Blowjob - Tagebuch einer Oralsex-Praktikantin - Fiona Albrecht - E-Book

Blowjob - Tagebuch einer Oralsex-Praktikantin E-Book

Fiona Albrecht

3,9

Beschreibung

Fiona Albrecht, ein vielversprechendes Nachwuchstalent unter den jungen, deutschen Autorinnen, präsentiert mit "Die Oralsex-Praktikantin" eine drastische, mitunter verstörende Autobiographie. Schonungslos schildert Albrecht, was für eine Herausforderung es darstellt, den Angestellten eines deutschen Finanzunternehmens zwischen ihren diversen Geschäftsabschlüssen immer wieder einen zu blasen. Dabei zeigt sich die Erzählerin als starke, aber auch verletzliche Frau und offenbart faszinierende Einsichten in die verschiedensten Schattierungen der Sexualität in Zeiten des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes, des Humankapitals und der Ich-AG. "Die Oralsex-Praktikantin" gibt einer neuen Frauengeneration eine Stimme und wirft mit seiner tragikomischen Erzählweise zugleich einen kühl sezierenden Blick auf unsere Gesellschaft. Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie den täglichen Oralsex im Büro nie wieder auf dieselbe Weise wahrnehmen wie zuvor.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 308

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,9 (17 Bewertungen)
6
6
3
2
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Passion Publishing Ltd.

Postfach 11 28

D-53621 Königswinter

[email protected]

Copyright © Passion Publishing Limited 2013

Fiona Albrecht

Blowjob –Tagebuch einer Oralsex-Praktikantin

DANK

Ich danke hiermit ganz herzlich:

... Bine, durch die ich überhaupt erst auf die Idee zu meinem Blog gekommen bin und die damit an der Entstehung auch dieses Buches maßgeblich beteiligt ist.

... meinem Trottel von Ex-Freund und der Schnalle vom BaföG-Amt, die beide auf ihre Weise auch nicht ganz unschuldig daran sind.

... Knuffel, die ich vermutlich sogar nachts um drei anrufen könnte, wenn ich mich mal wieder wegen einer Geschichte ausheulen will, die mich halb um den Verstand bringt (keine Sorge Knuffel, ich probier‘s nicht aus ;-)).

... Fluppi, der mir in der harten Phase meiner Manuskriptarbeit mit Rat und Tat und Choco Crossies zur Seite gestanden hat und dessen technisches Know-how mich vor so manchem Nervenzusammenbruch bewahrt hat, wenn mein PC mal wieder nicht so wollte, wie er sollte.

... Petra K. – dafür, dass sie einfach nur Petra K. ist (also witzig, liebenswert, aufbauend und immer up to date).

... der gesamten Schwanzlutschermädchen-Combo.

... Lena Meyer-Landrut, die für mich ein großes Vorbild und ein Beispiel dafür ist, was man auch als junge Frau erreichen kann, wenn man sich nur ganz viel Mühe gibt und keinesfalls verbiegen lässt. Verdammte Axt, Lena, du hast es wirklich drauf!

... und nicht zuletzt ganz besonders dem Team von Passion Publishing, weil sie nicht nur etablierten Autoren, sondern auch einer Nachwuchs-Schriftstellerin die Chance auf eine Buchveröffentlichung gegeben haben.

Ihr seid spitze!

Blogeintrag Fiona Albrecht vom Montag, 2. Mai 2011

Mann, das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich auch einmal anfange, eines dieser schnieken Blogs zu schreiben! Meine GK-Lehrerin hat uns vor ein paar Jahren immer gesagt: Leute, ihr solltet euch wirklich überlegen, ein Tagebuch zu schreiben. Wenn ihr dann in ein paar Jahren oder Jahrzehnten alles lest, wird euch erst richtig klar, wie ihr euch in all der Zeit verändert habt.

Ich dachte mir damals: Wo um Himmels willen soll ich für so was nur Zeit hernehmen? Und außerdem schreibt heutzutage kein Mensch mehr Tagebücher, sondern Blogs im Internet. Zumindest fangen die Leute damit an, langweilen ein paar Tage lang ihre wenigen Leser, stellen dann fest, dass sie so wenig zu sagen haben, dass sie sich selbst beim Schreiben anöden, und lassen das Ganze dann irgendwann sein. Na, mal gucken, wie lange ich dranbleibe.

Wobei ich mir nicht einbilde, dass so viele Leute so furchtbar wild darauf sind, das Geschreibsel von irgendeiner wildfremden 19-Jährigen zu lesen. Deshalb begrüße ich euch alle vermutlich im sehr kleinen Kreis. Ich habe die Adresse zu diesem Blog einem sehr begrenzten Kreis von Freunden und Bekannten geschickt; vielleicht setze ich noch einen Link auf meine facebook-Seite, das war‘s. Ich brauche kein Riesenpublikum, sondern fühle mich viel wohler, wenn ich schreiben kann wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Was das Zeitproblem angeht, das hat sich auf eine ziemlich doofe Weise gelöst. Wie ihr ja wisst, bin ich wegen meines Studiums hierher gezogen, weg vom trauten Heim, hinaus in die Fremde... *lach* Um mich dabei finanziell über Wasser halten zu können, wollte ich eigentlich BAföG beziehen.

Das steht mir auch zu. Nur scheint eine Kleinigkeit schiefgelaufen zu sein: Als ich vor ein paar Wochen die Tante vom BAföG-Amt anrief, hat sie mir steif und fest versichert, die Frist zur Antragstellung würde in meinem Fall erst in ein paar Tagen ablaufen. Heute Vormittag war ich selber da, um meinen Antrag abzugeben, da sagt die mir glatt, das hätte ich spätestens schon vor 14 Tagen machen müssen, der Termin sei längst abgelaufen und es würde auch keine Nachfrist geben. Dass sie mir neulich erst was völlig anderes erzählt hat, daran könnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Und das alles in so einem Tonfall als ob ich diejenige wäre, die zu schlampig oder zu bescheuert ist, ganz einfache Dinge auf die Kette zu kriegen. Ich bin dann wieder frustriert raus und hab mir überlegt, was ich denn jetzt machen soll. Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es immer noch nicht.

