Bad Boys love soft(ly) - Sel Graymore - E-Book

Bad Boys love soft(ly) E-Book

Sel Graymore

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Beschreibung

In der Welt von Josh, Kay und Marcel prallen Tag und Nacht aufeinander, und doch verbindet sie etwas Einzigartiges: das unerklärliche Anziehen von Ärger. Ihre bloße Anwesenheit stellt das Leben ihres Umfelds auf den Kopf, aber gleichzeitig schaffen sie es, dieses Chaos für sich zu nutzen und es in ihren Bann zu ziehen. Als sich die drei in romantische Verstrickungen verlieren, wird das ohnehin schon gewaltige Chaos noch größer. Doch ihre Liebe ist keine einfache Angelegenheit - sie müssen kämpfen, um sie zu bewahren. Entdecke, wie Leidenschaft und Widerstand zu einer explosive Mischung werden und eine Geschichte voller Kontraste und Liebe entfalten. Das Versprechen: ein mitreißendes Leseerlebnis, in dem der Kampf für die Liebe das Chaos befeuert.

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Seitenzahl: 425

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

I shot the Sheriff

Kay-Pop

Memory embraces

HARRY

Harry trat vor die Wache. Die Sonne ging gerade hinter den Hügeln im Osten auf. Es würde wieder ein sehr heißer Tag werden. Er blickte die staubige Straße hinunter. Sah seine Stadt an. Ihm gehörte die Stadt natürlich nicht, aber er war nun mal der Sheriff hier und sorgte dafür, dass es ruhig blieb. Die Tasse in seiner Hand dampfte. Es war schon seine Vierte. Ein großer LKW kam die Hauptstraße entlang, an der es nicht mehr als das Café von Sierra, Catheryns Saloon, Seldon Tools und seit neuestem ein Blumenladen gab. Die Werkstatt war weiter hinten und der Supermarkt hatte außerhalb der Stadt eine große Filiale aufgemacht. In dem Dorf wohnten kaum mehr als 3000 Seelen und die meisten arbeiteten bei der Ziegelei. Harry verfolgte den LKW, der an der Seite zum Blumenladen hielt und hupte. Die Tür von dem Laden wurde aufgerissen und er kam heraus. Irgendwas stimmte mit diesem Kerl nicht. Er war vor knapp vier Monaten hier aufgetaucht. In das alte klapprige Haus von der verstorbenen Mrs. Green gezogen. Angeblich hätte er es geerbt. Großtante väterlicherseits oder so etwas. Harry zog seine Augenbrauen zusammen, als er die dunklen Stimmen hörte, die über die Lieferung redeten. Kein Mensch brauchte hier so viele Blumen. Okay die Kirche nahm ihm wohl einen Großteil ab und auch Sierra holte sich jeden Morgen frische Blumen für ihre Tische. Bevor dieser Ash hier aufgetaucht war, hatte sie Plastikblumen gehabt, wie jedes anständige Diner es tat.

Harry war sich nicht sicher warum er Ash nicht mochte. Vielleicht, weil er ein arroganter Sack war? Die paar Mal, als er mit ihm geredet hatte, war Ash sehr distanziert gewesen. Jetzt sah er zu wie der Mann mit den vielen Tätowierungen Kisten aus dem Laderaum entgegennahm. Harry stellte seine halb leere Tasse auf das Fensterbrett seiner Wache und schlenderte, die Hand lässig auf dem Elektroschocker rüber zu dem Blumenladen. Harry mühte sich gerade ab, eine große Palme aus dem LKW zu hieven.

»Brauchen Sie Hilfe?«, nicht das Harry wirklich hätte helfen wollen. Irgendwo hinter dem grünen Durcheinander aus Blättern kam ein dunkles Gemurmel.

»Das wäre echt voll nett,« stöhnte die Stimme dieses Ash und Harry konnte durch die Blätter hindurch eins dieser eisblauen Augen sehen. Diese Augen machten ihn verrückt. Er konnte nicht beschreiben warum. Sie waren auf eine Art und Weise so schön, dass es weh tat und so kalt, dass man eine Gänsehaut bekam.

Harry hob die Arme und nahm die Pflanze in Empfang. Das Ungetüm wog fast eine Tonne und der Sheriff ächzte. Er ging zwar jeden Morgen Laufen, aber das Krafttraining hatte er in den heißen Sommermonaten schleifen lassen. Sein Gesicht in der Pflanze hörte er, wie der andere Mann aus dem LKW sprang und spürte, dass ihm der Topf aus den Händen genommen wurde.

»Ich trag sie rein. Sag mir nur wo ich lang muss. Ich kann nichts sehen, hinter diesem Unkraut.«, widersprach er und hörte das angenehme Lachen von Ash. Dieses Lachen machte ihn auch wahnsinnig. Er lachte viel, vor allem mit Catheryn vom Friseursalon und Sierra’s Tochter Nelly.

»Danke Sheriff,« Ash war hinter ihn getreten und legte seine große Hand auf Harrys Rücken, schob ihn sanft zur Eingangstür des Ladens. Harry stolperte fast über die Schwelle.

»Vorsicht Stufe,« hörte er eine Millisekunde zu spät. Doch dann trat er in den dunklen Verkaufsraum und spürte die Kälte, die durch die Klimaanlage verursacht wurde. Hier hatte es kühle 15 Grad.

»Sie können die Chamaedorea elegans jetzt abstellen.«, hörte er Ash sagen.

»Hä was?«, was sollte er abstellen?

»Die Palme.«, erklärte der Ladenbesitzer.

Ach ja, da war ja was. Die Stimme und die Hand auf Harrys Rücken hatten ihn völlig vereinnahmt und verwirrt, jetzt ging er in die Knie und stellte den schweren Terrakottatopf vorsichtig ab. Die Wedel der Chamadingsda strichen durch seine feuchte Haut. Er hatte Schweiß auf der Stirn.

»Vielen Dank Sheriff.«, Ash hielt ihm seine Hand hin und blickte ihm direkt in die Augen.

»Keine Ursache. Die Polizei, dein Freund und Helfer, und so.«, ignorierte Harry die Hand. Tippte sich an einen imaginären Hut und verließ das kühle Geschäft eilig.

Er hatte gerade wieder seine Tasse erreicht, als ein Funkspruch aus seinem Gerät ihn aufhorchen ließ.

»An alle Einheiten, LKW verunglückt, nördlich von Westgrove, an alle Einheiten.«

Schnell holte Harry die Autoschlüssel, sprang in den Dienstwagen und raste mit quietschenden Reifen los. Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sah, dass Ash ihm nachsah. Doch das lauter werdende Geräusch eines Helikopters über ihm holte ihn zurück in die Realität. Er hatte zu arbeiten, um dieses Blumenkind könnte er sich später noch kümmern.

ASH

Der LKW fuhr wieder weg und Ash betrat sein Reich. Als kleiner Junge hatte er seiner Mutter in ihrem Blumenladen geholfen. In einem Nest wie diesem hier. Er hatte Blumen schon immer geliebt. Sie waren schön und dufteten gut. Jetzt sog er den Duft der neuen Lieferung ein und lächelte. Ihm war warm, doch nicht weil es draußen zu dieser frühen Stunde schon über 30 Grad hatte, nein, wegen ihm. Er hatte sich erschrocken, als er die Stimme des Sheriffs gehört hatte. Dann aber seine Hilfe dankbar angenommen. Und als er ihn dann auch noch führen durfte. Ash fächelte sich Luft zu und begann unbewusst einen Song zu pfeifen. Es war I Shot the Sheriff von Bob Marley. Dann begann er die Kisten mit den Pflanzen auszupacken und hübsch anzurichten. Die Drillingsblumen leuchteten in lila und gaben einen sehr schönen Kontrast zu den Frangipani. Die zwei Eimer mit den Rosen machten das Trio komplett.

