Chinesische Drachen - Heide-Renate Döringer - E-Book

Chinesische Drachen E-Book

Heide-Renate Döringer

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Beschreibung

Im Gegensatz zu dem furchteinflößenden Drachen im Westen ist der chinesische Drache ein mythisches Wesen, das glücksverheißend und wohltuend wirkt, denn er wird als Regenbringer und Herr der Gewässer angesehen. In einem Agrarland, das von Dürren, Unwettern und Überschwemmungen heimgesucht wurde, nahm er seit Urzeiten im Glauben der Bevölkerung eine bedeutende Stellung ein. Ihm zu Ehren wurden Feste gefeiert und Opfer dargebracht. Drachendarstellungen fanden sich in Palästen und Tempeln, auf Dächern und an Wänden, in Schriften, auf Gemälden, auf Fahnen, auf Porzellan und auf vielfältigen Dingen des täglichen Lebens. Mythen und Legenden ranken sich um dieses mächtige Wesen. Vom Gelben Kaiser erzählt man den Kindern, dass er sich bei seinem Tod in einen Drachen verwandelte und gen Himmel flog. Seit der Zeit ist ein fünfklauiger gelber Drache das Symbol kaiserlicher Macht. Die Geschichten in diesem Buch machen verständlich, warum der mythische Drache auch heute noch allgegenwärtig ist und jedem Besucher Chinas in vielerlei Gestalt begegnet. Voller Stolz bezeichnet sich das Land der Mitte auch als das Land der Drachen und die Chinesen sind Kinder des Drachen. Im chinesischen Tierkreis ist der Drache das wichtigste Zeichen und jeder, der in einem Drachenjahr geboren ist, schätzt sich glücklich. Auch wird ein Drache von Unternehmen gerne als Firmenlogo eingesetzt, denn ganz gleich wie modern das Produkt ist, ein bisschen himmlische Hilfe kann nicht schaden.

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Für Valerie und Marie,

die im Jahr des Drachen Geborenen

Inhalt

Vorwort

I. Der chinesische Schöpfungsmythos

Pangu zerbricht das Weltenei

Das Drachenpferd

Fuxi und das Drachenpferd

Vier gewaltige Flüsse

Yu und Die große Flut

II. Archäologische Funde

Dinosauriereier

Die Drachenmutter

III. Der chinesische Drache

1. Erscheinungsformen des Drachen

Die kluge Nühong

Die Legende vom chinesischen Drachen

Der kleine Wasserdrache

Ein erklärter Drachenliebhaber

Der grüne Drachenteich

Sangeslust

Von Sturmdrachen und Regenwolken

Die Tochter des Drachenkönigs

Existieren nun Drachen oder nicht

Der Kampf zwischem dem Weißen und dem Schwarzen Drachen

2. Drache und Perle

Die strahlende Perle

Ein wundersamer Fund

Auf dem Berg Kinabalu

3. Die Söhne des Drachen

Ein kluger Höfling

IV. Im Land der Drachen

1. Der Gelbe Fluss und der Jangzi

Die Legende vom Gelben und vom Langen Fluss

Der Gelbe Fluß

Ho Po, der Graf des Gelben Flusses

Wie das Heiraten des Flussgotts aufhörte

Der Karpfen springt über das Drachentor

Der Yangzi

2. Drachen überall

Warum in Peking Wassermangel herrscht

Sieg über den Drachenkönig

Die Täuschung

Ein Plan

Der Retter

Der Drachenkönig-Tempel im Kunmingsee

Ein seltsamer alter Mann

Neun-Drachen-Wände

Das Missgeschick

Die längste Drachenwand

Lung Ching Grüntee

V. Drachen heute

1. Das Drachenmeer

Der japanische Gesandte

Drachenmedizin

2. Drachenadern

Taizu

Repulse Bay

Eine Geschichte aus China

Der Drache Long-bin und die traurige Mei-lin

3. Drachenfeste

Drachentänze

Besuch beim Menschenarzt

Das Drachenkopffest oder Der Drachen erhebt sich

Wu Zetian verärgert den Himmelsgott

Das Drachenbootfest

Verzweifelt

Der hungrige Flussdrache

4. Drache als Tierkreiszeichen

Eine Einladung von Buddha

Das große Wettschwimmen

Anhang

Nachwort

Quellen und Literaturverzeichnis

Landkarte

Chinesische Dynastien

Vorwort

China ist als „Das Land der Drachen“ bekannt. In keinem anderen Land der Erde ist der Drache so bedeutend und allgegenwärtig wie hier. Der Drache gilt als Urahn der Chinesen und hat seit Menschengedenken deren Leben und Wohlergehen bestimmt. Im Unterschied zu dem im westlichen Kulturkreis bekannten bösen, feuerspeienden Drachen ist der chinesische Drache ein Glücksbringer, auch wenn er zuweilen Ungemach verursacht.

