Chefarzt Dr. Holl 1775 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1775 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Seitdem Christine Rendlinger vor sieben Jahren ihr Elternhaus und Deutschland verlassen hat, hegen ihre Eltern einen tiefen Groll gegen sie. Als älteste Tochter sollte sie den elterlichen Gärtnereibetrieb übernehmen, und Hermann Rendlinger duldet es nicht, wenn sich jemand seinem Willen widersetzt.

Inzwischen sind die Rendlingers richtiggehend verbittet und wollen von Christine nichts mehr wissen. Selbst als sie erfahren, dass ihre Tochter zurückgekehrt ist und in der Berling-Klinik im Sterben liegt, können sie ihr nicht verzeihen. Auch ihre entzückende kleine Enkeltochter Nella, die plötzlich vor ihnen steht, kann ihre Herzen nicht erweichen. Und dabei hat Christine nur den einen Wunsch, in Frieden zu sterben und ihre Kleine bei ihrer Familie in guten Händen zu wissen.

Dr. Holl und ihre Schwester Ricky bemühen sich, eine Versöhnung zwischen Christine und den Eltern herbeizuführen. Doch wird ihnen das gelingen? Viel Zeit bleibt nicht mehr ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Abschied von Christine

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Pandorabox

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2396-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Abschied von Christine

Dr. Holl und das Vermächtnis einer jungen Frau

Von Katrin Kastell

Seitdem Christine Rendlinger vor sieben Jahren ihr Elternhaus und Deutschland verlassen hat, hegen ihre Eltern einen tiefen Groll gegen sie. Als älteste Tochter sollte sie den elterlichen Gärtnereibetrieb übernehmen, und Hermann Rendlinger duldet es nicht, wenn sich jemand seinem Willen widersetzt.

Inzwischen sind die Rendlingers richtiggehend verbittert und wollen von Christine nichts mehr wissen. Selbst als sie erfahren, dass ihre Tochter zurückgekehrt ist und in der Berling-Klinik im Sterben liegt, können sie ihr nicht verzeihen. Und auch ihre entzückende kleine Enkeltochter Nella, die plötzlich vor ihnen steht, kann ihre Herzen nicht erweichen. Dabei hat Christine nur den einen Wunsch, in Frieden zu sterben und ihre Kleine bei ihrer Familie in guten Händen zu wissen.

Dr. Holl bemüht sich, eine Versöhnung zwischen Christine und den Eltern herbeizuführen. Doch wird ihm das gelingen? Viel Zeit bleibt nicht mehr …

Es war so still im großen Salon des Hauses Rendlinger, dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören. Ludovica Rendlinger hatte den Tisch mit strahlendweißem Damast decken lassen und das mit Gold geränderte Geschirr aus dem Schrank geholt. Die festliche Kerzendekoration schenkte keine Wärme. Die Atmosphäre war so unterkühlt, dass fast die Gefahr bestand, die dampfende Suppe in den Tellern würde in der nächsten Sekunde zu Eis gefrieren.

„Schmeckt es dir nicht, Friederike?“, erkundigte sich Ludovica Rendlinger spitz. „Du bist doch nicht etwa schwanger?“

Sie wedelte sich mit ihrer Serviette Luft zu.

„Mama, bitte!“ Ricky Grevener mochte es nicht, wenn ihre Mutter sie beim vollen Namen nannte. Und die Frage nach der Schwangerschaft konnte sie schon lange nicht mehr hören.

„Oh, verzeih, die Dame ist ja gleich gekränkt bei diesem Thema!“, entgegnete Ludovica in klirrendem Ton und klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch.

Robert Grevener warf seiner Frau einen beruhigenden Blick zu.

„Lass Ricky in Ruhe, Mutter. Du änderst nichts an den Gegebenheiten.“

„Und du hättest dich besser um Christine kümmern sollen“, gab Ludovica erbost zurück. „Dann hätten wir längst einen Enkel und Erben für die Gärtnerei!“

Hermann Rendlinger räusperte sich. „Lu, mein Engel, lass uns in Ruhe essen! Es ist dein Geburtstag.“ Er griff nach dem schillernden Weinglas und hielt es seiner Frau entgegen. „Ich möchte auf dein Wohl trinken!“

Er tat so, als säße seine Tochter nicht neben ihm, ja, als wäre Friederike gar nicht da.