»Hey Ash, wie gehts dir heute?«, ertönte die Stimme der Besitzerin des Cafes Schrägstrich Diners in dem Ort.

»Oh, hallo Sierra, wie immer geht es mir sehr gut. Ich habe deine Blumen hinten, ich hole sie schnell.«, Ash ging in den Kühlraum, wo er schon die siebzehn Vasen mit Sonnenblumen und Margeriten vorbereitet hatte.

Sierra stellte den Kunststoffkorb, mit den leeren Vasen auf den Tresen und sah sich um. Die große Palme gefiel ihr besonders.

»Seit wann hast du denn Palmen?«, wollte sie wissen, als Ash mit einem gefüllten Korb zurückkam.

»Seit heute. Heute mit der Lieferung gekommen. Der Sheriff war so nett mir beim reintragen zu helfen.«, schwang da etwa Stolz in seiner Stimme. Der Sheriff war ja nun wirklich der letzte Mensch, mit dem er sich einlassen sollte.

»Harry ist ein guter Mann, du musst ihm nur Zeit geben.«, Sierra nahm den Korb, bedankte sich bei Ash und ging über die Straße zurück zu ihrem Laden, wo sie in einer halben Stunde, die besten Bagels der Welt verkaufen würde.

Ash sah ihr nach und hing seinen Gedanken nach. Das der Sheriff ein guter Mann war, war nicht zu übersehen. Er hatte heute sogar fühlen können, was für harte Muskeln er besaß. Doch er war nun mal der Sheriff und Ash und die Gesetzeshüter haben keinen guten Draht zueinander.

»Das wars du Ausgeburt einer Scheißhausratte,« brüllte ihn der Mann ins Ohr. Ash spürte, wie seine Arme nach hinten gedreht wurden. Spürte, wie das heiße Blech des Buick sich durch sein leichtes T-Shirt drückte und ihn verbrannte. Das war es wohl wirklich gewesen. Die Bullen hatten ihn geschnappt. Von seinen »Leuten« war weit und breit nichts zu sehen. War er der Einzige? Sie waren nach dem Überfall getrennt geflohen. Sollten sich jedoch kurz hinter der Stadtgrenze treffen, doch da war niemand gewesen. War er zu früh oder zu spät? Nun, jetzt war er definitiv zu spät. Denn aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Der Polizist schob ihn unsanft in seinen Streifenwagen und beschimpfte ihn dabei weiter. Fast hätte Ash grinsen können, er war wirklich sehr kreativ in seiner Wortwahl.

»Solltest du mir nicht meine Rechte vorlesen?«, warf Ash zwischen ein Stinktier und Regenwurmgedärm.

»Ich weiß schon was mein Job ist, vergiss das nicht. Du dreckige Socke,« der Polizist hatte echt einen tollen Wortschatz.

Nein Gesetzeshüter und Ash waren noch nie miteinander warm geworden. Da half es auch nichts, dass Ash eine Vorliebe für Uniformen hatte. Oder besser für eine Uniform. Ash erlaubte sich einen Moment an den Hintern in der dunkelbraunen Uniformhose zu denken, dann schüttelte er den Kopf und begann die Lieferung für die Kirche vorzubereiten. Später würde er in das Diner gehen und sich einen schönen Bagel mit Speck und Ei gönnen. Darauf freute er sich besonders. Er lebte jetzt seit einem viertel Jahr in Old Grave. Ein Nest irgendwo in Kalifornien. Alles in allem hatte er Glück gehabt. Auch wenn sich hier Hase und Fuchs gute Nacht sagten, die Menschen hatten ihn wohlwollend aufgenommen. Alle bis auf den Sheriff. Dieser war von Anfang an misstrauisch gewesen, lag wohl auch daran, dass Ash nichts über sich erzählte. Wie sollte er auch. Ash existierte gerade mal einige Monate. Auch wenn es sich langsam wie ein ganzes Leben anfühlte. Die Erinnerungen von Ash reichten nur wenige Monate zurück. Eigentlich begannen sie mit dem Einzug in das Haus. Das Haus seiner verstorbenen Großtante Mrs. Green. Er hatte sie nicht gekannt und sie ihn sicher auch nicht. Woher auch. Dennoch wurde ihm das Haus überlassen. Ein Geschenk des Himmels, sollte man meinen, aber das Haus war eine Bruchbude. Überall undicht, die Leitungen waren rostig und oft kam nur braunes Wasser heraus. Von den unzähligen Steckdosen funktionierte nur eine und Ash war sich sicher, dass im Gebälk Ungeziefer hauste. Doch es war seins und es war tausendmal besser als der Knast.

ASH

»Heute werden keine Fahrer kommen, es wird ruhig. Möchtest du noch Kaffee?«, Sierra, die die Kanne bereits in der Hand hielt füllte Ash’s Tasse, als dieser nickte. Er hatte von dem Bagel abgebissen und kaute nun genüsslich. Dann nahm er einen Schluck von dem heißen Getränk und fragte:

»Warum nicht? Ist heute truckerfrei?«

»Der Highway ist seit heute morgen komplett gesperrt. Die Leute werden über die Stadt umgeleitet. Meine Tochter hat vorhin angerufen, sie wird wohl bei Freunden bleiben, denn kein Bus fährt heute hierher.«, erklärte Sierra.

»Das nennt man dann wohl eingesperrt sein.«, überlegte Ash laut.

»Der Sheriff ist auch schon seit Stunden,...«, begann sie, als die Tür aufging und besagter in den Raum wankte. Er war blass und konnte sich kaum noch aufrecht halten. Seine Uniform stank nach Rauch und Sierra eilte ihm entgegen. Half ihm, sich auf den ersten Hocker an der Bar zu setzen und stellte ihm ein Glas Wasser vor die Nase.

»Harry, um Gottes Willen, wie siehst du denn aus?«, erschrocken setzte sich Catheryn, die Friseurin des Dorfes und Klatschtante zu ihm.

»Ich brauche einen Kaffee.«, war alles, was der Mann brummte.

Ash sah verstohlen zu ihm. Was musste er heute gesehen haben. Was war passiert? Sein Blick fiel auf den kleinen Fernseher, der in der Ecke hing und er fragte Sierra, ob sie mal die Nachrichten einschalten könne. Diese, in ihrer Konzentration völlig auf den Mann vor ihr, warf ihm die Fernbedienung zu. Ash hatte gerade noch reagieren können, ehe das Plastik auf den Boden klatschte und schaltete nun NBC ein. Und tatsächlich lief ein Bericht über den tragischen Unfall auf der 101, die für den ganzen Tag gesperrt war. Drei LKW hatten sich förmlich ineinandergeschoben und einer davon war auch noch ein Benzintanker gewesen. Nachfolgende Wagen hatten durch den Qualm der Explosion nichts mehr sehen können und waren ebenfalls ineinander gekracht.

»Sechsundzwanzig Tote, zweiundvierzig schwerverletzte.«, murmelte Harry. Ash fühlte ein unglaubliches Bedürftnis den Mann in den Arm zu nehmen. Harry, der Ex-Ranger, der starke Arm des Gesetzes war so entsetzlich fertig, dass es Ash im Herzen wehtat.

»Du solltest dich ausruhen und nicht noch mehr Kaffee trinken.«, ermahnte ihn Sierra und goss das schwarze Gebräu nach.

»Lass mich einfach nur hier sitzen, bitte.« Harrys Stimme klang so verletzlich, dass es Ash himmelangst wurde.

»Sierra, ich möchte zahlen bitte.«, lenkte er die Aufmerksamkeit jetzt wieder auf sich. Er spürte, dass Harrison Jackson einige Zeit benötigte, ohne belagert zu werden. Cathy hatte ihre manikürte Hand auf den Rücken des Polizisten gelegt und streichelte ihn. Eine Woge der Eifersucht rauschte durch Ash, der heute Vormittag seine eigene Hand an dieser Stelle hatte.

