Chronik des Untergangs - Ramin Peymani - E-Book

Chronik des Untergangs E-Book

Ramin Peymani

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Beschreibung

Deutschland steuert auf den Abgrund zu. Ausgelöst durch eine Kanzlerin, deren Wirken allein darauf ausgerichtet ist, ihre Macht abzusichern, taumelt unsere Gesellschaft von einer herbei regierten Krise zur nächsten. Vor allem mit ihrer Migrationspolitik hat Angela Merkel das Land tief gespalten. Sie hatte gehofft, sich ein Denkmal setzen zu können. Bleiben wird aber lediglich die Gewissheit, dass sie kommenden Generationen eine erdrückende Hypothek aufgebürdet hat - finanziell ebenso, wie politisch und gesellschaftlich. Begleitet wird sie von Journalisten, die sich nicht mehr als nüchterne Berichterstatter, sondern als Lehrmeister mit Erziehungsauftrag verstehen. Haltung heißt das neue Zauberwort der Medien. Nicht mehr Fakten stehen im Vordergrund, sondern journalistische Einordnungen. Was als richtig zu gelten hat und was als falsch, wird Lesern und Zuschauern täglich aufs Neue eingetrichtert. Die aufdringliche Belehrung ist heute zentraler Bestandteil dessen, was als Nachricht überbracht wird, aber im Grunde nicht mehr ist als ein Kommentar. Die unheilige Allianz aus Medienschaffenden und Berufspolitikern führt dazu, dass Journalisten inzwischen nicht mehr die Regierenden kritisch begleiten, sondern deren Wähler. In ihrer Überheblichkeit glauben sie, Nachrichtenkonsumenten müsse nur genügend Nachhilfe erteilt werden, damit sie die Richtigkeit politischen Handelns verstehen. Das gilt vor allem für die gescheiterten Politikfelder Energie, Umwelt und Migration. Die Mechanismen sind denen der beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts erschreckend ähnlich. Es ist bald zu spät für ein Umsteuern. Grüner, linker und religiöser Fanatismus sind Vorboten eines neuen faschistischen Systems. Lassen wir nicht zu, dass ein solches ein drittes Mal in weniger als 100 Jahren auf deutschem Boden errichtet wird. Dieses Buch soll einen Beitrag dazu leisten. Es zeigt an einer Fülle von Beispielen aus dem Alltag eines Jahres, wie sehr Demokratie und Rechtsstaat in Gefahr geraten sind, aber auch, wie wir das Schlimmste noch abwenden können. Mit einem Gastbeitrag des langjährigen "Spiegel"-Korrespondenten MATTHIAS MATUSSEK und einem Schlusswort der Bürgerrechtlerin VERA LENGSFELD.

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Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2019

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MIT EINEM GASTBEITRAG VON

MATTHIAS MATUSSEK

UND EINEM SCHLUSSWORT VON

VERA LENGSFELD

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gastbeitrag von Matthias Matussek

Der deutsche Journalismus und die Ersatzreligion Antifaschismus

Sinnloses Sterben

Der naive Umgang mit einem fremden Menschenbild

Ideologie statt Information

Wenn Schmähungen zu Nachrichten werden

SPD am Ziel

Der Angriff auf Grenzen und Geldbeutel

"Migration ist keine Flucht"

Die plumpe Imagekampagne des Bundespräsidenten

Das Lautsprecher-Urteil

Die halbherzige Zurückweisung des politischen Islams

Hemmungsloser Hass

Der Missbrauch eines behinderten Andersdenkenden

The Walking Dead

Die gefährlichen Untoten der Berliner Republik

Der verhinderte Marsch

Wenn der Staat das Recht nicht mehr schützt

Tafel am Pranger

Jagd auf die Verweigerer des Refugees-First-Befehls

Angriff der Allianz

Keine Spur von deutschen Demokraten

Die Causa Suhrkamp

Das Autorenopfer auf dem Altar der Einheitsmeinung

Die vermiedene Debatte

Merkels geistlose Antwort auf die Islam-Frage

Erfundene Massenzustimmung

Wie die Journaille eine Staatsstudie missbraucht

Jagd auf Facebook

Die Grünen wollen die Politik vorm Internet schützen

Münster und Cottbus

Was die Berichterstattung über die Presse verrät

Der Kampf um Syrien

Ein Land als Spielball geostrategischer Interessen

Kriminalität in Deutschland

Wenn Journalisten keine Fragen stellen wollen

The Lame Duck

Angela Merkels Reise in die eigene Bedeutungslosigkeit

Merkel und die Folgen

In Ellwangen eskaliert die Willkommenskultur

Der Fall Eichbaum

Wie der Islam den öffentlichen Raum erobert

Lug und Trug

Wer wagt es, den Asylsumpf endlich trockenzulegen?

