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Gegen Dr. Holls ausdrücklichen Rat entlässt sich Nina Steinberg selbst aus der Berling-Klinik. Sogar ihre große Liebe Benjamin jagt Nina davon. Sie will jetzt einfach niemanden mehr sehen. Fluchtartig verlässt sie das Gebäude. Der Schock sitzt tief. Rheumatische Erscheinungen, eine erhöhte Anzahl Leukozyten im Blut und rötliche Flecken auf der Haut - der Chefarzt hat den Verdacht, dass sie an Adulter Morbus Still leidet.
Wie ihre Mutter. Ihre Mutter, die in ihren Armen starb, als sie noch ein kleines Mädchen war. Tränenblind steigt Nina auf ihr Fahrrad und radelt ziellos drauflos. Unaufhörlich hämmert es in ihrem Kopf: Es darf einfach nicht sein! Nein!
Mitten im Wald versteifen sich auf einmal ihre Kniegelenke und Arme. Ein epileptischer Anfall reißt sie zu Boden. Tiefschwarze Nacht umhüllt sie und trägt die junge Frau mit sich fort ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Stille Bedrohung
Vorschau
Impressum
Stille Bedrohung
Ein Unfall rettet Nina das Leben
Von Katrin Kastell
Gegen Dr. Holls ausdrücklichen Rat entlässt sich Nina Steinberg selbst aus der Berling-Klinik. Sogar ihre große Liebe Benjamin jagt Nina davon. Sie will jetzt einfach niemanden mehr sehen. Fluchtartig verlässt sie das Gebäude. Der Schock sitzt tief. Rheumatische Erscheinungen, eine erhöhte Menge Leukozyten im Blut und rötliche Flecken auf der Haut – der Chefarzt hat den Verdacht, dass sie an Adulter Morbus Still leidet.
Wie ihre Mutter. Ihre Mutter, die in ihren Armen starb, als sie noch ein kleines Mädchen war. Tränenblind steigt Nina auf ihr Fahrrad und radelt ziellos drauflos. Unaufhörlich hämmert es in ihrem Kopf: Es darf einfach nicht sein! Nein!
Mitten im Wald versteifen sich auf einmal ihre Kniegelenke und Arme. Ein epileptischer Anfall reißt sie zu Boden. Tiefschwarze Nacht umhüllt sie und trägt die junge Frau mit sich fort ...
Nina Steinberg erreichte die Aussichtsplattform als Erste. Lachend legte die Siebenundzwanzigjährige ihre Hände als Trichter um den Mund und jauchzte freudig gen Schlucht. Ein Echo hallte von den Bergwänden wider.
»Lass das lieber, ehe du noch eine Lawine auslöst«, meinte ihre ein Jahr jüngere beste Freundin Claudia Carlsen halb empört, halb amüsiert über Ninas klar erkennbare Freude nach dem Erreichen ihrer Zwischenstation vor dem eigentlichen Gipfelsturm.
Der blassen Blondine standen Schweißperlen auf der Stirn. Im Gegensatz zu Nina unternahm sie nicht häufig Ausflüge in die raue Natur, erst recht nicht in die Berge. Claudia war mehr für Hotelurlaube am Pool zu haben.
Durch ein fest installiertes Fernglas konnte man von hier aus einen Blick ins Tal werfen. Nina steckte eine Münze ein und genoss einen Moment der Stille, während sie das rege, morgendliche Treiben im Dorf beobachtete. Claudia drängte sie zur Seite.
»Jetzt lass mich auch mal, du kleiner Egoist«, neckte sie Nina.
»Du hast doch selbst genug Geld«, kicherte diese, ließ ihre Freundin, die Tochter eines reichen Bankiers, aber gewähren. »Nur zu. Wenn du unbedingt sehen willst, wie sich der dicke Tourist vor dem Kramerladen am Allerwertesten kratzt, bitte.«
Claudia verzog das Gesicht, ließ sich ihren Blick ins Tal jedoch nicht mehr verleiden.
