Belgravia (8) - Einkommen fürs Leben - Julian Fellowes - E-Book

Belgravia (8) - Einkommen fürs Leben E-Book

Julian Fellowes

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Beschreibung

Der Butler Turton beschafft John Bellasis einen Brief, der mehr Licht auf Charles Pope wirft und auch eine ländliche Adresse enthält. Oliver enthüllt seinem Vater Einzelheiten über Popes frühere Geschäfte. Und Lady Templemore, erschüttert über das Benehmen ihrer Tochter Maria, setzt ein Datum für die Hochzeit fest.

Julian Fellowes, der Autor von "Downton Abbey", entführt die Leser ins 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht eine unerhörte Liebesgeschichte. Fellowes lässt dabei die Zeit Charles Dickens‘ lebendig werden, zeigt, wie sich der alte englische Adel und die Händler, die mit der Errichtung des Commonwealth reich und mächtig geworden sind, arrangieren müssen. Dabei ist ganz in der Nähe des Buckingham Palastes das teuerste Viertel Londons, Belgravia, entstanden.

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Buch

London, 1841. James Trenchard ist ein ehrgeiziger Mann, der sich mit seinem Baugewerbe einen gewissen Wohlstand erarbeitet hat. Vor 25 Jahren starb seine Tochter im Kindbett. Ihr Sohn Charles, Spross einer heimlichen Liaison mit einem Mann aus dem Hochadel, wurde in die Obhut eines Geistlichen gegeben und seine Herkunft vertuscht. Jetzt droht das Familiengeheimnis enthüllt zu werden. Einzig die beiden Großmütter Anne Trenchard und Lady Brockhurst können den Enkelsohn vor üblen Machenschaften bewahren. Trotz des unterschiedlichen gesellschaftlichen Standes müssen sie gemeinsam für den Enkel einstehen. Können sie das Geheimnis um Charles’ Herkunft lüften und alles zum Guten wenden? Und wird er die Frau heiraten können, die er liebt, obwohl sie einem anderen versprochen ist?

Autor

Julian Fellowes wurde 1949 in Ägypten geboren, wuchs in England auf und studierte in Cambridge. Er ist Schauspieler und preisgekrönter Autor von Romanen, Drehbüchern und Theaterstücken; für »Gosford Park« wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet, die Serie »Downton Abbey« hat ihn weltweit berühmt gemacht. 2009 wurde er in den Adelsstand erhoben. Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, lebt mit seiner Frau Emma im Südwesten der englischen Grafschaft Dorset.

Auf Deutsch liegen außerdem seine Romane »Snobs« und »Eine Klasse für sich vor«.

Julian Fellowes

Belgravia

Einkommen fürs Leben

Roman

Aus dem Englischen von Maria Andreas

C. Bertelsmann

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Belgravia« im Verlag Weidenfeld & Nicolson, an imprint of The Orion Publishing Group Ltd., London.1. Auflage

Copyright © 2016 by Julian Fellowes

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016

beim C. Bertelsmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: bürosüd, München, unter Verwendung eines Motivs von The Orion Publishing Group, London

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-20731-1V001www.cbertelsmann.de

Was zuvor in Belgravia geschah …

Bei einem Besuch in Charles Popes Geschäftsräumen platzte John Bellasis unliebsam hinein. Marias Mutter bestand weiter auf der Hochzeit mit John, während das Herz ihrer Tochter sich dagegen sperrte. Aber Maria war nicht die Einzige, die mehr über Charles Pope erfahren wollte.