Merkels Leibwächter

Wieso die Grünen den BAMF-Ausschuss verhindern

Der zügellose Parteienstaat

Immer mehr Geld für immer weniger Demokratie

Abpfiff für Schwarz-Rot-Gold

Die Angst der Politik vor der nationalen Identität

Der Sieg des Sultans

Die Türkei auf dem Weg in Erdoğans Kalifat

Alles nur heiße Luft

Europas fauler Asylkompromiss und seine Folgen

"Die Zerstörerin der EU"

Auch Amerikas Linke wollen Merkels Rücktritt

Kampf um einen Gefährder

Tunesien ringt mit dem links-grünen Deutschland

Das Milliardenspiel

Was uns die Parteien und Abgeordneten kosten

Die Armutskrieger

Afrikas Desperados stürmen Europas Grenzanlagen

Grüne Hitzewallungen

Wenn die Propaganda das Wetter zum Klima macht

Alles Käse(r)

Siemens als Sprachrohr der Bundesregierung

Teletubbies in Berlin

Die ARD trimmt ihre Zuschauer auf Vorschulniveau

Schwindelerregende Staatspropaganda

Der SPIEGEL im Stil des SED-Politbüros

Spiel mit dem Feuer

Die gefährliche Hexenjagd von Politik und Medien

Das Ablenkungsmanöver

Wenn Gewalt durch Migranten kein Thema sein darf

Die Hetzer

Eine Debatte zeigt, auf welcher Seite der Hass regiert

Plumpe Propaganda

Medien und Künstler kämpfen gegen die Demokratie

Abschied auf Raten

Der Springer-Konzern bereitet das Ende Merkels vor

Annegret ante Portas

Warum Merkels Abgang keine Wende bringen wird

Unteilbar intolerant

Die Pöbelherrschaft lässt keine Andersdenkenden zu

Grünes Hauptquartier

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Wahlkampf

Die Migrationsmacht

Wie sich die UN über geltendes Recht hinwegsetzt

Die Unmoralischen

Heuchelnde Politiker und beschützte Vergewaltiger

Der teuflische Pakt

Die Offensive nach dem Scheitern des Totschweigens

Peinliche Lobhudeleien

Ein inszeniertes Halleluja und die Angst vor Merz

Wahlbetrug in Frankfurt

Die "Pannen" links-grüner Gesinnungstäter

Das "Brexit"-Gerangel

Großbritanniens Befreiungsversuch von der EU

Von wegen gemeinnützig

Handelt die Deutsche Umwelthilfe betrügerisch?

Die Spontanausladung

Kein Talk in SAT.1 zur Deutschen Umwelthilfe

Milchkannen telefonieren nicht

Wenn der Fortschritt der Politik im Weg steht

Neues von der Islamkonferenz

Nicht genug Extrawürste auf dem Speiseplan

Ausgemerzt

Das System Merkel entledigt sich seiner Widersacher

Das "Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz"

Macht es doch endlich wie Kanada!

Aktivisten statt Journalisten

Warum die Millennials in den Medien schädlich sind

Öffentlich-rechtliche Gier

Immer mehr Geld für immer mehr Propaganda

Schlusswort von Vera Lengsfeld

Die Lüge als Machtinstrument

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Johann Paul Friedrich Richter, deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge (1763-1825)

Vorwort

Die Uhr tickt

Die Spaltung Europas ist weit vorangeschritten. Sie lässt sich überall mit Händen greifen. Wo immer wir in diesen Tagen hinschauen, erleben wir, wie sich unterschiedliche politische Auffassungen unversöhnlich gegenüberstehen. Das unwürdige Gezerre um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der unseriöse Schuldenkurs Italiens, die Anti-Brüssel-Allianz osteuropäischer Staaten und die Reibereien rund um die Errichtung der von den Südländern geforderten Euro-Transferunion sind nur einige Beispiele dafür, wie schlecht es um ein gedeihliches Zusammenleben auf unserem Kontinent bestellt ist. Aber auch die Gesellschaften in den Staaten Europas sind zerrissen. Die Eckpfeiler der Demokratie bröckeln.

Nach den Gründen muss man nicht lange suchen: Es ist in erster Linie die Migrationspolitik der sogenannten Eliten, die viele Menschen auf die Barrikaden getrieben und die politischen Lager gegeneinander aufgebracht hat. Wie kein anderes Thema zuvor, hat die Zuwanderung der letzten Jahre, die in ihrem Wesen eine arabisch-orientalische Völkerwanderung ist, die europäischen Nationen gespalten. Der Riss entzweit ganze Familien, zerstört langjährige Freundschaften und zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Das Vertrauen in den Staat schwindet, wozu ein Brüsseler Zentralapparat beiträgt, der nationale Parlamente zu Befehlsempfängern degradiert.

