

»Ich wollte … Ich bin … Ich bin Edmond gefolgt, und da ist es mit mir durchgegangen. Jetzt weiß er, dass ich schuld an Sarahs Tod bin. Oh mein Gott, was habe ich nur getan.« Ariana hielt ihre Faust vor ihre Lippen.

Ihr Bruder war sofort auf den Beinen. Sein Gesicht war vor Wut gerötet. »Du dummes Ding«, fuhr er sie an. »Ich kann noch nicht weg. Wenn ich jetzt gehe, dann ist alles für mich verloren, Ariana. Wenn ich mir Celia nicht heute Nacht hole, dann habe ich meine Gläubiger am Hals!«

»Du willst sie wirklich immer noch entführen?«, keuchte sie aufgebracht.

Simon griff nach ihrem Handgelenk und zog sie von der Tür weg. »Mir bleibt sonst nichts übrig, Ariana! Hättest du mir geholfen, dann wäre ich jetzt längst mit ihr verheiratet. Aber du wolltest ja deinem geliebten Edmond nicht schaden.« Er verzog höhnisch das Gesicht.

»Und wenn ich dir jetzt dabei helfe?« Ariana blickte ihren Bruder atemlos an. Doch der zuckte mit den Achseln.

»Es gibt nichts mehr für dich zu tun, ich habe schon alles arrangiert. Ich hole mir Celia kurz bevor die Sonne aufgeht«, meinte er selbstgefällig und wandte sich von ihr ab.

»Du willst einfach so in ihr Zimmer schleichen und sie entführen? Das wird nicht funktionieren. Was ist mit ihrem Hund? Er schläft immer bei ihr, er wird dich verraten«, warnte sie ihn.

Doch Simon lächelte überlegen. »Für wie dumm hältst du mich? Ich habe Cousine Sophie überredet, dass sie den Hund heute Nacht zu sich nimmt.«

»Aber hast du auch an Madame Noel gedacht? Ihre Zofe hat ihre Kammer in Celias Räumen. Sie hat einen leichten Schlaf, sie wird dich hören und sofort Alarm schlagen«, wandte Ariana ein.

Simon stockte in seiner Bewegung und gab so preis, dass er dies nicht bedacht hatte. »Sie schläft in Celias Räumen?«, merkte er interessiert auf.

»Ja, das tut sie, seit dem Tod von Celias Mutter. Ist der Rest deines Plans ebenso durchdacht?«, zischte Ariana ihrem Bruder zu.

»Woher soll ich denn solche Dinge wissen?« Simon wandte sich ihr beleidigt zu. »Du hast mir deine Hilfe ja verwehrt. Den Hund hatte ich bedacht, aber nicht die Zofe. Ich war sicher, sie schläft unten wie das andere Gesinde.«

Ariana ging zur Tür zurück und öffnete sie einen Spalt, aber auf dem Flur war alles ruhig.

»Mach die verdammte Tür zu, Ariana«, schimpfte Simon. »Gibt es noch etwas, was ich beachten muss?« Er sah sie abschätzig an.

»Wie wolltest du sie denn aus dem Haus bekommen?«, fragte Ariana gereizt nach.

Simon zuckte mit den Schultern. »Über die Treppe und durch den Vorderausgang natürlich, wie sonst? Vom Gesinde droht keine Gefahr, die werden alle betrunken sein und nichts mitbekommen.«

Ariana sah ihren Bruder bestürzt an. »Das glaubst du doch nicht wirklich, dass du einfach so mit Celia durch das Haus spazieren kannst, ohne dass man es bemerkt. Sie wird sicher schreien, wenn sie erwacht.«

Simon lächelte wieder zynisch. »Nein, das wird sie nicht.« Simon griff in seine Jackentasche und holte einen kleinen Flacon daraus hervor. »Weißt du, ich kenne auch ein paar Giftmischer. Ein Elixier der Engelstrompete.« Er drehte das Fläschchen zwischen den Fingern. »Nur ein paar Tropfen auf die Lippen geträufelt und Celia wird mir willenlos gehorchen. Der Rest ist dann einfach, wenn ich mit Celia aus dem Haus bin, brauche ich nur die Allee entlangzulaufen. Hundert Schritte bis zur Weggabelung, dort steht im Morgengrauen ein Einspänner für mich bereit. Ich habe ein paar Gefallen für diesen Dienst einfordern müssen, aber wenn alles so läuft, wie ich es mir denke, ist es das wert«, offenbarte Simon seinen aberwitzigen Plan.

