Blinde Bienen - Kathrin Schmidt - E-Book

Blinde Bienen E-Book

Kathrin Schmidt

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Beschreibung

Neue Gedichte von der Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2009 Mit ihrem Roman Du stirbst nicht hat Kathrin Schmidt berührend, eindringlich und bestechend komisch die Geschichte einer Rückeroberung des Lebens über die Sprache erzählt. Dieser Gedichtband zeigt, wie verblüffend gelenkig Kathrin Schmidt als Lyrikerin mit Worten balanciert. Ein Lesevergnügen!Motivreichtum, Sprachspiele, Klangvielfalt und frappante Brüche – hier wird alles geboten, was das Gedicht an Möglichkeiten gewährt. Unangestrengt genau, beiläufig bedeutsam, direkt auf den Leser, sein Herz und seinen Verstand gezielt. ein, ausgebe ich einen laut ins luft?zupfe ich aus dem luft einen laut?das luft steht ausgegossen wie spülicht (höricht, fühlicht) zwischen den hauszeilen, deren knotige schriftenins verlassene driften zum ortsrand hin, nebelgelenkeverbinden die domizile der wachsamkeit, das luft hat den fußin der tür, die hand an der klinke, schwelt, sickert insfadenkreuz der gebogenen brauen, von wo es einkatzsprung ist ins kalkül, durch den kopfschießt das luft mit gedoppelter flinte, die tintevergessens löscht aus, was da war, war da was?, das luft wird naß vom gebrauch, schmauchtaus den lungen ins spülicht zurück, fühl ich,hör ich, mein laut hat den ausgang gefunden,ins luft, aus luft

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Seitenzahl: 49

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Titelich häftlingin duwer anderen ein ei ins nest färbtlandnamedas anderebandsalat im preußischen urstromtellerschlüsselfragefrühlings aufstiegob sommer, ob winter:horrende käfigzahlen, schnorrende gestaltenspiegelgedoppeltsprechendes rehtierverspieltblinde bienenapfelbolerobirnen erratenstromausfalls abendgabelippenblütlerpunkt. machen.wo du herkommstlos. gezogen.wolfsblauim öl der hitznachtreloadedblenden. paradieren.die zeit, die scheupupillenkokillenhimmels engnässeauf tritt verzweifeln:ebbe und flutspähstück für mond und frauein vogel hinkte, stumpfdurchschwärmte nächteaber der flugsimulator,atmen, florierenmilde kleine diagnosesplitterretrospektivsaum und sander, zaum und zandermondversuchtblaue symbiosehundssterben, engelstodvokalise geht einkaufenhierkein böcklicht männleinein, aushamster ans herzgültiger laufpasseffendi im effektenfieberzur mitte bleibt, wie es war, einfach allesvorzeitkometenverzogener atlasmein mandarinkandarenstarrsiebter block, fünfter stockwir wussten, wir trugen polnischees ging um nichtserneute reise in eingezäunte revieredorfaue, abendlichrahmen aus luftinvaliden. veteranen. straßen.konkordanzfallmumbay, schreiendeüberschlägig:ich hatte im mund ein bündelbrachmond mit frauenaltes beifahrerhausvergehenich weiß gar nicht,kleine anfragedas schicksal willschnabeltassebronchiale stuntsmit allen wassernfragen sindDankBuchAutorinImpressum

ich häftlingin du

wasn zuletzt?: vogelkloppe ums tote insekt. ich lachend, rauchend aufm hochsitz, als mir smesser aufspringt im täschchen, die arteria choroidea schlitzt. von nun an alles. sehr schnell schemen. bruchstück. haft. ausgestreckt. raffts mich. mimt budenzauber, bis ich nach wochen zu mir zurückkomm. ein rechtes leichlein liegt in der lakengruft, links überlebt. oberhalb kopfes flirren die monitore, ferngesteuert schlägts herz darauf ein: wasn das. wasn das. wasn das. wasn ditte? wasn das. wasn fürn graben im kopf? wasn für blutbrücken drüber? schemen. bruchstück. haft. ich häftlingin du, epileptisch verkrümmt. die kopffarbe ausgekoffert, haare fortan hinfort, grau in die jahre gedehnt. da brauchts aber keinen. aber einen: feindstaub, der mitzischelt im untergedöns. ngedengelten zwitscherling, sensenfräulein. oder wer immer.

