Da wird der Freund zum ärgsten Feind - Dietmar R. Horbach - E-Book

Da wird der Freund zum ärgsten Feind E-Book

Dietmar R. Horbach

0,0

Beschreibung

Timothy Brookman und Luke Travorney sind seit ihrer frühen Kindheit unzertrennliche Freunde. Sie durchleben die High School Zeit und gehen gemeinsam aufs College. Dabei erleben sie die unmöglichsten Abenteuer. Die Militärzeit und der Vietnamkrieg schweißen sie noch inniger zusammen. Sie retten sich gegenseitig aus den brenzligsten Situationen. Doch da geschieht etwas in ihrem Leben, das ihre gemeinsame Welt auf den Kopf stellt. Nach dem Vietnamkrieg verlieben sich beide in dieselbe Frau. Es ist, als ob ein Blitz ihr Leben zerspaltet. Von da an sind sie erbitterte Feinde. Fast fünfundzwanzig Jahre später sehen sie sich wieder. Die gegenseitige Abneigung hat sich nicht geändert. Jeder wünscht den anderen in die Hölle. Wie es das Schicksal will, sind es die Kinder, die sich dieses Problems annehmen. Als David Brookman und Esther Travorney sich auf dem College kennen- und lieben lernen, beginnt für sie ein harter Kampf, ihre Liebe festzuhalten. Gelingt es den beiden, die Ablehnung der Väter zu ihrer Liebe zu überwinden und die Väter wieder zusammen zu bringen. Oder hat das Schicksal für beide noch ein ande- res Ass im Ärmel? Das findet man heraus, wenn man das Buch liest.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 520

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 1

Timothy Brookman hatte seit zwei Jahren einen Führungsposten bei der Firma Winnipeg Corporation inne, deren Hauptsitz in Kanada, eben in der Stadt Winnipeg, lag.

In den letzten zehn Jahren hatte sich die Außenstelle der Firma zu einem riesigen Konzern entwickelt, der neben riesigen Landmaschinen auch mit Saatgut handelte. Dazu wurde eine eigene Forschungsabteilung gegründet, die sich mit der biologischen Entwicklung von Saatgut für besonders trockene Gebiete beschäftigte.

Zum obersten Ziel hatte es die Mutterfirma in Winnipeg sich zur Aufgabe gemacht, Firmen in anderen Ländern zu gründen oder aufzukaufen. Mittlerweile hatte die Konzernleitung spezielle Aufgabengebiete an die Firma in Boston übertragen, die sich mit der Entwicklung in der Landwirtschaft beschäftigte und forschte, was in den kommenden Jahrzehnten präsent wäre. Zurzeit beschäftigte sich die Leitung auch damit, an die New Yorker Börse zu gehen. Es wurde alles darangesetzt, diesen Sprung so bald wie möglich zu realisieren.

Aus diesem Grund saß Tim, wie ihn alle nannten, noch in dem großen Konferenzraum, wo noch vor einigen Minuten der Aufsichtsrat tagte. Irgendwie war er mit der Abstimmung nicht ganz zufrieden, die vorhin durch die Mitglieder des Aufsichtsrates vorgenommen wurde.

Man hatte ihn dazu verdonnert, eine Investor Relation, eine Abteilung in diesem Konzern, zu bilden, die den Anlegern der zukünftigen Aktien eine genaue Darstellung über den Konzern liefern würde. Diese half den privaten und institutionellen Anlegern, fundierte Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zu treffen.

Außerdem musste sich diese Abteilung mit den Brokern herumschlagen und die Anmeldungen an der Börse und den staatlichen Finanzbehörden sowie deren privaten Unternehmen vornehmen, die zur Unterstützung der Finanzbehörden agierten.

Irgendwie schwirrte Tim der Kopf, da er nicht wusste, welche Schritte er zuerst machen sollte, um die Einleitung des Prozesses in Gang zu bringen. Also eilte er zurück in sein Büro und ließ sich von Selma, seiner Sekretärin, zunächst einen gescheiten Kaffee bringen. Nachdem er diesen genüsslich getrunken hatte, machte er sich ans Werk.

Er rief verschiedene Leute an, die bereits Ahnung vom Börsengeschäft hatten und informierte sich eingehend über die Voraussetzungen für eine solche Abteilung, wie sie nun auch hier entstehen sollte.

Gegen acht Uhr abends, warf er seinen Kugelschreiber auf den Schreibtisch, streckte sich gähnend und blickte auf sein Handy. Das hatte ihm bereits zahlreiche Anrufe mitgeteilt, aber er war wegen der Arbeit nicht dazu gekommen, mit den Teilnehmern zu sprechen.

Mary, seine Frau, hatte es schon ein paarmal versucht. So rief er zunächst bei ihr an. „Hi, Mary“, rief er und fuhr sich mit der rechten Hand über das Gesicht, um die aufkommende Müdigkeit zu vertreiben. „Hi, Tim“, rief sie und fragte nach, ob er die Einladung bei den Nachbarn vergessen hätte. „Ach, du meine Güte, das habe ich total übersehen“, antwortete Tim.

„Kannst du nicht dort anrufen und absagen?“ war seine Frage.

„Das geht nicht, Darling“, rief Mary, ein wenig genervt. „Sie haben uns zum Essen eingeladen. Ich werde jetzt hinfahren, und bitte, komm‘ so schnell, wie du kannst, ja?“

„Okay“, knurrte Tim ins Handy und legte auf. Dazu hatte er jetzt keine Lust. Am liebsten würde er sich zu Hause aufs Ohr legen. Doch dann riss er sich zusammen. Er verschloss seinen Schreibtisch, ging grüßend am Wachposten in der Empfangshalle vorbei, und nahm den Fahrstuhl zur Tiefgarage. Minuten später, verschluckte ihn der immer noch rege Verkehr mit seinen visuellen und akustischen Eindrücken.

Später, es war bereits nach Mitternacht, hatte das Ehepaar Brookman einen heftigen Disput. „Wie konntest du nur so spät kommen, Tim? Wir waren schon längst mit dem Essen fertig, als du erschienst. Mann, war mir das peinlich.“

Tim blickte seine Frau aus müden Augen an. Er war nicht der Typ, der heiße Debatten liebte. Doch es ärgerte ihn, dass Mary ihn immer mit ihren Erwartungen, für die Familie da zu sein, überforderte. Dabei gab er sich wirklich alle Mühe, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit, Familie und Freundeskreis zu schaffen. Aber dieses Mal ging es nicht. Sie hatten ihn auch mit dem neuen Job überrumpelt.

„Es tut mir leid, Mary, aber sie haben mich einfach für die neue Sache festgenagelt. Es wird in den nächsten Monaten öfter passieren, dass ich mich mehr um den Job kümmern muss.“

„So, musst du das?“ kam die Antwort seiner Frau mit einer, ihren Ärger widerspiegelnden Stimme.

„Wo ist eigentlich David?“ fragte plötzlich der Hausherr. Mary schluckte einen weiteren Angriff herunter und schüttelte den Kopf. „David übernachtet bei seinem Freund Mortimer.

Das hatten wir letzte Woche ausgemacht“, war die lapidare Antwort seiner Frau.

Dann lagen sie im Bett. Beide hatten sie sich voneinander abgewandt. Sie hatten es sich vorgenommen, immer im Frieden miteinander einzuschlafen und sich einen Kuss zu geben. So drehte sich Tim zu seiner Frau um. Doch diese verharrte in ihrer Stellung und knipste die Nachttischlampe aus. „Dann eben nicht“, dachte Tim und drehte sich wieder auf die andere Seite. Sein Gehirn beschäftigte sich schon wieder mit den künftigen Aufgaben in der Firma.

Am nächsten Morgen gab sich Mary wieder versöhnlich. Sie hatten ein gemeinsames Frühstück und sprachen über die Dinge, die an diesem Tage erledigt werden sollten. Tim fehlte das fröhliche Wesen seines Sohnes David. Der war eigentlich immer gut drauf, was Tim nie so gelang. Darum beneidete er seinen Jungen, doch er gönnte es ihm.

„Es kann spät werden“, warnte Tim seine Frau beim Abschied vor. Nach dem erwarteten Kuss meinte sie daher lächelnd:

„Natürlich, Schatz! Ich denke, die Geschichte hat ihren Anfang und wohl auch ein Ende.“ Damit stieg Tim in seinen Wagen und fuhr in die Firma.

Dort ging es bereits heiß her. Selma, seine Sekretärin, hatte bereits mehrere Telefonanrufe entgegengenommen und ihm Zettel auf den Schreibtisch gelegt. Natürlich stand auch schon der dampfende Kaffee auf seinem üblichen Platz, als Tim sich daran machte, seine Arbeit aufzunehmen. „Hier brennt wohl die Hütte“, sagte er lächelnd zu Selma, die auf die Telefonate hinwies. „Da ist eine Liste von Leuten, mit denen ich unbedingt sprechen will“, meinte er dann und reichte Selma ein Blatt Papier herüber. „Rufe sie an und organisiere eine Besprechung gegen elf Uhr im kleinen Sitzungssaal.“ Damit wandte er sich den Notizen auf seinem Schreibtisch zu.

