Chefarzt Dr. Holl 1918 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1918 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Als die hübsche Christina näher kommt, sieht sie Martin schon vor dem Restaurant warten. Ein strahlendes Lächeln huscht bei ihrem Anblick über sein Gesicht, und Christinas Herz klopft voller Vorfreude auf die gemeinsamen Stunden schneller. Doch da schießt wie aus dem Nichts etwas Dunkles durch die Luft - genau auf Martin zu! Krachen, Klirren, gellende Schreie - dann ist alles still, gespenstisch still ...
Für Christina ist die Welt in diesem schrecklichen Moment stehen geblieben, und alles, was sie denken kann, ist: Wo ist Martin? Fremde Menschen liegen blutend auf dem Boden, und als ihr Blick panisch über die Verletzten wandert, begreift Christina die unfassbare Wahrheit: Martin muss unter dem Unglücksfahrzeug, das in die Menschentraube raste, begraben sein! Das Eintreffen der Rettungsfahrzeuge erlebt Christina nur noch wie durch dichten Nebel, denn sie ist sicher, dass sie Martin verloren hat, die Liebe ihres Lebens ...


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Inhalt

Cover

Christina – Engel in meinen Armen

Vorschau

Impressum

Christina – Engel in meinen Armen

Die Romanze der schönen Schwester bewegt alle in der Berling-Klinik

Von Katrin Kastell

Als die hübsche Christina näher kommt, sieht sie Martin schon vor dem Restaurant warten. Ein strahlendes Lächeln huscht bei ihrem Anblick über sein Gesicht, und Christinas Herz klopft voller Vorfreude auf die gemeinsamen Stunden schneller. Doch da schießt wie aus dem Nichts etwas Dunkles durch die Luft – genau auf Martin zu! Krachen, Klirren, gellende Schreie – dann ist alles still, gespenstisch still ...

Für Christina ist die Welt in diesem schrecklichen Moment stehen geblieben, und alles, was sie denken kann, ist: Wo ist Martin? Fremde Menschen liegen blutend auf dem Boden, und als ihr Blick panisch über die Verletzten wandert, begreift Christina die unfassbare Wahrheit: Martin muss unter dem Unglücksfahrzeug, das in die Menschentraube raste, begraben sein! Das Eintreffen der Rettungsfahrzeuge erlebt Christina nur noch wie durch dichten Nebel, denn sie ist sicher, dass sie Martin verloren hat, die Liebe ihres Lebens ...

»Miriam, bist du das? Besuchst du mich?«

Krankenpflegerin Christina beugte sich zu der alten Frau, die schmal und zerbrechlich wirkend in ihrem Klinikbett lag und ihr die zierliche Hand entgegenstreckte.

»Nein, Frau Neuner, ich bin es, Schwester Christina. Sie sind in der Berling-Klinik. Haben Sie das schon vergessen?«

Der Blick der Patientin klärte sich allmählich, und sie seufzte schwer auf.

»Ach ja, richtig. Ich habe geschlafen, und ich träume dann oft von meiner Tochter. Aber sie ist schon vor Jahren gestorben. Das ist der Jammer, wenn man so alt wird. Man steht dann ganz allein auf der Welt.«

»Ganz allein sind Sie nicht«, widersprach Schwester Christina. »Wir sind hier und kümmern uns um Sie.«

Die alte Frau drückte die Hand der jungen Pflegerin.

»Sie sind ein gutes Kind, und ich bin Ihnen auch sehr dankbar.« Nach einem prüfenden Blick fügte sie hinzu: »Aber Sie haben sehr traurige Augen, Schwester Christina. Diesen Blick kenne ich nur zu gut. Ich habe ihn bei mir selbst oft genug gesehen, und ich kenne ihn von meinen Freunden und Bekannten.«

Schwester Christina Breidner lächelte unverändert und richtete das Kopfkissen der Patientin, zog das Laken stramm und sorgte dafür, dass die Bettdecke richtig lag, doch sie antwortete nicht.

