Chefarzt Dr. Holl 1776 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1776 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

In buchstäblich allerletzter Sekunde wird eine junge Frau mehr tot als lebendig in die Berling-Klinik eingeliefert. Offenbar hat sie einen gefährlichen Medikamentencocktail geschluckt. Wie durch ein Wunder gelingt es den Ärzten, das Leben der Patientin zu retten. Alles weist auf einen Selbstmord hin, dennoch wollen die einzelnen Puzzlestücke für Dr. Holl, den Chefarzt der Klinik, nicht zusammenpassen. Warum sollte eine so gut gekleidete, gepflegte junge Frau in einer dreckigen Absteige aus dem Leben scheiden wollen?

Als die Patientin nach fünf Tagen aus dem Koma erwacht, weiß sie nicht mehr, wer sie ist. Ihre Vergangenheit ist vollkommen ausgelöscht. Doch eines weiß sie ganz sicher: Mit dem Mann, der an ihrem Bett sitzt und den besorgten, liebenden Ehemann spielt, ist sie bestimmt nicht verheiratet ...

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Seitenzahl: 110

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Inhalt

Cover

Impressum

Ich weiß nicht mehr, was gestern war

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/auremar

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2397-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ich weiß nicht mehr, was gestern war

Eine tief berührende Geschichte über Verlust und Vergessen

Von Katrin Kastell

In buchstäblich allerletzter Sekunde wird eine junge Frau mehr tot als lebendig in die Berling-Klinik eingeliefert. Offenbar hat sie einen gefährlichen Medikamentencocktail geschluckt. Wie durch ein Wunder gelingt es den Ärzten, das Leben der Patientin zu retten. Alles weist auf einen Selbstmord hin, dennoch wollen die einzelnen Puzzlestücke für Dr. Holl, den Chefarzt der Klinik, nicht zusammenpassen. Warum sollte eine so gut gekleidete, gepflegte junge Frau in einer dreckigen Absteige aus dem Leben scheiden wollen?

Als die Patientin nach fünf Tagen aus dem Koma erwacht, weiß sie nicht mehr, wer sie ist. Ihre Vergangenheit ist vollkommen ausgelöscht. Doch eines weiß sie ganz sicher: Mit dem Mann, der an ihrem Bett sitzt und den besorgten, liebenden Ehemann spielt, ist sie bestimmt nicht verheiratet …

„Bist du dir sicher, dass dein Chef das genauso sieht wie du?“, fragte Marion Freyer spöttisch und musste wieder einmal den Kopf über die Naivität ihrer besten Freundin schütteln, wenn es um Männer ging.

Kira war geradezu verboten attraktiv. Überall zog sie gierige Männerblicke auf sich, und die Mienen der Frauen vereisten, wenn sie an ihnen vorbeiging. Marion fand das witzig und liebte es, mit ihrer Freundin durch Hamburgs Fußgängerzone zu streifen. Was sie allerdings nicht verstand, war die Tatsache, dass Kira ihre eigene Schönheit ablehnte und weitgehend ignorierte.

„Herr Klaus ist einundfünfzig und zweimal geschieden. Er hat eine Tochter und einen Sohn, die in meinem Alter sind. Manchmal hörst du das Gras wachsen, Marion. Er geht hin und wieder abends etwas mit mir essen, weil er nicht gerne alleine ist. Er schätzt meine Gesellschaft, das ist es auch schon. Wir verstehen uns gut und haben beide niemanden, der zu Hause auf uns wartet“, wehrte Kira Leonhardt ab.

„Ach so! Wenn du es sagst!“, erwiderte Marion spöttisch.

„Unke! Nicht jeder Mann denkt gleich an Sex, wenn er eine Frau einlädt. Er ist ein guter Chef und ein anständiger Mann“, beharrte Kira, fühlte sich aber nicht mehr ganz so sicher. Leider erwiesen sich Marions Prognosen in der Hinsicht oft als richtig.

„Tja, und noch einmal: Wenn du es sagst!“, wiederholte ihre Freundin und musste lachen.