***

Weit über tausendachthundert Meilen entfernt, saß Luke Travorney in Houston/Texas am Frühstückstisch und biss zufrieden von seinem Toast ab, den er mit Erdnussbutter bestrichen hatte, die er so liebte. Seine Zufriedenheit rührte von dem großartigen Erfolg, den die Entwicklungsabteilung seiner Firma, der Yosemite Industries Incorporation, seit ein paar Tagen zu verzeichnen hatte. Dieser riesige Erfolg, der nur wenigen Leuten in der Firma bekannt war, war das Ergebnis jahrelanger mühevoller Forschung auf dem Gebiet der bestehenden und sich entwickelnden Ressourcen zur Erhaltung des Lebens auf diesem Planeten gewesen. Wie verschiedene, im In- und Ausland vorhandene Forschungs- und Entwicklungsinstitute vorsichtig bekanntgegeben hatten, war die Menschheit auch im Rahmen der Mikrobiologie in der Lage, die DNA von Tieren und Produkten zur Herstellung von Lebensmitteln so zu verändern, dass man Nahrungsmittel für mindestens zweihundert Jahre schaffen konnte, die eine weiter wachsende Weltbevölkerung ernähren konnten. Man wusste nur nicht, wohin mit all den Menschen, die im 21. bis 22. Jahrhundert geboren würden. Pläne, Wohnraum im Weltraum oder unter der Erde sowie im Meer zu schaffen, gab es genug. Doch wie sollten sie umgesetzt werden?

Bevor Luke seine Gedanken weiterlaufen lassen konnte, kam Lilly, seine Frau, von oben und setzte sich an den gedeckten Tisch. „Guten Morgen, Schatz“, sagte sie lächelnd und gab ihm einen Kuss. „Ist Esther schon hoch?“ war die nächste Frage. Luke biss erneut von seinem Toast ab und nickte. „Ich habe sie schon im Bad gehört“, war seine Antwort.

„Du weißt, dass du sie heute zur Schule fahren musst?“ meinte Lilly und biss ebenfalls vom Toast ab, der mit Honig bestrichen war. Bevor Luke sein Okay geben konnte, polterte es von oben herunter. Esther, angezogen wie es Teenager von vierzehn in dieser Zeit zu tun pflegen, setzte sich und biss auch in ihren Toast, den ihr Vater für sie geschmiert hatte.

„Ich brauch´ noch zwanzig Dollar, Dad“, rief sie, ohne aufzublicken. „Einen wunderschönen guten Morgen“, entgegnete ihr Vater. Esther leckte sich über die Lippen. Ehe ihr Vater sie fragen konnte, wofür sie das Geld benötigte, warf sie ein:

„Wir müssen heute die Klassenkasse füllen. Du weißt doch, wir fahren in acht Wochen nach Hollywood.“ Nun, Luke wusste es nicht, aber er tat so, als wäre das alles klar für ihn.

Dann zückte er seine Geldbörse und legte den gewünschten Betrag auf den Tisch. „Ich bin nur von Räubern umgeben“, murmelte er vor sich hin. Die beiden weiblichen Personen am Tisch blickten sich an, und dann ging der Blick zu Luke. „Wie meinst du das?“ fragte Esther.

Doch Luke war schon aufgestanden. „Sieh zu, dass du fertig wirst. Wir machen in fünf Minuten den Abflug.“ „Nein, Dad.

Ich muss noch Zähneputzen“, jammerte Esther, während ihre Mutter begann, den Tisch abzuräumen.

Doch bei Dad gab es kein Pardon. Kaum war Esther im Bad fertig, hörte sie auch schon den Motor des Mercedes schnurren, den Daddy erst vor ein paar Monaten neu gekauft hatte.

Schnell schnappte sie sich den Rucksack mit den Büchern, rief ein „Bye, bye, Mom!“ und stürmte nach draußen. Beim Anfahren grinste Luke in sich hinein. Ohne ein wenig Druck war seine süße Tochter nicht zu bewegen, etwas schneller in Gang zu kommen.

Eine dreiviertel Stunde später, ließ er Esther aussteigen. Diese gab ihm einen Luftkuss und war auch schon im Gewühl der ankommenden Schüler, die in die High School strömten, verschwunden. Luke sah seiner entschwindenden Tochter nach und verglich das kurz mit seiner Schulzeit. Dann war er auch mit seinen Gedanken wieder bei seinem Job und gab Gas, um in die Firma zu kommen.

Dort war schon alles für eine ausführliche Pressekonferenz vorbereitet worden. Mr. Grosvenor, sein Fachvorgesetzter, empfing ihn: „Hi, Luke! Es geht gleich los. Ich möchte, dass du dabei bist, wenn die Journalisten uns durchlöchern.“ Luke hob, etwas zweifelnd, die Augenbrauen. Doch bevor er etwas sagen konnte, schob ihn Lyndon, so hieß sein Chef mit Vornamen, in sein Büro.

„Ist doch klar, du hast mit den anderen wesentlich zum Erfolg dieser Forschung beigetragen. Deshalb musst du auch dabei sein.“ Dann schaute er auf seine Armbanduhr und meinte:

„Am besten, wir machen uns gleich auf den Weg.“ Damit spurtete er auch schon in Richtung Sitzungssaal. Luke folgte ihm mit einer Mappe von Unterlagen, die er gerade noch von seinem Schreibtisch greifen konnte.

Als die beiden den Konferenzraum betraten, war der Raum voller Journalisten beiderlei Geschlechts. Die Fotoapparate wurden hochgehalten, und ein Blitzlichtgewitter prasselte auf die Männer herab. Gegenüber den Zeitungsleuten saßen bereits zwei Männer von der Führung. Luke entdeckte Dr. Rosenport und den Chef der Forschungsabteilung Dr. Kent.

Schnell nahmen Lyndon und Luke neben Dr. Rosenport Platz.

Dann bat der stellvertretende Chef Dr. Rosenport ums Wort, wobei er, mit den Händen winkend, um Ruhe bat. Langsam ebbte die Geräuschkulisse ab. Alle Augenpaare der Pressevertreter waren auf ihn gerichtet.

„Meine Damen und Herren, zunächst begrüße ich Sie zu dieser Presseveranstaltung.“ Dann sprach er ein paar Einführungssätze und erwähnte mit glänzenden Augen den Grund dieses Treffens. Danach übergab er die Weiterführung an Dr.

Kent, den Chef der Forschungsabteilung.

„Sehr verehrte Damen und Herren“, begann dieser langsam.

Dann gab er einen Eindruck in die Arbeit und Forschung von Yosemite Industries. Einige der Journalistinnen und Journalisten wurden langsam nervös. „Hoffentlich kommt der bald auf den Punkt“, dachte Luke und unterdrückte ein Gähnen.

Doch jetzt wurde es interessant. „Wie Sie vielleicht schon gehört haben, forschen wir seit Jahren, wie es sicherlich andere Konzerne auf dieser Erde uns gleichtun, neue Nahrungsmittel zu entdecken und die vorhandenen in ihrer Substanz zu stärken und zu verbessern, dass wir in der Lage sind, die Weltbevölkerung zu ernähren. Da der Zuwachs an Menschen ziemlich deutlich voranschreitet, würden wir, ohne diese Forschung und die damit verbundenen Ergebnisse, in den nächsten fünfzig Jahren vor dem Problem stehen, nicht alle Menschen mehr satt zu bekommen. Die Welt platzt aus allen Nähten.“

Dann schilderte er den, aufmerksam zuhörenden Zeitungsleuten, dass es dem Forscherteam seines Konzerns gelungen sei, die verschiedensten Produkte durch Genmanipulation so zu verändern, dass sie ein Vielfaches an Nährmitteln, und Stoffen enthalten würden, die eine extrem wachsende Bevölkerung ernähren könnten. Kaum hatte Dr. Kent seinen Vortrag beendet, da wurden die Leiter des Konzerns mit Fragen überschüttet, die sich wie kalte Regengüsse über die Firmenbosse ausgossen.

„Wie lange haben Sie für die Entdeckung gebraucht?“ „Wann sind diese Lebensmittel einsetzbar?“ „Schaden sie auch nicht der Gesundheit?“ „Sind Sie sicher, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?“ „Wurde Ihre Forschung von staatlichen Institutionen geprüft und anerkannt?“ Diese und noch mehr sinnvolle und weniger sinnvolle Fragen erfüllten den Raum, und Dr.

Kent versuchte mit seinen Mitarbeitern, wobei auch Luke zu Wort kam, so gut wie möglich, Antworten darauf zu geben.

Als anderthalb Stunden später die Pressekonferenz zu Ende war und die Teilnehmer aus dem Konzern schweißgebadet die Sache noch einmal überdachten, begab sich Luke in sein Büro. Er war gespannt, was die Zeitungen wohl bringen und wie die Menschen darauf reagieren würden. Schon am nächsten Tag konnte er sich davon überzeugen. Alle Zeitungen und Blätter, die etwas auf sich hielten, brachten mehr oder weniger Artikel über die, in der Pressekonferenz dargestellten Neuigkeiten. Funk und Fernsehen überboten sich in ihren Nachrichtensendungen über die Prognosen der Zukunft.

***

In Boston hatte inzwischen einen jeden in der Winnipeg Corporation das Börsenfieber gepackt. In zwei Tagen war es soweit. Dann ging es an die New Yorker Börse.

Tim Brookman hatte alles gegeben, damit die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start gegeben waren. Alle staatlichen und nichtstaatlichen Stellen waren informiert, die Anträge schon vor Monaten gestellt. Eigentlich konnte nichts mehr schiefgehen.

Da stürmte Charly Maloy in sein Büro. Aufgeregt wischte er sich mit einem riesigen Taschentuch über seine Glatze und platzte mit einer Nachricht heraus, die auch Tim völlig überraschte. „Die Börsenaufsicht hat mich gerade angerufen.

