Chefarzt Dr. Holl 1783 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1783 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Ein leises Zittern packt die hübsche Laura, als sie sich in Nicos Umarmung sinken lässt. Ganz kann sie auch jetzt die Angst nicht abschütteln, die seit so vielen Jahren ihr Leben bestimmt und die sie schrecklich einsam macht. Doch Laura ist fest entschlossen, endlich wieder glücklich zu sein und zu leben - mit Nico Urban, diesem wundervollen Mann, in den sie sich unsterblich verliebt hat ...

Aber wie schon so viele Male zuvor stehen die ständigen Panikattacken, die sie unvermutet überfallen, auch diesmal wieder Lauras Glück im Wege! Sie weiß, dass sie Nico verlieren wird, wenn sie sich nicht endlich ihren Ängsten stellt.

Unter Tränen bittet sie Dr. Holl um Hilfe. In der Abgeschiedenheit seines privaten Arbeitszimmers beginnt der Klinikchef eine gewagte Therapie - und kommt nach und nach hinter das schockierende Geheimnis einer schönen, schwer traumatisierten jungen Frau ...

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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Impressum

Vor Angst gelähmt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Federico Marsicano

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2910-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Vor Angst gelähmt

Eine junge Frau kämpft gegen Panikattacken

Von Katrin Kastell

Ein leises Zittern packt die hübsche Laura, als sie sich in Nicos Umarmung sinken lässt. Ganz kann sie auch jetzt die Angst nicht abschütteln, die seit so vielen Jahren ihr Leben bestimmt und die sie schrecklich einsam macht. Doch Laura ist fest entschlossen, endlich wieder glücklich zu sein und zu leben – mit Nico Urban, diesem wundervollen Mann, in den sie sich unsterblich verliebt hat …

Aber wie schon so viele Male zuvor stehen die ständigen Panikattacken, die sie unvermutet überfallen, auch diesmal wieder Lauras Glück im Wege! Sie weiß, dass sie Nico verlieren wird, wenn sie sich nicht endlich ihren Ängsten stellt.

Unter Tränen bittet sie Dr. Holl um Hilfe. In der Abgeschiedenheit seines privaten Arbeitszimmers beginnt der Klinikchef eine gewagte Therapie – und kommt nach und nach hinter das schockierende Geheimnis einer schönen, schwer traumatisierten jungen Frau …

Plötzlich begann der Wagen zu schlingern. Laura Mangold umkrampfte das Lenkrad so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie fühlte sich wie in einem Boot auf dem offenen Meer, dessen Motor ausgefallen war und das sich deshalb nicht mehr steuern ließ. Dabei war die Straße trocken. Hatte sie einen platten Reifen?

Dumme Frage. Sie wusste doch, was mit ihr los war, dass sie immer wieder wie aus heiterem Himmel von schrecklichen Panikanfällen heimgesucht wurde, die ihr die Luft nahmen. Einfach so, ohne Vorwarnung und ohne einen erkennbaren Grund. Eigentlich hatte sie geglaubt, diese Phase ihres Lebens überwunden zu haben, doch jetzt wurde sie eines Besseren belehrt. Nichts war vorbei.

Sie wollte anhalten und abwarten, bis die Attacke wieder verschwand, doch das war auf dieser Straße unmöglich, ohne sofort ein wütendes Hupkonzert zu provozieren. Es kam auch keine Lücke in Sicht, in die sie hätte einscheren können.

Dicht an dicht parkten die Fahrzeuge. Sie spürte, dass ihre Hände feucht wurden. Das Herz, das meistens so unauffällig seinen Dienst tat, hämmerte gegen die Rippen, als wollte es aus dem Gefängnis ausbrechen.

Was sollte sie tun? Aussteigen und davonlaufen? Doch was war damit gewonnen? Das seelische Chaos würde sie mitnehmen.

Lauras Fuß drückte das Gaspedal durch. Der Wagen schoss nach vorn. Und die Angst packte sie umso fester. Du entkommst mir nicht, signalisierte das Monster mit eisernem Griff.

