Bombe an Bord - Jo Zybell - E-Book

Bombe an Bord E-Book

Jo Zybell

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Beschreibung

Um die Erde vor dem Eistod zu bewahren, ist Ren Dhark unterwegs nach Andromeda, wo er Hilfe bei den Synties zu finden hofft. Doch statt auf Freunde trifft er auf unerbittliche Feinde, gerät mitten in einen Krieg – und eine eiskalte Echse schmuggelt ihm eine Bombe an Bord.

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 7

Bombe an Bord

 

von

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 1 bis 5)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 6 bis 11)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 12 bis 17)

 

Jo Zybell

(Kapitel 18 bis 21)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

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Impressum

Prolog

Im März des Jahres 2065 steht die Menschheit vor einer Zerreißprobe: Die Bewohner Terras sind nach Babylon evakuiert, wo Henner Trawisheim, der amtierende Commander der Planeten, die Zentrale des neuen Terra schaffen will. Nur noch 20 Millionen Menschen sind auf der mittlerweile völlig vereisten Erde zurückgeblieben.

Doch es ist Ren Dhark und seinen Mitstreitern gelungen, den Abfluß der Materie von unserer Sonne zu stoppen, indem sie die Hyperraumstation zerstörten, die kontinuierlich Masse aus der Sonne abzog und nach Proxima Centauri transferierte.

Als sich darüberhinaus die Synties – tropfenförmige Energiewesen aus dem All – aus alter Freundschaft zur Menschheit und vor allem zu Ren Dhark bereiterklären, die verlorengegangene Masse der Sonne durch neuen interstellaren Wasserstoff zu ergänzen und sie wieder so stark zu machen wie zuvor, scheint der glückliche Ausgang der Katastrophe gewiß.

Trotzdem läßt Henner Trawisheim die Evakuierungsaktion fortsetzen. Traut er den Synties nicht, oder verfolgt er eigene geheime Ziele? Die Frage wird bald überflüssig, als eine unbekannte Kraft die Synties aus dem Sonnensystem absaugt: Ohne die spurlos verschwundenen Helfer ist die Erde nicht mehr zu retten!

Resigniert beteiligt sich Ren Dhark mit seiner POINT OF an der weiteren Evakuierungsaktion. Doch nach ihrem Abschluß will er die Synties suchen, auch wenn er nicht den allerkleinsten Hinweis auf ihren Verbleib hat. Langsam faßt er wieder Mut – als eine bisher unbekannte Spezies aus den Tiefen des Alls auftaucht und die Erde zu ihrer neuen Heimat erklärt! Und dieses Volk scheint wie geschaffen für ein Leben in arktischer Kälte.

Die Eisläufer oder Riiin, wie sie sich selbst nennen, landen an beiden Polen und nehmen die Erde von dort aus in Besitz. Verzweifelt versucht Ren Dhark, auf Babylon Hilfe für die Heimat der Menschheit zu bekommen – doch Henner Trawisheim läßt ihn eiskalt abblitzen. Auch Terence Wallis, der Herrscher von Eden, will seine noch junge Welt nicht in einen Krieg verwickeln.

Auf dem Rückflug nach Terra macht die POINT OF Bekanntschaft mit einer unheimlichen Waffe der Eisläufer: dem Relativitätswerfer, der die Zeit rings um ein getroffenes Schiff um den Faktor 104 verlangsamt.

Trotzdem gelingt Ren Dhark der Durchbruch nach Cent Field. Die genaue Überprüfung alter Protokolle führt ihn und seine Gefährten zu einem geheimnisvollen Gerät unter Stonehenge, dessen Vernichtung einen kurzen Frühling in ganz Südengland auslöst und so Millionen Eisläufer das Leben kostet.

Arc Doorn erinnert sich daran, ein ähnliches Gerät schon einmal gesehen zu haben – und nimmt kurzerhand seinen Abschied von der POINT OF, um auf der Erde nach weiteren dieser geheimnisvollen Artefakte zu suchen.

Ren Dhark aber folgt der Spur des Energieimpulses nach Andromeda. Doch diesen neuen Flug in die Weiten des Alls will Dan Riker, Rens bester Freund, nicht mehr mitmachen: Auch er nimmt seinen Abschied von der POINT OF!

In dem der Nachbargalaxis vorgelagerten Kugelsternhaufen Welcome trifft Dhark auf das aggressive Echsenvolk der Lizards – und auf unübersehbare Spuren der Worgun in Form einer gigantischen goldenen Echsenstatue. Ein heimlicher Besuch auf der Handelswelt Torec führt zur Katastrophe: Dem Lizard Ssirrgul gelingt es, ein kleines Wesen an Bord zu schmuggeln, das einen Peilsender und eine gigantische Bombe in seinem Leib verbirgt…

Auf der Erde brechen Arc Doorn und einige Getreue zu einer Expedition nach Südamerika auf, um einen der legendären »Orte der Macht« zu suchen. Doch sie kommen nur bis zur Hochebene von Nazca, wo sich die Eisläufer – tief in der Zone der Terraner – eine heiße Schlacht mit gigantischen Maschinen aus fremdartigem Metall liefern. Unter der Ebene entdecken die Menschen eine gewaltige Anlage unbekannter Herkunft, die sie bittet, ihr als »Gedankenspender« im Kampf gegen die Eisläufer zu helfen. Kaum willigen sie ein, materialisiert sich eine gleißende Energiekugel, und ein mentaler Schrei ertönt…

1.