Längst werden die wichtigsten Entscheidungen in europäischen Nachtsitzungen der Staats- und Regierungschefs gefällt, nicht selten in noch kleineren Runden. Zwar wird der Kungelclub mittlerweile von Österreich, Italien und einigen osteuropäischen Ländern ein wenig aufgemischt, doch lassen sich die EU-Granden in ihrer Selbstherrlichkeit davon kaum beirren. Das Europäische Parlament, das ein ziemlich zahnloser Tiger ist, stört ihre Kreise sowieso nicht. Und auch die Parlamente der Mitgliedsstaaten haben nur wenig Mitsprache beim Brüsseler Geklüngel, das angeblich gut für uns EU-Bürger sein soll, aber vor allem zur Abschaffung von Leistungsanreizen führt.

Wann genau die sogenannte politische Elite beschlossen hat, sich vom Leistungsgedanken zu verabschieden, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Kontinuierlich wird jedoch auf allen Ebenen daran gearbeitet, diejenigen, die den Wohlstand erwirtschaften, immer mehr zur Ader zu lassen, um ihn auch allen anderen zukommen zu lassen – wie immer es um deren eigene Bereitschaft bestellt sein mag, etwas dafür zu tun. Umverteilungssysteme sind das Manna der Politik, und so widmen die Verantwortlichen ihre Aufmerksamkeit nicht etwa der Frage, wie der Staat effizient geführt, die Infrastruktur modernisiert oder die Sicherheit der Bürger gestärkt, sondern mithilfe welcher Transfermechanismen Gelder umgelenkt werden können. Nur noch darum scheint es zu gehen. Wehmütig erinnert man sich an eine Politikergeneration, die gestalten und nicht bloß umverteilen wollte.

Jene Politiker stellten ihre Überzeugungen über das Amt, weil sie sich im Gegensatz zum überwiegenden Teil der heutigen Berufspolitik weder über ihre Partei definieren noch von der Politik leben mussten. Zu dieser Generation gehörte Gerhard Schröder. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er der Vernunft den Vorzug gegenüber der Ideologie gab. Den heutigen Karrieristen dürfte das politische Ende des Arbeitsmarktreformers ein warnendes Beispiel sein. Schröder wurde von seiner eigenen Partei aus dem Amt getrieben, weil er sich auf das Leistungsprinzip besonnen und die soziale Hängematte kräftig durchgelüftet hatte. Derlei Anwandlungen gelten heute erst recht als Hochverrat. Kein Politiker würde es im Jahr 2019 noch wagen, irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe etwas abzuverlangen, die sich als benachteiligt verstehen darf.

Während Deutschlands "politische Elite" also nach Wegen sucht, um möglichst viele der Arbeitsmarktreformen zurückzunehmen, weil sie dem Alimentierungsgedanken zuwiderlaufen, unterstützt sie die Errichtung immer neuer Transfersysteme auf internationaler Ebene. Diese werden seit der Finanzkrise in der Europäischen Union und ganz besonders im Euro-Währungsraum konsequent installiert. Misswirtschaft wird belohnt, Leistung bestraft. Sie kennen das ja vom Länderfinanzausgleich und wissen: Egal, wie sehr Sie sich anstrengen – Sie dürfen sicher sein, dass der von Ihnen und Ihren fleißigen Nachbarn erwirtschaftete Überschuss am Ende woanders landet. Fleiß und umsichtiges Haushalten werden längst nicht mehr belohnt.

Während bei Ihnen das Schwimmbad schließt, kulturelle Veranstaltungen rar werden und Straßen verrotten, freut sich anderswo jemand über Transferzahlungen, die seine Politiker aus der Verantwortung entlassen, die Lage zum Besseren zu wenden. Dieser jemand sitzt künftig jedoch nicht mehr nur in einer der strukturschwachen Regionen Deutschlands, für die der Finanzausgleich ursprünglich einmal gedacht war, auch nicht mehr nur in einem Vorort von Athen, sondern vielleicht in einer Lehmhütte in Asmara oder in einem der Armenviertel von Damaskus. Mit Ihren Steuern finanzieren Sie dort Korruption und Misswirtschaft – ohne, dass die von Ihnen gewählten Volksvertreter eine Mitsprache bei der Mittelverwendung hätten. Nachhaltige Effekte und strukturelle Verbesserungen sind auf diesem Wege wohl kaum zu erzielen.

Die Umverteilungsmaschine läuft heiß. Denn naturgemäß ist die Zahl der Nehmerländer um ein Vielfaches größer als die der Geberländer. Entwicklungshilfe soll aber heute nicht mehr nur über Transfers in arme Länder erfolgen – sie soll künftig am Ort der Geldschöpfung stattfinden. Dazu haben die Vereinten Nationen eigens einen Migrations- und einen Flüchtlingspakt geschaffen, denen sich der allergrößte Teil der UN-Mitgliedsstaaten angeschlossen hat. Fast alle Staaten profitieren von den Verabredungen. Einige wenige Unterzeichner, darunter Deutschland, werden jedoch die Hauptlast zu tragen haben, nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich. Sie sollen künftig ihre Schleusen für Migranten aus aller Welt öffnen.

