Beating Hearts - Emmi Winter - E-Book
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Beating Hearts E-Book

Emmi Winter

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Beschreibung

Neal Dareley hat zusammen mit seinem Bruder das Gay-Dating-Portal Beating Hearts entwickelt. Ursprünglich auf den Markt gebracht, um den Nutzern schnellen, unverbindlichen Sex zu ermöglichen, schlug Beating Hearts ein wie eine Bombe und machte die Brüder innerhalb kürzester Zeit zu Millionären. Heute sind sie Inhaber eines riesigen Konzerns, und das zur App weiterentwickelte Portal ist noch immer das Aushängeschild des Unternehmens. Doch es gibt viel Konkurrenz, neue Dating-Portale verdrängen Neals Entwicklung immer mehr. Eine Unternehmensberaterin rät, mit der Zeit zu gehen und aus Beating Hearts eine App für Schwule zu machen, die ernsthaft den Partner fürs Leben suchen. Widerwillig stimmt Neal zu, obwohl er von Liebe doch so gar nichts hält. Doch der Relaunch kommt nicht an, und das liegt an Neal selbst: Solange er sich weiter Nacht für Nacht durch die Gegend vögelt, wird niemand an die Ernsthaftigkeit der Neuausrichtung glauben. Was also tun? Ganz einfach: Neal muss über seine eigene App den Partner fürs Leben finden und heiraten – zumindest zum Schein. Zuerst ist er von der Idee gar nicht angetan, doch dann lernt er zufällig Toby kennen – und die Dinge nehmen ihren Lauf …

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2018

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1.

Neal

 

Der Kleine vor mir ist der Hammer. Höchstens Anfang zwanzig, schlank, nicht zu groß, aber auch nicht klein, kurze blondierte Haare und ein Wahnsinnsarsch, der sich unter den engen Jeans abzeichnet. Ich habe ihn schon eine ganze Weile beobachtet, und als er jetzt in Richtung Herren WCs verschwindet, laufe ich ihm wie hypnotisiert hinterher.

Während er hineingeht, bleibe ich aber noch einen Moment im Gang stehen. Es soll schließlich nicht so aussehen, als wäre ich notgeil. Aber mehr als vier, fünf Sekunden halte ich es nicht durch. Erstens bin ich zu heiß auf diesen Knackarsch, und zweitens muss man aufpassen: Wartet man zu kurz, kann es zwar verzweifelt wirken, wartet man aber zu lange, kommt am Ende ein anderer und schnappt einem das Objekt der Begierde vor der Nase weg. Das wäre ärgerlich.

Ich drücke also die Tür auf, hinter der mich eine typische öffentliche Londoner Männertoilette erwartet: schmutziger Boden, hässliche, mit Telefonnummern und anderen Schmierereien versehene Wandfliesen, ein paar Kabinen und versiffte Waschbecken. An der schmalen, länglichen Pissrinne, die eine gesamte Wand einnimmt, steht der Typ von eben, wendet mir den Rücken und vor allem seinen geilen Hintern zu.

Sonst befindet sich niemand im Raum.

Ich setze mich in Bewegung und stelle mich links neben ihn an die Rinne. Auch so ein typisches Teil: keine herkömmlichen Urinale, sondern eben eine Rinne dicht oberhalb des Bodens, durch die ununterbrochen Wasser läuft. Die zahlreichen WC-Steine verbreiten einen penetranten Duft, der aber immer noch besser ist, als er ohne diese Teile wäre. Da die Rinne so niedrig ist, muss man aufpassen, dass man sich nicht auf die Schuhe pinkelt.

Aber zum Pinkeln kommt hier eh keiner hin.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass der Typ seinen Schwanz nicht rausgeholt hat, sondern sich mit einer Hand nur über die Beule reibt, die sich unter seiner Hose befindet. Eindeutiges Zeichen, dass er weder einen gelutscht kriegen noch selber ficken will. Er will selber lutschen und sich knallen lassen. Ein rein Passiver also, auch wenn er beim Blasen natürlich aktiv ist.

Die rein Passiven sind mir die liebsten. So ist direkt klar, was Sache ist, und es gibt keine Enttäuschungen, denn ich lasse mich nicht ficken. Niemals.

Langsam ziehe ich den Reißverschluss meiner Hose runter und hole meinen Harten heraus. Sofort macht der Typ große Augen. Ach, ich liebe diese Blicke einfach. Ich liebe es, wenn man den Typen ansieht, dass sie jetzt nur eins wollen: einen harten Schwanz in ihrem engen kleinen Loch spüren. Dieser Glanz in den Augen, diese Geilheit im Blick … unbezahlbar.