Alle Drachen sind oberste Wetter- und Regengötter, die Wasserbringer schlechthin, und somit Herrscher über Meere, Flüsse, Seen und Teiche. Ihr Wohlwollen ist in einem Agrarland von lebenswichtiger Bedeutung und darum wird ihnen seit vielen Jahrhunderten gehuldigt. Auch im modernen China besuchen die Menschen noch Drachentempel, bringen Opfer und veranstalten Feste zu Ehren der Drachen.

Chinesische Kaiser sahen sich als direkte Nachkommen des Drachengeschlechts und betrieben einen regelrechten Drachenkult. Schon Qin Shihuangdi, der erste chinesische Kaiser, machte den Drachen zu seinem Wappentier. Seither symbolisiert das Fabeltier kaiserliche Macht. Die Herrscher saßen auf dem Drachenthron, kleideten sich in drachenverzierte Seidenroben und umgaben sich mit zahlreichen Drachenabbildungen. Doch nicht nur die Kaiser, sondern auch die einfachen Bauern und Arbeiter waren Kinder des Drachen. Unzählige Mythen, Legenden und Volksmärchen berichten von den übermächtigen Drachen und ihren wunderbaren oder furchteinflößenden Taten.

Die Geschichten in diesem Buch sind eine Sammlung aus vielerlei Quellen. Die Begegnung mit ihnen bringt dem Leser den Chinesischen Drachen, eines der vielschichtigsten Symbole Chinas, näher. Gleichzeitig geben die Texte Einblick in die chinesische Mythologie und verdeutlichen das Weltbild dieses großen fernöstlichen Volkes.

I. Der chinesische Schöpfungsmythos

Eine Fülle von Mythen und Legenden erzählt von der Entstehung des Kosmos, der Menschheit und der chinesischen Kultur. All diese Geschichten unterscheiden sich von Quelle zu Quelle, und es gibt mehrere Varianten des Ursprungsgeschehens. Eine der bedeutendsten ist die vom Weltenei und dem Riesen Pangu.

Pangu zerbricht das Weltenei

Bevor die Welt existierte, herrschte noch allgemeines Chaos, und es gab es nichts als eine urzeitliche eiförmige Masse und das kosmische Prinzip Yin und Yang, die beiden sich ergänzende Pole, Ursprung und Geist allen Lebens. In diesem Ei schlief Pangu, der Schöpfer der Welt, 18.000 Jahre lang. Dann endlich knackte er die Schale des Eies, streckte sich und ordnete das Chaos. Er arbeitete mit Hilfe von vier Kreaturen – einem Drachen, einer Schildkröte, einem Einhorn und einem Phönix – und gestaltete die Masse zu einer Kugel, so wie die Erde heute ist. Während dieses Prozesses schlossen sich die reinen, klaren Elemente zusammen und formten die Sterne, die Sonne und den Mond. Die dunklen, unreinen Elemente verdichteten sich zur Erde. Nachdem Himmel und Erde vollständig getrennt waren, hatte Pangu Angst, sie könnten wieder zusammenkommen. Er stellte sich deshalb so, dass sein Kopf den Himmel stützte und seine Füße die Erde hinunter drückten. Auf diese Art und Weise wuchs Pangu neunmal am Tag, gleichzeitig dehnte sich der Himmel aus und die Erde wurde dicker und fester. Pangu stand wie eine Säule zwischen Himmel und Erde, und als nach langer, langer Zeit die sichere Trennung schließlich gelungen war, brach er zusammen und starb.

Doch Pangus Wohltaten waren noch nicht beendet. Der tote Körper verwandelte sich folgendermaßen: Sein Fleisch wurde zu Erdboden, aus seinem Blut entstanden Flüsse und Seen, sein Atem wurde der Wind, seine Haare wurden die Pflanzen, seine Zähne und Knochen ergaben Metalle, sein Speichel den Regen, seine Stimme den Donner. Aus Samen und Knochenmark wurden Perlen und Jade und aus den Parasiten, die sich auf seinem Körper tummelten, entstanden die verschiedenen Völker der menschlichen Rasse.1

Eine andere Ursprungsgeschichte berichtet von dem mythischen Drachenpferd (long ma), einem Urwesen aus dem Gelben Fluss.