»Lasst ihn am besten in Ruhe,« murmelte Ash und wies mit Blicken zu der aufdringlichen Friseurin.

Sierra verstand. Sie war ein direkter Mensch, hatte aber ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen.

»Cathy, ich glaube du hast da einen braunen Ansatz,« bemerkte sie und die Reaktion kam wie erwartet. Catheryn sprang auf und verließ eilig das Diner. Ash grinste und zeigte den Daumen nach oben.

Dann trat er hinter den Sheriff: »Sie sollten heute nicht allein bleiben.«, murmelte er.

»Was weißt du denn schon Blumenjunge?«, brummte der Chief zurück und Ash verließ das Diner ebenfalls. Doch er ging nicht gleich nach Hause, sondern machte einen Abstecher in Seldons Laden.

Dort bekam man alles, was nichts mit Essen zu tun hatte. Angefangen hatte der irische Mann mit einem kleinen Handwerkerladen und jetzt war es ein buntes Allerlei. Der Einzige der wirklich fand, was man suchte, war Seldon selber.

»Hey Blumenjunge.«, grinste dieser hinter dem vollgepackten Einkaufstresen. Ash lächelte nur milde. Er hatte sich daran gewöhnt, dass die Männer ihm diesen Spitznamen gegeben hatten. Es war ja auch nichts Alltägliches, dass ein Mann wie er, einen Blumenladen sein Eigen nannte. Eine Werkstatt hätte besser zu ihm gepasst.

»Hey Werkzeug-Boy, ich brauche Schlauchschellen und dieses Ding für unter dem Spülbecken.« Seldon lachte. Er mochte Ash.

»Du meinst einen Sliphon, wieviel Zoll soll der denn haben?«, fragte er nach und wusste eigentlich, dass er jetzt wieder auf dieses Gesicht treffen würde, das sagte: Ich bin ein Hase, ich weiß von nichts.

»Seldon, ich habe keine Ahnung.«, jammerte Ash auch gleich los.

»Ich komm morgen mal vorbei, dann schau ich mir das an. Dir fällt das Haus noch unter dem Arsch zusammen, wenn du nicht lernst mit Hammer und Nägeln umzugehen.«, Seldon packte den Satz Schlauchschellen in eine Papiertüte und kassierte die vier Dollar ab.

»Du solltest dringend einen Kaffee bei Sierra trinken gehen,« wisperte Ash. Seldon war alarmiert.

»Harry?«

Ash nickte nur und verschwand dann grüßend aus dem Laden.

Er ging zu seinem Motorrad und stopfte die Tüte mit den Schlauchschellen in die Tasche. Dann setzte er seinen Helm auf und beobachtete, wie Seldon den Laden abschloss und über die Straße zum Diner lief. Leise lächelnd und einen tiefen Seufzer ausstoßend, startete er die Maschine und setzte den Helm auf. Gut, dass sich jemand um den heißen Sheriff kümmern würde. Schade, dass er es nicht sein konnte.

HARRY

»Woher wusstest du eigentlich wo du mich findest?«, wollte Harrison von seinem besten Freund wissen.

»Gibt da so ein Bienchen, das mir etwas geflüstert hat.«

Wahrscheinlich war es Catheryn gewesen. Sie konnte nie eine Sache lange für sich behalten.

»Danke, ich glaube alleine zu sein wäre heute echt nicht das beste.«

Seldon hatte sich Harry nur angesehen und dann kurzerhand alles für ein Picknick am See zusammengesucht. Gemeinsam waren sie mit den Angeln und ein paar Bierdosen rausgefahren. Jetzt hatten sie ein kleines Lagerfeuer, gegrillten Fisch und sahen in die Sterne. Hinter ihnen konnte man noch immer die Rauchfahnen sehen, die wegen absoluter Windstille in der Luft hingen.

»Du brauchst langsam Urlaub.«, begann Seldon wieder mit dem leidigen Thema. Seit Harrison den Job übernommen hatte vor vier Jahren, war er keinen einzigen Tag im Urlaub gewesen. Zweimal war er krankheitsbedingt ausgefallen. Einmal mit Grippe und einmal weil er angefahren wurde, von einem Betrunkenen, den er angehalten hatte. Er war zwei Wochen mit dem Gips weiter ins Büro gekommen und hatte seine Arbeit erledigt.

»Und Old Grave euch überlassen, vergiss es.«, lachte Harry und nahm einen großen Schluck, bevor er die Dose mit der Hand zusammenpresste.

»Kannst du morgen für zwei Stunden auf den Laden aufpassen?«, wollte Seldon wissen.

»Wieso? Schäferstündchen mit deiner Rose?«, kicherte Harry, der die drei Biere schon in den Knochen spürte.

»Nein ich muss zu Ash, sein Haus fällt auseinander und der Junge hat so gar keine Ahnung von der Materie, dass es mir im Herzen wehtut.«

»Blumenjunge? Wieso, was ist denn mit seinem Haus?«, wollte Harry möglichst unbeteiligt wissen.

»Seit dreißig Jahren wurde nichts repariert. Dass er überhaupt da wohnen kann, ist mir ein Rätsel.«, Seldon presste nun seinerseits die Dose zusammen.

»Vielleicht sollte ich mir das mal ansehen.«, überlegte Harry laut.

»Auch eine Idee, du hast Ahnung und kannst mir dann sagen, was der Junge brauch. Nicht das beim ersten Gewitter das Dach wegfliegt.«

Harry lachte.

»Und er gleich mit? Nach Kansas? Rote Pumps würden ihm sicher stehen.«, grinste er.

»Sei nicht so. Nur weil er Blumen mag.«, Seldon boxte seinen Freund in die Schulter.

»Männer die Blumen mögen okay, aber er? Seine ganzen Tattoos und so, dass passt doch nicht.«, grummelte Harry.

»Nun, vielleicht erzählt er dir ja mal, warum er auf Blumen steht.« Seldon holte die nächste Dose aus der Kühlbox und reichte sie an Harry.

»Vielleicht.«, murmelte dieser und versank im Anblick der Sterne.

Am nächsten Tag sah Harry zu dem Geschäft. Wartete bis der Pfarrer gegangen war und hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Er hatte am See geschlafen und das Bier hing ihm noch in den Knochen. Dann war er nach Hause gefahren und hatte fast eine Stunde geduscht. Dabei hatte er sich überlegt, dass eine Regenwalddusche genau das richtige wäre. Allgemein hatte er seinem Badezimmer bisher überhaupt keine Beachtung geschenkt. Er würde sich heute Abend mal hinsetzen und das Internet nach Design-Ideen für Badezimmer ansehen. Er liebte es, sein Haus zu gestalten. Sein Wohnzimmer war wie eine Berghütte gestaltet. Alles mit Holz und in Holzoptik verarbeitet und vor allem, alles in Handarbeit. Sein Schlafzimmer glich einem Harem. Das Bett war xxxxl und beherbergte hunderte gemütlicher Kissen und Accessoire. Der begehbare Kleiderschrank war hinter einer Wand mit einem orientalischen Wandgemälde versteckt und erst letzte Woche, hatte er sich die Küche vorgenommen. Doch die war noch so neu, dass er noch keine großen Änderungen vornehmen wollte. Das Bad jedoch. Neue Fließen und die Dusche, das wäre sein nächstes Projekt. Er hatte von Spiegeln gehört, die mit Touch angingen. Die wollte er sich mal näher anschauen. Solange könnte er ja in der Wache duschen. Während er über die Gestaltung seiner eigenen vier Wände sinnierte, trat Seldon vor seinen Laden und winkte ihm.

»Denkst du an unsere Abmachung?«, rief er über die Straße. Ach ja, die Abmachung. Harry nickte, brachte seinen Kaffeebecher ins Büro und straffte sich, als er sich auf den Weg zum Blumenladen machte.

