Buster Keaton lächelt nicht - Michael J. Awe - E-Book

Buster Keaton lächelt nicht E-Book

Michael J. Awe

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Beschreibung

Nachdem ein alter, resignierter Schriftsteller im Park einen tödlichen Herzanfall erlitten hat, findet er sich im Körper eines unbekannten Mannes wieder. Die Suche nach der Identität des Fremden wird zur Frage nach dem eigenen Lebensentwurf.

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Michael J. Awe

Buster Keaton lächelt nicht

Phantastische Erzählung

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Buster Keaton lächelt nicht

 

 

 

Nachdem der junge Journalist endlich gegangen war, machte ich meinen etwas verspäteten Spaziergang durch den Park und atmete die frische Luft ein, die mir guttat. Die Sonne stand schräg über den nur noch spärlich belaubten Bäumen und warf lange Bahnen von Licht über die Wiesen, so dass die Passanten noch einmal ihre Wintermäntel geöffnet hatten und der Spätherbst einen Hauch von Sommer mitzubringen schien. Wie merkwürdig es ist, ging es mir durch den Kopf, dass in den letzten Jahren niemals zweimal derselbe Mitarbeiter der Lokalzeitung zu mir gekommen ist. Die einzige Konstante schien zu sein, dass die Journalisten immer jünger und ich immer älter wurde.

So ist es nun also gekommen. Mein Name hat im Literaturbetrieb unseres Landes einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, meine Romane werden verlegt, ich unternehme Lesereisen und gebe Interviews. Manchmal erkennen mich Leute auf der Straße wieder. Und doch ist nichts von der Begeisterung übrig geblieben, mit der ich mir als junger Mann ein Leben als Schriftsteller ausgemalt hatte. Nachruhm, jedes Wort für die Ewigkeit, jede Notiz ein Fall für das Literaturarchiv, mein Leben im Schein zukünftiger Biographien. Es ist nicht so, dass ich mich beklagen möchte, das hat unsere Generation nicht gelernt. Aber nun, da ich am Ende meiner Existenz stehe, muss ich mir eingestehen, dass sich Enttäuschung und Resignation zu meinem beherrschenden Lebensgefühl entwickelt haben. Ich habe geschrieben, veröffentlicht und mein Leben damit vertan, Wörter auf Papier zu tippen, die kaum noch jemand lesen mag. Jeder mittelprächtige C-Klasse-Promi aus dem Fernsehen schafft es, mit seinen Sachbüchern eine höhere Auflage zu erzielen als ich, der ich im Olymp der Literatur sitze, wenn auch nicht in der ersten Reihe. Wozu also das Ganze?

Langsam ging ich unter den bunt leuchtenden Baumkronen einher und lauschte auf die Geräusche der spielenden Kinder. Wie warm es ist, dachte ich, und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Die Tüte mit den Butterbroten in meiner Hand raschelte leise, während ich auf eine Bank in der Nähe des Sees zusteuerte, auf der ich jeden Mittag zu sitzen pflegte. Meine kleine Oase der Ruhe, die mir über die Jahre die schönsten Momente beschert hatte. Ich kam etwas außer Atem und merkte wieder, wie sehr mich diese Interviews anstrengten, die sich nach der Veröffentlichung eines meiner Bücher häuften. Der Kaffee, den ich angeboten und von dem ich selbst zu viele Tassen getrunken hatte, war mir nicht bekommen und ich fühlte mich ein wenig schwindelig. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, versuchte mein Gleichgewicht zu halten, und fühlte einen merkwürdigen Schlag in der Brust, als würde man mir mit einem schweren Hammer von innen gegen die Rippen schlagen. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Die Stimmen über mir gingen in einem Rauschen unter, ich lag auf der Erde, etwas rüttelte an mir, ich riss den Mund auf. Ich bekam keine Luft mehr, nicht genügend Luft ...

 

Im nächsten Augenblick stand er wieder.

Ein Schwindel, dachte er, die Zipperlein des Alters.

Er atmete tief ein und spürte eine Kraft in seinen Lungen, die ihn überraschte. Alles fühlte sich anders und irgendwie falsch an. Um ihn herum standen viele Menschen und starrten auf etwas am Boden. Keiner sagte ein Wort. Deutlicher als zuvor hörte er das Rauschen des Windes in den Kronen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und den entfernten Straßenverkehr.

Wie lange stehe ich schon hier, dachte er. Was war mit ihm geschehen?