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Wenn Menschen so viel unterwegs sind, dass sie bei der Frage nach ihrer Herkunft erstmal lange nachdenken oder am Flughafen vergessen, ob sie auf die Ankunfts- oder Abflugsanzeige schauen müssen, dann sind sie entweder überall zu Hause oder nirgendwo. Die Figuren dieser zehn Geschichten bewegen sich zwischen Wien und Rom, Barcelona und Prag, und selbst ein Date in London muss zumindest im polnischen Club stattfinden. Unterwegs sein heißt, vor Beziehungen auf der Flucht zu sein oder beim Kennenlernen schon an den Abschied zu denken und gar nicht erst hinter der coolen Fassade hervorzukriechen. Inmitten eines unaufgeregten und oft witzigen Geplänkels tut sich stets unmerklich ein Graben auf, über den der Leser jedoch leicht hinüberhüpfen kann, denn die entscheidenden Informationen stehen bei Deborah Levy immer wohldosiert zwischen den Zeilen. Es liegt an uns, sie zu entziffern. Das Schalkhafte, das Melancholische und ganz besonders das Elegante in Levys Sprache hat die Übersetzerin Barbara Schaden genau eingefangen.
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Seitenzahl: 96
Veröffentlichungsjahr: 2014
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DEBORAH LEVY
Aus dem Englischen von Barbara SchadenMit einem Vorwort von Michèle Roberts
Verlag Klaus Wagenbach Berlin
Die englische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Black Vodka bei And Other Stories in High Wycombe.
E-Book-Ausgabe 2014
© 2013 Deborah Levy
© 2014 für die deutsche Ausgabe:
Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4163 7
Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3265 9
Lesen Sie weiter…
Deborah LevyHeim schwimmenRoman
Es könnte ein Ferienidyll sein, an der französischen Riviera – wäre da nicht Kitty Finch, die sich in der Villa einnistet und die Lebenshülsen der englischen Familie Jacobs in sich zusammenfallen lässt. Mit kühler Lakonie hält Deborah Levy den Leser bis zum unerwarteten Ende gefangen.
Aus dem Englischen von Richard BarthQuartbuch. Gebunden mit Schutzumschlag. 168 SeitenAuch als E-Book erhältlich
Tanguy VielDas Verschwinden des Jim SullivanEin amerikanischer Roman
Das Leben war schon mal netter zu Dwayne Koster, und so besieht er sich die Welt nun vorzugsweise von seinem Wagen aus, einem Dodge Coronet aus den sechziger Jahren, und hört dabei Musik von Jim Sullivan. Das neue Buch von Tanguy Viel ist ein Roman hinter dem Roman. Eine hochkomische, sehr unterhaltsame Parodie ebenso wie eine große Hommage an den amerikanischen Roman.
Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-HenkelQuartbuch. Gebunden mit Schutzumschlag. 128 SeitenAuch als E-Book erhältlich
Daniel AlarcónDes Nachts gehen wir im KreisRoman
Auf der Theaterbühne ist Nelson seiner Rolle gewachsen – nicht aber im wirklichen Leben. Er ist einer derjenigen, die nach einem Krieg noch immer den Weg zurück in die Normalität suchen. Und so probt auch er seine eigene Existenz, geht im Kreis – und wird dabei vom Feuer verzehrt.
Aus dem Amerikanischen von Friederike MeltendorfQuartbuch. Gebunden mit Schutzumschlag. 352 SeitenAuch als E-Book erhältlich
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Verlag Klaus Wagenbach Emser Straße 40/41 10719 Berlin
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Vorwort
Black Vodka
Schlaglicht
Wien
Sternenstaub
Bettgespräche
Höhlenfrau
Ein Anruf
Simon Tegalas Herz in 12 Teilen
Roma
Ein besseres Leben
In ihrer Knappheit und Verdichtung passt die Form der Short Story sehr gut in unsere Zeit mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne des zeitgenössischen Lesers, den Brüchen und der Fragmentierung unseres heutigen Bewusstseins. Deborah Levy nutzt sie auf wunderbare Weise, sie taucht hinab in diese Brüche und Spalten und bringt dort regelrechte Unterwasserminen an, die sie dann im Leser explodieren lässt. Ihre eleganten und launigen Geschichten erforschen den Schmerz und die Verrenkungen des modernen Lebens, das Schweigen und die Ausflüchte zwischen Menschen, die fürchten, sie könnten nicht cool genug sein, nicht alles im Griff haben.
In ihrem Setting, dem Schauplatz, der Thematik, der Umsetzung sind diese Storys europäisch. Sie nehmen Anleihen bei anderen Kunstformen, beim Film und bei der Lyrik. Gleichzeitig sind sie beunruhigend und experimentell, zwingen uns zu hinterfragen, was es bedeutet und wie es sich anfühlt, Weltbürger zu sein und doch nicht genau zu wissen, wo wir hingehören und ob wir überhaupt noch irgendwo hingehören können. Illusionen werden hier weniger zerstört, als vielmehr kurz und grell aufgeblendet, wie Werbung auf dem Bildschirm. Levys Prosa fordert uns weder zur Selbsterkenntnis auf, noch führt sie uns eine mythische conditio humana vor Augen: Sie hält uns stattdessen einen glitzernden Spiegel vor, der uns Einblicke in neue, andere, mögliche Seinsweisen gewährt.
Wenn wir diese Geschichten lesen, müssen wir unsere Auffassung davon, was Identifikation mit anderen – in ihrem ganzen Anderssein, ihrer wunderbaren Unerkennbarkeit – bedeuten kann, ausdehnen und erweitern. Was als die Einsamkeit des Menschen in unserer Zeit erscheinen könnte, bietet paradoxerweise eine Chance zum Wandel, zu neuen Möglichkeiten der Begegnung.
Michèle Roberts
London, Oktober 2012
Als ich Lisa zum ersten Mal sah, wusste ich, dass sie mir helfen würde, ein ganz anderer Mensch zu werden. Dieses Wissen fühlte sich an wie ein Sommerurlaub. Es entspannte mich, obwohl ich normalerweise ziemlich verkrampft bin. Eines müssen Sie nämlich über mich wissen: Ich habe einen kleinen Höcker, eine Art Buckel zwischen den Schulterblättern. Wenn ich nur ein Hemd trage, ohne Sakko, merkt man, dass mehr an mir dran ist, als es zuerst den Anschein hat. Ist es nicht seltsam, wie fasziniert der Mensch von Prominenz und Missgestalt bei der eigenen Spezies ist? Die Leute starren meinen Höcker etwa sechs Sekunden länger an, als der Anstand erlaubt, und versuchen den Unterschied zwischen ihnen und mir zu ermessen. Meine Mitschüler nannten mich »Ali«, weil so, fanden sie, Kamele heißen. Ali Ali Ali. Ali hat einen Höcker. Das Wort »Pausenhof« vermittelt nur eine unzulängliche Vorstellung von der Art ethnischer Säuberung, die hinter den angeblich zu unserer Sicherheit gedachten Toren vor sich ging. Von sehr jungen Jahren an wurde ich in der Kunst der Ausgrenzung unterwiesen. Deformiert. Anders. Fremd. Geh dahin zurück, wo du herkommst, Ali. Zwar war ich, wie auch die anderen Jungs, in Southend-on-Sea geboren, lebte aber in der arabischen Wüste im Exil, und ich durfte nicht mit ihnen hinter den Muschelbuden rauchen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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