Coaching als kreativer Prozess - Kurt F. Richter - E-Book

Coaching als kreativer Prozess E-Book

Kurt F. Richter

4,8

Beschreibung

Coaching ist eine berufsbezogene Beratungsmethode zur Begleitung und Unterstützung von Menschen in schwierigen, veränderungsbedürftigen oder neuen Arbeitszusammenhängen. Sie hilft Coachees bei der Lösung von Problemen, bei der Konfliktbewältigung, Rollengestaltung, Karriereplanung oder der Entwicklung von beruflichen Kompetenzen. Je komplexer die Arbeitswelt wird, umso wichtiger wird auch, dass Coaching an den gesellschaftlichen Herausforderungen wächst und Beratungskonzepte entwickelt, die der Komplexität und dem Veränderungsdruck angemessen sind.Coaching, wie es in diesem Buch vermittelt wird, ist eine methodenplurale, mehrperspektivische und flexible Beratungsmethode, in der auch analoge, vor- und nichtsprachliche Aspekte neben der sprachlichen Kommunikation berücksichtigt werden. Nur so kann sie die Lebenswirklichkeit der Coachees angemessen erfassen. Coaching wird dabei als eine co-kreative Tätigkeit aufgefasst, als ein gemeinsamer schöpferischer Prozess, in dem es um Gewinnung von neuen Sicht-, Fühl-, Denk- und Handlungsweisen und die Umgestaltung von Strukturen und Mustern geht. Kreative Medien unterstützen diesen schöpferischen Prozess.Das Spezifische dieses Ansatzes liegt in dem dichten, synergetischen Methodennetzwerk, welches systemische, integrativ-gestalttherapeutische, analoge und körpertherapeutische Methoden zu einem effektiven Handlungsmodell von Coaching verbindet. Der prall gefüllte Methodenkoffer enthält neben einer Vielzahl methodischer Hinweise für die Coachingpraxis auch 125 komplexe Übungen (Tools) für alle Fälle.

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Kurt F. Richter

Coaching als kreativer Prozess

Werkbuch für Coaching und Supervision mit Gestalt und System

Mit 25 Abbildungen und einer Tabelle

4. Auflage

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-525-40156-9

ISBN 978-3-647-74156-0 (E-Book)

© 2012, 2009, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.

www.v-r.de

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Printed in Germany.

Satz: PTP-Berlin Protago TEX-Production GmbH, Berlin (www.ptp-berlin.eu)

Druck und Bindung: Hubert & Co, Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Einführung

Worum geht es in dem Buch?

An wen wendet sich das Buch?

Wie ist das Buch aufgebaut?

Kurze Beschreibung der einzelnen Kapitel

Zum Gebrauch der Übungen

Wie sind die Übungen aufgebaut?