Sie meinten, wir hätten die Ausnahmeregelung bei der SEC noch nicht beantragt. Was weißt du davon?“ Tim blickte seinen Chef einen Augenblick etwas dümmlich an. Dabei ratterte sein Gehirn auf Hochtouren durch die Vorgänge und Anträge, die in den letzten Wochen gestellt wurden. Dann eilte er an einen der Aktenschränke, um einen bestimmten Ordner zu suchen. Als er ihn gefunden und geöffnet hatte, suchte er eifrig in den Papieren. Dann hielt er inne und blickte seinen Chef mit einem Achselzucken an. „Du hast Recht, Charly. Das müssen wir wohl in all dem Trubel hier vergessen haben.“

„Du meine Güte, Tim. Das müssen wir sofort erledigen. Sonst läuft der ganze Börsengang nicht an. Die Presse hat sich doch in den letzten Tagen die Finger wundgeschrieben, und wir haben vollmundig diesen Gang angekündigt.“

„Pass auf, Charly! Ich kümmere mich umgehend um diese, wie heißt sie noch? Ja, diese Ausnahmeregelung. Ruf‘ du die Behörde an, dass die Sache schon auf dem Weg ist. Ich faxe sie ihnen dann in der nächsten Stunde ´rüber.“ Sein Chef nickte und war auch schon aus dem Büro verschwunden. Tim rief seinen Assistenten George an, um die Sache mit ihm zu klären und auf den Weg zu bringen. Als diese Angelegenheit erledigt war, konnte der Konzern dem Börseneinstieg zuversichtlich entgegensehen.

Endlich war es soweit. Alle in der Firma, vom höchsten Chef bis zur Putzfrau, saßen an den Bildschirmen, die überall aufgestellt waren, um der Eröffnungszeremonie an der Börse zu folgen. Ein Schrei der Begeisterung tönte aus den Kehlen der Mitarbeiter, als ihre Aktie aufgerufen wurde. Der Einstieg an der Börse lag bei fünfundsiebzig Dollar und dreißig Cent pro Aktie.

Die Firmenleitung hatte Getränke für alle bereitgestellt. Man prostete sich zu, und allen Gesichtern sah man den Enthusiasmus für diesen Schritt an. Tatsächlich, innerhalb der nächsten zehn Tage erhöhte sich der Aktienwert beträchtlich. Am Ende des ersten Monats stand er bei fünfundneunzig Dollar und vierzig Cent pro Aktie. Der Konzern war mehr als zufrieden.

Doch nun galt es, sich an die eigentliche Arbeit zu machen, damit sich der Börsengang fest verankern konnte und die Aktienwerte weiter steigen würden.

Timothy Brookman hatte die Firma am frühen Abend verlassen und fuhr mit bewegten Gedanken nach Hause. Er wusste, dass er seinen Anteil an diesem Geschäft hatte und hoffte auf einen beträchtlichen Nutzen am Ende des Jahres.

Mit diesen Gedanken schloss er die Tür seines Hauses auf.

In der großen Diele zog er seinen Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe. Da ihm bei seinem Eintritt kein Mitglied der Familie entgegengekommen war, rief er halblaut: „Ist jemand zu Hause?“ Zunächst kam keine Antwort. Dann hörte er vom Wohnzimmer her ein Geräusch. Da sich immer noch niemand meldete, begab er sich in den gemütlichen Wohnraum. Dort flegelten sich zwei junge Männer auf der Couch und waren in ein Videospiel vertieft. Es waren sein Sohn David und dessen Freund Mortimer. „He, Jungs“, rief Tim und blickte auf die beiden, die in ihr Spiel versunken waren. David blickte kurz auf und rief: „Hi, Dad, Mom ist bei Josephine. Sie will zum Essen zurück sein, hat sie gesagt.“

Tim verkniff sich eine Antwort, als ein Schlüssel ins Schloss geschoben wurde und jemand in die Diele trat. „Hallo, Familie“, rief Mary mit einer fröhlichen Stimme. Dann erschien sie auch schon im Wohnzimmer. Mit einem „Hi, Schatz“, eilte sie auf Tim zu. Sie umarmte ihn herzlich und küsste ihn.

„Herzlichen Glückwunsch zu deinem Börsengang“, sagte sie zwischen zwei Küssen. Tim genoss es und freute sich über den Willkommensgruß. „Danke, Darling“, antwortete er und wollte gerade nach dem Essen fragen. Doch das wurde überflüssig, da sich Mary schon auf dem Weg in die Küche befand, um das Notwendige dazu auf den Tisch zu bringen.

Die beiden Jungs hatten ihr Spiel beendet. David war aufgestanden und rief seinem Vater zu: „Glückwunsch, Daddy, zu eurem Börsengang. Ich habe die Sache bei Morty verfolgt.

´Ne echt geile Sache.“ Tim nickte kurz, und ein leichtes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge. Das war ein Zeichen, dass er sich über die Bemerkung seines Sohnes freute.

Als die vier am Tisch saßen und es sich schmecken ließen, bemerkte Mortimer: „Mr. Brookman, waren sie auch als Junge befreundet, wie David und ich es sind?“ Timothy stutzte, und es schien, als wäre sein Blick in weite Ferne gerichtet. So dauerte es eine kleine Ewigkeit, ehe sein Blick in die Gegenwart zurückkam und eine Antwort aus seinem Mund zu hören war. „Ja, Mortimer. Auch ich war mal befreundet, als ich ein kleiner Junge war. Und diese Freundschaft hat sehr lange gehalten.“

Mary, die um die Geschichte von Tim und seinem Freund wusste, hielt den Atem an. Eigentlich durfte ihn niemand auf dieses Thema hin ansprechen. Aber das konnte Mortimer nicht wissen. So fuhr er unbedarft fort: „Können Sie uns nicht ´mal etwas darüber erzählen?“ Nun wurde Tims Blick ein wenig dunkler. Es dauerte auch nur einen Bruchteil einer Sekunde. Dann sah er Mortimer freundlich an und meinte: „Jetzt nicht, Mortimer. Ich bin nach einem langen Arbeitstag ein wenig müde, musst du wissen. Irgendwann einmal.“ Dann aß er weiter von seinem Brot, das vor ihm lag. Mary hatte hörbar ausgeatmet. Sie war froh, dass diese Fragerei ein Ende hatte.

Wenn dieses Thema auf den Tisch kam, endete es jedesmal in einer Katastrophe. Und sie wollte heute mit ihrem Mann einen schönen Abend verbringen.

Später, David und Mortimer hatten sich in Davids Zimmer zurückgezogen, saßen Mary und Tim noch im Wohnzimmer und lasen am knisternden Kaminfeuer, was sie übrigens gerne taten. Mary senkte ihr Buch und blickte zu ihrem Mann hin.

Dieser hatte die Bewegung seiner Frau aus den Augenwinkeln mitbekommen. „Was gibt’s, Darling?“ fragte er, ohne sich von seinem Lesestoff zu lösen.

„Weißt du, Tim, ich denke schon die ganze Zeit darüber nach.

David ist jetzt in einem Alter, wo er mehr von dir erfahren sollte. Und die Zeit, wo du jung warst, gehört dazu.“ „Ich weiß“, kam es gelassen von Tim. „Dann wirst du ihm auch eines Tages darüber berichten müssen, wie du diese Zeit erlebt hast.“ „Ich weiß“, kam es wieder herüber, doch dieses Mal ein wenig unwirscher. „Ja, und wann dachtest du, es zu tun?“ fragte nun seine Frau.

„Eines Tages, wenn es soweit ist“, kam die lässige Antwort.

„Wie willst du wissen, wann es soweit ist?“ „Das werde ich fühlen.“ „So, so! Du wirst es fühlen.“ „Ja, Schatz, und nun lass mich weiterlesen. Es ist gerade so spannend.“ Marys Blick sprach Bände, aber sie schwieg und widmete sich erneut ihrer Lektüre.

In den nächsten Wochen und Monaten beherrschte die Arbeit in der Firma den Familienvater. Er hatte das Gespräch mit Mary in die Tiefen seines Bewusstseins verlagert und dachte nicht mehr daran. Seit dem Börseneinstieg beschäftigte sich eine Reihe von Journalisten mit dem Konzern. Selbst die weniger guten Nachrichten trieben den Aktienpreis nach oben.

Ein Jahr später stand die Aktie bei hundertzehn Dollar und achtzig Cent. Tim war aus dem Häuschen. Mit seinem Enthusiasmus steckte er die anderen Mitarbeiter in seinem Bereich an. Sie stürzten sich auf die Arbeit, als müssten sie diese vernichten. Ein dickes Lob von der Firmenleitung und ein saftiger Bonus für jeden war die Antwort.

***

In Texas hatten die Leute nicht so viel Glück. Dort stürzte sich die Presse wie eine Herde verhungerter Kojoten auf ihr Opfer, die Yosemite Incorporation. Besonders die Genprojekte mit den verschiedensten Lebensmitteln brachten die Journalisten in Hochform. Dementsprechend fielen die Artikel in den Boulevardblättern aus. Ja, selbst Protestmärsche der aktiven Umweltverbände brachten die Leute auf die Straße, um gegen die Entwicklungen des Konzerns zu protestieren. Immer mehr Leute gesellten sich zu den Aktivisten, bis die örtliche Polizei einige unangemeldete Demonstrationen auflöste.

Luke weigerte sich schon lange, in die Zeitung zu blicken. Immer mehr Unmut sammelte sich bei ihm an, der den siedenden Topf eines Tages zum Überkochen brachte. Seine kleine Prinzessin, Esther, war weinend nach Hause gekommen. Bei dem Versuch, sie zu trösten, erfuhr er unter Schluchzen und Naseputzen, dass die Schüler seine Tochter gemobbt hatten, weil ihr Vater in so einer scheußlichen Firma arbeiten würde, wo die Lebensmittel durch Genveränderungen verseucht wurden.

