sommerschaums ernte - Kathrin Schmidt - E-Book

sommerschaums ernte E-Book

Kathrin Schmidt

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Beschreibung

»… der herbst / würde ohne kürbisse bleiben in diesem jahr / wie ich ohne dich.« Neue Gedichte von Kathrin Schmidt. Kathrin Schmidts neue Gedichte erzählen vom Älterwerden, von Abschieden, von der Vergänglichkeit. Und doch sind sie das Gegenteil von Stillleben, denn sie sprechen immer »vom Leben her«. Still steht da nichts, alles bewegt sich – getrieben von großer Lebensliebe, Klugheit und scharfem Humor. Gesprochen und nachgedacht wird über den Körper und seine Metamorphosen, über das Vergehen der Natur ringsum, über das, was Familie bedeutet. Über alles, was bleibt, und über die Dinge, die – manchmal auch Gott sei Dank – verschwinden. Neben urbane Schauplätze treten oft ländliche Gegenden. Die Texte »spielen« auf dem Land, im Dorf oder zumindest im Garten. Das Vokabular schöpft aus dieser Naturwelt, aber es ist keine ungebrochene Idylle: Windräder stehen im Bild, ihre Rotoren zerschneiden die Luft. So gelingen Kathrin Schmidt Gedichte, die beides miteinander verklammern: die Natur und die Stadt, das Leben und das Sterben, den sinnlichen Eindruck und die abstrakte Analyse. » solche gegenden zahlen mit blütenzucker für schlaf. in wellen fährt er durchs feld, sammelt kraft für den gang in die ortschaften. wo du zusehen kannst, wie stunde für stunde vollendete gegenwart quert vorm verschwinden. wo du platzhalter bist. «

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Seitenzahl: 47

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Über kathrin schmidt

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Inhaltsverzeichnis

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Über kathrin schmidt

Kathrin Schmidt, geboren 1958 in Gotha, arbeitete als Diplompsychologin, Redakteurin und Sozialwissenschaftlerin. Sie erhielt für ihre literarischen Arbeiten zahlreiche Preise, darunter den Leonce-und-Lena-Preis 1993. Ihr 1998 erschienener Roman »Die Gunnar-Lennefsen-Expedition« wurde mit dem Förderpreis des Heimito-von-Doderer-Preises und dem Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1998 ausgezeichnet. Für ihren Roman »Du stirbst nicht« erhielt sie 2009 den Preis der SWR-Bestenliste und den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschien ihr Gedichtband »waschplatz der kühlen dinge« (2018).

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Über dieses Buch

Kathrin Schmidts neue Gedichte erzählen vom Älterwerden, von Abschieden, von der Vergänglichkeit. Und doch sind sie das Gegenteil von Stillleben, denn sie sprechen immer »vom Leben her«. Still steht da nichts, alles bewegt sich – getrieben von großer Lebensliebe, Klugheit und scharfem Humor. Gesprochen und nachgedacht wird über den Körper und seine Metamorphosen, über das Vergehen der Natur ringsum, über das, was Familie bedeutet. Über alles, was bleibt, und über die Dinge, die – manchmal auch Gott sei Dank – verschwinden. Neben urbane Schauplätze treten oft ländliche Gegenden. Die Texte »spielen« häufig auf dem Land, im Dorf oder zumindest im Garten. Das Vokabular schöpft aus dieser Naturwelt, aber es ist keine ungebrochene Idylle: Windräder stehen im Bild, ihre Rotoren zerschneiden die Luft. So gelingen Kathrin Schmidt Gedichte, die beides miteinander verklammern: die Natur und die Stadt, das Leben und das Sterben, den sinnlichen Eindruck und die abstrakte Analyse.