Hektisch schaute sie nach rechts und links. Sie musste irgendwo anhalten und warten, bis sich der Stress legte und ihre Körperfunktionen wieder normal wurden, doch es gab keinen Raum zwischen den Autos, der für ihre wenig ausgeprägten Einparkkünste groß genug gewesen wäre. Jetzt klingelte auch noch ihr Handy, das auf dem Beifahrersitz lag.

Der schmerzhafte Magendruck verwandelte sich in Übelkeit. Laura biss die Zähne zusammen. Da gab es doch in einiger Entfernung einen Discounter mit einem großen Parkplatz. Dort musste sie hin. Sofort. Dort konnte sie stehen bleiben, bis sie wieder klar denken konnte.

In ihren Ohren rauschte das Blut. Jetzt kam es für sie nur noch darauf an, sich nicht so komplett von der Panik überwältigen zu lassen, dass sie einen Unfall baute.

Der Supermarkt kam in Sicht. Laura gab Gas. Ohne den Blinker zu betätigen, riss sie kurz vor der Einfahrt den Wagen herum und bog auf den rettenden Parkplatz ein. Hinter ihr kreischten die Bremsen der nachfolgenden Autos, aber zum Glück krachte es nicht. Eine Auseinandersetzung mit einem anderen Menschen hätte sie jetzt nicht verkraftet.

Sie brachte den Wagen zum Stehen und ließ den Kopf auf das Lenkrad fallen. Geschafft, sie war gerettet.

Nach ein paar Sekunden richtete sie sich wieder auf und wartete darauf, dass sich Atmung und Puls normalisierten. Dass die Erregung abebbte.

Mit zitternden Knien stieg sie aus und machte ein paar Probeschritte. In unmittelbarer Nachbarschaft stapelten andere Menschen mehr oder weniger hastig ihre Einkäufe in die Kofferräume der Fahrzeuge. Niemand nahm Notiz von ihr.

Laura ging um ihr Auto herum und angelte das Handy vom Beifahrersitz. Sie musste Verena anrufen und ihr sagen, dass sie später kommen würde. Sie drückte die Kurzwahltaste, doch die Verbindung kam nicht zustande. Verena hatte ihr Handy nicht eingeschaltet.

Verunsichert schüttelte Laura den Kopf. Wieso konnte sie ihre Schwester nicht erreichen? Sie hatten doch verabredet, dass sie sich im Kosmetikstudio trafen und dann gemeinsam nach Hause fuhren. Oder geriet ihr da wieder etwas durcheinander?

Jetzt fing es auch noch an zu regnen. Laura nahm wieder im Wagen Platz. Tief durchatmen, einmal, zweimal, dreimal. Die Augen schließen und die Gedanken fließen lassen. Es gab keinen Grund zur Panik, nicht den geringsten. Die Attacke war vorbei.

Doch es trat keine Linderung ein. Ihr Herz raste immer noch, als müsste es einen Weltrekord aufstellen. Laura drückte beide Handflächen auf die Brust. Ganz ruhig, sagte sie sich, ganz ruhig! Dann versuchte sie noch mal, Verena über die Festnetznummer zu erreichen. Im Laden musste sich jemand melden. Darauf hätte sie auch gleich kommen können.

Nach zwei Freizeichen wurde abgehoben.

„Kosmetikstudio Mangold. Was kann ich für Sie tun?“

„Karin? Hier ist Laura. Ist meine Schwester noch da?“

„Hallo, Laura. Nein, sie ist schon vor zwei Stunden gegangen.“

„Nach Hause?“

„Das weiß ich nicht“, erwiderte Verenas Angestellte. „Sie hat nur gesagt, dass sie was Wichtiges erledigen muss. Für heute haben wir auch keine Kundinnen mehr. Ich schließe jetzt ab. Du hast mich gerade noch im Weggehen erreicht.“

„Danke“, murmelte Laura nervös und steckte das Telefon weg.

Wieso wusste sie nichts von einem wichtigen Termin ihrer Schwester? Beseelt von dem dringenden Wunsch, so schnell wie möglich heimzukommen, um sich dort für den Rest des Tages einzuigeln, startete sie den Wagen erneut. Hier konnte sie jedenfalls nicht bleiben. Sie musste auch noch den Heimweg schaffen. Ihr Mund war ganz trocken.

