Choice - Chris Portman - E-Book

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Chris Portman

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Beschreibung

Die Wege der Lust: Welchen wirst du gehen? Über 20 Mal hast du die Wahl, wie die Geschichte verläuft. Sinnlich oder fordernd, sanft oder zupackend - du entscheidest. Statt Erfolge als Schauspielerin zu feiern, schlägt sich die junge Choice in Los Angeles mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs durch. Auch ihr Liebesleben ist weniger aufregend, als erhofft. Das ändert sich schlagartig, als ihr eines Tages eine Karte in die Hände fällt, die Einladung zu einem Spiel, das in einem luxuriösen Club beginnt. Die Regeln sind so simpel wie aufregend: Du bekommst ein Handy. Schalte es ein, wenn du bereit bist. Wer immer dich anruft, ist dein Blind Date. Soll Choice sich darauf einlassen? Sucht sie die große Liebe oder das Abenteuer? Und ist Choice schüchtern oder forsch? Hier wählst du, was dir gefällt: mit der Choice-Novel den Erotischen Roman ganz neu entdecken. Ein prickelndes Vergnügen der besonderen Art.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 425

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Chris Portman

Choice

Wege der Lust

Roman

Inhaltsübersicht

Anleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Anleitung

Du entscheidest, wie es weitergeht:

Immer wenn Choice vor einer Entscheidung steht, darfst du bestimmen: Wähle aus zwei oder mehr Varianten, welchen Weg Choice einschlagen soll, und klicke auf den entsprechenden Link. Blättere, wenn Choice entscheiden muss, nicht einfach weiter, sondern folge den Verlinkungen. Nur so hast du die Chance, zu wählen, wie Choice' Geschichte weitergeht.

Am Ende jedes Weges hast du die Möglichkeit, eine andere Variante auszuprobieren und zur letzten Entscheidungsmöglichkeit zurückzukehren, indem du auf «Nein, ich will mich anders entscheiden» klickst.

Ob sanft oder zupackend, sinnlich oder fordernd: Hier wählst du, was dir gefällt.

Kapitel 1

Der Latino aus Apartment 212 mit den tätowierten Schultern und der dunkelblauen Bandana sitzt wie jeden Morgen auf der Treppe vor dem Haus, als ich zur Arbeit gehe. Und wie jeden Morgen mustert er mich von oben bis unten, mit dieser lasziven, latent mit Sex aufgeladenen Arroganz, die der Grund dafür ist, dass ich kein Kleid anziehe. So schmal, wie die Treppe ist, würde er die Gelegenheit nutzen, mir unter den Rock zu schauen.

Er lächelt mich so unverschämt an, dass ich ihm schon wieder eine runterhauen könnte. Dass mein Herzschlag bei seinem Anblick stolpert, macht es nicht besser. Meine Freundin Amy, mit der ich auch zusammenwohne, hat mir erzählt, dass er Vicente heißt und Argentinier ist. Sie würde sich gern von ihm flachlegen lassen, aber er scheint wählerisch zu sein. Amy behauptet, dass er der Kronprinz in einer der hiesigen Latino-Gangs ist. Ich kann das nicht so recht glauben – wäre er eine so große Nummer, müsste er doch nicht in diesem Dreckloch wohnen, wo der Fahrstuhl ständig voll von Hundescheiße ist und die Nachbarn sich in ohrenbetäubender Lautstärke anbrüllen, bevor sie im Drogenrausch aufeinander losgehen. Wir haben mindestens dreimal pro Woche die Cops zu Besuch. South Central gehört zu den schlimmsten Vierteln der Stadt, aber die Miete ist billig. Außerdem liegt die Grand Station nur zwei Blocks entfernt, und von dort kann ich in zehn Minuten mit der Metro zum Pershing Square in Downtown fahren, wo ich tagsüber im Viceroy Café arbeite.

Wie immer gebe ich vor, ihn nicht zu bemerken. Was ziemlich schwierig ist, da ich mich praktisch an ihm vorbeidrängeln muss. Er trägt sandfarbene Cargohosen und ein eng anliegendes weißes Ripp-Shirt, dessen wichtigste Funktion darin besteht, seine muskulösen Arme und den durchtrainierten Körper zu betonen. Typisch Macho, eitel wie nur was. Los Angeles ist voll von diesen Typen, aber der hier ist mit Abstand der schlimmste. Er sieht verdammt gut aus und weiß das genau.

Eine Hand über dem Kopf ins Geländer geschlungen, kaut er auf einem Holzstäbchen herum. Im Sommer ist es schon morgens glutheiß hier draußen, doch er scheint die Sonne zu genießen. Er sieht so entspannt aus, dass man glatt neidisch werden könnte.

Ich dränge mich an ihm vorbei und spüre seinen Blick auf meinem Hintern, während ich die Stufen hinabsteige, bis die Bananenstauden des Vorgartens mir Sichtschutz bieten. «Vielleicht in deinen Träumen», sage ich leise vor mich hin.

«Hey!», ertönt es plötzlich hinter mir. «Hey Chica! ¿Cuál es su nombre?»

Ich fahre zusammen und stocke mitten im Schritt, unschlüssig, wie ich reagieren soll. Bisher hat er mich immer nur angestarrt, aber nie etwas gesagt.

Er lässt sich Zeit, während er die Treppe heruntersteigt, setzt lässig einen Fuß vor den anderen. Schließlich nimmt er das Hölzchen aus dem Mund und wirft es weg. «Qué bien hueles.»

Mir fällt auf, dass ich ihn nie zuvor reden gehört habe. Seine Stimme hat ein warmes, dunkles Timbre und schlägt mich gegen meinen Willen in ihren Bann. Plötzlich wirkt sein Grinsen nicht mehr dreckig, sondern auf verruchte Weise charmant.

«Ich verstehe kein Wort», gebe ich zurück.

Er hält meinen Blick mit seinem fest und legt einen Daumen an die Lippen. «Ich sagte, du riechst gut.» Sein Englisch hat einen leichten Akzent.

Ich bin so perplex, dass mir keine Antwort einfällt. Deshalb hat er mich aufgehalten? Um mir zu sagen, dass ich gut rieche? Das ist ja die blödeste Anmache, die –

Ich bringe den Gedanken nicht zu Ende, denn zu meiner Überraschung beugt er sich vor und kommt mir so nahe, dass sein Atem meine Haut streichelt. Er holt tief Luft. Sein eigener Duft steigt mir in die Nase, eine Mischung aus Aftershave, frisch gewaschenem Haar, Kaffee und Salz. Gerade, als ich zurückweichen will, greift er nach dem Hibiskusstrauch auf der anderen Seite des Geländers, bricht eine Blüte ab und reicht sie mir mit einer Grazie, die ich ihm nie im Leben zugetraut hätte. Wie zufällig streift sein anderer Arm dabei meinen Oberschenkel.

Ich stolpere rückwärts die letzten drei Stufen hinunter, drehe mich um und versuche nicht zu rennen, während ich mit steifen, weit ausholenden Schritten Abstand zwischen uns bringe. Den ganzen Weg die Straße entlang glaube ich seinen Blick zu spüren. Zwischen meinen Schulterblättern kribbelt es unangenehm.

Erst kurz vor der Metrostation lässt meine Anspannung nach. Ich rekapituliere die seltsame Begegnung und komme mir im Nachhinein blöd vor. Okay, es ist eine üble Gegend, und ich hatte wirklich Angst, er würde mich in die Bananenstauden verschleppen, um dort … Ja, was? Mich zu vergewaltigen? Wohl kaum, am helllichten Tag, vor den Augen aller Nachbarn. Selbst wenn er ein Gangsterprinz ist, ist er nicht bescheuert. Aber was dann? Um ausgiebig an mir zu riechen? Ich umklammere die Hibiskusblüte noch immer, mit schwitzigen Fingern.

Beim Einsteigen in den vollgestopften Metrowaggon muss ich schon lachen. Was habe ich mir da bloß eingeredet? Er wollte mich vermutlich nur provozieren. Sein Duft war allerdings eine Überraschung. Ich hätte erwartet, dass er nach Schweiß riecht, aber Kaffee und Salz? Wenn er nur nicht diese Macho-Allüren hätte.