Das Drachenpferd

Vor Jahrmillionen lebte im Gelben Fluss, dem Huang He, ein Tier mit dem schuppenbedeckten Körper eines Pferdes und dem Kopf eines Drachen, das so genannte Drachenpferd. Ungestüm ritt es auf den Wellen des Flusses und ließ diesen immer wieder über die Ufer treten. Endlich gelang es den Göttern, es zu zähmen. Da sprang es hoch über das Wasser und trennte mit einem kräftigen Schwanzschlag Himmel und Erde. Auf dem Rücken des Untieres glänzten zehn goldene Sonnen, die später am Himmel erschienen. Dort wechselten sie sich ab, erhellten und wärmten täglich die Erde und ließen Pflanzen und Tiere wachsen und gedeihen. Eines Tages jedoch wurde den Sonnen diese Routine zu langweilig, und sie beschlossen, einmal alle zusammen zu scheinen. Schnell wurde es glühend heiß auf dem Planeten, alles vertrocknete und selbst das Wasser in Flüssen und Seen verdunstete. Da kam der Himmelskaiser zu Hilfe und befahl Yi, seinem besten Bogenschützen, neun der zehn Sonnen abzuschießen. Als nur noch eine Sonne am Himmel stand, erholte sich die Erde schnell wieder von der fürchterlichen Dürre.2

Auch dem legendären Kaiser Fuxi, der zusammen mit seiner Schwester Nüwa als Schöpfer der Menschheit angesehen wird, schreibt man eine Begegnung mit dem Drachenpferd zu.

Fuxi und das Drachenpferd

Eines Tages saß Kaiser Fuxi, der Wohltäter der Menschheit, meditierend am Ufer des Gelben Flusses. Er dachte darüber nach, wie er den Menschen das Feuer gebracht hatte, damit sie heizen und kochen konnten; wie er sie lehrte, Netze zu knüpfen und zu angeln, damit sie nicht hungern mussten, und wie er ihnen schließlich auch noch die Qin zum Musizieren geschenkt hatte, damit sie fröhlich waren und tanzen konnten. Und während er sich so ganz zufrieden mit sich selbst fühlte, hörte er plötzlich ein heftiges Rauschen. Da teilten sich die Fluten des Flusses und ein Ungetüm stieg aus ihnen empor. Das Wesen hatte zwar die Gestalt eines Pferdes, aber den Kopf eines Drachen. Auf seinem Rücken kringelte sich lockiges Haar, in dem sternförmige Punkte leuchteten; sie glichen einer Landkarte. Fuxi sinnierte lange darüber nach, was das wohl zu bedeuten habe. Schließlich wusste er auch diese Zeichen zum Nutzen der Menschheit anzuwenden. Er entwickelte aus ihnen die acht Trigramme, Symbole, die der Weissagung dienen. Sie wurden die Grundlage des späteren I Ging, des sogenannten „Buchs der Wandlungen“.3

Es heißt, dass in manchen halbverfallenen Tempeln am Gelben Fluss heute noch ein hölzernes oder tönernes Abbild des Drachenpferdes gefunden werden kann.

Wie aber nun die vier größten Flüsse Chinas entstanden sind, erzählt eine andere Geschichte.

Vier gewaltige Flüsse

In Urzeiten war China ein Land ohne Flüsse, und deshalb waren Menschen und Tiere vollständig vom Regen abhängig. Da herrschte einst eine große Dürre und es erschienen Drachen als Helfer.

Im Osten befand sich das große Östliche Meer, und in diesem Meer lebten vier Drachen: der Lange Drache, der Gelbe Drache, der Schwarze Drache und der Perlendrache. Wenn es ihnen im Wasser zu langweilig wurde, erhoben sie sich über Land und spielten in den Wolken. Als sie wieder einmal in den Lüften herumtollten, bemerkte der Perlendrache eine große Aufregung unten auf der Erde. Er schaute genau hin und entdeckte eine riesige Menschenmenge, die um Regen betete, da die Ernte zu vertrocknen drohte. Schnell beriet er sich mit seinen Brüdern, wie man den Menschen helfen könnte. Die Drachen beschlossen, den Himmelskaiser um Hilfe zu bitten. Langer Drache schilderte dem Herrscher die Not und bat um Regen.