1 Coaching – eine Definition

1.1 Zum Begriff

1.2 Ziele und Aufgaben von Coaching

1.3 Person und Kompetenz des Coachs

1.4 Die Position des Coachs im System

1.5 Coaching in verschiedenen Settings

1.6 Der Coachingprozess

1.7 Wie arbeitet ein Coach?

1.8 Grenzen des Coachings

1.9 Coaching im Vergleich zu anderen Beratungsansätzen

2 Coaching mit Gestalt und System, ein Beratungskonzept mit Herz und Verstand

2.1 Das Methodennetzwerk

2.2 Der Gestaltansatz

2.3 Das systemische Beratungskonzept

2.4 Kreativität

2.5 Die Sprache hinter der Sprache: Die Arbeit mit kreativen Medien im analogen Raum

2.6 Körper- und Bewegungserfahrung im Coaching

3 Struktur und Prozess

3.1 Prozess und Arbeitsschritte

3.2 Das Phasenmodell

3.2.1 Beratungsphase 1: Kontakt und Vorgespräch

3.2.2 Beratungsphase 2: Kontrakt und Vereinbarung

3.2.3 Beratungsphase 3: Einlassung, Entwicklung der Arbeitsbeziehung im Beratungssystem

3.2.4 Beratungsphase 4: Experimentieren im Möglichkeitsraum

3.2.5 Beratungsphase 5: Integration und Transformation

3.2.6 Beratungsphase 6: Neuorientierung und Praxistransfer

3.2.7 Beratungsphase 7: Auswertung, Abschluss, Abschied

3.3 Das Sitzungsmodell: Die Arbeitsschritte in den einzelnen Sitzungen

3.3.1 Einlassungsphase

3.3.2 Bearbeitungsphase

3.3.3 Integrationsphase

3.3.4 Transformationsphase

3.4 Der diagnostische Prozess

3.4.1 Prozessuale Diagnostik

3.4.2 Das Identitätsmodell: Die fünf Säulen der Identität

3.4.3 Diagnostisches Modell: Zyklus des Erlebens und Handelns

3.5 Übungen zur Prozessgestaltung und Diagnostik

4 Professionelle Beziehungsgestaltung

4.1 Arbeitsbeziehung und Beziehungsarbeit

4.2 Beziehungssystem Coaching, Beratung in der Beziehung

4.2.1 Variablen der professionellen Beziehungsgestaltung

4.2.2 Perspektivität: Positionen der Wahrnehmung

4.3 Arbeit in der Beziehung

4.3.1 Aufgaben der Beziehungsgestaltung

4.3.2 Beziehungsstörungen, die vom Coach ausgehen

4.3.3 Rollengestaltung

4.3.4 Beziehungsprobleme, die vom Coachee ausgehen

4.3.5 Abschied

4.4 Arbeit an der Beziehung

4.5 Übungen zum Fokus Arbeitsbeziehungen

5 Person und Organisation

5.1 Das Coachingdreieck

5.2 Die Organisation und ihre Subsysteme

5.3 Organisationsaufbau

5.4 Die Person in der Organisation: Positionen, Rollen, Professionen

5.4.1 Der Coachee in seinem System

5.4.2 Die Welt des Profis: Professionalität und Kompetenz

5.5 Die Rolle als Schnittstelle zwischen Person und Organisation

5.6 Das Privatleben

5.7 Die Persönlichkeit des Coachee

5.7.1 Binnensystem Person

5.7.2 Das Selbst als Subjekt der Lebensführung

5.7.3 Das Persönlichkeitsmodell

5.8 Übungen zum Themenbereich Person und Organisation

6 Interventionswerkstatt

6.1 Konstruktion von Interventionen

6.1.1 Was ist eine Intervention?

6.1.2 Von der Wahrnehmung zur Intervention: Die Interventionsspirale

6.1.3 Hypothesenbildung

6.1.4 Die acht W-Fragen zur Konstruktion von Interventionen

6.1.5 Die vierfache Botschaft einer Intervention

6.2 Das Vergegenwärtigen

6.3 Das Interventionskreuz: Die vier Wege zum Hier und Jetzt

6.3.1 Blickrichtung Vergangenheit: Von der Erinnerung zur Rekonstruktion

6.3.2 Blickrichtung Zukunft: Lösungen konstruieren

6.3.3 Tiefen: Der Blick ins Innere

6.3.4 Höhen: Sinnen über den Sinn

6.4 Die Interventionskoordinaten in der Organisation

6.5 Übungen zu den vier Interventionswegen

6.6 Exkurs: Arbeit mit Polaritäten

6.6.1 Die Polaritäten als Gestaltungsprinzip

6.6.2 Zur Arbeit mit Polaritäten im Coachingprozess

6.6.3 Übungen zur Arbeit mit Polaritäten

7 Interventionstechniken

7.1 Grundinterventionen

7.1.1 Aktives einfühlendes Zuhören

7.1.2 Die Kunst des Fragens

7.1.3 Reframing/Umdeuten

7.1.4 Ressourcencheck

7.1.5 Feedback und Rückkopplung

7.2 Erlebnisaktivierende Interventionen

7.2.1 Umgang mit Sprache

7.2.2 Bewusstheit und Kontakt

7.2.3 Dramatisieren und Inszenieren

7.2.4 Begleiten und Unterstützen

8 Interventionsmedien: Kreative Medien, Körperarbeit und Bewegungserfahrung

8.1 Arbeit mit Symbolen

8.2 Metaphern, Geschichten und Texte

8.3 Die Kraft der Phantasie

8.3.1 Imagination

8.3.2 Tiefenimagination – Trancereisen

