Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Was lockt Scharen junger Damen in die abgelegene Höhle, die Serendip entdeckt? Wüste Orgien mit den Ordensbrüdern, die dort leben? Der Abgrund an Unaussprechlichem, der sich auftut? Und welche Rolle spielt die unschuldige Blondine mit der überlangen Lockenpracht, die sich so gern selbst fesselt? Erneut findet sich der Weltenretter unversehens in einem gründlich verkorksten Märchen wieder. Kann er es zu einem Happy End führen? Das muss er, hat er doch einen Deal mit Fee Lylla: Räumt er ihre Märchen auf, bekommt er sein eigenes. Dort wartet Eisglut auf ihn, die Prinzessin seines Herzens... Zuckersüße Romantik trifft auf deftige Ausschweifungen. Und überall blühen malerisch sadomasochistische Praktiken. Ein kurzweiliges, nicht ganz ernst gemeintes Abenteuer abseits ausgetretener Genrepfade. Dies ist Band 3 der Reihe "Autsch! SadoMasoMärchen". Weitere Bände erscheinen in loser Folge. Siehe www.neooccam.com.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Band 3
...wie Serendip eine langhaarige jungfräuliche Blondine an einen Orden ausschweifender Enthaltsamkeit frönender Lüstlinge verkuppelte und dadurch der Suche nach dem Höchsten Glück einen unschätzbaren Dienst erwies
Das markerschütternde Jaulen wurde lauter mit jedem Schritt, den Serendip in das kühle Pastellblau der Eishöhle vordrang. Stoßzeit in einer Folterkammer? Ein Riese im Stimmbruch mit chronisch-kakophonem Reizhusten? Jodelnde Trolle, begleitet von singenden Drachenschwanzsägen? Diese Welt wie eine geronnene Flut aus Lapislazuli war mit nichts zu vergleichen, was er je gesehen hatte. Kaum zu glauben, dass der heiße Sommertag nur wenige Schritte entfernt war. Angesichts der überirdischen Schönheit dieser frostigen unterirdischen Welt war er verblasst wie ein vage erinnerter Traum. Hatte Serendip endlich das Schloss Prinzessin Eisgluts entdeckt?
Einen Steinwurf weiter öffnete sich der Gang abrupt in einen Saal. Boden, Decke und Wände bestanden auch hier aus purem Eis. Verhalten saphirblau glomm es im letzten Bisschen des gerade noch bis hierhin dringenden Sonnenlichts. Serendip ließ seinen Blick schweifen. Nur an der Wand ihm gegenüber und mehrere Dutzend Schritte entfernt stand gewachsener Fels an, in Halbdunkel gehüllt. In der Mitte brannte unter einem Baldachin ein Feuer, dessen Rauch irgendwohin in dunkle Höhe abzog. Darum herum befand sich ein gemütlich anmutendes Lager aus kniehoch aufgeschichteten Teppichen, von außen rundherum mit einem Meer aus Kerzen hell erleuchtet, so dass Serendips überraschtem Auge nichts verborgen blieb: Inmitten der Höhle vergnügten sich wohl an die drei Dutzend Damen und Herren – die meisten pudelnackt, manche in Kutten – lauthals in einer Orgie. Das vielfach von den Höhlenwänden reflektierte Echo sorgte für die schauderhafte Geräuschkulisse, die ihn hierher gelockt hatte.
Niemand schien den verdutzten Serendip zu bemerken, der das schamlose Treiben vom Rande des Saales aus ein wenig ratlos beobachtete. Nach einer Weile kam Unruhe in das einträchtig auf und ab wogende Gewimmel ineinander verknoteter Leiber. Einer der Männer wand sich aus dem Knäuel. Eilends lief er, die bodenlange graue Kutte mit beiden Armen hebend, um nicht zu stolpern, auf die nächstgelegene eisige Höhlenwand zu. Dort, ganz in Serendips Nähe, bohrte er sein steifes Gemächt so andächtig wie genussvoll in das Eis.