»Wenn etwas ist, brauchen Sie nur zu klingeln. Dann komme ich sofort – oder eine Kollegin«, fügte sie hinzu.

»Mir wäre es schon lieber, wenn Sie sich um mich kümmern könnten.« Frau Neuner tätschelte sanft den Arm der jungen Frau. »Sie sind immer so reizend. Schade, dass Sie schon so viel Kummer durchgemacht haben. Das sollte einem in frühen Jahren erspart bleiben. Im Alter gibt es genug, worüber man trauern muss.«

»Frau Neuner, machen Sie sich bitte keine Gedanken!«, wehrte Christina ab. »Ich liebe meine Arbeit, und hier an der Berling-Klinik herrscht ein wunderbares Arbeitsklima. Die Kolleginnen und Kollegen verstehen sich untereinander großartig, die Ärzte sind durch die Bank nett und behandeln uns gut – was will man mehr?«

»Ach, man will immer mehr«, entgegnete die Patientin mit der Weisheit des Alters. »Das wissen Sie auch. Verkriechen Sie sich nicht, sondern unternehmen Sie etwas! Glauben Sie mir, Kummer kann man bekämpfen. Man muss es nur wollen.«

Christina lächelte erleichtert, als der Summton des Schwesternrufs ertönte.

»Ich muss jetzt weiter, aber ich komme später noch einmal zu Ihnen«, versprach sie.

***

Als Schwester Annegret zwanzig Minuten später den Aufenthaltsraum für das Personal der Station betrat, fand sie ihre junge Kollegin Christina am Fenster vor. Christina stützte sich mit beiden Händen aufs Fensterbrett und blickte starr nach draußen.

Annegret war die dienstälteste Schwester. Sie hatte schon unter dem Gründer der Klinik, Professor Walter Berling, gearbeitet. Und sie hatte Dr. Stefan Holl, den jetzigen Klinikleiter, vom ersten Tag an begleitet. Sie hatte Ärzte, Pflegekräfte und Patienten kommen und gehen sehen, und sie hatte reiche Erfahrung gesammelt in ihren vielen Berufsjahren.

Auch ihr war längst aufgefallen, wie traurig Christinas Augen waren, aber sie hatte bisher nichts gesagt, weil sie die Privatsphäre eines jeden Menschen respektierte. Jetzt sah Christina jedoch drein, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, und sie war mit ihren Gedanken sichtlich weit weg. Ihr Blick war nicht auf die Bäume vor der Berling-Klinik, sondern in die Vergangenheit gerichtet.

»Willst du es mir nicht erzählen?«, fragte Annegret leise, nachdem sie hinter die junge Kollegin getreten war.

»Wie?« Christina drehte sich langsam um, und es dauerte einige Sekunden, ehe sie in die Gegenwart zurückfand. »Was haben Sie gesagt, Schwester Annegret?«

»Ich habe dich gefragt, ob du es mir nicht erzählen willst«, wiederholte Annegret. »Was dich bedrückt, meine ich. Man sieht es dir deutlich an.«

»Es ist nichts. Möchten Sie auch eine Tasse Kaffee?«

Christina ging rasch an die Kaffeemaschine und griff nach der Kanne.

»Ja, bitte.« Annegret setzte sich seufzend an den Tisch. »Manchmal tut es meinen alten Knochen schon gut, wenn ich mich ausruhen kann. Aber verrate das niemandem! Die drängen mich ohnedies immer, dass ich endlich in den Ruhestand gehe, aber was soll ich denn dann anfangen? Die Arbeit ist mein Leben.«

»Ich kann mir die Berling-Klinik ohne Sie gar nicht vorstellen«, entgegnete Christina.