Ich wende mich ihm jetzt zu, und sofort geht er vor mir auf die Knie. Einen Augenblick später befindet sich mein Schwanz in seinem Mund.

Ich lege den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und atme tief durch. Einen Moment entspanne ich so und genieße das Gefühl der feuchten Wärme um meinen Schwanz. Dann öffne ich die Augen wieder und blicke auf den Blonden hinab.

Er bläst gut; ganz ohne Zahneinsatz und nicht zu hart, aber auch nicht so sanft, dass man nichts spürt. Ordentlich Spucke und nach und nach immer tiefer … genau richtig. Ich lege eine Hand auf seinen Kopf, kralle die Finger in sein Haar und beginne nun, seine Bewegungen zu steuern. Erst bewege ich seinen Kopf nur leicht vor und zurück, dann etwas härter und schneller und vor allem weiter, sodass ich schließlich schön seine Kehle ficke. Die leicht würgenden Laute, die er dabei ausstößt, machen mich zusätzlich an, und einmal so in Fahrt, will ich jetzt nur noch eins.

Seinen Arsch.

Ich lasse seinen Kopf los, ziehe meine Hand zurück. Blondschopf weiß sofort Bescheid, springt auf, öffnet seine Hose lässt sie herunterrutschen. Eine Unterhose trägt er erst gar nicht. Noch einmal wirft er mir diesen geilen Blick zu, dann dreht er sich um, beugt sich leicht vor, stützt sich mit beiden Händen an der mir gegenüberliegenden Wand ab und präsentiert mir seinen nackten Hintern.

Was für ein Anblick! Unbehaart, leicht gebräunt, zudem geformt wie zwei perfekte Bälle. Einfach zum Niederknien!

Aber natürlich gehe ich jetzt nicht auf die Knie, sondern trete direkt hinter ihn, spucke zwei Mal kräftig in meine rechte Hand und lange dann kräftig zwischen Blondschopfs Arschbacken. Spucke ist noch immer das beste Gleitmittel, vor allem für den aktiven Part. Bei dem ganzen Gelkram ist das immer so glitschig, dass man gar keine Reibung mehr hat, und Reibung ist das A und O. Zumal, wenn man wegen des Gummis eh schon weniger spürt.

Apropos, da war ja noch was. Mit der linken Hand greife ich in meine Hosentasche und ziehe ein Kondom hervor. Rasch öffne ich das Briefchen und rolle das Kondom mit geübten Fingern über meinem Schwanz ab. Dann stelle ich mich noch dichter hinter Blondschopf, setze den Schwanz gezielt an und dringe mit einem kräftigen Stoß ein.

Blondschopf stöhnt auf, und auch aus meiner Kehle dringt ein heiserer Schrei. Himmel, ist der Typ eng!

Ich bin noch nicht ganz drin, bewege mich erst einmal wieder ein Stück zurück, dann wieder ein bisschen weiter vor. Das geht ein paar Mal so, schließlich, als ich merke, dass er bereit genug für meinen kompletten Schwanz ist, bekommt er den auch. Im gleichen Moment geht die Tür auf, und zwei Typen kommen rein. Beide so Ende zwanzig. Sie gucken nur kurz, dann verschwinden sie in einer der Toilettenkabinen.

Ich lege jetzt beide Hände auf Blondchens Arsch und erhöhe das Tempo, nehme ihn mit kurzen, harten Stößen.

Rein und raus …

Die Schreie, die seine Kehle verlassen, während er sich weiter mit beiden Händen an der Wand abstützt und mir seinen Hintern noch weiter entgegendrückt, treiben mich zusätzlich an. Mein Atem geht schneller, die Stöße werden noch härter, und bald merke ich, wie sich alles in mir zusammenzieht.

Im nächsten Moment komme ich so heftig, dass mir kurz schwarz vor Augen wird. Einen Moment bleibe ich noch in dem Kleinen drin, während ich versuche, meine Atmung wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Dann ziehe ich meinen Schwanz raus, mache das Gummi ab und werfe es in einen der Mülleimer, die hier überall rumstehen.

Als ich meinen Schwanz eingepackt habe, hat auch Blondschopf seine Hose wieder hochgezogen.

»Drink?«, frage ich anstandshalber.

