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Es ist heiß. Sehr heiß. Sie sind aus London gekommen, um in einem Haus bei Nizza Ferien zu machen: Das Ehepaar Jozef und Isabel Jacobs, er Schriftsteller, sie Kriegsberichterstatterin; die beiden teilen schon lange nichts mehr, außer der Zeit, die sie miteinander verbracht haben. Ihre vierzehnjährige Tochter Nina, die wenig von ihren Eltern hält, aber umso mehr in pubertäre Gefühlsschwankungen verstrickt ist. Schließlich ein befreundetes Ehepaar, dessen Laden gerade pleitegeht. Beste Voraussetzungen für geruhsame Ferien. Tatsächlich bricht schon bald das Unheil herein. Ein nackter Frauenkörper treibt im Schwimmbad. Aber diese junge Frau namens Kitty Finch ist nicht tot. Schwankend zwischen verletzlich und exaltiert, nistet sich die selbsternannte Botanikerin mit den grüngelackten Nägeln in der Villa ein und mischt die ohnehin komplizierte Lage auf. Und sie wünscht sich nichts mehr, als dass der Dichter sich mit ihr und ihrem Gedicht "Heim schwimmen" beschäftigt. Deborah Levy gelingt es, in 160 Seiten und sieben erzählten Tagen ein beunruhigendes und doch vertrautes Familienpanorama zu zeichnen - unbehauste Personen, unfähig zu einem gemeinsamen Zuhause. Ein wahrer Albtraum, wäre das Buch nicht voller witziger Episoden und komischer Figuren.
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Seitenzahl: 191
Veröffentlichungsjahr: 2013
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DEBORAH LEVY
Aus dem Englischen von Richard Barth
Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel SwimmingHome bei And Other Stories in High Wycombe.
© 2011 Deborah Levy© 2013 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach,Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4125 5Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN 978 3 8031 3247 5.
Für Sadie und Leila, meine Lieben auf ewig
»Jeden Morgen erzählen in allen Familien Männer, Frauen und Kinder, WENN SIE NICHTS BESSERES ZU TUN HABEN, einander ihre Träume. Wir alle sind unseren Träumen ausgeliefert und wir sind es uns schuldig, ihrer Macht auch im Wachzustand Tribut zu zollen.«
La Révolution surréaliste, Nr. 1, Dezember 1924
Juli 1994
Als Kitty Finch das Lenkrad losließ und zu ihm sagte, dass sie ihn liebe, da wusste er nicht mehr, ob sie sich mit ihm unterhielt oder ihm drohte. Das Seidenkleid rutschte ihr von den Schultern, als sie sich über das Lenkrad beugte. Ein Kaninchen lief über die Straße, und das Auto scherte aus. »Warum packst du nicht deinen Rucksack und schaust dir die Mohnfelder in Pakistan an, wie du es dir immer gewünscht hast?«, hörte er sich sagen.
»Ja«, sagte sie.
Es roch nach Benzin. Ihre Hände flatterten über dem Lenkrad wie die Möwen, die sie vor zwei Stunden von ihrem Zimmer im Hotel Negresco aus gezählt hatten.
Sie bat ihn, sein Fenster zu öffnen, damit sie hören könne, wie die Insekten im Wald einander riefen. Er kurbelte das Fenster herunter und forderte sie sanft auf, sich auf die Straße zu konzentrieren.
»Ja«, sagte sie, den Blick wieder auf die Straße gerichtet. Und dann erzählte sie ihm, dass die Nächte an der Côte d’Azur immer so schön »weich« seien. Die Tage seien hart und röchen nach Geld.
Er streckte den Kopf aus dem Fenster und spürte, wie die kalte Bergluft auf seinen Lippen brannte. In diesem Wald, der jetzt eine Straße war, hatten einst urzeitliche Menschen gelebt. Sie wussten, dass die Vergangenheit in Felsen und Bäumen zu Hause war, und sie wussten, dass ihr Begehren sie unbeholfen, verrückt, rätselhaft und verkorkst werden ließ.
Mit Kitty Finch so intim zu sein war eine Lust, eine Qual, ein Schock und ein Experiment gewesen, vor allem jedoch ein Fehler. Er bat sie noch einmal, ihn bitte, bitte, wohlbehalten nach Hause zu seiner Frau und seiner Tochter zu bringen.
»Ja«, sagte sie. »Das Leben ist nur lebenswert, weil wir hoffen, dass es irgendwann besser wird und dass wir am Ende alle wohlbehalten heimkehren.«
Der Swimmingpool im Garten der Ferienvilla glich weniger einem dieser tristen blauen Pools, wie man sie aus Urlaubsprospekten kennt, als einem Teich. Einem Teich in Form eines Rechtecks, den eine italienische Steinmetzfamilie aus Antibes aus dem Stein gehauen hatte. Der Körper trieb am tiefen Ende, wo das Wasser im Schatten einer Reihe von Pinien kühl blieb.
»Ist es ein Bär?« Joe Jacobs deutete vage Richtung Wasser. Er spürte, wie sich die Sonne in das Hemd einbrannte, das sein indischer Schneider für ihn aus einem Ballen Rohseide angefertigt hatte. Sein Rücken brannte wie Feuer. In dieser Juli-Hitzewelle schmolzen selbst die Straßen.
Seine Tochter, Nina Jacobs, vierzehn Jahre alt, stand in ihrem neuen, mit Kirschen bedruckten Bikini am Poolrand und warf ihrer Mutter einen ängstlichen Blick zu. Isabel Jacobs öffnete gerade den Reißverschluss ihrer Jeans, als wolle sie ins Wasser springen. Gleichzeitig sah Nina, wie Mitchell und Laura, Freunde der Familie, mit denen sie einen Sommer lang diese Villa teilten, ihre Teetassen abstellten und zu den Steinstufen gingen, die am seichten Ende in den Pool führten. Laura, eine schlanke, eins neunzig große Riesin, schleuderte ihre Sandalen von sich und watete bis zu den Knien ins Wasser. Eine abgewetzte gelbe Luftmatratze stieß gegen den moosbewachsenen Beckenrand und trieb die Bienen auseinander, die dort in verschiedenen Stadien des Todeskampfs schwammen.
»Was glaubst du, was es ist, Isabel?«
Von dort, wo sie stand, sah Nina, dass es eine Frau war, die da nackt unter der Wasseroberfläche trieb. Sie schwamm auf dem Bauch, die Arme von sich gestreckt wie ein Seestern, und ihre langen Haare umspielten ihren Körper wie Seegras.
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