Ihr wisst ja, dass meine Eltern finanziell nicht in der Lage sind, mich bei meinem Studium zu unterstützen. Deshalb hatten wir von Anfang an den Deal gemacht, dass ich, wenn ich schon unbedingt studieren will, dann auch finanziell auf eigenen Beinen stehe. Das ist ja auch okay so. Ich möchte nicht, dass einer von euch meinen Alten erzählt, wie schnell ich ins Schwimmen gekommen bin! Ich werde hier schon irgendwo einen Job finden. Noch kann ich mich mit dem Geld von Oma und den Ersparnissen aus meiner Kellnerei über Wasser halten, aber natürlich brauche ich so schnell wie möglich irgendein Verdienst. Na, irgendwas werde ich schon an Land ziehen. Wenn Lena Meyer-Landrut es schafft, den Grand Prix zu gewinnen, dann werde ich ja wohl auch in der Lage sein, mein Studium durchzuziehen! Das einzig Doofe ist nur, dass ich jetzt einen voll ausgefüllten Stundenplan fürs erste Semester vor mir liegen habe, wo eigentlich überhaupt kein Nebenjob mehr reinpasst. Vielleicht belege ich also stattdessen lieber nur ein paar Vorlesungen, arbeite die meiste Zeit über und schreibe hier ansonsten in meinem Blog.

Oder aber es wird schon ein paar Tagen so turbulent, dass ich hierzu gar nicht mehr komme. Man wird sehen.

Blogeintrag Fiona Albrecht vom Freitag, 13. Mai 2011

Hey Leute, ihr glaubt es nicht, was ich gestern Abend Abgefahrenes entdeckt habe! Ich stöbere grade durch die Jobbörsen im Internet, um irgendwas zu finden, das mir zeitlich in den Plan passt und auch einigermaßen gut bezahlt wird. Dabei entdecke ich ein völlig schräges Angebot. So was Abgefahrenes habe ich noch nie gelesen. Und zwar gibt es da wohl eine Firma, die sogar ziemlich zentral in der City liegt, mit dem Bus gar nicht mal so weit weg von der Uni, die sucht noch junge weibliche Hilfskräfte. Ja, der Job wird tatsächlich nur jungen Frauen angeboten. Ihr denkt jetzt vielleicht, das wäre doch genau das Richtige für mich und meine Situation, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Weil, es ist so: Die anscheinend weit überwiegend männlichen Angestellten dieser Firma hätten gerne mehr Spaß bei der Arbeit, und damit sie den kriegen, suchen sie jetzt nach jungen Frauen, die ihnen zwischendurch für erotische Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Also kurz und gut, anscheinend sollen die Mädchen diesen Schreibtischhengsten da im Lauf des Tages immer mal wieder einen blasen.

Ja, ich weiß, was ihr jetzt denkt. Es ist unfassbar, auf was für Ideen die Leute kommen! Birgit würde uns einiges dazu erzählen, wie katastrophal die Zustände in unserer neoliberalen Gesellschaft sind. :D Die Sache ist nur, die zahlen offenbar gar nicht so schlecht. Also, eigentlich sogar wirklich gut. Und irgendwie fand ich die Idee schon so irre, dass ich mich gefragt habe, ob das vielleicht nur irgendein Gag ist oder ob ein ernst gemeintes Angebot dahintersteckt. Also dachte ich, ich ruf da einfach mal an. So ähnlich hat das Lena damals ja auch gemacht, als sie sich bei Stefan Raab beworben hat. Einfach mal gucken, was passiert.

Ich hab natürlich so halb damit gerechnet, dass da vielleicht so ein alter Knacker am Telefon sitzt und sich, während er mit mir telefoniert, heimlich einen runterholt. Oder irgendwas anderes Unseriöses. Stattdessen meldet sich am anderen Ende der Leitung eine sehr angenehme Frauenstimme, die mir versichert, ja, die würden diesen Job tatsächlich anbieten. Man könnte zwar argumentieren, dass das im weitesten Sinne in den Bereich Prostitution fallen würde, aber die ist ja schon seit einiger Zeit völlig legal, und es würde sogar Arbeitsämter geben, die junge Frauen in irgendwelche Nachtbars vermitteln, wenn es denn gerade passt. Wenn ich mir so was generell vorstellen könnte, sollte ich doch einfach mal vorbeikommen. Ja, und dann haben wir für den 25. Mai einen Termin ausgemacht.

LOL, ich kann mir schon vorstellen, was ich heute Abend für Mails von euch bekomme. Aber lasst mich mal machen. Den Laden möchte ich mir doch zu gerne mal anschauen.

Blogeintrag Fiona Albrecht vom Mittwoch, 25. Mai 2011

Hallo ihr Lieben,

also als Erstes mal ganz lieben Dank für all die vielen E-Mails, die ihr mir geschickt habt. Okay, es waren vielleicht drei oder vier und ein Anruf, aber ich fand das schon ziemlich viel. Ihr seid ja wirklich voll süß, Leute, dass ihr so besorgt um mich seid! Aber ich kann‘s euch gerne noch mal allen zusammen erklären: Ich weiß schon, was ich tue, und ja, ich passe auf mich auf.