ASH

Ash fluchte. Er hatte sich beim Rosenschneiden verletzt und suchte jetzt, mit dem Finger im Mund nach einem Pflaster. Aufgeregt diverse Schubladen aufziehend, bemerkte er nicht, dass der Sheriff seinen Laden betreten hatte. Als er hochschaute und das strenge Gesicht sah, klemmte er sich auch noch den anderen Finger in einer der Schubladen ein.

»Scheiße!«, schrie er und steckte sich nun auch den Daumen in den Mund. Harry stand da und beobachtete ihn interessiert.

»Kann ich was für sie tun, Sheriff?«, nuschelte Ash an seinen Fingern vorbei.

»Ich denke, ich sollte eher dir helfen.«, kam es trocken zurück und die Augenbrauen schossen in die Höhe. Las Ash da Spot in den Augen.

»Nein, schon gut, ich suche nur die verdammten Pflaster.«, nuschelte Ash weiter und blickte sich suchend auf dem Tresen um.

»Was ist passiert?«, grinste der Sheriff jetzt.

»Rose, Messer, Autsch.«, grummelte Ash, der sich zusehends verarscht fühlte und angriffslustig wurde.

»Willst du Anzeige erstatten?«, Harry machte ein bemüht ernstes Gesicht, obwohl er am liebsten vor Lachen geplatzt wäre.

»Anzeige? Gegen wen?«, Ash, der von dem unerwarteten Besuch und den Schmerzen in seinen Fingern zu abgelenkt war, verstand nicht, dass der Sheriff gerade dabei war ihn auf den Arm zu nehmen.

»Die Rose?«, Harry schob seine Zunge in die Backe und biss sich darauf.

»Haha, sehr witzig.«, schmollte Ash und zog nun endlich seine Finger aus dem Mund. Harrison begann zu lachen.

»Was kann ich denn nun für den Arm des Gesetzes tun?«, insgeheim war Ash froh, dass Harrison wohl wieder okay war, nach dem gestrigen Tag.

»Seldon schickt mich.«, sagte dieser, als wäre damit alles erklärt.

Ash ging in Gedanken durch, warum der Besitzer des Eisenwarenladens den Polizisten zu ihn schicken würde. Anscheinend waren seine Gedanken auf dem Gesicht des Mannes abzulesen, denn Harry grinste schon wieder und brachte Ash damit wirklich aus der Fassung.

»Wegen deinem Haus.«, Harry war heute echt wortkarg.

»Was ist mit meinem Haus?«, fragte der Blumenladen Junge beunruhigt.

»Sel sagt es würde dir unter dem Arsch zusammenfallen. Ich soll mir das mal ansehen.«

»So schlimm ist es nicht, wirklich nicht.«, beteuerte Ash sofort, da er eine Zwangsräumung befürchtete.

»Hey ganz ruhig, nicht als Sheriff, als Handwerker. Ich schau mir an was gemacht werden muss und mache eine Liste für Sel, mehr nicht. Hast du Zeit?«

Misstrauisch beäugte Ash sein Gegenüber.

»Du bist Handwerker?«, verfiel er in die persönliche Ansprache.

»Ich hab mein Haus selbst gebaut, also ja. Hast du jetzt Zeit, oder soll ich später wieder kommen?«, Harrison trat schon einen Schritt zurück und rechnete wohl mit einem »Nein« als Antwort, da hörte er.

»Gib mir fünf Minuten, ich muss die Verdächtigen nur noch ins Kühlhaus legen.« Jetzt war es Harry, der verständnislos guckte, bis er sah, dass Ash die Rosen packte, in einen Eimer stellte und diesen nach hinten trug. Da konnte er nicht mehr und prustete los.

Ash schloss den Laden ab und ging zu seinem Motorrad.

»Ich denke wir nehmen meinen Wagen. Ich bring dich auch zurück.«, versprach der große Mann. Ash schluckte schwer. Das letzte Mal saß er hinten, jetzt öffnete Harrison ihm galant die vordere Tür und er ließ sich mit einem schiefen Grinsen auf den Beifahrersitz gleiten.

»Vorn ist es ja auch nicht bequemer.«, stellte er fest.

»Was meinst du?«, Harry sah ihn verwirrt an. Aufmerksam, aber verwirrt.

»Ich dachte immer, dass Polizeiwagen in bequem und unbequem eingeteilt werden, aber der hier ist gar nicht bequem.«, plapperte Ash viel zu schnell. Hatte er sich jetzt verraten? Wusste Harry jetzt, dass er schon mal verhaftet worden war? Er musste echt höllisch aufpassen, was er sagte.

Sie fuhren das kurze Stück bis zu dem Anwesen, welches Ash »geerbt« hatte. Schon an der Fassade sah man, dass es baufällig war. Von dem Anstrich war nichts mehr übrig, nur hier und da hing noch Farbe wie die Flecken auf einer Kuh. Die Veranda hatte einen Grünstich, durch das Moos, welches sich gerne auf feuchtem Holz verbreitete.

Harry sagte gar nichts. Ash schob die Gartenpforte auf, wobei er über ein Stück gepflasterten Weg schrammte und übel quietschte.

»Der beste Schutz gegen Einbrecher, hört man sicher bis zu deiner Wache.«, Ash versank fast im Boden vor Scham. Er war im Begriff, den heißesten Mann im Umkreis von 200 Meilen zu sich nach Hause einzuladen, und das Haus war eine einzige Katastrophe. Er hätte ja schon mehr machen können, nur leider verstand er absolut nichts vom Heimwerken.

»Geh vor.«, brummte Harry. Ash nickte und ging den überwucherten Pfad zur Veranda.

»Du musst die dritte Stufe überspringen, ich glaub, die bricht bald durch.«, wies er darauf hin. Harry nickte und tat, was Ash vorgeschlagen hatte. Dann zückte er einen kleinen Notizblock und begann aufzuschreiben, was alles an der Veranda gemacht werden musste.

»Was schreibst du da?«, wollte Ash wissen.

»Holzbalken, Harz und diverse andere Utensilien, um diese Veranda benutzbar zu machen.«, erklärte Harry.

»Puh, da bin ich erleichtert. Ich dachte du machst mir einen Strafzettel, wegen Gefärdung eines Officers oder so.«

Harry grinste. Ash hatte Humor, dass musste man ihm lassen.

»Lass uns reingehen.« Auch wenn es schwer war, Ash führte den Polizisten durch das Haus, vom Keller bis zum Dachboden.

Auf dem Rückweg erklärte Harry ihm:

»Das wird ein Haufen Arbeit. Ich würde im Keller anfangen, dort erstmal die Rohre erneuern und das Fundament verstärken. Und ich würde das noch vor der Regenzeit machen, sonst schwemmt es dir dein Haus weg.«

»Okay, und wie geht das?«, Ash biss sich auf die Unterlippe. Er sollte vielleicht doch eher eine Wohnung mieten und das Haus abreisen oder so.

»Du hast echt keine Ahnung oder?«, Harry blickte ihn an.

»Ich kann ein Motorrad reparieren, aber ein Haus? Niemals.«

Harry lenkte den Wagen vor die Wache und stieg aus.

»Ich rede mit Seldon und melde mich bei dir. Wir finden eine Lösung.«, sagte er und ging in die Wache.

Ash stand wie vom Donner gerührt da und blickte ihm nach. Sie finden eine Lösung? Wie soll die bitte aussehen?

»Alles klar, danke.«, murmelte er der Wache zu und ging zu seinem Laden zurück.

HARRY

»Baufällig, renovierungsbedürftig? Das Haus schreit nach Abbruch!«, schrie Harry gegen das Kreischen der Säge an, mit der Seldon gerade für einen Kunden eine Arbeitsplatte sägte. Die darauffolgende Stille, war fast schmerzhaft.

»Wie schlimm ist es denn?«, wollte sein Freund wissen.

»Eigentlich hätte ich den Blumenjungen sofort ausquartieren müssen. Da kann er nicht leben, dass ist ja lebensgefährlich.«, ereiferte sich Harry und nahm einen Schluck von seinem Bier.