Nie zuvor hat die Menschheit ein gewaltigeres Umverteilungssystem gesehen. Es gefährdet alle Errungenschaften moderner Staatswesen und sorgt für immer größere gesellschaftliche Konflikte. Wie sollen einige wenige Leistungserbringer genügend Mittel erwirtschaften, um eine dreistellige Zahl von Ländern und damit ein Milliardenheer an Leistungsempfängern zu finanzieren? Das Abenteuer kann nicht gelingen, und die Verantwortlichen dürften das wissen. Vielleicht trösten sie sich damit, dass sie den Ausgang ihres waghalsigen Experiments nicht mehr erleben werden. Künftigen Generationen hinterlassen sie jedoch eine konfliktträchtige Gemengelage, in der es nur Verlierer geben wird.

Ebenso absurd ist die religionsgleiche Obsession der politisch Verantwortlichen für die angebliche Klimarettung. Seit mehr als zwei Jahrzehnten trichtern sie uns ein, wir seien schuld am Klimawandel. Nun wird niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass sich das Klima verändert. Die Frage ist aber doch, welchen Anteil der Mensch daran hat und wie sinnvoll es ist, einzelnen Spurengasen den Garaus machen zu wollen. Längst hat das Mantra vom menschengemachten Klimawandel derart tief verfangen, dass eine sachliche Diskussion unmöglich geworden ist. Das Thema eignet sich wie kaum ein anderes als Herrschaftsinstrument, mit dem jedwede Gängelung, jede noch so verrückte Steuer und sogar Sprechverbote gerechtfertigt werden können. Und wie man es bei einer radikalen Religion vermuten würde, gilt Widerspruch als Blasphemie.

Es ist kaum vorstellbar, dass es bald eine Umkehr auf den beschrittenen Irrwegen geben könnte. Und so werden die Gravitationskräfte sich weiter beschleunigen, die unsere Demokratie schon heute zu zerreißen drohen. Hoffnung lässt sich nur daraus schöpfen, dass es immer noch Länder mit Einfluss gibt, die sich dem Treiben entgegenstellen, allen voran die Vereinigten Staaten. Und es gibt um uns herum Nationen, in denen – anders als hierzulande – Bürger zu Zehntausenden bereit sind, gegen eine politische Führung auf die Straße zu gehen, die ihren Amtseid mit Füßen tritt und sich einer fremden Agenda andient.

Doch die Uhr tickt. Sind die Euro-Umverteilungs-, UN-Migrationszuführungs- und EU-Zentralisierungssysteme erst einmal vollständig ausgebildet, wird keine Macht der Erde diese noch ohne Blutvergießen revidieren können. Auf dem Weg dorthin wird die freie Meinungsäußerung immer weiter beschnitten. Zweifler werden in einem perfiden Zusammenspiel von Medien und Politik isoliert und mundtot gemacht. Vor allem Kritik an der Zuwanderung soll ausdrücklich sanktioniert werden. So will es der UN-Migrationspakt, der klare Vorgaben zur Berichterstattung macht. Es ist längst fünf vor zwölf, und es liegt an jedem Einzelnen von uns, wie es weitergeht. Dieses Buch zeigt an mehr als fünfzig Beispielen, wie nah uns ideologisierte Journalisten, realitätsverleugnende Politiker und global operierende Nichtregierungsorganisationen bereits an den Abgrund geführt haben, aber auch, wie wir das scheinbar Unaufhaltsame vielleicht doch noch abwenden können.

Gastbeitrag von Matthias Matussek

Der deutsche Journalismus und die Ersatzreligion Antifaschismus

Nicht erst seit der Reporter Relotius im "Spiegel" als Fälscher aufflog, ist der deutsche Journalismus in der Krise. Er hat Schlagseite. Und die nennt sich "Haltung". Linke Haltung. Doch zunächst zu einem Missverständnis, das den "Spiegel" in den letzten Jahren geprägt hat. Es ist der Satz des Herausgebers Rudolf Augstein, der sagte: "Im Zweifel links". Rudolf hat diesen Satz in Zeiten geprägt, als Regierungen wie selbstverständlich konservativ oder rechts waren. Er wollte sagen: "Im Zweifel gegen die Macht." Er wollte mit seinem Magazin die widerständige Kontrolle sein, die vierte Macht im Staate, so stolz war er. Nun ist "links", besser gesagt der Utopismus, längst zur Regierungspolitik verkommen, zum Salontralala, zur Rhetorik auch auf Kirchenkanzeln, in Pressekonferenzen oder auf Gipfeln.