Doch er schüttelt den Kopf. »Lass mal. Nett von dir, aber … ich hab noch was vor.«

»Klar.« Ich grinse. Was er vorhat, kann ich mir denken. Und während für ihn die Suche nach dem nächsten Schwanz beginnt, wasche ich mir kurz die Hände, verlasse die Waschräume und mache mich auf den Weg zur Bar.

 

Die Bar in Danny’s NightClub ist nur eine von insgesamt vier. Ich bevorzuge diese hier, weil sie sich direkt in der Nähe des Eingangs befindet, und während ich einen Drink nehme, gucke ich gerne, wer so alles reinkommt. Frischfleisch abchecken halt. Dafür ist man schließlich hier.

Vielleicht sollte ich erst mal erklären, was Danny’s NightClub eigentlich ist. Danny’s NightClub ist eine Cruising Bar mitten in Las Vegas. Ein Gay-Club für Millionäre und Typen, die auf Millionäre stehen. Wir Millionäre zahlen einen hohen jährlichen Mitgliedsbeitrag, die anderen Typen, also die Gäste, kommen an der Abendkasse für ein paar Dollar rein. Allerdings gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Tickets pro Tag, und der Andrang ist groß.

Nun werden Sie sich vielleicht fragen, warum es in einem solchen Club so schmuddelige Toiletten gibt. Die Antwort ist einfach: Das eben, das waren gar nicht die Gästetoiletten, also zumindest nicht die richtigen. Das war einer der zahlreichen Themenräume, über die der Club verfügt. Neben den üblichen Örtlichkeiten wie Darkrooms und Privatkabinen, die man in so ziemlich jeder Schwulenbar findet, hat Danny, der Besitzer des Clubs, Wert auf ganz bestimmte Räumlichkeiten gelegt. Danny kommt aus London und ist mit einem Mann namens Mr. Ed zusammen, der dort ebenfalls einen Club hat, aber für Heteros. Und da Danny London offenbar liebt, haben alle Themenzimmer hier etwas mit der Metropole an der Themse zu tun. So kann man hier Sex in einem U-Bahn-Wagen, einem Routemaster und einem Cab haben.

Oder eben in den klassischen öffentlichen Toiletten, die früher der wohl wichtigste Treffpunkt in der Londoner Schwulenszene waren.

Wie Sie eben gesehen haben, bevorzuge ich das Klo-Themenzimmer. Warum? Hm, wahrscheinlich, weil es eben so eine Nostalgie-Sache ist. Ich bin nämlich eigentlich Londoner. Und wie eben schon erwähnt, waren öffentliche Toiletten für Schwule und bisexuelle Männer die wichtigste Anlaufstelle für schnellen Sex. Bars mit Darkrooms, Sexkinos mit Rückzugsmöglichkeiten … all das gab es dort nicht, woran sich auch bis heute nichts geändert hat. Ein paar Gaysaunen, mehr nicht. Deshalb spielte sich damals alles in den Toiletten ab. Erlaubt war das natürlich nicht, und es konnte immer vorkommen, dass man an Zivilpolizisten geriet, der einen zum Schein anmachte und anschließend, wenn man darauf einging, festnahm. Vor ein paar Jahren begann die Stadt dann schließlich, die Toiletten kostenpflichtig zu machen und »Aufpasser« zu beschäftigen, um alles »sauber« zu halten. Jetzt hat man in London, bis auf die bereits genannten paar Saunen, die es noch gibt, als Schwuler praktisch keine Möglichkeiten mehr, außer man treibt es outdoor in den Parks, was aber natürlich auch verboten ist.

Oder man trifft sich eben privat. Um da an die jeweiligen Sexpartner zu kommen, gibt es heutzutage Hunderte Internetportale.

Eine der ersten habe ich zusammen mit meinem Bruder entwickelt. Beating Hearts lautet der Name des Portals, das meinen Bruder und mich zu sehr reichen Männern gemacht hat.

Heute leben wir nicht mehr in London, sondern in Las Vegas, wo wir auch unsere Firmenzentrale haben.

Der Barkeeper stellt mir ungefragt einen Wodka Martini hin, was ich mit einem Nicken quittiere. Während ich zum Glas greife und einen Schluck nehme, lasse ich den Blick durch den Club schweifen. Sehe die unterschiedlichsten Männer – alt, jung, dick, dünn, klein, groß, Millionäre in Anzügen, Nicht-Millionäre in Jeans und wahrscheinlich auch Nicht-Millionäre in Anzügen und Millionäre in Jeans. Kurz: Hier tummeln sich die unterschiedlichsten Typen, alle auf der Jagd nach Sex und Liebe. Sofort schüttele ich den Kopf. Nein, Liebe natürlich nicht. Sex, darum geht es hier. Wer sucht denn in einem Club wie diesem schon Liebe? Wobei mir überhaupt ein Rätsel ist, wieso jemand Liebe su…

Der Klingelton meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich ziehe mein Smartphone aus der Hosentasche und werfe einen Blick aufs Display.