Nach dem Treffen flogen die Brüder zurück und waren sich sicher, geholfen zu haben. Doch kurze Zeit darauf hörten sie von der Erde wiederum Schreie der Verzweiflung. Der Regen, um den sie gebeten hatten, war nicht gekommen. Da sogen die Drachen so viel Wasser aus dem Meer heraus, wie sie nur konnten, und spien es über die Erde. Nun wuchsen die Pflanzen wieder und alle Menschen waren fröhlich, ganz im Gegensatz zum Himmelskaiser, den das sehr wütend machte. Zornig wies er den Gott der Gebirge an, seine Berge in den Himmel zu erheben und die Drachen im Fluge zu zerquetschen. Dieser gehorchte umgehend und die vier Drachen starben elendig. Ihre Körperteile und Organe aber fielen zur Erde und verwandelten sich in Seen und Flüsse.

Dem Schwarzen Drachen wurde der Amur (Heilong Jiang) im Norden zugewiesen, dem Gelben Drachen der Gelbe Fluss (Huang He) in Mittelchina, dem Langen Drachen der Jangxi weiter südlich und dem Perlendrachen schließlich der Perlfluss (Zhujiang) im äußersten Süden.4

Doch die Menschen verhielten sich nicht so, wie es die Götter erwarteten. P. Bandini erzählt in seinem Buch „Drachenwelt“ wie sie dafür bestraft wurden:

Die große Flut

Voller Groll beobachtete der oberste Gott Tien Ti, Herrscher des Himmels und der Sterne, dass die Menschen auf falschen Pfaden wandelten. Da befahl Tien Ti der großen Flut, sich über die Erde zu wälzen, und das Wasser ertränkte die Ernte und begrub Häuser und Hütten unter sich. Bis an die Gipfel der Berge stieg die große Flut, so dass viele Menschen in den reißenden Gewässern umkamen und die Schreie der Ertrinkenden und der auf den Berggipfeln Zusammengedrängten bis hinauf in den Himmel schallten.

Den jungen Gott Yü rührte die Not der gequälten Menschen. Er warf sich vor dem Herrscher des Himmels auf die Knie und flehte ihn um Gnade an. Da gewährte ihm Tien Ti, den Menschen Rettung zu bringen. Zwei Gehilfen begleiteten Yü zur Erde hinab: eine Riesenschildkröte, die auf ihrem Rückenpanzer Zaubererde trug, und Ying-Lung, ein geflügelter Drache mit Schuppen aus Edelsteinen. Lange dauerte der Abstieg Yüs, der Schildkröte und des Drachen zur Erde hinab. Dreißig Jahre reisten sie von Land zu Land, um die verheerte Menschenwelt wieder fruchtbar und bewohnbar zu machen. Die Schildkröte verstreute ihre Zaubererde, die das Wasser aufsog und aus deren Krumen neues Land entstand. Yü befahl dem Drachen, so tief über die Erde zu fliegen, dass sein Schweif den Boden pflügte: So entstanden die Flussbetten, in die sich die tödliche Flut zurückzog. Mit seinen smaragdenen Schwingen grub der Drache Täler, schuf Mulden und Buchten und formte aus dem Schlamm der Vernichtung eine neue Welt.

Seit damals verehren die Menschen das Geschlecht der Drachen noch inniger, und jedes Kind lernt, sobald es etwas verständig geworden ist: Von den Drachen stammen wir ab, ein Drache hat die Menschheit gerettet, solange es Drachen gibt, wird es den Menschen auf Erden wohlergehen.5