»Und wo soll er dann hin? Willst du ihn zu dir holen?«, Seldon wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und bemerkte den erschrockenen Ausdruck in Harrys Augen nicht. Ehrlich gesagt, hatte er genau darüber schon nachgedacht. Man müsste ihn nur irgendwo anders unterbringen, solange die Arbeiten am Haus liefen. Aber da er ja alles selbst machen wollte, oder besser musste, hatte das auch keinen Sinn. Er hatte den Ausflug mit Ash mehr genossen, als ihm lieb gewesen war. Ash war unter all der Farbe, die seine Haut zierte wohl ein recht anständiger und schüchterner Mann. Harrison hatte gesehen, wie seine Augen ständig nach VERGEBUNG gerufen hatten, wenn eine neue Baustelle auftauchte. Als ob Ash etwas dafür konnte.

»Er weiß nicht mal was ein Siphon ist. Er schafft den Umbau sicher nicht alleine.«, meinte Seldon und sah sich die Liste an, die Harry gemacht hatte.

»Ein Unternehmen kann er sich nicht leisten. Der Blumenladen läuft zwar einigermaßen, aber für diese Renovierung müsste er tausende hinblättern.«, überlegte der Sheriff.

»Also wie helfen wir ihm?«, fragte Seldon und grinste.

»Ich hab einige der Sachen noch von meinem Umbau übrig. Wir könnten also etwas Material sparen und du hast doch diese alten Ausstellungsdinge noch, die dein Lager zu müllen. Als erstes müssten die Rohre ausgetauscht werden.«, machte Harry einen Plan. Während Seldon seinen Freund aufmerksam musterte.

»Du willst ihm also helfen?«, hakte Seldon nach.

»Die Polizei, dein Freund und Helfer.«, zuckte Harrison mit der Schulter. Sie planten noch wann die Arbeiten beginnen würden und verabschiedeten sich.

Harrison Jackson, vierunddreißig und single, stand an diesem Abend in seiner Garage und räumte gründlich auf. Später lag er frisch geduscht im Bett, wusste er doch, dass er morgen früh seine tägliche Joggingrunde ausfallen lassen würde. Stattdessen, würde er im Keller von Green-House anfangen, die Wände aufzustemmen. Auf das Gesicht von Ash, wenn er erfuhr, was die beiden beschlossen hatten, freute er sich schon. Das Gesicht von Ash war es auch, welches jetzt vor seinem inneren Auge auftauchte. Diese stahlblauen Augen, die ihn schüchtern und nervös beobachteten. Er spürte, wie er hart wurde. Das war lange nicht geschehen. Oft hatte er dazu ganze Pornostreams gebraucht. Doch diese Augen.

Harry stöhnte auf und rieb sanft über seinen harten Schwanz. Seine Augen fest verschlossen, wichste er sich langsam und ruhig. In seinem Kopf sagte Ash mit seiner tiefen Stimme: »Wollen sie mich verhaften Sheriff?« Und ehe Harry verstand, was diese Fantasie bedeutete, ergoss er sich und schlief im nächsten Augenblick ein.

Harry stoppte seinen Wagen in der Einfahrt und stiefelte die Stufen zur Veranda hoch. Dabei übersprang er die dritte Stufe und klopfte an die Tür. Sicher hatte Ash ihn schon gehört, als er das Gartentor geöffnet hatte.

»Sheriff?«, verschlafen blickten ihn die blauen Augen an und schossen Blitze durch Harrys innerstes.

»Ich bin da, um deine Rohre zu erneuern. Ich bin jetzt Harry der Handwerker, Sheriff bin ich von 8-6 Uhr.«, Harry drückte sich an dem verschlafenen Mann vorbei und ihm entging nicht die Morgenlatte, die sich in der Boxershort deutlich hervorhob.

»Harry der Handwerker?«, nuschelte der verschlafene Mann und trat einen Schritt zurück genau vor die Tür, die in den Keller führte. Dabei sah er so niedlich aus, wie er da verwirrt stand, dass Harrison ein ungewolltes Gefühl von Zuneigung durch den Körper fuhr.

»Du kannst bald nicht mehr duschen gehen, ich mache heute die Wände auf, um mir anzusehen, wie schlimm es ist.«, erklärte Harry und versuchte seine Augen nicht auf die tätowierte Brust zu heften. Doch die blauen Augen zwinkerten noch immer total verwirrt.

»Geh lieber gleich Duschen, ich werde heute nur eine Bestandsaufnahme machen.« Er schob sich nun an dem verschlafenen Mann vorbei und spürte dabei dessen Erektion an seinem Oberschenkel.

Harry ging mit seinem Werkzeug nach unten in den Keller und ließ den verdutzten Blumenboy an der offenen Haustür zurück.

.

ASH

Gerade hatte er im Traum noch mit Harry Räuber und Gendarme gespielt, als dieser vor seiner Tür stand. Oder war das auch nur ein Traum? Doch der Lärm, der aus dem Keller zu ihm hoch drang, klang zu real. Ash stöhnte und trat unter die Dusche. Der Schrei, den Ash dann ausstieß, war bis nach Fresno zu hören. Die Badezimmertür flog auf und Harry kam herein gestolpert.

»Was ist passiert?«, fragte er mit einem panischen Ausdruck auf dem Gesicht.

Ash starrte den Sheriff an, der mit einem Hammer bewaffnet vor ihm stand und sich umsah.

»Kalt.«, bibberte Ash und sein Körper zitterte. Für Sekunden starrten sich die Männer an. Dann stieß Harry die Luft aus, die er angehalten hatte und meinte trocken:

»Ich sagte dir, dass ich das Wasser abdrehe, Prinzessin.«

Die musternden Blicke, die dabei über Ash’s tätowierte Brust glitten, bereiteten eine andere Art von Gänsehaut. Ash wurde plötzlich ziemlich warm. Harrison grinste schief und verließ das Badezimmer pfeifend.

»Jetzt bin ich wach.«, rief Ash ihm hinter her und hörte das Lachen durch den Flur hallen. Er beließ es bei einer Katzenwäsche und ging dann in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Doch jetzt hatte Harry den Hahn wohl vollends abgedreht, denn außer einem dünnen Rinnsal, kam aus dem Wasserhahn kein Wasser mehr. Das machte er doch mit Absicht, um Ash zu ärgern. Selbst der Blick, den Harry ihm im Bad zugeworfen hatte, diente nur um Ash aus der Fassung zu bringen. In seinem früheren Leben, hätte er längst zugeschlagen. Doch hier, hier durfte er das nicht. Er durfte nicht auffallen. Wenn man ihn als Blumenjungen bezeichnete, Hippie oder auch Prinzessin, musste er ruhig bleiben. Ash’s Gedanken wanderten in die Vergangenheit.

ROBERT

»Ich sagte ihnen, dass sie nicht auffallen sollen. Wie oft wollen sie noch umziehen?«, der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt wanderte wütend vor ihm auf und ab.

»Ich lass mich doch nicht beschimpfen und den Kerl dann davon kommen.«, widersprach Robert.

»Und wenn er ihre Oma und Mutter fickt, sie dürfen nicht auffallen!«, brüllte der Marshall jetzt.

»Was passiert jetzt?«, wollte Robert wissen. Obwohl er es längst wusste. War ihm doch dasselbe in Vancouver und Seattle passiert. Er würde New York verlassen müssen. Eigentlich schade, er hatte sich wohl und sicher gefühlt. Untergetaucht im Großstadtdschungel. Der Mann blieb stehen, hob sein klingelndes Telefon ans Ohr und hörte zu.

»Na super. Ja ich klär das mit ihm.«, dann drehte er sich zu Robert um.

»Was?«, fragte dieser angriffslustig und ließ sich dabei mit einem Bier in der Hand auf das Sofa fallen. Das hinterhältige, schadenfrohe Grinsen im Gesicht des Mannes gefiel ihm nicht.

