"Blutrote Therapie" - Livia Noir - E-Book

"Blutrote Therapie" E-Book

Livia Noir

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Beschreibung

"Er kennt ihre dunkelsten Gedanken. Und sie spürt, dass sie ihm längst zu nah ist." Elin Winter ist forensische Psychologin – rational, kontrolliert, unantastbar. Bis sie ihm begegnet: Kai Lorenz, verurteilter Serienmörder, brillant, manipulativ und... verstörend faszinierend. Was als berufliche Analyse beginnt, wird zu einem gefährlichen Spiel aus Nähe, Wahrheit und Verlangen. Kai provoziert, verführt – und weckt in Elin etwas, das sie längst verloren glaubte. Doch je tiefer sie in seine Welt eintaucht, desto mehr verschwimmen die Grenzen: zwischen Opfer und Täter, zwischen Schuld und Sehnsucht. Als sie erkennt, dass ihre Vergangenheit mit seiner blutigen Spur verknüpft ist, steht Elin vor der Entscheidung: Liebt sie einen Mörder – oder wird sie seine letzte Beute? Ein fesselnder Dark-Romance-Psychothriller über Obsession, Trauma und die Frage: Wie dunkel darf Liebe sein?

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Seitenzahl: 75

Veröffentlichungsjahr: 2025

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„Blutrote Therapie“

Kapitelübersicht – "Blutrote Therapie"

Teil I – Die Grenze

Erste Begegnung

Elin trifft zum ersten Mal auf den Serienmörder Kai Lorenz. Die Atmosphäre ist angespannt – aber auch faszinierend.

Akten und Abgründe

Elin studiert Kais Fallakte und stößt auf Ungereimtheiten. Seine früheren Aussagen widersprechen den Fakten.

Das Lächeln des Monsters

Kai beginnt, sie subtil zu provozieren – sie ist erschüttert, aber auch neugierig.

Nächte ohne Schlaf

Elin träumt von ihm. Albträume? Fantasien? Sie beginnt, sich selbst zu hinterfragen.

Vergangenheit unter Glas

Elins eigene Kindheit wird angedeutet – ein verdrängtes Trauma.

Teil II – Das Spiel beginnt

Geständnisse

Kai erzählt intime Details seiner Taten – zu detailliert. Elin spürt, dass er mit ihr spielt.

Verbotene Nähe

Eine Berührung – flüchtig, aber elektrisierend. Zwischen den beiden entsteht eine gefährliche Spannung.

Sophie warnt

Elins Kollegin Sophie erkennt, dass etwas nicht stimmt. Sie stellt sie zur Rede.

Briefe ohne Absender

Elin erhält anonyme Notizen. Jemand beobachtet sie – oder war es Kai?

Der Schlüssel zur Seele

Kai beginnt, Elins Schwächen gezielt auszunutzen – sie beginnt, ihm Dinge über sich zu erzählen, die sie niemandem je gesagt hat.

Teil III – Die Maske fällt

Spiegelbilder

Elin erkennt Parallelen zwischen sich und Kai – beide geprägt von Verlust und innerer Leere.

Verhör im Dunkeln

Eine Sitzung eskaliert. Kai erzählt ihr von einem weiteren Mord – einem, für den er nie angeklagt wurde.

Verloren

Elin wird vom Dienst suspendiert. Ihre Gefühle zu Kai sind nicht mehr kontrollierbar.

Wahrheitsschmerz

Rückblende: Elins Vater beging Suizid, nachdem seine Geliebte ermordet wurde – von Kai?

Das Band

Elin kehrt heimlich zu Kai zurück – nicht als Psychologin, sondern als Frau.

Teil IV – Abgrund

Vertraut und verdammt

Eine verbotene Liebesnacht. Intensiv. Zerreißend. Und voller Misstrauen.

Fluchtpläne

Kai will fliehen – und Elin soll ihm helfen. Sie ist hin- und hergerissen.

Blutige Enthüllung

Elin entdeckt, dass jemand in ihrer Umgebung Kai unterstützt – vielleicht sogar aus dem Gefängnis heraus.

Entscheidung

Sie muss sich entscheiden: Für die Wahrheit oder für ihn?

Erlösung oder Untergang

Finale: Kai flieht. Elin verliert alles – oder befreit sich.