Drei Stunden 54 Minuten vor Explosion der Bombe…

 

Ssirrgul begann zu schwitzen. Obwohl er sich dagegen wehrte, brach die Angst aus ihm heraus und ließ die schuppige Haut unter seiner Kleidung feucht und glitschig werden. Schlimmer hatte es nicht kommen können: Er befand sich höchstpersönlich in der Gewalt der Salter an Bord ihres Wunderraumers. Und der Kemp-Wissenschaftler hatte Wort gehalten: Der Thulat funktionierte exakt nach den Vorgaben, die er Galu S. Kael genannt hatte.

Schlagartig begriff Ssirrgul, daß sich dadurch seine wichtigste Waffe gegen ihn selbst gekehrt hatte. Sobald die Mikroatombombe, die wie das Datenabfragemodul in den Körper des Thulats implantiert war, in knapp vier Stunden detonierte, würde das Schiff unwiderruflich vernichtet werden.

Und er mit ihm.

Schwarze Gedanken wälzend, suchte er verzweifelt nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Ihm wurde schwindelig, als er über seine Lage nachdachte. Er, der Generaldirektor der Slieriss-Handelsvertretung auf Torec, sah sich zum erstenmal in seinem Leben mit einer Situation konfrontiert, die in ihrer letzten Konsequenz sein eigenes Ende bedeutete. Allerdings auch das Ende für das fremde Schiff und dessen Besatzung.

Doch das berührte ihn nicht das Schwarze unter seiner Daumenkralle.

Die Vernichtung des Salter-Kundschafterschiffes mitsamt Besatzung war wesentlicher Teil seines sorgfältig geplanten Vorhabens, das sich nun für seine Person mehr und mehr als katastrophaler Fehlschlag entpuppte.

Ssirrgul spürte, wie sich seine Nackenschuppen aufrichteten und ihn ein eisiger Hauch erfaßte, als er diesen Gedanken zu Ende dachte.

Seine Gedanken versanken in einem trüben Sumpf.

Nein. Schlimmer hatte es wirklich nicht kommen können. Niemals hätte er an Bord sein dürfen! Als Slieriss hatte er nichts auf diesem Salter-Schiff zu suchen. Er war etwa so groß wie die Glatthäuter, kräftig, hatte einen Stützschwanz und je fünf Finger und Zehen mit starken Krallen. Grüne Schuppenhaut und gelbe Augen zeichneten ihn aus, des weiteren an den Kopfseiten einfache Höröffnungen ohne Ohrmuscheln. Auf der Spitze der langen, zähnestarrenden Schnauze saßen oben zwei Nasenlöcher.

Ssirrgul verfluchte alles, was ihn in diese Lage gebracht hatte, und verwünschte zugleich die absolute Ausweglosigkeit seiner Situation.

An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, drängte sich die Stimme der Salterfrau in seine düsteren Betrachtungen über sein nahendes Ende und zwang ihn, sich der Realität zu stellen, ob ihm das nun gefiel oder nicht.

»Sie sind mir schon ein seltsamer Zeitgenosse, Direktor Ssirrgul«, sagte Amy Stewart. Ihr Ton klang scharf. Das Hiss, die Hauptverkehrssprache innerhalb Andromedas, ging ihr mittlerweile recht fließend von den Lippen. Mit unpersönlichem Blick sah sie den gedrungenen Slieriss an. Der hockte zusammengesunken im Kontursitz, zeigte keinerlei Anzeichen jener Arroganz und Überheblichkeit mehr, die er ihr und den anderen Cyborgs im Stadtgefängnis von Torec noch vor Augen geführt hatte, sondern wirkte im Gegenteil bedrückt und niedergeschlagen, ohne daß sie sich einen Reim darauf machen konnte. Vermutlich bangte er um seine Unversehrtheit. Er hatte schon anklingen lassen, daß er fürchtete, gefoltert zu werden. Möglicherweise half ihnen diese Ängstlichkeit bei seiner Befragung.

»Erklären Sie mir doch«, fuhr sie fort, »warum Sie die beiden anderen Thulats ohne Zögern und ohne jegliche Skrupel vor meinen Augen erschossen haben, Ihnen andererseits jedoch erstaunlicherweise sehr viel am Wohlbefinden des letzten noch lebenden Exemplars liegt. Verraten Sie uns den Grund dafür?«

Ssirrgul antwortete nicht, spielte den Verweigerer. Sein Blick irrte zur Seite, fiel auf die schwebende Kugel in der Mitte der Zentrale des Salter-Schiffes, das laut der Aussage des Kapitäns keines war, sondern ein terranisches Schiff – was immer sich auch hinter dieser Bezeichnung verbergen mochte.

Innerhalb der Projektionsfläche der Kugelsphäre war das unbekannte blaue Leuchten verschwunden, das bei seinem Erwachen in der Zentrale zu sehen gewesen war. Das bekannte Bild des Weltraums mit seinem sternübersäten Schwarz dominierte jetzt die Ansicht.