8.3.3 Träume

8.4 Körperarbeit und Bewegungserfahrung

8.4.1 Entspannungsformeln zur Einstimmung in Übungen

8.4.2 Tonuszustände des Körpers: Spannung – Entspannung

8.4.3 Atmen

8.4.4 Meditation

8.5 Bildnerisches Gestalten und die Arbeit mit Materialien

8.6 Symbolische Interaktion, Aufstellen und Skulpturieren

8.7 Musik

8.8 Rituale

8.9 Übungen zur Arbeit mit Interventionsmedien und Bewegungserfahrung

9 Systemcoaching: Arbeit mit Gruppen, Teams, Abteilungen, Gremien und anderen Systemen

9.1 Dynamik in Gruppen

9.2 Teamcoaching

9.2.1 Unterschiede zum Einzel- und Gruppencoaching

9.2.2 Prozessphasen im Teamcoaching

9.3 Übungen zum Team- und Gruppencoaching

10 Balancecoaching

10.1 Grundlagen der Balancekunst

10.1.1 Faktoren der Balance

10.1.2 Balance und Geschwindigkeit

10.1.3 Lebensphasen und Balance

10.1.4 Lebensdrehbuch und Lebensrichtung

10.1.5 Komplexität und Wirklichkeit

10.1.6 Vom Ich-Leadership zum Selbst-Leadership

10.1.7 Gelassenheit

10.2 Aus der Balance

10.2.1 Konfliktcoaching

10.2.2 Kriseninterventionen

10.2.3 Stressmanagement

10.2.4 Burnout

10.2.5 Mobbing

10.3 Übungen zum Balancecoaching

11 Selbstcoaching

11.1 Coaching des Selbst – Begriffsklärung

11.2 Aufgaben für den inneren Coach

11.3 Schritte zum inneren Coach

11.3.1 Verkörperung und Implantierung des inneren Coachs

11.3.2 Selbstakzeptierende Haltung

11.3.3 Erweiterung der Bewusstseinsbühne

11.3.4 Finden eines sicheren inneren Ortes

11.3.5 Entwicklung von Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Selbstsorge

11.3.6 Selbstbefragung

11.4 Der innere Coach in Aktion

11.4.1 Phantasie und Imagination

11.4.2 Arbeit mit Symbolen

11.4.3 Kreative Medien

11.4.4 Körper- und Bewegungserfahrungen

11.4.5 Rituale

11.5 Übungen zum Selbstcoaching

Anhang I: Materialkoffer

Anhang II: Übersicht aller Übungen und Experimente

Literatur

Einführung

Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit Ihrem Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn. Sie sehen gerade noch rechtzeitig das Ausfahrtsschild und ordnen sich auf die Abbiegerspur ein. Die Geschwindigkeit drosseln Sie erst kurz vor der Ausfahrt, gerade so viel, dass Sie die scharfe Kurve bewältigen. Hätten Sie nicht auf die Bremse getreten, wären Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Kurve geflogen. Trotzdem spüren Sie eine Art inneren Widerwillen gegen die Verminderung der Geschwindigkeit. Es dauert eine Weile, bis Sie sich an die Entschleunigung gewöhnt haben.

In unserer globalisierten Arbeitsgesellschaft sind hohe Geschwindigkeiten, Beschleunigung und Spurenwechsel (Flexibilität) zu wichtigen Arbeitskonstanten geworden. Viele Führungskräfte und verantwortliche Mitarbeiter haben sich bereits so an das hohe Tempo gewöhnt, dass sie kaum noch abbremsen können. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie aus der Kurve fliegen, das heißt überstressen, ausbrennen, krank werden oder die übrigen Lebensbereiche vernachlässigen. Natürlich haben große Herausforderungen ihren Reiz und exzellente berufliche Könnerschaft ist ein sinnvolles Lebensziel.

Mitarbeiter in verantwortlichen Positionen bekommen die wachsende Spannung zwischen Person und Organisationsdynamik in der sich schnell ändernden Marktsituation besonders heftig zu spüren. Hieraus ergibt sich ein starker Coachingbedarf auf allen Führungsebenen von Organisationen.

Worum geht es in dem Buch?

Coaching ist eine berufsbezogene Beratungsmethode zur Begleitung und Unterstützung von Menschen in schwierigen, veränderungsbedürftigen oder neuen Arbeitszusammenhängen. Sie hilft bei der Lösung von Problemen ebenso wie bei der Konfliktbewältigung, Rollengestaltung, Karriereplanung oder der Entwicklung von beruflichen Kompetenzen.

Coaching, wie es in diesem Buch vermittelt wird, ist eine breitbandige, methodenplurale, mehrperspektivische und flexible Beratungsmethode, in der auch analoge, vor- und nichtsprachliche Aspekte neben der sprachlichen Kommunikation berücksichtigt werden. Nur so kann sie die äußerst komplexen Arbeitswelt und Lebenswirklichkeit der Coachees angemessen erfassen.