Das reichte Luke.

Er nahm sich am nächsten Tag für einige Stunden frei und fuhr seine Prinzessin in die Schule. Während Esther sich scheu an den Mitschülern vorbeischlich, steuerte ihr Daddy auf eine Tür mit der Bezeichnung „Schulleitung“ zu. Ohne anzuklopfen, stürmte er in das Vorzimmer der Direktorin.

Eine überraschte Sekretärin erhob den Kopf von ihrer Arbeit und starrte den zornig blickenden Mann an. Luke nahm keine Notiz von der hübschen, blonden Verena, die ihren Job, in Situationen wie diesen, irgendwie hasste.

Luke wollte sich auf die Tür zum Schulheiligtum stürzen, als Verena sich, beide Hände spreizend, schützend vor den Eingang stellte. „Mrs. Miller ist noch nicht da. Was wollen Sie?“ rief sie mit einer festen Stimme, die keine Fortsetzung seines Handelns duldete. Luke war überrascht. Er sah die Frau fragend an, die mindestens einen halben Kopf größer als er war.

Luke fühlte sich ausgebremst. Sein Blick ging etwas tiefer und blieb an dem wogenden Busen der Schönen hängen.

„Sagen Sie mir erst einmal, was Sie von Mrs. Miller wollen.

Dann reden wir weiter“, kam es entschlossen aus dem Mund der Sekretärin. Luke roch ihr süßliches Parfüm. Einen Augenblick kräuselte sich seine Stirn. Dann ergab er sich in die neue Situation. Er berichtete den Grund seines Auftritts und entschuldigte sich dann für sein heftiges Verhalten. Verena nahm das alles zufrieden zur Kenntnis. Gerade wollte sie dem Vater eine Antwort geben, da wurde die Tür geöffnet, und eine kleine, füllige Afroamerikanerin betrat lächelnd, wobei ihre weißen Zähne aufblitzten, das Vorzimmer. „Aha, schon wieder so ein Vater, der sich beschweren will“, schoss es durch ihr Gehirn, und das Lächeln der Direktorin gefror zu einer Maske.

Mrs. Miller stapfte an den beiden vorbei und sagte mit einer dünnen Stimme, die an eine Feldmaus erinnerte: „Einen Augenblick, Mister. Ich bin gleich für Sie da.“ Dann war sie in ihr Reich verschwunden, und die Tür fiel ins Schloss.

Zehn Minuten später, saß Luke vor der Direktorin, die ihm geduldig zuhörte. Nachdem Luke mit seinem Bericht auch seinen Zorn los war, blickte er entspannt auf die schwarze Frau, die ihm nicht unsympathisch schien. Mrs. Miller sagte zunächst einmal nichts. Sie dachte scharf nach, denn sie wollte den Vater nicht mit lapidaren Worten abwimmeln. Sie hatte selbst einen Sohn in Esthers Alter, der schon gemobbt worden war, und hatte deshalb Mitempfinden mit diesem Mann.

„Mr. Travorney, ich verstehe Ihren Zorn, denn ich kenne so etwas aus eigener Erfahrung“, begann sie ihre Antwort. Luke nahm diesen Hinweis zufrieden zur Kenntnis, wobei die Sympathie für diese Frau anstieg. Dann versprach die Direktorin, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und das Fehlverhalten der Mitschüler in Ordnung zu bringen.

Damit war Luke zufrieden und fuhr zu seiner Firma. Er hatte das Gefühl, etwas Gutes für seine Tochter getan zu haben.

Damit erreichte er den Firmentempel, wie seine Kollegen das Gebäude, in dem der Konzern untergebracht war, nannten.

Hier war schon wieder die Hölle los.

Bevor Luke die Tür zu seinem Büro öffnen konnte, stürmte die Sekretärin von Lyndon, seinem Vorgesetzten, auf ihn zu und rief schon von weitem: „Luke, Sie sollen sofort ins Labor kommen!“ Auf seinen fragenden Blick fuhr sie fort: „Dort wurde eingebrochen, und die Wände wurden von irgendwelchen Idioten beschmiert. Auf jeden Fall hat dort eine Bombe eingeschlagen.“ Luke schloss sein Büro auf, legte seine Tasche auf den Schreibtisch, und war auch schon auf dem Weg ins Labor.

Was er dort antraf, konnte er nicht glauben, aber es entsprach der Realität. Fensterscheiben waren eingeschlagen worden.

Überall lagen Glassplitter herum. Als er das Labor betrat, wurde ihm richtig schlecht. Irgendwelche Aktivisten hatten die Wände mit Farben beschmiert. „Mörder, Verbrecher“ hatte man auf die Glaswände gesprüht. Aber, was noch schlimmer war, diese Demonstranten hatten die Glaskästen zerschlagen, in denen die genveränderten Pflanzen vor sich hinreiften.

Die Arbeit von Monaten, wenn nicht sogar von Jahren, war zerstört worden. Luke war entsetzt. Er konnte es nicht begreifen, dass intelligente Menschen in ihrer Verblendung so einen Schaden anrichteten. Lyndon hatte die Feuerwehr und auch die Polizei bereits verständigt. Diese waren schon vor Ort, um die Schäden zu beseitigen und akribisch zu untersuchen, ob sich vielleicht Hinweise auf die Täter ergaben. Doch konnten später keine Spuren festgestellt werden, und die Polizei tappte zunächst im Dunkeln.

Luke und sein Vorgesetzter saßen eine Stunde später vor Dr.

Rosenport. Zwei Beamte vom FBI waren ebenfalls anwesend.

„Die Höhe des Schadens wird noch festgestellt“, begann Dr.

Rosenport und ließ sich zunächst von den Polizeibeamten die Ermittlungen schildern, die diese über die Spurensicherung bereits gemacht hatten. „Im Augenblick gibt es keine wichtigen Spuren, die uns weiterführen“, meinte Agent Spocky.

„Diese Typen sind wahrlich Spezialisten auf ihrem Gebiet gewesen und arbeiten höchst professionell. Wir werden Sie weiter über unsere Arbeit informieren.“

Als die Agenten das Zimmer verlassen hatten, wandte sich Dr.

Rosenport an die beiden Mitarbeiter. „Wenn die Polizei ihre Spurensicherung beendet und die Feuerwehr die Glaswände gereinigt hat, bitte ich Sie, eine Bestandsaufnahme über den ergangenen Schaden zu erstellen. Wir werden dann die Summe an die Versicherung melden.“ Dann besprachen die drei, welche Vorkehrungen getroffen werden mussten, damit so ein Angriff verhindert werden konnte. „So etwas müssen wir auf alle Fälle für die Zukunft vermeiden“, meinte Dr. Rosenport, und die beiden anderen stimmten voll zu.

Nachdem Luke wieder in seinem Büro war, machte er sich eine Liste mit den Namen der Kollegen, die ihm bei der Bestandsaufnahme behilflich sein konnten. Dann rief er die Leute an und bat sie in sein Büro. Am Ende der Besprechung lag den Männern ein Plan vor, nach dem sie am nächsten Morgen vorgehen wollten.

Als Luke sich am späten Nachmittag auf dem Highway befand, der ihn in sein gemütliches Heim führte, musste er sich gewaltsam von den Ereignissen in der Firma lösen. Ihm kam wieder die Begegnung mit der Direktorin in den Sinn, und er beschloss, seine Prinzessin auf die Reaktion der Schüler zu befragen.

Zu Hause empfing ihn zunächst seine Frau Lilly mit einem herzlichen Kuss und seinem Lieblingsessen, Kalbsschnitzel in Rahmsoße mit Kartoffelbrei und viel Gemüse. Diese Tatsache glättete nicht nur seine Sorgenfalten auf der Stirn, sondern ließ ihn entspannt das Geschenk des Feierabends genießen.

Beim Essen fragte er Esther nach der Reaktion der Mitschüler.

Diese begann, zwischen ein paar Bissen, davon zu erzählen.

„Mrs. Miller kam selbst in die Klasse. Sie hat sich vor die Schüler gestellt und zunächst einen Vortrag über die Arbeit in deiner Firma gehalten. Dann forderte sie die Schüler auf, die sich so hässlich benommen hatten, sich bei mir zu entschuldigen. Und sie kündigte harte Maßnahmen an, wenn das noch einmal geschehen würde.“

„Und? Kamen die Schüler an und haben sich bei dir entschuldigt?“ wollte Luke wissen. „Ja, ein paar kamen und entschuldigten sich. Aber nicht alle. Der blöde Kevin hat mich nur böse angesehen und ist in der Pause an mir vorbeigegangen.“

Luke und Lilly waren mit Esthers Bericht zufrieden, und Lilly räumte den Tisch ab. Esther verzog sich auf ihr Zimmer, und Luke schaltete den Fernseher an. Sie gaben gerade Nachrichten. Als sie den Bericht über den Anschlag in seiner Firma sendeten, stand Lilly hinter Luke und lauschte interessiert den Worten des Reporters. Später wollte sie von Luke mehr über diesen Vorfall wissen, was dieser mit seinen Worten ausschmückte. Lilly brachte zwischen den Sätzen ihre Abscheu über das unverschämte Verhalten dieser Umweltaktivisten zum Ausdruck.

