Chefarzt Dr. Holl 1780 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1780 E-Book

Katrin Kastell

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Arm in Arm betrachten Theo und Nadine Schuster ihre zwei Monate alten Zwillinge, die in ihrem Kinderbett eng aneinandergekuschelt schlafen. Joshua hat Hannes den Hasen stibitzt und hält das lange Schlappohr fest umklammert. Bei dem Anblick der Babys geht Theo das Herz auf. Niemals hätte er gedacht, dass er einmal so glücklich sein würde! Das Schicksal hat ihn reich beschenkt, das will er nie vergessen ...

Doch das Glück der Familie zerbricht von einem Tag auf den anderen, als ein Gehirntumor bei Theo diagnostiziert wird! Und dieses sogenannte Astrozytom ist angeblich inoperabel!

Da erinnert sich Nadine an einen ehemaligen Mitschüler, der Gehirnchirurg geworden ist: Mark Gregorius arbeitet inzwischen an der Münchner Berling-Klinik, und um ihn ranken sich die wundersamsten Geschichten ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 110

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Als Arzt versagt?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Tyler Olson

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2665-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Als Arzt versagt?

Dr. Holls Kollege und ein gefährliches Experiment

Von Katrin Kastell

Arm in Arm betrachten Theo und Nadine Schuster ihre zwei Monate alten Zwillinge, die in ihrem Kinderbett eng aneinandergekuschelt schlafen. Joshua hat Hannes den Hasen stibitzt und hält das lange Schlappohr fest umklammert. Bei dem Anblick der Babys geht Theo das Herz auf. Niemals hätte er gedacht, dass er einmal so glücklich sein würde! Das Schicksal hat ihn reich beschenkt, das will er nie vergessen …

Doch das Glück der Familie zerbricht von einem Tag auf den anderen, als ein Gehirntumor bei Theo diagnostiziert wird! Und dieses sogenannte Astrozytom ist angeblich inoperabel!

Da erinnert sich Nadine an einen ehemaligen Mitschüler, der Gehirnchirurg geworden ist: Mark Gregorius arbeitet inzwischen an der Münchner Berling-Klinik, und um ihn ranken sich die wundersamsten Geschichten …

„Aua! Theo, deine Söhne sind mal wieder als Fußballer aktiv und verwechseln meinen Bauch mit der Torwand beim Elf-Meter-Schießen. Rede mit ihnen und bring sie auf andere Gedanken! Dir hören sie immer zu und schlafen ein“, stöhnte Nadine Schuster.

Die Schwangere hatte sich im Arbeitszimmer ihres Mannes ein wenig aufs Sofa gelegt, wie sie es am Nachmittag meist zu tun pflegte. Sie war im neunten Monat, und die Wehen konnten jederzeit einsetzen. Eigentlich bedauerte sie es ein bisschen, ihre Racker schon hergeben zu müssen. Die neun Monate waren in ihrer Wahrnehmung nur so verflogen.

Nadine hatte die Schwangerschaft trotz aller Beschwerlichkeiten genossen. Zu spüren, wie ihre Kinder in ihr heranwuchsen – noch in ihr, ein Teil von ihr und wohl behütet in ihrem Leib –, war wundervoll. Die Geborgenheit und Wärme hüllte nicht nur die Babys ein, sondern umgab auch die Mutter, die von einer tiefen Freude erfüllt war.

„Ganz ruhig! Entspann dich! Der Löwenbändiger ist schon da und sorgt für Frieden und Harmonie!“, versprach Theo Schuster mit seiner tiefsten Samtstimme, auf die seine Söhne erfahrungsgemäß prompt reagierten. Er stand von seinem Schreibtisch auf, setzte sich zu seiner Frau aufs Sofa und legte ihr zärtlich eine Hand auf den gewölbten Leib.

„Hört einmal, ihr zwei, ihr habt die tollste und liebste Mami der Welt. Gewöhnt euch gleich gar nicht an, so mit ihr umzugehen! Macht ein Mittagsschläfchen mit ihr!“, riet er und erzählte ihnen, wie gern sie später einmal als Erwachsene so ein Mittagsschläfchen machen würden. Dann jedoch würden sie oftmals keine Zeit dafür finden.

Nadine verdrehte die Augen. „Meine Geschichten sind viel schöner. Da gibt es Feen und Riesen und Abenteuer. Aber nein, dir hören sie zu und dabei …“ Sie verstummte und entspannte sich sichtlich. „Es wirkt! Wie machst du das nur!“

„Männermagie!“, meinte Theo augenzwinkernd.

