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Haben sich der christliche Glauben und die Menschen dazu in christliche Burgen zurückgezogen? Müssen die Christen und die Theologie ihre gemütlichen Komfortzonen verlassen? Ist die evangelische Theologie nicht mehr zeitgemäß? Der Autor Thomas Georg Imanuel Engelhardt geht in diesem Buch diesen Fragen nach. Was muß sich in Theologie und Kirchengemeinden ändern, um wieder fit zu werden für die Zukunft? Schließlich ist die Frohe Botschaft von Jesus Christus immer noch aktuell! Deshalb ruft Engelhardt mit seinen vielen Fragen und Thesen zu einer breiten Diskussion auf.
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Dieses Buch widme ich meinem Freund und Bruder in Christus,
Jacques Brunnschweiler, in Aigle, Schweiz!
Seit mehr als 50 Jahren kenne ich ihn und habe ihn schätzen gelernt, als hilfsbereiten Zimmernachbarn während unserer Studienzeit, als ernsthaften Diskussionspartner bei theologischen Themen, als Prediger, Diakon und Leiter der „Gastro Pastoral“ pour l’hotellerie et la restauration en Suisse romande.
Thomas G. I. Engelhardt, Großbeeren, Brandenburg, August 2023
Vorwort
I. Ausgangslage
II. Zeitenwende des christlichen Glaubens
III. Warum macht heute eine christliche Zeiten-wende Sinn?
IV. Ist-Zustand heutiger ev. Theologie
V. Kirche und Gesellschaft
VI. Hypothesen
& Herausforderungen zur Diskussion
1. Gott
2. Jesus
3. Bibel
4. Evangelium (Frohe Botschaft)
5. Taufe (Konfirmation)
6. Vaterunser
7. Sünde (Erbsünde oder Ursünde)
8. Kirche
9. Leben mit Gott (Ewiges Leben)
10. Politik und christlicher Glaube
11. Himmel und Hölle
VII. Schlussworte
VIII. Anmerkungen
IX. Quellenhinweise
X. Empfehlungen
Als Kastellan einer „christlichen“ Burg in diesem Land sehe ich mich nicht! Eher als deren Verteidiger unter Vielen. In all den Jahren habe ich zuweilen die Burg verlassen, um Menschen zu bewegen, in die „rettende“ Burg zu kommen, wie es meinem Auftrag entsprach! Leider ohne großen Erfolg! Die evangelisch, lutherische Botschaft scheint zu „stumpf“ geworden zu sein, als dass sich Menschen davon überzeugen lassen würden! Im Gegenteil, es kamen mir immer mehr Menschen entgegen, die die Geborgenheit der Burg verlassen hatten. Getaufte und konfirmierte Bewohner der Burg kehrten ihr den Rücken zu!? Auch sie ließen sich nicht umstimmen!
Jetzt stehe ich wieder auf dem „Wehrgang der Burganlagen“ und schaue ins Land hinaus und sinniere darüber nach, was eventuell Schuld an dieser Entwicklung sein könnte und was man verändern müsste, für eine „gesicherte“ Zukunft!?
Inzwischen werden Sie, als Leser, sicherlich bemerkt haben, dass ich von den christlichen Kirchen rede, und ich die Burgen nur als Symbol für meinen Aufsatz gewählt habe. Weil ich glaube, dass unsere Vorstellung von einer Burg und deren Geschichte am besten die heutige Situation der Kirchen und in gewisser Hinsicht unseren evangelisch, christlichen Glauben widerspiegeln.
Thomas G. I. Engelhardt
Nach der „Zeitenwende“-Rede von Bundeskanzler Scholz im Deutschen Bundestag im Februar 2022 musste man mit den neuen Gegebenheiten erst einmal klarkommen. Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine! An einen Krieg in Europa hatte eigentlich niemand mehr gedacht. Was für ein Rückfall in längst vergangene Zeiten, dachte man! Ein politisches Umdenken war nun vonnöten.
Wie würden die Auswirkungen einer solchen Zeitenwende mit allen Begleiterscheinungen wie Energiekrise, Unterbrechung von Lieferketten und Versorgungsengpässen, viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, neben weiteren Asylanten aus aller Herren Ländern die Menschen in diesem Lande beeinflussen oder belasten?
Nach der Corona Pandemie mit Lockdown, Home-Office, Mund-und Nasenschutz, Impfstress und täglichen Meldungen von Toten, sowie dem Klimawandel, kam nun auch noch die Inflation dazu! Keine Zeitung, keine Nachrichtensendung, die nicht diese Themen behandelte! Und das über Tage, Wochen und Monate! Man konnte es schon nicht mehr hören! Unsicherheit, Zukunftsängste und Depressionen machten sich breit. Eigentlich gute Zeiten für die Kirchen: Seelsorge, Trost und Hoffnung für die Menschen zu spenden? Den Menschen durch die Frohe Botschaft wieder Mut zu geben in ihrem Glauben!
Da kam mir die Überlegung: Wie sieht es eigentlich mit Kirche und Glauben heute bei uns aus? Haben die Menschen in diesen schweren Zeiten die Angebote der Kirchen genutzt? Für fast zwei Jahre während der Corona-Pandemie war dieses kaum möglich, da die Kirchen während der Lockdown-Phasen ebenfalls geschlossen waren; und die verordneten Kontakteinschränkungen taten ihr Übriges.