Einkommen fürs Leben

John Bellasis gab sich einen Ruck, bevor er über die Schwelle seines Elternhauses in der Harley Street trat. Er wusste sich nicht recht zu erklären, warum ihm das Haus solchen Widerwillen einflößte. Vielleicht weil es im Vergleich zu dem glanzvollen Palais seiner Tante am Belgrave Square so schäbig war. Vielleicht weil es ihn daran erinnerte, dass seine Herkunft nicht ganz so vornehm war, wie sie es hätte sein sollen. Oder es steckten viel schlichtere Gründe dahinter: Vielleicht langweilten ihn seine Eltern auch nur. Sie waren geistlos und ließen sich von hausgemachten Problemen zu Boden drücken; offen gestanden wünschte er zuweilen mit wachsender Ungeduld, sein Vater möge von der Bühne abtreten und ihn damit zum direkten Erben seines Onkels befördern. Wie auch immer, als die Tür geöffnet wurde und er eintrat, musste er gegen einen gewissen Überdruss ankämpfen.

Ein Lunch im Hause seiner Eltern war keine Einladung, um die er sich riss. In der Regel wand er sich mit einer Ausrede heraus: eine dringende Verpflichtung, die sich leider nicht verschieben ließ. Aber heute benötigte er – wieder einmal – Bares, deshalb blieb ihm nicht viel anderes übrig, als sich seiner Mutter gegenüber galant zu zeigen. Schließlich war er ihr Ein und Alles, und sie schlug ihm nur selten einen Wunsch ab. Er verlangte ja kein Vermögen, nur eine gewisse Summe, die ihm bis Weihnachten über die Runden helfen würde, und dann musste er auch noch Ellis und Turton bezahlen. Aber das war eine Investition, stellte er voller Zuversicht richtig. Eine kleine Vorleistung, die ihm ein Vielfaches an Rendite einbringen würde. Hoffte er jedenfalls.

Er hatte keine Ahnung, was der Butler und die Zofe ans Licht befördern würden, aber sein Instinkt sagte ihm, dass die Trenchards etwas zu verheimlichen hatten. Und da könnte jede erhellende Auskunft über Charles Pope und seine Verbindungen weiterhelfen. John baute vor allem auf den Butler. Er wusste eine käufliche Seele auf den ersten Blick zu erkennen, und ein Butler hatte freieren Zugang zu privaten Räumen als eine Zofe. Turton hatte Carte blanche und konnte sich überallhin begeben, wo er es für richtig hielt, auch hatte er Zugriff auf Schlüssel, die niedrigeren Dienstboten vorenthalten blieben. Der Wirkungsbereich einer Zofe war erheblich begrenzter. Natürlich hatte Turton den Überraschten und Entsetzten gespielt, als John andeutete, er könne doch Mr Trenchards Papiere durchsuchen, doch es war erstaunlich, wie rasch das Angebot von sechs Monatslöhnen einen Menschen überzeugen konnte.

Im kleinen Salon, der zur Straße hinausging, fand John seinen Vater in dem Lehnsessel am Fenster sitzen, wo er in der Times las. »Ist Mutter da?«, fragte John und sah sich um. Wenn sie im Haus wäre, könnte er vielleicht ganz auf den Lunch verzichten und gleich zum Kern der Sache vorstoßen, zu den Finanzen.

Die Einrichtung des Salons mutete merkwürdig an. Die meisten Möbel und die Porträts mit ihren schweren Goldrahmen und ihrem schwülstigen Stil wirkten viel zu groß für ihre Umgebung. Der Maßstab stimmte nicht, es sprang regelrecht ins Auge, dass diese Tische und Stühle früher in größeren Räumen gestanden hatten. Sogar die Lampen wirkten wuchtig. All das erzeugte ein klaustrophobisches Gefühl, das das ganze Haus durchdrang.

»Deine Mutter ist auf einer Sitzung.« Stephen legte seine Zeitung beiseite. »Irgendwas wegen der Slums in Old Nichol.«

»Old Nichol? Warum verschwendet sie ihre Zeit mit diesen übel riechenden Dieben, die nichts als Hahnenkämpfe im Kopf haben?« John rümpfte die Nase.