Wann das Salter-Schiff Fahrt aufgenommen hatte, war Ssirrgul entgangen. Jedenfalls bewegte es sich jetzt eindeutig zwischen den Sternen auf einem neuen Kurs. Das Ziel an seinem Ende würde es allerdings niemals mehr erreichen.

Ren Dhark stand halb hinter Amy Stewart, sah mit düsterem Blick auf den Gefangenen, mischte sich aber in die Befragung nicht ein – noch nicht.

»Weshalb zeigen Sie plötzlich ein derartiges Interesse an dem kleinen Kerl, Direktor?« Amy Stewart runzelte die Stirn. »Kann es sein, daß er etwas Außergewöhnliches an sich hat? Daß er etwas Besonderes ist?«

»Tsss-tssk!« Ssirrguls Lautäußerung konnte alles bedeuten: Verneinung, Zustimmung, Ablehnung, eine Verwünschung über seine momentane Lage oder eine häßliche Beschimpfung seiner Gegenüber.

Amy beugte sich etwas zu ihm hin, fixierte ihn scharf.

Ssirrgul widerstand nur Sekunden, dann wichen seine gelben Augen ihrem Blick aus. Etwas schien ihn in Aufregung zu versetzen, die er nur schlecht kaschierte. Zumindest erschien es Amy Stewart so, die sich des Gefühls nicht erwehren konnte, als würde das Echsenwesen kurz vor etwas stehen, was einem psychischen Zusammenbruch gleichkam. Einiges sprach dafür.

Die Mimik der Lizards – es war Ren Dhark gewesen, der diesen Namen für die Slieriss geprägt hatte – war von der humanoider Spezies, insbesondere der menschlichen, so verschieden, daß es schon eines längeren Aufenthaltes unter dem Volk der Echsengestaltigen bedurfte, um deren jeweilige Empfindungen und Befindlichkeiten zumindest im Ansatz zu erraten. Aber Cyborgs waren hier insofern begünstigt, als sie aufgrund ihrer geistigen Besonderheiten in der Lage waren, wesentlich schneller mit nichtmenschlichen Sprachen und Gebärden klarzukommen – weshalb sich Amy auch nahezu sicher war, daß Ssirrguls Gemütszustand in ursächlichem Zusammenhang mit dem Verschwinden des kleinen Thulats stehen mußte. Die gleichen Symptome einer kreatürlichen Angst hatte der Generaldirektor vor Minuten schon einmal gezeigt, als sie ihm eröffnete, daß sie das Tierchen mit an Bord genommen hatte, wo es ihr allerdings gleich entwischt war und sich bislang unauffindbar irgendwo im Schiff versteckte.

Aber weshalb diese Furcht? Um sein Leben etwa?

»Was also ist so Besonderes an Ihrem Schützling?« beharrte sie. »Was ist sein Geheimnis? Reden Sie endlich!« Ihre blauen Augen blickten wie Eis. Sie beobachtete Ssirrgul mit voller Konzentration, bemerkte, daß auf seiner linken Gesichtshälfte ein langgestreckter Muskel zuckte, dessen Bewegung sich bis zum Auge fortsetzte. Der Direktor der Slieriss-Handelsniederlassung versuchte, diese Reaktion zu unterbinden. Es gelang ihm kaum. Ihre Schlußfolgerung: Ssirrgul hatte eindeutig Angst, ganz gemeine Echsenangst. Gut so. Das konnte helfen, die verfahrene Situation auf die eine oder andere Art in den Griff zu bekommen. Noch wußte sie nichts von dem, was den Slieriss tatsächlich bewegte, der jetzt fortfuhr: »Und wenn nicht, Salterin? Foltern Sie mich dann, um mich zum Reden zu zwingen?«

Wieder diese Angst vor Folter!

»Was haben Sie für mich vorbereitet? Vielleicht die primitive Variante der schmerzhaften Tortur des Krallen-Ausreißens? Bestimmt ist es das, nicht wahr? Ich jedenfalls würde dieses Verfahren anwenden. Unter uns Slieriss ist es noch immer die beste Methode, jemanden dazu zu bringen, seine Verstocktheit abzulegen und die gewünschten Informationen preiszugeben.«

Amy blickte angewidert, schwieg jedoch zunächst. Sie mußte sich zurückhalten, um ihre Aversion gegen das Echsenwesen nicht allzu deutlich zu zeigen. Eine Antipathie übrigens, welche sie seit der Giant-Herrschaft – die sie als Immune überstanden hatte, während sie den Tod ihrer Eltern miterleben mußte –, prinzipiell gegen Fremdvölker hegte. Seit dieser Zeit hatte sie es sich zur Maxime gemacht, alles ihr Mögliche bei der Abwendung von Gefahren für die Menschheit beizutragen, um ihr eine zweite Giant-Invasion mit all ihren unsäglichen Greueln zu ersparen.