Mein Bruder mal wieder. Kann man nicht mal einen Abend einfach nur ungestört Spaß haben?

Seufzend nehme ich das Gespräch an. »Was gibt’s?«

»Na, drei Mal darfst du raten«, erklingt die gewohnt streng klingende Stimme meines Bruders. Rick ist siebenunddreißig und damit gerade mal zwei Jahre älter als ich. Was ihn noch nie davon abhielt, sich eher wie ein Vater statt wie ein Bruder aufzuspielen. »Wo treibst du dich schon wieder rum?«

Ich verdrehe dir Augen. »Wenn du so fragst, kennst du die Antwort bereits.«

»Im Danny’s!«

»Siehst du. Warum fragst du dann noch?«

»Weil ich die Hoffnung hatte, dass Michael sich getäuscht hat.«

»Michael?«

»Der Wagenmeister deines … Stammclubs. Er meinte vorhin, deinen Wagen geparkt zu haben.«

Wieder verdrehe ich die Augen. »Ich vergaß, dass du jetzt schon die Angestellten des Clubs bestichst, damit sie mich ausspionieren.«

»Ich besteche niemanden. Du weißt genau, dass Michaels Frau für uns arbeitet und wir deshalb regelmäßigen Kontakt haben. Dass du im Club bist, hat er vorhin nur rein zufällig erwähnt, als wir wegen einer anderen Sache telefonierten.«

»Ist klar. Wer’s glaubt …« Ich nehme noch einen Schluck von meinem Drink. »Und wo liegt jetzt dein Problem?«, will ich anschließend wissen.

»Nicht mein Problem, Bruderherz. Unser Problem.«

»Also gut, wo liegt unser Problem?«

»Unser Problem ist, dass du nicht damit aufhörst, dich ständig in Clubs wie dem Danny’s herumzutreiben. Und das, obwohl du genau weißt, dass du damit Beating Hearts schadest.«

»Beating Hearts ist unsere App. Wo und mit wem ich rum poppe, ist mein Privatleben.«

»Schön wär’s.« Rick stöhnt gequält auf. »Du weißt aber ganz genau, dass das leider nicht stimmt. Nach unserer Neuausrichtung …«

»Ja, ja, ich weiß«, unterbreche ich ihn. »Die Leute nehmen uns nicht ab, dass wir unter die Seriösen gegangen sind.« Ich schüttele den Kopf, trinke mein Glas leer und stelle es auf dem Tresen ab. »Diese ganze Sache war ein Fehler, ich hab’s von Anfang an gesagt. Aber auf mich wollte ja keiner hören.«

Wie vorhin schon erwähnt, wurde Beating Hearts ursprünglich als Gay-Dating-Portal entwickelt. Die Idee kam mir halt damals, als es mit den klassischen Schwulentreffs in London immer mehr bergab ging. Mir schwebte ein Portal vor, auf dem Männer sich ohne viel Aufwand zu Sextreffen verabreden können. Und genau so etwas wurde es dann auch. Beating Hearts war zwar kein Vorreiter, schlug aber ein wie eine Bombe und wurde der Erfolg schlechthin. Und zwar nicht nur in London, sondern bald auch in Deutschland, Österreich und schließlich in den USA. Jahrelang lief alles richtig super. Wir verlegten unsere damals noch recht kleine Firma von London nach Las Vegas, weil wir diese künstliche Stadt in der Wüste einfach als idealen Standort dafür sahen, und unser Unternehmen nahm rasant an Fahrt auf. Wir schufen weitere Anwendungen, ebenso wie Games und Programme für Firmen. Alles mit Erfolg. Erfolge aber, die an unseren größten Coup, nämlich Beating Hearts, nie heranreichen konnten. Deshalb entwickelten wir unser Aushängeschild natürlich immer weiter, machten schließlich eine benutzerfreundliche App daraus, und hatten weiterhin Erfolg damit.

