Die 0 und die 1 - Michael J. Awe - E-Book

Die 0 und die 1 E-Book

Michael J. Awe

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Beschreibung

Lygas, genannt der Suchende, macht sich mit seiner Tochter Sentia zu einem geheimnisvollen Ort tief in den Bergen auf, den die Verschwundenen dort vor langer Zeit errichtet hatten. Zusammen mit Sentia dringt er weit in das unterirdische System vor und macht eine Entdeckung, für die er einen hohen Preis zahlen muss.

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Michael J. Awe

Die 0 und die 1

Eine Endzeitgeschichte

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

DIE 0 UND DIE 1

 

 

Ein großes Glücksgefühl erfasste Lygas, als er zum ersten Mal die Felsenöffnungen erblickte. Seine schimmernden Tentekel aufgestellt, ließ er den Wind durch sie hindurchgleiten und stimmte mit ihnen einen Ton der Freude an. Sentia fiel fröhlich mit ein; ihre kleineren Tentekel, bunt funkelnd im Licht der Sonne, brachten die Luftströmung zu einem Klingen, nur noch Nuancen höher als die ihres Vaters.

Seine beiden oberen Greifpaare fanden rasch Halt an der schroffen Bergwand und mit seinen Hinterbeinen stemmte er sich flink in die Höhe. Sentia folgte ihm mit der spielerischen Unbekümmertheit der Jüngeren. Sie war auf Reisen mit ihm aufgewachsen, kannte den halben Kontinent und fand ein Leben an verschiedenen Orten selbstverständlich.

Nach einer Weile hielt Lygas auf einem kleinen Felsplateau an, um sich auszuruhen, und wartete, bis Sentia aufgeschlossen hatte. Ihre Haut funkelte vor Aufregung. Von hier oben hatte man einen weiten Blick über die Umgebung: endlose Baumwipfel, die sich bis zum Horizont erstreckten. Hier gab es weit und breit keine Ansammlung mehr, kaum jemand war so weit draußen gewesen. Selbst die letzte Steinsiedlung der Verschwundenen, die Nedia wie eine krankhafte Stelle umschloss, war viele Tagesreisen entfernt gewesen. Sentia gab einen fragenden Ton von sich und er ließ seine Tentekel beruhigend herabsinken. Das Junge hockte sich nieder und klopfte spielerisch mit den vorderen Gliedmaßen auf dem Boden. Sie mussten etwas ausruhen. So nah vor dem Ziel durfte er nichts überstürzen.

Als sie nach einer kurzen Rast weiterkletterten, ging Lygas in Gedanken den alten Gesang durch, der von diesem Ort berichtete. Sie wussten so wenig und es gab noch so viel zu verstehen, auch wenn viele andere es nicht wahrhaben wollten. Es hatte Lebensformen vor ihnen in diesen Wäldern gegeben, überall gab es noch fremdartige Hinterlassenschaften, und dann waren sie ohne eine Spur verschwunden. Manchmal waren es Steine, die sie geformt und aufeinandergeschichtet hatten, dann waren es Dinge, die weder wuchsen noch verfielen, sie ändern nur ihr Aussehen, blieben aber für Generationen bestehen. Hier jedoch, tief im Inneren der Berge, sollte sich ein Ort der Verschwundenen befinden, den noch nie jemand gefunden hatte. Also war Lygas aufgebrochen, wie schon so viele Male zuvor.

Als die Sonne fast senkrecht über ihnen stand, hatten sie die Felsenöffnungen erreicht. Vor Aufregung warf sich Sentia auf den Boden und streckte alle Gliedmaßen von sich, und Lygas gab ihr einen gutmütigen Stoß mit seinem Hinterbein. Der Wind pfiff hier oben am Berghang entlang und zerrte an ihren Körpern. Er besah sich die drei Öffnungen, die in den Felsen hineinführten. Lygas witterte die Luft, konnte jedoch keine Gefahr erkennen. Langsam näherte er sich dem ersten Gang, der schon nach wenigen Ackres eingestürzt war. Der zweite Eingang war so niedrig, dass er sich auf alle sechse niederlassen musste, um hineinzublicken. Das verlassene Nest eines Greifers war in seinem Schutz errichtet worden, die abgenagten kleinen Knochen vom Springer und vom Pfeiffer lagen schon seit längerer Zeit dort. Lygas vergrößerte seine Pupillen, um in die Tiefe des Gangs gucken zu können, und sah, dass der Gang noch intakt war. Er brummte zufrieden. Sentia drückte sich an ihm vorbei und kletterte in das Greifernest. Sie zog eine lange Feder hervor und strich sich damit über den Arm, ihre Tentekel auf ihrem schimmernden Hinterkopf und dem Nacken drückten Erstaunen über deren Weichheit aus.