So war es immer, dachte die junge Frau verbittert. Ihre Eltern hatten ihr nie verziehen, dass sie kein Junge war. Und Christine, ihrer älteren Schwester, dem geliebten Prinzesschen, hatte sie nie das Wasser reichen können. Zumindest nicht in den Augen der Eltern. Dass sich dann auch noch Robert in sie verliebt hatte, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Rendlingers hatten ihn als Ehemann für die ältere Tochter vorgesehen. Und im Hause Rendlinger zählten, so lange sie denken konnte, nur die Anordnungen des Hausherrn.

Ludovica klingelte mit dem kleinen Porzellanglöckchen.

„Wanda, bringen Sie bitte den Braten“, ordnete sie an, als die Haushälterin erschien. „Die Suppe bekommt meiner Tochter nicht!“

Friederike wartete, bis Wanda das Esszimmer wieder verlassen hatte.

„Du hättest Christine zuhören sollen, Mama, und du auch, Papa. Ihre Wünsche und Vorstellungen haben euch nicht interessiert. Es dürfte euch nicht wundern, dass sie weggegangen ist!“

Hermann Rendlinger schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Schluss jetzt! Wie redest du denn mit uns? Im Übrigen will ich den Namen dieser … dieser Dame nicht mehr hören!“

„Diese Dame ist ebenso deine Tochter wie ich“, hielt Ricky ihm entgegen und legte ihre Serviette zusammen. „Ich bin froh, dass ich keine Kinder bekommen kann. Es wäre für mich unvorstellbar, sie in dieses Haus zu bringen!“

„Friederike!“, kreischte Ludovica auf.

„Bitte, Robert, lass uns gehen!“

Das ließ Robert Grevener sich nicht zweimal sagen.

„Wir wünschen euch noch einen angenehmen Abend“, sagte er mit unterkühlter Höflichkeit und legte den Arm um seine Frau. Er nickte den verblüfften Schwiegereltern kurz zu und verließ mit Ricky das Haus, das seit vielen Jahren täglich mehr einem Eiskeller glich.

„Ich glaube, sie haben nicht mehr gelacht, seit Christine verschwunden ist“, sagte Ricky leise. „Es ist so traurig!“

„Das gibt ihnen aber nicht das Recht, dich so schlecht zu behandeln. Du bist schließlich auch ihre Tochter …“

„… die sie nie geliebt haben, weil sie kein Sohn war!“

„Ach, Liebling, ich wünschte, sie würden begreifen, welch eine wunderbare, kluge und großherzige Frau du bist!“

Robert gab sich Mühe, sich den Groll, den er hegte, nicht anmerken zu lassen. Er wusste, dass er schon immer der Wunsch-Schwiegersohn der Rendlingers gewesen war. Doch in den Augen seiner Schwiegereltern hatte er sich für die falsche Tochter entschieden.

Am liebsten wäre es dem Gärtnereichef gewesen, wenn Robert in seiner Firma eine Ausbildung gemacht hätte. Fast zähneknirschend hatte sich Hermann damit abgefunden, dass der junge Mann lieber studiert hatte und dann in die Steuerkanzlei seines Vaters eingestiegen war. Der alte Rendlinger hatte seit jeher nur seine eigenen Wünsche und Vorstellungen gekannt und sie stets durchzusetzen versucht.

Trotz aller Strenge und vielen Streitgesprächen oder Strafen hatte er bei seinen Töchtern versagt, wie er es nannte. Sie hatten ihren eigenen Kopf und völlig andere Lebenseinstellungen als die, die ihr Vater vorgegeben hatte.