Wie ihr euch aber vermutlich schon gedacht habt, habt ihr mich nicht davon abhalten können, mal bei der Adresse vorbeizuschauen, die man mir gestern genannt hatte. Ich hab natürlich auch mit irgendeinem zwielichtigen Schuppen gerechnet, wo sie entweder nach richtigen Nutten oder Pornodarstellerinnen suchen oder vielleicht so ein komisches Pseudo-Casting veranstalten, für das man sich ausziehen und bestimmte Dinge tun muss, wovon Filme aufgenommen werden, die dann im Internet landen. So eklige Websites gibt es ja. Also ich war ehrlich auf das Schlimmste vorbereitet.

Stattdessen befindet sich bei der genannten Adresse ein größeres Firmengebäude, schon ein bisschen beeindruckend, vorne am Eingang mit einer silbernen Plakette mit dem Firmennamen und allem Pipapo. Das Ganze scheint eine reguläre Investment- und Finanzgesellschaft zu sein, die tatsächlich im Business-Bereich tätig ist. Ich bin auf dem Rückweg auch auf der Post vorbei und hab ins Branchenverzeichnis geguckt (hier in meiner neuen Wohnung habe ich ja noch kein Telefonbuch), und da stand die Firma ganz normal eingetragen. Ich werd sie nachher noch mal ein bisschen im Internet abchecken, aber soweit, wie mir einer von euch geraten hat, nämlich bei der Industrie- und Handelskammer nachzufragen, will ich dann doch nicht gehen. Ich war ja auch in dem Gebäude drin und konnte so zumindest einen kleinen Eindruck bekommen. Da wird offenbar tatsächlich völlig normal gearbeitet. Was genau die da machen, das hat mir Moesha auch versucht zu erklären, aber ehrlich gesagt hab ich kein Wort davon kapiert. Irgendwas mit Finanzen und Spekulationen und Börsenkram... ehrlich gesagt hat sich das alles so angehört, als würden die fett Kohle damit verdienen, irgendwelche Zahlen von A nach B zu verschieben. Also so richtig produziert wird da nichts.

Jetzt habe ich Moesha schon erwähnt, ohne sie euch überhaupt vorgestellt zu haben. Das ist eine Frau Ende 20 mit einer etwas dunkleren Hautfarbe; ich würde sagen, sie kommt entweder aus Afrika oder dem Nahen Osten. Spricht aber einwandfreies Hochdeutsch. Sehr nett, ein bisschen wie ein guter Kumpel oder eine große Schwester. Sie hat mir kurz noch mal erklärt, was ja schon in der Anzeige drin stand, nämlich was mein Job in dieser Firma sein würde. Dabei hat sie im Großen und Ganzen das bestätigt, was ich sowieso geglaubt hatte verstanden zu haben. Es arbeiten in dieser Firma wohl jetzt schon mehrere Mädchen, die durch die verschiedenen Stockwerke wuseln. Und die männlichen Angestellten bitten diese Mädchen zu sich, wann immer sie Lust darauf haben, sich einen blasen zu lassen. Das kann sein, wenn so ein Mädchen gerade an einem Büro mit offener Tür vorbeigeht, aber alle Mädchen haben auch so pinkfarbene Minifunkgeräte, die sie immer mit sich tragen und über die sie jederzeit verständigt werden können. Moesha hat mir eines dieser Teile gezeigt. Außer der Alarmfunktion und dem Display, wo man sehen kann, in welchem Büro man gerade gewünscht wird, hat das noch ein paar neckische Extrafunktionen, zum Beispiel einen Kalorienzähler und so Faxen. Dazu hat mir Moesha erklärt, dass von uns Mädchen natürlich erwartet wird, schön schlank zu bleiben. Es gehört wohl zu unserem Job dazu, auch optisch was herzumachen. Was das angeht, war Moesha mit mir anscheinend ganz zufrieden.

Mich überrascht das immer wieder, dass mich offenbar doch einige Leute für ganz hübsch halten, wenn ich mir überlege, was ich alles an mir auszusetzen habe und gerne ändern würde. Leider gibt es noch keine Schönheitsoperation, durch die man zum Beispiel längere Beine bekommt... *seufz* Ein richtiges Risiko, dass die Mädchen während ihrer Zeit in der Firma dick und fett werden, besteht allerdings nicht.

Die werden nämlich jeweils alle nur für ein halbes Jahr gebucht. Damit soll verhindert werden, dass so was wie eine emotionale Bindung zwischen einzelnen Angestellten und dem einen oder anderen Mädchen entsteht. So wie mir Moesha das erklärt hat, war mir völlig klar, dass die wirklich nur unsere Körper wollen, unsere „Zungenfertigkeit“ und sonst nichts. Allerdings hat mir Moesha auch gezeigt, wie die Mädchen in diesem halben Jahr jeden Monat bezahlt werden. Als ich das gesehen habe, hab ich erst mal ganz schön mit den Ohren geschlackert! Es wäre ja echt eine Überlegung wert, mein restliches erstes Semester über praktisch nur noch formell eingeschrieben zu sein und in dieser Firma mein Geld zu verdienen. Damit alleine könnte ich schon fast mein ganzes Studium finanzieren. Was natürlich optimal wäre. Anders würde das auch kaum klappen, weil die Mädchen auch in Gästezimmern im Firmengebäude übernachten sollen. Für das halbe Jahr wäre die Firma dann also mein neues Zuhause. Theoretisch hätte ich mir damit sogar die Miete für diese Bude hier sparen können, aber das lässt sich jetzt wohl nicht mehr entsprechend regeln. Ich finde jetzt so schnell wohl auch keinen Zwischenmieter.