Nina ging währenddessen ein paar Schritte, bis sie auf eine saftig grüne Wiese traf. Dort ließ sich die Wanderin ins weiche Gras fallen und legte den schweren Rucksack neben sich ab. Ihr Rücken war feucht und kühl. Sie genoss die wärmende Sonne und die angenehme Brise, die nun sanft über ihre Wangen strich. Ein paar ihrer braunen, langen Strähnen wehten über ihre schmalen Schultern und schienen jemand Unsichtbarem zu winken.
Nina liebte das Gefühl von Freiheit, das ihr hier draußen in den Bergen am stärksten erschien. Sie hätte sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen können. Endlich einmal war sie vom Stress rund um Studienabschluss und Arbeitsplatzsuche abgelenkt. Zurück in Ninas und Claudias Wohngemeinschaft in der Münchener Innenstadt würde sie früh genug wieder auf dem Boden der Realität aufschlagen ...
***
Als Nina ihre Lider hob, staunte sie nicht schlecht. Neben ihr hatte sich ohne ihr Wissen ein junger Mann mit dunkelblondem, dichtem Haar und gesundem, sonnengebräuntem Teint niedergelassen. Er genoss die Stille scheinbar genauso wie Nina.
Ob der Wanderer wohl hier meditieren wollte? Hatte er sich dazu eingeladen gefühlt, kaum dass er die junge Frau im Schneidersitz dasitzen gesehen hatte?
Nina entschied sich dazu, den attraktiven Fremden mit dem leichten Bartschatten nicht zu stören und stattdessen zu genießen, dass sie mit ihrer Ruhe auch andere anstecken konnte. Als Großstadtkind war man es schließlich nicht gewohnt, solche stillen Momente völlig entspannt auszukosten.
Doch bald fragte sich Nina, wo Claudia abgeblieben war. Hatte sie etwa noch eine Münze in das Fernglas gesteckt? Neugierig sah sie auf. Beinahe hätte Nina laut gelacht, als sie die kleine Wasserstoffblondine zusammen mit einem muskulösen Hünen auf der Aussichtsplattform entdeckte. Sie erkannte anhand von Claudias Verhalten sofort, dass sie flirtete. Dann verteilte sie ihr Körpergewicht immer auf das rechte Bein, um ihre Schokoladenseite zu präsentieren. Auch das verspielte Eindrehen ihrer langen gewellten Haare durfte natürlich nicht fehlen.
Claudia in ihrem Element, dachte Nina und lächelte amüsiert.
»Connor ist auch nicht besser«, kam plötzlich eine angenehm warme Stimme von der Seite.
Sofort spannte sich eine wohlige Gänsehaut über Ninas schlanken Körper. Erstaunt sah sie in zwei tiefgrüne Augen, die sich perfekt in die vollstehende Sommerwiese ringsherum einfügten.
»Habe ich eben etwa laut gedacht?«, fragte sie nach und schenkte dem Fremden ein Lächeln, das dieser freudig erwiderte.
Wenn die Sonne nicht bereits hoch am Himmelszelt stehen würde, wäre sie spätestens jetzt aufgegangen. In seiner Gegenwart fühlte sich Nina sofort wohl. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihrem Inneren aus.
»Nein, das war wohl eher ein Glückstreffer. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, woran Sie wohl denken. Sie haben so friedlich ausgesehen, dass ich mich einfach neben Sie setzen musste.«
»Und was haben Sie sich davon erhofft?«
Nina versuchte, aufgeschlossen, statt zickig zu klingen. Sie wollte diesen attraktiven jungen Mann nicht sofort wieder verscheuchen. Claudia lag ihrer Freundin ohnehin ständig in den Ohren, dass sie nach ihrer Trennung von Timo mehr aus sich herausgehen und jemand Neuen kennenlernen sollte, aber Nina war seitdem vorsichtig geworden.
Aber siehe da: Hier saß endlich ein Mann, der Nina tatsächlich einmal interessierte. Als habe der Himmel ihn persönlich neben sie ins Gras gesetzt, um ihr eine Freude zu machen. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich der Prinz mit dem nächsten Blinzeln in einen Frosch verwandelt und als Einbildung von Ninas gebrochenem Herzen herausgestellt hätte. Doch das Schicksal meinte es heute wohl gut mit ihr, denn auch nach mehrmaligem Kneifen löste er sich nicht in Luft auf.