Inhaltsverzeichnis

nach dem trabantentrara

nach dem trabantentrara

spätlese

sommerschaums ernte

nichts sagend

phrasenstrukturgrammatik

kardiales troponin

rosenseife

wesenheiten

altneubausubstanz

muster, geloopt

ballon d’amour

aller falschen dinge

siebentabu

geweihnacht

bildproduktion

reizzeit

engerlings blues

engerlings blues

gelbes elend

fingerbeerenlese

bildnis der grenze als verlorene zeit

gelten, gebieten

parzelliertes verbrechen in untergeordneter landschaft

fälliger wechsel

l’absence d’eau

kopierte pausen

im mädchenwald

werkswesen

statistik der lockerungen

sturzkasse

paar unterm dach

paar unterm dach

sanitätseinsatz

das war

höfischer phlox

erkundung

immerdar

fühlung

zu sehen,

technischer fortschritt

vom schreddern der tage

optionshandlung

gefleckte mandeln

schwundsache

gesellenstück

schwarze platten

stundenausfall

lunatische gedichtnis

gemischt faschiert

gemischt faschiert

far-fetched

synkope

beim wort genommen

geländegänger

rechnung ohne wirt

lockerer taschenschnabel

ufervolk

auf den hund gekommene dinge

heimkehr in homecare und umkehr

Aschene Quadrille

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

nach dem trabantentrara

nach dem trabantentrara

es ist zu ende. in gewissem sinne ganz ausgestanden, das ding

mit den kindern, die sich aus deinem körper stanzten.

sicher, da bleiben löcher, wo sie einst steckten,

als sie noch nicht mit dem knüppelchen knallen

und knülle ins bett fallen konnten. als sie in deinem wasser

schwammen, bewusstseinsschweblingen gleich,

und von nachtniere zu morgenmund wanderten

im ohnelicht. in gewissem sinne dir fern jetzt

und fremdlinge, deren freiersfüße sprungbereit zucken.

trabantenstatus gekündigt. das gerissene sehnen

will dich noch hin und wieder ergreifen

mit abgekupfertem beistand. da helfen gestrickte tricks,

um die schultern getragen. das rückgrat

steht wurzelstockfarben und steif.

spätlese

wir verständigten uns über äpfel,

die in aufgegebenen gärten,

an wegrändern wuchsen,

über gestreckte äste in teiche fielen,

sauer blieben über das herbstgold hinaus,

die nicht geerntet wurden, nicht abgeholt,

nicht in plastikeimern gesammelt, entsaftet,

vermust, nicht zentrifugiert oder in ringen

getrocknet, nicht im schmalz versenkt

oder in enten, gänse gefüllt,

deren schale sich nicht in tee verwandelte,

der saft keineswegs zu gelee,

das püree nimmer in fruchtleder:

in dosen verwahrt, spräche es noch im winter

vom spätsommer, vom früh- und vom spätherbst

unter unseren längst vergangenen umständen,

vom sammeln, sich bücken,

der räuberleiter, den kletterkindern,

den unter der last zerreißenden taschen.

uns, die wir den gravensteiner verehrt hatten

(nur kurze zeit haltbar), den boskoop

in rührteig versenkt und langsam verbacken,

war mit den kindern der platz aus dem haus gegangen,

hatte das haus gleich mitgenommen,

so dass wir im kleinen zimmer hockten,

kein raum für stühle und tisch in großer runde,

für gläser, töpfe, dosen, flaschen, wünsche,

besuch und vergebung, aber wenigstens

verständigten wir uns über äpfel

in aufgegebenen gärten.

sommerschaums ernte

den verregneten sommer über begleitete schaum die mädchen der stadt.

der nacht zwischen zwölf und null entwischt, bemerkten sie nicht,

wie er ihre frisuren tönte und ihnen mürbes licht auflegte.

auf der haut fälschte er sonne mit moussierendem schmelz.

immer, wenn ich eines der mädchen stellte, sprach es vom schnee,

der aus meinen gelenkkapseln riesele. das alter antwortete selbstherrlich

auf jeden versuch, mir meine knochen fünfzehnjährig vorzustellen.

nichts blieb mir übrig, als es den mädchen nachzusehen, wie sie perlten.

später, im herbst, erntete ich den schaum, der sich von ihnen löste

und auf den trottoirs um die ecken flatterte. wenn ich ein fetzchen

erwischte, stopfte ich es in mund und ohr. sehr deutlich hörte ich dann

die schönen klanglichen körper der mädchen, birnen und deren duft.

nichts sagend

du siehst nicht, wie unsere salzige hefe den sommer

noch einmal aufgehen ließ. still stehen sätze,

die wir uns eben noch zuflüsterten, im getreide ringsum.

wir aber schlafen, werden später als pflückfische