Als die Nachrichten vorbei waren, mixte Luke zwei Cocktails für sich und seine Frau. Sie saßen auf der Couch und unterhielten sich über frühere Zeiten. Luke gab seiner Lilly einen zärtlichen Kuss. In diesem Augenblick kam Esther um die Ecke, um sich etwas zu trinken aus der Küche zu holen. Als sie die beiden so schmusen sah, rief sie, sich schüttelnd, aus:

„Iiih, wie eklig!“ Lilly und Luke sahen sich fragend an, und Luke rief: „Was meinst du, Prinzessin?“ „Na, der Austausch von Bazillen, wie schrecklich.“ „Sag‘ jetzt nicht, dass du noch niemanden geküsst hast“, rief Luke, ein wenig provozierend.

Er wollte doch seiner Tochter ein Geständnis entlocken. Diese stand, an einem Glas Cola nippend, plötzlich hinter ihnen.

„Ich schwör‘ dir, Daddy. Noch nie!“ „Meinst du damit, dass es noch kein Junge bei dir versucht hat?“ Jetzt wollte er es genau wissen. Esther blickte ihren Vater einen Augenblick nachdenklich an. Dann sagte sie: „Doch, der lange John aus der siebten hat es schon mal versucht.“ Da meldete sich Lilly:

„Du meinst doch nicht den hübschen Jungen, den alle anhimmeln?“ „Doch, Mom. Den meine ich.“ Jetzt wollten sie es beide wissen, Luke und Lilly. „Und, hast du?“ fragte Luke.

„Ich hab‘ ihm eine geknallt und gebrüllt, er solle mich in Ruhe lassen.“ „Wie hat er reagiert?“ „Er rieb sich seine Wange und knurrte nur: „Blöde Kuh, irgendwann krieg‘ ich dich noch.“

Dann ist er abgezogen.“ „Haben das noch andere mitbekommen?“ „Ja, meine Freundin Sally. Sie war entsetzt, dass ich diesem hübschen Jungen einen Korb gegeben habe.“

Luke und Lilly blickten sich an. Niemand wusste, was sie dachten, und Esther schob wieder ab, in ihr Zimmer. „Ist das normal?“ fragte Luke seine Frau. Die lachte und meinte: „Ich glaube schon, Darling. Sie wird noch rechtzeitig in ihrem Leben einen Jungen küssen, bevor sie uralt ist.“ Luke lachte ebenfalls, dabei machte er sich so seine Gedanken.

Nach dem dritten Cocktail blickte er Lilly an und fragte sie:

„Sag‘ mal, Schatz, denkst du eigentlich noch manchmal an ihn?“ Lilly wusste genau, wen er jetzt meinte, doch sie fragte, nun selbst provozierend, zurück: „Wen meinst du, Darling?“

Lukes Gesichtsausdruck wurde ein wenig ernster, als er antwortete: „Na, du weißt schon, wen ich meine.“

Lillys Gesicht wurde ebenfalls ernst. Es schien, als blickte sie in die Vergangenheit zurück. Dabei sprach sie langsam und bedächtig: „Ja, Liebster. Am Anfang unserer Ehe dachte ich oft daran, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich mit ihm gegangen wäre. Aber diese Gedanken kommen mir schon lange nicht mehr.“ Ihr Blick wurde wieder klar, und sie sah Luke lächelnd an. „Ich bin glücklich mit dir, Luke Travorney.

Und das weißt du genau.“ Als Schlusspunkt gab sie ihm wieder einen zärtlichen, langen Kuss. Luke atmete tief durch und sagte grinsend: „Pass auf, der Austausch von Bakterien kann gefährlich sein.“ Dann lachten sie laut, dass Esther es in ihrem Zimmer hörte.

Der Anschlag auf das Labor der Firma kostete den Konzern eine hübsche Summe Geld. Es wurde von Grund auf erneuert, und die Mitarbeiter fingen mit ihren Forschungen erneut an.

Sie knüpften an vorherige Ergebnisse an.

Wochen später, saß Luke in seinem Büro und war in Gedanken über das Forschungsprojekt vertieft. Hoffentlich waren sie bald wieder auf dem aktuellen Stand, den sie vor der Verwüstung bereits verzeichneten. Dann schweiften diese in die Zukunft, wie es wohl sein würde, wenn genug Nahrungsmittel erzeugt werden konnten, dass niemand zu hungern brauchte.

Da klopfte es an seiner Bürotür, und Joe, einer der Wissenschaftler, trat ein. An seinem Gesicht erkannte Luke, dass etwas Besonderes geschehen sein musste. „Luke“, sagte er, wobei es ihm kaum gelang, seine Erregung zu verbergen,

„Luke, wenn das stimmt, was ich gerade festgestellt habe, dann ist das die Rettung.“ „Nun, Joe, spann‘ mich nicht so auf die Folter“, antwortete dieser und blickte ihn erwartend an.

„Luke, wir haben all die Monate einen großen Fehler gemacht.“ „Wieso?“ „Weil wir die falschen Verbindungen geknüpft haben. Durch diesen verrückten Anschlag mussten wir wieder von vorn beginnen.“ „Ja, ich weiß! Los, weiter!“ „Es ist uns dieses Mal gelungen, das richtige Gen zu finden und zu verändern.“ „Und? Was bedeutet das?“

„Das bedeutet, dass wir jetzt Getreidepflanzen züchten können, die sowohl extreme Hitze als auch extreme Kälte abkönnen. So könnten wir Nahrung in extrem heißen und kalten Regionen anpflanzen und ernten. Damit ist die Menschheit in der Lage, auch in den entlegensten Gebieten Nahrung anzubauen und zu überleben.“ „Du meinst, wir haben die Menschen dadurch gerettet? Und du meinst, dass dieser verdammte Anschlag eigentlich ein Segen für uns war?“ Joe nickte und lachte vor Freude. „Ja, und es kommt noch besser. Bei den Meeresfrüchten sind wir auch auf interessante Ergebnisse gestoßen, die ich aber noch nicht kommentieren kann, weil es noch zu früh für ein Ergebnis ist.“

Luke war aufgesprungen und umarmte den Wissenschaftler.

„Joe, weiß das schon die Führungsetage?“ „Nein, noch nicht.

Ich denke, es ist noch zu früh. Wir müssen noch ein wenig weiterforschen, ehe wir die da oben informieren.“ „Okay, dann viel Glück und Erfolg.“ Damit war Joe draußen, und Luke überdachte noch einmal die letzten Minuten, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.

Die Presseabteilung des Konzerns sorgte dafür, dass einige, äußerst positive Artikel in Tageszeitungen, besonders in Fachblättern, veröffentlicht wurden, um damit die Bevölkerung, und besonders die Umweltaktivisten, in eine Richtung zu lenken, die aus den Gegnern der notwendigen Forschungsprojekte Befürworter machte. Sie sollten zu Mithelfern an diesen Projekten werden, da die Verantwortung um die Ernährung jeden anging.

Kapitel 2

Tim Brookman war mit einer Laune in die Firma gefahren, die noch nicht wusste, ob sie sich in den unteren Bereich begeben würde oder ob es ihr gelänge, in positive Gefilde zu steigen. Ausgelöst wurde seine Stimmung durch die Börsennachricht in den frühen Morgenstunden. Die Aktie der Winnipeg Corporation in Boston/ Massachusetts war immer weiter gefallen. Wenn das so weiterginge, würden noch mehr Aktionäre abspringen und ihre Aktien verkaufen.

Nun, es war normal, dass die Börsendaten auf- und abstiegen.

Doch die gesamte US-Wirtschaft war auf einem strengen Marsch in eine Rezession. Man merkte es an allen Enden, z.

B. in der Autoindustrie, dem Handel und Handwerk oder der Landwirtschaft. Der Trend ging unweigerlich nach unten.

„Da muss unbedingt etwas geschehen“, war sich Tim im Klaren. Mittlerweile waren drei Jahre nach dem Börsengang der Firma vergangen. „Eigentlich müssten wir noch einen Konzern schlucken, der in unsere Sparte passt“, sinnierte Tim auf seiner Fahrt ins Büro. „Ich werde mal recherchieren, was sich da in der näheren und ferneren Umgebung tummelt. Dann muss ich nur noch die Firmenleitung und diese den Aufsichtsrat von der Notwendigkeit einer Firmenübernahme überzeugen.“

Mit diesen Gedanken, die seine Laune tatsächlich wieder in höhere Sphären katapultierten, erreichte er die unterirdische Garage. Kaum war er auf seiner Büroetage angelangt, hieß ihn Selma, seine Sekretärin, aufgeregt willkommen. „Hallo, Tim!

Charly hat schon zweimal angerufen. Er will dich unbedingt sprechen. Ich glaube, in der Chefetage ist dicke Luft.“

„Okay“, antwortete Tim gelassen, griff nach seiner Tasse Kaffee, die ihm Selma reichte, und verschwand pfeifend in sein Büro. „Na, dem wird die gute Laune gleich vergehen“, murmelte Selma vor sich hin und machte sich wieder an ihre Arbeit.

Als Tim den Kaffee getrunken hatte, griff er zum Telefon.

„Hier Maloy“, hörte er Charly sprechen. „Hallo, Charly, brennt die Hütte bei dir?“ „Ja, Tim. Du hast es erfasst. Komm‘ mal gleich ´rüber. Ich muss was mit dir besprechen.“

Charly wartete schon ungeduldig. Sie nahmen beide in der

„Palaverecke“ Platz, wie Charly sie nannte. Dann schoss er los: „Also, Tim, die da oben sind von der Entwicklung an der Börse frustriert. Es soll etwas geschehen, damit die Aktie wieder steigt. Schließlich war sie von über hundert Dollar auf siebenundsechzig Dollar und neunundzwanzig Cent gefallen.