Der Pershing Square liegt genau zwischen dem Financial District mit seinen glitzernden Siebziger-Jahre-Wolkenkratzern und dem heruntergekommenen Historic Core. Der Eingang zum Viceroy Café befindet sich auf der Rückseite des berühmten Millennium Biltmore Hotel, wo die Celebrities absteigen.

Als ich zur Tür hereinkomme, ist es noch ruhig. Das kühle Halbdunkel des hohen, von Säulen gestützten Raums ist Balsam nach der Hitze draußen. In einer Ecke unterhalten sich zwei Anzugträger mit gedämpften Stimmen. Eine junge Asiatin tippt auf ihrem Laptop. Erst mittags bricht hier die Hölle los, wenn die Bankangestellten aus den umliegenden Blocks einfallen.

«Hey, Choice!», ruft mir mein Kollege Aaron zu, während er Bohnen in die Espressomaschine einfüllt. «Alles klar?»

«Alles super.» Ich fühle mich immer noch leicht benommen von Vicentes Annäherungsversuch. Der Typ geht mir einfach nicht aus dem Sinn. Ich weiß nicht, ob ich geschmeichelt sein oder Angst vor ihm haben sollte. Oder nur den Kopf schütteln soll über seine Unverschämtheit.

«Du wirkst ein bisschen durcheinander.»

«War ein verrückter Morgen.» Oh Gott, wenn ich das Amy erzähle, fällt sie hintenüber. Ich stelle die Blüte in ein Glas Wasser und binde mir die Barista-Schürze um.

Die Tür geht auf, und eine Gruppe geschniegelter junger Banker betritt das Café. Ich setze mein geschäftsmäßiges Lächeln auf und steige auf den flirtenden Tonfall der Typen ein, weil es die Chancen auf Trinkgeld erhöht. Nicht ganz das, was ich mir ausgemalt habe, als ich vor ein paar Jahren nach L. A. gezogen bin, um eine Schauspielkarriere zu starten.

In Wickenburg, Arizona, wo der Hund begraben liegt, habe ich schon in der Highschool Theater gespielt und Tanzkurse belegt. Einmal wurde ich sogar zur Queen Halloween gekürt, das ist eine Art Miss-Wahl mit Halloween-Kostümen und das glamouröseste Ereignis, das Wickenburg zu bieten hat. Jedenfalls brachte mich die frisch gewonnene Krone auf die Idee, mein Glück in Hollywood zu versuchen. Ich stieg bei Nacht und Nebel in den Greyhound-Bus nach Kalifornien, statt den Job in der winzigen Wickenburger Buchhandlung anzutreten, den meine Mom mir besorgt hatte. Ganz nebenbei stahl ich mich damit auch aus der Verpflichtung, Frank Johnson zu heiraten, der eines Tages das Autohaus seines Vaters übernehmen würde. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist es ein Glück, dass ich Frank nicht geheiratet habe. Und in der Buchhandlung hätte ich mich sicher zu Tode gelangweilt. Niemand in Wickenburg liest Bücher.

Leider verlief der Start in mein L. A.-Abenteuer aber auch nicht so rosig, wie ich gehofft hatte. Ich meine, ich habe nicht erwartet, dass ich gleich die Hauptrolle in der nächsten Twilight-Fortsetzung kriege. Aber dass es so dermaßen mies anläuft, hätte ich auch nicht gedacht.

Von der Kohle, die ich im Viceroy und durch gelegentliche Einsätze bei Belagio Catering, meinem Zweitjob, verdiene, könnte ich mir inzwischen was Besseres als das Loch in South Central leisten. Aber ich investiere das Geld in Schauspielstunden und Tanzunterricht. Ich habe meinen Traum noch nicht aufgegeben. Nur eingesehen, dass ich vielleicht etwas mehr Zeit brauche.

«Choice Baby, sieh mal.» Ich richte mich vom Tisch auf, den ich gerade abgewischt habe, und drehe mich um. Aaron hält ein schwarz und silbern glänzendes Kärtchen hoch. «Muss jemand verloren haben.»

Es ist kurz nach vier, und wir beseitigen die Spuren des Nachmittagsansturms, bevor die Gäste einfallen, die sich auf dem Heimweg von der Arbeit noch einen Coffee to go kaufen.

Ich trockne mir die Hände an der Schürze ab. «Zeig her.»

Das Papier fühlt sich schwer und edel an, wie die Visitenkarte einer teuren Anwaltskanzlei. Club Onyx. Auf der Rückseite steht in versilberten Lettern: Du bist eingeladen. Darunter ein achtstelliger Zahlencode und ein Ornament, eine stilisierte Blume.

Ich lege es neben die Kasse, falls der Besitzer sich meldet. Mein Blick fällt auf die Hibiskusblüte. Beim Gedanken an den Heimweg wird mir mulmig zumute. Was, wenn Vicente mir an der Treppe auflauert? Wie soll ich dann reagieren? Ihn cool anlächeln und so tun, als sei heute Morgen nichts geschehen? Mir geht das Bild nicht aus dem Kopf, wie er den Daumen an seine Lippen legt. Amy schwärmt immer davon, wie sinnlich sie sind, und hat letztens den ganzen Abend lang laut darüber nachgedacht, wie es wäre, von ihm geküsst zu werden. Also nicht nur auf den Mund, sondern auch … auf andere Stellen. Amy ist kein Kind von Traurigkeit, kein bisschen verklemmt. Wären wir nicht so gut befreundet, wäre ich neidisch, denn sie hat auf jeden Fall mehr und besseren Sex als ich. Meine letzte Affäre ist gut ein Jahr her, und der Typ war nicht nur unzuverlässig und ständig pleite, sondern hatte auch keine Ahnung davon, was Frauen im Bett gefällt.

Also, Vicente. Das Schlimmste ist, dass ich aufgeregt bin. Nicht in Panik vor dem bösen Gangster, sondern aufgeregt wie vor einem Date. Choice, geht’s noch?, weise ich mich selbst zurecht. Typen wie er sind schlecht für dich! Das kann nur im Desaster enden, und wenn er noch so einen göttlichen Körper hat. Deshalb ignoriere ich ihn, seit wir vor drei Monaten in dieses Apartment gezogen sind. Wie kommt er gerade jetzt dazu, mir Avancen zu machen?

Kurz vor Schichtende ruft mich Amy an, um mir zu sagen, dass sie für zwei Wochen zu ihrer Mutter fährt.

«Es ist doch nichts Schlimmes mit deiner Mom?», frage ich.

«Ach wo. Sie fühlt sich einsam, und bevor sie in Depressionen versinkt, besuche ich sie lieber und muntere sie ein bisschen auf. Mach keinen Scheiß, während ich weg bin, okay?» Amy kichert. «Oder wenn ich’s mir recht überlege, lass es krachen, Baby. Du hast die Bude für dich allein. Geh aus, schnapp dir einen heißen Lover und mach die Nacht zum Tage.»

Oh Gott, soll ich ihr wirklich von Vicente erzählen? Sie würde mir alle möglichen schmutzigen Phantasien in den Kopf setzen. Mein Blick fällt auf das schwarze Kärtchen. «Hey, hast du mal von einem Club Onyx gehört?»

«Wer hat das nicht?»

«Ich zum Beispiel.»

«Ach Choice», neckt sie mich, «du solltest öfter mal die Klatschspalten lesen.»

«Ich habe hier ein todschickes Kärtchen liegen, das ein Kunde verloren hat. Vorn steht Club Onyx drauf und hinten Du bist eingeladen.»

«Geil!», ruft sie aus. «Dann reiß es dir unter den Nagel und geh hin. Die Gelegenheit kriegst du nie wieder.»

«Aber ich kann doch nicht …»

«Klar kannst du. Wenn du’s nicht willst, gib es mir.»

Die versilberten Buchstaben funkeln, wenn man das Kärtchen in der Hand bewegt. Das Papier riecht ganz leicht nach Parfüm. Oder Aftershave. Vicente, raus aus meinem Kopf!