»Vielleicht, dass etwas von Ihrer Gelassenheit und Ruhe auf mich übergeht«, meinte er nun und zeigte ein strahlendes Lächeln, das auf Nina beinahe umarmend wirkte. »Ich bin übrigens Benjamin, Benjamin Herzog.«
»Nina Steinberg.«
Sie erfühlte während der kurzen Berührung ihrer warmen Hände ein paar leichte Schwielen. Entweder war Benjamin häufig klettern oder ging einer körperlich anstrengenden Arbeit nach.
Nina erwischte sich in Gedanken bereits dabei, ihn auszufragen. Sie interessierte sich für Benjamins Privatleben und Werdegang und zeigte sich daher aufmerksam. Immer, wenn sie Benjamins fesselndem Blick aus den glitzernden grünen Augen nicht mehr standhalten konnte, blickte sie verträumt hinauf zum nächstgelegenen Gipfelkreuz. Die Wolken hatten sich verzogen, sodass sie einen aufgeklarten Blick auf zahlreiche Risse und Spitzen werfen konnte. Auf den höchsten Gipfeln der Berchtesgadener Alpen lag Schnee.
»Connor und ich studieren gemeinsam Agrar- und Gartenbauwissenschaften«, erzählte ihr faszinierendes Gegenüber gerade.
»Arbeitest du nebenher auch in den Gärten?«
»Aktuell mehr an Straßenzügen, aber häufig auch mitten im Grünen, ja. Ich liebe die Natur.«
»Wem sagst du das. Ich beneide dich um deinen Job.«
»Es ist nur nebenbei zum Studium. Ich würde es nicht als richtigen Job bezeichnen.«
Nina gefiel seine bescheidene Art. Sie fühlte sich mit Benjamin von Minute zu Minute mehr verbunden. Die beiden waren fließend zum Du übergewechselt, ohne dass es sich seltsam angefühlt hatte.
»Ich versuche, mir damit ein wenig Geld anzusparen«, fuhr er fort.
»Für ein weiteres Abenteuer oder eine große Anschaffung?«
»Eher, damit mein Bankkonto nicht so hungert«, gestand er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ein kleiner Puffer kann nicht schaden. Ich sorge gerne vor. Das ist total langweilig für einen Dreißigjährigen, ich weiß. Andere reisen viel oder schleichen sich auf Teenagerpartys, um ein letztes Mal ihre Jugend auszukosten ...«
»Ich finde es eher vernünftig und wirklich erwachsen«, sprach ihm Nina sofort zu. »Mach dir keine Gedanken darum, was andere davon halten. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, ist es das auch.«
»Danke, Nina«, entgegnete er rau.
»Ich bin sowieso Fan von einem Leben ohne Abhängigkeiten. Natürlich muss man es auch irgendwie finanzieren können, aber ich würde niemals Almosen annehmen oder meinen Vater anpumpen. Dazu bin ich zu stolz, und ich habe bereits als Kind meine Erfahrungen gemacht. Nicht jeder Mensch will immer dein Bestes, also sorge ich lieber selbst für mich.«
Ninas Blick verlor sich für einen Moment in der Ferne. Das Bild ihrer kranken Mutter schob sich zwischen sie und Benjamin, bis er antwortete und sie mit seiner beruhigenden, sonoren Stimme zurück ins Hier und Jetzt holte.
»Ich bin beeindruckt von so viel Willensstärke. Aber braucht nicht jeder einmal Hilfe? Würdest du sogar deinen Partner nicht darum bitten?«, hakte Benjamin neugierig nach.
»Auch den nicht«, erwiderte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag, »wenn ich einen hätte.«
Wiederum kräuselten sich seine schönen vollen Lippen. Gerne hätte Nina einmal über seinen dunklen Dreitagebart gestrichen. Er ließ Benjamin reifer aussehen als dreißig, fand sie.