Kapitel 1 – Erste Begegnung

Der Flur roch nach kaltem Metall und Desinfektionsmittel. Neonlicht flackerte an der Decke, als wollte selbst der Strom hier nicht länger verweilen. Dr. Elin Martens schritt durch den unterirdischen Gang, begleitet von zwei Justizbeamten in dunkler Uniform. Ihre Absätze klackten auf dem grauen Linoleum, ein monotones Echo in der Stille.

Hinter jeder Tür lagen Schatten. Geschichten. Abgründe. Doch keiner war so tief wie der, den sie heute betreten sollte.

Zelle C13. Hochsicherheitsbereich. Kai Lorenz. Dreifacher Mord. Keine Reue.

Elin spürte den trockenen Geschmack von Angst auf ihrer Zunge. Nicht weil sie an das glaubte, was man über ihn sagte – sondern weil ein Teil von ihr es glauben wollte.

Sie blieb stehen, als der Wärter vor einer gepanzerten Tür haltmachte. Er sah sie an, als wolle er sich vergewissern, dass sie es wirklich war, die hier hineinwollte. „Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen, Frau Doktor?“

„Ja“, sagte Elin ruhig. Ihre Stimme klang fester, als sie sich fühlte.

Der Wärter nickte. Die Tür öffnete sich mit einem dumpfen Zischen. Zwei schwere Verriegelungen ratterten auseinander, dann schwang das dicke Metall auf.

Der Raum war kahl. Eine kahle Glühbirne hing von der Decke. In der Mitte stand ein Tisch, fest im Boden verankert, ebenso wie die beiden Stühle. An einem davon saß ein Mann.

Kai Lorenz.

Elin trat ein. Die Tür schloss sich hinter ihr mit einem endgültigen Geräusch.

Er hob den Kopf, und in dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, wusste Elin, dass all ihre Vorbereitung bedeutungslos war. Die Akten, die Gutachten, die Interviews mit anderen Therapeuten – nichts hatte sie auf diesen Blick vorbereitet.

Nicht auf diese Augen.

Sie waren grau. Nicht wie kalter Stein, sondern wie Nebel über tiefem Wasser – etwas, das einen zu verschlucken drohte, wenn man zu lange hineinblickte.

„Dr. Martens“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Ich habe schon von Ihnen gehört.“

Seine Stimme war anders, als sie erwartet hatte. Sanft. Fast höflich. Kein bisschen rau oder bedrohlich. Aber gerade das machte sie misstrauisch.

„Dann sparen wir uns die Vorstellung“, erwiderte sie und setzte sich.

Er beobachtete jede ihrer Bewegungen. Die Art, wie sie den Stuhl leicht rückte. Wie sie das Diktiergerät aus der Tasche holte und mit einem Klick aktivierte. Wie sie ihren Blick scharf auf ihn richtete, ohne zu blinzeln.

„Ich nehme alle Gespräche auf. Es dient Ihrer und meiner Sicherheit.“

„Natürlich“, sagte er. „Und ich nehme Sie auf – in Gedanken.“

Elin ignorierte den Kommentar. „Ich bin hier, um mit Ihnen über Ihre Vergangenheit zu sprechen. Ihre Kindheit. Ihre Beziehungen. Ihre Tatmotive.“

Er lachte leise. Nicht höhnisch – eher… belustigt.

„Meine Kindheit?“ Er beugte sich leicht vor, so weit es die Kette an seinem Handgelenk zuließ. „Sie wollen wissen, warum ich ein Monster geworden bin, stimmt’s?“

„Ich arbeite nicht mit Etiketten. Nur mit Fakten.“

„Dann sind Sie anders als die anderen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das zu lange dauerte.

„Wir beginnen ganz von vorn“, sagte Elin sachlich. „Ihre Mutter starb, als Sie sieben waren. Unfall oder Suizid? Die Berichte widersprechen sich.“

Kai sah sie lange an. Minutenlang vielleicht. Die Stille zog sich wie ein Seil zwischen ihnen – gespannt, gefährlich.

„Was glauben Sie?“

„Ich frage Sie.“

Er lehnte sich zurück. „Sie hat sich das Leben genommen. In der Badewanne. Ich habe sie gefunden.“

Elins Herz schlug schneller, doch sie ließ es sich nicht anmerken.

„Und was haben Sie gefühlt?“

„Erleichterung.“
 Das Wort fiel wie ein Messer zwischen sie.

Elin machte sich eine Notiz, nur um den Blickkontakt zu unterbrechen. Seine Stimme war zu ruhig, zu kontrolliert. Jeder Satz klang, als hätte er ihn vorbereitet.