„Aaaaaaahhhhh!“
Die Berührung schmolz das Eis rasend schnell. Dampf quoll auf. Ohne Serendip auch nur eines Blickes zu würdigen, ließ der Halbnackte von der Eiswand ab. Erneut stürzte er sich, nun mit schlaff zwischen den Beinen baumelndem Geschlecht, zurück in das Getümmel. In der Wand, an welcher er sich soeben zu schaffen gemacht hatte, erkannte Serendip etwa in Hüfthöhe zahllose Löcher, die dem glichen, dessen Entstehung er gerade beigewohnt hatte. Während er sie aus der Nähe betrachtete, löste sich eine Nackte aus dem Körperkuddelmuddel. Sie sprang flugs in eine abseits des Geschehens vom Boden in die Höhe wachsende Gruppe von Eisstalagmiten. Über dem erstbesten ging sie in die Hocke. Sie genoss hörbar, dass der tief in ihren Schoß eintauchte.
„Jaaaaaaahhhhh!“
Dampfwölkchen entwichen zischend ihrem offensichtlich erhitzten Pfläumchen. Augenblicke später war sie erneut im Gewühl verschwunden. Der Eisstalagmit war zu einem Stummelchen zusammengeschmolzen. Hier gingen noch weit merkwürdigere Dinge vor, als es den Anschein gehabt hatte!
*
Jetzt, da sich seine Augen an das azurne Zwielicht am Rande des Geschehens gewöhnt hatten, bemerkte Serendip eine in eine Kutte gehüllte Gestalt. Im Halbdunkel, dort, wo die Höhle vom Eis in gewachsenen Fels überging, saß sie an einem Tisch. Eine Kapuze verhüllte den Kopf. Sie schien die Orgie unter dem Baldachin zu beobachten, ab und an im Licht eines Kerzenleuchters mit einem Federkiel Notizen in einen Folianten kritzelnd. Serendip trat näher. Unter dem Tisch kauerte eine Nackte, den Kopf zwischen die Schenkel der sitzenden Gestalt gesenkt, die jetzt, da sie Serendip bemerkt hatte und aufblickte, als Mann zu erkennen war. Kein Zweifel: Die Nackte verrichtete vernehmlich schmatzend, was zu beschreiben keiner weiteren Worte bedarf. Serendip stellte sich vor, entschuldigte sich für sein ungebetenes Eindringen. Er erklärte, wie er auf seinem treuen Ross Erdmuthe eben noch höher und immer höher dem schmalen Saumpfad in das einsame Gebirge gefolgt war; auf der Suche nach Eisglut von Sinth, der Prinzessin seines Herzens. Bis sich eine unüberwindliche Wand aus Gletschereis vor ihm aufgetürmt hatte, in der er alsbald auf den Eingang dieser Eishöhle gestoßen war. Und wie sonderbare Geräusche ihn verlockt hatten einzutreten.
Selbst als unser Held so sprach, ließ die Weibsperson unter dem Tisch nicht von dem Mann ab. Serendip, der auf seinen Reisen gelernt hatte, sich über fremde Bräuche nicht zu wundern, tat, als bemerke er nichts von all dem seltsamen Treiben um ihn herum.
„Sag mir, werter Höhlenbewohner, finde ich hier Prinzessin Eisglut von Sinth?“, endete er.
„Sei gegrüßt, Serendip!“, sprach der Kuttenträger, während er die Kapuze zurückschlug. „Es erfüllt mich mit Stolz, dich in unserer bescheidenen Höhle begrüßen zu dürfen. Bedauerlicherweise kenne ich weder das Reich Sinth, noch habe ich je von Prinzessin Eisglut gehört. Aber du bist herzlich eingeladen, dich bei uns von den Mühen deiner Reise auszuruhen so lange es dir beliebt. Ich bin Inkongruel, Abt der Retinenten, in deren für dich hoffentlich angenehmen Gesellschaft du dich befindest.“
Der Abt war groß gewachsen, von kräftiger Statur. Er mochte gut und gern fünfzig Jahre alt sein. Das kurze graue Haupthaar war zu einer Tonsur geschoren. Lebhafte eisgraue Augen strahlten jugendlich aus einem Gesicht, in dem weiße Bartstoppeln sprossen.