Das Spezifische meines Ansatzes liegt in dem ausgefeilten Methodennetzwerk, dass es ermöglicht, die schwer fassbaren menschlichen und institutionellen Verflechtungen über alle Sinne zu begreifen und der Reflexion zugänglich zu machen.

Das Methodennetzwerk umfasst fünf Ansätze, die sowohl theoretisch als auch in ihrer praktischen Anwendung eng miteinander verknüpft sind:

•  der Gestaltansatz: er beinhaltet Methoden aus der Gestaltberatung, Gestalttherapie und Gestaltpädagogik;

•  Methoden der systemischen Beratung und Therapie;

•  Kreativitätskonzepte: hier geht es vor allem um die Gestaltung von Veränderung und Lösung als kreativer Prozess;

•  kreative Medien sowie analoge und expressive Ausdrucksmittel, zum Beispiel Malen, Inszenieren;

•  Konzepte der Körperarbeit und Bewegungserfahrungen.

Kernstück meines Ansatzes bildet die Verbindung von persönlichem, subjektivem Erleben und Gestalten mit systembezogenem Denken und Handeln.

Eingebettet sind diese methodischen Elemente in ein Metakonzept, das das beraterische Vorgehen theoretisch und handlungsrelevant begründet. Dieses Begründungswissen enthält Aussagen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen wie der Betriebswirtschaft, der Soziologie, Sozialpsychologie und der Beratungstheorie, aber auch philosophische und weltanschauliche Elemente.

Das Coachingkonzept bezieht sich nicht nur auf Personen (Einzelcoaching) sondern ebenso auf Subsysteme (Systemcoaching). Coaching ist in erster Linie ein organisationsbezogener Beratungsansatz, reflektiert Beziehungen und Interaktionen von Personen, Rollen, Strukturen und Organisationen im gesellschaftlichen Kontext. Trotzdem kann es in einzelnen Sitzungen schon einmal recht psychologisch zugehen, wenn persönliche Probleme des Coachees in den Mittelpunkt rücken.

Coaching wird in der neueren Diskussion, zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Supervision, konzeptionell und methodisch in die Nähe von Supervision gerückt. Unterschiede zwischen den beiden Beratungsmethoden zeigen sich jedoch in Hinblick

•  auf die Zielgruppen: beim Coaching sind es mehr Führungskräfte und Mitarbeiter mit Leitungsfunktionen;

•  auf die Anwendungsfelder: die Kunden kommen eher aus dem Profit- oder Nonprofitbereich;

•  auf die Funktionen: so bevorzugt Coaching eher Leitungsfunktionen;

•  auf den Beratungsstil: Coaching ist tendenziell aktiver, flexibler und direkter als Supervision.

Aber auch diese Unterschiede zwischen Supervision und Coaching beginnen zu schmelzen. Mit der zunehmenden Ökonomisierung des Nonprofitbereiches gleichen sich Unternehmenskulturen und Arbeitsbedingungen in sozialen Einrichtungen an und damit die Probleme, vor denen Mitarbeiter stehen.

Berücksichtigt man den großen Überschneidungsbereich der beiden Beratungsansätze, so lassen sich mit einem guten Methodengewissen die meisten der hier vorgeschlagenen Übungen, Experimente und Interventionstechniken sowohl beim Coaching als auch in der Supervision einsetzen

An wen wendet sich das Buch?

Dies Buch enthält eine Reihe unterschiedlicher Facetten, theoretische, orientierende, handlungsleitende, praktische sowie ein großes Angebot an Übungen im Sinne komplexer Interventionen oder Tools. Deshalb spricht es auch unterschiedliche Interessentengruppen an.

•  Berater, die bereits über eine solide Methodenausbildung, zum Beispiel in Psychotherapie, Familienberatung, verfügen, können mit Hilfe dieses Buches den Einstieg in das Coaching wagen.

•  Coachs und Supervisoren können hier konzeptuelle Ideen auftanken, von den Arbeitshilfen und vor allem von dem reichhaltigen Übungsteil im Sinne eines Nachschlagewerkes profitieren.

•  Lernende, also Personen, die in einer Coaching- oder anderen längeren Beratungsausbildung sind, finden hier eine erste Einführung in ein Coachingkonzept, aber auch in eine systematische Interventionslehre mit einem ergänzenden Übungsteil.

•  Personen, die sich über Coaching informieren wollen, sei der methodische und der theoretische Orientierungsteil empfohlen.