Seine Frau lachte leise. „Sollte dieser Zauber auch noch wirken, wenn die Bengel geboren sind, dann weißt du, was dir blüht, oder? Dann gehe ich nämlich wieder arbeiten, und du übernimmst die Drachenbrut, bis sie aus dem Gröbsten raus ist. Mir könnte die Idee gefallen. Mach so weiter!“ Nadine war Gymnasiallehrerin und liebte ihren Beruf.

„Aber gerne doch!“, stimmte er schmunzelnd zu und massierte ihre Schultern, die durch den verlagerten Körperschwerpunkt immer verspannt waren.

Theo hatte sich genau wie Nadine Kinder gewünscht und freute sich unbändig auf seine Söhne. In den ersten drei Monaten war er entschlossen, beruflich etwas kürzerzutreten, um Nadine unterstützen zu können. Im Gegensatz zu seinem eigenen Vater hatte er sich geschworen, kein Sonntagsvater für seine Kinder zu sein.

Theo war ein äußerst begehrter Übersetzer aus dem Russischen, Chinesischen und Arabischen. Seine Auftraggeber aus Wirtschaft und Verlagswesen wussten bereits, dass er nach der Geburt seiner Zwillinge für eine Weile nicht mehr bereit war, an Besprechungen oder Konferenzen als Simultanübersetzer teilzunehmen.

Er wollte nur noch Übersetzungen übernehmen, die er zu Hause bearbeiten konnte, oder bei Livekonferenzen am Computer dolmetschen. Zumindest in der Anfangszeit war er entschlossen, immer für seine Familie greifbar zu sein. Bei zwei Babys gleichzeitig war das eindeutig kein Luxus, fand er und freute sich, dass sein Beruf es ihm erlaubte, seinen Plan umzusetzen.

Nadine zog die Beine etwas an und schlief mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ein. Theo massierte sie zart weiter und hörte erst auf, als ihr Atem ruhig und gleichmäßig ging und Theo sicher war, dass sie tief schlief. Erst dann kehrte er an seine Arbeit zurück.

Immer wieder warf er einen Blick hinüber auf seine schlafende Frau und konnte kaum glauben, so glücklich sein zu dürfen. Das war genau das Leben, von dem er geträumt hatte, seit er denken konnte. Nadine war eine wundervolle Frau, die er innig liebte, und nun kamen auch noch die Jungs. Dankbarkeit und Freude erfüllten ihn. Er war ein glücklicher, vom Leben beschenkter Mann, und er wusste es.

Als Nadine am frühen Abend aufwachte, duftete es nach Kartoffelsuppe, die sie gerade besonders mochte. Theo hatte gekocht und schon den Tisch gedeckt. Er war einfach unglaublich! Manchmal fürchtete sie, dass sie ihn fast schon zu sehr liebte. Ein Leben ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen, und das machte ihr Angst.

„Hm, wie das duftet! Ich merke an meinem Bärenhunger, dass ich drei Mäuler zu stopfen habe“, meinte sie, als sie ins Esszimmer trat.

„Dann ist es gut, dass ich eine Riesenportion zubereitet habe. Ich lerne es nie, die Mengen einzuschätzen, aber zum Glück koche ich in der Regel zu viel“, antwortete Theo selbstkritisch.

Sie lachten und setzten sich zum Essen hin. Nadine war entspannt, rundum zufrieden und schöpfte sich gerade ein zweites Mal nach, als sie plötzlich innehielt. Sie verkrampfte sich und lauschte in sich hinein.

„Sie kommen!“, stöhnte sie, als die Wehe abklang. Bisher hatte sie ein paar Mal leichtere Wehen gehabt, aber das war eindeutig etwas anderes. Die Jungen machten ernst. Allmählich wurde es ihnen zu eng, und sie wollten wohl mehr Platz.

„Wir müssen in die Berling-Klinik!“ Theo war von einem Moment auf den anderen ein Nervenbündel. „Ich hole deine Tasche! Bleib sitzen! Halt, wo habe ich sie hingestellt? Wir haben sie zusammen gepackt und … und dann … Nicht bewegen! Ich … ich …“

„Schatz!“ Nadine hielt ihn am Arm zurück und zwang ihn, vor ihr stehen zu bleiben. „Ganz tief durchatmen, Liebling! Alles wird gut! Die Tasche steht im Schlafzimmer neben dem Kleiderschrank. Alles gar kein Problem! Unsere zwei Rabauken kommen. Das ist etwas Gutes und kein Weltuntergang. Atmen! Die machen das wunderbar, und wir müssen nur auf sie hören.“

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“, stöhnte Theo.