In der Tat waren die vergangenen Tage in den einsamen Regionen des Hochgebirges nicht spurlos an unserem Weltenretter vorübergegangen. Dankend nahm er deshalb das Angebot an.
Inkongruel erhob sich. Sein steifer Penis ragte aus der Kutte hervor, die vorn bis in den Schritt geschlitzt war. Die Nackte krabbelte unter dem Tisch hervor. Sie war wohl in den Zwanzigern, schön, sehr schön, die Spitzen ihres tiefschwarzen Haars reichten bis an die Nippel ihres kleinen, ebenmäßigen Busens. Der Abt stellte sie als seine Assistentin Spermadita vor. Sie musterte Serendip unverhohlen von oben bis unten. Was sie sah, schien ihr zu gefallen. Sie lächelte.
Inkongruel und Spermadita schritten voran. Hauteng an den Abt geschmiegt, ging die Assistentin im Gleichschritt hinter ihm. Ein Arm umfasste seine Hüften, die Hand des anderen rubbelte an seinem steifen Penis. Eine beinahe akrobatische Leistung der beiden, die aber so beiläufig wirkte, als sei sie alltägliche Handhabung. Serendip folgte ihnen durch ein Gewirr von Gängen und Hallen.
Das Eis hatten sie bald hinter sich gelassen. Massiver gewachsener Fels umfing sie. Man schien sich in einer ausgedehnten natürlichen Höhle zu befinden, deren Gänge menschlichen Bedürfnissen hier und da angepasst worden waren. Boden und Wände waren geebnet worden, von den Decken hängende Stalaktiten aber waren nur dann entfernt oder gekürzt worden, wenn man sich an ihnen den Kopf hätte stoßen können.
Bisher waren sie allein gewesen. Nun trafen sie mehr und mehr Herren in grauen Kutten, wie Inkongruel eine trug. Regelmäßig lugte das steife Gemächt ihres Trägers daraus hervor. Wie Serendip jetzt erkannte, waren die Kutten auch hinten bis in den Schritt geschlitzt. Mancher masturbierte im Gehen. Andere waren in gleicher Art und Weise wie der Abt in weiblicher Begleitung. Ab und an hatte ein Paar die Reihenfolge umgedreht: Die Nackte schritt voran, der Kuttenträger klebte im Gleichschritt an ihr, sein Gemächt offensichtlich in ihr versenkt. Wie auch immer, aller Bewegungen waren fließend und harmonisch, von einer ernsten Leichtigkeit, die lange Übung verriet. Die Damen gingen nackt oder trugen wie die Herren geschlitzte Kutten; diese waren weiß und aus feinerem Stoff. Das Alter der Herren war sehr unterschiedlich. Von jungen Erwachsenen bis zu gesetzteren Persönlichkeiten wie Serendips Begleiter schien alles vertreten. Die Damen waren ausnahmslos liebreizende junge Schönheiten.
In regelmäßigen Abständen erleuchteten Kerzen die Gänge. Neben jeder hing ein Schränkchen an der Wand, das mit einem fetten blauen
!
beschriftet war. Vorhänge säumten nach einer Weile in unregelmäßigen Abständen beiderseits den Gang. Dazwischen hingen gerahmte Drucke mit gewagten erotischen Motiven.
„Das hier ist der Wohnbereich der Brüder“, eröffnete Inkongruel.
Vor einem Vorhang blieb Inkongruel stehen. Er nahm eine brennende Kerze von der Wand, schob den Stoff beiseite und trat ein, seine nackte Begleiterin ihm weiterhin dicht auf den Fersen. Eine Kerze, die er mit der seinen entzündete, gab bescheidenes Licht. Serendip erkannte ebensolches Mobiliar: Bett, Stuhl, Tisch, ein Regal an der Wand. Die hochwertigen Drucke, die auch hier an den grob behauenen Wänden hingen, wollten zu dem ärmlichen Eindruck nicht recht passen.