Alles lief perfekt. Bis vor etwa zwei Jahren irgendetwas anders wurde. Zuerst haben wir gar nicht verstanden, woran es lag, aber plötzlich rannten uns die Nutzer davon, und neue Anmeldungen blieben immer mehr aus. Das war natürlich Gift für unsere Werbeeinnahmen. Rick und ich waren ratlos, und wir holten uns Hilfe von auswärts in Form einer unabhängigen Beraterin.

Tja, und deren Urteil kam dann auch prompt. Und unverblümt.

»Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen«, eröffnete Ricarda Silverstein uns beim Abschlussgespräch, »aber Ihre App ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Wenn Sie so weitermachen, ohne etwas zu ändern, ist Beating Hearts in spätestens zwei Jahren Geschichte.«

Das saß. Rick und ich guckten uns an und zogen die Brauen hoch. Irgendeinen Ton bekam keiner von uns beiden heraus.

»Sehen Sie«, fuhr Silverstein mit einem milden Lächeln fort und richtete ihren Blick dabei vor allem auf mich, »die Schwulenszene hat sich in den letzten Jahren verändert. Schmuddelige Gay-Bars sind ebenso out wie Apps, mit denen man nichts anderes tun kann, als sich zum schnellen Sex zu verabreden. Die Leute wollen heute mehr. Anderes.«

»Ach, und das wäre?«, fragte ich eine Spur zu scharf.

»Sie wollen sich verlieben. Wollen einen Partner finden, mit dem sie mehr anstellen können als das Eine.« Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich ist das nicht ganz neu. Aber es ist stärker geworden. Das merkt man ja schon allein, wenn man die Presse verfolgt. Stichwort Ehe für alle. Der Wandel ist längst da, nur Sie … sind mit ihrer App irgendwie nicht mit der Zeit gegangen.« Sie nickte. »Und genau das müssen Sie ändern. Machen Sie aus Beating Hearts eine App für Männer, die den Partner fürs Leben suchen. Die heiraten wollen. Das ist ihre einzige Chance.«

Nun, ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Und wollen Sie auch wissen, warum? Ich sage es Ihnen: Ich wollte diesen Schwachsinn nicht, weil ich nicht an so etwas wie Liebe glaube. Und weil ich von so etwas auch gar nichts wissen will. Wahrscheinlich ist deshalb auch dieser Wandel, von dem die Silverstein sprach, irgendwie an mir vorbeigegangen. Weil ich mich schlicht nicht dafür interessiert habe. Ich kann mit so einem Kram einfach nichts anfangen. Ich meine, Liebe bringt doch nichts als Probleme mit sich. Das habe ich bei meinen Eltern gesehen, die sich scheiden ließen, als ich zehn war, und das sehe ich bei meinem Bruder. Nach außen hin führt er die perfekte Ehe. Aber ich höre von ihm ständig nur Klagen. Er darf dies nicht, er darf das nicht, früher war alles besser, kaum Sex, dann der ganze Eifersuchtskram … Nein, danke, das ist nichts für mich. Für mich ist wichtig, regelmäßig anständig zu poppen, das schafft den Ausgleich, den ich als Millionär mit einem stressigen Job dringend nötig habe. Der Rest ist mir egal.

Tja, und deshalb war ich auch strikt dagegen, aus Beating Hearts eine Art Partnerbörse zu machen. Dummerweise war ich der Einzige in der Firma, der das so sah. Die Marketingabteilung, die Entwickler, selbst die Praktikanten und allen voran mein lieber Bruder … alle waren von Anfang an von der Idee begeistert.

Tja, so habe ich mich dann breitschlagen lassen. Aus der Sex-Dating-App Beating Hearts wurde die Partnerbörse Beating Hearts.

Der Erfolg aber bleibt bisher aus. Und jedes Mal, wenn ich anmerke, dass ich das ja von Anfang an gesagt habe, kommt von meinem Bruder der Spruch:

»Es liegt an dir, und das weißt du auch.«

Als seine Stimme an mein Ohr dringt, muss ich einen Moment lang überlegen, ob er das jetzt wirklich zu mir gesagt hat, oder ob seine Worte nur wieder in meinem Kopf nachhallen. Das Problem ist nämlich, dass er das wirklich so oft zu mir sagt, dass ich seine Worte inzwischen schon selbst dann höre, wenn er gar nicht zu mir spricht.

Aber jetzt hat er zu mir gesprochen, und ich seufze auf.