Abends weggehen dürfen wir übrigens auch nicht. Das hat mich zuerst ganz schön überrascht, aber Moesha hat mir das so erklärt: Es kommen bei dieser Tätigkeit ja immer wieder wildfremde Leute intim miteinander in Kontakt. Da will man natürlich nicht, dass einer irgendwelche Geschlechtskrankheiten von draußen mitbringt und die sich am Ende in der ganzen Firma ausbreiten. Die Angestellten müssen sich deshalb ständig testen lassen und hohe Vertragsstrafen zahlen, wenn bei irgendeinem von ihnen aus welchem Grund auch immer auf einmal eine Geschlechtskrankheit festgestellt wird. Diese Tests übernimmt die Firma selbst. Auch mir ist heute Blut abgenommen worden. Bei uns Mädels will man aber auch sichergehen, dass wir uns nicht von nebenher irgendwas einfangen. Weil wir noch sehr jung sind und weil wir in der Regel sowieso nicht die notwendige Patte für Vertragsstrafen haben, werden wir am Anfang von dem halben Jahr getestet und sollen dann einfach immer im Firmengebäude bleiben. Ein bisschen heavy ist das ja, aber dafür gibt’s halt auch richtig viel Schotter.

Naja, und dann hatte ich natürlich mein eigentliches Bewerbungsgespräch. Vor allem wollte Moesha von mir wissen, warum ich diesen Job machen will und warum ich mir vorstellen kann, dass ich Spaß daran haben werde. Schließlich wäre das ja nicht für jeden was. Da hab ich mir zum ersten Mal selbst überlegt, warum ich mich eigentlich so dafür interessiere.

Komischerweise ist mir da als erstes Rüdiger in den Kopf geschossen und auch diese Schlampe, wegen der er sich von mir getrennt hatte. Die soll ja ein echter Profi darin sein, es Männern mit dem Mund zu besorgen. In der Hinsicht war Rüdiger mit mir vielleicht nicht so glücklich. Natürlich habe ich das alles aber nicht lang und breit Moesha erzählt, sondern nur so halb im Scherz gemeint: „Wenn ich das hier gemacht habe, dann kann ich später jedem Kerl sagen: Hey, ich weiß, was ich tue, ich hab ein halbes Jahr lang als Profi-Schwanzlutscherin gearbeitet!“ Das habe ich wohl mit so viel Überzeugung rübergebracht, dass Moesha erst mal laut loslachen musste.

Als ich aus dem Gebäude raus bin, habe ich mir überlegt, dass der Job natürlich auch eine super Gelegenheit ist, einer ganzen Menge gut verdienender Männer schnell nahe zu kommen und vermutlich auch Dinge über sie zu erfahren, die man bei normalen Dates nicht so schnell herausfinden würde. Vielleicht entwickelt sich aus dem einen oder anderen ja doch irgendwas. So wenig Zeit ist ein halbes Jahr schließlich auch nicht...

Und dann dachte ich an mein Blog hier und hab mir überlegt, wenn ich alle meine Erlebnisse aufschreibe, wird das vielleicht auch ein Superbuch. „Wie ich Oralsex-Göttin wurde!“ oder so ähnlich. Müsste sich doch eigentlich verkaufen wie geschnitten Brot. Wenn da ein Lektorat noch mal ordentlich drübergeht? Vielleicht werde ich dann auch als „beste Schwanzlutscherin Deutschlands“ in Talkshows eingeladen! Oder wenigstens zu Bauer sucht Frau? :D So, jetzt höre ich mir erst mal das neue Vaccines-Album an und lasse mir dabei alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen. Moesha meint, ich könne mir ruhig Zeit lassen, die Sache richtig zu überdenken. Wenn ich schließlich echtes Interesse habe, soll ich dann noch mal anrufen, und Moesha nimmt mich dann noch mal genauer unter die Lupe, ob ich für diesen Job überhaupt geeignet bin. Da gibt es wohl einige Tests, die man vor der Einstellung bestehen muss. Genauer weiß ich das noch nicht. Es fragen wohl immer wieder mal Mädels bei Moesha wegen diesem Job an, von denen sie dann aber nie wieder was hört. Deshalb hat man irgendwann beschlossen, dass Moesha sich die Mühe mit den Tests auch sparen kann, bis die Mädchen Zeit zum Überlegen hatten und wirklich ernsthaftes Interesse zeigen.

Blogeintrag Fiona Albrecht vom Freitag, 3. Juni 2011

Das ist witzig: Ich kann hier bei diesem Blog ja auch die täglichen Zugriffszahlen registrieren. In den letzten Tagen sind die doch ganz ordentlich in die Höhe gegangen. Und wenn ich mir die Verweisliste so anschaue, landen hier offenbar Leute, die bei Google Suchbegriffe wie „Oralsex“ oder „Schwanzlutschen“ eingeben. Das dürften umso mehr Leute werden, je länger und ausführlicher ich davon berichte. Mit anderen Worten: Wir sind nicht mehr unter uns, Mädels! Womöglich sollte ich mir dann am Ende noch einen weniger schnodderigen Sprachstil angewöhnen – auch falls ich tatsächlich mal mit meiner Blowjob-Biografie ganz groß rauskommen will. Ich könnte mich zumindest bemühen. Ja, das mit der Biografie oder dem Insider-Report oder wie immer ihr es nennen wollt, das nehme ich durchaus ernst. Ich hab es mir wirklich gut durch den Kopf gehen lassen, aber es scheint echt eine coole Gelegenheit zu sein, mit einem halben Jahr Arbeit an eine Mörderkohle ranzukommen. Ich will mich hier gar nicht weiter dafür rechtfertigen – mit einigen von euch hab ich das ja am Telefon zu Tode diskutiert. Ich glaube nicht, dass ich bei dem Job „meinen Körper verkaufen“ würde, sondern nur eine Dienstleistung anbiete, und ich glaube auch nicht, dass mich das alles schwer traumatisieren würde. Nicht zuletzt werde ich meinen Arbeitsvertrag wohl kaum mit meinem Blut unterzeichnen. Soll heißen: Falls ich wider Erwarten feststelle, dass diese Tätigkeit doch total fies und widerlich ist, hält mich nichts davon ab, einfach auszusteigen. Darin war auch Moesha ganz klar. Ich bekomme in jedem Fall für die exakte Zahl der Tage, die ich in der Firma tätig war, die entsprechende finanzielle Vergütung. Ich muss mich nicht für ein halbes Jahr verpflichten, um erst danach ausgezahlt zu werden, so dass ich alles verlieren würde, wenn ich vorher aussteigen sollte, sondern werde für jede einzelne Stunde entlohnt. Wie lange ich dort bleibe, ist im Rahmen dieses halben Jahres ganz mir überlassen. Insofern halte ich das für ein völlig seriöses Angebot. Und da ich gleichzeitig an der Uni eingeschrieben bin, habe ich auch nicht mit Problemen wie Lücken im Lebenslauf oder anderem Kram zu kämpfen, der mir später die berufliche Karriere versauen könnte.