Rudolf Augstein wäre nicht mit den Maulkörben für kritische Journalisten einverstanden gewesen, mit all den Sprachregelungen, die unter dem Label "Hate Speech" alles aus dem Verkehr ziehen, was gegen die Regierung und ihre Vertreter polemisiert. Überhaupt nicht vorstellbar, dass Rudolf einen Titel wie denjenigen genehmigt hätte, mit dem sich eine schülerhaft-romantische Chefredaktion des "Spiegel" zum G 20-Gipfel in Streetfighter verwandelte und den Schulterschluss mit den Steinewerfern suchte. Der Titel damals, erst zwei Jahre her, zeigte einen bösen, knurrenden Wolf (das Kapital) und eine Hand, die ihm die Weltkugel aus dem Maul nehmen will. Überschrift: "Traut euch!" Kleiner darunter: "Radikal denken, entschlossen handeln, nur so ist die Welt noch zu retten." Die Bilanz des "radikalen Denkens" damals: Fast 500 Beamte und eine unbekannte Zahl an Demonstranten verletzt, Geschäfte geplündert, Autos angezündet, Straßen verwüstet. Nein, sein "Spiegel" sollte ein Sturmgeschütz der Demokratie sein und keine linke Stimmungskapelle.

Stefan Aust war Augsteins kongenialer Nachfolger, von ihm persönlich inthronisiert. Er galt als rechts und wirtschaftsfreundlich, er war zum Beispiel entschlossen gegen die Verspargelung der Landschaft durch Windräder, und er war unter anderem (bei bestimmten Frauen im Haus) mit meiner Nominierung zum Kulturchef zur Reizfigur geworden. 2008 musste er gehen. Mit Aust wurde auch ich meines Postens als Kulturchef enthoben, denn ich hatte entschlossen auf konservative Themen gesetzt. Von der neuen Chefredaktion kam die Anweisung, dass ich von nun an die Finger von Stoffen wie Nation oder Glauben zu lassen hätte – mir gelang es, diese Themen nach meiner Demission auf Umwegen, etwa im Titel über Hermann Hesse oder einem langen Essay über Georg Büchner, ins Heft zu schmuggeln. Ich hielt noch ein paar Jahre länger als Aust durch. Vor fünf Jahren nahm ich endgültig Abschied. Der "Spiegel" gefiel sich zunehmend in ideologisch getönter Gefühlssoße und hatte Fachkräfte, die lieferten. Alle spürten, was erwartet wurde.

In dem nun aufgeflogenen Fall des vielfach preisgekrönten Reporters und Serienfälschers Claas Relotius meinte einer der Kollegen, man hätte doch nur mal seine Spesenabrechnungen überprüfen müssen. Zum Beispiel, was Flüge in die USA angeht. Mietwagen-Abrechnungen und so weiter. "Aber Spesen", fügte der Kollege seufzend hinzu, "werden nur dann überprüft, wenn der Betrieb vermeiden will, allzu hohe Abfindungen zu zahlen. Zum Beispiel an Leute wie dich." Bei mir waren es nicht genehmigte Taxifahrten und unangemeldete Auftritte in Talkshows, bei Aust ging es um ein paar Reitstiefel. Aber man bemüht doch die Spesenabteilung nicht, um einen journalistischen Hochstapler im eigenen Hause zu überführen!

Was hätte man überprüfen können am Einstieg zur Geschichte "Die letzte Zeugin", die komplett erfunden war, einer Geschichte über Gayle Gladdis, eine Frau, die sich Hinrichtungen anschaut? Sie macht sich auf, "...um einen Mann, den sie nicht kennt, sterben zu sehen. Sie verriegelt die Tür, dreht den Schlüssel dreimal um, dann geht sie eine menschenleere Straße entlang, zum Busbahnhof. Sie besorgt sich ein Greyhound-Ticket für 141 Dollar nach Huntsville, Texas, und zurück." Allenfalls ließe sich doch überprüfen, ob das Greyhound-Ticket tatsächlich 141 Dollar kostet. Aber doch nicht, ob der Reporter überhaupt je mit dieser Frau gesprochen hat, oder mit ihr im Bus gesessen hat oder überhaupt zu diesem Zweck in den USA war. Die Reportage "Die letzte Zeugin" lief gut, Schulterklopfen von allen Seiten.

Claas Relotius’ Geschichten spielten meist in den USA, wo sich kein Mensch um die deutsche Presse kümmert, und wo man den "Spiegel" gerne mit dem "Spiegel-Catalogue" verwechselt, der Unterwäsche vertreibt, zumindest in den Jahren, in denen ich in New York als Korrespondent arbeitete. Mittlerweile allerdings ist der "Spiegel" auch in den USA ein Begriff. Der US-Botschafter protestierte bereits gegen die Verleumdungen, denen die Einwohner von Fergus Falls ausgesetzt waren, und auch gegen die regierungsfeindliche Gesamttendenz. Schließich handelt es sich beim "Spiegel" um jenes Blatt, das nach der Wahl von Trump zum US-Präsidenten auf dem Titel eine auf die Erde zurasenden Supernova in Form von Trumps Kopf zeigte mit der Zeile: "Das Ende der Welt".