»Wie oft denn noch, Rick?«, erwidere ich genervt. »Mein Privatleben geht niemanden etwas an.«

»Irrtum, mein Lieber. Dadurch, dass du dich immer gern im Licht der Öffentlichkeit gesonnt hast, verbinden die Leute dich nun mal viel mehr mit Beating Hearts als mich. Und natürlich auch, weil du schwul bist. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Kein Mensch nimmt uns unseren Kurswechsel ab, wenn du weiterhin von Liebe und Heirat nichts wissen willst und stattdessen ununterbrochen durch die Gegend vögelst. In den sozialen Netzwerken sind wir schon auf dem besten Weg, zur Lachnummer zu werden.«

»Kann ich nicht ändern.«

»Doch, kannst du. Und nur du. Ich hatte gerade noch mal ein Meeting mit unserer Marketingabteilung. Und wir … sind zu dem Schluss gekommen, dass du nicht nur etwas ändern kannst, sondern etwas ändern musst.«

»Ach, und was soll das sein?«

»Du musst … seriöser werden, Neal. Weg vom Image des Draufgängers, der jede Nacht mit einem anderen rummacht. Oder sogar mit mehreren«, fügt er leise hinzu. Eine Pause, dann: »Du musst erwachsen werden, Neal. Such dir einen Partner und … heirate.«

 

Es dauert eine ganze Weile, bis Ricks Worte zu mir durchdringen. Dann dauert es ein bisschen, bis ich mein Handy wieder fest in der Hand halte, das mir vor Schreck beinahe runtergefallen wäre.

Als ich es wieder an mein Ohr halte, höre ich Ricks aufgeregte Stimme.

»Neal? Neal, bist du noch dran? Sag doch was, wir …«

»Das soll ja wohl ein Scherz sein. Bist du besoffen?«

Ein Aufatmen. »Nein, ich bin stocknüchtern.«

»Dann hättest du das wohl kaum gesagt. Du kennst mich, Rick. Wir sind Brüder. Du weißt, dass ich nie, nie, niemals …«

»Ja, ich weiß. Und ja, es war vielleicht ein bisschen übertrieben. Oder sagen wir es anders: Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt.«

Nun bin ich es, der aufatmet. »Na, wenigstens etwas. Ich dachte schon, du kennst mich n…«

»Was ich eigentlich sagen wollte, ist …«, fällt er mir ins Wort, zögert dann aber. »Also … du sollst dich natürlich nicht wirklich verlieben und auch nicht wirklich heiraten. Ich meine, das wäre sicher der Idealfall, aber da ich dich, wie du ja selbst sagst, sehr gut kenne, mache ich mir da nichts vor. Und deshalb hatten wir, also die Marketingabteilung und ich, die Idee, dass du einfach zum Schein heiratest.«

»Eine Fake-Hochzeit?« Da fällt mir doch glatt schon wieder mein Smartphone aus der Hand, außerdem wird mir klar, dass ich leiser sprechen sollte. Muss ja nicht jeder mitkriegen, was für einen Schwachsinn mein Bruder da ausgeheckt hat. »Vergiss es.«

Mehr fällt mir zu dem Schwachsinn nicht ein.

Doch natürlich gibt Rick sich damit nicht zufrieden. So ist er, mein Bruder.

»Hör zu, Neal«, sagt er in ruhigem, ernsten Tonfall. »Du weißt, was Beating Hearts für unser Unternehmen bedeutet?«

Da fragt er noch? »Natürlich weiß ich das. Ohne Beating Hearts sind wir am Arsch.«

»Wir und Hunderte Mitarbeiter.«

Da muss ich schon schlucken. »Aber es kann nicht sein, dass ich mein Privatleben nach dieser App ausrichte! Die Leute müssen verstehen, dass ich …«

»Ich gebe dir recht, Neal. Dein Privatleben sollte keine Rolle spielen.«

Na also.

»Tut es aber. So sind die Leute halt, Neal. Sie trennen das nicht. Und deshalb ist dein Lebensstil für unser Unternehmen nicht gerade … förderlich. Insbesondere eben für unsere App nach dem Relaunch.«

»Und jetzt soll ich eurer Meinung nach einfach so tun, als würde ich irgendwen heiraten?«

Ein kurzes Zögern. »Nun, nicht einfach so … Die Marketingabteilung hat sich da etwas überlegt.«

Au weia. Ich will’s gar nicht wissen. Aber ich kenn ja meinen Bruder.

»Sie schlagen vor, dass du deinen …« Er hält inne. »Sag mal, passt es eigentlich gerade? Ich meine, sollen wir uns nicht lieber hier im Büro unterhalten?«

»Wenn du meinst, dass ich hier zu abgelenkt bin, dann mach dir mal keine Sorgen. Ich hatte gerade erst einen und bin jetzt erst mal entspannt.«

Wobei ich nach dem Telefonat direkt wieder einen brauchen werde. Frustfick halt.