Deshalb war ich heute Vormittag noch mal in der Firma, damit Moesha ihren Einstellungstest mit mir machen konnte. Und der war wirklich genauso verrückt, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Als Erstes hat Moesha mit verschiedenen Pappstäbchen, auf denen eine Skala in Zentimetern und Millimetern eingetragen war, meine Mundhöhle ausgemessen. Das fand ich schon stellenweise so absurd, dass ich dabei immer wieder angefangen habe zu giggeln.

„Das müssen ja Mörderschwänze hier in der Firma sein“, ist mir dabei herausgerutscht.

Moesha konnte auch nicht ganz ernst bleiben. „Ganz so schlimm ist es nicht“, hat sie mir versichert. „Es geht eigentlich nur darum, die Bewerberinnen auszusortieren, die einen wirklich kleinen Mundraum haben. Das würde ja auch keinen Sinn machen, wenn die sich dann nur quälen.“

Meine Neugierde ist manchmal unbezwingbar. „Gibt es denn jemanden hier, der besonders gut bestückt ist?“, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.

Moesha nahm meine Neugierde locker. „Das wirst du dann ja ganz genau selbst überprüfen können“, antwortete sie mir. Woraus ich immerhin schon mal entnehmen könnte, dass es von deren Seite bisher keine Bedenken gab, mich einzustellen.

Dann hat Moesha aus einem Sortiment von Dildos einen herausgegriffen, den ich schon ziemlich groß fand, von dem sie aber offenbar angenommen hat, dass er anhand der gerade ermittelten Maße zu mir passen würde. Den hat sie mir in die Hand gedrückt.

„Mach mal vor, wie das aussieht, wenn du einem Mann einen bläst.“

Einen Augenblick lang war ich verdutzt, und zugegeben, es war mir auch ein bisschen peinlich. Aber bei Moesha war das alles so natürlich und unkompliziert, dass sich dieses Gefühl schnell gelegt hat. Ich hab dann also den Dildo genommen und in meinen Mund rein und wieder raus gleiten lassen, so wie ich halt früher Rüdiger einen geblasen habe.

Moeshas Gesichtsausdruck war aber alles andere als beeindruckt. „Naja, das ist eher Gesichtficken“, lautete ihr trockener Kommentar. „Aber keine Sorge, wir bringen euch das alles noch wirklich gründlich bei.“

„Im Ernst jetzt?“

„Klar. Das gehört alles zum Programm dazu. Ihr lernt alle Tricks und Kniffe, sodass du wirklich ohne zu flunkern behaupten kannst, dass du eine echte Expertin bist, wenn du hier wieder aufhörst.“

„Und wer macht das?“, wollte ich wissen. Vor meinem inneren Auge erschien schon irgend so ein Schmierlappen, an dessen bestem Stück wir Mädchen üben mussten und zeigen, was wir schon alles gelernt hatten.

„Das mache ich selber“, beruhigte mich Moesha. „Und ihr übt natürlich an Dildos und so weiter.“ Sie schien meine Gedanken geahnt zu haben. „Aber kommen wir zum nächsten Punkt. Könntest Du dich bitte hier mal hinknien?“ Sie wies mit dem Kopf in die Mitte des Raumes.

Ich war wieder kurz verblüfft, aber dann habe ich auch das getan.

„Und jetzt?“

„Jetzt warten wir einfach mal ein bisschen ab. Es geht hierbei einfach nur darum herauszufinden, auch für dich selber, wie lange du in dieser Position bleiben kannst, bis dir deine Knie anfangen weh zu tun. Du musst bedenken, du bist in dieser Position mehrmals am Tag, und in den Büros gibt es auch keine Kissen oder so was, die du dir unterlegen könntest. Jemand, der mit den Knien schon die ersten Beschwerden hat, für den wäre der Job ganz sicher nichts.“

Meine Knie sind in Ordnung, und ich halte es darauf problemlos 20 Minuten aus, ohne dass ich anfange herumzuflennen.

Moesha ist sehr zufrieden.

„Prima“, sagte sie also schließlich. „Wenn es nach uns ginge, könntest du morgen schon anfangen. Das gebe ich dann entsprechend weiter, und du hörst dann von uns. Wir haben ja deine Nummer.“

„Was?“, fragte ich. „Das war‘s schon? Weiter nichts?“

Moesha lacht mich an. „He, es geht hier ums Schwanzlutschen und keine Aufgabe als Testpilotin. Du siehst gut aus, du scheinst die richtige Einstellung mitzubringen – die verschiedenen Techniken und so weiter bekommst du sowieso während deiner Ausbildung beigebracht. Niemand hier erwartet, dass du das alles von Anfang an beherrschst.“

„Okay“, sagte ich, immer noch ein bisschen verdattert, dass das so einfach war. Ich nahm meine Tasche und war schon fast dabei zu gehen.