Die Bewohner von Fergus Falls übrigens hatten sich in E-Mails und Twitter gegen die Unterstellungen gewehrt. Vom "Spiegel" keine Resonanz. Hatte er nicht die Leserschaft im Tal des Misstrauens an der Presse allgemein und am "Spiegel" im Besonderen dazu aufgerufen, "zu schreiben, sich zu melden, zu kritisieren"? Offenbar nur ein leeres Angebot in einem selbstgerechten Vakuum. Für die übel verleumdeten Bewohner von Fergus Falls hieß es im "Spiegel": Kein Anschluss unter dieser Nummer. Sollten sie nun vor ein US-Gericht ziehen, könnte das sehr, sehr teuer werden.

In Reportagen werden oft Schicksale in einer Eindringlichkeit erzählt, die durchaus Spielfilm-Qualität hat – und sie genau deswegen unterhaltsam macht. Als Schnibbens Reporterpreis, den dieser in Konkurrenz zum Nannen-Preis gegründet hatte, an die Relotius-Lügengeschichte "Zwei Königskinder" fiel, jubelte Jurorin und Laudatorin Patricia Riekel mit Recht: "Erst in der Nahaufnahme durch die erschütternde Reportage von Claas Relotius bekommen sie ein Gesicht, eine Geschichte. Ahmed und Alin, Bruder und Schwester, zwölf und 13 Jahre alt. Kriegswaisen aus Syrien, deren Flucht vor den Bomben in Anatolien endet, wo sie als Arbeitssklaven ausgebeutet werden…".

Das Mädchen Alin singt das Lied von den zwei Königskindern. Sehr fraglich, ob es dieses Lied im Syrischen gibt. Und noch fraglicher, ob es Alin gibt. In ihren Träumen erscheine ihr, so heißt es im Vorspann, manchmal Angela Merkel. Großartig. Eine eindringliche Geschichte und im Nachhinein eindringlicher Kitsch. Linker Gesinnungskitsch. Und folgerichtig verwandelt Riekel den Elfmeter, den ihr Relotius’ Märchen geschenkt hat, donnernd ins Gewissen der Nation: "Uns Deutsche hat kein Thema in den letzten Jahren so beschäftigt, und auch entzweit, wie die Frage, wie viele Flüchtlinge wir aufnehmen und verkraften können. Manchmal wird man ja gefragt, was man als Erstes tun würde, wenn man Deutschland für einen Tag regieren würde. Ich würde ein Gesetz erlassen, dass die Reportage ‘Königskinder’ zur Pflichtlektüre für alle Politiker wird." Relotius‘ Märchen sind kein Argument gegen eine gut erzählte Reportage. Sie sollte nur stimmen. Und, wenn möglich, gegen allzu feste Gewissheiten anschreiben, denn nur das macht aufklärerischen Sinn.

Journalisten sind Mythenfabrikanten, am liebsten in eigener Sache. In der neuen "Spiegel"-Affäre geht es darum, dass die Fälscherei doch bitte nicht den Rest des linken Stimmungsdampfers kaputt machen dürfe, und all die anderen Geleitzüge, denn der "Spiegel" stampfte auch hier voran, die anderen Blätter zogen nach. Deshalb sprang die "Süddeutsche Zeitung" sofort mit ihren Sanitätskoffern ein, als ein Brief mit dem "Lügenpressevorwurf" (welche Bestätigung!) die Redaktion erreichte, denn, ja, auch die "SZ" ist unter den von Relotius’ Märchen Geschädigten. Sie reagiert in gewohnter Weise – mit dem Hinweis auf die rechte Gefahr. Der "zornige Leserbriefschreiber" wird regelrecht abgewatscht: "Diesen Zorn haben rechte Populisten mit ‘Lügenpresse’-Rufen gegen ihnen unliebsame Berichterstatter strategisch geschürt. So klar wie unanständig also, dass AfD-Politiker den Einzelfall Relotius sofort als Beleg für die angebliche Dysfunktionalität der Qualitätspresse werteten."

Ich vermute an dieser Stelle einfach mal, dass hier die Angst vor dem Paradigmenwechsel laut wird. Und dass sich der Tonfall ändern wird. Ich vermute auch, dass sich der "Spiegel", ähnlich wie der "Stern", von diesem Skandal im Kern nicht erholen wird, der Stimmungsdampfer der Linken ist – wie damals der "Stern" – von innen leckgeschlagen worden.