«Ehrlich, Choice.» Sie klingt wieder ernst. «Betrachte es als Wink des Schicksals. Der Club Onyx ist die Location für die Reichen und Schönen. Und sogar die lecken sich alle zehn Finger nach einer Einladung. Geh hin. Wer weiß, vielleicht triffst du da den Typen, der dir eine Filmrolle verschafft. Schnapp dir die Karte, und erzähl mir hinterher, wie’s war.»

Weiter auf Seite 17

Kapitel 2

«Ich weiß nicht», jammere ich, als ich mich in dem großen Spiegel neben unserem Wandschrank betrachte, barfuß, in Amys weißem Calvin-Klein-Kleid und mit dem Telefon am Ohr. Der Seidenstoff schmiegt sich eng an meinen Oberkörper und der weite, luftige Rock endet eine Handbreit über meinen Knien. Die Träger bestehen aus aneinandergenähten Stoffblüten.

«Komm schon», ermuntert mich Amy. Sie sitzt in Sausalito bei ihrer Mom auf der Veranda, so nahe am Meer, dass ich die Möwen kreischen höre. «Du wirst doch jetzt nicht kneifen?»

Gestern war ich beim Friseur und habe mir honigfarbene Strähnchen ins Dunkelblond färben lassen. Ich habe mich stundenlang geföhnt, damit mir die Haare mit weichem Schwung über die Schultern fallen. Meine Sommersprossen habe ich mit Make-up überschminkt, die Wimpern schwarz getuscht und auf die Lippen ein bisschen von Amys Bronze-Gloss getupft. «Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Ich wünschte, du würdest mitkommen.»

«Es gibt aber nur eine Einladung, Babe.»

«Und was, wenn es nicht so funktioniert? Vielleicht muss mein Name auf einer Liste stehen, und dann blamiere ich mich tödlich, weil ich – »

«Hörst du jetzt auf? Natürlich wirst du dich nicht blamieren.» Ihr Tonfall wird neckisch. «Was trägst du drunter?» Erwähnte ich, dass Amy vollkommen schamlos ist? Mit ihr befreundet zu sein ist schlimmer als Sex and the City in Endlosschleife.

«Toms Fick-mich-Wäsche.» Ich werde tatsächlich rot, als ich das sage. Tom, der mir die Unterwäsche geschenkt hat, ist ein lange verflossener Ex. Ich ziehe diese Dessous sonst nicht an, wegen der kratzigen Spitzenbesätze. Aber vorhin nach dem Duschen fühlte ich mich abenteuerlustig und dachte, dass es toll wäre, mal wieder mit jemandem die Nacht zu verbringen. Selbst wenn es nur ein One-Night-Stand wird – dann wenigstens einer mit Stil.

Vicente habe ich seit zwei Tagen nicht getroffen. Nach unserer Begegnung der dritten Art ist er nicht wieder aufgetaucht. Nicht mal auf der Treppe, wo er sonst immer sitzt, habe ich ihn morgens gesehen. Auch wenn ich es nur ungern zugebe – ich bin schon ein bisschen enttäuscht.

«Gute Wahl», kichert Amy. «Fühl dich sexy, dann bist du es auch. Schuhe?»

«Die schwarzen mit den weißen Absätzen.»

«Klingt gut. Du wirst sie alle umhauen, Babe.»

Na, wenn sie das sagt. So richtig sexy fühle ich mich in den skandalösen rosa Spitzenfähnchen nicht. Eher verrucht. Das Höschen hat hinten einen String und unten einen schmalen Schlitz, gerade so breit, dass ein Finger hindurchpasst. Der trägerlose BH ist mit schwarzen Nähten gesäumt und hebt die Brüste leicht an. Ich bin eine wandelnde Einladung. Der Mund wird mir trocken. Abenteuerlustig, von wegen. Mir wird bange vor meiner eigenen Courage. «Hey, ich muss Schluss machen. Das Taxi kommt gleich. Wünsch mir Glück.»

«Ich drück die Daumen. Ruf mich an, wenn du befürchtest, etwas Dummes anzustellen, damit ich dich ermutigen kann.»

Ich stecke das Handy ein und sehe auf die Uhr. Noch zehn Minuten.

Ich bin so nervös, dass ich mir am liebsten auf den Lippen herumkauen würde. Aber das geht nicht, dann verschmiert der Lipgloss.

Auf dem Weg nach unten bekomme ich schwitzige Finger vor Aufregung. Es ist nur ein Club, versuche ich mich zu beruhigen. Ein stinknormaler Edelclub, und es ist nicht das erste Mal, dass du allein ausgehst.

Die Absätze meiner High Heels klappern so laut auf den Treppenstufen, dass kleine Echos von den Hauswänden widerhallen. Ich fühle, wie meine Abenteuerlust zurückkehrt. Ich sollte so was öfter machen. Amy hat recht. Was kann schon schiefgehen?

Die Straßenlaterne vor unserem Haus ist kaputt, deshalb liegt der Gehweg im Dunkeln. Der Himmel über der Stadt ist sternenklar, und die Laserstrahlen von den Clubs und Diskotheken flackern in die Nacht. Ein leichter Wind zupft an meinem Kleid. Unser Apartmentgebäude steht in der achtzehnten Straße, nur einen Block entfernt vom zehnspurigen Knoten, an dem sich die 110 und der Santa Monica Freeway kreuzen. Der Verkehr rauscht so laut, dass man denken könnte, wir wohnten unter den Niagarafällen. Ansonsten gibt es hier nur Parkgaragen, graffitibesprühte Lagerhäuser und Outlet Stores mit Stacheldrahtzäunen.

Beschwingt nehme ich die letzten Stufen und renne fast Vicente über den Haufen, der hinter den Bananenblättern auftaucht. Sein Auto, eine Dodge Viper in Mattschwarz, parkt direkt vorm Eingang. Er fängt mich praktisch auf, und dann stehen wir da und starren einander an, er genauso verblüfft wie ich.

Ich werde mir überdeutlich seiner Hände an meiner Taille bewusst. Statt sie wegzunehmen, bewegt er seine Finger, ganz leicht, und reibt den Seidenstoff über den winzigen Widerstand des Strings auf meinen Hüften. Die Überraschung in seinen Augen verwandelt sich in etwas anderes, während er mich ansieht. Was immer es ist, in meinem Unterleib löst es eine verräterische Hitze aus. Sein Blick bleibt in meinem Dekolleté hängen, bis ich überzeugt bin, dass er das mit Absicht tut. Nur so aus Spaß, um mich zu provozieren.

Als er wieder hochsieht, schießt mir das Blut ins Gesicht. Ich will mich aus seinem Griff befreien, bin aber wie erstarrt. Die Spannung zwischen uns droht sich zu entladen, und ich will mir nicht näher vorstellen, wie. Ich stöhne innerlich auf. Daran ist allein Amy mit ihren schmutzigen Phantasien schuld. Sie hat schließlich lautstark darüber spekuliert, wie es wohl wäre, von Vicente in Ekstase geleckt zu werden. Mist, daran hätte ich gerade jetzt besser nicht denken sollen. Ob er ahnt, dass mir gleich die Knie weich werden, weil die Vorstellung, wie seine Zunge den Schlitz in meinem Höschen erkundet, sich in meinem Kopf breitmacht? Wenn meine Mutter im beschaulichen Wickenburg, Arizona, das wüsste. Ein Latino-Gangster mit tätowierten Schultern und langen Haaren! Der Schock würde sie glatt umbringen.

Mir fällt auf, dass Vicente heute Abend keine Bandana trägt, sondern sein glattes schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden hat. Dass an einer Kette um seinen Hals ein kitschiges, mit Rosen verziertes Silberkreuz hängt. Dass seine Arme und die muskulösen Schultern einfach toll aussehen. Und dass, oh Gott, mein Körper auf ihn reagiert, als hätte ich ein Jahr im Zölibat gelebt. Was ja irgendwie auch stimmt. «Sorry», stammle ich. «Tut mir leid.»