»Der Typ, dem du die Nase gebrochen hast, ist nicht irgendeiner. Der Typ ist der Sohn eines Diplomaten. Wir konnten darauf bestehen, dass er keine Anzeige macht, wir dafür eine Anzeige gegen ihn wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis fallen lassen. Aber, nach dieser Aktion wirst du nun wirklich in die Verbannung geschickt. Stell dich drauf ein, dass du bald vor Langeweile sterben wirst.« Robert gefiel das Grinsen des Mannes nicht, ahnte aber, dass ein weiterer Gewaltausbruch zu noch mehr Ärger führen würde und schloss die Augen genervt.

»Alter, der Typ hat doch angefangen. Was fällt dem denn ein mir ungefragt an die Klöten zu greifen und mich dann zu beschimpfen, wenn ich ihm sage er soll seine Griffel da wegnehmen?«, versuchte es Robert erneut.

»Sie waren in einer Schwulenbar, was denken sie, was die Kerle da alles machen?«, schimpfte der Beamte.

»Ist das nicht sexuelle Belästigung?«, wollte Robert wissen.

»Schon klar und den Typen ins Krankenhaus zu prügeln war dann wohl Notwehr. Pack zusammen, ich bin in drei Stunden zurück und wir fahren dich zu dem Haus, welches deine Großtante Janette dir hinterlassen hat.« Der Unterton mit dem der Beamte das sagte, gefiel Robert nicht. Doch er fügte sich in sein Schicksal, trank den letzten schalen Schluck aus der Flasche und machte sich daran seinen großen Rucksack vollzustopfen.

Viel hatte er nicht. Kaum genug, um die Hälfte zu füllen. Das meiste waren Klamotten und ein Foto. Er setzte sich auf die schmutzige Matratze, die ihm in New York als Bett gedient hatte und starrte es an. Der kleine zahnlose Junge darauf hatte nichts mehr mit ihm gemeinsam. Die Frau wäre entsetzt, wenn sie wüsste, was aus ihrem Kind geworden war. Er ging ins Bad, um seine Zahnbürste und den Rasierer einzupacken, und starrte in blaue Augen. Augen, die trüb und müde waren. Augenringe bis zu den Wangenknochen und der Drei-Tage-Bart war eher schon ein Sechs-Tage-Bart. Er wusste selber, dass er so nicht weitermachen konnte. Er musste sein Leben dramatisch verändern, wenn er nicht getötet werden wollte oder sich selbst umbrachte.

»Du hast so Recht Mom.«, sprach er zu dem Foto. Seine Mutter hatte immer gesagt: »Egal wie schlimm etwas ist, es ist nie zu spät neu anzufangen.« Doch der Krebs, der sie schließlich viel zu früh von dieser Erde vertrieben hatte, hatte sich nicht daran gehalten.

Auf dem kleinen Tisch standen noch diverse Flaschen mit Spirituosen und eigentlich sollten sie mit in den Rucksack, doch als es klingelte und sein »Taxi« da war, ließ er sie zurück. Bereit neu anzufangen. In einer neuen Stadt, in ein neues Leben. Er würde Robert für immer hinter sich lassen.

HARRY

Den ganzen Tag hatte Harry ein Grinsen im Gesicht. Er hatte sich erschrocken, als er den spitzen Schrei vernahm und dachte schon, dass Haus sei über Ash zusammengefallen. Der eigentliche Grund war jedoch das kalte Wasser gewesen. Harrison musste wieder lachen, bei dem Gedanken. Er hatte zudem einen genauen Blick auf den Körper des Mannes werfen können und sah sich in seiner Annahme bestätigt, dass er wohl eher auf Männer stand. Er hatte sich nie sonderlich für Frauen interessiert. Dafür war während seiner Zeit in der Armee, dass gemeinsame Duschen für ihn immer höchst interessant gewesen. Die harten Körper, die stählernen Muskeln und auch die behaarten Brüste waren ihm in den langen Nächten oft Vorlage für Handjobs gewesen.

Sie fuhren über die staubbedeckten Wege eines unbedeutenden Fleckens irgendwo im Irak. Längst hatte Harrison aufgegeben sich die unaussprechlichen Namen zu merken. Er brauchte eine Erhöhung, um seinen Posten einzunehmen.

»Der Hügel da hinten sieht gut aus, was meinst du?«, wollte sein Kommandant wissen.

»Wenn kein Sturm aufkommt und ich unter zentnerweise Sand vergraben werde.«, entgegnete der Sergeant.

Sie fuhren an den Berg heran und spürten, wie ihnen der Staub mit Schweiß über den Rücken lief.

»Diese Hitze kann doch kein normaler Mensch aushalten, wie machen das die Araber nur?«, wollte Harrison wissen und wischte sich über die Stirn.

»Die sind von innen kalt wie Eis. Deswegen können sie auch Kinder in die Luft jagen.«, war die Antwort. Harrison sprang aus dem Jeep und begann vorsichtig den Hügel zu erklimmen. Seine Augen immer auf den Boden gerichtet, um nicht aus Versehen auf eine Mine zu treten. In diesen abgelegenen Dörfern wurden gerne Minen versteckt. Sie hatten den Befehl, einen Konvoi aufzuhalten, der einen politischen Gefangenen transportierte und diesen zu befreien.

»Sheriff?«, eine Stimme holte Harry zurück in die Gegenwart. Es war das Funkgerät.

»Ja?«, brummte er.

»Wir haben von einer Gruppe Wilderer gehört, hast du Zeit mal nachzusehen?«, krächzte die Stimme, die nur von dem Sheriff der Nachbarstadt kommen konnte. Zwischen den zwei »Dörfern« lag ein zweihundert Hektar großes Waldgebiet.

»Alles klar, mach mich gleich auf den Weg.«, Harrison überprüfte seine Ausrüstung und schulterte das Gewehr. Wenn tatsächlich ein Wilderer sein Unwesen trieb, konnte er auf verletzte Tiere treffen und musste diesen ihre Qual nehmen. In Warnweste und mit dem Gewehr auf der Schulter trat er vor die kleine Wache. Unwillkürlich glitt sein Blick zum Blumenladen und fand tatsächlich Ash, der einen Aufsteller beschriftete: Heute frische Geranien. Aha, noch mehr Unkraut. Er ging zu seinem Pick-up und legte das Gewehr hinten auf die Ladefläche.

»Wo gehts denn hin Harry?«, wollte Ash wissen.

»Ich bin immer noch Sheriff, klar.« Ash verdrehte seine schönen Augen. Harrison konnte gar nicht genug von diesen Augen bekommen. Sie waren so blau wie das Wasser des Lake Sol und so tief wie der Marianengraben. Doch er riss sich von dem Anblick los.

»Wo gehts denn hin Sheriff?«, wiederholte Ash artig seine Frage.

»Im Wald sind wohl Wilderer unterwegs, ich schau mich mal um.«, erklärte dieser bereitwillig.

»Pass auf dich auf Sheriff.«, grinste Ash. Harry stutzte. Machte sich der Mann etwa Sorgen um ihn?

»Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, ich bin immerhin Soldat gewesen.«, brummte er.

»Ich mach mir eher Sorgen, dass ich nie wieder duschen kann, wenn dir was passiert.«, konterte Ash und lächelte lieb. Harry kniff die Augen zusammen und rümpfte die Nase.

»Wenn du so weiter machst, überlegt sich Harry der Handwerker das nochmal. Wir sehen uns Prinzessin.« Harry stieg in den Pick Up und fuhr davon.