»Ich auch nicht, Kindchen, ich auch nicht.« Annegret lachte leise. »Bei dir ist das aber was anderes. Für dich muss es mehr als nur Arbeit geben.«

»Sicher, das tut es auch.« Christina füllte zwei Tassen und stellte Sahne und Zucker dazu. »Ich unterhalte mich gut in meiner Freizeit und unternehme viel, das ablenkt oder lehrreich ist. Und im Urlaub mache ich Bildungsreisen, die ...«

»Bildungsreisen«, fiel Annegret ihr ins Wort. »Mit ... wie alt bist du jetzt?«

»Achtundzwanzig«, erwiderte Christina und wünschte sich, ein anderes Thema gewählt zu haben, weil sie schon ahnte, was gleich kommen würde.

»Mit achtundzwanzig Jahren machst du Bildungsreisen.« Schwester Annegret schüttelte den Kopf. »Eine so hübsche junge Frau sollte in diesem Alter mit ihrem Liebsten verreisen und romantische Nächte unter Palmen verbringen – meinetwegen auch unter anderen Bäumen oder sonst wo. Hauptsache, die Nächte sind romantisch.«

Christina blickte zu den Signallampen, über die sie zu Patienten gerufen wurden, doch es kam kein Zeichen, das sie von dem Gespräch mit Annegret erlöst hätte.

»Ich muss noch Handtücher wechseln«, sagte sie und wollte aufstehen.

»Ohne den Kaffee zu trinken?« Annegret winkte ab. »Bleib ruhig sitzen. Ich lass dich in Ruhe. Wer nicht reden will, muss auch nicht. Aber lass dir von mir gesagt sein, dass es immer gut ist, wenn man sich Kummer von der Seele redet. Ich bin eine gute Zuhörerin.«

»Aber ich habe doch keinen Kummer«, behauptete Christina und bereute im nächsten Moment, gelogen zu haben. Annegret meinte es nur gut, und sie hatte es nicht verdient, beschwindelt zu werden. »Trotzdem danke«, murmelte Christina daher und hoffte, Annegret würde ihr nichts nachtragen.

Pfleger Jakob kam herein, einige Jahre jünger als Christina, und bediente sich an der Kaffeemaschine.

»Heute ist wieder was los«, begann er und berichtete von schwierigen Patienten, die ihn mit ihren Wünschen nervten. »Manchmal bewundere ich Doktor Holl, weil er stets ruhig bleibt«, meinte er abschließend. »Das ist erstaunlich. Bringt den Mann eigentlich nichts aus der Ruhe?«

»Doch«, erwiderte Annegret. »Du solltest ihn erleben, wenn ein Mitglied seiner Klinik seine Pflicht nicht erfüllt und Patienten darunter leiden. Dann wird unser sonst so ruhiger und netter Doktor Holl sehr unangenehm.«

Jakob überlegte nur einen Moment, ehe er nickte.

»Ja, das kann ich mir gut vorstellen.« Er wandte sich an Christina. »Wir haben heute gleichzeitig Dienstschluss. Hast du Lust, was zu unternehmen? Wir könnten uns ein Hamburger-Essen gönnen und hinterher ins Kino gehen.«

»Danke, aber ich habe schon was vor«, erwiderte Christina lächelnd, blickte zur Signallampe, die aufleuchtete, und stand auf. »So, es geht weiter«, erklärte sie und verließ den Aufenthaltsraum.

Jakob setzte sich zu der alten Schwester.

»Sie hat doch keinen Freund, oder, Schwester Annegret?«, erkundigte er sich.

»Wenn ja, hält sie ihn so gut versteckt, dass nicht einmal ich etwas davon bemerkt habe«, erwiderte Annegret und machte sich ihre eigenen Gedanken.

Jakob Gassner war ein sehr gut aussehender und vor allem sympathischer junger Mann, der zu Christina gepasst hätte. Trotzdem lehnte sie jedes Mal ab, wenn er versuchte, sich ihr zu nähern. Annegret räumte zwar ein, dass ein gutes Aussehen und ein sympathisches Wesen allein nicht garantierten, dass es zwischen zwei Menschen funkte, aber Christina versuchte es nicht einmal mit Jakob. Sie blieb immer zurückhaltend und abweisend.