„In Zellen wie dieser leben wir. Wie du siehst, erlauben wir uns keinen großen Luxus. Doch sei unbesorgt, für dein leibliches Wohl wird gesorgt werden, als weiltest du an einem Königshof. Ruhe dich ein wenig aus. Spermadita wird dich später zum Mittagessen abholen.“
Auf Serendips Bitten hin sicherte der Abt ihm zu, dass auch für Erdmuthe, die er am Eingang der Höhle zurückgelassen hatte, gesorgt und ihm sein Gepäck gebracht werde. Dann entschuldigte er sich. Seine Assistentin folgte ihm auf dem Fuße. Sie drehte sich noch einmal um und lächelte Serendip zu. Noch immer rieb sie das Glied des Abtes.
*
Nach einer Weile, Serendip hatte ein Nickerchen gemacht, holte Spermadita ihn ab. Jetzt trug sie eine Kutte. Sie nahm ihn bei der Hand und schritt mit ihm tiefer in die Höhle hinein. Es herrschte reges Treiben in den Gängen. Serendip begegnete nun auch Herren in blauen und rosa Kutten. Und überall hingen unterwegs die mit „!“ beschrifteten Schränkchen.
Er überlegte, ob er Spermadita nach deren Verwendung fragen sollte, da wurde sie ihm unversehens vorgeführt. Ein Pärchen kam ihnen entgegen, eine Nackte, die einen Kuttenträger von hinten im Gleichschritt masturbierte. Der rief plötzlich:
„Eis!“
Er löste sich von ihr, riss die Tür eines !-Schränkchens auf, holte einen Beutel heraus und presste ihn auf sein Gemächt.
„Das ist ein Noteisschrank“, erklärte Spermadita, der Serendips Interesse nicht entgangen war. „Schränke wie diesen findest du überall dort im Kloster, wo kein Gletschereis ansteht. Sie enthalten Eisbeutel zur äußeren Anwendung, um eine Überhitzung stark beanspruchter Körperteile und einen versehentlichen Höhepunkt zu vermeiden. Aber sei unbesorgt, Serendip, das betrifft dich nicht“, entgegnete sie lächelnd.
Serendip fragte sich, warum sie sich dabei die Lippen leckte.
Inkongruel erwartete sie masturbierend. Er erhob sich von seinem Schreibtisch und führte Serendip an einen üppig gedeckten Tisch im Nebenraum. Beide Räume waren mit einem knöcheltiefen Teppich ausgelegt. Kerzen spendeten wie überall Licht. Zwischen silbernen Leuchtern und Sträußen von Gebirgsblumen türmten sich Speisen, die tatsächlich einer königlichen Tafel zur Ehre gereicht hätten. Der Abt und seine Assistentin legten ihre Kutten ab. Serendip und Inkongruel saßen einander an den Schmalseiten der Tafel gegenüber. Spermadita setzte sich Serendip zugewandt auf den Schoß des Abtes, um dessen Gemächt in den ihren zu lotsen.
„Wir sind ein weltlicher, man kann auch sagen: philosophischer Orden“, begann der Gastgeber, während seine Assistentin für ihn einen Teller mit ausgewählten Häppchen füllte. Serendip beschloss, sich weiterhin nicht zu wundern. Sicherlich würde sich das durchaus unterhaltsame Verhalten bald aufklären. Also griff er seinerseits zu und lauschte dem Abt.
„Trotz der zahlreichen schönen Damen, die unter uns weilen, sind wir ein reiner Männerorden, den zu leiten ich in meiner Eigenschaft als Abt die bürdenreiche Aufgabe habe. Wir sind zwar eine sehr weltoffene und lebensbejahende Gemeinschaft; aus noch zu erläuternden Gründen haben wir uns dennoch hierher in die Bergeinsamkeit des Königreiches Punzel zurückgezogen.“
Inkongruel hielt inne, schloss für eine Weile die Augen, um sich zu sammeln. Über seinem Gemächt kreiste kaum merklich Spermaditas Becken.