Ren Dhark war es, der mit harter Stimme antwortete: »Wir foltern keine Gefangenen. Wir setzen vielmehr auf das weit humanere Mittel des Überredens, indem wir den Betreffenden davon überzeugen, daß es keinen Zweck hat, verstockt zu bleiben. Dies zu Ihrer Information, Direktor Ssirrgul.«

Der Lizard wackelte mit dem Kopf und zischelte: »Wenn es etwas gibt, das nicht der Wahrheit entspricht, dann wohl diese Bemerkung, Kapitän. Die während des Krieges zwischen Ihrer und unserer Zivilisation an unserem Volk begangenen Foltergreuel durch die Salter füllen ganze Bibliotheken in den Archiven unserer Zentralwelt.«

Jetzt war es an Ren, düster zu blicken. Mit dunkler Stimme hielt er Ssirrgul entgegen: »Auch auf die Gefahr hin, mich erneut zu wiederholen: Wir haben mit diesen Kriegen nichts zu tun. Wir sind Terraner, keine Salter.«

»Ja, ja.« In der Parodie eines fast menschlichen Grinsens zog Ssirrgul die Lefzen hoch und entblößte die scharfen Zahnreihen seiner mächtigen Kiefer. »Wer’s glaubt.« Er schwieg kurz. »Aber das ist nicht mehr länger relevant… In Kürze wird sich alles ändern, es bleibt nicht mehr viel Zeit.«

»Zeit? Was meinen Sie damit? Zeit wofür?« Amy runzelte die Stirn. In ihrem Kopf begannen Alarmglocken zu läuten. Ohne einen konkreten Grund begann sie etwas zu ahnen. Irgendwie wußte sie, was der Slieriss gleich sagen würde, vorausgesetzt, er überwand sich und sprach Klartext. Sie warf Ren einen bedeutungsvollen Blick zu und mußte erkennen, daß sich ihr Lebenspartner mit ähnlichen, wenn nicht identischen Überlegungen herumschlug.

Ssirrgul schien mit sich zu kämpfen.

Es dauerte mehrere Augenblicke, ehe er sich schließlich zu einer Antwort entschloß.

Eine seltsame Emotion ließ seine gelben Augen aufglühen, als er laut und fast triumphierend sagte: »Dieser Thulat bringt Ihnen den Untergang. Den Tod. Das ewige Vergessen. Suchen Sie sich aus, was Ihrem Glauben an den Übergang ins Jenseitige entspricht, falls Sie einen diesbezüglichen Glauben besitzen. Und all das bringt er Ihnen innerhalb der nächsten vier Zeitzyklen, also vier Stunden Ihrer Zeitrechnung!«

In der Zentrale der POINT OF schien jeder für Augenblicke den Atem anzuhalten. Man hörte plötzlich nur noch das unterschwellige Summen der Schiffssysteme, das in der ringförmigen Zentrale ständig präsent war, ehe die normalen Arbeitsgeräusche wieder die Überhand gewannen.

Ren Dhark war es, der mit einem gallig harten Lachen die merkwürdige Stimmung beendete. Er sah kurz zur Bildkugel hinüber. Der Blick auf das umgebende All bot keine Besonderheiten. Nur Sterne waren zu sehen. Ein unbewegtes Meer aus Lichtpunkten. Selbst die beiden blauen Systemsonnen, in einem mörderischen Danse macabre auf Gedeih und Verderben an den weißen Zwerg gekettet, waren im sternenübersäten Hintergrund verschwunden. Dann richtete er seinen Blick auf Ssirrgul.

»Kommen Sie, Direktor«, sagte er. »Sie sind wirklich nicht in der Lage, uns drohen zu können. Schon gar nicht mit einem derartig theatralischen Bekenntnis. Mit welcher Begründung wollen Sie uns denn dieses Ammenmärchen glaubhaft machen?«

Ssirrgul blies die Nüstern auf und zischelte stakkatoartig; es klang nach einem abfälligen Lachen; es konnte aber auch sein, daß er damit nur seine Angst zu kaschieren versuchte. Die Nickhäute schlossen sich und verbargen kurzzeitig seine gelben Reptilienaugen, ehe sie wieder hinter die Lider zurückschnappten. Er zögerte einen Augenblick, wirkte wie ein drittklassiger Schmierenkomödiant, der sein Publikum mit einem Spannungsbogen zu reizen suchte, ehe er sich zu einer Antwort entschloß und einige weitere Geheimnisse seines trojanischen Echsenwesens preisgab.

»Mein Thulat«, zischelte er und sträubte die Schmuckschuppen auf der flachen Stirn über den glühenden Augen, »ist nur nach außen ein im Genlabor gezüchtetes Haustier ohne Verstand. In Wirklichkeit beherbergt er in seinem Körper ein Datenabfragemodul…«

»Also ihm haben wir den mißglückten Zugriff auf unseren Bordrechner zu verdanken«, unterbrach Amy, nickte, als sähe sie einen länger gehegten Verdacht bestätigt.

»Außerdem ein Funkgerät großer Reichweite«, fuhr Ssirrgul ohne auf die Unterbrechung zu reagieren fort. »Sein größtes Potential jedoch ist eine Mikroatombombe im Megatonnenbereich. Sie ist mit einem Zeitzünder versehen, der auf vier Stunden nach der bedauerlicherweise mißlungenen Abfrage Ihres Hauptspeichers eingestellt ist. Der Zünder aktivierte sich automatisch, als dieser Kontakt nicht zustande kam. Ein unumkehrbarer Prozeß übrigens, durch nichts aufzuhalten. Habe ich erwähnt, daß der Sprengsatz unitallverstärkt ist? Sie können sich bestimmt vorstellen, was mit einem Raumschiff geschieht, in dem eine solche Bombe zur Detonation kommt.«

*

Schrecken durchzuckte Amy. Eine Bombe an Bord der POINT OF, die sich selbständig aktiviert hatte!