Mit viel zu viel Gas preschte sie aus der Parklücke. Dem Scheppern auf der rechten Seite schenkte sie keine Beachtung. Eine Blechdose oder so was, nichts von Bedeutung.

Ziemlich rücksichtslos fädelte sie sich in die Autoschlange auf der Straße ein und blieb in der rechten Fahrspur, um zum Isarring abzubiegen. Wenn der zähe Verkehr sich auflösen würde, konnte sie in zwanzig Minuten zu Hause sein.

Mit zusammengebissenen Zähnen hockte sie angespannt hinter dem Steuer. Fahren, bremsen, fahren, bremsen. Durchhalten. Dem schwarzen Angstvogel keine Macht einräumen. Erst daheim war sie wieder sicher.

Schließlich ging es schneller vorwärts. Nach fünfundzwanzig Minuten Fahrt fuhr sie aufatmend und völlig verschwitzt auf den Hof des kleinen Hauses, in dem sie mit ihrer Schwester wohnte, stürzte aus dem Wagen und schloss die Tür auf. Erst als die hinter ihr zufiel, fühlte sie sich, als wäre sie dem Teufel entkommen. Gerettet – jedenfalls vorerst.

Aber aus leidvoller Erfahrung wusste sie, dass die Angst auch vor den dicksten Mauern nicht haltmachte. Auch in den eigenen vier Wänden hatte sie schon schlimme Anfälle gehabt. Aber dann war meistens Verena da gewesen, die sie tröstend in den Arm nahm und so lange festhielt, bis es ihr wieder besser ging.

„Verena – hallo, bin zu Hause!“, rief sie.

Es kam keine Antwort. Laura wunderte sich. Eigentlich müsste ihre Schwester schon da sein. Vielleicht hatte sie noch etwas eingekauft. Oder sie drehte eine Joggingrunde.

Allmählich wurde Laura ruhiger. Die extreme Anspannung ließ nach. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer sinken und schloss die Augen.

Würde sie diese entsetzlichen Angstgefühle jemals wieder loswerden? Sie machten ihr ganzes Leben kaputt. Eigentlich hätte sie heute Abend ihr wöchentliches Schauspiel-Training gehabt. Aber dazu war sie nicht mehr in der Lage.

Als ihr Handy läutete, schrak sie zusammen. Verena, endlich! Das Foto ihrer Schwester erschien auf dem Display.

„Laura, wo bleibst du denn?“ Verena klang ungehalten. „Ich warte auf dich.“

„Aber wieso?“, fragte sie verwirrt. „Ich habe mit Karin telefoniert. Du warst nicht mehr im Studio. Ich dachte, du wärst längst hier.“

„Du bist schon zu Hause?“ Verenas Aufstöhnen signalisierte Laura, dass wieder mal etwas schiefgegangen war.

„Wieso hörst du eigentlich nie zu, wenn ich etwas sage?“, begann Verena zu schimpfen. „Du solltest mich in der Berling-Klinik abholen. Schon vergessen?“

„Aber der Termin ist doch erst morgen …“

„Nein, er war heute. O Gott, wo hast du nur deinen Kopf?“

Laura schluchzte auf. „Entschuldige, Verena, da hab ich wohl was durcheinandergeworfen. Ich setz mich gleich wieder in den Wagen …“

„Schon gut, schon gut, heul nicht!“ Lauras Schwester seufzte leidgeprüft. „Ich habe gleich noch eine kurze Besprechung mit Dr. Holl, dann nehme ich mir ein Taxi. Das geht bestimmt schneller. In einer halben Stunde bin ich zu Haus. Bis später also.“ Das Gespräch brach ab.

Laura empfand einerseits große Erleichterung, dass sie nicht nochmals rausmusste, denn sie hatte für heute ihr Medikamenten-Quantum schon genommen. Anderseits aber brauchte sie jetzt noch zusätzlich etwas, um gegen Verenas Strafpredigt gewappnet zu sein.

Laura stand auf, ging ins Bad und schluckte eine von den Kapseln, die ihr der Arzt zur Beruhigung bei Panikanfällen verschrieben hatte. Schon nach kurzer Zeit trat die Wirkung ein. Endlich fühlte sie sich ein bisschen besser.