»Weiß ich auch nicht. Rettet diese Leute zweifellos vor sich selbst. Du weißt doch, wie sie ist.« Stephen seufzte und kratzte sich an der Glatze. »Bevor sie zurückkommt, sollte ich dir wohl erzählen …« Er zögerte. Verlegenheit sah ihm gar nicht ähnlich, aber jetzt war er tatsächlich verlegen. »Die Schulden bei Schmitt drücken mich immer noch.«

»Ich dachte, du hättest sie beglichen.«

»Habe ich auch. Sikorsky war so großzügig, mir Anfang des Sommers Geld zu leihen, den Rest habe ich von der Bank bekommen. Aber das ist jetzt sechs Wochen her, und Sikorsky fragt langsam danach. Er will sein Geld wiederhaben.«

»Was hast du denn geglaubt?«

Stephen überging die Frage seines Sohnes. »Du hast mir doch einmal von einem polnischen Geldverleiher erzählt.«

»Der fünfzig Prozent verlangt. Und von einem Geldverleiher zu leihen, um den anderen auszuzahlen …« John setzte sich. Irgendwann musste es ja so weit kommen. Sein Vater hatte sich eine Riesensumme geliehen, ohne die Aussicht, sie jemals zurückzahlen zu können. Dann hatte er die Schulden verdrängt, aber jetzt holten sie ihn ein. John schüttelte den Kopf. Er hielt zwar auch sich selbst für einigermaßen verantwortungslos, aber Frauen waren doch eine ungefährlichere Obsession als das Glücksspiel.

Stephen starrte mit einem hoffnungslosen Blick aus dem Fenster. Er steckte bis zum Hals in Schulden, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er bei den schmuddeligen Bettlern und Vagabunden da draußen auf der Straße landen würde. Oder vielleicht würden sie ihn einfach ins Gefängnis werfen, wo er schmoren müsste, bis er zahlte? Im Grunde war es zum Lachen: Seine Frau half eifrig den Armen, während ihre Dienste in nächster Nähe benötigt würden.

Als John sah, wie verzweifelt sein Vater in den Sessel zurücksank, tat er ihm zum ersten Mal im Leben herzlich leid. Es war ja nicht Stephens Schuld, dass er als Zweiter zur Welt gekommen war. John hatte bewusst oder unbewusst seinen Eltern stets alles übel genommen; aus seiner Sicht waren sie an allem schuld. Er schob ihnen die Schuld dafür zu, dass die Familie nicht in Lymington Park lebte, dass sie kein großes Haus am Belgrave Square besaß, und sogar dafür, dass er, John, als ältester Sohn des Zweitgeborenen und nicht des Erstgeborenen das Licht der Welt erblickt hatte. Als Edmund Bellasis bei Waterloo fiel, war John noch ein Kind gewesen, aber im tiefsten Grunde seines Herzens fand er es nur gerecht, dass sein Cousin das Feld geräumt und ihn zum Erben gemacht hatte. Wenigstens war eine Lösung in Sicht. Sonst müsste er wie sein Vater alle Hoffnung fahren lassen.

»Vielleicht könnte Tante Caroline helfen«, schlug John vor und schnippte ein Staubflöckchen von seiner Hose.

»Glaubst du wirklich? Du überraschst mich.« Sein Vater drehte sich zu ihm, presste die Hände zusammen und sah ihn mit flehenden Augen an. »Ich dachte, das hätten wir schon aufgegeben.«

»Bleibt abzuwarten.« John rieb sich die Hände. »Ich habe jemanden auf den Fall angesetzt.«

»Soll das heißen, du spionierst immer noch diesem Mr Pope hinterher?«

»Genau.«

»Also, da ist definitiv etwas faul. Sein Einfluss auf Caroline ist höchst seltsam, um nicht zu sagen ungehörig.« Stephens Gesicht, auf dem ein dünner Schweißfilm lag, glänzte in der Sonne, seine dunklen Augen irrten im Raum umher. »Caroline hat etwas zu verbergen, verlass dich drauf!«