Während sie versuchte, ihre tiefe Bestürzung zu kaschieren – und doch nicht verhindern konnte, daß sich eine Reihe widerstreitender Gefühle auf ihrem Gesicht widerspiegelte –, starrte sie Ssirrgul mit wachsendem Zorn an. Sie nahm kaum die aufgeregten Stimmen der Besatzung der Leitzentrale wahr, die die ganze Tragweite dessen zu realisieren begann, was dem Ringraumer bevorstand, wenn sich Ssirrguls Ankündigungen bewahrheiten sollten – so sehr versetzte sie das Gehörte in Rage. Sie war nahe daran, den Lizard niederzuschlagen, aber es gelang ihr, sich zu beherrschen.

Ihr Blick suchte Ren Dhark, dessen kantiges Gesicht sich mehr und mehr verhärtete, je länger Generaldirektor Ssirrgul geredet hatte. Seine braunen Augen unter dem Schopf weißblonder Haare waren fast schwarz vor Zorn, als er dem Slieriss entgegenhielt: »Unser Ende wird auch das Ihre sein. Machen Sie sich nicht lächerlich. Sehen Sie der Realität ins Auge. Diese Aktion kostet Sie doch selbst das Leben. Bereitet Ihnen das kein Kopfzerbrechen?«

»Doch, das jagt mir Angst ein«, antwortete Ssirrgul, »ich gebe es zu.« Seine Fußkrallen scharrten fahrig über den Bodenbelag der Zentrale. »Eigentlich hätte ich ja nicht…« Er verstummte plötzlich und ließ seine Zuhörer im unklaren darüber, was er nichthätte tun sollen.

Während Ren darauf wartete, daß Ssirrgul fortfuhr, fiel es Amy Stewart wie Schuppen von den Augen. Endlich erkannte sie den Grund für Ssirrguls seltsam widersprüchliches Verhalten und für einige merkwürdige Vorkommnisse auf dem Planeten selbst. Die losen Teile des Puzzles, aus denen sie die ganze Zeit versuchte, ein Ganzes entstehen zu lassen, fügten sich plötzlich ineinander.

Der Aufenthalt im Stadtgefängnis von Torec; die Thulats in der Nebenzelle; die Erschießung der beiden kleineren Echsenwesen durch Ssirrgul; die vom Polizeichef Simaloss angebotene Freilassung durch Bezahlung: All das war vom Generaldirektor eingefädelt und inszeniert worden – einzig und allein um seine Kemp-Züchtung an Bord des »Salter-Wunderraumers« zu bringen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Wahrhaftig ein machiavellistisches Kunstwerk und eines Odysseus würdig – wäre da nicht eine winzige, aber für Ssirrgul gravierende Änderung eingetreten, die er nicht mit auf seiner Rechnung hatte und die das Ganze in eine für ihn höchst ungemütliche Situation verkehrte. Ein Zustand, der Ssirrgul in den Wahnsinn treiben mußte.

Unvermittelt begann sie zu lachen, als sie die ausgleichende Gerechtigkeit darin erkannte.

Ins Angloter wechselnd, ließ sie Ren ihre Erkenntnisse zukommen. Sie schloß, noch immer ein spöttisches Lachen in den Augenwinkeln, mit den Worten: »Stell dir vor, wie er sich gefühlt haben muß, als er hier an Bord der POINT OF zu sich kam und feststellen mußte, daß er wesentlicher Bestandteil seines eigenen Plans geworden war!«

Ren nickte zustimmend. »Da liegst du völlig richtig. Der Jäger ist selbst zum Opfer geworden. Wie apart! Und nur zu gerecht!«

»Das finde ich auch.«

»Lassen wir ihn an unseren Erkenntnissen teilhaben?«

»Tu, was dir richtig erscheint.«

Ren machte eine unbestimmte Bewegung und wandte sich wieder Ssirrgul zu. Er aktivierte erneut den Translator, den er im Gegensatz zu Amy benötigte: »Wollen Sie uns nicht den Ausweg aus diesem mißglückten Vorhaben zeigen, Direktor? Sie haben doch sicher einen Plan B, nicht wahr?«

»Plan B?« Ssirrgul blinzelte verwirrt.

»Was denn? Ein derart großartig eingefädeltes Vorhaben und keine Ersatzlösung parat, falls die primäre den Bach runtergeht? Wollen Sie tatsächlich sterben? Wozu? Ist das wirklich nötig?«

Fast hätte sich der Generaldirektor in die Brust geschlagen. »Wir müssen alle einmal Platz machen für unsere Nachkommen«, verkündete er pathetisch. »Andererseits wird mein Name auf dem Ehrenmonument in der Kongregationshalle für alle im Krieg gestorbenen Helden verewigt sein. Der Klan der Ssirrgul hat einen weiteren Märtyrer.«

»Patriotisches Geschwafel«, konnte Hen Falluta nicht an sich halten zu äußern. »Ich würde am liebsten…«

Eine Handbewegung Ren Dharks ließ ihn verstummen. Murrend widmete sich der ehemalige Hope-Kolonist und jetzige Erste Offizier der POINT OF seinen Kontrollen.