Das ist schon ´ne Hausnummer.“ Tim nickte und grinste leicht. „Findest du das lustig, Tim?“ fragte Charly erstaunt.

„Nein, das ist es nicht“, meinte Tim. „Ich grinse nur, weil ich mich genau mit diesem Problem auf der Hinfahrt beschäftigt habe.“ Charly nickte und knurrte etwas, wie: „Dann bist du ja am Ball, mein Lieber.“

Nun unterbreitete Tim dem Vorgesetzten seine Vorschläge.

Dieser hörte konzentriert zu. Ab und zu nickte er mit dem Kopf oder bekundete sein „nicht einverstanden“ durch Kopfschütteln. Am Ende von Tims Rede schwieg er eine Zeit lang.

Dann straffte sich sein Körper, und er meinte: „Das hört sich ja alles plausibel an, und ich werde es an die Chefetage weiterleiten, wenn du einverstanden bist?“ Tim nickte sein Okay.

Dann brachte Molly, Charlys Sekretärin, Kaffee, den die beiden Männer genüsslich zu sich nahmen.

Kurz vor Feierabend, erreichten Tim zwei Nachrichten, die sein Gemüt ein wenig rüttelten. Die eine war von seiner Frau Mary. Sie berichtete ihm über Handy-App, dass ihr Vater erkrankt sei und dass sie für ein paar Tage nach Wisconsin fahren würde, um ihre Mutter zu unterstützen. Zum Schluss sandte sie noch einen Gruß von David, dem Sohn, der sich im ersten Jahr auf dem Paul-Getty-College in Philadelphia befand und Soziologie und Philosophie studierte.

Die zweite Nachricht war von Charly Maloy. Die Chefetage hatte seine Vorschläge abgelehnt. „Wir steuern auf eine Rezession zu“, sagte Charly, „und deshalb wollen die da oben nichts riskieren. Sie versuchen, in der Firma hier und in Winnipeg entsprechende Ressourcen aufzuspüren und zu nutzen.“

Von beiden Nachrichten war Tim nicht erbaut. Zum einen musste er sich die nächsten Tage selbst versorgen, was er gar nicht mochte. Zum anderen ärgerte er sich über die Nachricht von oben. „Dann recherchiere ich eben selbst“, war sein Kommentar dazu. Er hatte plötzlich keine Lust mehr zu arbeiten und räumte seinen Arbeitsplatz auf. Danach machte er sich zum nächsten Imbiss auf, um sich körperlich zu stärken.

Genüsslich verzehrte er zwei Hamburger und war mit seinen Gedanken bei Mary. Sie war doch eine wunderbare Frau, und genau die hatte er gebraucht. Sie kam, als er tief unten war und den Schmerz über den Verlust seiner großen Liebe, Lilly Fitchner, noch nicht verarbeitet hatte. Die hatte ihm sein bester Freund weggeschnappt. Eine ewige Freundschaft war damit zerstört worden, und aus Zuneigung hatte sich Hass entwickelt. Als er bei diesen Gedanken angelangt war, befahl Tim seinem Gehirn, nicht weiterzumachen. Er wollte sich nicht wieder mit diesem Kram belasten. Nach dem dritten Hamburger und zwei Bier entschloss er sich, das leerstehende Heim aufzusuchen und im Internet zu recherchieren.

Bis weit nach Mitternacht, surfte er nach Firmen, die, wie sein Konzern, mit der Herstellung von Lebensmitteln und deren Forschung beschäftigt waren. Dabei stieß er auf drei Firmen, die für eine genauere Untersuchung infrage kamen. Eine Firma war in Detroit, die zweite befand sich in Florida, und die dritte hatte ihren Sitz in Houston/Texas. Müde und abgespannt, schaltete er gähnend seinen Laptop ab. Es war Zeit, endlich ins Bett zu verschwinden.

Gegen sieben Uhr, am nächsten Morgen, klingelte das Telefon. Verschlafen meldete sich Tim. Es war Mary, die ihm kurz berichtete, dass ihr Dad ins Krankenhaus eingeliefert worden war und auf der Intensivstation liegen würde. „Ma ist ganz verzweifelt. Ich kann sie in diesem Zustand nicht alleine lassen“, sagte Mary. Tim hörte geduldig zu und fragte nur:

„Wie lange wird es dauern?“ „Ich denke, vierzehn Tage bis drei Wochen. Es wird sich entscheiden, wie es Dad geht.

Hoffentlich wird es wieder mit ihm.“

Nach dem Anruf war Tim unzufrieden und ging knurrend ins Bad. Er mochte nicht gern allein sein. „Also werde ich mich noch mehr in die Arbeit stürzen“, beruhigte er sich selbst und machte sich daran, sein Frühstück vorzubereiten.

Auf der Arbeit bat er Selma, für ihn im Internet zu recherchieren und ihm die Informationen über die drei Firmen zusammenzustellen. Sie schaute ihn erst ein wenig fragend an, machte sich dann aber an die Arbeit. Am frühen Nachmittag hatte Tim drei Mappen vor sich liegen, in die Selma so viel Informationen gesteckt hatte, dass ihm beim bloßen Durchblättern ein wenig schwindlig wurde. „Na, das wird meine Bettlektüre sein, wie gut, dass Mary bei ihren Eltern ist, sonst gäbe es wieder Probleme.“

Kurz darauf erhielt er eine Nachricht über Handy von David.

Er schrieb ihm, dass er eine Klausur mit Bestnote geschrieben hatte und freute sich riesig. Die Freude griff auch auf Tim über, der sich fertigmachte, in seinen Imbiss hereinzuschauen, um sein Abendbrot zu vertilgen.

Wieder daheim, machte er den Kamin an. Als eine behagliche Wärme durch das große Wohnzimmer zog, legte Tim seine Lieblings-CD auf und fuhr den Laptop hoch. Dann nahm er sich die Hefter der Firmen vor und las zunächst die Informationen, die Selma für ihn gesammelt hatte. Zunächst beschäftigte er sich mit der Firma in Florida.

Petterson & Brunswick nannte sie sich. Petterson war ein Schwede, der die Hälfte der Anteile an der Firma besaß. Sie beschäftigten sich mit Solar- und Bewässerungsanlagen.

Knapp einhundertfünfzig Mitarbeiter hatte der Betrieb. Er las noch ein wenig weiter. Doch so ein mittelständischer Betrieb war nicht das, wonach Tim eigentlich suchte. So schloss er die Mappe und schlug die nächste Firma auf.

Der, in der Nähe von Detroit gelegene Konzern war schon größer. Über fünfhundert Mitarbeiter weltweit waren damit beschäftigt, Farmer mit großen bis riesigen Anbaugebieten zu unterstützen und ihre Unternehmen gewinnbringend anzulegen. Besonders war dieses Unternehmen in Ostafrika tätig, um die Wirtschaft dort aufzubauen und die vielen Kleinbauern zu Genossenschaften zusammenzuführen, damit sie erfolgreicher arbeiten konnten. Diese Firma hatte schon eine sechzigjährige Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Bilanzen der vergangenen Jahre zeigten eine kontinuierliche Entwicklung nach oben. Tim nahm diese Tatsache wohlwollend zur Kenntnis. So etwas hatte er im Hinterkopf, als er sich eine Übernahme von Firmen vorstellte.

Doch zunächst wollte er sich der dritten Firma in Houston widmen. Er holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ließ das kühle, erfrischende Nass in seine Kehle herunterfließen. „Aah! Tut das gut“, war sein zufriedener Kommentar. Dann klappte er den nächsten Hefter auf.

Als erstes fiel ihm die Größe dieses Konzerns ins Auge.

„Yosemite Incorporation“ las er halblaut und staunte dabei über das Mitarbeiterpotential, das fast an die tausend Angestellte erreichte. Dann las er interessiert weiter. Die Firma führte Genprojekte an Lebensmitteln durch, die Tim erstaunen ließen. Es war bemerkenswert, was diese Leute bei der Entwicklung der Esswaren bereits gemeistert hatten. Tim war überrascht, als er über die Angriffe der Umweltaktivisten las.

Das Tohuwabohu durch diese Typen hatte der Firma einen erheblichen Schaden zugefügt. Richtig amüsant wurde es für Tim, als er an die Stelle kam, wo die Fachleute aus diesem Schaden neue Erkenntnisse gewannen und daraus einen riesigen Gewinn für den Konzern erwarben.

„Das ist doch mal ein richtiger Leckerbissen von einer Firma“, meinte er und musste über seine eigene Aussage schmunzeln. Vor seinem geistigen Auge wuchsen Gedanken von der Übernahme in seinen Konzern. Aber er wusste, dass man an solche Absichten vorsichtig herangehen musste. Er nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. Da klingelte sein Handy.

Es war Mary. Sie teilte ihm mit, dass ihr Vater schon wieder auf die normale Station gekommen war, da es ihm etwas besser ging. „Und, wie läuft’s zu Hause?“ wollte sie wissen.

„Wie soll es laufen? Ich bin mit Aufgaben der Firma beschäftigt, das verkürzt die Wartezeit auf dich.“ „Hast du etwas von David gehört?“ „Ja, er hat eine Klausur als Bester geschrieben und war ganz aus dem Häuschen.“ Dann plauderten die beiden Eheleute noch ein wenig, bevor Mary auflegte.

Tim las weiter über die Informationen der texanischen Firma.

Dann gab er ihren Namen in den Laptop ein. Erstaunt blickte er auf ein riesiges Firmengelände, das in einem Außenbereich von Houston lag. Dann las er die Namen der Verantwortlichen und schaute sich die Bilder an, die sie auf ihrer Seite zeigten.