„Komm schon! Ich habe ein Büro, das größer ist als mein Wohnzimmer zu Hause, und wenn ich meine Gehaltsabrechnung bekomme, fühle ich mich immer wie eine Diebin, weil ich nicht fassen kann, wie gut ich verdiene. Die Stelle ist ein Traum.“

Kira arbeitete erst seit sechs Monaten für den Steuerberater Peter Klaus und betrachtete es als großes Glück, dass er sie eingestellt hatte. Im Gegensatz zu dem Beraterbüro, in dem sie zuvor gearbeitet hatte, passte bei Herrn Klaus einfach alles. Die Arbeit machte Spaß, die Klienten waren spannend, und es blieb von Fall zu Fall eine Herausforderung. Kira mochte das.

„Herr Klaus ist ein erfolgreicher, erfahrener Mann, der genug Geld hat, um sich jede Frau leisten zu können. Was sollte er von einer Frau wie mir wollen?“

„Keine Ahnung, Schatz! Lass mich kurz überlegen! Vielleicht steht er auf blauäugige Blondinen, die wie ein Starmodel aussehen und dabei auch noch freundlich, fleißig, hochintelligent und humorvoll sind. Was glaubst du?“

„Marion, jetzt hör aber auf! Es reicht!“, schimpfte Kira, die es nicht ausstehen konnte, wenn ihre Freundin so über sie sprach. Wenigstens Marion sollte sie nicht auf ihr Äußeres reduzieren. Um Schönheit bewarb man sich nicht, und man verdiente sie sich auch nicht, aber man musste dafür bezahlen – jeden Tag.

„Schon gut! Ich finde nur, dass du seine Einladungen öfter einmal ablehnen solltest. Mach ihm dezent klar, dass du gerne für ihn arbeitest, aber nie und nimmer mit ihm ins Bett gehen wirst. Wehret den Anfängen – das hat meine Oma immer gesagt. Erinnerst du dich? Omi war eine weise Frau.“

„Und ob! Doppelt weise, weil sie all ihre Weisheit an ihre Enkelin weitergereicht hat“, erwiderte Kira, und ihre Miene wurde weich. Sie hatte Marions Großmutter sehr gern gehabt und vermisste sie noch immer. Vor zwei Jahren war sie gestorben.

„Das nehme ich als gewaltiges Kompliment aus deinem Munde.“ Marion strahlte.

Die Freundinnen waren schon zusammen in den Kindergarten, dann zur Schule und anschließend zur Uni gegangen. Kiras alleinerziehende Mutter war dankbar gewesen, dass ihre Tochter in Marions Familie herzlich aufgenommen worden war. Im Grunde waren Marion und Kira daher eher Schwestern als Freundinnen.

„Schalte einfach unmerklich einen Gang zurück und bremse ab, bevor du wieder mit einem Schleudertrauma endest!“, warnte Marion noch einmal ausdrücklich.

„Wird gemacht, auch wenn ich nach wie vor überzeugt bin, dass Herr Klaus sich nicht als Mogelpackung entpuppt und am Ende nur dasselbe will wie alle. Er scheint mir vertrauenswürdig, und ich hätte gerne einen Mann wie ihn zum Vater gehabt.“

„Bei deinem Aussehen sollte man nicht auch noch mit einem Vaterkomplex bestraft sein, der sich gewaschen hat. Ungünstig, sehr ungünstig! Egal, Hauptsache du sorgst für gesunden Abstand und klärst die Lage, bevor es gefährlich wird.“

„Versprochen!“

„Und schon ist die Unke zufrieden und unkt nicht mehr herum. Hast du auch so einen Kohldampf? Ich brauche dringend etwas in den Magen. Sollen wir uns eine Pizza holen und einen Liebesfilm anschauen?“, schlug Marion vor. „Ich bin nicht gerne allein und schätze deine Gesellschaft“, frotzelte sie.

Kira streckte ihr die Zunge heraus, und sie lachten. Es war Sonntagabend, und die Freundinnen hatten den Tag gemeinsam verbummelt.

„Ein Liebesfilm? So etwas schaust du dir doch sonst nur unter Todesstrafe an.“

„Heute mache ich eine Ausnahme. Ich brauche einen dramatischen, tragischen Film, bei dem man eine ganze Packung Papiertaschentücher verweint. Einsame Seelen sollten ihre Tränen gut kontrolliert vergießen und den Druck immer auf einem akzeptablen Pegel halten. Wenn ich wegen eines Films heule, heule ich weniger wegen meines eigenen tragischen, unglücklichen Zustandes. Was meinst du?“ Marion bekam prompt feuchte Augen.