•  Das Buch ist aber auch geeignet für Fortbildner von Coaching- und Supervisionsausbildungen. Große Teile des Konzeptes habe ich in den Coaching- und Supervisionsausbildungen in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelt, dazu Arbeitshilfen entworfen sowie Interventionstechniken und Übungen mit Erfolg eingesetzt und ausgefeilt. Viele der in diesem Buch beschriebenen Gruppenübungen eigen sich auch für den Unterricht, zum Beispiel wenn es um die Heranführung an bestimmte Themen geht.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Dieses Buch ist als Werkbuch angelegt. Es soll dem Praxis- und Orientierungsbedarf der Nutzer und Nutzerinnen in gleich mehrfacher Hinsicht dienen.

Statements zur theoretischen Orientierung: Es werden kurze Statements zu den wichtigsten Coachingthemen dieses Buches abgegeben, wie grundlegende Gedanken zum Konzept (Kapitel 1), Darstellung des Methodennetzwerkes (Kapitel 2), Struktur und Prozessgestaltung (Kapitel 3), Herstellen von Arbeitsbeziehungen (Kapitel 4), Umgang mit Organisationen (Kapitel 5), Konstruktionsprinzipien für Interventionen (Kapitel 6) und Interventionstechniken (Kapitel 7), kreative Medien (Kapitel 8), System- und Teamcoaching (Kapitel 9), Probleme und Lösungswege (Balancecoaching, Kapitel 10) sowie Elemente des Selbstcoachens (Kapitel 11). Die einzelnen Statements sind relativ kurz gehalten. Sie sind nicht in wissenschaftlicher Absicht geschrieben, sondern sollen eine schnelle Orientierung auf die Praxisfragen hin ermöglichen.

Arbeitshilfen zum praktisch-methodischen Vorgehen: In diesem Buch finden Sie Antworten auf Ihre Anwendungsfragen. Welche Coachingmethoden stehen zur Bearbeitung eines bestimmten Problem- und Themenbereichs zur Verfügung, zum Beispiel zur Gestaltung der Anfangsphase eines Beratungsprozesses? Wie konstruiere ich eine wirksame Intervention? Fragen zur Indikation, Diagnose und Zielfindung werden hier beantwortet. Neben kurzen methodischen Einführungen erhalten Sie Tipps für die praktische Anwendung.

Eine umfangreiche Übungssammlung: Das Buch bietet 125 Übungen und Tools zur Unterstützung des Erfahrungs- und Lösungsprozesses des Coachee. So können Sie zu nahezu jeder Fragestellung eine geeignete Übung finden (s. Ausführungen zur Anleitung und zum Gebrauch der Übungen)

Kurze Beschreibung der einzelnen Kapitel

Stichwort Konzept: In Kapitel 1 stelle ich meinen Coachingansatz vor. Es bietet einen Überblick über die wichtigsten Fragestellungen der Konstruktion eines Coachingansatzes, von den Problemen der Definition des Coachingbegriffs bis zu den Fragen der Abgrenzung gegenüber anderen Beratungsverfahren.

Stichwort Methodik: Im zweiten Kapitel werden die fünf wichtigsten Konzeptelemente dargestellt und als Methodennetzwerk für den Coachingansatz reflektiert: der Gestalt- und der systemische Ansatz, das Kreativitätskonzept, das Arbeiten mit kreativen Medien sowie Körper und Bewegungserfahrung.

Stichwort Prozessgestaltung: Kapitel 3 befasst sich mit der Struktur und dem Prozess von Coaching. Hier geht es um die Gestaltung des Verlaufes eines Coachingprozesses, beginnend mit dem Erstkontakt, der Kontrakt- und Zielformulierung und endend mit der Auswertung und Verabschiedung. Diese Ausführungen stellen die praktische Ergänzung zu den theoretischen Anfangskapiteln dar. Der Leser bekommt einen Überblick über die Aufgaben, die Coachee und Coach während der einzelnen Phasen des Beratungsprozesses bewältigen müssen, vermittelt. Hilfreiche Interventionstechniken und Übungen sollen die Bearbeitung der Prozessaufgaben erleichtern.