Er sagt etwas auf Spanisch, bei dem ich nicht sicher bin, ob es eine Anzüglichkeit oder ein Kompliment ist, aber so, wie er dabei lächelt, tippe ich auf Ersteres.

Ein Paar Scheinwerfer blitzen im Halbdunkel auf, dann hält das Taxi vor dem Haus. «Das ist für mich», stoße ich hervor.

«No hay problema.» Sein Grinsen nimmt den spöttischen Zug an, den ich von ihm bereits kenne. Er lässt mich los und tritt zurück. «Triffst du einen Mann?»

Und was zur Hölle geht dich das an? Ich spreche es nicht laut aus, sondern hebe nur eine Braue. Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Coolness, unter diesen Umständen. «Vielleicht.»

«Vielleicht? Oder vielleicht auch nicht?»

Der Taxifahrer stellt den Motor ab.

«Jedenfalls, hübsches Kleid.» Vicente verzieht einen Mundwinkel, was ihn noch arroganter erscheinen lässt. Dann dreht er sich ohne ein weiteres Wort um und steigt die Treppe hinauf. Während ich ihm nachsehe, fällt mir mit leisem Schrecken noch etwas auf. Dort, wo sein Shirt über dem Rücken hochgerutscht ist, glänzt schwach der Griff einer Pistole.

Der Club Onyx liegt am anderen Ende von Downtown, ein paar Blocks hinter der Union Station, in einem dieser mehrstöckigen alten Lagerhäuser, die neuerdings zu Luxuslofts umgebaut werden. Mit den langen, schmalen Fenstern wie Schießscharten gleicht das Gebäude einer Festung. Der Eingang zum Club führt durch die Tiefgarage. Nachdem ich den achtstelligen Code von meiner Einladungskarte ins Zahlenfeld getippt habe, öffnet sich das Tor.

Wir fahren ein paar Rampen hoch und halten vor einer grauen Metalltür. Optimistisch, wie ich bin, bezahle ich den Taxifahrer und lasse ihn wegfahren, bevor ich die Klingel drücke. Während ich darauf warte, dass jemand öffnet, sehe ich mich um. Es ist ein gewöhnliches Parkdeck mit weiß gestrichenen Betonwänden, aber die Autos, die hier stehen, stinken nach Geld.

An der Tür tut sich was. Direkt vor mir gleitet eine Klappe zurück. «Ihre Einladung, bitte?», sagt eine melodische Frauenstimme über eine Sprechanlage.

Meine Fingerspitzen sind feucht, als ich das Kärtchen in die Öffnung lege. Die Nervosität ist zurück. Und dass die hier so tun, als wären sie ein Hochsicherheitsbunker mit streng geheimer Alien-Technologie, macht es nicht besser. Ich frage mich, was passiert, wenn sie herausfinden, dass die Karte nicht mir gehört.

Die Klappe fährt zu.

Eine gefühlte Ewigkeit lang passiert nichts.

Dann öffnet sie sich wieder. Ich bekomme mein Kärtchen zurück. Ist das nun gut oder schlecht?

«Vielen Dank», sagt die Frau. «Herzlich willkommen im Club Onyx.»

Die Tür schwingt lautlos auf. Der Korridor dahinter ist einschüchternd luxuriös. Ein dicker, dunkelblauer Teppich bedeckt den Boden. An der Wand hängen versilberte Barockleuchter. Ein junger Mann mit akkuratem Haarschnitt empfängt mich und führt mich zu den hohen Teakholz-Türen am anderen Ende des Flurs.

«Ich bin Demetrius», sagt er. «Ich freue mich, dass du unsere Einladung angenommen hast. Wenn du nichts dagegen hast, zeige ich dir alles und erkläre dir die Regeln des Spiels.»

Spiel? Was für ein Spiel?

Demetrius, ganz Kavalier, öffnet mir eine der hohen Türen. Der Saal auf der anderen Seite sieht aus wie eine Kreuzung zwischen Designerloft und den Haremsgemächern des Sultans von Kaschmir.

Vor uns erstreckt sich ein weites, schattiges Vestibül mit einem ovalen Wasserpool in der Mitte, der mit blaugoldenen Mosaiken ausgelegt und von unten beleuchtet ist. Um das Wasserbecken liegen Polster und Kissen verteilt. Manche sind zu Sitzgruppen zusammengeschoben, andere unter Baldachinen arrangiert, die Privatsphäre vortäuschen, aber noch immer die Silhouetten derer preisgeben, die sich hinter den Schleiern verbergen. Der Raum ist voller gut gekleideter Menschen, wirkt aber nicht überfüllt. Ich bin zu überwältigt, um auf die Gesichter der Gäste zu achten.

Rechter Hand entdecke ich eine geschwungene Bar. Auf der anderen Seite führen Treppenstufen zu einer Galerie hinauf. Die hinteren Bereiche, mit Säulen abgeteilt, verlieren sich im Schatten. Lämpchen mit durchbrochenen Papierschirmen filtern das Licht zu phantasievollen Mustern.

Die Musik scheint von überallher zu kommen, ein treibender Rhythmus, der Adrenalin freisetzt. Sie ist allgegenwärtig, aber nicht so laut, dass man sich anschreien müsste. Teure Düfte schwängern die Luft, Orangenöl und Edelholz. Eine Kellnerin in einem schwarzen Etuikleid bietet mir ein Glas Champagner und Schokofrüchte an. Auf den Süßigkeiten glänzt der silbrige Onyx-Schriftzug. Nobel geht die Welt zugrunde.

«Sollen wir uns setzen?» Demetrius deutet zu einer leeren Sitzgruppe. Die Kellnerin folgt uns und stellt die Früchteschale auf dem Tischchen ab. Mir fällt auf, dass ich die Champagnerflöte umklammere, als wäre sie eine Waffe. Entspann dich, ermahne ich mich selbst.

Vorsichtig lasse ich mich in das weiße, leinenbezogene Polster sinken. Von hier aus habe ich einen guten Blick auf den Pool. Sechs oder sieben Gäste vergnügen sich im Wasser. Ich sehe eine Frau, die eng umschlungen eine andere Frau küsst. Eine Blondine in einem luftigen roten Kleid sitzt am Beckenrand, die nackten Füße im Wasser, die Arme hinter sich aufgestützt. Ich halte mich eigentlich nicht für prüde. Aber mich durchfährt ein leiser Schock, als mir klar wird, was sie da macht. Oder vielmehr, was der Typ macht, der vor ihr im Wasser steht und ihre Schenkel umfasst. Keiner scheint es anstößig zu finden. Im Gegenteil, ein paar Leute schauen interessiert zu. Jetzt schiebt er ihr den Rock bis zu den Hüften hoch, spreizt mit beiden Händen ihre Beine und taucht mit dem Kopf dazwischen. Sie lässt sich auf den Rücken sinken und hebt sich seinen Lippen entgegen. Vor Schreck greife ich mir eine Erdbeere und schiebe sie mir in den Mund. Meine Zunge wird verzaubert von einem Duett aus Süße und fruchtiger Schärfe.

Ist das der Grund, weshalb man ins berühmte Onyx nur mit Einladung reinkommt? Weil sie hier spätrömische Dekadenz zelebrieren?

Oh Gott, ich bin in einem Luxuspuff gelandet.

Amy wird sich totlachen, wenn ich ihr das erzähle. Vorausgesetzt, ich komme hier unbeschadet wieder raus.

Das Spiel, schießt es mir siedend heiß in den Sinn. Was wird das für ein Spiel sein, wenn sich alles hier um Sex dreht?

Das Allerschlimmste ist, dass ich nicht wegschauen kann. Die Szene am Pool erregt mich, so peinlich mir das ist. Der Reiz der verbotenen Frucht, das muss es sein. Ich merke, wie meine Wangen glühen, und bin froh, dass das Licht hier drin so gedämpft ist.

«Gefällt es dir?», fragt Demetrius.

