Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wladimir Putin hat uns kurz nach dem Abebben der COVID-19 Epidemie den Kampf aufgedrängt. Militärische Sonderoperation nennt er seinen waffengewaltigen Einmarsch in die Ukraine, wenig mehr als 1300 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt. Mit Gräueltaten, menschenverachtender Brutalität und Fake News versucht er, das Schicksal der Menschheit in West und Ost in seinem Sinne zu bestimmen. Er nimmt dabei weltweite Hungerkrisen in Kauf, begründet diese in bekannter KGB-Manier mit dem Embargo des Westens und scheut auch nicht davor zurück, uns den Gashahn abzudrehen. Dafür wird er in der westlichen Presse "Der Kaltmacher" genannt. Noch droht er nur mit Kälte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kapitel
Cover Your Ass
Vorwort
Romanfiguren
1 Der Kaltmacher
2 Der Umweg
3 Der Eiserne Vorhang
4 Der Maulwurf
5 Die Logik
6 Der Kick
7 Dossier ‚
Zo‘
8 Der russische Bär
9 Scharfzeichner
10 Die Zehn Gebote
11 Der Fahrplan
12 Der Vertrag
13 Der Ingenieur
14 Strippenzieher
15 Fake News
‚Z‘
16 Die Weiten und Tiefen der Taiga
17 Der Ruf der Wildnis
18 News aus der Wüste
19 Nachwort
Weitere Veröffentlichungen des Autors
Der russische Frontmann hat uns kurz nach dem Abebben der COVID-19-Epidemie den Kampf aufgedrängt. ‚Militärische Sonderoperation‘ nennt er seinen waffengewaltigen Einmarsch in die Ukraine, wenig mehr als 1300 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt. Mit Gräueltaten, menschenverachtender Brutalität und Fake News versucht er, das Schicksal der Menschheit in West und Ost in seinem Sinne zu bestimmen. Er nimmt dabei weltweite Hungerkrisen in Kauf, begründet diese in bekannter KGB-Manier mit dem Embargo des Westens und scheut auch nicht davor zurück, uns den Gashahn abzudrehen. Dafür wird er in der westlichen Presse ‚Der Kaltmacher‘ genannt. Noch droht er nur mit Kälte, lässt dabei allerdings sein gigantisches Atomwaffenarsenal nicht ganz unerwähnt. Und was machen wir? Wir stehen erst mal voll im Regen, schütteln uns, so ganz nach dem Motto, „das kann doch nicht wahr sein. Ich habe gedacht, ‚Mutti‘ und der ‚stille Olaf‘ hätten alles im Griff gehabt und gut für uns vorgesorgt.“ Pustekuchen.
Lange Jahre haben wir uns auf die NATO und die USA verlassen, die Bundeswehr sträflich vernachlässigt und geglaubt, dass das Wirtschaften in die eigene Tasche, man nennt es hierzulande auch Handel, demokratischen Wandel und Wohlstand für alle Völker, unter anderem auch für das gemeine Volk in der ehemaligen Sowjetunion mit sich bringen würde. Da bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt, musste selbst nach der Besetzung der Krim durch russische Streitkräfte im Jahr 2014 noch eine Menge passieren, bis wir aufwachten und realisierten, dass ein autokratischer Despot gänzlich anders tickt als hinten und vorne beschirmte Demokraten, seien sie geimpft oder nicht.
Sind wir, ich meine damit primär uns Deutsche, unabhängig ob mit oder ohne Migrationshintergrund, im Osten oder Westen der Republik, nun bereit, für unsere demokratischen Werte und unser Land zu kämpfen? Auch wenn es Opfer geben wird? Ich denke dabei nicht primär an Kriegsopfer auf dem Gebiet der Bundesrepublik, sondern an wirtschaftliche Opfer, die uns drohen. Ob wir das verkraften können?
Wenn ich an das tapfere Volk der Ukrainerinnen und Ukrainer denke, das entschlossen für ihr Land, ihre Freiheit, ihre Werte kämpft, und das sich auch nicht von resignierenden Einschätzungen bundesdeutscher Generäle a.D. entmutigen lässt, die schon kurz nach dem Überfall der Russen wissen wollten, dass dieser Krieg von der Ukraine nie gewonnen werden kann, dann stimmt mich das positiv. Auf der anderen Seite höre und sehe ich täglich die Sorgenmacher, Zögerer, Zauderer und Mahner auf allen Kanälen. Unglaublich wie viele Menschen in unserem Land sich täglich Sorgen um das Wohlergehen des ‚kleinen Mannes‘ machen. Sorry, natürlich auch aller Frauen.