Ricky und Robert hatten sich lange Zeit nur heimlich getroffen. Christine hatte ihnen geholfen und den Liebenden den Freiraum gegeben, den sie brauchten, um nicht entdeckt zu werden. Nachdem ihre große Schwester München verlassen hatte, hatten sich Friederike und Robert zu ihrer Liebe bekannt. Es war ein langer und steiniger Weg gewesen, bis sie endlich glücklich sein durften.

Glücklich? Ach, es war ein so zerbrechliches Glück!

„Ich werde noch mal zu Dr. Holl gehen“, meinte Ricky leise. „Ich habe zwar wenig Hoffnung, dass er uns helfen kann. Aber ich will nichts unversucht lassen …“

„Ich liebe dich, wie du bist“, erwiderte Robert mit fester Stimme. „Wir werden auch ohne ein eigenes Kind ein glückliches Leben führen!“

Er zog seine Frau in seine Arme und hielt sie so fest, dass ihr fast die Luft wegblieb.

***

„Es war so peinlich“, stellte Ludovica mit scheinbar versagender Stimme fest und nippte an ihrem Weinglas. Die Erinnerung nahm ihr fast die Luft zum Atmen. „Wir hätten diese Hochzeit verhindern müssen!“

Hermann seufzte unhörbar. „Wir konnten nichts tun, Lu“, erwiderte er endlich dumpf. „Friederike war bereits volljährig. Es war unerhört, was sie sich geleistet hat. In aller Öffentlichkeit! Sie hat uns schlichtweg vorgeführt. Ans Geschäft hat sie ja nie gedacht. Und nun müssen wir sehen, wie wir mit der Gärtnerei zurechtkommen. So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Ich möchte auch mal zur Ruhe kommen. Na ja, vielleicht hat der Lennart Interesse. Was meinst du?“

Lennart Kaluscha arbeitete schon mehrere Jahre beim Rendlinger und war längst dessen rechte Hand und sein Stellvertreter, mit dem der Chef sehr zufrieden war.

„Ich versteh’s nicht“, schluchzte Ludovica verzweifelt. „Unser Christinchen sollte dich beerben und sonst keiner!“

Dass sie sich so gehen ließ, war schon besorgniserregend. Ludovica Rendlinger hatte sich normalerweise immer im Griff und ließ sich keine Regung anmerken. Aber heute war ihr Geburtstag, da war sie besonders empfindlich. Sie fühlte sich schrecklich schutzlos und ausgeliefert und konnte sich gegen die immer wieder aufkeimenden Bilder und Sehnsüchte nicht wehren.

„Ach, was sollen wir mit der Gärtnerei, meine Liebe? Ich habe lange nachgedacht. Selbst wenn sie … nun, wenn Christine wiederkäme, wollte ich sie nicht mehr in meiner Nähe sehen, nach allem, was sie uns angetan hat.“

Ludovica hatte sich wieder ein bisschen beruhigt. Sie tupfte sich Augen und Nase mit einem Spitzentüchlein ab.

„Willst du nicht doch noch einmal mit Friederike reden? Sie könnte ganz gut in der Gärtnerei arbeiten, wo sie doch keine Kinder hat. Sie hat so schöne Sträuße gebunden, weißt du noch? Und der Robert kann sich um die Buchführung kümmern …“

„Nein!“, donnerte Hermann Rendlinger. „Das kommt nicht infrage!“ Er holte tief Luft und fuhr dann ruhiger fort: „Liebes, wenn die beiden tatsächlich auf unser Angebot eingingen, was ich beim besten Willen nicht glaube, so würden unsere Probleme damit nur hinausgeschoben.“

„Aber nach dieser unmöglichen Hochzeit erwarten die Leute doch, dass die Familie zusammensteht …“

Hermann hatte Mühe, einen neutralen Ton anzuschlagen, einen, dem man seine Empörung nicht anmerkte – Ludovica zuliebe. Sie hatte sich vom Verlust ihrer geliebten Tochter noch nicht erholt.

Dass Christine lebte und nur eben woanders wohnte – wo auch immer –, spielte dabei keine Rolle. Verlust war Verlust!