„Serendip, täglich ohne Unterlass werden wir versucht! Zahllose Laster drohen einen Mann in sein Verderben zu locken. Eines unter ihnen, die Hingabe an die fleischliche Lust, birgt neben dieser Gefahr den Weg zu Größter Freiheit und damit zu Höchstem Glück. Denn das höchste von allen Gütern, die man durch Handeln erreichen kann, ist das Glück.“1
Ohne sich umzudrehen, wies er auf den Sinnspruch, der hinter ihm eingerahmt an der Wand hing.
Vitia non sunt multiplicanda praeter necessitatem.2
„Diese Worte mahnen, sich nicht unnötig vielen Lastern hinzugeben, sondern vielmehr dieses eine zu pflegen und es für sich zu einer Tugend zu wenden. Ein mühseliger Weg voller Irrungen und Wirrungen leitete mich zu dieser Einsicht. Als frisch gebackener Magister der Philosophie führte ich verzweifelte, seelisch wie körperlich aufreibende Selbstversuche durch, die Ursachen der weiblichen Anziehungskraft zu ergründen. Was war es, fragte ich mich, das die Macht hatte, meinen Verstand bis zur Tierhaftigkeit zu verwirren? Dessen Einfluss jählings vorbei war, kaum hatte ich den Saft meiner Lenden verspritzt? Schmerzlich spürte ich, wie sehr dieses ständige Lechzen nach Erfüllung am Busen eines Weibes mein Denken und Streben beeinflusste, meinen Verstand trübte und so letztendlich meine Freiheit einschränkte.“
Er legte von hinten seine Hände auf Spermaditas Brüste.
„Ich verschlang alles an wissenschaftlicher Literatur, dessen ich habhaft werden konnte, philosophische, anatomische, medizinische, epistemologische, psychologische, hedonistische, anthropologische und feministische, ja selbst postfaktische; als nichts davon mich auch nur einen Deut weiterbringen wollte, sogar mehrere Festmeter Liebeslyrik. Ich beendete meine Studien so ratlos, wie ich sie hoffnungsvoll angefangen hatte. Was nun? Wild entschlossen stürzte ich mich in Feldforschungen. Mein ererbtes Vermögen verwandte ich auf Reisen durch die Hurenhäuser dieser Welt. Damals ließ ich mich von Höhepunkt zu Höhepunkt treiben, kein Gefäß dieser Welt fasst die Menge Samens, die ich zum Zwecke der Erkenntnis vergoss.“
Die Assistentin hatte den Teller des Abtes gefüllt. Sie setzte sich mit dem Rücken zu Serendip auf Inkongruels Gemächt. Bissen um Bissen schob sie dem Abt in den Mund. Der lehnte sich etwas seitwärts in dem gepolsterten Lehnstuhl, um Serendip anblicken zu können. Die Hände grub er in Spermaditas Pobacken, die sanft kreisenden Bewegungen ihres Beckens über seinem Schwert unterstützend. Kauend fuhr er fort:
„Trotz aller Anstrengungen blieb mir der Reiz des Weibes rätselhaft unergründlich. Selbstzweifel nagten an mir, drohten mich gar zu zerfleischen. In jenen Tagen war ich mir selbst zu einem Acker voll Mühsal und Schweiß geworden. Die ohne Rücksicht auf meine Gesundheit vorangetriebene Fleischbeschau bescherte mir schließlich eine nervöse Orgastritis; neben der schmerzlichen Erkenntnis, dass ich mich auf einem Irrweg befand. Des vielen Fleisches überdrüssig, wurde ich vorübergehend Vegetarier. Ich zog mich in die Einsamkeit einer Großstadt zurück, wo ich beschloss, nun, da ich in der Praxis gescheitert war, mein Forscherglück erneut auf dem Feld der Theorie zu suchen.