Meine Romanfigur Paul E. Stemmer versuchte es auf seine Art auf den Punkt zu bringen: „Sesselfurzer. Haben zugeschaut, wie die Bundeswehr stranguliert wurde. Leben heute auf Kosten von uns Steuerzahlern. Wenn hier der kleinwüchsige Frontmann aus dem Osten was zu sagen hätte, läge schnell ein One-Way-Ticket nach Sibirien auf dem Tisch. Ob für neun oder neunundsechzig Euro? Egal.“ Paul war im Betriebsmodus: „Noch haben wir den Kampf nicht verloren. Und wenn im kommenden Winter in Deutschland die Heizungen etwas reduziert werden müssten, ginge davon bestimmt die Welt nicht unter. Zumindest nicht meine.“
Wenn ich mir die Performance der grünen Bundesminister-Novizen im Außen- und Wirtschaftsministerium anschaue, dann spüre ich tatsächlich ein wenig die sogenannte Zeitenwende, ein Begriff, den unser Kanzler Olaf Scholz so gerne in den Mund nimmt. Ist es eine Wende zum Guten? Glaubt der daran? Sein Zögern und Zaudern beim Treffen von Entscheidungen könnten einen verzweifeln lassen. Aber, wie gesagt, könnten. Hoffentlich bleibt er der Nachwelt nicht als Chamberlain 2.0 in Erinnerung. Das wäre fatal. Denn wie sagte schon Stalin: „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir die Fresse ein. “
Ex-Präsident Barack Obama war da forscher: „Yes, we can.“ Mit der Einschätzung ‚Regionalmacht Russland‘ lag er allerdings voll daneben. Ein altes russisches Sprichwort sagt: „Nichts wird vergessen, niemand wird vergessen.“ Darauf können wir uns verlassen: Der Öl-Zar und seine Freunde werden nichts vergessen.
‚Cover Your Ass – ‚cya‘ basiert auf dem Ereignis ‚Militärische Sonderoperation‘ Mitte 2022 und eigenen Erfahrungen mit dem russischen Bären aus den ersten 2000er-Jahren, man könnte also fast sagen, auf Erfahrungen aus der guten alten Zeit. Und da wir gerade bei Klischees sind: Aus dem Duo „Russischer Bär“ und „Gute alte Zeiten“ kann schnell ein Trio werden, wenn der „Deutsche Michel“ dazukommt. Sorry, muss natürlich heißen „Michaela und Michel.“ Gender-Konformität ist wichtig. Ob mit oder ohne Cannabis. Keine Frage.
Der Roman ‚Cover Your Ass‘ ist ‚cya‘-konform geschrieben in dem Sinne, dass ich davon ausgehen muss, dass er auch von Menschen gelesen wird, die es mit Menschenrechten und anderen humanistischen Werten nicht so am Hut haben. Wenn darunter die Lesbarkeit und Verständlichkeit leiden sollte, bitte ich vorab um Verständnis und wünsche Geduld beim Entschlüsseln.
Danke. Und diejenigen, die gerne puzzeln und ihre Gehirnwindungen trainieren wollen, werden bestimmt ihren Spaß finden.
Jetzt geht es los, der ‚Kaltmacher‘ wartet.
Bertram Graf von Hohenegg
Freimaurer
Doroteya
Frau von Schultz
Dr. Hermann Hoch
Top-Manager
Juri
DUMA-Mitglied
Kamil
Partner von Paul
Klaus Schlubka
Ingenieur
Paul E. Stemmer
Der ‚Chef‘
Sascha
Dolmetscher von Juri
Schultz
‚Think-Tank‘, genannt TéTe‘
Svetlana
Chief Accountant
Die Inhalte dieses Romans beziehen sich in gleichem Maße auf Frauen und Männer. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde meist die männliche Form für Personenbezeichnungen gewählt. Die weibliche Form wird dabei stets mitgedacht.
Paul E. Stemmer und seine Relaxliege – das passte schon immer zusammen. Die aktuelle Ausgabe ‚DER SPIEGEL‘ lag auf seinem Schoss. Ein wenig freundlich dreinblickendes Gesicht verfolgte ihn, darunter die Headline ‚Der Kaltmacher‘.