Aber welches Bild haben die Menschen heute von den großen christlichen Kirchen und wie stellt sich Kirche dar in unserer Gesellschaft? Haben sich die Christen „eingeigelt“ in einer „christlichen Burg“? Eine Festung, an der alle Kritik abprallt? Martin Luthers Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen“; könnte den Zustand so mancher Gemeinde heute gut umschreiben. Man ist sich wohl „selbst genug“? Man hört zuweilen sogar Äußerungen wie: „Dass diejenigen, die die „Burg“ verlassen und aus der Kirche ausgetreten wären, es ja wohl mit dem Glauben nicht so recht ernstgenommen hätten! Man spricht dabei von einem „vernünftigen Gesundschrumpfender Kirchen“; oder die „Spreu trennt sich vom Weizen“!? „Das waren ja alles nur Namens-Christen!“
Als langjähriger Prädikant der Evangelischen Landeskirche stelle ich zuweilen fest, dass viele Gottesdienstbesucher ausbleiben!?
Es bleibt niemandem verborgen; die Mitglieder beider großen Kirchen geben ihre Mitgliedschaft auf und verlassen scharenweise ihre Kirchen („und Burgen“). Sicherlich gibt es ganz unterschiedliche Gründe dafür. Aber geradezu verheerend wirken sich die sexuellen Übergriffe und deren Vertuschungen in beiden Kirchen aus! Eine kaum wieder gut zu machende Vertrauenskrise ist die Folge.
Anstatt diese Menschen direkt der Justiz zuzuführen, werden sie von ihren Vorgesetzten gedeckt, damit nur nichts an die Öffentlichkeit gerät! Nicht nur für die Opfer dieser Straftäter ist es ein absolutes „no go“, sondern auch eine große Anfechtung und kontinuierliches Leiden, für Viele innerhalb und auch außerhalb der Kirchen! Allein hierfür braucht es neue Strukturen, um solche Straftaten in Zukunft weitgehend zu verhindern! Denn für diejenigen, die „treu und brav“ ihren Dienst tun in Gemeinde, Schule und Diakonie, sind zutiefst von diesen Vorfällen betroffen! Es ist für viele Menschen einfach nicht zu verstehen, wie Leute, die in ihrem Dienst in der Verantwortung stehen vor Gott und den Menschen über Jahrzehnte hinweg, zu solchen unverzeilichen Fehltritten sich haben hinreißen lassen!
Auch die Unzufriedenheit innerhalb der katholischen Kirche wächst, weil vor allem Frauen weiterhin nicht für das Predigtamt zugelassen werden, bzw. in andere geistliche Ämter aufrücken dürfen; oder die wachsende Kritik am „Zölibat“. Aber auch das Festhalten an überkommenen theologischen Aussagen und Dogmen lässt die Menschen zunehmend daran zweifeln, ob die Kirchen sich noch auf dem „rechten“, zeitgemäßen Weg befinden.
Haben wir es hier mit einer fundamentalen kirchlichen Krise zu tun? Kommt das Christentum, kommen die christlichen Kirchen, in absehbarer Zeit an ein Ende ihrer Geschichte? Oder benötigt das Christentum eine theologische und ideologische Zeitenwende, um wieder ernstgenommen zu werden, und Menschen auch mit ihrem Verstand und ihren geistigen Fähigkeiten wieder mit Freuden und Verantwortung ihren Glauben leben können? Ich unterstelle einmal, dass vieles, was heute von den Kanzeln gepredigt wird („Ausnahmen bestätigen die Regel“), etwas für theologische Experten oder theologische „Nerds“ ist, und so gar nichts mit der Lebenswirklichkeit der Menschen unter der Kanzel zu tun hat; noch weniger mit denen, die gar nicht zum Gottesdienst kommen!?
Um halbwegs die theologischen „Winkelzüge“ zu verstehen, braucht es heute ein jahrelanges Studium: Altes und Neues Testament, Kirchen- und Dogmengeschichte, Systematische Theologie, Religionswissenschaften, Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft, Praktische Theologie: Predigt und Predigtlehre, Liturgik, Religionspädagogik, Seelsorge und Diakonie, das Graecum, Hebraicum und mindestens das kleine Latinum sind schon notwendig, um überhaupt „mitreden zu können“...!? Nur so kann man die Bibel richtig verstehen und theologisch deuten? Daraus resultiert schließlich ein „Club von Experten“ und solchen, die sich dafür halten. Alles „hochgradig kompliziert“ und in einer „absolut entrückten“ und elitären Sprache und darum für viele völlig unverständlich! Wie weit hat man sich dabei inzwischen von den Texten der Bibel entfernt und vom „einfachen“ Volk, dem „einfachen“ Bibelleser? Was ist mit den sog. „kirchenfernen“ Menschen? Wie kann man sie hereinholen in die christliche Gemeinschaft? Unser „schickes“ tolerantes Verhalten gegenüber Andersdenkenden wird dazu wohl kaum ausreichen!
Wenn man es genau nimmt, hat die theologische Zeitenwende des christlichen Glaubens spätestens schon mit der Reformation begonnen!