„Ich bin allerdings ein bisschen überrascht, dass du dich mit so wenig zufrieden gibst“, sagte Moesha.

Ich schaute sie fragend an.

„Na ja, wirklich viel über deinen zukünftigen Job hast du noch nicht gefragt. Aber das ist kein Problem. Wir machen das immer so, dass eines der Mädchen, die hier für uns arbeiten, einer Bewerberin alles Wissenswerte darüber erzählt.“

Moesha griff nach dem Telefonhörer und tippte zwei Tasten.

„Außer zu besonderen Anlässen bin ich ja selbst in dem Bereich gar nicht mehr aktiv, sondern arbeite nur noch in der Ausbildung.“ Ein Klicken ertönte, dann sprach Moesha in den Hörer: „Uli, wir wären dann so weit. Könntest du eben mal runterkommen?“

Uli schien gerade keinen Schwanz im Mund zu haben, denn ich konnte sie durch die Leitung deutlich antworten hören. Es dauerte auch nur etwa eine Minute, bis sie im Raum erschien. Sie wirkte wie ein eher quirliger Typ, hatte einen strubbeligen Lockenkopf mit einem leichten Stich ins Rötliche, war schlank und sah gut aus, war aber auch nicht wirklich ein Model. Komischerweise war sie mir schon nach ihren ersten Sätzen sympathisch. Moesha machte uns kurz miteinander bekannt, dann gingen Uli und ich nach draußen auf den großen Vorplatz vor dem Firmengebäude, um uns dort in Ruhe zu unterhalten.

„Du willst wahrscheinlich wissen, wie der Job so ist“, begann sie. „Also im Großen und Ganzen kommt es auf deine Einstellung dazu an. Was du zu tun hast, hat dir Moesha ja sicher schon grob erklärt. Manche Mädchen kommen gut damit zurecht; manche glauben nur, dass sie damit zurechtkommen, aber dann reicht es ihnen doch schon nach wenigen Tagen, immer nur einen Schwanz nach dem anderen im Mund zu haben. Die verlassen uns dann meistens auch ziemlich schnell. Gut, zwei oder drei von uns hadern immer noch mit ihrem Job, sind aber auch nicht bereit, ihn einfach aufzugeben. Und natürlich gibt es wie in jedem Beruf mal gute und mal schlechtere Tage.“

„Wie sind denn die Männer so?“, wollte ich wissen, denn ich hatte das Gefühl, dass das ein entscheidender Faktor dabei war, ob einem die Arbeit Spaß machte oder nicht.

„Och, die meisten sind eigentlich sehr okay, wenn man sie zu nehmen weiß. Mit der Zeit findest du schnell heraus, wen du auf welche Weise anpacken musst.“

„Keine fetten alten Säcke dabei?“

Uli lachte. „Nein, keine Sorge. Das sind fast alles junge, ehrgeizige Leute aus der Finanzbranche, die auf eine steile Karriere hoffen. Die meisten sind zwischen Ende 20 und Anfang 40. Ich hab manchmal ein bisschen den Eindruck, viele von denen waren in der Schule Streber und Außenseiter. Jetzt haben sie herausgefunden, wie man in kurzer Zeit viel Geld machen kann, und dementsprechend sind sie aufgeblüht. Es sind einige dabei, die sind schon ganz schön narzisstisch.

Reden davon, dass sie sich in zehn Jahren mit ihren Ersparnissen zur Ruhe setzen wollen, aber genießen ihr Leben eigentlich schon jetzt. Ihre Tätigkeit ist weder besonders schwer noch langweilig, sie verdienen so viel Asche, dass sie nach Feierabend in Saus und Braus leben und sich die durchgestyltesten Klamotten leisten können, und nicht zuletzt bekommen sie während der Arbeit jeden Tag ein oder zweimal einen geblasen. Eigentlich müssten sie die ganze Zeit über auf Wolken gehen.“ Uli grinste.

Ich beschloss, ihr eine Frage zu stellen, die mich schon die ganze Zeit über beschäftigte. „Was ich nicht ganz verstehe ist, warum ich jetzt zum Beispiel gleich mit der Arbeit anfangen kann und parallel dazu erst meine Ausbildung stattfindet statt umgekehrt – verstehst du, was ich meine?“

„Ja, klar. Aber das ist kein Zufall, dabei haben die sich schon was gedacht. Viele Männer mögen es, von einem Mädchen einen geblasen zu bekommen, die ganz offensichtlich keine Professionelle ist, sondern eine blutige Anfängerin, die von Tuten und...“ Sie lachte. „Die einfach wenig Ahnung hat.

Anscheinend finden es viele Kerle geiler, es mit einer Jungfrau zu tun zu haben. Das hebt noch einmal ihr Selbstbewusstsein und ihr Gefühl von Macht. Das ist sowieso etwas, worauf du bei deinem Job immer wieder stoßen wirst.“

„Was meinst du?“

„Schau, wenn du deinen Arbeitsvertrag unterschreibst, unterschreibst du damit auch eine ausführliche Liste mit allen möglichen Regeln. Die meisten dieser Regeln sind ganz selbstverständlich, zum Beispiel deine Pflicht zur Verschwiegenheit. Aber manche Regeln dienen auch dazu, uns für die Männer ein bisschen zu Sexspielzeugen zu machen. Auf eine Weise, die über den reinen Oralsex hinausgeht. Manche Mädchen, die diesen Job schon nach ein paar Tagen wieder haben sausen lassen, haben das auch deshalb getan, weil sie diese Regeln als demütigend empfunden haben.“