Der Commander wandte sich erneut an Ssirrgul: »Wir werden Ihren Trojaner rasch eingefangen haben«, versprach er. »Dann hat der Spuk ein Ende.«

»Nicht möglich. Er ist genetisch darauf programmiert, sich zu verstecken – und es auch zu bleiben.«

»Also deshalb ist er gleich nach seiner Ankunft an Bord ausgebüchst.« Amy Stewart nickte verstehend; ein weiteres Stück des Puzzles hatte sich eingefügt.

»Wir werden ihn trotzdem bekommen«, versicherte Ren nachdrücklich.

Der Generaldirektor machte eine abfällige Bewegung mit seiner rechten Klaue. »Verraten Sie mir, wie Sie das zuwege bringen wollen?«

»Trägt Ihr Thulat nicht ein Funkgerät in sich?«

»Das sagte ich.«

»Wozu dient es primär?«

Ssirrgul sah keine Veranlassung mehr, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten; die Salter konnten mit den Informationen nichts mehr anfangen.

»Um die Daten Ihres Hauptspeichers an die Flotte zu übertragen, die innerhalb dieses Sektors patrouilliert, um Ihr Schiff aufzuspüren. So hätten wir Ihre Offensiv- und Denfensivbewaffnungen außer Gefecht setzen, Ihre Tarnvorrichtungen und Intervallfeldparameter erfahren und Ihr Schiff ohne Verluste für unsere Flotte aufbringen können.«

»Fein ausgedacht«, nickte Ren Dhark mit ausdruckslosem Gesicht, »aber wenig effektiv. Den Grad unserer Sicherungsmaßnahmen für Angriffe dieser Art können Sie sich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Aus dem Kontakt mit Ihrer Flotte wird also nichts werden, nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen ist.«

»Das würde ich nicht sagen«, antwortete der Direktor, und seinelangegespaltene dunkelrote und mit unzähligen weißen Knospen besetzte Echsenzunge blitzte kurz zwischen den Zahnreihen hervor. »Auch wenn der Thulat keinen Zugriff auf Ihr Bordgehirn erlangen konnte, so sendet sein Funkgerät dennoch ein fortwährendes Peilsignal, das unserer Flotte den Weg weisen wird.«

Rens Kopf ruckte hoch. Über die Schulter gewandt kam sein Befehl an den Chef der Funkzentrale: »Mister Morris! Orten Sie dieses Peilsignal. Sofort!«

»Schon dabei, Commander«, gab der Erste Funker zurück.

Ren Dhark sah wieder auf Ssirrgul. »Sagte ich nicht, daß wir sie aufspüren, Ihre Bombe auf zwei Beinen?«

Ssirrguls einzige Reaktion auf diese Ankündigung war, daß er sich mit der Zeigekralle die Kopfschuppen über der rechten Ohröffnung kratzte, wodurch er wohl einen gelangweilten Eindruck vermitteln wollte.

Es wurde auch gleich deutlich, weshalb.

»Das Signal ist wegen der vielen Störungen durch unsere eigenen Bordsysteme nicht zu orten, Commander«, machte nach exakt vier Minuten Glenn Morris Meldung, und seine Miene spiegelte das Erstaunen und die Enttäuschung darüber wider.

Dhark runzelte die Stirn. »Was ist mit den Lebenszeichenspürern?«

»Ebenfalls keine Reaktion«, bedauerte der Zweite Offizier Leon Bebir, einen raschen Blick auf die entsprechenden Instrumente werfend. »Ist das zu glauben! Dieses Ding existiert für die Meßgeräte nicht!«

In das sekundenlange Schweigen hinein sagte Ssirrgul: »Meine Schöpfung wurde derart gezüchtet, daß sie praktisch keine Biosignale abgibt. Sie können das Tier also auch nicht auf diese Weise orten, Kapitän.«

»Zur Hölle! Es wird doch eine Möglichkeit geben, diesen Thulataufzuspüren und unschädlich zu machen!« Leon Bebir starrte wild, und seine Finger schlugen einen von Ärger motivierten Trommelwirbel auf die Pultumrandung. Es war seine Art, den aufwallenden Frust zu kompensieren. Auch war ihm anzusehen, daß er sich Ssirrgul am liebsten persönlich vorgenommen hätte, um ihm jeden Klauennagel einzeln langsam und genüßlich auszureißen. Er zog eine Grimasse, holte tief Luft und setzte an, um noch etwas viel Drastischeres zu sagen. Dann überlegte er es sich anders und wiederholte nur: »Es muß doch eine Alternative geben! Oder wollen wir tatenlos zusehen, wie in«, er warf einen wilden Blick auf das große Bordchrono, »knapp dreieinhalb Stunden die POINT OF aufhört zu existieren?«

In der Zentrale brach ein schnell anschwellender Tumult aus, der sich jedoch in Grenzen hielt: Die Disziplin der Besatzung verhinderte ein größeres Durcheinander.