»Und was machst du sonst so, wenn man dich dann doch einmal zwingt, von anderen abhängig zu sein, weil du zum Beispiel Geld zum Leben brauchst?«
»Ich bin Studentin für Kunstgeschichte und stehe knapp vor dem Abschluss. Es ist erlösend, diesen Brocken endlich hinter mich zu bringen. Nebenbei helfe ich Claudias Familie manchmal beim Vorbereiten ihrer Feste und Spendengalas. Übergangsweise wäre ich auch bereit, fest im Museum zu arbeiten.«
»Du sprichst, als hättest du eigentlich ein anderes Ziel vor Augen«, bemerkte Benjamin aufmerksam.
Nina nickte. »Ich würde gerne als Restauratorin arbeiten. Vielleicht sogar im Ausland. Mich faszinieren alte Bauten und Kunstwerke. «
»Und deine Freundin?«
»Claudia studiert nicht, jedenfalls nicht richtig. Sie wurde reich geboren und nimmt mal dies, mal das in Angriff. Je nachdem, nach was ihr gerade ist. Meine Freundin befindet sich auf der ewigen Suche nach ihrer Bestimmung, befürchte ich. Aber sie ist sechsundzwanzig, da darf man schließlich noch unschlüssig sein und herumprobieren.«
»Und du nicht? Du scheinst kaum älter als Claudia zu sein.«
»Uns trennt nur ein Jahr, aber ich fühle mich bereit, meinen festen Platz im Leben zu finden.«
»Beruflich und privat?«, hakte er vielsagend nach.
Nina musste grinsen. Eigentlich wollte sie verneinen, doch etwas an Benjamin sagte ihr, dass sie ehrlich bleiben sollte. Sie verspürte keinen Druck und auch keine Angst in seiner Gegenwart. Außerdem hatte sie schlichtweg keine Lust, diesen tollen Mann anzulügen. Sie war sich unsicher, warum sollte er das nicht erfahren? Von ihm ging keinerlei Gefahr aus.
Außerdem würde Nina auf diese Weise ein kleines Geheimnis für ihn bleiben. So würde sie Benjamin fesseln und neugierig machen. Nina genoss es, selbst die Zügel in der Hand zu halten, was in ihrer toxischen Beziehung mit Timo nicht der Fall gewesen war. Es bereitete ihr Freude, wenn Benjamin sie mit seinen hübschen Smaragdaugen beobachtete, ohne sie direkt auszuziehen. Er zeigte ernsthaftes Interesse an ihr.
»Womöglich. Wir werden sehen. Das kommt ganz darauf an, ob der Richtige in mein Leben tritt.«
Nun war es an ihr, seine Augen mit ihren großen braunen Iriden gefangen zu halten, bis Benjamin sichtlich schluckte.
Ohne es zu merken, waren sie einander näher gerückt. Jetzt konnte Nina eine feine Duftnuance von Leder und Zimt inmitten der Bergwiese wahrnehmen. Benjamins Herznote. Wie gerne sie doch ihr Gesicht an seinen gebräunten Hals geschmiegt hätte, die Nase in seinen dichten, verwuschelten Haaren!
Es steckte kein Ring an seinem Finger, also wagte sie sich vorsichtig weiter vor. Nina war nicht der Typ Mensch, der anderen gerne auf die Zehen trat oder einer Frau ihren Ehemann streitig machte. Sie hatte selbst genug Probleme am Hals, über die sie sich Gedanken machen musste.
»Connor und du seid extra angereist? Oder stammt ihr aus der Gegend?«, tastete sie sich vor.
Ein kurzer Schatten huschte über sein Gesicht. Offenbar hatte sich Benjamin mehr erwartet als einen anziehenden Blick und eine einfache Frage seines Urlaubsflirts. Immerhin saßen sie so nah beieinander. Die kleine Enttäuschung wich jedoch sofort wieder dem umwerfenden Lächeln.