Jetzt war ich natürlich besonders gespannt. „Was sind das für Regeln?“

„Du wirst sie alle noch zu lesen bekommen. Dazu gehört zum Beispiel, dass du sämtliches Sperma, das ein Mann in deinen Mund schießt, auch tatsächlich immer runterzuschlucken hast. Soweit ist das ja klar: Kein Mann mag es, wenn sie ihm einen bläst, und dann, nachdem er gekommen ist, sofort ins Bad rast, um seinen Freudensaft wieder auszuspucken. Männer empfinden das als kränkend, so wie wenn du sie insgesamt ablehnen würdest. Angeblich gibt es hier deshalb die Regel, dass du selbst dafür zu sorgen hast, jede Ejakulation komplett runterzuschlucken. Wenn ein Teil davon auf deinem Kinn, deinen Wangen oder sonst wo in deinem Gesicht landet, darfst du sie nicht einfach mit der Hand wegwischen. Du darfst höchstens versuchen, sie mit der Zungenspitze zu erreichen und wegzulecken. Wenn du das nicht schaffst, muss das Sperma auf deinem Gesicht bleiben bis zum Feierabend oder bis du ein anderes Schwanzlutscher-Mädchen findest, das es dir vor den Augen mindestens zweier Männer als Zeugen ableckt.“

„Das ist ja krass“, entfuhr es mir.

Uli zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, glaube ich von der umständlichen Begründung für diese Regel kein Wort – von wegen pädagogischer Effekt und so. Es gibt einfach einige Kerle, die es scharf macht, uns dabei zuzusehen, wenn wir einem anderen Mädchen ihr Sperma aus dem Gesicht lecken. Oder wenn wir den ganzen Tag über mit solchen Spuren durch die Firma laufen müssen. Es ist in gewisser Weise tatsächlich ein Spiel mit Erniedrigungen, und manche Kerle sorgen auch schon mal absichtlich dafür, dass ein Teil ihres Spermas außerhalb deines Mundes landet. Aber das kannst du auch selbst beeinflussen, sobald du geschickt genug ist. Die meisten von uns hatten schon nach einiger Zeit den Bogen raus.“

Ich war insgeheim ein bisschen beeindruckt, wie locker Uli das alles erzählen konnte. Beim Reden funkelten immer wieder ihre Augen als ob ihr das alles großen Spaß mache. Sie war mit Sicherheit jemand, der sich durch solche Spielchen nicht unterkriegen ließ.

„Sonst noch irgendetwas in dieser Art, das ich wissen müsste?“

„Ja“, antwortete Uli. „Die Männer mögen es auch, wenn sie den Eindruck haben, dass der Oralsex nicht einfach nur ein Job für dich ist in, den du allein wegen der Kohle über dich bringst. Sie möchten, dass du bei deiner Arbeit so geil und so lustvoll bist wie nur irgend möglich. Um das sicherzustellen, gibt es für die Mädchen ein Verbot, sich während der Dauer ihrer Anstellung selbst zu befriedigen.“

„Das ist ein halbes Jahr!“, protestierte ich entsetzt. „Und wie wollen die das überhaupt überprüfen?“

„Was das angeht, haben die anscheinend einige Zeit getüftelt. Ich glaube, das Verbot, während dieses halben Jahrs der Beschäftigung das Firmengebäude zu verlassen, hatte ursprünglich auch damit etwas zu tun. Aber dann besorgten es sich die Mädchen natürlich in ihren Schlafräumen. Offenbar hat man sich dann überlegt, die Zimmer mit Kameras zu überwachen und Bettdecken zu verbieten, sodass wir uns nicht heimlich zwischen die Beine gehen können. Das ist dann aber am Protest der Mädchen gescheitert, die eine derartige ständige Überwachung ihrer Intimsphäre, die auch im Bad oder auf der Toilette hätte stattfinden müssen, nicht akzeptabel fanden. Die Männer haben es dann gelassen, weil sie anscheinend Angst hatten, dass sich einige der Hübschesten und talentiertesten Mädchen nur deswegen verabschieden würden. Und nicht zuletzt hätte man für jedes einzelne Mädchen mehrere Leute anheuern müssen, die es rund um die Uhr überwachten, was natürlich finanziell viel zu aufwändig gewesen wäre. Die ganze Idee war also mehr eine nette Fantasie als in irgendeiner Weise realistisch umsetzbar.“

„Also es gibt diese Regel, aber keine Möglichkeit zu überprüfen, ob sie eingehalten wird?“

„Doch. Die hatten zuletzt doch noch eine passende Idee.

An dem Tag, an dem du deinen Job hier beginnst, wird dir ein Pulsmesser um das Handgelenk geschnallt. Der wird mit einem Schloss gesichert, sodass du ihn nicht einfach abnehmen kannst.“ Uli hob ihre rechte Hand in die Höhe. Erst jetzt erkannte ich, dass das keine Armbanduhr war, die sie da am Gelenk trug.

„Das sieht aber nicht sehr stabil aus“, merkte ich an.