Sie machten einen positiven Eindruck auf Tim. Besonders interessierten ihn die Bilanzen, die diese Firma im Internet veröffentlicht hatte. „Das wäre genau das, was unser Konzern benötigt, um den Aktienberg wieder zu erklimmen“, war seine Überzeugung. Dann machte er sich daran, einen kurzen Artikel über die Firma zu schreiben, damit er Charly etwas an die Hand geben konnte.

Dieser machte am nächsten Morgen, als Tim mit ihm redete, ein fragwürdiges Gesicht. „Aber, ich habe dir doch schon gesagt, dass die da oben keine Erweiterung wünschen.“ „Das mag sein, Charly“, antwortete Tim, etwas ungeduldig. „Aber die Zeiten ändern sich, und dann sind die da oben froh, wenn sie etwas in der Hand haben, das sie auf den richtigen Weg führt.“ „Wenn du meinst“, sagte Charly und nahm ihm seinen kurzen Bericht ab. Dann legte er ihn in seine Schreibtischschublade und verabschiedete Tim mit den Worten: „Ich lass es dich wissen, wenn ich neue Informationen habe.“ Damit ging dieser in sein Büro zurück, um sich auf die Arbeit zu stürzen, die dort auf ihn wartete.

***

Zwei Monate waren vergangen. Die Forschungsabteilung bei der Yosemite Inc. war dazu übergegangen, praktische Ergebnisse zu erzielen. Sie hatten die genmanipulierten Weizen- und Haferkörner eingepflanzt und für die heranwachsenden Pflanzen ein Umfeld geschaffen, das sie auch in der freien Natur antreffen würden. Drei verschiedene Kästen wurden mit Hitze bestrahlt, während die anderen drei Felder der Kälte ausgesetzt waren. Nach einer Woche steckten die jungen Pflanzen ihre Köpfe aus dem Erdreich und arrangierten sich mit ihrer Umwelt. Und tatsächlich! Sie wuchsen alle heran.

Nach drei Wochen wurden die Pflanzen untersucht. In jeder der einzelnen Ähren entwickelte sich ein Fruchtstand. Die Forscher waren darüber erfreut und schrieben ihre Berichte.

Luke las die Berichte und machte sich schon Gedanken, wie die Forschung in das reale Leben übertragen werden konnte.

Doch mit dem Erfolg kam auch wieder die Kehrseite. Einige Mitglieder bei den Umweltaktivisten hatten sich nicht von der guten Absicht des Konzerns, den Menschen zu helfen, überzeugen lassen. So bildeten sich erneut Ansammlungen von Demonstranten, die vor dem Firmengebäude laut ihren Unmut verkündeten.

Luke blickte von einem Fenster im zweiten Stock auf die Menge der schreienden Menschen herunter, die ihre Transparente hochhielten und sich immer wieder an vorbeiströmende Passanten wandten, um sie von der Richtigkeit ihrer Aktionen zu überzeugen. Lukes Blick ging suchend über die Aktivisten, als wollte er bestimmte Menschen darunter erkennen. Auf einmal stutzte er. Dann blickte er genauer hin und fokussierte seine Augen auf eine Person, die er kannte. „Aber das ist doch nicht möglich“, sagte er zu sich selber. Luke meinte, seine Tochter Esther unter den Demonstranten erkannt zu haben.

Er wandte sich ab, ging zu seinem Schreibtisch und rief seine Frau Lilly an. Als sie sich meldete, rief er, ein wenig erregt, in den Hörer: „Hallo Schatz, wusstest du, dass unsere Tochter unter den Aktivisten ist, die hier vor der Firma demonstrieren?“ Am anderen Leitungsende wurde es still. Da Luke keine Antwort erhielt, war es ihm klar. Lilly hatte davon gewusst. „Du hast davon gewusst“, bellte er ins Telefon. „Ich bin nur von Aasgeiern umgeben, die mein Leben zerstören“, rief er empört. Lilly hörte sich sein Geschrei verständnisvoll an. Dann versuchte sie, ihren Mann zu beruhigen. Als das nichts fruchtete, legte sie einfach auf. Luke, der noch immer vor sich hin schimpfte, merkte erst später, dass die Leitung schon tot war. Wütend knallte er den Hörer auf das Telefon und ging wieder ans Fenster. Der Haufen von Demonstranten hatte sich inzwischen aufgelöst. Einige standen noch, sich unterhaltend, auf dem Platz. Luke suchte seine Tochter und fand sie nicht mehr. „Na, die kann was erleben“, brummte er und kehrte unzufrieden an seinen Schreibtisch zurück.

Als er ziemlich spät in sein trautes Heim zurückkehrte, würdigte ihn seine Frau keines Blickes. Kein Wort, kein Kuss, kein willkommen heißen. Das brachte Luke noch mehr in Rage. Deshalb rührte er das Essen nicht an, das auf dem Tisch stand. Auf seine Frage: „Wo ist Esther?“ erhielt er ebenfalls keine Antwort.

Stinkig über diese Situation, ging er in sein Arbeitszimmer und setzte sich auf die Couch, die dort stand. Langsam fuhr er wieder herunter und überlegte, was er falsch gemacht hatte.

Er schalt sich einen Narren und überlegte, wie er den Hausfrieden, der ganz jämmerlich schief hing, wieder geradebiegen konnte. Es war ihm gar nicht bewusst, dass er fast eineinhalb Stunden so gesessen und vor sich hin philosophiert hatte, als die Haustür ins Schloss fiel. An der Stimme hörte er, dass Esther nach Hause gekommen war. Bevor er aufstand, um sich nach unten zu begeben, mahnte er sich selbst zur Ruhe und Sachlichkeit.

Dann ging er langsam die Treppe hinunter. Dabei hörte er, wie Lilly auf ihre Tochter einredete. Als er sich im Wohnzimmer blicken ließ, starrten ihn die beiden Frauen an. „Jetzt kommt das dicke Donnerwetter“, dachten sie beide und waren innerlich gespannt auf das Gewitter, das nun auf sie herabstürzen würde.

Doch Luke sagte nur freundlich „Guten Abend“ und ging, ohne weitere Beachtung, an ihnen vorbei. Lilly und Esther schauten sich fragend an. Beide sagten kein Wort. Luke setzte sich auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Sie brachten gerade Nachrichten. Natürlich kam auch die Demonstration vor dem Konzern zur Sprache und wurde gezeigt. Ein Fernsehjournalist gab seinen Kommentar ab. Auf einmal schwenkte die Kamera auf die Demonstranten, und Esther erschien voll im Bild. Als sie und ihre Mutter das sahen, erschraken sie und waren erst recht auf ein Donnerwetter von Luke gefasst.

Doch der sagte keinen Ton. Nach den Nachrichten machte es

„Klick“, und der Fernseher war aus. Eine bedrohliche Stille schwebte im Wohnzimmer. „Nun sag‘ schon endlich was!“ rief Lilly ihm zu. Luke drehte sich langsam zu ihr und seiner Tochter um. Man sah ihm an, dass er bewegt war. „Ich verstehe nicht, wie du mir so in den Rücken fallen konntest“, sagte er nur und blickte Esther mit einem vernichtenden Blick an. Ihre Reaktion war typisch für siebzehnjährige Teenager.

Sie zog einen Flunsch und sagte schnippisch: „Wieso? Das war doch nur gegen deine Firma gerichtet und die fürchterlichen Experimente, die die machen. Es war überhaupt nicht gegen dich.“ „Aber, ich arbeite dort, und ich identifiziere mich mit der Firma. Sie ist ein Teil von mir“, sagte Luke leise.

Lilly hatte Mitleid mit ihrem Mann. Sie ging zu ihm `rüber und sagte: „Nun, nimm es nicht persönlich, Luke! Du musst es auch von der sachlichen Seite sehen. Die jungen Menschen haben Angst vor genbehandelten Lebensmitteln. Sie wissen nicht, was auf sie zukommt.“

„Das kann ich dir sagen, Lilly“, antwortete Luke mit klaren Worten. „Sie werden in zehn oder zwanzig Jahren nicht genug zu essen haben. Dann werden sie ums Essen und Wasser kämpfen. Es wird Kriege geben, und sie werden sich gegenseitig töten.“ „Nun, mal‘ man nicht den Teufel an die Wand“, war Lillys Kommentar. Esther rief aus der Küche: „Keiner weiß, ob die manipulierten Pflanzen gut für unsere Gesundheit sind.“ „Aber dafür müsste man es doch erst einmal ausprobieren und testen“, rief Luke, und schon befanden sich die drei in einer heftigen, aber sachlichen Diskussion, die sich fast über eine Stunde hinzog. Am Ende erreichten sie zwar keine Einigung, saßen aber am Tisch und aßen gemeinsam, was Lilly zubereitet hatte.

In der Firma waren die Protestaktionen der Umweltaktivisten zu einem Problem geworden. Die Medien stürzten sich auf den Konzern, als wollten sie ihn auseinandernehmen. So suchte man dringend nach Möglichkeiten, mit den Aktivisten ins Gespräch zu kommen, um sie erneut von der guten Sache zu überzeugen. Doch wer sollte die Gespräche führen? Alle, die von der Leitung dazu angesprochen wurden, wehrten dankend ab. Man wollte mit diesen Leuten nichts zu tun haben.

Inzwischen hatte es sich zum Leidwesen Lukes herumgesprochen, dass auch seine Tochter unter den Demonstranten war.

Dort spielte sie bereits eine tragende Rolle in der Anführung der meist jungen Männer und Frauen. So wurde Luke eines Morgens in die Chefetage bestellt.