Wenn Annegret sich nicht sehr irrte, hatte ihre junge Kollegin in einer früheren Beziehung eine so tiefe Enttäuschung erlebt, dass sie nichts mehr von Männern wissen wollte. Und das fand Annegret äußerst schade, weil ihrer Meinung nach der Mensch nicht zum Alleinsein geschaffen war. Bei ihr selbst war das etwas anderes, und solange sie ihre Arbeit hatte, fühlte sie sich auch nicht allein.

»Vielleicht klappt es irgendwann ja doch noch zwischen euch«, sagte sie und klopfte Jakob aufmunternd auf die Schulter, ehe sie aufstand und sich ebenfalls wieder um ihre Patienten kümmerte.

***

Dr. Stefan Holl nutzte seine Mittagspause, um seinen guten Freund Henrik Borström in dessen Münchener Privatklinik zu besuchen. Da er sein Kommen vorher angekündigt hatte, wartete Henrik wie versprochen mit einem Essen auf ihn.

»Hoffentlich magst du diese Art von Salaten, in denen es so gut wie alles gibt«, sagte Henrik nach der herzlichen Begrüßung und deutete auf die beiden Behälter auf seinem Schreibtisch.

Stefan Holl betrachtete prüfend den Inhalt.

»Thunfisch, Krabben, harte Eier und jede Menge Dressing zu verschiedenen Salaten und Rohkost? Du hast genau das Richtige gewählt.«

»Allerdings haben wir Besuch. Nathalie ist hier«, fuhr Henrik fort und deutete zur Sitzgruppe, die sich hinter Stefan Holl befand.

Stefan drehte sich um und bemerkte erst jetzt die junge Frau, die nun aus einem Sessel aufstand und lächelnd zu ihm trat.

»Nathalie!«, rief er erfreut und begrüßte die weitläufige Verwandte Henriks. Im ersten Moment hatte er bei dem Namen Nathalie eigentlich an die Ehefrau seines Stellvertreters in der Berling-Klinik gedacht, Nathalie Falk. Diese Nathalie hieß jedoch Herbaum und war eine Großnichte von Henriks Schwiegervater. »Wie geht es dir?«

»Sehr gut, Stefan, vielen Dank«, erwiderte die junge Frau und ließ sich von ihm auf beide Wangen küssen.

»Nathalie ist immerhin eine glückliche Verlobte und bald schon eine sehr glückliche Braut.«

Henrik trug die Salate zur Sitzgruppe und ließ sich in einen Sessel sinken.

»Da kann ich nur gratulieren«, sagte Stefan Holl erfreut. »Alles Gute, meine Liebe!«

»Danke, Stefan«, erwiderte die dreiundzwanzigjährige Studentin, doch Stefan Holl vermisste das freudige Funkeln in ihren Augen. »Wie geht es dir und Julia? Den Kindern? Wie läuft es in der Klinik?«

»Alles bestens.« Dr. Holl klopfte auf Holz, ehe er nach seinem Salat griff. »Isst du nicht mit?«

Nathalie schüttelte den Kopf, und Henrik meinte: »Ich habe es ihr angeboten, aber sie hat abgelehnt. Dabei macht so ein Salat der Figur sicher nichts.«

»Es geht mir nicht um die Figur, Henrik, sondern ich muss wieder weg.«

»Ach ja, du triffst dich ja mit Olivia«, erinnerte sich Henrik.

»Wie geht es ihr?«, erkundigte Stefan sich, als der Name von Henriks Frau fiel.

»Sehr gut, und sie wird sich mit Nathalie bestimmt einen schönen Nachmittag in der Stadt machen, während ich hier schuften muss«, klagte Henrik scherzhaft.

»Ich muss los«, erklärte Nathalie nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr und verabschiedete sich von den beiden Ärzten.

Auf dem Korridor blieb sie einen Moment stehen und atmete auf. Als Henrik sie als glückliche Braut bezeichnet hatte, hatte wieder dieses Gefühl eingesetzt, dass etwas nicht stimmte. Je näher der Hochzeitstermin rückte, desto stärker wurde das Gefühl, ohne dass Nathalie es näher hätte definieren können. Hätte sie doch bloß gewusst, was es war!