Meint er den Club im Allgemeinen oder die Blondine, die sich von ihrem Liebhaber die Klit lecken lässt? Ich stopfe mir eine weitere Erdbeere in den Mund, um nicht antworten zu müssen, und nicke vage. Zu allem Übel steigt mir der Champagner zu Kopf, das Glas ist schon fast leer. Dabei sollte ich’s besser wissen. Alkohol mit Sprudel schlägt schnell bei mir an. Mir reicht schon ein Gläschen Sekt für einen anständigen Schwips.

«Ist es dir recht, wenn ich dir jetzt die Spielregeln erkläre? Oder möchtest du dich zuerst etwas umsehen?»

«Die Spielregeln», krächze ich. Je früher ich weiß, was mich erwartet, desto besser.

«Sehr gern.» Demetrius hat eine kultivierte Stimme und ausgezeichnete Manieren. Er winkt der Kellnerin, mir ein frisches Champagnerglas zu bringen, und erkundigt sich, ob ich sonst noch etwas trinken möchte. Wasser vielleicht? Oder frisch gepressten Mangosaft? Oder vielleicht hätte ich auch Hunger, es gäbe Filet Mignon oder preisgekröntes Sushi, falls ich das lieber möchte? Ich stammle was von keinen Hunger, obwohl das Steak verlockend klingt. Aber ich will nicht riskieren, mein ganzes Monatsbudget an einem einzigen Abend zu verfressen.

Einen Augenblick später sagt er: «Du bist natürlich eingeladen. Alle Speisen und Getränke gehen aufs Haus.»

Verdammt! Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück, ohne blöd dazustehen.

Die Blondine unten am Pool kommt mit einem heftigen Keuchen. Ich höre es nicht, kann aber sehen, wie ihre Lippen sich öffnen und ein Zittern ihren Körper durchläuft. Einen Moment später weicht die Anspannung aus ihren Gliedern. Ihr Liebhaber drückt sich mit beiden Armen am Beckenrand hoch und steigt aus dem Wasser. Ein schmaler Körper, durchtrainiert wie ein Schwimmer. Die knappe Badehose verbirgt nicht seinen Ständer. Halb fasziniert, halb fassungslos beobachte ich, wie er sich auszieht. Er tut es nicht, um sich besser abtrocknen zu können, das wird mir klar, als er sich über die Blondine kniet.

«Es gibt nur drei Regeln.» Mit kühler Gelassenheit legt Demetrius ein Handy vor mir aufs Tischchen. Kriegt er eigentlich mit, was dort am Pool abgeht? «Die erste Regel. Du bekommst ein Telefon. Trage es immer bei dir.»

Es ist kein Smartphone, sondern ein einfaches Modell zum Aufklappen. Ich nehme es in die Hand und betaste das schwarze Plastik. In die Rückseite ist ein winzig kleiner Onyx-Schriftzug eingraviert.

«Die zweite Regel lautet, du schaltest es ein, wenn du bereit bist. Wenn nicht, schaltest du es aus.»

Bereit wofür? Mich öffentlich am Pool vögeln zu lassen?

«Die dritte Regel lautet, was im Club geschieht, darf den Club nicht verlassen. Du wirst einen Anruf bekommen. Der Anrufer ist dein Blind Date. Er bestimmt die Regeln. Du lässt dich darauf ein. Du wirst nicht wissen, wer es ist und was dich erwartet.»

Ich kann meinen Blick nicht von dem Paar abwenden. Er zieht sie an den Händen hoch, bis sie rittlings auf ihm sitzt und er unter ihr kniet. Als ich ein Stück nach vorn rutsche, um bequemer zu sitzen, merke ich, dass der Spitzenstoff zwischen meinen Schenkeln nicht nur feucht ist, sondern klatschnass. Verlegen schlage ich die Beine übereinander, nicht dass noch jemand einen Blick auf mein unanständiges Höschen erhascht. Die Performance der beiden hat mich nicht nur peinlich berührt, sondern auch ziemlich in Wallung versetzt. Heißt das, dass ich eine perverse Ader habe? Inzwischen bin ich heilfroh, dass ich allein ins Onyx gegangen bin, ohne Amys Begleitung.

«Nach einiger Zeit verändert sich dein Status im Club. Dann kannst du selbst aus den Nummern wählen und Regeln aufstellen.» Demetrius lächelt mich an, als hätte er mir soeben die Vorzüge einer Küchenmaschine erklärt. «Möchtest du es jetzt einschalten?»

Ich habe das Gefühl, dass es schlecht wäre, wenn ich mich weigere. Ich schwebe in einer seltsamen Blase aus Panik, Abenteuerlust und verbotener Faszination. Das alles fühlt sich unwirklich an. Als würde mir das eigentlich gar nicht passieren, als würde ich nur träumen und dann mit der Hand zwischen meinen Beinen aufwachen. Was würde Vicente wohl sagen, könnte er mich hier sehen? Ein Bild flackert in meinem Kopf auf. Ich am Pool mit Vicente, der mich mit schlanken, kräftigen Fingern zwischen den Beinen massiert.

In einem Anfall verzweifelter Entschlossenheit schalte ich das Handy ein. Ich meine, was soll’s? Ich hatte mir sowieso vorgenommen, mich heute Nacht flachlegen zu lassen. Warum also nicht von einem stinkreichen Clubmitglied? Ich hoffe nur, dass mein Blind Date kein sechzig Jahre alter Lüstling mit Playboy-Allüren ist.

«Demetrius», sage ich. «Was ist, wenn mir mein Blind Date nicht gefällt?»

«Dann brichst du es ab. Wie bei jedem anderen Blind Date. Und wartest, bis du erneut angerufen wirst.»

«Ich bin also zu nichts verpflichtet?»

«Es ist ein Spiel. Es dient dem Vergnügen.»

Ich nicke und betrachte das Display. Das kann ja heiter werden. Als mein Blick zurückzuckt zum Pool, dringt der Mann mit der Schwimmerfigur mit einem kraftvollen Stoß in die Blondine ein. Mit beiden Händen umfasst er ihren Po, so fest, dass ihr Fleisch zwischen seinen Fingern hervorquillt. Sie hat ihre Füße hinter seinem Rücken verschränkt und die Arme um seinen Nacken gelegt. Ihre Leiber sind eng aneinandergepresst, als wollten sie miteinander verschmelzen.

«Wenn du möchtest, kannst du dir den Club ansehen. Dort hinten», er deutet zum Bereich jenseits des Pools, «gibt es weitere Räume. Oben haben wir zwei Restaurants und eine Bibliothek, die allerdings manchmal für private Stelldicheins genutzt wird.» Er hüstelt leicht und reicht mir ein silbrig-schwarzes Plastikkärtchen. «Du kannst alle Räume betreten, deren Türen sich hiermit öffnen lassen. Pass gut darauf auf. Die Karte hat auch eine Kreditkartenfunktion. Für alle Ausgaben kommt dein Sponsor auf.»

«Mein was?»

«Der Gentleman, der deinen Mitgliedsbeitrag fürs erste Jahr beglichen hat.»

Ach du lieber Himmel. Ein ganzes Jahr?? Mir wird flau im Magen. Ich habe mir nicht nur eine fremde Einladung unter den Nagel gerissen, sondern liege auch noch einem Unbekannten auf der Tasche? Wer weiß, wen der in Wirklichkeit einladen wollte? Er wird aus allen Wolken fallen, wenn er herausfindet, dass eine gewisse Choice, Ex-Halloween Queen aus Wickenburg, Arizona, sich auf seine Kosten mit Champagner voll­laufen lässt. «Und darf ich fragen, wer das ist?»

Demetrius hält meinen Blick fest. «Leider nein.»

«Noch eine Sache.» Er setzt sein distinguiert-höfliches Lächeln auf. «Bei Dates zwischen unseren Mitgliedern setzen wir ein grundsätzliches Maß an Verantwortungsgefühl voraus. In allen Toiletten gibt es Kondome zur freien Verfügung.» Äh, ja. Sollte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen sein, welcher Natur die Stelldicheins im Onyx sind, so lässt diese letzte Bemerkung keinen Zweifel mehr.