„Danach können wir uns nicht richten, Lu!“

„Wir hätten gar nicht erst hingehen sollen!“ Sie seufzte herzergreifend.

Hermann stöhnte. Die Erinnerung an die Hochzeit von Robert und Friederike setzte auch ihm immer noch zu.

„Dann hätte es noch mehr übles Gerede gegeben! Du weißt doch, wie die Leute auf dem Dorf sind. Wir hätten die Gärtnerei schließen können.“

Von Wut erfüllt dachte Ludovica an die Feier zurück. Sie schloss die Augen und sah ihre jüngste Tochter wieder vor sich, eine zauberhafte Braut mit glücklich strahlenden Augen, die sie ihr am liebsten ausgekratzt hätte, weil das Strahlen dem Mann galt, der für Christine bestimmt war!

Es war ja nicht so, dass Ludovica ihrer Jüngsten kein glückliches Leben gegönnt hätte. Irgendwie liebte sie Friederike, auch wenn sie es dem Mädel nie hatte zeigen können. Die Rendlingers hatten halt auf einen Erben gehofft. Die süße kleine Ricky hatte den Eltern nie das geben können, was sie erwarteten – einen halben Jungen. Sie war ein typisches kleines Mädchen gewesen, das mit Puppen spielte und von Autos oder anderem Jungenspielzeug nichts wissen wollte. Zu den Feiertagen, an denen Blumengeschäfte überrannt wurden, hatte Friederike ausgeholfen, wenn auch unter Zwang. Aber das war den Eltern zu wenig. Und außerdem hatten sie schon eine Erbin für die Gärtnerei: Christine.

Christine, die so gern sang und von einer Gesangskarriere träumte …

Wieder seufzte Ludovica tief. „Wenn ich doch noch ein Kind hätte haben dürfen – es wär bestimmt ein richtiger Bub geworden …“

„Und wenn Friederike ihrer Schwester nicht den Mann gestohlen hätte, hätten wir längst alles, was wir uns wünschen“, setzte Hermann grollend hinzu. „Du hast genug mit deiner Gesundheit zu tun, Liebling. Ich bin froh, dass ich dich habe behalten dürfen!“

Der alte Professor Berling hatte Ludovica Rendlinger bei der Geburt Friederikes zum Glück beigestanden. Um ein Haar wäre ihm die junge Mutter unter den Händen gestorben. Der Professor hatte sie mit Müh und Not retten können, was die Rendlingers ihm immer gedankt hatten. Bis heute ging jedes Jahr zu Weihnachten eine großzügige Spende für den Fond der Klinik ein, der dazu diente, die Geburtsstation immer wieder den modernen Maßstäben anzupassen und für Problemfälle die Kosten zu übernehmen.

Ludovica Rendlinger war auch mit dem Nachfolger des Professors, nämlich dessen Schwiegersohn Dr. Stefan Holl, zufrieden und hatte dafür gesorgt, dass ihre Töchter für ihre Vorsorgeuntersuchungen die Berling-Klinik aufsuchten.

„Wenn er doch der Friederike helfen könnte …“

„Wer?“, fragte Hermann irritiert.

„Na Doktor Holl!“

„Ja …“ Was sollte er darauf antworten? „Geh, liebste Lu, jetzt reicht’s mit dem Trübsal blasen! Über den Ärger können wir morgen immer noch reden. Heute ist dein Geburtstag. Jetzt trinken wir ein gutes Glas Sekt und machen Urlaubspläne!“

Resolut führte er seine Frau ins Wohnzimmer zu ihrem Lieblingssessel und reichte ihr das edle Kristallglas. Wanda, die Haushälterin, hatte rechtzeitig alles so vorbereitet, dass der Hausherr ihr zufrieden zunickte.

„Trinken Sie mit uns, Wanda! Auf den Geburtstag meiner Lu!“ Für einen Moment schoss es ihm bitter durch den Kopf: Es ist ja sonst niemand da! Doch dann hatte er sich wieder im Griff. „Auf dein Wohl, mein Herz! Und auf unseren Urlaub!“

***

Im Sprechzimmer des Chefarztes der Berling-Klinik war es bedrückend still. Selten tat es Dr. Stefan Holl so leid wie dieses Mal, als er wieder einmal eine traurige Mitteilung machen musste.