Die "SZ" resümierte: "Was bleibt, ist Verunsicherung. In Zeiten, in denen anonyme Websites mit Servern auf fernen Kontinenten, aber auch Meinungsmacher und politische Akteure Propaganda, Hetze und Hass verbreiten, sind Qualitätsmedien als Garanten für saubere Recherchen, transparente Quellen und strenge Kontrollen wichtiger denn je." Dabei lieferte Relotius – das ist das eigentlich Interessante – ganz schlicht und einfach passgenau das, was die Auftraggeber erwarteten. Er war der Dealer, der sagen konnte: "Ich hab genau den Stoff dabei, den du brauchst." Und er lieferte allen Seiten, zum Beispiel auch der als rechts verschrienen Weltwoche in Zürich. Der "Spiegel" war versessen auf anderen Stoff? Kein Problem. Relotius produzierte konsumentengerecht, bei nahezu jeder Gelegenheit, wie bei seinem "Interview" mit der 99-jährigen Traute Lafrenz, der "Überlebenden", einer Freundin von Hans Scholl. Diese, so lässt er sie sagen, habe die Vorgänge in Chemnitz verfolgt, Menschen die den Hitlergruß machen: "In einer amerikanischen Zeitung habe ich aktuelle Fotos aus Deutschland gesehen – mir ist ganz kalt geworden."

Nun, hier allerdings hätte die Dokumentationsabteilung des "Spiegel" stutzig werden können, denn die angesprochenen Fotos waren in der deutschen Presse erst nach diesem Interview aufgetaucht und nur in Deutschland. Doch Relotius legte Lafrenz in den Mund, was alle gern gelesen hätten, die Kanzlerin und Heiko Maas und die Antifa wie alle gratismutigen "Gegen rechts"-Kämpfer: "Deutsche, die streckten auf offener Straße den rechten Arm zum Hitlergruß, wie früher. Ich bin alt, aber ich bekomme ja alles mit. Die Art, in der jetzt über Flüchtlinge geredet wird wie über Kriminelle oder Vieh, da werde ich hellhörig. Ich weiß auch, was Politiker im Bundestag nun wieder so sagen. ‘Lügenpresse’, ‘Volksverräter’, ‘Stolz auf die Wehrmacht’. Diese Leute wissen ja gar nicht, wovon sie reden, aber sie benutzen die gleichen Tricks. So fängt es an."

Alles erlogen. "Er hat sie benutzt, er hat diese Widerständlerin missbraucht", meint einer von Relotuis’ Kollegen, "das nehme ich ihm besonders übel". Und dann fügt er hinzu: "Ein bisschen neidisch ist man schon geworden, man hat sich gefragt: Wo hat er diese tollen Themen her? Und wie sagenhaft detailreich er das aufgeschrieben hat!" Ressortleiter Fichtner in seiner "Offenlegung über den Betrüger im eigenen Hause": „Als Redakteur, als Ressortleiter, der solche Texte frisch bekommt, spürt man zuerst nicht Zweifeln nach, sondern freut sich über die gute Ware. Es geht um eine Beurteilung nach handwerklichen Kriterien, um Dramaturgie, um stimmige Sprachbilder, es geht nicht um die Frage: Stimmt das alles überhaupt?" In der Geschichte um die Königskinder allerdings müssten er und die Chefredaktion sowie Ressortleiter Matthias Geyer, zu deren Aufgaben Titel und Vorspänne gehören, von einem Zuckerschock geschüttelt worden sein.

Im "Spiegel" ging es in den letzten Jahren nicht mehr darum, Fakten zu präsentieren, sondern um Haltung, und das berührt eine viel tiefere Krise des Journalismus. Das jüngste Buch der "Panorama"-Chefin Anja Reschke heißt "Haltung zeigen". Im Netz hatte ein Spaßvogel das Cover mit dem Aufdruck versehen: "Vorwort Claas Relotius". Nur ein dummer Witz, oder ein versteckter Hinweis darauf, dass der Spiegelfälscher mit der Panorama-Redakteurin Pia Lenz liiert ist?

Haltung beginnt, wo das Faktensammeln aufgehört hat. Haltung ist ein Erziehungsprojekt, und wir wissen, dass Journalisten in Deutschland zu drei Vierteln links oder grün wählen. "Haltung" scheint daher zum obersten journalistischen Gebot zu werden, jener würzige ideologische Zusatz, mit dem sich Presse-Erzeugnisse heutzutage zu unterscheiden versuchen. Die Nachrichten sind überall die gleichen, die "mutige" Haltung (oder Gesinnung oder Propaganda) soll den Unterschied machen. Das Paradox dabei: Sie deckt sich dieser Tage zufälligerweise mit den Strategien der Regierung. Womit der Distinktionsgewinn wieder verspielt wäre.