„Und danach? Ihr Vater?“

„Trank. Schlug. Schwieg.“

„Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal zurückschlugen?“

Er lächelte. „Mit zehn. Ich habe ihm die Gabel ins Bein gerammt. Danach hat er nur noch betrunken gebrüllt – aber mich nie wieder angefasst.“

Elin atmete flach. Kai sprach von Gewalt, als wäre es ein Kapitel in einem Buch, das er schon hundert Mal gelesen hatte.

„Was ist mit Ihren ersten Beziehungen?“ wechselte sie das Thema. „Gab es jemanden, der Ihnen etwas bedeutet hat?“

Er schwieg kurz, dann sagte er: „Ja. Ein Mädchen namens Nika. Ich war fünfzehn. Sie war... sanft. Zart. Rein.“

Elins Stift hielt inne.

„Was ist mit ihr passiert?“

Er hob die Kette seines Handgelenks leicht an, als wolle er sie ihr zeigen. „Ich bin hier, oder?“

Sie schluckte. „Wollen Sie darüber sprechen?“

„Nein.“ Ein einziges Wort, aber schwer wie Blei. „Aber ich werde. Für Sie.“

Etwas in seiner Stimme vibrierte – fast wie ein Versprechen. Oder eine Drohung.

Elin lehnte sich zurück. Die Temperatur im Raum war konstant, aber sie spürte Gänsehaut auf ihren Armen.

„Was erwarten Sie sich von diesen Gesprächen, Herr Lorenz?“

„Erwartungen? Gar keine. Aber Hoffnungen…“

Er beugte sich wieder leicht vor.

„Ich hoffe, dass Sie mich verstehen. Dass Sie sehen, was ich wirklich bin. Und dass Sie es nicht verabscheuen.“

Ihre Kehle wurde trocken. „Was genau sind Sie denn?“

Sein Lächeln verblasste nicht. Er sprach leise, fast zärtlich.

„Ein Spiegel. Und irgendwann… werden Sie sich selbst darin sehen.“

Elin spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Sie wollte widersprechen. Widersprechen und aufstehen, den Raum verlassen. Doch sie tat es nicht.

Stattdessen sagte sie: „Das war genug für heute.“

Sie stand auf. Kai sah ihr nach, als würde er sie bereits vermissen.

„Bis zum nächsten Mal, Doktor.“

„Ja“, sagte sie, und ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren.

Im nächsten Moment wusste sie, dass sie wiederkommen würde.

Kapitel 2 – Akten und Abgründe

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben ihres Büros, ein ständiges, rhythmisches Trommeln, das sich mit dem Rauschen des Kaffees in ihrer Tasse vermischte. Dr. Elin Martens saß allein, die Tür verschlossen, der Raum gedämpft beleuchtet. Nur die Tischlampe warf ihr warmes Licht auf den massiven Aktendeckel vor ihr – Kai Lorenz.

Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen.

Seit dem gestrigen Gespräch ging ihr seine Stimme nicht aus dem Kopf. Ruhig. Gezielt. Als würde er genau wissen, welche Knöpfe er drücken musste. Aber es war nicht nur das. Es war das Gefühl, dass er mehr über sie wusste, als er sollte. Seine Andeutungen. Seine Augen.

Sie hatte viel mit Tätern gearbeitet. Pädokriminelle, Narzissten, Gewalttäter. Aber niemand war ihr je so… nah gewesen. Und gleichzeitig so gefährlich fern.

Elin zog die Akte zu sich heran. 482 Seiten. Drei Opfer. Drei Verurteilungen. Und eine Aura aus Rätseln und Halbwahrheiten, die sich wie Nebel um die Fakten legte.

Sie öffnete die erste Seite. Die Überschrift war maschinengeschrieben:
Fallnummer 179-B / Lorenz, Kai / §211 StGB – Mord in drei Fällen

Darunter das erste Foto.

Nika Becker. 17 Jahre alt.

Elin betrachtete das Bild lange. Braune Haare, Pausbacken, ein schüchternes Lächeln. Kein Make-up, natürliche Augen. Die Art von Mädchen, das nicht auffällt – außer vielleicht für jemanden wie Kai.

Laut Akte war Nika Beckers Leiche im Frühjahr 2013 in einem stillgelegten Bahndepot gefunden worden. Todesursache: Erdrosselung mit einem Schal. Keine Spuren von sexuellem Missbrauch, keine Kampfspuren. Nur das ruhige, fast friedliche Gesicht eines toten Mädchens.