ASH

Diesmal war Ash schon vor der Sonne wach und hatte mithilfe der Regentonne geduscht. Dann wartete er auf den Sheriff. Oder nein, auf Handwerker Harry, in der Hoffnung, dass dieser Kaffee mitbrachte. Doch Harry kam nicht. Nicht um 6 Uhr, nicht um 7 Uhr. Um halb 8 beschloss Ash, in der Wache vorbei zu fahren und sich bei dem Mann zu entschuldigen. Doch weder der Pick Up noch Harrison waren zu sehen. Als Ash Feierabend gemacht hatte, war Harry noch nicht wieder zurück gewesen. Der große Mann wunderte sich zwar, dachte aber daran, dass der Wald verdammt groß war und Harrison bestimmt schon seit Morgengrauen wieder auf der Suche war. Er schloss seinen Laden auf und begann die Auslage zu erneuern und Pflanzen zu beschneiden. Sierra kam auf ein Schwätzchen vorbei und erzählte ihm den neuesten Tratsch.

»Man sagt der alte Schmied hat eine Freundin. Als ob der noch was foppen könnte. Und wusstest du, dass McArthur verheiratet ist?«

»Du meinst der kleine Punk, der hinter dem Holzhain wohnt?«, das überraschte Ash.

»Ja, man sieht ihn ja nur wenn er mal zum Supermarkt fährt. Aber er hat wohl eine Frau, irgendwo in Schottland. Sie will ihn besuchen kommen, aber bis jetzt wusste nicht einer, dass er verheiratet ist.« Diese Tratsch-Klatsch-Storys die Sierra von ihren Besuchen beim Friseur mitbrachte, kamen alle aus einer Quelle. Catheryn Hill. Ihr gehörte der Laden und oft brachte sie Dinge, die sie im TV gesehen hatte oder im Radio gehört hatte mit Menschen aus der Umgebung in Verbindung. So hatte Frau Miller, die seit drei Jahren Witwe war, angeblich vier Kinder von sechs unterschiedlichen Männern.

»Sierra, ich glaube nicht alles was Cat erzählt. Du solltest es besser wissen. Ihr ist so langweilig, dass sie Geschichten erfindet.«, wiegelte Ash ab.

»Ach und warum war dann der Sheriff seit gestern Vormittag nicht mehr hier? Er hat eine Geliebte in der Stadt, das ist ja wohl klar.«, diese Bemerkung allerdings ließ Ash aufhorchen.

»Er war über Nacht nicht hier?«, fragte er alarmiert nach.

»Nein, seit er gestern losgefahren ist, hat ihn niemand mehr gesehen.«, gab Sierra überheblich zu.

»Sierra, ich muss nochmal wohin. Mir ist gerade was eingefallen. Sei mir nicht böse, aber ich muss dich bitten jetzt zu gehen.«, Ash schob die Cafébesitzerin aus seinem Laden und schloss energisch die Tür hinter ihr. Dann schloss er ab und drehte das Schild mit dem »Geschlossen« um. Er bemerkte noch wie Catheryn und Sierra vor dem Friseur standen, als er mit seinem Motorrad auch schon aus der Stadt hinaus fuhr. Sollten die zwei sich doch ihre Mäuler zerreißen. Irgendwas musste passiert sein. Harrison würde doch nicht über Nacht im Wald bleiben. Von wo aus würde man so eine Suche nach einem Wilderer starten? Ash bemerkte erst jetzt, dass er die Umgebung viel zu wenig kannte, um solche Fragen überhaupt stellen zu dürfen. Selbst in New York hatte er sich besser zurechtgefunden. Diese ganze Natur war eigentlich nichts für ihn. Mit ein Grund, warum er damals seine Heimat verlassen hatte. Er fuhr die Landstraße entlang. Hielt Ausschau nach Möglichkeiten in den dichten Wald vorzudringen und fand schließlich einen Flurbereinigungsweg. Vorsichtig lenkte er die schwere Honda auf die holprige Einfahrt und hoffte, dass er nirgends hängen blieb. Dann meinte er in der Ferne ein grünes Auto zu sehen und gab etwas mehr Gas. Zwei unübersichtliche Kurven später stand er plötzlich tatsächlich vor einem alten grünen VW und blickte sich um. Vom Pick Up des Sheriffs war nichts zu sehen. Wem dieser Wagen wohl gehörte? Er schob sein Motorrad in den Wald und versteckte es hinter einigen Büschen, damit man es nicht sofort sah, wenn, wem auch immer das Auto gehörte, zurückkehrte. Dann näherte sich Ash dem Auto vorsichtig und umrundete es. Die hinteren Scheiben waren so verdreckt, dass man nichts erkennen konnte. Doch ging ein ekliger Gestank von dem alten Auto aus.

»Was mache ich eigentlich hier?«, stellte er sich selbst laut die Frage. Er war überrasch darüber, dass seine Stimme so laut war. Jetzt erst bemerkte Ash, dass es verdammt ruhig war. Keine Vögel, die zwitscherten, waren in der Nähe. Doch dann hörte er ein Knacken. Es hallte so laut, dass Ash erschrocken herumfuhr und in den dichten Wald sah. Wieder ein knacken. Schnell duckte sich Ash hinter ein Gebüsch und wartete. Waren da Stimmen? Ja, er hörte definitiv Stimmen. Sie kamen näher und nun konnte Ash auch hören, worüber sich die zwei unterhielten:

»Was wenn der alte tot ist?«, die eine Stimme war deutlich heller.

»Ist er nicht, nur bewusstlos.«, versicherte die andere Stimme.

»Mensch Lian, der Kerl ist Sheriff.«, wieder die helle Stimme.

»Hör zu Malte, der Typ kann uns egal sein. Für diese Wildsau bekommen wir locker 500 Dollar. Also scheiß dir nicht ins Hemd und vergiss den Alten auf der Lichtung.«, beruhigte der Junge, der wohl Lian sein musste. Ash verfluchte sich, dass er sich nicht das Kennzeichen des Wagens aufgeschrieben hatte. Von seiner Position aus konnte er nur die hinteren Reifen sehen. Er hörte, wie die Kofferraumklappe geöffnet wurde. Die zwei stöhnend etwas hineinwarfen und den Deckel zudrückten.

»Das war eine gute Jagd.«, freute sich Lian.

»Lass uns lieber abhauen, eh der Sheriff wieder zu sich kommt.«, bestätigte Malte und Ash sah ein paar schwere Boots, die an dem hinteren Reifen vorbeigingen. Sein Versteck war wirklich mehr als unpraktisch. Er konnte nicht mal erkennen, wie die Typen aussahen. Er hörte laute Musik, als der eine den Wagen startete, und dann machten die Jungs einen fatalen Fehler. Sie setzten rückwärts zurück, um zu wenden. Für einige Sekunden starrte Ash direkt auf einen Aufkleber: »Vorsicht bissig« und drei Zahlen des Nummernschildes 342. Das müsste doch reichen, um diese Bengel zu finden. Als der Wagen nur noch schwach zu hören war, rappelte sich Ash hoch und ging in die Richtung, aus der die Jungs gekommen sein mussten. Er erkannte den Weg ziemlich gut, da überall Zweige abgeknickt waren. Außerdem hatte das Wildschwein unterwegs eine beachtliche Menge an Blut verloren. Ash hatte keine Ahnung von der Jagd, aber normalerweise zog man ein erlegtes Tier sicher nicht über den Waldboden. Er folgte dem Weg und landete auf einer Lichtung. Hatten die Jungs nicht gesagt, dass hier irgendwo der Sheriff liegen soll? Ash trat unter einem Baum hervor und erblickte einen Hochstand.

»Von da aus, werde ich sicher besser sehen können.«, murmelte er zu sich selbst und ging am Rand der Lichtung auf den Ausguck zu. Er kletterte die dreißig Holzstufen hinauf und erschrak so sehr, dass er fast hintenüber gefallen wäre, hätte ihn nicht jemand gepackt und auf die Plattform gezogen.

»Was zum Teufel tust du hier?«, eine vertraute Stimme zischte ihn an. Ash war noch zu erschrocken von dem Lauf, der eben noch in sein Gesicht gezeigt hatte. Er musste ein paar Mal blinzeln, um zu verstehen, was er vor sich sah. Was er fühlte und dass er noch lebte.