»So genau wollte ich gar nicht wissen, was du da treibst«, sagt Rick und räuspert sich verlegen.

»Also, was schlägt die Marketingabteilung vor?«, will ich wissen.

»Sie meinen, dass es eine gute Idee wäre, wenn du deinen … Partner über Beating Hearts findest.«

»Über unsere App?« Mir verschlägt es die Sprache. Aber nur kurz. »Ist nicht dein Ernst, oder?«

»Aber die Idee ist doch genial! Wir machen da so eine Art Fotostory draus. Ich bringe mein Bruderherz dazu, die App nach der Neuausrichtung zu testen. Du lässt dich dazu breitschlagen, widerwillig natürlich, man kennt dich ja, und dann – bam – findest du über Beating Hearts deinen Traumtyp. Na, was sagst du?«

»Was ich dazu sage?« Ich schüttele den Kopf. Unsinnige Geste bei einem Telefonat. »Scheiße sage ich dazu. Schei-ße. Ehrlich, das ist die bescheuertste Idee, die man haben kann. Das Blöde ist nur …«

»Ja?«

»Ich geb’s ungern zu, aber wahrscheinlich würde es sogar funktionieren. Auf so einen Quatsch fahren die Leute doch ab. Live dabei, wie ein bekannter millionenschwerer Unternehmer seine große Liebe findet.«

»Genau!«, ruft Rick begeistert, hält dann inne und fragt schließlich vorsichtig: »Also machst du es?«

Ich stoße ein Lachen aus. »Bist du verrückt? Ich sagte lediglich, dass die Idee wohl funktionieren würde. Mehr nicht. Und mehr wird daraus auch nicht, denn ich stehe für so einen Mist nicht zur Verfügung.«

»Neal, hör mal …«

»Bringt nichts, Rick. Egal, was du jetzt sagst, ich bleibe dabei. Ohne mich. Vergesst es einfach. So, und jetzt hab ich zu tun.«

Habe ich auch wirklich. Denn wie gerade schon angedeutet, werde ich jetzt erst mal wieder einen ordentlichen Frustfick brauchen. Ärger soll man schließlich nicht in sich hineinfressen, sonst schadet das der Gesundheit.

Ich beende das Gespräch also und stecke mein Handy gerade zurück in meine Hosentasche, als mein Blick zur Eingangstür des Clubs fällt, durch die in genau diesem Moment ein Typ tritt, der sofort mein Interesse weckt.

Er ist höchstens fünfundzwanzig, also sicher zehn Jahre jünger als ich. Groß, schlank, mit kurzem dunklem Haar und hellblauen Augen. Jetzt steht er da, sieht sich im Club um, wirkt dabei unsicher und ein wenig schüchtern.

Sexy …

Keine Frage, der Kleine fällt genau in mein Beuteschema. Also, worauf warte ich noch?

 

 

2.

Toby

 

Auf den ersten Blick macht der Club einen … netten Eindruck. Das will was heißen. Denn die meisten dieser Läden sind leider unterste Schublade. Und zwar was die Einrichtung, die Sauberkeit und oft auch das Publikum angeht.

Ich kenn mich da aus. Sicher wird sich so mancher jetzt sofort ein entsprechendes Bild von mir machen: Junger Typ, ständig notgeil, will keine feste Bindung eingehen und stattdessen einfach fröhlich in der Gegend rumpoppen. Na, so in etwa?

Nichts da. Um ehrlich zu sein, hab ich mit diesem ganzen Kram nichts am Hut. Ich treibe es nicht mit jedem, schon gar nicht in irgendwelchen Schwulenbars, und One-Night-Stands sind nicht wirklich was für mich. Klar, ab und zu passiert es schon mal, ich lebe ja auch nicht wie ein Mönch und habe meine Bedürfnisse, und seit meiner letzten Beziehung, die gerade mal ein dreiviertel Jahr hielt, ist auch schon wieder eine gefühlte Ewigkeit ins Land gegangen. Da wird man schon mal schwach. Aber ganz bestimmt nicht in irgend so einem Schuppen.

Wobei ich sagen muss, dass meine Abneigung gegen solche … Örtlichkeiten sicher auch damit zusammenhängt, dass ich inzwischen einfach zu viele davon kenne. Und weiß, was sich da oft für Typen rumtreiben.