Stichwort professionelle Beziehungsgestaltung: Kapitel 4 stellt das Konzept von Arbeitsbeziehung und Beziehungsgestaltung im Coachingprozess vor. Coach und Coachee entwickeln ein spezifisches Beratungssystem, in dem die Arbeitsbeziehung eine zentrale Rolle spielt. Nur wenn diese tragfähig ist, kann sich der Coachee öffnen und sein kreatives Lösungspotential entfalten. Deshalb ist es besonders in der Anfangsphase eine zentrale Aufgabe des Coachs, für ein gutes Arbeitsklima und eine vertrauensvolle, tragfähige Beziehung zu sorgen.

Stichwort Arbeiten in Organisationen: Das fünfte Kapitel ist Fragestellungen zum Thema Person und Organisation gewidmet. Es referiert die Wahrnehmungs-, Erlebnis- und Reflexionsebenen und -perspektiven, die der Coachee in das Beratungssystem und den Prozess einbringt und die er zur Bearbeitung seines Problems und seinem Lösungsverhalten für notwendig erachtet:

•  die Organisation und ihr Umfeld;

•  die Rolle, die Coachee in seiner Organisation einnimmt, denn die Rolle ist eine Schnittstelle zwischen Person und System;

•  die professionellen Beziehungen und Kommunikationskanäle in der Organisation;

•  Aspekte der eigenen Person mit ihren psychischen Eigenheiten oder die Charakteristika der gecoachten Personengruppe, zum Beispiel eines Teams;

•  die Lebenswelt des Coachees, Fragen der Balance zwischen Berufs- und Privatleben;

•  die globalen Kontexte: Arbeitswelt, Gesellschaft, Weltwirtschaft.

Stichwort Interventionskriterien: Kapitel 6 berichtet aus der Interventionswerkstatt. Wie kommt der Coach zu seinen Interventionen? Er beobachtet den Prozess seines Coachees, dessen Problempräsentationen, Zielwünsche und Lösungsversuche. Der Coach fragt sich immer wieder: Was ist gerade los? Womit kann ich dem Coachee beistehen? Er entwickelt Hypothesen und Ideen über mögliche Interventionen, mit denen er seinen Coachee unterstützen kann. Dieses Bündel an Beratertätigkeiten ist in der Prozessspirale zusammengefasst. Welche Interventionstechnik ist sinnvoll? Welche Prozessebene und damit das biographische, problemorientierte, ressourcenbezogene oder lösungsorientierte Vorgehen soll sie unterstützen? Wie tief oder hoch (s. Höhen) soll die Intervention gehen? Die vier wichtigsten Interventionsrichtungen habe ich in Abbildung 14, dem Interventionskreuz, veranschaulicht. Es verbindet biographisches, problemorientiertes mit lösungsorientiertem Vorgehen, tiefendes, ins Unbewusste vordringende, mit sinnstiftenden, spirituellen Interventionsrichtungen. Das Interventionskreuz greift einen wesentlichen Aspekt des Methodennetzwerkes auf. Es hilft bei der Entscheidung über die Richtung des Intervenierens, zum Beispiel ob eher problembezogen oder lösungsorientiert vorgegangen werden soll.

Stichwort Interventionstechniken: Kapitel 7 stellt die wichtigsten Interventionstechniken aus der systemischen und gestaltberaterischen Werkzeugkiste vor. Für Anfänger ist es eine Einführung in das Interventionstraining. Hier ist natürlich eine Menge Übung notwendig, bis diese Interventionstechniken routiniert eingesetzt werden können. Praktiker können bei Durchsicht der Interventionsvorschläge das eigene Interventionsrepertoire erweitern.

Stichwort Interventionsmedien: Kapitel 8 befasst sich mit den Interventionsmedien. Viele Interventionstechniken gründen ausschließlich auf dem Medium Sprache. Komplexe Formen, wie sie die hier beschriebenen Übungen darstellen, benötigen meist mehrere Medien zur Gestaltung und Übermittlung von Informationen, zum Beispiel zusätzlich zur Sprache noch das bildnerische Gestalten. Jedes der Medien hat seine Eigenheit, seine Charakteristika, seine Anwendungskriterien. Deshalb werden die Besonderheiten und Anwendungsmöglichkeiten der wichtigsten kreativen Medien vorgestellt und durch entsprechende Übungsvorschläge ergänzt.

Stichwort Teamcoaching: Kapitel 9 beschreibt die Besonderheiten des Systemcoachings am Beispiel des Gruppen- und Teamcoachings. Die einzelnen Phasen eines Teamberatungsprozesses werden vorgestellt und diagnostische Fragestellungen, Interventionsmethoden und Übungen den einzelnen Etappen und Aufgabenstellungen zugeordnet.