Auch an ihm waren die Ereignisse der letzten Tage und Wochen nicht spurlos vorübergegangen. Besonders die Auseinandersetzungen mit seiner Tochter, die ausschließlich in der heimischen Küche stattfanden, hatten ihn zum einen für die Argumente der Aktivisten sensibilisiert, und zum anderen entdeckte er in ihren Argumenten den falschen Ansatz, so dass er immer mehr Gegenargumente gegenüber seiner Tochter ins Feld führte. Sie schenkten sich bei ihren Streitgesprächen nichts, und keiner von ihnen wollte einen Millimeter von seinem überzeugten Terrain nachgeben.

Mit dieser Erfahrung betrat Luke das Büro des obersten Bosses, Dr. Gilbert Rosenport. Einige Männer der hohen Führung waren ebenfalls anwesend. Luke wurde ein Platz angeboten, den er dankend annahm, und setzte sich. Dann blickte ihn Dr.

Rosenport mit seinen grünen Augen, die einer Raubkatze glichen, an und begann die Verhandlung.

„Hi, Luke! Zunächst bedanke ich mich, dass Sie unserer Aufforderung gefolgt sind. In der letzten Zeit habe ich die erwartete Solidarität unserer Mitarbeiter vermisst, den Kampf gegen die Umweltlobby aufzunehmen.“ Luke nickte und sah sich die anderen Teilnehmer dieser Konferenz an, von denen er nur zwei kannte, Dr. Kent und einen Typen in den mittleren Jahren, von dem er aber den Namen nicht wusste.

„Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie eine ziemlich draufgängerische Tochter haben, Luke. Diese macht uns, da sie auf der anderen Seite steht, viel zu schaffen.“ Luke blickte seinen Chef mit einem klaren Blick an. Ja, er litt selbst unter dieser Situation. Aber er wollte den Ruf seiner Tochter nicht durch seinen Boss zerstören lassen. Das ging gegen seine Familienehre. Als Dr. Rosenport den Blick von Luke empfing, sagte ihm dieser sehr viel, denn er war in der Körpersprache geschult und nutzte diese, so oft er konnte.

Deshalb brach er seine einführenden Worte ab und legte die Karten auf den Tisch. „Luke, wir finden niemanden in der Firma, der bereit wäre, mit den Aktivisten zu verhandeln. Ich kann mir vorstellen, dass Sie bei den Gesprächen mit Ihrer Tochter ein gutes Maß an Argumenten gefunden haben, um diesen Leuten gegenüberzutreten.“

Nun musste Luke doch schmunzeln, weil in Sekundenbruchteilen das letzte Wortgefecht mit Esther in seinem Gehirn auftauchte. Er nickte und antwortete seinem Boss mit wohlüberlegten Worten: „Ja, Dr. Rosenport. Es stimmt, ich habe in der letzten Zeit einige Erfahrungen im Umgang mit den Aktivisten gesammelt.“ Dann überlegte er kurz und stellte sich das überraschte Gesicht seiner Tochter vor, wenn er den Umweltaktivisten gegenübertreten würde. Sein entschlossener Gesichtsausdruck zeigte Dr. Rosenport, dass sich Luke für die Sache der Firma entschieden hatte. Und so war es auch.

Luke nahm den Job an, obwohl ihm nicht wohl dabei war.

Draußen hatte sich zum wiederholten Male eine große Menschenmenge angesammelt, die ihrem Protest gegen die vermeintlichen Umweltsünden des Konzerns Luft machte und über Megaphone laut ihre Sichtweise der Dinge hinausposaunte. Auf Transparenten hatten sie ihre Forderungen geschrieben: „Stopp mit den Genmanipulationen“, „Vergiftet die Umwelt nicht“, „Stoppt die Mörder unserer Zukunft“.

Passanten, die etwas anderes im Kopf hatten, als zu demonstrieren, schoben sich an den jungen Menschen vorbei und pöbelten einige von ihnen an. Dafür ernteten sie giftige Blicke und böse Antworten. Ein Teil dieser Leute blieb jedoch stehen. Sie lasen die Aufrufe auf den Transparenten und hörten sich die lauten Argumentationen der Umweltschützer an. Verschiedene Kanäle des Fernsehens hatten ihre Mitarbeiter entsandt. Sie standen mit ihren Kameras dabei und filmten, während die Kommentatoren ihren Bericht ins Mikrofon sprachen, der aufgezeichnet wurde. Auch Journalisten der verschiedenen Zeitungen wetteiferten um die Berichte für ihre Blätter.

Luke trat an ein Fenster im ersten Stock des Firmengebäudes und öffnete es. Der Lärm vieler Stimmen drang an sein Ohr, und sein Gehirn versuchte, ihn einzuordnen. Dann ergriff er sein Megaphon und brüllte gegen den Protestrausch an.

„Könnt ihr vielleicht einen Augenblick ruhig sein und meine Botschaft hören, die ich euch zu sagen habe?“ Das Gegenteil war der Fall. Die Buhrufe wurden lauter, und die Transparente wurden hoch- und runtergehoben. Luke wartete geduldig, denn jetzt war Ruhe notwendig, um überhaupt gehört zu werden. Esther, die ihren Vater erkannte, überlegte einen Augenblick und versuchte dann ihrerseits, die Demonstranten zur Ruhe zu bewegen. Endlich wurde der Lärm erträglich, und Luke setzte sein Megaphon wieder an die Lippen.

„Wir verstehen euren Unmut und die Absicht, gegen unsere Arbeit zu demonstrieren!“ Einen Augenblick war es still.

Doch dann fingen einige laut an zu lachen, was die anderen ansteckte. Ein Teil der Umweltjünger war jedoch interessiert, was Luke weiter zu sagen hatte. Deshalb mahnten sie ihre Mitstreiter zur Ruhe. Wieder dauerte es eine Zeit lang, bis Luke seine Ansage fortsetzen konnte.

Er lud die Aktivisten zu einer Konferenz am nächsten Montag ins Firmengebäude ein. „Wir werden reden – und ich bin überzeugt – wir werden zu einem Ergebnis kommen, glaubt mir.“ Mit diesen Worten, die ihre Wirkung bei manchen Demonstranten nicht verfehlte, war die Gruppe gespalten, und sie löste sich nach einer halben Stunde zwanglos auf. Damit hatte Luke zunächst ein Teilziel erreicht. Nun galt es, sich auf die Auseinandersetzung mit den Umweltschützern vorzubereiten. Entschlossen, aber auch ein wenig müde, ging er in sein Büro. Dort wartete Lyndon auf ihn. „Bravo, Luke, das hast du gut gemacht. Nun haben wir erst einmal bis Montag Ruhe. Hast du schon irgendwelche Gedanken, wie du die Sache anpacken willst?“ Luke überlegte einen Augenblick und sagte, wobei er sich auf seinen Bürostuhl setzte und einen Blick auf die angestaute Arbeit warf: „Ja, ich denke, ich habe da einige Gedanken. Ich werde dich bis zum Wochenende einweihen, ist das früh genug?“ Lyndon nickte und verließ sein Büro.

Am Tag, als die Konferenz stattfinden sollte, war es sehr heiß.

Die Sonne meinte es gut, und das Thermometer stieg auf 95° Fahrenheit (35° C.). Die Menschen schwitzten und machten keinen Schritt auf die Straße, wenn es nicht nötig war.

So versammelte sich eine kleinere Gruppe von Umweltaktivisten im großen Konferenzraum, als die Firmenleitung erwartet hatte. Es standen genug gekühlte Getränke, Kaffee, sowie Tee auf den Tischen. Außerdem standen Teller mit Keksen und salzigem Gebäck bereit.

Luke, der die Gesprächsführung übernehmen sollte, blickte auf Dr. Rosenport, der nur als Zuhörer anwesend war und an der Seite saß. Nachdem sich die meisten durch Getränke erfrischt hatten, wurde die Unruhe dieser Vorgänge gedämpft, und Luke konnte beginnen.

„Liebe Anwesende“, begann er, „wir wollen heute mit Ihnen über unsere Arbeit sprechen. Dabei möchten wir Ihnen die Notwendigkeit unserer Forschung erklären. Vielleicht bringt mein Vortrag Einsichten in unser Handeln. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir dann Lösungsmöglichkeiten suchen, wo, Ihrer Meinung nach, noch Unstimmigkeiten bestehen.“

Dann folgte ein Bericht über die Arbeit der Firma zum Wohle der Menschheit. An den Gesichtern der Teilnehmer konnte man dabei Zustimmung oder Ablehnung erkennen. Nach gut einer Stunde war Luke mit seinem Bericht fertig.

Dann kamen die Einwände, die von den Umweltschützern erhoben wurden. Luke schrieb alles auf. Am Ende der Diskussion, die sich durch die Vetos der Umweltaktivisten ergab, hielt Luke eine lange Liste in der Hand, auf der Änderungsvorschläge verzeichnet waren, welche die Firma überprüfen wollte. Es wurde ein weiterer Termin in zwei Monaten angesetzt, und die Gruppe löste sich am frühen Nachmittag auf. Dr. Rosenport war bis zum Ende geblieben und gab Luke zu verstehen, dass er umsichtig und positiv für die Firma gehandelt habe. Luke begab sich, zufrieden aufatmend, in sein Büro, um Feierabend zu machen.

***

Durch die Bekanntmachung in den Medien war die Kenntnis über den Kampf der Umweltschützer gegen die, nach ihrer Meinung falschen Maßnahmen durch die Genveränderung bei den Getreidesorten nicht nur in Nordamerika, sondern durch die Nachrichten in der ganzen Welt verbreitet worden.