„Wahnsinn“, fand Paul, „und draußen sind es mehr als 300C.“ Sollte er nun lachen oder weinen? Stattdessen schüttelte Paul sein graumeliertes Haupt und grummelte vor sich hin: „Mit dessen Clique hast du Projekte abgewickelt. Es ist noch gar nicht so lange her.“ Er konnte, besser gesagt, wollte es nicht glauben. Kurzerhand beförderte er das Magazin auf seinen antiken Schreibtisch, einen treuen Begleiter seit mehr als dreißig Jahren. Paul erinnerte sich an einen Tipp von Schultz, ein ehemaliger Kollege, sie hatten sich nach einem Missverständnis aus den Augen verloren, an eine alte sowjetische Redensart, gemünzt auf den Großen Vaterländischen Krieg gegen die Deutschen: „Niemand wird vergessen, nichts wird vergessen.“
“Bling”!?
Paul richtete sich auf: “Was ist denn jetzt schon wieder los?“ Er ging zu seinem Notebook und öffnete eine neue E-Mail:
“Dear Paul, it is with greatest sadness I have to bring you this sad news - my beloved husband passed away.” Paul war geschockt: “Was? Wie? ‚TéTé?” Ziemlich in Gedanken verloren las er weiter: “We have 2 kids 14 and 9 and this tragic loss has left us paralyzed. Please pray for us - your Taiga-Project was one of the highlights of our life, and I thank you for that today. He was the Love of my life. He was my Rock. I don't know a life without him, but I must find a way to stand the ground to raise our kids. Yours, Doroteya. P.S. I gained access to our old email account looking for something and came across your message by accident.”
Paul hatte sich auf seinem Pulthocker niedergelassen – ohne es zu bemerken. Zwei Tage später meldete sich erneut Doroteya, er hatte ihr natürlich sofort kondoliert:
„Dear Paul, he was 53 years old. When our son was born, he had 2 heart attacks. That time the doctors saved him. We had him for 9 more years. But we didn't expect him to just suddenly go like that. Working with you has inspired him to get more - and he was extremely successful towards the end of his life. He was a genius already when you met him, but he had gone very far ahead in those further years. Pushing Limits was an ongoing process. I was looking through our old pictures and found many where our russian collegues were visiting Austria, Dad, you, Juri and Sascha in a Russian banya. I have the greatest memories of that time, and I will cherish them forever. Thank you for writing back to me. And thank you for that message our Dad never saw - but I thank you on his behalf. Please know he never held a grudge over what happened - you did a lot for him and he appreciated you a lot. Love to you and yours, Doroteya.“
„Cover Your Ass“, Paul war fassungslos, “du hattest es mir beigebracht, und gerade dich hat es nun so früh erwischt. Limits pushen, das war unser Ding. Aber es gibt auch Limits, die wir respektieren sollten. Du hast den Wink des Schicksals bei der Geburt deines Sohnes vor neun Jahren wohl nicht verstanden. Scheisse. Volle Scheisse!“ Paul wollte wissen warum, stierte zur Decke hoch. Dort fand er allerdings keine Antwort, nur einen achtarmigen Kronleuchter mit vier Birnen, die auch ihren Geist aufgegeben hatten. „Die auch“ murmelte er vor sich hin.
Von einer Sekunde auf die andere war Paul in die Vergangenheit eingetaucht. Dad hieß eigentlich Schultz, hatte Paul lange gedacht, sein Spitzname war gesprochen ‚Tete, abgeleitet aus ‚Think-Tank‘, geschrieben TéTé, worauf er stets großen Wert gelegt hatte. Er zelebrierte gerne seinen frankophilen Touch, nicht nur mit Croissants am Nachmittag und Cabernet Savignon beim Dinieren. Paul setzte Schultz für Recherchen, Vertragsentwürfe und auch Strategieentwicklungen ein. TéTé redete wenig, mied Kontakt mit Menschen, antwortete auf Fragen ausweichend, übernachtete auf Geschäftsreisen stets in kleineren Unterkünften, die er selbst buchte und regelmäßig wechselte. Reisekosten rechnete er nie ab. Sie waren in seiner Pauschale inkludiert. Er erschien meist im Morgengrauen und beendete seine Arbeit weit nach Sonnenuntergang. Sein Verhältnis zu Kolleg/innen war unterkühlt, da er ausschließlich den Chef, also Paul, als Ansprechpartner auf Augenhöhe akzeptierte. Er meldete sich grundsätzlich nie mit Namen am Telefon und informierte Paul je nach Auftrag und Brisanz auf eine ihm sehr eigene Art, meist Dossier ‚Az‘ genannt. Zu Besprechungen erschien er nur nach besonderer persönlicher Aufforderung. Ansonsten glänzte er mit Verschwiegenheit und exzellenten Ergebnissen.