1 Classical Chinese Myths, S. 1

2 Wilkinson, Ph.: Mythology, S.174

3 Staufenbiel, G.: Heilige Drachen, S.159

4 Zirkel, Eberhard

5 Bandini, P.: Drachenwelt, S.132f

II. Archäologische Funde

Im Jahre 1987 machten Archäologen bei einem Bewässerungsprojekt am Gelben Fluss, in der Nähe des Ortes Leizi/Henan, einen sensationellen Fund. Sie stießen auf drei ca. 6000 Jahre alte Gräber und entdeckten neben den Skeletten etwas, das für die Drachenforscher von besonderer Wichtigkeit ist: In einem dieser Gräber wurde eine 1,78 Meter lange mosaikartige Drachenskulptur aus Süßwassermuscheln gefunden. Dieser Drache zeigt einen erhobenen Kopf und einen gekrümmten Rücken und vermittelt dabei den Eindruck, als ob er liefe. Seine Zähne und Krallen werden mit weißen und braunen Muschelschalen dargestellt, die Augen mit schwarzen und die Zunge mit dunkelroten. Die Schuppen des Körpers bestehen aus bogenförmigen Schalen. Heute kann man die Skulptur im Drachenkönigstempel am Nordufer des Gelben Flusses, ca. 60 Kilometer von der Provinzhauptstadt Zhengzhou/Henan entfernt, besichtigen. Spätere archäologische Funde in Zusammenhang mit Drachendarstellungen gibt es aus dem Neolithikum, der Zeit vom Beginn des Feldbaus im vierten bis zum Aufkommen der Bronze im frühen zweiten Jahrtausend v. Chr. Während des Neolithikums existierten in Nordchina zwei Hauptkulturen, die unter dem Namen Yangshao- und Longshan-Kultur bekannt sind. Als wesentliche Unterscheidungskriterien gelten ihre Keramikerzeugnisse, ihre charakteristischen roten bzw. schwarzen oder grauen Töpferwaren. Malereien auf diesen Gefäßen lassen „Urdrachen“ in salamanderartigen Formen erkennen.

Aus den Zeiten der Shang-Dynastie (1600-1046 v. Chr.) gibt es mehrere Jadefunde, die einen Drachen darstellen.

Dinosauriereier

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen Dinosauriern und Drachen gibt. In der Provinz Henan fanden chinesische Paläontologen im Jahre 1993 ungefähr 5000 versteinerte Dinosaurier-Eier. Diese Fossilien sind etwa 100 Millionen Jahre alt. Zur gleichen Zeit, als man diese Funde in China machte, entdeckte der Paläontologe José Bonaparte in Patagonien ein Saurier-Ei, aus dem er den vollkommen erhaltenen Körper eines Mussaurus-Babys bergen konnte. Es hatte ungefähr die Größe einer Hand und ähnelte erstaunlicherweise chinesischen Drachendarstellungen aus ältester Zeit. Es kann also sein, dass Menschen in China schon in Urzeiten solche Eier gefunden haben und glaubten, dass Drachen aus diesen Gebilden schlüpfen. Eine bekannte Sage, die zwar in späterer Zeit angesiedelt ist, könnte das belegen.

Die Drachenmutter

Während der Tsin-Dynastie (265-420 n. Chr.) lebte in der Provinz Guangxi ein Mandarin mit dem Namen Wen Yuan-Shui, der eine wunderschöne Tochter hatte. Das Kind bekam den Namen Tsin-Kong. Bereits als kleines Mädchen zeigte sich bei ihr die Himmelsgabe, Glück oder Unglück voraussagen zu können. Da sie mit ihren Vorhersagen den Menschen viel Hilfe leistete und manche Offenbarung des Himmels durch ihren Mund kundgetan wurde, betrachtete man sie mit großer Ehrfurcht und Bewunderung.

Tsin-Kong ging einmal an einem Flussufer spazieren und fand dort fünf riesengroße Eier, die in einem merkwürdigen Glanz erstrahlten. Das Mädchen brachte die Eier nach Hause und verwahrte sie dort als kostbaren Schatz. Aber schon nach wenigen Tagen barsten die Eier und es schlüpften fünf kleine, zolllange Drachen daraus hervor. Tsin-Kong setzte die Geschöpfe in einen Bottich, brachte ihnen täglich Nahrung und beobachtete beglückt ihr Wachstum. Bald aber wurden die fünf Drachen so groß, dass das Mädchen sie zum Fluss trug und dort ins nasse Element entließ. Die Drachen aber hatten Sich so an ihre Pflegerin gewöhnt, dass sie diese als ihre natürliche Mutter betrachteten.

Immer dann, wenn Tsin-Kong zum Fluss ging und sich am Ufer zeigte, kamen die fünf Drachen angeschwommen und legten ihr die schönsten Fische vor die Füße. So ging es ein ganzes Jahr lang; die Drachen wurden größer und größer, es wuchsen ihnen Hörner und ihre Schuppenpanzer erglänzten in fünf Farben. Beglückt rief da das Mädchen aus: „Oh, meine Söhnlein sind nun Drachen geworden. Die Welt wird staunen!“