Ren Dhark war so ziemlich der einzige, der in der aufwallenden Unruhe die Übersicht behielt. Er hob die Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Er wartete eine Sekunde, ehe er begann: »Wir werden seiner habhaft werden. Früher oder später erwischen wir ihn.«

»Besser früher«, machte sich Amy Stewart auf Angloter bemerkbar und zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. »Später dürfte es zu spät sein.« Sie warf einen schnellen Blick auf ihr Chrono, sah, wie die Sekunden und Minuten im Lupenfenster unerbittlich verstrichen und einem Zeitpunkt zustrebten, vor dem sie sich nun doch langsam zu fürchten begann.

Ren registrierte ihre nur ungenügend kaschierte Sorge um ihn – was sie allerdings nicht zugeben würde, sollte er sie darauf ansprechen – nickte ihr aufmunternd zu und lächelte verhalten.

»Wir werden ihn bekommen«, erklärte er mit großem Nachdruck.

»Aber wie stellen wir das an, Commander?« Hen Falluta gab sich pragmatisch, wie es einem Ersten Offizier geziemte, aber es war unverkennbar, daß seine Stimme angespannt klang.

Ren zögerte keine Sekunde mehr.

»Schalten Sie sämtliche Bordsysteme ab, Nummer Eins!« befahl er. »Nur die Lebenserhaltung bleibt aktiv!«

»Commander?« Falluta glaubte sich verhört zu haben.

»Worauf warten Sie? Tun Sie es! Sofort!«

*

Tun Sie es! Sofort!

Der Erste Offizier starrte seinen Commander einige Sekunden lang an. Verblüfft zunächst, dann machte sich Verstehen auf seinem Gesicht breit.

»Natürlich, Commander.« Seine Hände glitten über die Tastaturen.

Ren Dhark tat das einzig Richtige in dieser Situation. Ohne die vielfältigen Störsignale der Bordsysteme der POINT OF mußten die Signale, die das Funkgerät des Thulats emittierten, klar zu orten sein; er konnte sich nicht länger in den Hintergrundimpulsen verstecken.

Die Bildschirme auf den einzelnen Pulten begannen die Deaktivierung der Betriebssysteme anzuzeigen: Lichter veränderten sich. Aus Grün wurde Rot. Kontrollen wechselten ihre Funktionsparameter.

Leutnant Tino Grappa, der mailändische Ortungsoffizier der POINT OF, sondierte mit gewohnt starrem Blick die hereinkommenden Daten seiner Systeme. Seine Konzentration war sprichwörtlich, ebenso die geradezu stoische Ruhe, die er auch in heiklen Situationen nicht verlor.

Jählings hob er den Kopf, ohne jedoch dabei seine Anzeigen aus dem Blick zu lassen.

»Commander!« In seiner Stimme war ein kleiner Anflug von Emotionen nicht zu überhören – was bei ihm bedeutete, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Überraschung unmittelbar bevorstand.

»Mister Grappa?«

»Die Oszillos geraten in Bewegung. Wir bekommen Besuch, Commander!«

»Ich sehe es«, erwiderte Ren, und eine Falte bildete sich über seiner Nasenwurzel.

Die Wiedergabe in der Bildkugel hatte sich geändert, als Grappa die Tasterphalanx der POINT OF auf den Sektor des Weltraums richtete, von dem aus sich der »Besuch« ankündigte. Vor dem sternenübersäten Hintergrund präsentierte sich eine Insektenwolke roter Symbole, die sich in einer weit auseinandergezogenen, nach vorne offenen Halbmondformation durch den Raum bewegte.

Eindeutig ein Suchraster, Standardformation einer Flotte: Die Peilsignale des kleinen Thulats hatten die Lizard-Flotte erreicht.

Nichts war es mit der Abschaltung der Bordsysteme; umgehend hob Ren seinen Befehl wieder auf. Es galt, sich eine andere Lösung einfallen zu lassen, um dem Problem des Thulats zu Leibe zu rücken.

»Wie viele sind uns da auf den Fersen?« kam Rens knappe Frage.

»80 alte S-Kreuzer.« Grappas Antwort kam wie aus der Pistole abgefeuert.

»Was, nicht mehr?« wunderte sich Ren und zeigte ein schwaches Grinsen.

»Die sollten uns keine Probleme bereiten«, gab sein Erster Offizier zu verstehen. »Wir haben ihnen einiges voraus.«

Ren nickte zustimmend. Fallutas Bemerkung stellte keine terranische Omnipotenz in Sachen Eingebildetheit dar, sondern war lediglich die Reaktion auf die Technik, die man vorgefunden hatte, als man erstmals in dem Andromeda vorgelagerten Kugelsternhaufen Welcome auf Raumverbände der Slieriss gestoßen und sogleich in Auseinandersetzungen verwickelt worden war.

Das kriegerische Echsenvolk verwendete durchweg noch die frühen, kleineren S-Kreuzer-Modelle mit einem Ringdurchmesser von 130 Metern und verharrte auch sonst im wesentlichen auf dem Stand einer Technologie, wie sie die Worgun vor rund zweitausend Jahren besessen hatten.

Bis auf wenige Modifikationen in Sachen Offensivbewaffnung und Antrieb hatten die Schiffe keine signifikanten Verbesserungen erfahren.

Eine der Modifikationen bestand darin, einige Schiffe mit einem übergroßen Pressorgeschütz auszustatten und zu diesem Zweck einen Mittelsteg in den Ring einzubauen, in dem das Geschütz seinen Platz fand.