„Du hast Theo erst gestern zum Flughafen gebracht, und er ist am Mittwoch wieder da. Ihr telefoniert jeden Abend und schickt euch permanent Nachrichten und Fotos. So schrecklich einsam kann deine Seele nicht sein!“, protestierte Kira.

„Hast du eine Ahnung! Mein Bett kommt mir so riesig vor, dass ich abends immer fürchte, ich könnte mich verirren und morgens verloren gegangen sein, wenn er nicht da ist. Er fehlt mir!“, seufzte Marion. Sie war seit acht Jahren mit ihrem Freund zusammen, und die beiden wollten bald heiraten.

„Ich fürchte, ich beneide dich“, stellte Kira traurig fest. „Mit achtundzwanzig müsste ich doch zumindest einmal einem Mann begegnet sein, der mich ansatzweise so mag wie Theo dich. Was ist so falsch an mir? Warum bin ich nicht liebenswert?“

„Nichts! Du bist wundervoll, ein Hauptgewinn, und genau da liegt das Problem. Die meisten netten Männer sprechen dich erst gar nicht an, weil sie nicht davon ausgehen, eine Chance zu haben. Die Typen, die dich ansprechen, sind Spieler. Sie versuchen ihr Glück bei jeder, ohne etwas Ernstes im Sinn zu haben. Sobald sie merken, wie intelligent du bist und dass du klare Vorstellungen hast, verschwinden sie. Es liegt nicht an dir“, tröstete Marion sie.

„Toll! Nette Männer machen einen Bogen um mich, und böse Buben schlage ich in die Flucht. Ich werde irgendwann als Mutter Oberin ein Kloster leiten und sehr einsam enden“, prophezeite Kira düster.

„Ob die dich an der Klosterpforte als Protestantin aufnehmen und dir dann auch noch Karrieremöglichkeiten eröffnen? Ich weiß nicht. Die katholische Kirche hat Regeln, und als Frau ist man da sowieso benachteiligt. Vielleicht solltest du dir einen alternativen Lebensplan einfallen lassen.“

„Danke! Du weißt, wie man einer Ertrinkenden den letzten Rettungsring wegnimmt.“

„Gerne! Dafür hat man Freunde. Am besten lässt du in Zukunft die bösen Buben links liegen, gehst auf die netten Männer zu und ermutigst sie ein bisschen. Das ist ein viel besserer Plan für ein schöneres Leben. Bei einem Lebensberater und Coach müsstest du dafür ein Vermögen zahlen. Von mir gibt es den Rat gratis. Pizza?“

„Pizza! Ich bezahle – dein Honorar.“

„Ich wusste es! Anerkennung ist scharf und schmeckt nach Peperoni. Herrlich! Ich liebe das!“

„Du bist nicht zu retten!“

Es war nach Mitternacht, als Kira sich verabschiedete und zu ihrer Wohnung fuhr, die in der Innenstadt lag. Müde, aber zufrieden kuschelte sie sich nach einer ausgiebigen Dusche in ihr Bett. Sie freute sich auf die neue Woche.

Keinen Gefährten zu haben machte sie manchmal melancholisch, aber sie hatte eine großartige Freundin, eine gute Arbeit und alles in allem ein Leben, in dem sie sich zu Hause fühlte. Was brauchte sie mehr?

„Irgendwann läuft mir auch noch der Richtige über den Weg! Ich bekomme meine Familie!“, murmelte sie beim Einschlafen vor sich hin und lächelte verträumt.

***

„Bleibt es bei heute Abend?“, rief Peter Klaus aus seinem Büro, als Kira vorbeiging, die sich in der kleinen Küche einen Kaffee geholt hatte. Sie wartete auf ihren letzten Klienten, bevor das Wochenende beginnen konnte.

„Sehr gerne!“, stimmte sie nach kurzem Zögern zu, nahm sich aber fest vor, am Abend dezent anzusprechen, dass sie nicht an einer Beziehung mit ihm interessiert war. Sie wollte wirklich nicht, dass sich ihr Chef falsche Hoffnungen machte. Er war nett, aber sie hegte keine tieferen Gefühle für ihn. Bevor sie ihn irgendwann verletzte, war es besser, gleich offen mit ihm zu reden.