Um den Reiz messbar zu machen, den das Weib auf einen Mann ausübt, entwickelte ich den der Einfachheit halber nach mir benannten Inkongruel-Quotienten, kurz IQ. Dieser errechnet sich aus dem Erektionswinkel Alpha des aufgerichteten Gemächts (null Grad in erschlafftem Zustand, maximal 180 Grad im Zustand höchster Erregung) und der Zeit t, in der die volle Größe erreicht wird. Je höher der Quotient, desto größer die Anziehungskraft der Frau. Aus diesen Einsichten leitete ich folgende Formel ab:
Mit der Quantifizierung der weiblichen Anziehungskraft war ich einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Hatte ich während meiner Forschungen am IQ enthaltsam gelebt, regte sich nun erstmals wieder die fleischliche Lust in mir. Dies brachte mich darauf, mich des Wesens der Enthaltsamkeit anzunehmen. Indem ich meinen Forschungen eine neue Richtung gab, weg vom nach wie vor rätselhaften Wesen der weiblichen Anziehungskraft hin zu dem Spannungsverhältnis zwischen jener und der männlichen Enthaltsamkeit, sollte mir der entscheidende Durchbruch in einem ganz anderen Forschungsfeld gelingen: der Suche nach dem Höchsten Glück.“
Spermadita stellte kurz den Teller weg, um dem Abt Wein zu reichen. Sie nahm einen Schluck aus dessen Becher und träufelte ihn in den weit geöffneten Mund Inkongruels. Was daneben ging und dem Abt über die haarige Brust sickerte, schlabberte sie genüsslich auf. Den nächsten Schluck küsste Spermadita dem Abt in den Mund. Von Inkongruels Teller nahm sie einen Bissen zwischen ihre Lippen und übergab ihn mit einem Kuss. So aßen und tranken und schmatzten die beiden miteinander, bis Serendip sich diskret räusperte und dem Abt sein Gast wieder einfiel.
„Äh, ja… die Suche nach dem Höchsten Glück: Die Quintessenz dessen, was ich entdeckte und in Gestalt der retinentischen Lehre diesem meinem Orden zugrunde legte, lässt sich folgendermaßen ausdrücken: Durch Enthaltsamkeit gelangt man zu Größter Freiheit, welche wiederum zu Höchstem Glück als dem letztlich erstrebenswerten Höchsten Gut führt. Glück ist also eine durch Enthaltsamkeit vermittelte individuelle Erfahrung.“
Enthaltsamkeit?! Wie schon die Orgie in der Eishöhle sah dieses Mahl nicht gerade danach aus. Serendips verständnisloser Blick veranlasste den Abt zu einer ausführlichen Erklärung.
„Die Frucht meines Denkens, die Metaphysik der Enthaltsamkeit, schrieb ich in der ‚Summa Retinentiae‘ nieder, die zum Standardwerk der retinentischen Lehre werden sollte. Es beginnt mit den Worten: ‚Groß bist du, Gemächt, und höchsten Lobes würdig. Groß ist deine Kraft, und deine Steifheit hat keine Grenzen.‘ Wisse, Serendip, mit der Enthaltsamkeit verhält es sich wie mit der Tapferkeit. – Wie würdest du als kampferprobter Weltenretter sie definieren?“
Serendip musste nicht lange nachdenken.
„Tapfer sein bedeutet, sich in drohende Gefahr zu begeben und dabei die eigene Angst zu überwinden.“
„Genau. Nur ein Dummkopf empfindet keine Angst, und wer keine Angst hat, kann auch nicht tapfer sein. Wie Tapferkeit ist Enthaltsamkeit an sich kein Wert. Sie kann Ausdruck von Eitelkeit sein oder Folge eines Mangels an Gelegenheit. Wahre Enthaltsamkeit nun ist Verzicht aus höheren Gründen angesichts eines Überflusses an Verführung.“
Der Abt kniff Spermadita mit beiden Händen in die Brustwarzen, zog ihr Gesicht zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Während sie ihn weiter fütterte, fuhr er fort.
„Diese höheren Gründe können bei einem jeden anders aussehen. Letztendlich geht es stets darum, Körper und Geist aus den Fesseln der materiellen Welt zu befreien. Ich wusste wohl, dieses Denken war nicht neu. Neu war lediglich der Weg, den ich einschlug. Dieser Weg vereint Enthaltsamkeit mit Tapferkeit, stellt also eine doppelte Herausforderung dar, der in letzter Konsequenz nur wenige gewachsen sind. Doch ich erkannte: Rastlose Mühe besiegt alles!