Warum ich so viele Schwulenläden kenne, wenn ich doch da eh keine schnelle Nummer suche und genau weiß, dass es da nur darum geht? Ganz einfach: Ich bin Blogger und betreibe seit einiger Zeit einen Blog, für den ich Gayclubs teste und meine Eindrücke aus der Sicht eines jungen Mannes schildere, der nicht auf der Suche nach schnellem Sex ist. Ich zeige dann auf, was ich mir anders wünschen würde, um auch Leuten wie mir etwas zu bieten, die eben andere Vorstellungen haben. Die mehr suchen als eine kurze Nummer zwischendurch.

Wird sich vielleicht mancher fragen, warum ich so was mache. Also warum ich Läden teste, die nun mal extra für den schnellen Druckabbau gemacht sind. Tja, schuld daran ist meine beste Freundin.

Ja, ich gehöre zu den schwulen Jungs, die eine beste Freundin haben und für die auch so ziemlich alles machen würden. Jessy ist echt wichtig für mich. Wir kennen uns schon seit der Grundschule und waren von Anfang an auf einer Wellenlänge. Ich kann mit Jessy über alles reden, auch über Jungs, und umgekehrt ist es ebenso. Jessy hat nur eine Macke. Sie wettet für ihr Leben gern.

Ja, das ist so eine richtige Macke bei ihr. Ständig fallen ihr irgendwelche neuen Sachen ein, ständig will sie um irgendetwas wetten. Lässt man sich nicht drauf ein, straft sie einen mit drei Tagen Missachtung – lässt man sich drauf ein, hat man meistens die Arschkarte.

So wie ich damals, als sie mit der Wette kam, dass ich mich nicht trauen würde, in eine Schwulenbar hier bei uns in Vegas zu gehen und hinterher einen Bericht darüber in meinen Blog zu setzen.

Tja, da hatte sie mich. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich so eine Bar nämlich noch nie von innen gesehen, und ich hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Solche Etablissements waren mir nämlich schon immer ziemlich suspekt. Ich meine, wer so was braucht, gut und schön, aber ich habe halt schon damals anders getickt.

Die Sache war bloß die: Wenn Jessy mit so einer Wette um die Ecke kommt, kann ich nicht Nein sagen. Ich bin da einfach nicht standhaft genug.

Ich ließ mich also auf die Sache ein und ging am Freitag darauf abends in diese Bar. Himmel, war das ein mieser Schuppen! Schon beim Reingehen roch alles irgendwie nur nach Sex, Schweiß und Urin. Der Boden war dreckig, die Wände verschmiert, die Sitze an der Bar durchgesessen. Schummrige Beleuchtung, so eine komische Trance-Musik – und dann die Typen! Manche in Straßenklamotten, manche in Jocks, andere auch komplett nackt – aber alle wirkten sie irgendwie … getrieben. Irrten durch die Räumlichkeiten, hin und her, wie Süchtige auf der Suche nach Drogen.

Tja, Sex kann halt auch wie eine Droge sein.

Die Räumlichkeiten, die ich mir später noch angesehen habe, setzten dem Ganzen dann die Krone auf: kleine Kabinen mit harten, abgewetzten Liegen drin, ein Darkroom, den ich lieber nicht betreten habe, diverse Slingräume, und natürlich überall Monitore, auf denen die billigsten Pornos liefen.

Dass ich mich unwohl gefühlt habe, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Und dann die ganzen notgeilen Typen, die mich angestarrt haben, als wäre ich Frischfleisch, das jedem zur Verfügung stand …

Ich bin dann also schnell wieder raus und habe zwei Tage gebraucht, um mich von dem Erlebnis zu erholen. Dann habe ich einen Bericht über meinen Besuch im Club geschrieben und ihn in meinen Blog gesetzt.

Damit, so glaubte ich, wäre die Wette erledigt. Gewonnen hatte ich übrigens eine Einladung ins Kino.

Nun, erledigt war die Sache aber ganz und gar nicht, wie ich ein paar Tage später feststellte. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wie viele Leute auf meinen Blogbeitrag reagierten. Und von allen Seiten erhielt ich Zuspruch! In meinem Bericht ging es ja nicht nur darum, dass ich beschrieb, in welchem schlimmen Zustand sich der Club befand, sondern ich warf die Frage aus, warum Läden wie dieser so sein müssen. Nichts gegen Leute, die schnellen Sex suchen – aber kann man denen nicht auch eine vernünftige Umgebung bieten?

---ENDE DER LESEPROBE---