Stichwort Balancecoaching: Kapitel 10 befasst sich mit Balancecoaching, einer speziellen Form des Persönlichkeitscoachens. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus sozialen Beziehungen und anderen Interessen. Oft sind die verschiedenen Lebensbereiche nicht in einer gesunden Balance. Meinem Ansatz von Balancecoaching liegt ein bestimmtes Lifebalance-Modell zu Grunde. Lifebalance wird als eine Form der Lebenskönnerschaft oder Lebenskunst eingeführt. Eine Reihe von Faktoren, die zu einem gelingenden, ausbalancierten Leben gehören, werden vorgestellt und die Möglichkeiten ihrer Realisierung reflektiert. Misslingt zeitweise die Balance, so treten Störungen auf, zum Beispiel Stress, Burnout, Konflikte, Krisen, Mobbing. Die einzelnen Störungen werden in ihren Erscheinungsformen und Entstehungshintergründen vorgestellt und Interventionstechniken und Übungen zur Wiedererlangung von Balance vorgeschlagen.

Stichwort Selbstcoaching: Jedes Coaching sollte, so ist in Kapitel 11 zu lesen, über kurz oder lang in ein Selbstcoaching übergehen. Das Coaching sollte Coachees befähigen, einen inneren Berater zu installieren. In diesem Kapitel wird ein Konzept von Selbstcoaching vorgestellt. Zahlreiche Übungen sollen den inneren Berater des Coachees so unterstützen, dass er auch ohne fremde Hilfe bei Problemen und Lösungsprozessen auskommt.

Stichwort Materialkoffer: Anhang 1 enthält eine Liste und Beschreibung der Materialien und Medien, die in diesem Buch erwähnt oder für die Durchführung der Übungen benötigt werden.

Stichwort Liste aller Übungen: Anhang 2 bietet eine Liste aller im Buch aufgeführten Übungen und ihrer Anwendungskriterien.

Zum Gebrauch der Übungen

In diesem Buch werden 125 Übungen vorgestellt. Wie finden Sie die richtige Übung zu Ihrer Fragestellung?

•  Die Übungen sind entsprechend ihres themenbezogenen Schwerpunktesden Kapiteln 3 bis 11 zugeordnet. Wenn Sie zum Beispiel eine Übung zum Thema Organisationsaufbau suchen, so finden Sie diese im Übungsteil zum Kapitel 5 (Person und Organisation), eine Einstiegsübung im Kapitel 3 (Übungen zur Prozessgestaltung).

•  Jeder Übung ist eine Reihe von Kriterien vorangestellt, nach denen der Coach sie auswählen kann: Anwendungsbereich; Ziel; Angaben über den Modus der Übung, das heißt, ob es sich um eine Einzel-, Gruppen- oder Teamübung handelt; das benötigte Material und das Hauptmedium, zum Beispiel Malen, sowie der ungefähre Zeitbedarf für die Durchführung der Übung. Auf Übungen, die eine besondere Kompetenz des Coachs erfordern, wird am Ende dieser Rubrik hingewiesen.

•  Viele Übungen ermöglichen auch Erfahrungen in anderen Themenbereichen als den primär angegebenen. Am Ende des Abschnitts mit Übungsbeschreibungen finden Sie Querverweise. Hier werden zusätzlich Übungen vorgeschlagen, deren ausführliche Beschreibung Sie aber in einem anderen Kapitel finden. Der Querverweis enthält den Namen der Übung, Anwendungsbereich und Kapitelangabe, in dem sie zu finden ist.

•  Im Materialkoffer sind alle Materialen und kreativen Medien aufgeführt, die zur Durchführung der Übungen benötigt werden (Anhang 1).

•  Eine vollständige Liste aller im Buch vorkommenden Übungen mit einer Reihe von Kriterien finden Sie am Ende des Buches (Anhang 2).

Wie sind die Übungen aufgebaut?

Jeder Übung ist ein Set von Auswahlkriterien vorangestellt.

•  Welche Ziele und Erfahrungsbereiche unterstützt diese Übung?

•  Handelt es sich zum Beispiel um eine Einzelübung oder kann sie auch im Paar-, Gruppen- oder Teamcoaching eingesetzt werden?

•  Welche Materialien und Medien sind erforderlich?

•  Wie lange wird sie voraussichtlich dauern?

Dann folgt die Durchführung. Hier stehen die notwendigen einleitenden Erklärungen zur Übung und die Beschreibung des Verlaufs.