***

In ihrer Ratlosigkeit hatte Nathalie sich mit Olivia Borström verabredet. Olivia war ihre Tante, und sie war auch ungefähr so alt wie Nathalies Mutter, aber trotz des Altersunterschieds hatten sie sich immer gut verstanden. Olivia brachte für alles Verständnis auf, und im Gegensatz zu Nathalies Mutter hatte sie nie versucht, Druck auszuüben oder ihre Meinung durchzusetzen. Das war der Grund, aus dem Nathalie sich jetzt an sie wandte.

Olivia Borström wartete bereits vor dem Restaurant, das sie als Treffpunkt vorgeschlagen hatte, und begann gezielt das Gespräch, sobald sie bestellt hatten.

»Du hast am Telefon nur erwähnt, dass du mit mir über etwas Wichtiges reden musst. Was ist es?«

Nathalie mochte die Direktheit ihrer Tante.

»Versprich mir, Olivia, dass du es keinem erzählst«, bat sie.

»Ehrensache. Alles bleibt unter uns.«

Nathalie nickte erleichtert. »Ich soll bald Eugen heiraten, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt in unserer Beziehung.«

»Dass was nicht stimmt?«, hakte Olivia sofort nach.

»Das weiß ich eben nicht, und das verunsichert mich dermaßen, dass ich schon ganz nervös werde. Ich liebe Eugen, er ist gut zu mir, er kommt aus einer ausgezeichneten Familie und hat bei der Bank eine steile Karriere vor sich. Ich könnte mir nicht mehr wünschen.«

»Trotzdem hast du das Gefühl, die Heirat wäre ein Fehler?«, fragte Olivia.

Nathalie seufzte hilflos. »Genau das weiß ich eben nicht! Es ist eher das Gefühl, dass da etwas war ... dass etwas passiert ist ... ich weiß es nicht. Es kommt mir so vor, als würde ich am Morgen aufwachen und wüsste, dass ich etwas sehr Wichtiges geträumt habe. Ich kann mich nur nicht erinnern, was es war.«

Olivia ließ sich zwar das Essen schmecken, hörte ihrer Nichte aber aufmerksam zu und machte sich auch Gedanken über das Gehörte.

»Es handelt sich also um keinen bestimmten Vorfall?« Als Nathalie abwinkte, fragte sie: »Bist du dir sicher, dass du Eugen Wildhahn liebst?«

»Ja«, erwiderte Nathalie, ohne zu zögern. »Wir kennen uns nun schon seit zwei Jahren, und ich mochte ihn von Anfang an. Das hat sich im Lauf der Zeit immer weiter verstärkt, und als er mir den Heiratsantrag gemacht hat, war ich überzeugt, dass er der Richtige für mich ist.«

»Jetzt nicht mehr?«

»Doch«, bestätigte Nathalie. »Ich wüsste keinen Grund, aus dem ich ihn nicht heiraten sollte. Genau darum beunruhigt mich dieses sonderbare Gefühl ja so. Es richtete sich nicht gegen Eugen. Es ist, wie ich schon sagte, ähnlich wie ein Traum, den ich nicht greifen kann.«

Olivia Borström ließ sich noch einmal alles durch den Kopf gehen, kam jedoch zu keinem klaren Ergebnis.

»Ich weiß eigentlich nicht, was ich dir raten soll. Nervosität vor der Hochzeit wäre normal. Jede Frau ist kurz vor dem entscheidenden Schritt unsicher. Schließlich will man sich für sein ganzes Leben binden.«

»Das ist es nicht«, wehrte Nathalie ab.

»Ich könnte es auch verstehen, wenn du sagst, dass du Eugen nicht mehr liebst oder nicht ausreichend liebst, um ihn zu heiraten«, fuhr Olivia fort.

»Das ist es auch nicht.« Nathalie seufzte. »Was könnte es dann sein?«

Olivia aß eine Weile, ließ sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen und kam schließlich doch noch zu einer Empfehlung.