Nachdem ich eine halbe Stunde im Club herumgeirrt bin, mich viermal verlaufen und dem Drang widerstanden habe, vom Klo aus Amy anzurufen, stehe ich nun auf der Galerie und blicke von oben auf den Pool hinab.

Inzwischen habe ich mich halbwegs beruhigt. Ich bin immer noch aufgekratzt wie ein Eichhörnchen auf Speed, aber die Panik hat sich gelegt. Zu meiner Erleichterung bin ich in keine Orgie gestolpert und wurde auch von niemandem gezwungen, mich mit weit gespreizten Beinen über einen Tisch zu beugen. Bis auf die Szene am Pool habe ich nichts Schockierendes gesehen. Die Leute essen, unterhalten sich oder tanzen im Disco-Bereich, den man durch eine ledergepolsterte Tür hinter den Säulen erreichen kann. In ein paar Lounges lümmeln knutschende Pärchen, aber keines hat Sex. Sogar am Pool ist wieder Sittsamkeit eingekehrt. Die meisten Gäste sind edel gekleidet und sehen gut aus. Faltige alte Lustmolche konnte ich auf Anhieb keine entdecken.

Und dann klingelt das Telefon.

In meiner Hand. Ich habe es die ganze Zeit mit mir herumgetragen, und nun summt es, und das Display leuchtet.

Oh Gott.

Ich starre es an, als könnte es mich beißen. Hopp oder topp, jetzt wird es ernst. Demetrius hat gesagt, ich könnte das Date abbrechen, wenn’s mir nicht passt.

Soll ich rangehen? Unwillkürlich suche ich den Saal nach gutaussehenden Männern mit Handys am Ohr ab.

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Oder lieber nicht? Für einen Moment bin ich abgelenkt vom Anblick einer atemberaubenden Blondine.

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Also gut.

Das Herz pocht mir bis in die Kehle, als ich das Handy aufklappe und ans Ohr drücke. «Hallo?»

«Hey, Choice!», sagt eine Männerstimme. «Wie geht es dir?»

Wieso weiß dieser Typ, wie ich heiße? Okay, ich habe mich Demetrius gegenüber mit meinem Namen vorgestellt. Aber hat der den gleich am Schwarzen Brett öffentlich gemacht? Gibt’s hier womöglich eine stündlich aktualisierte Liste der jüngsten Neuzugänge, und alle stürzen sich gleich aufs Frischfleisch? Verdammt, das geht ja gut los!

«Danke», stottere ich ins Telefon. Mir ist heiß. Mein Nacken prickelt. Ich bin aufgeregt wie ein Teenager vorm ersten Fummeln im Auto. «Bestens.»

«Wollen wir uns treffen? Ich würde dich gern kennenlernen, Choice.»

«Ähm», sage ich.

Er scheint das als Zustimmung zu werten. Vielleicht ist mein Gestammel normal, und alle Clubneulinge stellen sich so an. «Hast du schon was gegessen?»

«Tja, nicht wirklich.» Der Mann wird mir schlagartig sympathisch. Der weiß, was Frauen wollen.

«Dann würde ich dich gern zum Essen einladen. Danach werde ich dich verführen, wenn du mich lässt.» Wenigstens lässt er keinen Zweifel an seinen Absichten. Andere denken das Gleiche, sie sagen es nur nicht. Ich wette, Vicente hat auch so was Ähnliches gedacht, als ich ihm vorhin in die Arme gelaufen bin.

«Tja», ich versuche entspannt zu klingen, «okay.»

Er bittet mich, ins Ypsilon zu kommen, das ist eines der beiden Restaurants, die Demetrius erwähnt hat.

Als ich der Empfangsdame meinen Namen nenne, führt sie mich zu einem Tisch mit einem halbrunden Sitzsofa. Sie lässt mir warmes Rosmarinbrot mit Ziegenkäse und gesalzener Butter bringen, zum Knabbern, während ich auf mein Date warte.

Das Ypsilon ist modern eingerichtet. Die Tische stehen in eleganten kleinen Nischen. Es gehört zu der Sorte von Restaurants, die ich nie im Leben betreten würde, außer ich werde eingeladen. Eierschalenfarbene Damastservietten, versilberte Buttermesser, die hintere Wand ein Weinregal. Viele Tische sind besetzt, trotz der mittlerweile fortgeschrittenen Uhrzeit. Gedämpfte Gespräche mischen sich mit Klaviermusik.

Mein Date entpuppt sich als ein schlanker, drahtiger Mann in gut sitzenden grauen Stoffhosen und einem legeren weißen Leinenhemd. Ein bisschen erinnert er mich an die Banker, die bei uns im Viceroy Mittagspause machen. Er bleibt vor meinem Tisch stehen. Ich blicke ihm ins Gesicht und verschlucke mich beinahe vor Schreck.

Es ist der Typ vom Pool!

Der mit der Blondine … Oh Gott. Oh Gottogottogott.

«Ich stehe aber nicht so auf Zuschauer», platze ich heraus. Und werde feuerrot.

«Oh.» Er lächelt ein ganz entzückendes Lächeln und schafft es sogar, es ein wenig verlegen aussehen zu lassen. «Ach das. Das war nur Marlaine. Wir kennen uns schon ewig.»

Dann beugt er sich vor und küsst mich leicht auf die Wange. «Hallo, Choice», sagt er. «Du siehst toll aus.»

«Hallo», bringe ich hervor. Ich hab’s gleich mit dem ersten Satz vermasselt. Aber das scheint ihn nicht zu stören. Trotzdem, wie kann er erst diese Marlaine am Pool vögeln und dann erwarten, mit mir weiterzumachen, als sei nichts gewesen? Am selben Abend, nur eine Stunde später? Womöglich klebt ihr Geruch noch an seinen Fingern. Ich muss an den Ausdruck verzückter Ekstase in ihrem Gesicht denken, als sie gekommen ist, mit seinem Kopf zwischen den Beinen.

Erde, tu dich auf, dass ich in dir versinken kann!

Er sieht gar nicht schlecht aus. Nicht direkt ein Posterboy, aber mit einem ganz ansehnlichen Gesicht. Dunkelblond, graue Augen, ein fest konturiertes Kinn mit goldenem Bartschatten. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig. Wenn er lächelt, bilden sich Grübchen in seinen Mundwinkeln.

«Hast du auch einen Namen?», frage ich.

«Du kannst mich Devon nennen, wenn du möchtest. Du bist zum ersten Mal im Onyx?»

Ich nicke.

«Und ich bin dein erstes Date?» Sein Lächeln bringt meine Abwehr zum Schmelzen. Charmant wie nur was. Er ist der Traum aller Schwiegermütter. Auf den ersten Blick jedenfalls. «Ich fühle mich geehrt.»

Wir bestellen Wein und Filet Mignon mit Cognac-Sauce. Es fühlt sich sogar noch unwirklicher an als die Show am Pool. Ich schwebe durch eine glamouröse, sinnliche Traumsequenz und kann nicht glauben, dass mir das passiert. Umso schlimmer, dass ich es geschehen lasse. Ich bin noch leicht beschwipst vom Champagner und stürze ein Glas Wasser nach dem andern hinunter, um einen klaren Kopf zu kriegen. Devon plaudert übers Nappa Valley, weil sie dort den Wein anbauen, den er trinkt. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber es fühlt sich tatsächlich an wie ein erstes Date. Sich kennenlernen, leichtfüßiges Flirten. Nur dass jetzt schon feststeht, dass wir Sex miteinander haben werden. Beim Nachschenken stoßen seine Finger wie zufällig gegen meine.

«Wie gefällt es dir hier?», fragt er.

«Das Essen ist großartig.» Wir müssen beide lachen, weil seine Frage sich nicht aufs Essen bezog und ich das ganz genau weiß. Und er weiß, dass ich es weiß.

«Möchtest du ein Dessert?»

«Ich bin süchtig nach Süßem.»

«Sieht man dir gar nicht an.» Sein Lächeln kriegt so eine Vertraulichkeit und jungenhafte Unverschämtheit, dass mir ganz warm ums Herz wird. Und an anderen Stellen. Ich habe mich entschieden. Ich will, dass er mich flachlegt. Das, was ich auf dem Gesicht der Blondine gesehen habe, will ich auch. Einen One-Night-Stand mit Stil. Meine Lust auf Abenteuer ist nach dem ersten Schock zurückgekehrt. Wenn er mich jetzt fragt, sage ich ja.