Paul hatte es bald aufgegeben, Schultz an seine Firmenregeln heranzuführen, denn bei TéTé gab es nur die beiden Optionen: Entweder, man nimmt ihn, so wie er ist, oder man versucht ihn zu ändern, dann hätte der ganz schnell den Abflug gemacht. Das wäre unklug gewesen, denn TéTé war gut, verdammt gut. Paul hatte sich schon frühzeitig für die erste Variante entschieden und es unterlassen, Schultz umpolen zu wollen. Da Schultz zu Beginn der Zusammenarbeit der Einzige in seinem Team war, der Englisch perfekt beherrschte, kein Wunder als Muttersprachler, hatte Paul ihn auch mit dem Übersetzen vertraulicher Unterlagen sowie dem Dolmetschen bei Vertragsverhandlungen betraut. Und Schultz hatte Paul nie enttäuscht, ganz im Gegenteil. War er doch, laut eigenen Angaben nach einigen Glas Heurigen, Jahre vor seinem Engagement bei Paul im ‚Europe Headquarter’ der US-Armee als ‚Purchasing Chief Negotiator’ beschäftigt gewesen. Ging Schultz mit XL Manntagen in eine Verhandlung, als Vorgabe von Paul, kam er nie unter XL+ Tagen wieder zurück, um diebisch grinsend zu erwähnen, „that I must care for our future. Boss, perhaps it will happen soon.“
Paul blieb lange ein Rätsel, was Schultz damit ausdrücken wollte. Er wusste nur, dass man bei ihm nie wirklich sicher sein konnte. Und es war ihm auch nicht entgangen, dass Schultz immer wieder von ,cya’ sprach. Als er ihn daraufhin angesprochen hatte, antwortete der ganz verschmitzt: „Chef, ,cya’ means“, er machte eine Pause, „cover your ass“, um dann in perfektem Deutsch zu erwähnen, „dass man dies in seiner ganzen Bedeutung nicht eins zu eins übersetzen könne. Englisch sei nicht so direkt, so hart wie Deutsch, anders als der Wiener Dialek, in gewisser Weise umfassender, mehr kosmopolitisch.“ Paul hatte akustisch alles verstanden, aber wie gesagt, nur akustisch.
Von Schultz selbst wusste Paul anfangs nur, dass der in Deutschland studiert hatte und neben seinem Job bei der US-Army als Sprachlehrer tätig war. So hatte er ihn auch kennengelernt, über eine kleine Anzeige im Wochenblatt: „Native Speaker hat noch freie Kapazitäten. Angebote unter Chiffre.“
Der ‚Kaltmacher‘ ließ Paul einfach nicht aus den Augen. „Wie sind wir eigentlich damals dahin gekommen? Begann das nicht mit einem kleinen Umweg über dieses noch so junge Land mit den hohen Bergen, einem Eldorado für Skifahrer mit kleinem Geldbeutel, als das alte Sowjetreich mitten in der Auflösung begriffen war? War eine harte, aber gute Zeit, oder? Na, mein Freund, was meinst du?“
Paul führte seit der Trennung von der Mutter seiner Kinder häufig Selbstgespräche, was er vorher nie gemacht hatte. Sie hatte sich nach zwei Jahrzehnten als ‚ama de casa‘, für ihn damals völlig überraschend von heute auf morgen neu ausgerichtet und einen ratlosen Familienvater zurückgelassen. Mit Tagebuch schreiben und Selbstgespräche führen hatte er begonnen, den Verlust eines geliebten Menschen und seines liebgewonnenen Lebens zu kompensieren und in neue Bahnen zu lenken.
Wer anfangs der 90er-Jahre, nach dem Fall der Mauer, als neugieriger Wessi oder risikobereiter Unternehmer, durch Städte wie Leipzig oder Erfurt fuhr, der wird das triste, dunkle Grau der Abgasschwaden und das noch düstere Grauschwarz der Häuserfassaden nie vergessen. So ähnlich roch, sah, fühlte es sich hier im Osten an, in einer Stadt, die in ihrer langen Geschichte auch mal einen deutschen Namen trug.
Um dorthin zu gelangen, gab es im Grunde genommen zwei Möglichkeiten. Man nahm entweder den ÖBB und erreichte sein Ziel nach einer mehrstündigen Fahrt über kurvige Landstraßen. Heute ginge es weitaus bequemer über autobahnähnliche Schnellstraßen. Oder man flog erst zu einem direkten Nachbarn des Opfers der ‚Militärischen Sonderoperation‘ und überwand