„Nun schauen Sie nicht so, Herr Doktor!“ Ricky Grevener versuchte, ihre Angst zu überspielen, und hielt sich am Arm ihres Mannes fest. „Es hat halt wieder nicht sein sollen. Ich weiß es ja schon!“

„Ich wünschte mir sehr, dass ich Ihnen helfen könnte …“, sagte Stefan Holl und sah seine Patientin mitfühlend an.

„Irgendwann wird es schon klappen“, warf die junge Frau scheinbar leichthin ein, doch der erfahrene Arzt hörte dennoch die Tränen in ihrer Stimme.

„Ich fürchte, dass es nicht so einfach ist.“

Erschrocken sah Ricky Grevener ihn an.

„An meinem Mann liegt es nicht. Er hat sich untersuchen lassen. Meine Eltern haben darauf bestanden.“

„Ich hab’s für dich getan, Liebes, für uns“, widersprach Robert Grevener leise.

„Ach, Robert!“ Ihre Stimme brach. Sie knetete ihre Finger und vermied es, den Klinikchef anzusehen. Sie hatte das Gefühl, als könnte er sonst bis in ihre Seele sehen.

„Ich weiß, wie sehr Sie sich ein Baby wünschen“, setzte Dr. Holl erneut an. „Mittlerweile haben wir alle nur möglichen Untersuchungen abgeschlossen. Sie waren sehr tapfer, Frau Grevener, und haben alle Tests durchgehalten.“

„Aber?“, warf Ricky fragend ein.

„Inzwischen kennen wir den Grund für Ihre Unfruchtbarkeit“, fuhr Dr. Holl sachlich fort. „Bei unserem letzten Gespräch haben Sie mir erzählt, dass Sie während eines Auslandsaufenthalts eine Eierstockentzündung hatten und mit Antibiotika behandelt wurden. Leider haben Sie mir diese Vorerkrankung zu spät mitgeteilt.“

„Ach, das war doch nichts. Ich habe mich damals rasch davon erholt“, meinte Ricky verwundert. „Ich habe mich brav ein paar Tage ins Bett gelegt, wie der Arzt es wollte, und meine Medikamente genommen, bis alles vorbei war.“

„So einfach ist das nicht. Eine Adnexitis ist nicht ungefährlich. Auch nach Jahren können noch Spätfolgen auftreten, wenn die Behandlung nicht gründlich genug durchgeführt wurde. Und damit haben wir es bei Ihnen leider zu tun.“

„Was sind das für Folgen?“, wollte Robert Grevener hastig wissen.

„Es tut mir unendlich leid: Die Krankheit kann zu Unfruchtbarkeit führen.“

„Aber ich habe doch alles getan, was der Arzt gesagt hat!“ Und dann war nur noch das leise Schluchzen von Friederike Grevener zu hören. Es dauerte eine Weile, bis sie sich ein wenig beruhigte und leise zu erzählen begann.

Eine ganze Weile war es ihr sehr schlecht gegangen. Sie hatte in England einen dreimonatigen Sprachkurs besucht. In dieser Zeit war sie erstmals erkrankt. Der englische Arzt hatte ihr eindringlich geraten, sich in Deutschland weiterbehandeln zu lassen.

„Ich hatte doch nichts mehr, und meine Mutter fand es albern, dass ich wegen des bisschen Bauchwehs zu Ihnen gehen wollte. Du stellst dich an, sagte sie. Du willst nur die Aufmerksamkeit auf dich lenken …“ Sie brach ab, putzte sich die Nase und fuhr dann fort: „Ja, ja, ich wusste ja immer schon, dass sich eine Rendlinger keine Blöße geben darf! Die Schmerzattacken haben sich dann noch ein paarmal wiederholt, bis endlich alles wieder gut war. Ich habe nicht mehr daran gedacht. Was ich wirklich hatte, wusste ich nicht.“