Bei einer Reihe von Übungen erfolgt die eigentliche Instruktion als Anweisung in direkter Rede. Diese vorgefassten Anweisungen haben zumindest für den Anfänger den Vorteil, dass er die Übungsinstruktion seinen Coachees vorlesen kann. Das gibt ihm Sicherheit und hilft Fehler zu vermeiden. Geübte Praktiker können die Übungsinstruktion in ihrer eigenen Version umtexten und vortragen. Das gibt ihnen die Freiheit, die Übung genauer auf die jeweilige Person des Coachees und der situativen Erfordernisse abzustimmen.

Einige Anmerkungen zum Sprachgebrauch und meine Danksagung sollen die Einleitung beschließen. In diesem Buch wird durchgehend die traditionelle männliche Schreibweise benutzt. Ich bin mir bewusst, das mindestens die Hälfte der Coaches und Coachees Frauen sind. Ich habe mich trotzdem für eine einheitliche Form entschieden, um nicht gewisse Holprigkeiten aufkommen zu lassen. Ich bitte dafür um Verständnis und gehe davon aus, dass Kolleginnen ihre Bücher entsprechend einheitlich in der weiblichen Form schreiben.

Ich möchte mich an dieser Stelle außerdem bei zwei Menschen bedanken: Mit meinem Kollegen Heinrich Fallner habe ich viele Supervisions-, Coaching- und Organisationsentwicklungskurse durchgeführt und dabei ständig Konzepte entworfen und weiterentwickelt. Eine Reihe von Ideen und Übungen aus der kreativen Zusammenarbeit sind in das Buch eingegangen.

Danken möchte ich auch meiner Kollegin und Ehefrau Karin Richter für die inspirierenden Gespräche über Coaching und die vielen praktischen Hinweise und Anregungen zum Buch.

1 Coaching – eine Definition

1.1 Zum Begriff

Coaching ist ein vielschichtiger Begriff mit einer interessanten Veränderungsgeschichte. Am Anfang stand er wohl für Kutsche, dann auch für Kutscher. Bekannt wurde der Begriff aber durch seine Bedeutung im Sport als Bezeichnung für die Beratung, Betreuung und Motivierung von Leistungssportlern (Rauen, 1999). Von dort rührt auch die Affinität zum Leistungsaspekt her: zum Sieg kutschieren. Als sich in der Wirtschaft immer deutlicher ein Beratungsbedarf zeigte, weil die Spitzenspieler (Manager) ohne eine solche spezielle Betreuung mit der zunehmenden Komplexität ihrer Aufgaben nicht mehr zurechtkamen, wurden entsprechende Beratungsmodelle konzipiert. Es gab allerdings auf dem Markt schon ein Beratungsverfahren, das speziell für die Lösung von Arbeitsproblemen entwickelt wurde, die Supervision. Sie war jedoch zunächst fest im sozialen und Nonprofitbereich verwurzelt. Die gegenseitigen Abgrenzungsscharmützel der beiden Beratungsparteien sind nun eher einem gegenseitigen Lernen gewichen. Das hat beide Beratungsansätze bereichert. So stammt zum Beispiel ein guter Teil der heute praktizierten Coachingmethoden aus dem »Werkzeugkoffer« der Supervision.

Coaching kann als Teil eines umfassenden Konzeptes angesehen werden, zur Etablierung einer Lern- und Arbeitskultur in Unternehmen (Maas u. Ritschel, 1997). Es hilft dabei, den Wandel in (lernenden) Organisationen vorzubereiten, das heißt, dass die Mitarbeiter voneinander und miteinander lernen, Kompetenzen zu entwickeln und sich zu vernetzen. Es ist aber gleichzeitig eine Beratungsmethode zur Stärkung der persönlichen Bewältigungskompetenz (»personal mastery«), der Verfolgung von Entwicklungsbedürfnissen und der Umwandlung von Anforderungen in Herausforderungen.

Coaching ist

–eine personenorientierte Förderung von Menschen in ihren professionellen Rollen und in ihren jeweiligen konkreten Arbeits- und Aufgabenkontexten;

–eine Mischung von prozessbegleitender Beratung, zielorientierter Anleitung und handlungsorientiertem Training;

–ein Instrument integrativer Personalentwicklung, das die Verbindung von Lernen und Arbeiten optimal unterstützen soll (nach Fischer u. Graf, 1998).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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