»Ich, ich..«, stammelte er.

Sein Gegenüber stellte die Flinte weg und löste sich von ihm. Ash sank auf die Bretter des Hochstands und spürte das Zittern in jedem Muskel.

»Alles okay?«, fragte die Stimme jetzt fürsorglich.

»Geht gleich wieder.«, japste Ash.

»Also, was machst du hier?«, Harrison blickte auf ihn hinab.

»Du warst nicht da, ich hab mir Sorgen gemacht und..«, Ash stockte. Das klang sowas von falsch.

HARRY

Er hatte die Jungs gesehen. War ihnen hinterhergerannt und hatte sie gerufen. Dann war er gestolpert und muss wohl für kurze Zeit die Besinnung verloren haben. Als er wieder wach wurde, waren die Jungs mit ihrer Beute schon über alle Berge. Fluchend hatte er sich aufgerappelt und an den Hochstand erinnert. Er wollte von dort aus, die Spur der beiden wieder finden. Er war gerade oben angekommen, als er eine Bewegung am Rand der Lichtung wahrnahm. Wer auch immer da im Schutz der Bäume umherschlich, er hielt direkt auf seinen Aufenthaltsort zu. Harry hatte seine Waffe im Anschlag, als die blauen Augen ihn erschrocken anblickten. Dabei schien der Mann, dem sie gehörten vor Schreck die Leiter loszulassen. Blitzschnell hatte Harry das Gewehr weggeworfen und zugepackt. Mit einem Ruck hatte er den Mann an seine Brust gezogen, der nun schwer gegen seinen Hals atmete.

»Was machst du hier?«, wiederholte er die Frage.

»Als Sierra meinte, du seist nachts nicht nach Hause gekommen, dachte ich dir ist was passiert und...«, flüsterte Ash und schlug beschämt die Augen nieder.

»Und da wolltest du schauen, ob du mir helfen kannst?«, Harry zog seine Augenbraue nach oben.

»Ja, irgendwie sowas.«, gab Ash kleinlaut zu.

»Weißt du was ich vor diesem Job hier gemacht habe?«, wollte Harry wissen.

»Du warst in der Armee, oder so.«, jetzt sah Ash ihn endlich an. Er wirkte aus dieser Perspektive so jung und verletzlich, dass Harry nur nickte. Dann zog er den Mann auf die Beine.

»Ich werde dich jetzt küssen.«, kündigte er an und legte seine Lippen hart auf die von Ash. Als dieser vor Überraschung aufstöhnte, schob Harry ihm seine Zunge in den Hals. Kämpfte um die Zunge in Ash’s Mund und krallte seine Finger in die Schultern des kleineren Mannes. Als er Luft holen musste und sich löste, bemerkte er, dass Ash erregt war. Er hatte gespürt, dass Ash ihn auch wollte. Hatte bemerkt wie sich der Mann, mit den tausend Widersprüchen, an ihn gedrängt hatte. Hastig riss Harry am T-Shirt von Ash, zog es ihm aus der Hose und warf es über seine Schulter. Dann fummelte er an der Schnalle der Hose herum und ging auf die Knie. Er wollte diesen Mann schmecken.

»Was tust du?«, keuchte dieser und half Harry dabei, seine Hose zu öffnen und über den Hintern nach unten gleiten zu lassen.

»Ich will deinen Schwanz schmecken.«, brummte der Sheriff und ehe Ash auch nur reagieren konnte, hatte Harry seinen Schwanz im Mund. Harry hatte keine Erfahrung. Er hatte noch nie einen Schwanz geleckt. Er war eigentlich total unerfahren, doch instinktiv fand er heraus, was Ash am besten gefiel. Er krallte sich in Ashs Oberschenkel, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und bewegte seinen Kopf vor und zurück. Bei jedem saugenden Vorstoß glitt Ashs wundervoller Schwanz tiefer in die Mundhöhle und sein Stöhnen wurde noch lauter. Heißer, es machte Harry unsagbar an. Die Tatsache, dass er in Uniform war, dass er auf einem verdammten Hochstand war und das dieser Mann ein verdammtes Rätsel war. All das, war so geil in diesem Moment, dass Harry in seiner Hose abspritzte. Er spürte, dass er kam, er fühlte das heiße klebrige Sperma, das seine Unterhose füllte. Und er fand es geil, dass Ash seine Hände auf Harrys Kopf hatte. Ihn führte, ihm so zeigte, wie schnell er geblasen werden wollte.

»Oh fuck, das ist so gut. Nimm ihn richtig hart in den Mund. Wichs ihn.«, keuchte Ash und seine Stimme klang so rau, dass sie plötzlich zu ihm passte. Es machte ihn härter, so hart, wie er aussah. Harry umgriff die samtige Haut um Ashs Schwanz und wichste im gleichen Takt, wie Ash ihn führte. Er schmeckte das salzige Vorsperma und wurde immer schneller.

»Ja, härter, schneller, fuck du machst das so gut Sheriff.«, hörte Harry, als sich auch schon eine cremige Konsistenz auf seiner Zunge ausbreitete und Ashs Oberschenkel zittrig den Orgasmus ankündigten.

Sie gaben sich beide einige Minuten, um wieder anzukommen. Ehe sie den Hochstand verließen.

»Da ist dein T-Shirt.«, rief Harry und zeigte auf einen Busch. Als er Ashs T-Shirt hinter sich geworfen hatte, hatte es wohl einen Freiflug nach unten bekommen und war in einem Ginsterbusch gelandet.

»Danke.«, grinste Ash und angelte danach.

»Wie bist du denn hier?«, fragte Harry und war etwas verlegen. Er hatte gerade zum ersten Mal den Schwanz eines Mannes im Mund gehabt. Ein wirklich fantastisches Gefühl, aber hat es unbedingt dieser Blumenjunge sein müssen? Er sah Ash fragend an.

»Motorrad, wie sonst?«, erwiderte er und schlüpfte in das graue T-Shirt mit dem Aufdruck: Ash’s Blumenparadies.

»Mein Auto steht irgendwo in der Richtung, die Kerle mit der Wildsau müssen aber anderswo lang sein.«, überlegte Harrison.

»Ähm, was das betrifft,« begann Ash und wies in die Richtung, aus der er gekommen war.

»Was?«, Harry hatte sich an einen Baum gestellt und vorgegeben zu pinkeln. Doch in Wirklichkeit, versuchte er gerade die Sauerei in seiner Hose einigermaßen einzudämmen. Er war wirklich ziemlich heftig gekommen. Er rieb mit seinem Taschentuch über den versauten Stoff und blickte über seine Schulter zu Ash.

»Die Typen, namens Liam und Malte, hatten ihren Wagen dahinten geparkt. Ein popelgrüner VW mit einem Aufkleber am Heck.«, erklärte Ash und gab auch noch eine Beschreibung der Schuhe ab.

»Damit dürften wir sie finden. Ich hoffe, die haben dich nicht bemerkt.«, Harry hatte das Taschentuch diskret in der Tasche seiner Warnweste verschwinden lassen und zog sich gerade den Hosenstall zu. Dann drehte er sich um.

»Zeig mir wo die Schweine standen.«, forderte er Ash auf und dieser stiefelte gezielt auf die Schneise zu, die die zwei Jungs hinterlassen hatten.

»Kannst du mich zu meinem Auto bringen?«, forderte Harrison ihn auf, als Ash sein Motorrad wieder auf den Trampelpfad bugsiert hatte.

»Ich hab nur einen Helm.«, gab Ash zu bedenken.

»Keine Sorge, ich kenne den Sheriff hier.«, grinste Harrison und schon wenige Minuten später genoss er es, an den breiten Rücken von Ash gelehnt auf der starken Maschine zu sitzen. Er zeigte Ash, wo er seinen Wagen geparkt hatte, und stieg ab.