***

Dr. Nico Urban lud die Tüten in sein Fahrzeug und brachte den Einkaufswagen zurück. Erst beim Einsteigen sah er die üble Bescherung. Der Spiegel an der Fahrerseite war aus seiner Verankerung gerissen und baumelte nur noch an einem Kabel.

Sauerei, fluchte er stumm und stieß kurz die Luft aus. Mit zusammengepressten Lippen betrachtete er den Schaden. Das Glas war zerbrochen, der Lack beschädigt. Ganz klar, der Seitenspiegel musste komplett ersetzt werden.

Nico schaute sich um, doch in nächster Nähe stand niemand, den er hätte ansprechen können. Schließlich entdeckte er die gedruckte Karte hinter dem Scheibenwischer. Jemand namens Manfred Ginkel hatte sie ihm hinterlassen.

Nico überlegte nicht lange, zückte sein Handy und rief die angegebene Mobilnummer an. Er meldete sich mit seinem Namen und gab sich als der Fahrer des Autos mit dem defekten Seitenspiegel zu erkennen.

„Sind Sie das gewesen?“

„Nein, keineswegs. Aber ich habe den Vorfall beobachtet und die Autonummer notiert. Am Steuer saß eine Frau, die wohl nicht korrekt ausparken konnte, na ja, bei Frauen ist das nicht weiter verwunderlich.“

Der Mann gab einen kleinen verächtlichen Laut von sich.

„Jedenfalls ist sie nicht mal ausgestiegen, um sich den Schaden anzusehen, den sie verursacht hat. Sie fuhr einfach weiter. Ganz klar Fahrerflucht. Das kann ich bezeugen. Ich habe ein Foto gemacht. Das Kennzeichen ist gut zu sehen. Ich schicke es auf Ihr Handy.“

„Danke, dass Sie mich informiert haben“, sagte Nico.

„Hören sie, das ist doch selbstverständlich“, sagte der Mann. „Ich kann so ein feiges Verhalten nicht akzeptieren. Wenn man einen Fehler macht, sollte man auch dafür geradestehen. Wenn Sie mich als Zeugen brauchen, ich stehe jederzeit zur Verfügung. Übrigens kam es mir so vor, als stünde die Frau unter Alkoholeinfluss. Bevor sie mit aufheulendem Motor losbrauste, ging sie nervös auf dem Parkplatz auf und ab. Sie schwankte leicht. So kam es mir jedenfalls vor. Offensichtlich war sie nicht ganz sicher auf den Beinen.“

Nico bedankte sich ein weiteres Mal bei dem aufmerksamen Beobachter. Das Beweisfoto traf ein. Er fotografierte noch den herunterhängenden Spiegel und überlegte, wie er den Schaden provisorisch beheben konnte.

Zum Glück befand sich eine Rolle mit braunem Klebestreifen im Kofferraum, mit dem er ihn notdürftig befestigen konnte. Dummerweise ließ sich der Schaden jetzt, am Freitagnachmittag, nicht mehr sofort beheben. Seine Vertragswerkstatt würde erst am Montag wieder öffnen.

Außerdem ärgerte ihn, dass nun der Wochenendtrip an den Gardasee ins Wasser fiel. Mit diesem Rückspiegel, der jederzeit ganz aus seiner Verankerung fallen konnte, wollte er die Reise nicht antreten. Und die italienische Straßenpolizei verstand in solchen Dingen keinen Spaß.

So hoffte er auf Ellens Verständnis. Sie besaß zwar auch ein Auto, aber das war alt, mit vielen Macken behaftet und darum für eine Fahrt nach Italien nicht geeignet. Aufgeschoben war nicht aufgehoben, damit würde er sie trösten.

Nico stieg ein, fummelte vorsichtig am verklebten Rückspiegel herum, startete den Wagen und nahm Kurs auf Haidhausen, wo er ein schickes Apartment besaß.

Auf dem Heimweg hielt er bei einem Polizeirevier, schilderte die Situation und erstattete Anzeige. Der Polizist nahm alles gewissenhaft auf und informierte ihn über den Zentralruf der Autoversicherer.