Marions Warnung klang ihr im Ohr. Es war Freitag, und Herr Klaus hatte sie in dieser Woche schon zweimal zum Essen eingeladen. Er war der perfekte Kavalier, und es war immer ein schöner Ausklang der Arbeit gewesen. Dennoch wurde es Kira unbehaglich. Die Häufung war alarmierend. Warb er auf diese Weise etwa um sie?

Um achtzehn Uhr verabschiedete sich ihr Klient, und sie wollte nur noch rasch den Steuerfall abschließen, an dem sie gerade arbeitete. Da sie nicht wusste, ob Peter Klaus schon auf sie wartete, ging sie rasch hinüber in sein Büro, um ihn zu informieren.

Er saß an seinem Schreibtisch und schien etwas zu überprüfen. Seine Miene war hochkonzentriert. Kira blieb eine Weile in der offenen Tür stehen, weil sie ihn nicht stören wollte. Schließlich machte sie sich mit einem Räuspern bemerkbar.

Erschrocken fuhr er von seinem Stuhl hoch und starrte sie mit vor Schreck geweiteten Augen an.

„Was wollen Sie? Warum stehen Sie da so rum? Haben Sie nichts Besseres zu tun?“, knurrte er feindselig.

Kira zuckte bei seinen Worten zusammen. Alles an ihm war ihr plötzlich fremd, selbst die Stimme. Der Mann, mit dem sie inzwischen über ein halbes Jahr zusammenarbeitete, war stets höflich und ausgeglichen. Was war passiert? Etwas musste ihn völlig aus der Fassung gebracht haben.

„Entschuldigen Sie, Herr Klaus!“, sagte sie unsicher. „Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich in fünfzehn Minuten fertig bin.“

„Fertig?“ Irritiert und voller Misstrauen sah er sie an, dann erinnerte er sich an die Einladung.

„Frau Leonhardt, ich habe völlig vergessen, dass wir zusammen einen Happen essen gehen wollten. Es tut mir leid! Das holen wir kommende Woche nach! Bei mir hat sich ein Klient gemeldet, dem ich unmöglich absagen kann. Er möchte später noch vorbeischauen, und es wird wohl eine lange Arbeitsnacht werden. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel!“, bat er verlegen.

„Natürlich nicht!“

„Ein schönes Wochenende für Sie!“, wünschte er.

„Ihnen auch!“ Kira wollte nur weg. Da stimmte etwas nicht. Sie bekam in diesem Büro kaum Luft, so extrem war die Anspannung.

„Frau Leonhardt!“, rief er sie zurück, und es klang nicht freundlich.

„Ja!“ Sie musste sich zwingen, nicht wegzulaufen. Was war nur los? Warum fürchtete sie sich denn vor ihm?

„Waren Sie das? Haben Sie das getan?“, fragte er und musterte sie stechend. „Falls Sie es waren, kann ich nur gratulieren. Ich …“ Er brach ab, weil er an ihrer Miene erkannte, dass sie keine Ahnung hatte, worüber er sprach.

„Was soll ich getan haben? Ich verstehe nicht, was Sie meinen?“

„Nichts! Ich sehe schon Gespenster.“ Müde schüttelte er den Kopf. „Noch einmal: ein schönes Wochenende! Wir sehen uns am Montag. Frau Leonhardt, die Zusammenarbeit mit Ihnen hat mir große Freude bereitet. Sie sind eine hervorragende Steuerberaterin, und es ist ein Gewinn für mein Unternehmen, dass ich Sie eingestellt habe.“

„Danke!“ Kira wusste mit dem unerwarteten Lob nichts anzufangen. Vor allem hörte es sich fast wie ein Abschied an. Wollte er sie entlassen? Stand er derart neben sich, weil er sich mit dem Büro übernommen hatte? Vorstellen konnte sie sich das nicht bei den Einnahmen, aber sein Verhalten war seltsam.

Sie hatte es eilig, aus seinem Büro zu kommen. Was war das zuvor gewesen? Noch nie hatte sie solch ein Entsetzen und solch eine Angst in den Augen eines Menschen gesehen. Wer immer der Klient war, auf den Herr Klaus wartete, musste ihm gehörige Angst einjagen.

Warum empfing er die Person dann überhaupt? Warum bearbeitete er ihren Fall? Das hörte sich sehr nach etwas Illegalem an. In was war Herr Klaus da hineingeraten? Kira beschloss, es lieber nicht wissen zu wollen.