Wahre Haltung wäre die Einschaltung des gesunden Menschenverstands. Haltung hieße, die Hacken einzugraben gegen den Strom. "Haltung zeigen" wäre es doch, die Folgen der deutschen Grenzenlosigkeit, die Auflösung der Nation zumindest infrage zu stellen und den deutschen Selbsthass der Linken zu thematisieren. Haltung wäre zum Beispiel, den doch von allen bewunderten Helmut Schmidt zu zitieren, der sagte: "Die deutschen linken Intellektuellen, die zum Teil ihr eigenes Volk nicht lieben können und nicht leiden mögen, irren sich, wenn sie glauben, weil sie selbst auf die Nation verzichten können, sollten auch die übrigen 98 Prozent des deutschen Volkes darauf verzichten." Haltung also wäre es, die Rechtsbrüche der Regierung auch im eigenen Blatt zu kritisieren und die einsame Kanzlerentscheidung über die Köpfe des Wählers hinweg, statt all das mit humanitärem Kitsch zuzukleistern. Unter Augstein wäre das sicher geschehen, unter Aust ebenfalls – brillant hat er in der "Welt am Sonntag" dazu Stellung genommen. Doch noch fährt der Ozeandampfer "Spiegel", leckgeschlagen, auf dem altem Kurs. Er wird einen großen Wendekreis benötigen.

Cordt Schnibben, der Reportage-Erfinder des "Spiegel", hat mittlerweile eine "Reporter-Fabrik" aufgezogen, wo er seinen Adepten genau jene linken Bausteine einbimst, mit denen der Weg zum Erfolg gepflastert ist – die Yellow Brick Road, die die kleine Dorothy im gleichnamigen Musical beschreitet, um zur smaragdenen Stadt zu kommen. Mit dem Anreizsystem, mit dem der "Spiegel" den linken Kitsch befeuert, mag es Relotius schwergefallen sein, den Versuchungen zur Dramatisierung, zur Erfindung, zur Fälschung zu widerstehen. Ein Opfer war er indes nicht, auch wenn einige ihn als solches beklagen. Doch der Betrieb, dessen Modellbauweisen Relotius mit seinen Lügen nach Maß bis zur Karikatur verdeutlicht hat, bietet Solidarität auf, denn er weiß, der Fall wird diese Abart des erzieherischen Journalismus ein für allemal beerdigen. Der Vertrauensverlust des Publikums, ohnehin groß, wird in Potenz zunehmen und weiterhin Auflagen wegschmelzen lassen.

Mit Relotius, der nun "vor den Scherben seiner beruflichen Existenz steht" ("Süddeutsche"), der offenbar "mental erkrankt ist", wird der Schulterschluss gesucht. Den Vogel schießt Julia Stein vom "NDR", Leiterin des Netzwerks Recherche, ab: "Wir sehen in Claas #Relotius nicht einen Feind, sondern einen von uns, der mental in Not geraten ist und dann zu den falschen, grundfalschen Mitteln griff. Er hat auch unser Mitgefühl ... Er hat betrogen, wir haben uns betrügen lassen." Natürlich ist er kein Feind, er war ein äußerst fantasievoller Kampfgefährte, wenn es zum Beispiel darum ging, die Bewohner von Fergus Falls, in der Mehrheit Trump-Wähler, als genau die Deppen vorzuführen, als die man sich in Hamburg die Trump-Wähler eben so vorstellt. Nun ist ein "Spiegel"-Redakteur dort hingefahren und kam mit dem überraschenden Befund zurück: "Drei Tage im echten Fergus Falls, nicht im erfundenen, sind eine Lektion in Demut. Natürlich hat auch diese Stadt ihre Probleme, aber die Leute strengen sich an, sie sind freundlich, sie arbeiten hart. Die Mehrheit hat für Donald Trump gestimmt, ja, und die Menschen sind wesentlich interessanter, vielschichtiger als die Karikaturen, die Relotius aus ihnen gemacht hat." Was für eine aufregende, weil unerwartete Reportage das geworden wäre! Sind diese Zeilen mehr als Schadensbegrenzung? Wird es möglich sein, auch Zielscheiben der eigenen Vorurteile im eigenen Lande in Zukunft vielschichtiger zu malen?

Bei den öffentlich-rechtlichen Politmagazinen scheint die selbstgerechte Verfügung über die Wahrheit noch auf vollen Zylindern zu laufen. "Monitor"-Chef Georg Restle hat ein Plädoyer ins Netz gestellt, das einen "werteorientierten Journalismus" fordert. "Menschenrechte und Humanismus als Teil einer sterbenden Epoche? Als dumme Idee? Gegen solche Auffassungen werde ich mich immer zur Wehr setzen, auch und gerade als Journalist." Dem Credo von Hans Joachim Friedrichs über den Journalisten, der sich mit keiner Sache gemein machen dürfe, auch nicht mit der guten, stellt Restle die Figur des Kämpfers entgegen, der sich zum "Anwalt der Geschmähten und Unterdrückten" machen solle, nach dem Vorbild des Reporter-Idols Egon Erwin Kisch, dem Roten Brigadisten, nach dem der Journalistenpreis des "Stern" benannt wurde. Das also wäre Klassenkampf aus der beamteten Redaktionsstube, die unendlich verlogene Version des Salonkommunisten.