„Frauenmagie“, antwortete sie lächelnd. „Alles ist, wie es sein soll. Wir haben noch jede Menge Zeit, und, Theo, wenn es dir nachher zu viel werden sollte – du kannst jederzeit aus dem Kreißsaal gehen. Eine Geburt ist das Natürlichste der Welt, aber sie ist eine verdammt schmerzhafte und heftige Erfahrung. Ich bin dir nicht böse, wenn du lieber draußen wartest.“

„Wie kommst du denn darauf? Ich will bei dir sein!“, erklärte er empört.

„Ich weiß, Schatz, und du bist willkommen, aber du darfst rausgehen“, wiederholte Nadine eindringlich.

Neun Stunden später brachte sie zwei gesunde Jungen zur Welt. Kaum waren Hannes und Joshua Schuster geboren, vergaß ihre Mutter die unbeschreiblichen Schmerzen der Presswehen und die Geburt, die ihr endlos erschienen war. Glücklich hielt sie ihre zwei wunderschönen Jungen im Arm.

„Das sind meine Söhne!“, staunte Theo und sah die winzigen Wesen andächtig an. Er war nicht von der Seite seiner Frau gewichen, aber die vergangenen Stunden waren auch für ihn wie ein Ritt durch die Hölle gewesen. Jetzt, da es überstanden war, verblasste der Schrecken, und das Glück blieb.

Dr. Stefan Holl gratulierte dem Paar herzlich. Der Leiter der Berling-Klinik in München war Nadines Frauenarzt und hatte sie durch die Schwangerschaft begleitet.

„Alles Gute für Sie! Gleich zwei Babys auf einen Schlag, da braucht man gute Nerven. Meine Frau und ich hatten auch das Vergnügen, und manchmal kamen wir auf dem Zahnfleisch daher, aber es wird besser, und man gewöhnt sich daran. Bei Ihnen mache ich mir da überhaupt keine Sorgen. Sie schaffen das!“, meinte der Arzt zuversichtlich.

Nadine strahlte ihn an. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass Theo und sie alles meistern konnten. Gemeinsam waren sie unbesiegbar, und sie liebte ihre Söhne schon jetzt über alles.

***

„Nadine, bist du es wirklich? Ich fasse es nicht!“ Dr. Mark Gregorius schüttelte immer wieder den Kopf über diesen unerwarteten Zufall und freute sich von Herzen.

„Mark Gregorius, der Tunichtgut des Jahrgangs! Sag mir nicht, dass das ein Arztkittel ist!“ Nadine lachte und umarmte ihren ehemaligen Schulkameraden herzlich.

„Was soll ich sagen? Nach dem Abitur ist einiges passiert, und als ich mich entscheiden musste, was ich mit meinem Leben anfangen möchte, da kam nur der Arztberuf infrage. Zum Glück ändert man sich im Leben“, meinte der gut aussehende Arzt schmunzelnd.

„Kannst du dich an die Streiche erinnern, die du unserem armen Chemielehrer gespielt hast? Jedes Mal konnte er nicht fassen, warum seine kleinen Experimente nicht klappten. Er kam nie dahinter, dass du ihn sabotiert hast, oder?“, schwelgte Nadine in Erinnerungen.

„Weit gefehlt! Er hatte mehr Humor, als wir ahnten. Bei der Abifeier bedankte er sich, dass ich seinen Unterricht spannender gemacht hätte. Ich wurde rot, und er grinste. ‚In Ihnen steckt Großes, Gregorius, da sind wir uns im Kollegium einig‘, sagte er. ‚Wenn Sie es schaffen, erwachsen zu werden, ohne im Gefängnis zu landen, dann wird die Welt von Ihnen hören.‘“

„Und das hast du geschafft!“, stellte Nadine fest.

„Na, bis auf den einen oder anderen langweiligen Forschungsbericht, den Kollegen in Fachzeitschriften von mir zu lesen bekommen, habe ich die Welt um nichts besser gemacht“, reagierte er bescheiden.