Er winkt dem Kellner und wechselt ein paar leise Worte mit ihm.

«Was hast du bestellt?», frage ich.

«Eine Überraschung. Magst du Überraschungen?»

«Kommt darauf an.»

«Worauf kommt es an?»

«Was für eine Überraschung es ist.»

«Aber dann wäre es ja keine Überraschung mehr.»

Seine Augen streicheln mich, ein Vorgeschmack auf seine Finger. Und seine Zunge.

Die Überraschung ist eine Schale mit handgemachten Schokoladen, die mit silbrigen und goldenen Kringeln bemalt sind.

«Warte», sagt Devon, als ich nach den Süßigkeiten greifen will. Er rückt näher an mich heran. Unsere Nische ist gut gewählt, es kann uns kaum jemand sehen. Er nimmt eine Praline zwischen zwei Finger, und seine Stimme verliert jede Unschuld. «Schließ die Augen.»

Ich zögere.

«Bitte», schmeichelt er. «Und lehn dich zurück.»

«Na gut.» Was kann schon passieren? Er wird mich mit Schokolade füttern. Das ist romantisch, oder nicht? Ich mache die Augen zu und spüre seine Hand an meiner Schulter. Sanft drückt er mich zurück in die Polster. Dann stößt etwas gegen meine Lippen, weich und cremig, teilt sie und berührt meine Zunge. Ich schmecke Schokolade, gefüllt mit etwas sehr Leckerem, Raffiniertem. Honig, Chili, Karamell und … Koriander?

Sein Daumen zeichnet sanft meine Unterlippe nach. Die Karamellfüllung schmilzt in meinem Mund. Nun spüre ich auch seine andere Hand, die mein Knie umfasst. Der Tisch schützt uns vor neugierigen Blicken. Mir wird heiß. Er wird doch nicht vor allen Leuten …? Es fällt mir wirklich schwer, die Augen geschlossen zu halten.

Sein Atem streicht über mein Ohr. Er schiebt mir den Daumen in den Mund und lässt mich daran saugen. Dann zieht er ihn zurück, nur um mit einem zweiten Stück Schokolade zurückzukehren. Cassis, das feine Aroma schwarzer Johannisbeeren. Und Karamellsplitter, die sich mit einem salzigen Nachgeschmack auflösen. Zuletzt seine Zunge, die zwischen meine Lippen dringt.

Wir küssen uns. Einfach so, als wäre es der natürliche Lauf der Dinge. Kunstfertig tanzt seine Zungenspitze über die Innenflächen meines Mundes. Sie streift meine Zähne, neckt und flirtet und bohrt sich tiefer, gibt ein frivoles Versprechen.

Wieder zieht das Gesicht der Blondine vor meinem geistigen Auge vorbei. Ihre Lippen lustvoll geöffnet, die Augen geschlossen, der Kopf weit zurückgebeugt, während seine Zunge und seine Lippen sie dort unten verwöhnen und das Versprechen erfüllen, das er mir gerade gibt. Seine Finger spielen mit meinem Rocksaum. Er schiebt mit einer kleinen Bewegung meine Knie auseinander, nur eine Handbreit, sodass er die Innenseite meiner Schenkel hochstreichen kann.

Mir wird bewusst, wie viele Leute uns gerade beobachten könnten. Bin ich von allen guten Geistern verlassen?

Der Gedanke flackert auf und verflüchtigt sich wieder, weil es so gut ist. Kann man allein durch Küsse, Schokolade und eine wilde Phantasie zum Orgasmus kommen? In diesem Moment halte ich es für möglich.

Die dritte Süßigkeit teilt er mit mir. Er hält sie zwischen den Zähnen und lässt mich daran lecken. Kaffeelikör und zuckrige Orange. Sein Finger fährt am Ansatz meines Oberschenkels entlang und schlüpft unter das Spitzenbändchen, das meinen Slip auf den Hüften hält. Ich habe das Gefühl, gleich zu zerfließen, und spüre jeden Herzschlag bis hinunter in den Schoß. Wann hat mich das letzte Mal ein Typ so heiß gemacht? Es muss an der ungewöhnlichen Atmosphäre liegen oder einfach an der Faszination des Verdorbenen. Ich kann an nichts anderes mehr denken als daran, wie er mich nimmt. Ich bin kurz davor, Fick mich in seinen Mund zu stöhnen, obwohl ich so was nie laut sagen würde, sondern höchstens denke.

Seine Fingerspitze stößt unter den Stoff meines Slips, erkundet meinen sorgfältig rasierten Schamhügel und streicht durch die Löckchen, die ich als schmalen Streifen in der Mitte habe stehen lassen. Er taucht in meine Feuchtigkeit ein und verreibt sie rund um meine empfindlichste Stelle. Ich kann nicht mehr atmen, ich falle gleich in Ohnmacht. Dann, endlich, teilt er die zarten Häute und dringt mit einem Finger in mich ein.

Er löst sich aus dem Kuss und streichelt sacht meine Lippen, während er sadistisch langsam einen zweiten neben den ersten Finger schiebt. «Sieh mich an», flüstert er.

Ich gehorche, wie paralysiert vor Lust.

Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Seine Augen wirken jetzt dunkler und irgendwie verschleiert. Sein Atem geht schwerer als zuvor. Er ist genauso heiß wie ich.

«Gibt es hier einen Ort, wo wir ungestört sind?» Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gefragt habe. Amy wäre stolz auf mich.

«Gibt es.» Seine Lippen zucken und verziehen sich zu einem Lächeln. «Willst du aus Anstand vorgehen, und ich komme nach?»

«Wer will denn hier anständig sein?», gebe ich todesmutig zurück. Ein wollüstiger kleiner Schauer durchfährt mich, als er seine Finger aus mir zurückzieht.

«Dann komm.»

Als wir vom Tisch aufstehen, legt Devon seine Hand auf meine Hüfte. Es ist eine besitzergreifende Geste, die mir gefällt. Ich habe das Gefühl, dass jeder im Raum weiß, was wir gleich tun werden. Das sollte mir peinlich sein, aber wie so vieles an diesem Abend erregt es mich.

Hinter einer Glaswand führt eine Treppe nach unten. Devon stößt die Tür zur Damentoilette auf und wirft einen Blick hinein, dann schiebt er mich in den Vorraum und schließt hinter uns ab.

Hier drin ist es geräumig und schön ausgestattet. Alles besteht aus Marmor, Teakholz und geschliffenem Edelstahl. Energisch drückt Devon mich gegen die Wand. Mein Inneres zieht sich lustvoll zusammen, als sein Leib sich gegen meinen presst und ich seine Erektion durch den Stoff seiner Hose spüre. Ich will ihn in mir haben, ich brenne vor Gier, ich kann an nichts anderes denken als an seinen Schwanz. Und an den Anblick, als er ihn zwischen die Schenkel der Blondine gerammt hat.

Er fährt mit beiden Händen unter mein Kleid und umfasst meine Pobacken, zieht sie auseinander und liebkost mit seinen Fingerspitzen die Spalte dazwischen. Ich will unbedingt seine Haut spüren. Meine Hände zittern, als ich hastig sein Hemd aufknöpfe, dann die Hose. Ich lasse meine Handflächen an seinen Seiten hinabgleiten, streife ihm die Boxershorts von den Hüften. Er fühlt sich toll an. Warm und fest, kräftige Muskeln, samtweiche Haut. Als ich seinen Schwanz umfasse, zuckt er zusammen. Ich reibe mit dem Daumen über die Spitze, verteile die Tropfen Flüssigkeit, bis sein Atem sich in ein Keuchen verwandelt. Wer hätte gedacht, dass eine schnelle Nummer im Damenklo so erregend sein kann? Er küsst mich wieder, doch nicht mehr zärtlich, sondern fordernd und hart. Ich spüre das Pochen eines aufsteigenden Höhepunkts. Es braucht nicht mehr viel, nur zwei oder drei kräftige Berührungen mit seinen Fingern und –

«Nein», flüstert er zwischen zwei Küssen. «Noch nicht.»