»Wir kommen eigentlich aus München.«
»Was für ein Zufall!« Nina freute sich ehrlich. »Wir sind auch von dort – aus Bogenhausen. Ich musste meine beste Freundin zu diesem Wandertrip erst überreden, manchmal bin ich auch ganz für mich in der Natur.«
»Was musstest du dafür tun, dass sie mitkommt?«
»Zwei Wochen Putz- und Wäschedienst in unserer WG anbieten.«
»Du bist günstig davongekommen, würde ich meinen. Leben noch mehr Leute bei euch?«
»Nein, nur wir zwei. Wieso, hast du Interesse? Platz genug wäre noch.« Sie zwinkerte. »Du würdest dich als Hahn im Korb sicher gut machen.«
Nina hätte Benjamin sofort bei sich aufgenommen, nur um weiter in seiner Nähe sein zu können.
»Dann wäre Connor sicher sauer, denn noch ist er mein direkter Nachbar in Schwabing-West. So haben wir uns auch kennengelernt. Also gar nicht mal so weit von euch entfernt. Schade, dass wir uns erst jetzt begegnen.«
»Das finde ich auch. Aber ich freue mich trotzdem riesig, einen Münchener hier oben anzutreffen.«
»Wir unternehmen häufig gemeinsame Touren.«
»Seid ihr ... also ...«, stammelte sie drauflos, weil sie sich im letzten Moment selbst stoppte. Nina kam sich selten dämlich vor. »Entschuldige, das geht mich nichts an.«
»Oh, wir sind kein Paar. Und wir sind beide heterosexuell, wenn du es genau wissen willst. Zwei Singles auf einem rein freundschaftlichen Männertrip ins Gebirge. Das ist alles.«
Nina wäre am liebsten im Boden versunken, doch Benjamin nahm es mit Fassung. Er lachte heiter. Ninas Puls beruhigte sich etwas. Dieser Mann war also sehr wahrscheinlich zu haben. Sie fasste Mut, den seine freundliche Aura ihr schenkte.
»Und hast du dein Herz bereits an eine Frau daheim verschenkt? Ein fescher Bursche wie du hat doch sicher die eine oder andere Verehrerin. So jemand sollte nicht allein sein.«
»Womöglich habe ich das ja«, erwiderte Benjamin.
Sein fesselnder Blick fixierte Nina ziemlich eindeutig. Ihr Hals wurde trocken. Meinte er etwa sie? Aber sie kannten sich doch erst seit einer halben Stunde!
»Lauft ihr auch bis zur Hütte oder direkt zum Gipfel?«, lenkte sie das Gespräch eilig wieder auf ein harmloseres Thema.
Ihr Kopf musste mittlerweile puterrot sein. Beschämt blickte Nina zu Boden und tat, als interessiere sie sich für ein Gänseblümchen.
»Erst mal zur Hütte. Langsam kühle ich aus. Am liebsten würde ich ewig hier sitzen, aber Connor möchte sicher auch endlich weiter. Wir sehen uns dann dort?«
Nina nickte froh. »Bestell schon mal das Bier. Wir kommen gleich nach.«
Glücklich erhob er sich und klopfte ein paar Halme von seiner Hose. Nina blickte zu dem hochgewachsenen Münchener auf. Unter seinem weißen Shirt zeichneten sich Muskeln ab, seine breiten, frei liegenden Waden zeigten, dass er regelmäßig Sport trieb. Vielleicht fuhr er viel Fahrrad. Ein letztes herausforderndes Lächeln streifte sie. Ninas Herz machte einen glücklichen Satz. Beinahe hätte sie Benjamin zurückgerufen, beherrschte sich aber und begnügte sich mit seiner attraktiven Rückenpartie.
In einer knappen Stunde würde sie ihm ohnehin wieder begegnen. Nina freute sich bereits jetzt darauf.
***
Kaum war Benjamin fort, zitterte Nina vor Kälte.
Als die Männer aus ihrem Blickfeld verschwanden, wollte sie sich erheben, um mit Claudia weiterzugehen. Ihre Freundin war noch damit beschäftigt, ein paar Selfies zu schießen. Doch kaum stand Nina wieder auf beiden Beinen, traf sie ein heftiger Schmerz in ihrem rechten Knie. Sie schüttelte das Gelenk mehrmals aus, doch das seltsame Ziehen blieb.