„Hast du denn ein Spezialgebiet?“, wollte sie wissen.

„Das Gehirn faszinierte mich schon immer am meisten, und so bin ich Neurologe und Gehirnchirurg geworden. Da droht meinem Lerneifer nie der Stoff auszugehen. Aber was machst du an der Berling-Klinik?“ Besorgt musterte er sie, denn ihr gepflegter, aber in erster Linie bequemer Hausanzug verriet ihm, dass sie keine Besucherin war.

Nadine winkte ab. Die Jungen schliefen, und da sie am anderen Tag entlassen werden sollte, hatte sie einen kleinen Spaziergang im Foyer gemacht, um ihren Kreislauf in Gang zu bringen. Nach der Geburt hatte sie erst einmal ein enormes Schlafbedürfnis gehabt und war froh gewesen, im Krankenhaus noch etwas ausruhen zu können.

Die Krankenschwestern waren warmherzig und freundlich und nahmen ihr bis auf das Stillen so ziemlich alles ab. Der Ernst des Lebens würde erst beginnen, wenn sie nach Hause kam, und da wartete Theo bereits ungeduldig darauf, seine Familie verwöhnen zu können.

„Ich bin kerngesund und habe zwei kerngesunde Söhne zur Welt gebracht, die ich morgen mit heimnehmen darf. Joshua und Johannes – eineiige Zwillinge. Sie sind schrecklich niedlich und so süß“, schwärmte sie.

„Aber das sagen alle Mütter über ihren Nachwuchs. Entschuldige! Ich habe mir fest vorgenommen, keine dieser Mütter zu werden, die nur noch über ihre Kleinen reden und jede Windelfüllung für eine Meisterleistung halten, aber das ist gar nicht so einfach, sage ich dir. Die Hormone …“

„Deine Männer haben großes Glück! Dann hat dich also die Liebe nach Bayern verschlagen?“, fragte Mark Gregorius.

„Ja und nein. Ich wollte Süddeutschland kennenlernen, und so habe ich in München mein Studium begonnen. Dann kam eines zum anderen. Theo, mein Mann, ist in München geboren und in der Stadt verwurzelt. Mir fehlen Kiel und das Meer schon manchmal, aber mein Zuhause ist nun eben hier. Wie ist es bei dir? Zieht es dich in den Norden zurück? Bist du auch im Hafen der Ehe eingelaufen?“

„Mein Schiff ist noch auf hoher See, und ich nehme mir nicht die Zeit, nach der Richtigen zu suchen. In der Studienzeit hatte ich eine Freundin, doch das ging schief, und danach war ich mit meinem Beruf verheiratet. Der füllt meine komplette Zeit aus. Ich wüsste nicht, wo ich auch noch eine Beziehung unterbringen sollte. Irgendwann ergibt sich das. Vielleicht.“

„Dann ich die Berling-Klinik dein eigentliches Zuhause?“

„Irgendwie schon. An der Berling-Klinik leite ich die Neurochirurgische Abteilung und habe die Möglichkeit, relativ frei zu arbeiten. Die Klinik ist etwas Besonderes. Wir haben einen wunderbaren Klinikleiter“, schwärmte Mark.

„Er ermöglicht jedem, der hier arbeitet, das Beste aus sich herauszuholen. Anstatt uns auszubremsen, hört er uns zu, kämpft so einiges mit der Verwaltung für uns aus und steht bedingungslos zu uns. So etwas ist nicht selbstverständlich, und ich habe nicht vor, die Berling-Klinik zu verlassen. Wenn ich Urlaub habe, zieht es mich ans Meer. Das muss reichen.“

„Dr. Stefan Holl ist mein Gynäkologe. Er ist ein unglaublich guter Arzt. Als sich beim Ultraschall zeigte, dass Theo und ich es gleich mit der doppelten Ladung zu tun bekommen würden, da waren wir im ersten Moment ängstlich und verstört. Dr. Holl war großartig. Überhaupt ist es leicht, ihm blind zu vertrauen“, stimmte Nadine ihm zu.

Dr. Mark Gregorius warf einen Blick auf die Uhr. Er kam bereits zu spät zu einer Besprechung, aber es fiel ihm schwer, sich loszureißen. Die Begegnung mit Nadine hatte viele Erinnerungen in ihm geweckt. Er wusste noch, wie verliebt er als Jugendlicher in sie gewesen war.