Ariana schüttelte den Kopf.

»Du wirst nie ungesehen über die Treppe kommen, dein Plan wird scheitern, wenn du dich zu sehr auf die Trunkenheit des Gesindes verlässt. Wenn dein Plan Erfolg haben soll, dann musst du Celia über den Gesindeaufgang hinunterbringen. So kommen wir ungesehen in ihr Zimmer und auch wieder hinaus«, schlug sie nervös vor.

Simon sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Wir?«

Ariana fühlte, wie die Hitze ihr in die Wangen stieg. »Willst du meine Hilfe oder nicht?«

»Aber natürlich, so wird es einfacher.« Simon ging zu seinen Reisetruhen, die bereits gepackt waren, und holte ein paar Sachen daraus hervor.

»Nimm nur das Nötigste mit. Ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis Edmond hier auftauchen wird«, trieb Ariana ihren Bruder zur Eile an.

Doch dieser hielt inne. »Und wo sollen wir bis zum Morgengrauen hin?«

Ariana öffnete erneut die Tür, um den Flur zu überprüfen. »Im zweiten Stock sind alle Zimmer leer, wir verstecken uns in einem davon. Edmond wird annehmen, wir sind geflohen, dort oben wird er nicht nach uns suchen, da bin ich sicher. Und wir kommen von dort aus auch ungesehen in Celias Zimmer«, erklärte Ariana aufgeregt.

Simon hörte ihr interessiert zu, aber ein tückisches Glitzern in seinen Augen ließ Ariana aufmerken. Sie packte ihren Bruder plötzlich am Arm. »Wenn dieser Plan aufgeht und du mit Celia verheiratet bist, dann will ich genug Geld, damit ich vor Edmond sicher bin, hörst du?« Sie sah ihn eindringlich an.

»Aber gewiss doch Schwesterchen, alles, was du willst«, gab Simon zur Antwort und grinste.

3.

Als der beginnende Tag sich durch ein orangefarbenes Band am Horizont ankündigte, kroch Sienna aus der Ecke in Samsons altem Stall hervor, in dem sie die Nacht verbracht hatte. Matt erhob sie sich und strich den Schmutz von Kleid und Mantel. Ihr war übel, und sie hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen würde wanken. Mit klammen Fingern griff Sienna nach ihrer Tasche und stellte sich dann hinter die Bretterwand des Stalls, um die Umgebung zu erkunden. Dabei glitt ihr Blick hoch zur Fensterfront, zu dem Fenster, hinter dem sie Edmond gesehen hatte.

Alles in ihr war kalt und leer, denn erst jetzt begriff sie, was Edmond für Tess empfinden musste, wenn er bereit war, sie trotz allem Ungemach zu heiraten.

Nie würde sie sein Gesicht vergessen, wie es ausgesehen hatte in jenem Moment, als sie sein Herz gebrochen hatte. Aber Tess war tot, und Sienna würde niemals seiner Liebe würdig sein. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, doch sie presste die Faust gegen die Lippen, um es zurückzuhalten. Sie hatte keine Zeit, sich ihrem Kummer hinzugeben. Bald würde es hell werden und Aubreys End erwachen. Bis dahin musste sie weit genug fort sein, denn Jane würde sie sicher schon vermissen.

Das orangefarbene Band am Horizont wurde heller und bedeutete Sienna, dass sie sich beeilen musste. Sie lehnte sich etwas aus ihrem Versteck nach vorne. Aber niemand war zu sehen. Ihre Finger fuhren in ihre Manteltasche und zogen den Eisenring mit der Klinge hervor. Von nun an würde dies ihr einziger Schutz sein vor was auch immer kommen mochte.