wer anderen ein ei ins nest färbt

für Volker Braun

muss nicht kuckuck schrein, kann aber klang im namen tragen und ohne unterleib sein. ich zum beispiel habe die welt erreicht an einem eher eng zu nennenden ort in einer eher eng zu nennenden landschaft, die, von bergen umstellt, am thüringer becken hing. mein nest war mir sicher, nie hatte ich furcht, der vorrat wollte nicht reichen, und dass mir die kleider schnell platzten aus den volkseigenen nähten, war meine wie meiner mutter und großmutter absicht. die wände schienen noch ganz zum schutz ums familiäre gestirn gezogen, ums tägliche zuckerei und die freitagswäsche. die enge machte zum beispiel, dass ich sie kennenzulernen vermochte, dass ich all ihre winkel und kleinlichen öffnungen kannte, ihren geruch, ihre hitze, die in wechselnden streifen von kälte durchzogen schien. ich hockte einfach im nest und wartete ab, während man mir die füße, die finger, den kopf auf die keimende brust band, was ich genoss um der klaren grenzen willen, die man um mich gezogen hatte. noch wusste ich den einen, den anderen begehbaren schrank, aus dem das eine, das andere stück zum zweck der verkleidung leicht zu entnehmen und nachher leicht zu verstauen schien, denn gebunden ans nest hab ich sehr gern geklaut, bin plündernd durch die provokationen gezogen, mit eingewinkeltem herzen, eingewinkeltem blick. (nach aufrechtem gang kein verlangen, die hände vorm schoß.) so einem kind wie mir haben die sachen nicht passen wollen, die ich mit vorliebe trug, manchmal erbte und färbte in kirsch oder braun, die ich endlerte und auftrug bis zum abmickeln, ohne dass irgendjemand im nest davon sprach. ich hatte immer einen aufsatz im blut reifen, der sich nicht leichtfertig aufsagen ließ oder aufschreiben, ohne dass eine leise ahnung seiner struktur in mir zu ankern versuchte. so ging ich langsam ans platzen. nicht mit effekt, nicht mit hörbarem knall, einer merklichen druckwelle gar – ich ließ nur die beine ein bisschen baumeln über den rand, ein buch in der hand, inzwischen von kindern umstellt, deren zungen bös zu reden verstanden. zuerst lösten sich auf sehr einfache weise zwei knoten in tief gelegenen gefäßen, ließen so manches organ in blüte geraten, beispielsweise die augen, die anders zu sehen vorgaben, oder die milz, die mich fortan zu schützen meinte vor legionellen und wundbrand. später leckten die adern luft. arme, beine und kopf lösten sich von der brust, dass druckstellen sichtbar wurden, ich aber im großen und ganzen, was dechiffriert natürlich im kleinen und halben nur hieß, wirklich ein dickes ei blieb, fremdgelegt in ein (wenn auch) enger werdendes nest und von unterleibslosen vögeln mit falschem (wenn auch) futter gestopft.

landname

in landes namen bist du kaum geboren, da gehn schon aus dem leimwort hütdudich, kommrum und seidabei. im röckchen letztere, das wackelt, passt und luft hat für die welt, darin der wind stehtgeht und fällt. mit hütchen hütdudich. kommrum im heldenfrack. du liegst noch nackt in leimworts schatten, da macht schon landes name, dass dir kleider wachsen quer übern leib, vokabel für vokabel fest verstrickt. der beilauffaden schillert in den landesfarben. so bunt gemustert bist du lustig bis befeuert und stellst die jahre auf den kopf. bist farben- froh. unmerklich aber kann es plötzlich sein, dass weiß dein geist austritt, sich aufpflanzt vor dem ungefähren schatten, den leimwort wirft, und tönet: hütdudich! kommrum und seidabei! (du siehst sie lachen, flattern, hörst sie nicht.) du zuckst zusammen, leimworts zunge schnellt hervor. dran hängen die drei geistesgrößen über kurz,