Diese Art der Bewaffnung hatte allerdings einen Verlust an Wendigkeit zur Folge, wie sich nach den ersten Scharmützeln zwischen POINT OF und Lizard-Flotteneinheiten gezeigt hatte, da die umgerüsteten Ringraumer ihren Brennkreis beziehungsweise -punkt nicht mehr einfach nach oben verlegen konnten, sondern um einhundertachtzig Grad kippen mußten, wenn sie wenden wollten – im Kampf ein umständliches und zeitraubendes Manöver. Zudem bedingte die nun vergrößerte Masse eine höhere Trägheit gegenüber normalen S-Kreuzern, was der Agilität auch nicht gerade förderlich war.

»Kapitän!«

Ssirrgul machte Anstalten, sich aus seinem Sitz zu erheben.

Die Fäuste der beiden Wachen hinter seinem Rücken drückten ihn hart zurück.

»Was wollen Sie?« Rens ablehnende Miene zeigte sein fehlendes Interesse, sich ausgerechnet jetzt mit dem Slieriss zu beschäftigen.

»Ich will, daß Sie mich zum Kommandanten der Verfolgerflotte durchstellen«, verlangte er und stierte den Commander von unten herauf an.

»Was versprechen Sie sich davon?«

»Er muß darüber informiert werden, daß ich gegen meinen Willen an Bord Ihres Schiffes festgehalten werde.«

»Ach. Sieh an, unser Generaldirektor«, murmelte Amy Stewart süffisant, »will sich noch vor Dunkelheit vom Acker machen. Warum überrascht mich das nicht?«

Ren wirkte nicht einmal äußerlich amüsiert über Ssirrguls Anschuldigung. »Ich glaube eher«, schnappte er in Richtung des Slieriss, »Sie hoffen, das sinkende Schiff auf die eine oder andere Art verlassen zu können. Doch selbst wenn ich Ihrem Wunsch entspräche und Sie mit dem Militärkommandanten der Flotte sprechen ließe – es ändert kein Jota an Ihrer Situation. Sie bleiben hier, basta. Wissen Sie, bei uns Terranern gibt es ein Sprichwort: mitgefangen, mitgehangen. Will heißen, Sie sind auf Gedeih und Verderben an unser Schicksal gebunden, Sie erbärmlicher Feigling. Akzeptieren Sie endlich die Konsequenzen Ihres Tuns!«

»Sie lassen mich also nicht…«

»Nein!« unterbrach ihn Ren und lächelte grimmig. »Ihr Wunsch ist abgelehnt. Und damit Sie mir nicht weiter auf die Nerven gehen oder gar in Ihrer Heidenangst vor den Konsequenzen Ihres eigenen Tuns womöglich noch durchdrehen und meine Mannschaft in Gefahr bringen – Mister Farell!«

Judd Farell, der Wachoffizier der POINT OF, nahm eine leichte Habachtstellung ein.

»Schaffen Sie mir diese Krämerseele aus den Augen. Los, sperren Sie ihn in die Arrestzelle!«

»Mit Vergnügen, Commander.«

Der aus Wales stammende Farell nickte den beiden Soldaten zu, die hinter Ssirrgul auf ihre Befehle warteten.

In einer gleitenden Bewegung hoben die zwei Männer die erschrocken aufzischende Echse aus dem Sitz, stellten sie ruppig auf die Beine und dirigierten den nun überhaupt nicht mehr eindrucksvoll wirkenden Slieriss in Richtung Ausgang.

»Sie werden es bereuen, Salter-Kapitän«, jammerte Ssirrgul, den scheinbar nichts von der Vorstellung hätte abbringen können, sich in der Gewalt von Saltern zu befinden. »Denken Sie an meine Worte. Sie werden es noch be…«

Das Schott fuhr fauchend hinter der Gruppe zu und schnitt dem Slieriss das Wort ab.

Ren sah ihm kopfschüttelnd nach.

»Wir werden sehen, wer was bereut«, brummte er und legte die Stirn in Falten. Inständig hoffte er, daß sich Ssirrguls Prophezeiung nicht bewahrheiten würde.

2.

Drei Stunden 21 Minuten vor Explosion der Bombe…

»Taktik, Commander?« fragte Falluta.

»Wie besprochen. Üben wir uns in der Politik der kleinen Nadelstiche.«

Leon Bebir grinste. »Aha. Das übliche Geplänkel. Anfliegen. Zustechen. Das Weite suchen.«

»Genau so, Nummer Zwei, machen wir es. Nein«, der Commander verbesserte sich, »nicht ›wir‹ sondern Sie. Das verschafft mir und den anderen die nötige Zeit, unser wirkliches Problem in den Griff zu bekommen. Status?«

»Systeme klar, Kommandant«, meldete Hen Falluta auf die Anfrage des Commanders und warf einen prüfenden Blick auf die Checkmaster-Kontrollen, auf denen unübersehbar das Bereitschaftssymbol pulsierte und Kunde davon gab, daß der Supercomputer auf der Hut war und innerhalb von Nanosekunden eingreifen würde, sollte sich eine ernst zu nehmende Gefahr für Schiff und Besatzung ergeben.

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