„Dort wird man Ihnen den Halter des Wagens und die Art der Versicherung nennen.“

Sofort rief er dort an und erfuhr den Namen der Frau, die den Wagen versichert hatte: Verena Mangold, wohnhaft in Unterhaching.

Einigermaßen beruhigt setzte Nico die Fahrt fort. Zu Hause wartete Ellen schon auf ihn. Seit er ihr den Wohnungsschlüssel ausgehändigt hatte, machte sie von seinem Vertrauensvorschuss reichlich Gebrauch. Aber das war ihm nicht unangenehm. Im Gegenteil, er fand es schön, wenn jemand auf ihn wartete und ihn liebevoll begrüßte. Er genoss das Gefühl, von einem anderen Menschen gebraucht zu werden.

Während er die Einkäufe auspackte, erzählte er, was passiert war. „Zum Glück ist diese Frau beobachtet worden, sonst würde ich jetzt auf dem Schaden sitzen bleiben. So ein Seitenspiegel kostet bestimmt um die vierhundert Euro.“

„Ganz schön viel Geld“, pflichtete Ellen ihm bei. Sie stand hinter ihm, schlang die Arme um seine Taille und drückte ihre rechte Gesichtshälfte gegen seinen breiten Rücken.

Vor ein paar Monaten waren sie sich in einer Bar begegnet. Erste Blicke, dann ein zustimmendes Lächeln von ihr, das ihn ermutigt hatte, sich neben sie zu setzen. Während sie ein paar Cocktails tranken, funkte es schon zwischen ihnen. Und als sie dann noch herausfanden, dass sie beide in der Berling-Klinik arbeiteten, er als Arzt, sie als Schreibkraft auf verschiedenen Stationen, war Ellen sofort geneigt, eher an Schicksal als an einen Zufall zu glauben.

Nico hingegen wäre es lieber gewesen, die Beziehung langsam angehen zu lassen. Ein paar weniger gute Erfahrungen hatten ihn vorsichtig gemacht, doch Ellen war ebenso temperamentvoll wie ungeduldig. Und so ließ er sich mitreißen, auch wenn er sich durch ihre Nähe manchmal eingeengt fühlte. Immer, wenn dieser Zweifel spürbar wurde, schob er ihn schnell beiseite. Das Angenehme überwog. Und das war viel wichtiger.

„Wir müssen unseren Wochenendtrip verschieben“, sagte Nico. „Mit dem beschädigten Spiegel will ich diese Fahrt nicht machen.“

„Und wenn wir mein Auto nehmen?“

Er wandte sich um und schob sie ein wenig von sich weg.

„Glaubst du wirklich, dass es die lange Strecke übersteht?“, erkundigte er sich mit einem nachsichtigen Lächeln.

Ellen lachte. „Na ja, ganz sicher bin ich mir nicht. Dafür hat mein Wagen schon zu viele Jahre auf dem Buckel. Okay, du hast recht, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Machen wir uns also hier eine gemütliche Zeit.“

„Morgen soll es sommerliche Temperaturen geben. Wie wär’s mit einem richtig ausgiebigen Besuch im Biergarten?“

„Ich habe keine Einwände“, versicherte Ellen nach einer kurzen Pause.

Nico bemerkte ihr Zögern. „Hast du einen anderen Vorschlag?“

„Na ja, ich habe meiner Mama schon lange versprochen, sie zu besuchen – gemeinsam mit dir. Sie möchte so gern den Mann kennenlernen, an den ihre einzige Tochter ihr Herz verloren hat. Und da wir nicht an den Gardasee fahren, träfe es sich doch ganz gut …“

„Hm.“ Mehr gab Nico vorerst nicht von sich.

Er musste nachdenken. Natürlich hätte er nichts dagegen, Ellens Mutter zu treffen, doch ganz wohl war ihm bei dieser Vorstellung nicht. Andererseits bedeutete ein solcher Besuch heutzutage ja nicht unbedingt, dass er damit gleich eine feste Verbindung einging. Oder doch?

„Was meinst du?“ Ellen drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.