Nichts schränkt die menschliche Freiheit in einem ansonsten selbstbestimmten Leben mehr ein als die fleischliche Lust. Für uns Retinenten ist es diese in ihrem Gerichtetsein so konkrete und in ihren Urgründen gleichzeitig so unfassbare Lust, welche die Menschheit ins Unglück stürzt. Beim Anblick einer schönen Frau denkt der Mann sofort nur an ‚das Eine‘. Der Phallus richtet sich auf. Dabei strömt Blut aus dem übrigen Körper in ihn hinein, das dann anderswo fehlt. Nach den Gesetzen der Schwerkraft leert sich zuerst der Kopf. Je größer das Gemächt, desto mehr Blut zieht es ab. Je häufiger dies geschieht, desto fataler die Folgen. Lenke deinen Blick nur oberflächlich auf den Lauf der Geschichte, geschätzter Serendip, und du erkennst, in welche Abgründe Blutmangel im männlichen Schädel die Menschheit stürzt. Nach der Lehre der Retinenten gilt es, diese negativen körperlichen Auswirkungen zu überwinden und trotz Blutmangels im Hirn vernünftig und wertvoll in Freiheit leben und entscheiden zu können, indem wir tapfer enthaltsam sind.
Nun ist es ein Leichtes tapfer zu sein, wenn keine Gefahr droht. Entsprechend ist es ein Leichtes enthaltsam zu sein, wenn keine Verführung gegenwärtig ist. Diesen unproblematischen Weg beschritt so mancher, versteckte sich hinter dicken Mauern oder in der Einsamkeit der Natur vor den Versuchungen der Welt. Nicht schwer ist es so, die gering zu schätzen, die im Lebenssturm versuchen, wie ein Fels in der Brandung den tosenden Urgewalten des Lasters zu widerstehen!
Nach retinentischer Überzeugung wird Enthaltsamkeit erst dann zur persönlichen Herausforderung und damit moralisch wertvoll, ist man der Verführung ständig ausgesetzt. Während einer Dürre hungert es sich leicht. Wie viel mehr Charakterstärke erfordert es jedoch, sich hungrig an eine fürstlich gedeckte Tafel wie diese zu setzen und hungriger wieder aufzustehen!“
Er hielt Spermadita mit einem Arm auf seinem Schoß fest, mit der Hand des anderen griff er in eine Schüssel, klatschte teigige Pastete auf Spermaditas Brüste und schlabberte sie schmatzend ab. Zwischendurch küsste und leckte Spermadita seinen verschmierten Mund sauber. Serendip ließ es sich indes unverdrossen schmecken. Das Spiel der beiden war nicht minder unterhaltsam als der Vortrag des Abtes.
„Diese Gedanken liegen unserem Ordensleben zugrunde. Wir setzen uns tagtäglich der weiblichen Verführung aus, deren Wesen sich wohlgemerkt noch immer einer Ergründung entzieht, mit dem Ziel, ihr standzuhalten. Je größer die Verführungskraft ist, desto größer muss die Willenskraft sein, ihr zu widerstehen, also letztendlich die geleistete Enthaltsamkeitsarbeit, sowie im Erfolgsfall die gewonnene Freiheit und mit ihr das Glück als Höchstes Gut. Je größer also die Verführung, desto höher der moralische Wert und der persönliche Gewinn einer Handlung, oder besser Nicht-Handlung, des Verzichts. Wollen, das ist zu wenig, Begehren erst führt dich zum Ziele!“
Bei den letzten Worten war der Abt immer lauter geworden, übermannt von der Begeisterung, in die er sich geredet hatte. Er umfing die Hüften Spermaditas mit beiden Händen. Indem er aufsprang, hob er sie in die Höhe und setzte sie mit Schwung mitten in die Speisen. Mahnend erhob Inkongruel einen Zeigefinger. Wie um die Geste zu unterstreichen, stand sein Gemächt steil und stramm.
„Ja! So ist es!“