Uli grinste. „Klar, du könntest ihn vermutlich knacken oder kaputtmachen. Aber dann kannst du ihn nicht einfach wieder anlegen und so tun als wäre nichts passiert. Auf jeden Fall stellt dieses Gerät fest, sobald dein Puls ungewöhnlich hoch steigt, und das wird sofort an einen Computer oben im Firmengebäude gemeldet. Wenn du dann keine glaubwürdige Begründung dafür hast, warum du auf einmal so in Wallung geraten bist, kriegst du Schwierigkeiten. Wenn so etwas mehr als einmal passiert, natürlich erst recht. In der Regel setzen sie dich dann mit der Begründung, du seiest nicht ausreichend vertrauenswürdig, auf die Straße.“

Komischerweise habe ich, wann immer ich solche Regeln höre, als Erstes das Bedürfnis zu überlegen, wie man sie umgehen könnte. „Wie könnte denn eine Begründung dafür aussehen, die von den Leuten akzeptiert wird?“

„Eigentlich nur, wenn du im Fitnessraum zu diesem Zeitpunkt am Trainieren warst. Der Fitnessraum allerdings ist wieder kameraüberwacht. Es kann also keiner von uns einfach auf die Idee gekommen, sich dorthin zurückzuziehen, heimlich Hand anzulegen und hinterher zu behaupten, sie wäre lediglich auf dem Rad oder dem Laufband gewesen.“

Ich ließ mir das alles ein paar Sekunden durch den Kopf gehen. „Das ist ein ganz schön fies durchdachtes System“, musste ich schließlich anerkennend zugeben. „Aber das bedeutet doch, dass wir das volle halbe Jahr über keinen Orgasmus haben dürfen. Während wir in derselben Zeit die Männer immer wieder zum Höhepunkt bringen. Das hält doch irgendwann keine Frau mehr aus.“

„Ja klar, das ist den Kerlen natürlich auch klar. Deshalb haben sie sich auch dafür etwas einfallen lassen. Du hast einmal pro Woche die Erlaubnis, dich selbst zum Orgasmus zu bringen. Allerdings nur auf dem Balkon im ersten Stock. Dort stehen Liegestühle, auf denen du es dir dabei bequem machen kannst. Du musst dich jeweils zwei Tage vorher in einer Liste für den Tag eintragen, an dem du dir diese Erleichterung gönnen willst. Die Uhrzeit weißt du nicht, du kommst dann über deinen Beeper eine kurze Info, dass der Balkon frei ist.“

Das war aber mal eine verrückte Prozedur! „Wieso keine Uhrzeit?“

„Die offizielle Begründung ist, weil sonst der halbe Balkon mit Kerlen voll wäre, wenn sich zu einer bestimmten Uhrzeit gerade ein besonders leckeres Mädchen eingetragen hat. Wir glauben aber eher, da steckt ein weiteres etwas fieses Spiel dahinter. Sobald du angebeept wirst, steht dir der Balkon halt wirklich nur für zwanzig Minuten zur Verfügung. Wenn du im Moment des Signals gerade dabei bist, einem Kerl einen zu blasen, der ums Verrecken nicht sofort kommen will, bringt dich das ganz schön in Hektik. Die Kerle machen sich auch immer wieder einen Jux daraus, ein Mädchen ironisch anzufeuern, die auf einmal im Laufschritt durch das Firmengebäude hetzt, weil sich jeder denken kann, wohin sie unterwegs ist. Wenn sie es nicht rechtzeitig schafft, müsste sie noch eine weitere Woche warten, und wer will das schon?“

Ich musste das erst mal verarbeiten. Und bei einer Sache, die Uli erwähnt hatte, drängte sich mir eine Nachfrage auf.

„Heißt das, ich kann in dieser Zeit allein auf dem Balkon sein oder...?“

„Sorry, leider nein. Es kommt immer mir mal wieder vor, dass sich der eine oder andere Mann zum fraglichen Zeitpunkt ebenfalls auf dem Balkon befindet. Es kann auch sein, dass du einen Slot mit einem anderen Mädchen teilen musst.“

Mir wurde etwas schwindelig. „Soll das heißen, dass mir wildfremde Menschen dabei zusehen, wie ich mir...“ Ich schaffte es noch nicht mal, den Satz gegenüber diesem Mädchen zu Ende zu bringen, das mir zwar sympathisch war, das ich aber auch gerade erst kennengelernt hatte.

„Das hört sich schlimmer an, als es ist“, versuchte Uli mich zu beruhigen. „Bis dahin hast du dich längst daran gewöhnt, mit den verschiedensten Männern intim zu sein. Ich glaube, ein Grund, warum sie sich für dieses Vorgehen entschieden haben, ist, dass sie damit ein gewisses Gleichgewicht herstellen wollen. Wenn sie vor dir ihre Genitalien entblößen, warum sollst du es nicht umgekehrt vor ihnen tun?“

„Schönes Gleichgewicht“, murmelte ich. Beide Situationen schienen für mich als Frau ein gutes Stück erniedrigender zu sein als für den jeweiligen Mann. Uli hingegen sah das alles offenbar tatsächlich ganz locker.

Aber sollte mein neues Arbeitsverhältnis und der damit verbundene warme Regen für meine finanzielle Situation wirklich an solchen Dingen scheitern?

„Gibt es sonst noch etwas Wichtiges, was ich wissen sollte?“ Uli überlegte kurz. „Die meisten Mädchen sind anfangs sehr davon genervt, dass wir hier zu Beginn unserer Tätigkeit unser Handy abgeben müssen...“

„Mein Handy? Für die vollen sechs Monate? Sind die irre?“

Uli lächelte. „Man gewöhnt sich auch daran. Vor nicht allzu langer Zeit soll es sogar überhaupt keine Handys gegeben haben, und die Leute haben trotzdem überlebt.“

„Aber warum um Gottes willen?“

„Schlechte Erfahrungen mit früheren Mädchen. Statt jederzeit sofort abrufbereit zu sein und auf ihren Beeper zu achten, haben die sich ständig an ihrem Handy totgequatscht. Das fanden die Männer irgendwann nervig und alles andere als erotisch. Sie möchten uns gerne absolut verfügbar halten. Mehrere Mädchen haben am Telefon auch über die Kerle abgelästert, mit denen sie gerade zu tun hatten, weil sie dachten, dass das keiner mitkriegt. Das war ein Irrtum.“

„Und wie soll ich im nächsten halben Jahr mit meinen Eltern und meiner Schwester in Kontakt bleiben?“