Ich schiebe ihm meine Hüften entgegen, um den Druck seiner Finger zu verstärken, doch er zieht sie zurück, der Mistkerl. Er sieht mich an, seine Lippen rau und erhitzt vom Küssen. «Dreh dich um.»

Er bestimmt die Regeln. Du lässt dich darauf ein. Du wirst nicht wissen, was dich erwartet. Allmählich begreife ich, warum dieses Spiel so erregend ist.

Ich gehorche. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich höre das Rascheln, als er aus seinen Hosen steigt. Das Knistern von Plastik. Ein Kondom. Er hakt seine Finger in meinen Slip und zieht ihn hinunter bis auf meine Knie. Ich trage immer noch mein Kleid und die High Heels. «Nicht», sagt er, als ich aus den Schuhen schlüpfen will. «Dein Hintern sieht so sexy aus, wenn du sie anhast.»

Dann tritt er dicht hinter mich und umfängt mich mit beiden Armen. Sein Schwanz presst sich schwer und hart zwischen meine Pobacken, doch er dringt nicht in mich ein. Ich fühle mich wie eine Verdurstende, die ein Glas Wasser direkt vor sich hat und es dennoch nicht erreichen kann.

«Bitte», kommt es mir über die Lippen.

«Was?»

Ich bleibe ihm die Antwort schuldig, weil ich mich zu sehr auf das phantastische Gefühl zwischen meinen Beinen konzentrieren muss, dieses erregende Drängen. Mehr, nur ein klein wenig mehr.

Er streicht meine Arme empor und schiebt mir die dünnen Träger von den Schultern, öffnet den Reißverschluss des Kleides. Das Oberteil fällt mir auf die Hüften hinab. Er hakt den BH auf und bedeckt meine Brüste mit seinen Händen, streichelt und knetet sie, bis meine Brustwarzen hart sind wie kleine Kirschkerne. Als er das Gewicht verlagert, spüre ich, wie seine Schwanzspitze gegen meinen Anus drückt. Ich kriege einen Schreck und versteife mich. Das ist nicht sein Ernst. Er hat doch nicht vor, mich dort …

«Was ist?», fragt er.

«Bitte nicht da», keuche ich. Bisher ist es mir gelungen, diese Art Sex zu vermeiden. Amy würde sagen, ich sei konservativ. Aber so weit geht meine Abenteuerlust dann doch nicht.

Spielerisch verstärkt er den Druck, eine stille Drohung, die das Blut in meinen Schläfen rauschen lässt. Zugleich streichelt er mit den Daumen über meine Nippel. «Du hast das noch nie probiert?»

Ich schüttle den Kopf.

Er nimmt eine Hand von meiner Brust und dirigiert seine Erektion zwischen meine Beine, fort von der kritischen Zone. Erleichtert stoße ich den Atem aus.

Er reibt über meinen Spalt und badet seinen Schwanz in meiner Nässe. Und dann, mit einem einzigen langen Stoß, dringt er in mich ein.

Mit seinem Umfang füllt er mich aus. Er dehnt mich und entlockt mir ein Keuchen. Zuerst verharrt er ganz still. Dann beginnt er sich zu bewegen, mit gemächlichen, kraftvollen Stößen, zieht sich fast ganz aus mir zurück, um erneut bis zum Anschlag in mich hineinzustoßen. Er treibt mich ein paarmal an den Rand der Klippe und hält im letzten Moment inne, um es hinauszuzögern. Ich will schreien, doch er schiebt mir zwei Finger in den Mund. Seine andere Hand tastet sich nach vorn und massiert mir die Klit.

Es ist zu viel. Ich komme mit Wucht. Es ist ein Beben, ein endloser Sturz, sein Schwanz in mir, seine Lippen auf meinem Nacken, seine Finger so fordernd auf meiner Haut. Jetzt stößt er hart und schnell, sein Atem ein hämmerndes Stampfen. Ich fliege, ich lausche meinem eigenen Herzschlag, ich tanze auf den Wellen süßer Ekstase, die nur allmählich abebben. Ich spüre sein Zucken in mir und höre den rauen Laut in seiner Kehle, als er kommt.

«Kannst du noch?», wispert er an meinem Ohr, ein Lachen in der Stimme. Er scheint nicht wirklich eine Antwort zu erwarten. Wir bleiben noch einen Moment aneinandergeschmiegt stehen, genießen das Nachglühen unserer Lust. Es braucht keine Worte.

Er streichelt meine Brüste und küsst meine Schulter. Kurz bevor meine Knie unter mir nachgeben, zieht er sich aus mir zurück. Ich drehe mich um und lasse mich erschöpft zu Boden sinken. Wir grinsen uns an, als hätten wir zusammen einen Streich ausgeheckt. «Irgendwann», sagt er, «probieren wir die andere Variante aus.»

Ich bin zu satt und zu erschöpft, um ihm zu widersprechen.

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Nein, ich will mich anders entscheiden.

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Ich zögere zu lange. Als ich endlich abnehmen will, hat der Anrufer aufgelegt.

Mist. War das ein Fehler? Habe ich mich gleich beim ersten Versuch disqualifiziert? Ich starre auf das Display, aber das Telefon klingelt kein zweites Mal. Und die Nummer des Anrufers zeigt es auch nicht an. Meine Hand zittert. Und mir ist heiß.

«Hallo, Süße, neu im Club?» Ich zucke zusammen und drehe mich um. Ein Hauch Parfüm streift meine Nase, ein fruchtig-elegantes Bukett aus Pfirsich und Ylang-Ylang. Es ist ausgerechnet die Blondine, ich muss sie eben so offensichtlich angestarrt haben, dass sie mich nun anspricht. Eine zierliche Schönheit mit rauchgrauen Augen, die Haare an den Spitzen feucht, schlanke Beine unter einem roten Seidenkleidchen.

Oh mein Gott. Jetzt erkenne ich sie. Vor Schreck fällt mir keine Antwort ein. Diese Haare, dieses Kleid. Es ist die Frau, die sich gerade öffentlich am Pool hat vögeln lassen. Ihre Wangen sind ein wenig gerötet, die Lippen glänzen feucht. Als würde sie noch im Nachglühen ihres Höhepunkts schwelgen.

Von ihrem Duft wird mir fast schwindelig, als sie die Hand ausstreckt und mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Eine beiläufige Geste, die sich so intim anfühlt, dass ich feuerrot werde. Diese Frau verströmt Charme und eine natürliche Sinnlichkeit, die mich einschüchtert und gleichzeitig fasziniert. Sie ist so, wie ich nie sein werde. Selbst in Lumpen gehüllt und von oben bis unten mit Schlamm beschmiert, würde sie noch die Blicke aller Männer auf sich ziehen.

Und ausgerechnet diese Frau, von deren Liebesleben ich dank der Poolvorstellung mehr weiß, als ich jemals wissen wollte, lädt mich zu einem Drink ein. Ihr Lächeln ist umwerfend. «Du siehst aus, als könntest du etwas Starkes gebrauchen.»

«Ähm», stottere ich geistreich.

«Ich bin Marlaine. Und wie heißt du?»

«Choice», bringe ich hervor.

«Choice? Wie süß.» Sie legt ihre Finger um mein Handgelenk und zieht mich mit sich. Diese Finger, die sich gerade noch im Haar ihres Liebhabers verkrallt haben, bevor er sich in ihr verströmte.

Wir lassen uns an einer japanisch gestylten Bar mit schwarz lackierten Holzgitterwänden und roten, samtbespannten Hockern nieder. «Was möchtest du trinken?», fragt sie.

«Eigentlich habe ich eher Hunger», entschlüpft es mir, bevor ich mir auf die Zunge beißen kann. Wie peinlich. Ausgerechnet vor dieser heißen Frau präsentiere ich mich als verfressenes Krümelmonster.

«Magst du Sushi?»

Ich nicke.